Seiten

Montag, 31. Januar 2022

Stolpersteine vor der Staatsoper

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.


Aktuell trifft sich das braune Pack sonnabends in der Innenstadt und unter der Woche in vielen Stadtteilen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Letztlich wollen die Demonstranten aber nichts anderes als einen faschistischen Staat, marschieren inzwischen nicht mehr nur von der AfD begleitet, sondern offen der NDP und anderen rechtsradikalen Parteien und Organisationen hinterher. 

Ein Teil der Stolpersteine vor der Hamburgischen Staatsoper. Der, der an Gustav Brecher erinnert, ist links oben in der zweiten Reihe.

Vor der Hamburgischen Staatsoper liegen zwölf Stolpersteine für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die während der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden. Einer von ihnen, der Dirigent und Komponist Gustav Brecher, wird am 5. Februar 1879 als jüngstes von drei Kindern in Nordböhmen geboren. Seine Mutter Johanna ist eine Tochter des orthodoxen Hamburger Oberrabbiners Isaac Bernays, sein Vater der Arzt Alois Brecher.

Als Gustav zehn Jahre alt ist, zieht die Familie nach Leipzig, wo das Kind das Gymnasium besucht. Nebenbei erhält der Junge Unterricht bei dem Komponisten, Pianisten und Musiktheoretiker Salomon Jadassohn. Im Alter von 17 Jahren wird sein erstes Werk uraufgeführt; Dirigent ist niemand anderes als Richard Strauss. Ein Jahr später beginnt Brecher sein Musikstudium am Leipziger Konservatorium und debütiert im gleichen Jahr als Dirigent. Im gleichen Jahr wird seine Sinfonische Phantasie "Aus unserer Zeit" von Richard Strauss in München und Berlin uraufgeführt.

Blick auf die Hamburgische Staatsoper.

In den folgenden Jahrzehnten lebt und arbeitet Brecher u.a. in Wien und Hamburg. In beiden Städten wird er von Gustav Mahler gefördert. Dirigiert Strauss die Erstlingswerke des jungen Brecher, dirigiert nun Brecher die Hamburger Erstaufführungen von Strauss' "Salome" und "Elektra". Während eines Engagements in Berlin lernt der 41jährige Brecher Gertrud "Gerti" Deutsch kennen und heiratet die 26jährige 1920. Nach Engagements, die Brecher durch halb Europa führen, lässt sich das Paar in Leipzig nieder.

Dort gerät Brecher schon früh mit den Nationalsozialisten in Konflikt. So sorgen schon im März 1930 bei der Uraufführung von "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" (Bert Brecht/Kurt Weill)  im Zuschauerraum uniformierte SA-Männer für Störungen. Die Aufführung kann nur mit Mühe beendet werden. Die Absetzung der Oper wird gefordert, aber schließlich kann die zweite Vorstellung stattfinden. 

Im Februar 1933 wird Brecher entlassen und erhält ein Berufsverbot. Am 4. März 1933 darf er noch ein letztes Mal in der Leipziger Oper dirigieren. Brecher und seine Frau werden gesellschaftlich isoliert. Es gibt Schilderungen, nach denen sogar die zu ihrem Haus führende Straßenbahnlinie auf potentielle Besucher überwacht wird. 

Vier weitere Stolpersteine vor der Staatsoper.

Das Paar verkauft sein Haus in Leipzig. Brecher übernimmt Engagements in Leningrad, Wien und Prag. Schließlich zieht das Paar zu Brechers Schwiegermutter Lili Deutsch nach Berlin, beantragt erfolgreich die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft und zieht nach Brünn. Mit der deutschen Annexion der Tschechoslowakei sitzt das Paar in der Falle und steht unter Druck, ein sicheres Zufluchtsland zu finden. Sie entschließen sich, nach Belgien zu gehen. Damit werden beide zu Staatenlosen, da die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft außerhalb des Protektorats Böhmen und Mähren nicht mehr gilt, ihnen als Juden der Rückerwerb der deutschen Staatsbürgerschaft als Juden verwehr ist. 

In Belgien treffen die Brechers auf Lili Deutsch. Zu dritt wollen sie nach Portugal auswandern. Die Schiffpassage ist für den 12. April 1939 gebucht. Sie kann trotz gültiger Papier und Empfehlungsschreiben des Portugiesischen Botschafters in Berlin nicht angetreten werden, da sich der Kapitän weigert. Das Ehepaar Brecher und Lili Deutsch suchen weiterhin nach einem sicheren Zufluchtsland, aber vergeblich. Sie sitzen im Seebad Ostende in Belgien fest. Am 10. Mai 1940 beginnt der deutsche Überfall auf Belgien. 

Das Schicksal des 61jährigen Gustav Brechers, seiner 44jährigen Frau Gerti sowie der 70jährigen Lili Deutsch nach der deutschen Besetzung ist unklar. Angeblich hat ein Fischer sie über den Ärmelkanal nach England übergesetzt. Das legen Schilderungen von Weggefährten und Einträge in belgische Immigrationsakten aus dem April 1941 nahe. In England kommen die drei aber nicht an. Gustav und Gerti Brecher sowie Lili Deutsch gelten als verschollen. 


Mehr zum Projekt "Verstummt Stimmen", in dessen Rahmen die ersten Stolpersteine verlegt wurden. 

Affiliate link zum Thema:

Sonntag, 30. Januar 2022

#pmdd2022: Der 28. Januar 2022

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2022 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite. 

Ein Garten voller Sperrmüll.

Ein komplett zerlegtes Schlafzimmer.

Wahnsinn, der erste Monat des neuen Jahres ist schon fast rum! Wie so oft in diesen Tagen gehen meine Gedanken ein Jahr zurück. Am 28. Januar 2021 versuchte ich gerade, Impftermine für Schwiegermutter zu ergattern, versuchte der Gatte, gesund zu werden. Inzwischen sind wir alle dreifach geimpft, und die damalige Hoffnung, dass sich mit der Impfung die Pandemie erledigt, hat sich zerschlagen, genau wie die Hoffnung, dass der Gatte wieder gesund wird. Wir lernen, mit der Krankheit zu leben und den aktuellen Status Quo zu schätzen.

Arbeiten ... 

... und nebenbei die heutige Corona-BPK verfolgen.

Heute ist erstmal Warten auf den Sperrmüll angesagt, wobei es Warten nicht so ganz trifft, denn coronabedingt muss die Abfuhr kontaktlos erfolgen. Ich habe also einen Zettel an die Haustür geklebt mit der Info, dass der Sperrmüll im Garten steht, wo sich die Müllwerker alles rausziehen, und bekomme ihr Eintreffen nur durch Zufall mit. Der Gatte hat von seinem Schreibtisch aus Gartenblick, ist aber beim Arzt, und mein Schreibtisch geht zur anderen Seite.

Der Fensterblick aus dem Heimbüro ist einfach schöner als der im echten Büro, vor allem, wenn tatsächlich mal die Sonne scheint.

Zum ersten Mal können wir beide auf dem Balkon in der Sonne sitzen und nutzen das, um den Einkaufszettel abzustimmen.

Briefmarkencollage.

Ansonsten ist heute ein ganz normaler Arbeitstag, an dem für einen Freitag ziemlich viel zu tun ist. Ich gönne mir eine Bildschirmpause, als der Gatte vom Arzt zurück ist - zum ersten Mal in diesem Jahr können wir zusammen auf den Balkon in der Sonne sitzen. Wir genießen es, dass der Himmel mal nicht grau und verregnet ist. 

Die heutige Einkaufstour beginnt im kleinen, vermeintlich leerem Einkaufszentrum. Der Gatte muss in den Drogeriemarkt; ich warte draußen auf ihn.

Teil 1 des Wocheneinkaufs ist erledigt. Wir freuen uns, dass wir Anzündholz ergatterten, denn ein Dänemark-Urlaub steht an. Der Gatte hat schon lange keine Lust mehr, selbst zu hacken, wenn's vermeidbar ist.

Teil 2 des Wocheneinkaufs. Der Gatte liebt die Suppenbecher ...

Mache ich sehr selten, aber heute will die Schoggi sofort angebrochen werden. Vorher wurden die Einkäufe verstaut, und jetzt warte ich auf den Gatten, der noch was besorgt.

Teil 3 des Wocheneinkaufs. Eigentlich stand für diesen Laden ja nur die Brause auf dem Zettel ...

Nach der Arbeit ist eine größere Einkaufstour angesagt. Wann immer möglich, erledigen wir den Wocheneinkauf am Freitag Nachmittag. Außerdem muss ich zur Post, die neue Maske für mein CPAP-Gerät abholen. Sie ist nach vier Wochen endlich da - Beatmungstechnik ist aktuell sehr gefragt. Ich bin gespannt, ob die neue Maske meine nächtliche Atemnot lindert.   

Das (fast) tägliche Ausräumen der Spülmaschine. 

Der zweite Schrank wird in Angriff genommen. Und: Die Wohnung ist gut geheizt, aber durch seine Erkrankung braucht der Gatte trotzdem Handschuhe.

Der zweite Schrank steht.

Es passt! Jetzt fehlen "nur noch" die Schubladen ...

Vor lauter Hasen ist kein Platz im Bett.

Und damit soll ich schlafen können?! Die neue CPAP-Maske macht mich erstmal ratlos. 

Einkäufe verräumen, Spülmaschine aus- und wieder einräumen, dann versucht sich der Gatte am Zusammenbau der Schlafzimmerschränke. Das geht sehr langsam voran, mehr als eine halbe Stunde am Stück kann er nicht daran arbeiten (ich helfe natürlich mit, soweit ich es kann). Immerhin steht abends der zweite Schrank. Es fehlen noch vier, darunter ein sehr breiter mit Schwebetüren und vielen Schubladen. Das wird uns noch ein paar Tage beschäftigen, aber es wird. Ich hätte schon lange den Aufbauservice bestellt, aber für den Gatten ist es wichtig, das Projekt alleine umzusetzen.  

Gleich ist das Abendessen fertig.

Die Spülmaschine läuft auch schon wieder.

Füße hoch und stricken.

Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*

Teezeit, dann das Schlafzimmer so weit aufräumen, dass wir darin schlafen können - eine Woche Schlafsofa reicht, auch, wenn wir ein schönes Schlafsofa haben. Füße hochlegen und stricken. Ich muss heute nicht kochen, es gibt Fast Food. Einen ruhigen Fernsehabend genießen, dann früh ins Bett - ich brauche aktuell mal wieder locker acht Stunden Schlaf, gerne mehr. Morgen müssen wir früh raus, denn der Gatte braucht noch Fahrdienst zur Herzsportgruppe.

*Affiliate links:

Samstag, 29. Januar 2022

Samstagsplausch KW 4/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XCVIII

Diese Woche war ein wenig chaotisch, aber immerhin sind wir mit dem Schlafzimmerumbau weiter. Früher wäre das ein Projekt für ein verlängertes Wochenende gewesen, aber jetzt beschäftigt es uns schon zwei Wochen. Immerhin: Das neue Bett und anderthalb Schränke stehen. Mit Glück kann ich am Wochenende noch ein paar Kisten und Koffer auspacken und muss kommende Woche nicht im Strandkleid ins Büro - an andere Kladage komme ich aktuell nämlich nicht, und mal eben was waschen geht auch nicht, da kein Platz für den Wäscheständer.

Der Gatte ist zwar sehr genervt, weil alles nicht mehr so geht wie früher, als er noch gesund war, aber das relativiert sich, wenn wir uns vor Augen halten, wie es vor einem Jahr war. Heute geht's zwar sehr langsam voran, aber es geht - so gut, dass er heute zum ersten Mal nicht völlig fertig von der Herzsportgruppe war, sondern meinte, er würde sich den Weg nächste Woche alleine zutrauen. Was für ein Fortschritt!

Die Sperrmüll-Abholung, die sich erst so schwierig anließ, klappte reibungslos. Ich stapelte alles am Durchgang zur Gemeinschaftswiese, so dass die Müllwerker sich das meiste rausziehen konnten anstatt durch's Gebüsch zu kriechen. In nicht mal 15 Minuten waren sie durch. Der Gatte befand zwar, sie hätten auch alles von der Terrasse holen können, aber ich hätte Angst um die Terrassenmöbel gehabt. Wenn die Jungs erstmal im Flow sind, sind die fix. Sie nahmen auch noch die Sachen mit, die vorm Altpapiercontainer des Blocks gegenüber standen - ich hoffe, die Nachbarn wollten ihr dort abgestelltes Mobiliar tatsächlich entsorgen. 

Hier gilt seit mittlerweile 98 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, kommen mit den Corona-Einschränkungen einigermaßen zu recht, vermissen aber dennoch die Zeit vor Corona sehr und hätten gerne wieder Normalität, Spontaneität. 

Mein Arbeitsplatz ist sicher, wenngleich meine Projekte von Corona betroffen sind. Wir gingen im März 2020 sofort ins Heimbüro und sind dort bis auf wenige Unterbrechungen noch immer. Ich komme mit der Arbeit im Heimbüro unterschiedlich gut klar. Aktuell kann ich besser im echten Büro arbeiten, da mehr Platz. Ich muss halt immer noch viel ausdrucken und abheften, Digitalisierung hin oder her, und das geht zu Hause nicht. Und mir fehlt tatsächlich der persönliche Austausch mit den Kollegen - so was stelle ich selten fest.

Bei der wöchentlichen Video-Konferenz mit dem ganzen Team ist deutlich zu merken, wie die Infektionszahlen unter Kinder und Jugendlichen hochschnellen, denn die meisten meiner Kollegen haben Kinder in Kita oder Schule. Im Laufe einer Woche haben sich die Zahlen verdoppelt. Ein Kollege meinte diese Woche, sie hätten die Hoffnung, von Corona verschont zu bleiben, aufgegeben, denn mit Kindern hätte man keine Chance. Die meisten von uns gehören zu Risikogruppen, dementsprechend sind wir natürlich alle geimpft, auch die Kinder, sofern älter als fünf.

Ich hätte vor zwei Jahren bei den ersten Corona-Fällen nie damit gerechnet, dass uns diese Moppelkotze so lange beschäftigt. Als dann Chef in unseren Corona-Krisenstab abberufen wurde, war mir zwar klar, dass es ernst ist, aber ich dachte, im Sommer erledigt sich das mit dem Virus von selbst. Als dann klar war, dass das nichts wird, war fast schon der Impfstoff da, also sind wir durch, wenn sich alle impfen lassen, aber dann kam die pure Unvernunft der Impfgegner, und inzwischen sind wir im dritten Corona-Jahr. 

Anfangs hatte ich ja noch viel Verständnis für Hin und Her in der Pandemiebekämpfung, schließlich war's für alle die erste Pandemie, aber inzwischen bin ich einfach nur noch genervt ob der Fehlentscheidungen wie aktuell der Abschaffung kostenloser PCR-Tests für Infizierte, weil man es einfach nicht gebacken bekam, genug Testkapazitäten zu schaffen. Wenn dann wenigstens alle gleichermaßen betroffen wären - aber nein, Bundestagsabgeordnete werden regelmäßig PCR-getestet, während die meisten Bürger zukünftig selbst zahlen müssen, wenn sie einen Infektionsnachweis benötigen. Heißt für uns, die entsprechende Summe zurückzulegen, für den Fall der Fälle - und Pech für die, die sich das nicht leisten können. 

Genervt bin ich auch von rücksichtlosen Morsgesichtern, und damit meine ich nicht nur die täglich demonstrierenden Seuchenvögel. Im Sportverein des Gatten ging tatsächlich einer aus der Herzsportgruppe wissentlich coronainfiziert zum Sport, sagte auch den Mitturnern nichts! Das betraf zum Glück nicht die Gruppe des Gatten, sondern die, die am Vortag stattfindet. Der Arzt, der beide Gruppen betreut, informierte heute darüber. Hoffen wir, dass es für alle Beteiligten glimpflich abgeht. 

Den Müttern und Tante geht's gut. Wir sind alle froh, bislang verschont worden zu sein. Mudderns hat inzwischen die Jahrestage ihres Schlaganfalls und des Todes ihres Mannes überstanden - wie schön! Jetzt steht noch Vadderns Geburtstag im März bevor, dann sollte das Schlimmste geschafft sein. Danach wird's leichter. Mudderns wird von Telefonat zu Telefonat vergesslicher, und ich bin unsicher, ob das Desinteresse oder beginnende Demenz ist. Wir werden sehen.

Schwiegermutter benimmt sich weiterhin einfach schlimm, und mir tut der Gatte leid, der das tapfer jeden Sonntag erträgt. Man kann ihr nichts recht machen. Es kommt auch niemand an sie heran. Da kann man aktuell nur laufen lassen. Tante leidet unter dem Alleinleben, aber auch darunter, dass schon seit weit über einem Jahr keine Rheuma-Wassergymnastik angeboten wird, so gut wie keine Gruppenaktivitäten möglich sind. 

Der Gatte hatte diese Woche den ersten Termin bei der neuen Hausärztin, denn sein bisheriger Arzt ging zum Jahresanfang in den Ruhestand. Sein erster Eindruck ist positiv. Die Praxis wurde von zwei Ärzten übernommen, so dass hoffentlich eine Vertretung gewährleistet ist. Das war in der Vergangenheit sehr schwierig. 

Ich habe heute endlich Westwall* von Benedikt Gollhardt angefangen. Nachdem ich an TV-Serie und Hörbuch scheiterte, lässt sich das Buch ganz gut an. Dadurch, dass "Therese - Das Mädchen, das mit Krokodilen spielte*" von Hermann Schulz schon in der Bücherhalle auf mich wartet, bin ich richtig im Lesestress, denn beide Bücher sollten erst viel später kommen. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Gute Besserung und vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

*Affiliate links

Montag, 24. Januar 2022

Meßberghof / Ballinhaus: Der Tod kam aus Hamburg

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.


Aktuell trifft sich das braune Pack sonnabends in der Innenstadt und unter der Woche in vielen Stadtteilen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Letztlich wollen die Demonstranten aber nichts anderes als einen faschistischen Staat, marschieren inzwischen nicht mehr nur von der AfD begleitet, sondern offen der NDP und anderen rechtsradikalen Parteien und Organisationen hinterher. 

Gedenktafel, die daran erinnert, dass vom Meßberghof aus das Zyklon B für die Ermordung von Millionen Menschen geliefert wurde. 

Letzten Sonntag gab's das Doku-Drama "Nazijäger - Reise in die Finsternis" im Fernsehen. Es spielt 1945/1946 in Norddeutschland, im Zeitraum kurz nach der Befreiung bis zu den Curiohaus-Prozessen und ist den "Kindern vom Bullenhuser Damm" gewidmet. Die 20 jüdischen Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren werden zu medizinischen Experimenten im KZ Neuengamme missbraucht und in der Nacht vom 20. auf den 21. April zusammen mit ihren ebenfalls inhaftierten Betreuern und sowjetischen Kriegsgefangenen im KZ-Außenlager Bullenhuser Damm ermordet (Berichte über die Gedenkstätte gibt es hier, hier und hier). 

Blick auf die Fassade des Meßbergofes mit Bauplastik von Lothar Fischer.

Ein weiterer Schauplatz ist der Meßberghof. Das zehnstöckige Kontorhaus wird zwischen 1922 und 1924 nach Plänen der jüdischen Architekten Hans und Oskar Gerson erbaut. Bis 1938 heißt das Gebäude Ballinhaus, benannt nach dem jüdischen Reeder Albert Ballin. Es muss umbenannt werden, da die Nazi verfügten, dass keine Straßen oder Gebäude mehr nach Jüdinnen oder Juden benannt werden dürfen. Ein das Gebäude schmückendes Portrait-Medaillon Ballins wird zerstört. Eine Rückbenennung in Ballinhaus wäre mehr als überfällig. Immerhin erinnert seit dem 100. Geburtstag Ballins eine Gedenktafel an den ehemaligen Namen des Kontorhauses.

Anlässlich des 100. Geburtstags von Albert Ballin wird eine Gedenktafel angebracht, die an den ursprünglichen Namen des Meßberghofes erinnert.

Auffällig sind die Bauplastiken, die die beiden Eingänge des Kontorhauses schmücken: Schwellenheilige, Chimären, Fabelwesen mit dem Titel "Enigmavariationen", erschaffen von Lothar Fischer. Ursprünglich schmücken expressionistische Figuren aus Elbsandstein von Ludwig Kunstmann das Gebäude. 1968 werden sie aufgrund starker Zerstörung entfernt. Sie stehen heute in einem ziemlich unbekannten Ausstellungsraum im Untergeschoß des Meßberghofs. 

Die Fassade mit der Gedenktafel an die Zyklon-B-Lieferanten zum U-Bahn-Eingang Meßberghof hin.

Seit 1928 hat das Unternehmen Tesch und Stabenow, kurz Testa, seinen Firmensitz im Ballinhaus. Die Firma ist auf Schädlingsbekämpfung mit Blausäuregas spezialisiert, zum Beispiel auf Schiffen, in Kühlhäusern und Speichern, hat außerdem die Monopolstellung für die Verwendung von Zyklon B östlich der Elbe. Das Patent auf die Herstellung von Zyklon B hält die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung, kurz Degesch. Das Unternehmen ist phasenweise auch an Testa beteiligt. 

Die ursprüngliche Bauplastik aus Elbsandstein, erschaffen von Ludwig Kunstmann. 

Mit dem deutschen Überfall auf Polen beliefert Testa in steigendem Ausmaße auch die deutsch Wehrmacht - anfags tatsächlich zur Schädlingsbekämpfung. Nach 1941 übernimmt die Firma alle Lieferungen des Giftgases Zyklon B in die Konzentrationslager Auschwitz, Majdanek, Sachsenhausen, Ravensbrück, Stutthof, Groß Rosen, Dachau und Neuengamme. Ab September des Jahres wird Zyklon B gezielt zur Ermordung von Menschen eingesetzt. Dafür wird darauf verzichtet, dem Gas die üblichen Reiz- und Warnstoffe beizumischen. Den höchsten Erlös aus den Verkäufen von Zyklon B erzielt das Unternehmen im Jahre 1943. Firmeninhaber Bruno Tesch reist selbst in die Konzentrationslager, um Schulungen zur Verwendung des Giftgases zu geben. Am 30. März 1945 wird der Meßberghof bombardiert. Himmler selbst setzt sich dafür ein, dass Testa schnellstmöglich weiterarbeiten kann. 

Plastik aus der Enigma-Reihe von Lothar Fischer, im Hintergrund das Chile-Haus.

Am 3. September 1945 werden Tesch, sein Stellvertreter sowie ein Techniker von der War Crime Unit verhaftet und vor Gericht gestellt. Im März 1946 müssen sie sich als Kriegsverbrecher vor einem britischen Militärgericht im ersten der sogenannten Curiohaus-Prozesse verantworten. Tesch streitet jegliche Beteiligung am Massenord ab. Das Gericht glaubt ihm nicht. Am 8. März 1946 werden Tesch und sein Stellvertreter Karl Weinbacher zum Tode verurteilt und am 16. Mai 1946 in Hameln hingerichtet. Der Techniker wird freigesprochen. 

Eine weitere Skulptur von Lothar Fischer.

Seit 1992 gibt es Bestrebungen, am Meßberghof eine Gedenktafel anzubringen, die daran erinnert, dass die Firma Tesch und Stabenow hier ihren Sitz hatte, dass der Tod aus Hamburg kam. Es dauert fünf Jahre und braucht wie üblich viel zivilgeschaftlichen Druck, bis die Gedenktafel angebracht werden durfte. Wie meistens in Hamburg ist es eine schlichte Bronzetafel, die sich optisch gut der Umgebung anpasst. Zumindest im Sommer fällt sie aber durch zwei blühende Rosenstöcke, die rechts und links gepflanzt wurden, auf. Die Gedenktafel findet sich direkt gegenüber eines Eingangs in die U-Bahn-Station Meßberg. Der Text zitiert die Schlusszeile aus dem "Großen Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk" des jüdischen Dichters Yitzhak Katzenelson, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde.

Samstag, 22. Januar 2022

Samstagsplausch KW 3/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XCVII

Gestriger Sonnenaufgang.
Gestern und vorgestern hatten wir tatsächlich zwei sonnige Tage, gestern sogar mit einem wundervollen Sonnenaufgang - eine schöne Abwechslung im aktuellen Grau, das uns beiden sehr auf's Gemüt drückt. Beim heutigen Nieselregen-Spaziergang während der Sportstunde des Gatten hielt ich im Park und in den Vorgärten Ausschau nach dem ersten Grün, aber da ist noch nichts zu sehen. Die Rhododendren vorm Haus zeigen allerdings erste Knospen.

Wir sind noch immer mit der Umgestaltung des Schlafzimmers beschäftigt. Was früher ein Projekt für ein verlängertes Wochenende war, wird uns jetzt die nächsten Wochen beschäftigen. Ich war schnell an dem Punkt, an dem ich Handwerker beauftragt hätte, aber der Gatte möchte das nicht, möchte es trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen selbst schaffen. Sollten wir in den letzten drei Wochen gelegentlich das Gefühl gehabt haben, es ist fast wieder wie früher, zeigt sich jetzt ganz klar: Nein, ist es nicht. Es wird auch nicht mehr wie früher. Wenn es gelingt, den Status Quo zu halten, ist das schon viel. 

Dafür reaktiviere ich Fähigkeiten. Der Gatte scherzt gerne, bevor er mich heiratete, hatte ich nicht nur einen gut ausgestatteten Werkzeugkasten, sondern konnte auch damit umgehen. So habe er selbst gesehen, wie ich eine Bohrmaschine nutzte. Aber mit der Heirat konnte ich plötzlich nicht mehr mit Werkzeug umgehen. Das stimmt. Mir macht Heimwerken keinen Spaß, während es der Gatte gerne macht, richtig gut kann. Deswegen überließ ich das 22 Jahre ihm. Jetzt hantiere ich notgedrungen wieder mit Werkzeug. Das ist für den Gatten natürlich auch schwer, weil er sieht, was er alles nicht mehr kann.

Hier gilt seit mittlerweile 97 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, kommen mit den Corona-Einschränkungen einigermaßen zu recht, vermissen aber dennoch die Zeit vor Corona sehr und hätten gerne wieder Normalität, Spontaneität. 

Mein Arbeitsplatz ist sicher, wenngleich meine Projekte von Corona betroffen sind. Wir gingen im März 2020 sofort ins Heimbüro und sind dort bis auf wenige Unterbrechungen noch immer. Aktuell arbeite ich gerade eine Kollegin ein, die mich bei zwei meiner Projekte bei Urlaub oder Krankheit vertreten soll, und die fragt natürlich nach Erfahrungswerten. Nur: Die gibt es nicht. Ich übernahm meine Projekte im Januar 2019 ohne Einarbeitung von meiner Vorgängerin und führte sie so weiter wie von ihr vorbereitet. Ein Jahr später, als wir die Projekte einmal komplett durchlaufen lassen wollten, um zu entscheiden, ob etwas geändert werden muss, kam Corona und damit eine Ad-hoc-Digitalisierung, verschwand jede Planbarkeit. So antwortete ich auf jede Frage, wie dieses oder jenes denn normalerweise wäre, welche Prognosen ich träfe, mit "Ich kenne kein normal, ich werde nicht prognostizieren." Mit irgendwelchen Planungen beginne ich erst wieder, wenn die Pandemie zu Ende ist, außer, die Leitung will es anders. Aber die sieht es momentan genau so.

Corona-Einschränkungen zeigen sich gelegentlich da, wo ich sie nicht erwartete. Für das alte Schlafzimmer musste ich eine Sperrmüllabfuhr bestellen (das macht man in Hamburg individuell gegen Bezahlung). Vor anderthalb Jahren, im ersten Corona-Jahr, war das kein Problem: Lüften, Mindestabstand, Masken - fertig. Jetzt, im dritten Corona-Jahr ist eine Sperrmüllabfuhr aus einem Mehrfamilienhaus nur noch kontaktlos möglich, Dafür muss das Geraffel im Keller oder auf einer privaten Fläche vorm Haus stehen, wie mir eine Mitarbeiterin der Stadtreinigung mitteilte, als ich einen Abholtermin vereinbaren wollte. Beides ist bei uns nicht möglich.

Aktuell steht alles auf der Terrasse, und von dort könnte es auch kontaktlos abgeholt werden, aber Terrasse ist halt nicht Keller oder vorm Haus, und außerdem gäbe es eh keine Termine, meinte die Dame, bevor sie mir einen schönen Tag wünschte und auflegte. Wir waren einigermaßen ratlos, erwogen Flex und Eigentransport zum Recyclinghof / Entsorgen im Restmüll, aber wir können ja auch nicht tagelang ein komplettes Schlafzimmer im Garten zerflexen. Da dreht ja jeder Nachbar durch. 

Ich rief nochmal bei der Stadtreinigung an, und siehe da: Was im ersten Telefonat unmöglich war, ging beim zweiten problemlos. Es gab sogar einen zeitnahen Abholtermin. Am Abholtag werde ich alles von der Terrasse runter holen und am Gartenrand stapeln, so dass die Müllwerker es etwas leichter haben. Und eine Möglichkeit, überflüssigen Hausrat, sogar Abendkleider und Schuhe abzugeben, habe ich inzwischen auch gefunden: Was der Recyclinghof hier nicht mehr annimmt, nimmt ein Sozialkaufhaus im Nachbarort - anderes Bundesland, andere Regeln. Die Fahrzeit ist die gleiche wie zum Recyclinghof, und ich muss brauchbare Dinge nicht im Müll entsorgen.  

Den Müttern geht's gut, Tante hoffentlich auch. Schwiegermutter ist weiterhin übellaunig, übergriffig und unverschämt, worunter der Gatte leidet. Ich kann mich da zum Glück zurückziehen. Sie darf weiterhin Besuch in der Seniorenwohnanlage bekommen, aber aktuell ist es so, dass der Gatte im Foyer unter Aufsicht der Rezeptionistin einen selbst mitgebrachten Selbsttest machen muss, bevor er zu seiner Mutter darf. Wir sind uns nicht sicher, ob wir das richtig verstanden und ob das so sinnvoll ist. Der nächste Besuch wird es zeigen. Bislang führten die Tests medizinisches Personal durch, waren sie kostenpflichtig.

Mudderns ist glücklich über die Mitgliedschaft in der Stadtbücherei, wo sie Krimi-Nachschub ohne Ende bekommt. Sie vermisst die Gottesdienste, denn die finden aufgrund der Pandemie gerade mal wieder nur virtuell statt, und mein Angebot, mit dem Laptop zu ihr zu kommen, lehnt sie weiterhin ab. Es ist auch deutlich zu merken, dass sie zunehmend vergesslicher wird, dass sie Förderung bräuchte, nur lehnt sie halt alles ab. Aber ich bin dankbar, dass sie psychisch stabil ist. 

Aktuell muss Mudderns auf ihre Putzfrau verzichten. Die war erst wegen eines Todesfalls in der Schweiz, ist aktuell in Serbien, wo sie sich im Sommer mit Corona infizierte und vier Wochen ausfiel. Jetzt muss sie nach der Rückkehr nach Deutschland in Quarantäne, denn der Genesenstatus ist inzwischen abgelaufen, und anscheinend ist sie auch nicht geimpft. Mal schauen, wann wieder geputzt wird. Zum Glück hat Mudderns Gesellschafterin ein Auge auf den Haushalt und darauf, dass Mudderns nicht total verwahrlost.

Mal schauen, wenn ich wieder zu Mudderns fahren kann, denn sonnabends geht's aktuell nicht, weil der Gatte noch Chauffeurdienste zum Rehasport braucht (danach ist es für Mudderns zu spät, auch wenn's gerade mal Vormittag ist, aber ihr Tagesablauf darf nicht außer Takt geraten), und sonntags sind keine Geschäfte offen. Wenn meine Kollegin eingearbeitet ist, kann ich meine Arbeitszeiten mal vom Vormittag auf den Nachmittag schieben und unter der Woche zu Mudderns fahren.  

Ansonsten habe ich weiterhin Spaß mit Facebook und Instagram. Irgendjemand macht sich tatsächlich die Mühe, FB gezielt nach meinen öffentlichen Kommentaren zu durchsuchen und sie zu melden. Da ich seit 2009 bei FB bin, ist diese Person gut beschäftigt. Nun ja, wenn man sonst keine Hobbies hat. FB meldet sich täglich mit Verstößen gegen Gemeinschaftsstandards. Die Seiten zu meinen Blogs habe ich offline genommen. Bei Instagram hatte ich inzwischen zumindest die Möglichkeit, mein Profil auf Privat zu setzen. Bei Facebook bin ich ohnehin sehr privat unterwegs, muss man gezielt nach meinen öffentlichen Beiträgen suchen.  

Auf die neue Maske für mein CPAP-Gerät warte ich jetzt seit drei Wochen. Normal ist eine Lieferung binnen 24 Stunden, aber Beatmungstechnik ist halt sehr gefragt. Bei den aktuellen Inzidenzen wird sich das so schnell nicht ändern. Ich hatte zwar damit gerechnet, dass die Zahlen diese Woche offiziell vierstellig sind, aber dass sie es gleich am Montag sind, überraschte. Da sind die Zahlen genau wie sonntags normalerweise niedriger. Erschreckend sind die Zahlen in den Schulen. Bei den Kollegen ploppen die Positivmeldungen aus den Klassen ihrer Kinder drei Mal die Woche im Minutentakt auf. Es scheint aktuell unmöglich, sich nicht zu infizieren. Wir machen weiter wie bisher, schützen uns so gut wie möglich und hoffen das Beste - mehr geht nicht.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Freitag, 21. Januar 2022

Friday Flowerday: Amaryllis für die Tante

Auf dem Weg zu Tante machten wir einen Zwischenstopp in Hammelburg, und als ob ich ahnte, dass Tante sich selbst eher selten Blumen kauft, beschloss ich, dass wir ihr einen Strauß mitbringen. 

Amaryllis, Lisianthus, weiße Rose und Seidenkiefer.

Eigentlich wollte ich keine Amaryllis haben, und schon gar keine rote, weil's die im Winter ja überall gibt, aber in der Kombi mit weißer Lisianthus und Rose gefällt nicht nur mir der Strauß ausnehmend gut - Tante war hin und weg. 

Die Amaryllis behauptet sich gegen Tantes Stehrümchen.

Den Strauß stellte eine freundliche alte Dame bei Hurrlein am Hammelburger Marktplatz zusammen - ich vermute, es ist die Seniorchefin. Dieser Beitrag geht rüber zur Freutag-Linkparty und zum Friday Flowerday. Vielen Dank für's Sammeln!

Sonntag, 16. Januar 2022

Samstagsplausch KW 2/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XCVI

Der erste Schwung Topinambur
aus eigener Ernte.
In dieser Woche haben wir den Topinambur im Garten geerntet und gegessen. Die Ernte war nicht so üppig wie früher, aber da hatten wir auch mehrere Mörtelwannen im Boden vergraben, während wie jetzt nur einen Blumenkübel nutzen. Im Frühjahr werden wir neue Topinambur setzen. Jetzt wartet noch der Knollenziest auf die Ernte, aber an den traue ich mich noch nicht heran ... 

Wir sind auch einen großen Schritt weiter gekommen bei der Neugestaltung des Schlafzimmers, mit der der Gatte seit letztem Herbst beschäftigt ist: Die Einzelteile des neuen Bettes stehen schon mal im Esszimmer aufgereiht. Der Ikea-Besuch war ziemlich befremdlich: Der Parkplatz war total leer, so dass wir ideal zwischen Ein- und Ausgang parkten. Das Möbelhaus war ebenfalls total leer. 2G bzw. 2Gplus wurden gründlich kontrolliert. Wir mussten nirgendwo warten, brauchten trotz Ausprobierens diverser Betten und Matratzen sowie Kaffeepause keine 90 Minuten. Alle Möbelstücke waren sofort lieferbar, womit wir am wenigsten rechneten. Mal schauen, wie das bei der Schrankkombi aussieht, aber bis wir so weit sind, dass wir die planen können, wird es noch dauern. 

Beim Recyclinghof waren wir diese Woche auch noch und lernten, das so ziemlich alles, was wir bislang dort abgeben konnten, inzwischen Hausmüll ist: Lumpen und kaputte Schuhe, Medikamente, brauchbarer Hausrat. Das erklärt, warum die Mülltonnen hier immer übervoll sind. Für mehr als Batterien und Elektroschrott müssen wir da nicht mehr hinfahren. 

Früher hätte ich das, was noch brauchbar ist, bei eBay verkauft, aber nachdem es vermehrt Käufer gab, die neuwertige Ware beschädigten, um den Kaufpreis zurückzufordern, mache ich das nicht mehr. Für Zu-verschenken-Gruppen oder eBay-Kleinanzeigen habe ich aktuell keine Kraft. Kleiderkammern und Sozialkaufhäuser haben entweder Annahmestopp für Kleidung, nehmen keinen Hausrat oder nur bestimmte Kleidergrößen, wird jedes Kleidungsstück bei Abgabe geprüft und ausdiskutiert, und oft muss ich erst telefonieren, um einen Termin auszumachen. Ich weiß, warum die Kleiderkammern so agieren, aber ich will mir nicht jedes Mal freie Tage nehmen und von Kleiderkammer zu Kleiderkammer fahren. Also gehen Kleidung und Hausrat in den Müll. Das fällt mir noch arg schwer bei Abendkleidern und Pumps aus einem früheren Leben, aber die wollen Kleiderkammern und Sozialkaufhäuser erst recht nicht.

Hier gilt seit mittlerweile 96 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte war im ersten Corona-Jahr bis zu seiner Erkrankung mit nachfolgender Verrentung in coronabedingter Kurzarbeit, musste sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Mein Arbeitsplatz ist sicher, wenngleich meine Projekte von Corona betroffen sind. Wir gingen im März 2020 sofort ins Heimbüro und sind dort bis auf weniger Unterbrechungen noch immer. Für mich war die Umstellung nicht so groß, da ich lange selbstständig war, deswegen zu Hause ein Büro habe. Momentan bin ich allerdings gerade mal wieder in der Phase, dass ich im echten Büro besser arbeiten kann, konzentrierter, ungestörter, auch, weil ich dort mehr Platz habe. 

Seit November 2020 richtet sich ja jeder Tag danach, wie's dem Gatten geht. Seit zwei Wochen ist er erfreulicherweise ziemlich stabil, steht von selbst morgens mit mir auf, macht mir schon mal wieder Milchkaffee zum Arbeitsbeginn - das ist fast wie früher. Macht sich dann aber wie diese Woche eine Erkältung bemerkbar, sorgt das schon, denn auch ohne Corona bringt eine Erkältung den fein abgestimmten Medikamentencocktail des Gatten durcheinander, wird schnell zur Lungenentzündung (und letztlich war eine vermeintlich simple Erkältung auch Ursache für seine Berufsunfähigkeit). So gab's also Selbsttests außer der Reihe - zum Glück negativ.

Ansonsten ist hier ganz viel Corona-Müdigkeit. Die aktuelle Welle macht mir mehr zu schaffen als alle davor. Ich hoffe, dass die Prognose, wir kommen in einen endemischen Verlauf, stimmt. Und ich hoffe, wir bleiben weiterhin verschont, denn angesichts unserer Vorerkrankungen ist selbst ein milder Verlauf kein Pappenstiel (zumal auch ein milder Verlauf Beatmung und Long Covid bedeuten kann). Mut macht, dass die Infektionen im Umfeld auch bei (selbstverständlich geimpften) Risikogruppen tatsächlich mild verliefen. Eine Kollegin meinte die Tage, sie hoffe, dass wir uns in diesem Jahr wieder in Präsenz sehen - wir haben gerade mal Mitte Januar. In Hamburg schießen die Infektionszahlen gerade durch die Decke. Kommende Woche werden die Zahlen auch offiziell vierstellig sein - wie hoch sie wirklich sind, kann momentan niemand sagen, da Labore und Gesundheitsämter nicht hinterher kommen.  

Das Geplärre der Coronazis nervt, wobei ich froh bin, dass ich nicht mehr im alten Büro arbeite, denn sonst hätte ich diesen Mob mehrfach in der Woche vor der Füßen. Überrascht war ich vom Verbot der wöchentlichen Großdemo, nachdem die Anmelderin nicht bereit war, über eine coronakonforme Durchführung zu sprechen und abtauchte - und von der Durchsetzung des Verbots. Letzteres überraschte wohl auch die Seuchenvögel. Drei Demonstrationen von Coronaleugnern fanden dennoch statt. Es ist ja mitnichten so, dass die Quer"denker" die Einzigen sind, die keinen Bock mehr auf Pandemie, Masken, dauernde Tests, Quarantäne und Lockdown haben. Nur sind sie diejenigen, die am wenigsten zu einer Besserung der Lage beitragen. 

Ich warte inzwischen zwei Wochen auf eine neue Maske für mein CPAP-Gerät - vor Corona, selbst noch im vorletzten Jahr, wurden Ersatzteile von einem Tag auf den nächsten geliefert. Aber Beatmungstechnik wird momentan woanders dringender gebraucht, und der Maskentyp, auf den ich warte, ist tatsächlich einer, der für die Beatmung von Covid-Patienten mit mildem Verlauf eingesetzt wird. Bei den aktuellen Lieferzeiten wird's spannend, sollte der Termin zur Überprüfung des Gerätes im März ergeben, dass ich ein neues Gerät brauche. Momentan funktioniert es wieder meistens problemlos, nachdem ich die Kissen wechselte und so nachts eine andere Kopfhaltung habe.

Den Müttern und Tante geht's gut. Mudderns hatte diese Woche den fünften Jahrestag ihres Schlaganfalls. Da ist immer kritisch, aber Gott sei Dank ist sie dieses Jahr bislang psychisch stabil. Die nächsten Hürden sind Vadderns Todestag und sein Geburtstag, und dann ist Frühling, sind wir meistens aus dem Gröbsten raus. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Freitag, 14. Januar 2022

#12von12 im Januar 2022

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür!

#1: Dank geänderter Maske und anderen Kopfkissen tut's das CPAP-Gerät wieder. Ohne Erstickungsanfälle zu schlafen, ist schon schön. 

#2: Intensiver Duft gegen das tagelange Wintergrau.

Dieser Tag wurde recht schwedisch. Er begann wie so oft seit fast drei Jahren im Heimbüro. 

#3: Vorbereitungen für's Frühstück.

Nach Feierabend fuhren wir ins schwedische Möbelhaus. Wir planen seit Herbst ein neues Schlafzimmer und wollen zumindest schon mal das Bett dafür kaufen. Da laut Online-Abfrage aktuell vieles vom Ausgesuchten nicht verfügbar ist, richten wir uns auf lange Wartezeiten ein. Vor Ort gibt's die große Überraschung: Zwar ist kaum was im Möbelhaus vorrätig, aber alles ist lieferbar - schon morgen! Wir sind überrumpelt und fragen nach einem späteren Liefertermin. Sonnabend - danach ist ungewiss, wann wieder was auf Lager ist. Okay ...

#4: Mudderns fehlt ein Kalender, und ich habe einen übrig, also bekommt sie Post.

#5: Ja, mach' nur einen Plan ...

Im Café müssen wir uns erstmal neu sortieren. Wir brauchen einen Plan. 

#6: Seltener Anblick in diesen Tagen: Blauer, sonniger Himmel.

Nach Kaffee und Kuchen haben wir immer noch keinen Plan, außer der Einlagerung der Pakete im Esszimmer. Es ist nämlich mitnichten so, dass einfach die alten Möbel gegen die neuen getauscht werden, sondern quasi die Einrichtung um 80 Grad gedreht wird. Da das Zimmer klein ist, müssen erst die alten Möbel komplett raus, dann muss gestrichen werden, bevor das neue Bett aufgebaut werden kann. Danach können wir dann mit der Planung der Schrankwand beginnen. Wenn alles fertig ist, gibt es endlich kein Flickwerk aus unterschiedlichen Kommoden und Schränken mehr! Davor gibt's aber einige Nächte auf dem Sofa, wird aus dem Koffer gelebt. 

#7: Schrankinspektion. 

#8: Fika. Bickbeer-Käsekuchen für den Gatten, Spekulatiustorte für mich.

#9: Vorbereitungen für's Abendessen.

Der Tag klingt ruhig aus. Teezeit, ohne Kuchen, weil's den ja schon gab, dafür Kekse für den Gatten, ein bisschen Haushalt, dann das Abendessen kochen (Svensk pølseret, schwedische Würstchen, ein dänischer Eintopf) und auf dem Sofa rumfloddern. Ich habe aktuell keine wirklich Stricklust, also werden bei einem neuen Spültuch die Fäden verzogen.

#10: Das tägliche Füttern der Spülmaschine ...

#11: Fäden verziehen bei einem weiteren gestrickten Spültuch.

#12: Auch heute vor dem Einschlafen noch etwas lesen* - viel zu lange ...

Wieder zu spät ins Bett bzw. zu lange lesen*, und dann war's das auch schon mit dem ersten 12. des neuen Jahres. Natürlich denke ich an den ersten 12. des letzten Jahres zurück und bin dankbar, dass es nicht nur dem Gatten, sondern auch Mudderns heute gut geht. Das Rezept zum Tag gibt's in der Kombüse.

*Affiliate links