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Sonntag, 26. Januar 2025

Samstagsplausch KW 4/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLIV

Gestern kamen mit Karina Ariev, Liri Albag, Daniella Gilboa und Naama Levy vier junge Frauen aus 477 Tagen Geiselhaft frei. Die Hamas inszenierte eine Show, die auf vielen Ebenen einfach nur fragwürdig war, inszenierte die jungen Frauen, die in ihren Schlafanzügen und sichtbar misshandelt entführt wurden, als Soldatinnen auf großer Bühne. Egal, sie sind frei, vier Familien können aufatmen. Neunzig Familien hingegen müssen noch immer bangen. 

Als klar war, dass gestern vier Geiseln freigelassen werden sollten, war die Hoffnung groß, dass es die Familie Bibas ist. Absprache des Waffenstillstands war, dass zuerst die Zivilistinnen entlassen werden sollen, und die gestern Freigelassenen sind Soldatinnen. Die Hamas brach die Absprache genau wie sie die Absprache brach, bis gestern um Mitternacht eine Liste vorzulegen, aus der hervorgeht, welche der 90 Männer, Frauen und Kinder noch am Leben sind. Bring them home now gilt unvermindert, bis der letzte Mensch wieder zu Hause ist. Die Hoffnung, dass die Familie Bibas noch am Leben ist, ist sehr gering, eben weil sie nicht unter den ersten Freigelassenen waren.

Ansonsten hatte ich diese Woche reichlich Bewegung, denn der Gatte soll weiterhin möglichst wenig laufen. Also lief ich jeden Tag zwischen drei und fünf Kilometer, um Besorgungen für ihn zu erledigen: Arzt, Apotheke, beides jeweils mehrfach, weil es Verbandsmaterial nur gegen Papierrezept gibt, diverse andere Besorgungen ... Einmal ging der Gatte zur Apotheke. Er musste mal raus, bekam Lagerkoller. Verständlich. 

Morgen muss ich zum Hausarzt, um den vorläufigen Arztbericht vom Krankenhaus abzuholen. Ich hoffe, die Praxis schaffte es binnen einer Woche, den Bericht zu kopieren. Ich bekomme ja immer gerne von Ärzten zu hören, ich müsse mich einfach besser organisieren, dann wären Arbeit und Pflege gar kein Problem, aber die gleichen Ärzte werfen mir dann wieder Knüppel zwischen die Beide, in diesem Falle in Form von fehlenden Kopierern. Hätte ich geahnt, dass der Arzt den Kopierer in einem Sprechzimmer stehen hat, das über Stunden besetzt ist, wäre ich zum Copyshop gegangen. Nun, das nächste Mal weiß ich es. Den Arztbericht bekommt der Hausarzt natürlich auch vom Krankenhaus, aber Montag lag er angeblich noch nicht vor, und ich brauchte ein Rezept für ein Medikament, dass der Gatte bislang nicht bekam. Da ich das Medikament bekomme, war es da, war der Gatte damit versorgt, nur bekomme ich eine höhere Dosierung, war es abenteuerlich, die Tablette zu vierteln. In dem Zusammenhang lernte ich, dass der Hausarzt nur einmal am Tag alle eRezept freigibt, nämlich abends nach der Sprechstunde. Ich weiß jetzt also auch, dass ich erst einen Tag nach Bestellung zur Apotheke kann. Ich lerne stetig, mich besser zu organisieren. 

Vom Krankenhaus gab's eine Verordnung für einen Pflegedienst zur Wundversorgung, aber im gesamten Landkreis hat kein Pflegedienst Kapazitäten. So muss ich das also übernehmen. Für die knapp zwei Wochen zwischen den Krankenhausaufenthalten des Gatten lässt sich das hinbekommen, aber ich habe keine Ahnung, wie das nach der Amputation werden soll. Ich hätte ein besseres Gefühl, wenn eine Fachkraft die Wunderversorgung übernimmt, nur gibt es halt keine. Der Gatte müsste im Krankenhaus bleiben, bis der Sozialdienst einen Pflegedienst fand, aber das macht der Gatte nicht mit. Ich bin mild verzweifelt, zumal der Gatte nicht kooperativ ist, sicher immer wieder den Ärzten widersetzt. Aber ich weiß ja, ich muss nur lernen, mich besser zu organisieren, dann ist das alles kein Problem mehr.

Kommende Woche geht der Gatte wieder ins Krankenhaus. Er hat große Angst vor den Eingriffen, zumal ja auch mindestens eine Amputation ansteht, unklar ist, welchen Umfang sie haben wird, er nicht weiß, was auf ihn zukommt, ob er die OPs übersteht. Der Gatte ist niedergeschlagen, ich bin angespannt. Sobald er aus dem Krankenhaus wieder raus ist - hoffentlich den Umständen entsprechend fit und mit möglichst vielen Körperteilen - müssen wir unbedingt Patienten- und Vorsorgevollmacht sowie Bestattungsvorsorge angehen. 

Hier gilt seit mittlerweile 254 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Wenn alles eh schon chaotisch und zu viel ist, kommt ja immer noch was obendrauf. So versuchen wir seit einem Vierteljahr, mit der neuen Autoversicherung zurande zu kommen. Normalerweise ist so ein Wechsel kein Problem, aber diesmal ist es einfach nur chaotisch. Wir bereuen den Wechsel schon, aber zur bisherigen Versicherung des Gatten waren es einige Hundert Euro Unterschied. Jetzt tauchen aber angeblich falsche Angaben auf, stimmen die Infos auf dem Fahrzeugschein und von der Zulassungsstelle nicht überein und und und. Es nervt einfach nur. 

Im Büro hatte ich das jährliche Mitarbeiter-Gespräch. Chefin schlug vor, dass ich jederzeit ohne Probleme von Zuhause aus arbeiten kann. Das ist eine große Entlastung, gerade in Wochen wie diesen, wo die Nächte des Gatten so unruhig sind, dass er oft erst gegen fünf Uhr morgens zur Ruhe kommt, ich maximal drei Stunden Schlaf bekommen, und die auch nicht am Stück. In dieser Situation dann nur Bescheid sagen zu müssen, dass ich zu Hause bleibe, und mich einfach umdrehen zu können, hilft sehr. Ansonsten ist einfach nur viel zu tun. Ich wurde gefragt, ob ich weitere Unterstützung brauche, aber das ist nicht notwendig, denn auf die Phasen, in denen viel zu tun ist, folgen ruhige Phasen. Meine Vertretung wird zudem immer selbstbewusster, sicherer und schneller. Da kann ich in drei Jahren beruhigt in Frührente gehen, wenn es sich finanziell ausgeht (und wenn der Gatte so lange durchhält, das muss ja auch immer mitgedacht werden).

Eine aus der Strickgruppe rief 100 Tage Wollfasten aus, und ich dachte, es ist eine nette Herausforderung, mitzumachen. Dummerweise wollen die Leucht-Hasen im Vorgarten für Ostern Möhrchenmützen haben, habe ich kein passendes Acrylgarn mehr. Grünes Baumwollgarn für das Möhrengrün der Ostergirlande fehlt ebenfalls. Jetzt wird's also sportlich. Ein Bluesky-Kontakt hat Acrylgarn übrig, und wir wollen uns zur Übergabe treffen. Ich bin gespannt. Geschenktes Garn ist ja kein gekauftes Garn. Mal gucken, was sich bei dem grünen Baumwollgarn ergibt. Einstweilen mag ich nicht mehr häkeln, zu frickelig. Stattdessen stricke ich Handschuhe für den Gatten, denn die Paare, die er hat, zerlegen sich inzwischen immer mehr. 

Ansonsten hadere ich damit, dass ich nicht planen kann. Den angedachten Bildungsurlaub im März konnte ich nicht machen, weil der Gatte da zu einer Untersuchung ins Krankenhaus muss. Heute lachte mich ein Bildungsurlab Ende Juni an, aber ich scheue mich, ihn zu buchen, weil ich nicht weiß, was mit dem Gatten ist, ob ich ihn eine Woche alleine lassen kann. Jede private Verabredung treffe ich unter Vorbehalt. Immerhin schaffte ich es bislang, meine Arzttermine und wichtige berufliche Termine einzuhalten. Vielleicht sollte ich privaten Terminen die gleiche Priorität einräumen, aber dann ginge bei Terminen des Gatten gar nichts mehr. Ach, ich muss einfach lernen, mich besser zu organisieren.

Schön ist, dass die Vögel langsam wieder in den Garten zurückkehren. Ich freue mich besonders über die Tipp-Ex-Amsel, wie der Gatte eine Amsel mit einem weißen Flügel nennt. Letztes Jahr starben ja einige Amseln, weswegen ich mich umso mehr über diese eine freue. Sie hat ihre festen Zeiten, zu denen sie uns im Vorgarten oder im Garten besucht. Wusstest du, dass Amseln bis zu 20 Jahre alt werden können? Diese Amsel begleitet uns schon seit dem Sommer 2022, als uns langsam bewusst wurde, dass wir ein Haus haben. 

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Samstag, 18. Januar 2025

Samstagsplausch KW 3/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLIII

Heute wird Kfir Bibas zwei Jahre alt. Es ist sein zweiter Geburtstag als Geisel der Hamas - sofern der kleine Junge noch am Leben ist. Zusammen mit seinem fünfjährigen Bruder Ariel und den Eltern wurde er vor 470 Tagen entführt. Ab morgen sollen innerhalb von 42 Tagen 33 Menschen freikommen; insgesamt sind es noch 97 Geiseln. Bring them home now gilt unvermindert weiter .Die Familie Bibas steht auf der Liste derer, die zuerst freigelassen werden sollen. Es gibt die leise Hoffnung, das alle 33 Männer, Frauen und Kinder noch am Leben sind, aber es gibt auch sehr viel Skepsis. 

Diese Woche waren die OPs des Gatten geplant. Geplant war, dass der Gatte Montag zur prästationären Aufnahme ins Krankenhaus kommt, ich ihn dann wieder mit nach Hause nehme bis zur ersten OP am Dienstag. Mittwoch sollte er zur Beobachtung bleiben, Donnerstag sollte die nächste OP erfolgen, je nach Lage wieder mit einer Nacht zur Beobachtung, und spätestens Freitag sollte ich ihn wieder abholen.

Nur: Kaum waren wir Montag im Krankenhaus, klappte der Gatte komplett zusammen. Das war beängstigend. Der Gatte wurde kurzerhand eingewiesen, war inzwischen zu schwach, sich dagegen zu wehren. Im Rollstuhl saß er eh schon, weil er aktuell so wenig wie möglich laufen soll und die Wege im Krankenhaus lang sind. Einen Tag später war klar, dass ihn Influenza A erwischte. Natürlich ist der Gatte gegen Grippe geimpft, aber bei den vielen Baustellen, die er hat, ist der Verlauf trotzdem heftig. Mich steckte er auch an, und ich hätte ohne positiven Test gedacht, ich hätte ein bisschen Schnupfen. Impfen hilft halt, und wir möchten uns nicht vorstellen, wie es dem Gatten ohne Impfung ergangen wäre (sonnige Grüße an die Impfgegnerinnen, die wieder versuchen werden, die Kommentare zu fluten). Wo sich der Gatte infizierte, ist relativ klar, denn letzte Woche war er nur in der Praxis des Diabetologen. Da wurde geschnieft und gehustet, trug außer mir niemand Maske. Der Gatte steckte erst sich und dann mich an.

Der Gatte wurde mit Medikamenten vollgepumpt, damit auch ja alle Baustellen versorgt werden. Die eigentlich geplanten Eingriffe werden Ende Januar nachgeholt, denn die konnten nicht durchgeführt werden wegen der Gefahr einer Lungenentzündung. 

Der Gatte ist entsprechend niedergeschlagen, hätte die OPs so gerne hinter sich gehabt. Außerdem dämmert ihm langsam, dass wegen der nicht heilenden Wunden an den Füßen eine Amputation droht, und was Amputation bedeutet. Bis zur Wiederaufnahme ins Krankenhaus in zehn Tagen bin ich für die Wundversorgung verantwortlich und hoffe, ich mache alles richtig. Es gibt zwar auch eine Verordnung für einen Pflegedienst, aber es ist im ganzen Landkreis kein Pflegedienst zu bekommen. Es muss also so gehen. Vielleicht dehne ich Montag die Suche auf Winsen, Lüneburg oder Hamburg aus. Mal sehen, was der Gatte meint. Jedenfalls muss ich nach jedem Verbandswechsel Fotos an den behandelnden Arzt mailen. Sollte er eine Verschlechterung erkennen, meldet er sich, soll der Gatte wieder ins Krankenhaus. Wir bekamen reichlich Verbandsmaterial mit. Davon genug zu bekommen, war bislang ein Problem. 

Die erste Ärztin, der wir bei der Aufnahme im Krankenhaus begegneten, war fürchterlich arrogant und übergriffig, nannte noch nicht mal ihren Namen, war genervt wegen der verwundeten Füße des Gatten und griff mich an, weil ich für den Zustand des Gatten verantwortlich wäre. Ich müsse dafür sorgen, dass er Schutzschuhe trägt, dass er seinen Diabetes in den Griff bekommt usw. Mich triggerte das, denn von klein auf und vor allem in den letzten sieben Jahren ihres Lebens wurde ich immer wieder für das Verhalten meiner Mutter verantwortlich gemacht. Der Gatte bekam davon zum Glück nichts mit, und danach hatte er nur noch mit Ärzten zu tun, mit denen er zurecht kam.

Ein wenig ratlos macht uns die immer wieder geäußerte Aufforderung von Diabetologen und Gefäß-Chirurgen, der Gatte solle unbedingt Sport treiben. Beide betonen gleichzeitig, der Gatte dürfe die Füße nicht belasten, solle keine Treppen steigen, am Besten im Rollstuhl sitzen. Laut Kardiologin und Hausarzt ist das Herz des Gatten selbst für Herzsport zu schwach. Welcher Sport bleibt da?! Aktuell darf der Gatte ja noch nicht mal mehr spazieren gehen, muss selbst kürzeste Strecken gefahren werden.

Im Moment versuche ich, den Gatten aufzubauen, denn er ist so niedergeschlagen, dass er meint, wir können nicht wie geplant Ende Februar über unseren Hochzeitstag nach Dänemark fahren. Das macht Angst. Bevor er ins Krankenhaus kam, war er deutlich optimistischer. Wir sind beide am Ende unserer Kräfte. Dass der Blutzucker des Gatten seit zehn Tagen so stabil ist, dass er nachts nicht mehr unterzuckert, sollte uns optimistisch stimmen, aber selbst, uns darüber zu freuen, ist keine Kraft mehr da. Er hat keine Lust mehr, in seiner Werkstatt zu werkeln, ist einfach nur deprimiert, und ich weiß nicht, wie ich ihn aufbauen kann. Dass aktuell alles, was irgendwie mit Bewegung zu tun hat, auf meinen Schulter lastet, deprimiert ihn zusätzlich. Er darf sitzen und atmen, mehr nicht.

Hier gilt seit mittlerweile 253 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Ich habe ein Erstgespräch bei einem Therapeuten und hoffe, dort im Anschluss an die Reha-Nachsorge ein paar Stunden Einzeltherapie zu bekommen. Das ist dringend notwendig. Ich bin seit fünf Jahren so damit beschäftigt, das, was akut ist, irgendwie zu schaffen, dass ich zum Eigentlichen gar nicht komme. Ich bezweifle allerdings, dass sich das ändern wird. Es wäre schön, wenn ein paar Tage, Wochen, Monate einfach mal nichts geschieht, wenn wir zur Ruhe kommen könnten.

Während der Gatte im Krankenhaus war, hatte ich einige Telefonate mit Schwiegermutter, aber es ist zwecklos, von ihr Verständnis zu erwarten. Für sie war der Gatte schlagartig gesund, als er berufsunfähig und schwerbehindert verrentet wurde. Sie registriert den Widerspruch nicht. Es ist erschreckend, wie sie sich entwickelte. 

Im Büro ist gerade jede Menge zu tun. Es war ein denkbar schlechter Zeitpunkt, auszufallen, aber ich konnte es nicht ändern. Drei Tage warf mich die Influenza halt auch um. Meine Kollegin übernahm, und ich registrierte erfreut, dass sie immer sicherer wird bei dem, was sie macht. Jetzt lernt sie, eine Tagung zu organisieren. Ich mute ihr und den anderen Kolleginnen aktuell mal wieder viel zu viel zu und wünschte, ich könnte es ändern.

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Freitag, 17. Januar 2025

#12von12 im Januar 2025

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür!

#1: Auuuufsteeeeehn! Der Wecker klingelt zwar wie jeden Tag um sechs Uhr, aber ich gönne es mir, liegen zu bleiben, bis es hell ist.

#2: Beim Morgenkaffee am Januar-#WDEDGT tippseln und dabei erfreut feststellen: Der Blutzucker des Gatten ist seit ein paar Nächten nachts stabil.

Der Tag ist ruhig. Der Gatte muss am kommenden Tag ins Krankenhaus und ist entsprechend niedergeschlagen. Noch ahnen wir nicht, was kommen wird. 

#3: Frühstück. 

#4: Das CPAP-Geräte muss mal grundgereinigt werden.

#5: Heute war's endlich mal nicht neblig! Dürfte der Gatte die Füße belasten, wäre es ideales Spaziergangswetter. 

#6: Weil der Gatte seine Füße nicht belasten darf, laufe ich in diesen Tagen Treppenmarathon. 

#7: Die tägliche Spülmaschine. Normalerweise räumt der Gatte sie aus, aber dafür müsste er stehen, was die Füße belastet ... 

#8: Der Abendhimmel ist auch hübsch.

#9: Theoretisch steht in diesem Kochbuch* das Rezept für das Abendessen.

#10: Praktisch gibt es auf Wunsch des Gatten Bratkartoffeln mit Spiegelei, wovon er allerdings kaum etwas ist, da komplett appetitlos. Das wird sich so schnell auch nicht ändern. 

#11: Ich häkle noch immer Schutzengel ... Langsam möchte ich mal wieder stricken.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 12. Januar 2020 war ich das letzte Mal vor Corona im Theater, nicht ahnend, dass es das letzte Mal sein würde. Am 12. Januar 2021 hatten wir noch die Hoffnung, dass der Gatte wieder gesund wird, hatte ich nach einem Jahr Pause einen grippalen Infekt, machte uns die Psychose meiner Mutter zu schaffen. Am 12. Januar 2022 begannen wir mit dem Renovieren des Schlafzimmers. Hätten wir gewusst, dass wir ein halbes Jahr später Hausbesitzer wären, ein Haus sanieren müssen, hätten wir uns das gespart ... Am 12. Januar 2023 wurde der Gatte nach einem Schlaganfall aus dem Krankenhaus entlassen. Am 12. Januar 2024 waren wir mit einem Jahr Verspätung umgezogen und lebten uns in der alt-neuen Heimat ein. / *Affiliate links

Montag, 13. Januar 2025

#WMDEDGT 1/25: Hasen und Engel

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln! Heute ist zudem der Geburtstag von Segev Kalfon, schon der zweite, den der junge Mann als Geisel der Hamas verbringt. Zudem wurde gestern nach Schabbat-Ende ein Video mit  Liri Albag veröffentlicht, das für Entsetzen sorgte, auch wenn es Hoffnung macht, dass die junge Frau noch am Leben ist.  Bring them home now gilt weiterhin.

Ich lese bis gegen ein Uhr. Als ich gerade eingeschlafen war, kommt der Gatte ins Bett. Schlafen bis gegen zwei Uhr, dann macht sein Blutzuckermessgerät Alarm. Da er keine Hilfe braucht, schlafe ich wieder ein - bis fünf Uhr. Dann meldet sich das Blutzuckermessgerät wieder, braucht der Gatte Hilfe, weil er zusätzlich auch noch krampft und kein Magnesium mehr hat. 

Den Gatten mit Magnesium versorgen und überlegen, ob ich gleich aufbleibe wie der Gatte, der im Flur auf und ab geht, um den Krampf zu lösen. Ich lege mich wieder hin, schließlich ist Sonntag. Um sechs Uhr kommt der Gatte wieder ins Bett, werde ich wieder wach, mag aber wieder nicht aufstehen, bin einfach noch müde. 

Als sich das Blutzuckermessgerät um viertel vor neun wieder meldet, gebe ich auf, mache mich auf die Suche nach dem Gerät, um den Alarm abzustellen, finde aber nur die Tabletten vom Vortag, die der Gatte mal wieder nicht nahm. Das Messgerät findet sich schließlich an. Den Gatten in mehreren Etappen wecken - sein tiefer Schlaf ist beneidenswert - und mit Apfelsaft versorgen, denn Dextrosebeutel mag er nicht mehr, die nahm er schon die halbe Nacht. 

Warten, bis sich der Blutzucker stabilisierte und der Gatte wieder schläft, dann runter, Kaffee kochen und endlich in Ruhe das Video mit der Anleitung für die Häkel-Hasen ansehen. Die sollen auf Wunsch des Gatten die Häkelkrippe komplementieren und müssen heute noch fertig werden. Morgen ist Dreikönigstag, und da soll die Krippe bis zum nächsten Advent eingemottet werden.   

Als sich der Gatte erholt hat, wird gefrühstückt. Seit einiger Zeit hat der Gatte Gefallen an Pampelmusen gefunden, sofern sie filetiert sind. Ich muss mal abklären, ob er sie angesichts seines Medikamenten-Cocktails überhaupt essen darf. Andererseits bin ich froh über jedes Lebensmittel, das ihm schmeckt, und da ungewiss ist, wieviel Zeit ihm bleibt, bekommt er alles, was er mag. Ich löffle meine Pampelmuse und muss daran denken, dass es sie früher manchmal als Dessert gab - vorbereitet mit einem extra Pampelmusen-Messer, gegessen mit einem Pampelmusen-Löffel. Die kräftigen Hände meines Vaters pressten dann die Hälfte aus, und wir tranken den Saft direkt aus den Schälchen. Als ich heiratete, pressten die kräftigen Hände des Gatten die Hälften aus. Heute muss ich es selber machen. Die Hände des Gatten haben kaum noch Kraft. 

Dann steht bei mir Hausarbeit auf dem Plan. Der Gatte geht derweil in die Werkstatt. Ich bin froh, dass er sich wieder dort aufhält, wieder heimwerkt. Das bringt uns zwar im Haus nicht weiter, das bleibt Baustelle, aber es beschäftigt Hirn und Hand. 

In der Waschküche lege ich Handtücher und Putzlappen zusammen. Darunter sind auch die Handtücher, die meine Mutter vor 70 Jahren als Teil ihrer Aussteuer bestickte. In diesem Jahr wäre sie 67 Jahre mit meinem Vater verheiratet.

Die Mülltonnen wollen beachtet werden. Die Biotonne muss an die Straße und außerhalb der Reihe auch die Restmülltonne, denn die soll getauscht werden. Sie ist uns zu groß. Wir haben das einige Monate beobachtet und dann beschlossen, es mit einer kleineren zu versuchen. Die Restmülltonne wird nun einige Tage am Straßenrand stehen, nicht zur Freude der Nachbarn. Aber für einen Tausch gibt es keinen festen Termin, nur die Info, ab wann die Tonne tauschbereit an der Straße stehen soll. Unsere Nachbarn sind informiert, damit sie uns nicht die Tonne wieder vor die Tür stellen. Es ist bei uns in der Reihe üblich, das derjenige, der zuerst an den geleerten Tonne vorbei kommt, sie für die anderen in der Reihe mitnimmt. Die Restmülltonne ist zwar nicht leer, aber trotzdem besser Bescheid sagen.   

Die Tabletten des Gatten müssen für die kommenden Wochen sortiert werden. Normalerweise mache ich das für wenigstens vier Wochen, aber ich übersah, dass drei Medikamente nicht mehr solange reichen. Also werden es nur zwei Wochen.

Teezeit. Der Gatte ist frustriert, denn alle Arbeiten dauern so viel länger als früher. Die Hirn-Hand-Koordination klappt einfach nicht mehr, Folge des Schlaganfalls vor nun fast zwei Jahren. Mir fiel das schon lange auf, weswegen ich dem Gatten schon länger vorschlug, sich nur noch um seine Hobbies zu kümmern, alle anderen Arbeiten von Handwerkern ausführen zu lassen. Bislang lehnte er das ab, meinte, er schaffe das schon, nur halt langsamer als früher. Ich wollte mich nicht darüber hinwegsetzen, einfach sagen, dass er das nicht mehr kann, und die Aufträge vergeben, deswegen arrangierte ich mich mit der Situation, auch, wenn's schwer ist. Natürlich bekam ich immer wieder gut gemeinte Ratschläge, ich solle mich einfach über den Gatten hinweg setzen. Ich hoffe, die Personen, die solche Ratschläge geben, werden nie so behandelt, wie ich ihrer Meinung nach den Gatten behandeln soll. 

Jedenfalls: Ich kann jetzt endlich alle ausstehenden Arbeiten vergeben, so dass sich der Gatte ganz auf's Heimwerken konzentrieren kann! Jetzt muss ich "nur noch" die Kraft finden, alles so vorzubereiten, dass die Arbeiten von den "Bastel-Boys", unserem Hausmeisterservice, ausgeführt werden können ... 

Schwiegermutter ruft wie jeden Sonntag an. Der Gatte bittet sie, doch nicht das Taschentelefon zu nutzen, denn das ist meistens abgestellt. Daraufhin eskaliert das Gespräch, denn Schwiegermutter ist wieder mal der Meinung, sie habe unsere Festnetznummer nicht, und wenn sie unsere Festnetznummer anrufe, melden sich da "so komische Leute". Ähm, ja, nee, is klaa. Natürlich hat sie unsere Festnetznummer. Natürlich ist sie an alle ihre Telefone eingespeist. Nur weigert sich Schwiegermutter beharrlich, die Nummer zu benutzen. Selbst, wenn sie uns über das Festnetz anruft, behauptet sie, die Nummer nicht zu haben. Es ist ein Elend. Das Telefonat ist jedenfalls in Rekordzeit beendet. 

Ich suche die Unterlagen für die Steuererklärung 2023 zusammen und bin froh, bis auf die Zuzahlungen für die Medikamente anscheinend alles beisammen zu haben. Die Zuzahlungen fordere ich bei unserer ehemaligen Apotheke per Mail an. Dem Steuerberater wird sicher noch das eine oder andere fehlen, aber erstmal kann ich einen Haken dranmachen. Die Unterlagen für 2024 sind bis auf eine Bescheinigung meines Arbeitgebers auch komplett. 

Der Gatte bittet darum, dass ich ihm bei der Fußpflege helfe, seine Wunden versorge. Wir haben beide den Eindruck, dass die Wunden besser wurden - und werden zwei Tage später erfahren, dass wir uns sehr irren. 

Das Abendessen muss erfreulicherweise nur aufgewärmt werden. Der Abend ist ruhig. Ich habe inzwischen drei Hasen fertiggehäkelt und häkle an Schutzengeln weiter. Die sollen die Mitglieder des Klapsen-Klubs als Abschiedsgeschenk erhalten. Das ist so üblich in der letzten Sitzung, und ich hatte keine Lust, nur Schokolade zu verteilen.  

Zu spät ins Bett und vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 5. Januar 2020 hatten wir zum letzten Mal ein Neujahrsessen mit Tante, bevor Corona unsere Leben durcheinander wirbelte. Ich nahm die ersten Hormone in der leider vergeblichen Hoffnung, sie linderten meine Wechseljahrsbeschwerden. Am 5. Januar 2021 versuchte der Gatte, gesund zu werden, ahnten wir nicht, dass er nicht mehr gesund werden würde, war ich erkältet und kämpfte mit meiner Mutter. Am 5. Januar 2022 kämpfte ich mit einem zickigen CPAP-Gerät, für das ich coronabedingt lange auf Ersatzteile warten musste. Am 5. Januar 2023 ahnten wir nicht, dass unser Leben vier Tage später durch den Schlaganfall des Gatten wieder mal auf den Kopf gestellt würde. Am 5. Januar 2024 waren wir mit über einem Jahr Verspätung endlich umgezogen.

Das Rezept zum Tag gibt's in der Kombüse, sobald ich meinen Blog-Rückstand aufgearbeitet habe. / *Affiliate link

Sonntag, 12. Januar 2025

Samstagsplausch KW 2/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLII

Nach zwei verhältnismäßig ruhigen Wochen haben wir diese Woche wieder unsere übliche Schlagzahl und das übliche Chaos erreicht. Ich bin komplett überfordert und mache blöde Fehler wie dem Astra die Ölwanne abfahren und ihn beim Holzholen im schlammigen Feld festzufahren. Mental overload galore. 

Den Füßen des Gatten geht's schlechter, Amputation ist einmal mehr Thema, was heißt, dass er verdonnert wurde, sich möglichst wenig zu bewegen. Heißt, ich bin diejenige, die läuft, wenn er was braucht - großartiges Treppentraining, erspart jedes Fitnessstudio. Der Gatte hat deswegen ein schlechtes Gewissen, will mich nicht bemühen, geht dann doch wieder selbst, und dabei wäre es unendlich mehr Mühe, wenn ein Fuß amputiert wird (davon, was das für ihn bedeutet, mal ganz abgesehen). Professionelle Wundversorgung zu Hause lehnt der Gatte gerade mal wieder ab. Ich hoffe, das ändert sich nach dem Krankenhausaufenthalt.

Jedenfalls habe ich reichlich Bewegung. Für den Gatten ist das schwer, was wir auch beim Wocheneinkauf merkten. Er wollte unbedingt mit, wurde dann aber verdonnert, im Café oder im Auto zu warten, damit er möglichst wenig läuft. Jeden Weg ins Dorf machte ich alleine, und dass, wo der Gatte im Gegensatz zu mir doch so gerne einkauft. Aber es nützt ja nichts. 

Kommende Woche ist der Gatte im Krankenhaus, da werden die Füße kaum beansprucht, da er einen Rollstuhl nutzen wird, wenn er nicht ohnehin mit Bett transportiert wird. Der Krankenhausaufenthalt belastet uns, wir haben beide Angst vor dem ungewissen Ausgang der geplanten OPs. Für einen gesunden Menschen wären sie vergleichsweise risikolos, nur ist der Gatte halt alles andere als gesund. Gerade war der zweite Jahrestag seines Schlaganfalls. 

Der Gatte möchte inzwischen, dass ich zu jedem Termin mitkomme, wodurch ich diese Woche auch bei der Ernährungsberatung dabei war. Die Ernährungsberaterin stellte die Insulinmenge um, was tatsächlich schon in der ersten Nacht dazu führte, dass der Gatte nicht mehr unterzuckerte. Hoffentlich bleibt das so! Der Langzeitzuckerwert wurde besser, ist aber noch immer weit entfernt von gut. Die Tendenz jedenfalls scheint zu stimmen. Zusatzaufgabe für mich als Pflegeperson ist ab jetzt, darauf zu achten, dass der Gatte die gespritzten Insulinmengen notiert. Langsam fühlen wir uns reif für den nächsten Pflegegrad ... Aber die halbjährliche Pflegeberatung steht ja ohnehin an. 

Hier gilt seit mittlerweile 252 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. Für dieses Jahr nahm sich der Gatte vor, "weniger garstig" zu sein, was bislang sehr gut klappt, erfreulicherweise.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Für die Grabstätte meines Vaters sind Steinmetz und Gärtner beauftragt und koordinieren untereinander, wer was wann macht bzgl. Büsche und Grabstein entfernen, Inschrift ergänzen und neue Büsche pflanzen. Ich mag es, wenn sich die Gewerke untereinander kennen und sich quasi selbst koordinieren, ich nur bezahlen muss. 

Ich habe anscheinend einen Wartelistenplatz für einen Therapieplatz im Anschluss an die Gruppe der Reha-Nachsorge. Wenn das wirklich klappt, wäre es ein Glücksfall, denn die Sitzungen sind tagsüber unter der Woche in Büro-Nähe. Ob ich den Platz bekomme, hängt jetzt davon ab, ob meine Neurosen spannend genug für den Therapeuten sind, denn ich musste mich um den Platz quasi bewerben. Nun, wir werden sehen. Falls es nichts wird, muss ich weitersuchen. 

Die Jahresabrechnung für Strom und Wasser ist da. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich unser Verbrauch verdoppelt, so dass die Nachzahlung entsprechend hoch ist. Wir wohnen jetzt ja das erste Jahr ganz im alt-neuen Haus, während wir in den beiden Vorjahren pendelten, insofern ist der Verbrauch nicht überraschend. Wir wissen jetzt, womit wir rechnen müssen, denn bislang waren wir ja quasi im Blindflug. Mal schauen, ob es irgendwo Einsparpotential gibt. Balkon-Solar ist ja geplant, müsste "nur" gekauft und montiert werden.   

Im Büro ist viel zu tun, wobei ich wegen des Gatten aktuell nur zu Hause arbeite. So entging ich auch der aktuellen Erkältungswelle. Nachdem eine Kollegin jetzt gerade fünf Wochen ausfiel, gab's den eindringlichen Appell, auch bei noch so kleinen Symptomen zu Hause zu bleiben. Seit Anfang November werden die Viren nämlich fröhlich hin- und hergereicht. Ich habe ja zum Glück ein Einzelbüro, setze ziemlich konsequent auf Maske und Luftfilter.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Mittwoch, 8. Januar 2025

Ausgelesen: Bücher im Dezember 2024

Das Rudel liest.
"Eine Frage der Chemie*" von Bonnie Garmus* war eines der vielen Bücher, das mich in den letzten Wochen umhaute. Irgendwie hatte ich Glück beim Aussuchen der Bücher in der örtlichen Onleihe. Es fiel mir schwer zu glauben, dass die Figur der Elisabeth Zott komplett fiktiv sein soll. Zott lebt Anfang der 1960er Jahre, als Frauen an den Herd gehörten. Sie aber will partout Chemikerin werden. Nachdem sie sich gegen sexuelle Übergriffe wehrt, wird sie aus dem Promotionsprogramm ausgeschlossen. Verwitwet und alleinerziehend, bringt sie ihre kleine Familie erst mit einem chemischen Labor in ihrer Küche und dann als Fernsehköchin durch - wobei ihre Kochsendungen purer Chemie-Unterricht sind. Gleichzeitig macht sie die Bedeutung der kochenden Hausfrau für Familie und Gesellschaft deutlich und bringt eine Reihe von Frauen dazu, ihre Träume zu verwirklichen. Absolut lesenswert! Wir haben es auch zu Weihnachten verschenkt.  

Eigentlich wollte ich diesen Monat in die Wladimir Kaminer*-Lesung, aber es ging sich nicht aus. So las ich dann seine Schrebergarten-Erlebnisse "Mein Leben im Schrebergarten*" und "Diesseits von Eden*

"Jaffa Road*" von Daniel Speck* hielt mich ziemlich auf. Das Buch nahm und nahm kein Ende. Es ist weder schlecht noch umspannend, nur einfach langatmig, süßlich-kitschig, voller ungeahnter Entwicklungen und und Klischees, einfach so gar nicht meins (und die Geschichtsklitterungen sowie einseitige antisemitische Darstellung des Nahost-Konfliktes oder das Olympia-Attentat, ein Kollateralschaden, blende ich hier aus). Im Mittelpunkt stehen Nina, ihre Tante Joëlle und Elias. Sie wollen das Erbe von Ninas Großvaters bzw. Joëlles und Elias' Vater Moritz Sarfati antreten und treffen sich dafür in Palermo. Joëlle ist Jüdin, Elias Palästinenser, Nina ist Deutsche. Gemeinsam kommen sie den drei Familien, die Moritz, der als im Zweiten Weltkrieg verschollen galt, hatte, auf die Spur.

Zu "Jaffa Road" gibt es zwei Vorgängerbände, "Bella Germania*" und "Piccola Sicilia*". In jedem steht eine von Moritz Sarfatis Familien im Mittelpunkt, die lange Zeit nichts voneinander wusste. Ich habe beide Bände auf dem Kindle, aber noch nicht gelesen, denn mein momentaner Eindruck ist, es wird getretener Quark. Jedenfalls muss man die beiden Romane nicht kennen, um "Jaffa Road" zu lesen.

"Feldpost*" von Mechtild Borrmann* fand ich anfänglich spannend, dann langatmig, und am Schluss hatte ich den Eindruck, die Autorin wolle schnell zum Ende kommen, weil die vereinbarte Zeichenanzahl erreicht ist. Das Ende war jedenfalls sehr abrupt. Aus dem Klappentext: "Adele ist verschwunden." Mehr mag die Fremde nicht sagen, die sich in einem Café einfach so an den Tisch der Anwältin Cara setzt – und kurz darauf ebenfalls spurlos verschwindet. Zurück bleibt lediglich eine Tasche. Neben anrührenden Feldpost-Briefen aus dem 2. Weltkrieg, die von einer großen Liebe zeugen, findet Cara darin auch Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel zu einem symbolischen Preis. Doch was hat das alles mit ihr zu tun? Und weshalb wurde die Villa – anders als vereinbart – nie an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben? Caras Recherchen decken nicht nur die tragische Geschichte einer großen, verbotenen Liebe auf, sondern auch die Schuld einer Liebenden und einen bitteren Verrat.

Mit "Die vergessenen Kinder*" von Emily Gunnis* gehe ich in den Januar. Der Original-Titel des Romas ist übrigens "The Girls Left Behind*", und mir ist unverständlich, warum in der deutschen Übersetzung aus "Girls" "Kinder" wurde. Im Mittelpunkt stehen ausschließlich Mädchen und Frauen. 

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Dienstag, 7. Januar 2025

Meine Häkelkrippe aus dem Häkel-Adventskalender von Gründl

Im letzten Yarncamp wurde ich von der Häkelkrippe angefixt, aber damals stand der Umzug bevor, also war ich vernünftig und kaufte sie nicht. In diesem Herbst musste ich sie aber endlich haben. In meiner Verpeiltheit ging ich noch bis Mitte Dezember davon aus, dass die Krippe nur aus den Figuren von Maria und Joseph, dem Jesuskind, Schaf und Esel besteht. "12 Amigurumi in 24 Tagen" kam bei mir nicht an.

Rechtzeitig zum Dreikönigstag wurde meine Häkelkrippe aus dem Häkel-Adventskalender komplett fertig. Theoretisch hätte ich Zeit bis zum 2. Februar gehabt, denn strenggenommen endet die Weihnachtszeit erst mit Mariä Lichtmess, aber ich wuchs mit Weihnachtsende am Dreikönigstag auf.  

Die Häkelkrippe im Überblick inkl. drei Hasen. Der Schleier von Maria ist verrutscht - ich dachte, ich könnte auf das Festnähen verzichten.

Mir hat das Häkeln Spaß gemacht, wenngleich es eine Herausforderung war. Ich kann nicht gut häkeln, sondern kämpfe mit jeder Masche. So brauche ich für einen Körper dann schon mal drei Stunden. Zwölf Figuren in 24 Tagen waren für mich nicht machbar, zumal ich nebenbei auch noch Tannenbäume für Weihnachtskarten und die Chanukka-Girlande häkeln musste. Teilweise hatte ich auch mit der Anleitung meine Schwierigkeiten, zum Beispiel bei den Häkelschriften für die Rücken von Schäfchen, Eselchen und Öchslein oder denen für die Bärte. Doch, doch, ich kann zählen, aber bei mir waren es immer zu wenig Maschen bei den Rücken und zu viele bei den Bärten. Der Esel hat deswegen ein Rückenleiden. Beim Öchslein und später bei den Bärten machte ich dann die Maschenzahl für mich passend.

Bei Maria ist gut zu sehen, was passiert, wenn frau denkt, es wäre eine gute Idee, den Hals eine reihe länger zu häkeln, und zudem den Schleier nicht festnäht.

Ausgesprochen schwierig fand ich das Annähen der Köpfe. Meine Figuren haben deswegen zum Teil eine sehr merkwürdige Kopfhaltung. Immerhin schaffte ich es, dass sie alle irgendwie nach vorne gucken. Ich habe mich zudem schnell über die Anleitung hinweg gesetzt, wonach der Kopfschmuck vor dem Annähen des Kopfes befestigt werden soll. Ich machte das erst, wenn der Kopf irgendwie mit dem Körper verbunden war. Bei Maria verzichtete ich auf das Festnähen des Schleiers, was doof war. Das muss ich noch nachholen. Übrigens dachte ich bei Maria und Joseph, es wäre eine gute Idee, den Hals eine Reihe länger zu häkeln, damit sich die Köpfe besser annähen lassen. Die Idee war doof. Die Köpfe sind dann instabil.

Der Hirte, Joseph und eine Tierschar.

Eine Herausforderung war für mich auch das Anbringen der Haare. Meine Figuren haben genau so wirre Frisuren wie ich. Wir passen also gut zueinander. 

Der Engel.

Ein bisschen individualisierte ich die Figuren. So fehlten mir Münder, stickte ich welche mit Baumwolle auf. Den Umhang von Balthasar umhäkelte ich ganz mit Gold, nicht nur auf der Innenseite. Überhaupt das Gold-Garn! Das brachte mich regelmäßig um den Verstand, weil ich die Maschen nur schlecht sah. So hatte ich dann immer mal wieder zu viele oder zu wenige Maschen.

Ich hatte mich ja sehr an die Anleitung, gerade, weil ich wenig Ahnung vom Häkeln habe. Das führte dazu, dass ich den Hinweis, kein Garn wegzuwerfen, sehr, sehr ernst nahm, mit der Folge, dass ich 150 g Wolle übrig habe (plus einige angefangene Knäul und Fäden, die sich aber super zum Annähen von Köpfen usw. nutzen ließen). Mit der Füllwatte hingegen kam ich nicht aus - ich nahm den Hinweis, die Figuren sehr fest zu stopfen, sehr ernst. Füllwatte hatte ich aber ohnehin da. Toll ist, dass mehr Augen enthalten sind als benötigt, denn auf Wunsch des Gatten musste ich noch Hasen für die Krippe häkeln, und die haben jetzt auch aufgenähte Augen. Die Anleitung für die Hasen ist von justMiko. Nächstes Jahr soll noch ein Kamel dazu kommen, für das auch noch Augen da sind. Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre es eine passende Anleitung von Gründl für ein Kamel.

Ein bisschen Wolle blieb übrig.

Das Set für die Krippe enthält fast alles, was es braucht. Die Dinge, die zusätzlich benötigt werden, sind auf der ersten Seite des Anleitungsbuchs vermerkt. Ich tauschte die Maschenmarkierer aus, denn so fest, wie ich häkle, taugten mir diese Maschenmarkierer aus Metall* mehr. Ich komme zudem besser mit den KnitPro-Wollnadeln* mit den flexiblen Schlaufen zurecht als mit den beigelegten Sticknadeln. Doof fand ich, dass die Anleitung teilweise so wirkte, als hätte man die für einen Strick-Adventskalender schnell umgearbeitet, zum Beispiel, wenn es heißt, das Häkelnadeln klappern. Okay, ich kann nicht häkeln, vielleicht klappern meine Häkelnadeln deswegen nicht ... Teilweise hätten die Anleitungen auch ein wenig sorgfältiger korrigiert werden können. Aber so was verkämmt sich. 

Ich freue mich schon auf das kommende Weihnachten, wenn die fertige Krippe im Fenster stehen wird.

Dieser Beitrag geht rüber zum Dings vom Dienstag und zum Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln! / *Affiliate links

Sonntag, 5. Januar 2025

Samstagsplausch KW 1/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLI

Diese Woche war sehr entspannt, was vor allem daran lag, dass ich aus der Vorwoche noch sehr ausgeruht war. Wenngleich es in der Vorwoche mit Schwiegermutter sehr anstrengend war, so bekam ich immerhin ausreichend Schlaf, und das half auch diese Woche noch. 

Die Glücksschweine gucken skeptisch ins neue Jahr.

Montag traf ich den überrechten Nachbarn. Der ist normalerweise wortkarg und mürrisch, bedankte sich aber diesmal überschwänglich für den Weihnachtsgruß. Die musikalische Seife wäre so hübsch und dufte so wunderbar! Seine Frau hätte sie im Gäste-WC auf einer burgunderroten Schale arrangiert, das sähe so toll aus! Ob ich die Noten selbst in die Seife geprägt hätte? Ich stand völlig auf dem Schlauch, bis mir aufging, dass die Waldvanille-Seife von Manar eingeprägte Noten hat. Der Nachbar ist Musiker. 

So voller Überschwang, bot er mir das Du an, und als er hörte, dass wir Silvester alleine zu zweit feiern, konnte ich gerade noch eine Einladung zu einer gemeinsamen Feier abwenden. Was so ein kleines Stück Seife anrichten kann! Meine Mutter und das Nachbar-Paar lagen Jahrzehnte im Dauer-Streit, insofern freue ich mich über diese Entwicklung, auch, wenn ich den Nachbarn nicht unbedingt duzen möchte. 

Silvester war ruhig. Es war der 25. Jahreswechsel, den wir zusammen feierten. Der Gatte kaufte kurzentschlossen Feuerwerk. Er kann nicht ohne und vermisst auch die Zeit, als er von seinem Arbeitgeber Bühnenfeuerwerk bekam. Der Gatte verdiente ja lange Zeit seine Brötchen mit Special Effects, Pyrotechnik und solchem Gedöns. 

Feuerwerk.

Jemand stellte uns einen zauberhaften Neujahrsgruß vor die Tür, mit einem Kleeblatt aus Ferrero Küsschen, Glücksklee. Glücksschweinchen und "Nimm dir, was du brauchst"-Karte. Wird Zeit, dass wir die geplante Kamera bekommen, denn der Gruß war anonym. Ich vermute, es waren die rechten Nachbarn. 

Ein Neujahrsgruß von den Nachbarn.

Donnerstag änderte der Himmel plötzlich seine Farbe! Das Blau war eine schöne Abwechslung zum Tag-Nacht-Grau, auch, wenn es nicht lange andauerte. Die nächsten Tage wird uns wieder das Tag-Nacht-Grau begleiten. 

Der Himmel kann tatsächlich eine andere Farbe haben als Grau.

Schwiegermutter kam aus Dachau zurück, wenn auch ziemlich ruckelig, denn der überraschend einsetzende Winter (wer kann im Januar mit Schnee rechnen?) machte auch der Bahn zu schaffen. Angeblich fuhr der ICE aus München ohne Halt durch den Hamburger Hauptbahnhof, um eine Runde durch Niedersachsen zu drehen und mit einer Stunde Verspätung dann doch wieder in Hamburg zu halten. Ihr Fahrer stand die ganze Zeit dort und wartete auf sie, weil Schwiegermutter nicht auf die Idee kam, ihn über die Verspätung zu informieren. Er war natürlich nur mäßig begeistert. Tante kann sich jetzt erstmal erholen, und Schwiegermutter hat vom Verreisen erstmal die Nase voll. Wir hoffen, sie hat den gemeinsamen Dänemark-Urlaub vergessen. 

Den Füßen des Gatten geht's wieder schlechter. Die Wunden heilen einfach nicht ab. Er weigert sich auch beharrlich, adäquates Schuhwerk zu tragen, so dass es immer wieder Druck auf die Wunden gibt, wodurch sie nicht heilen können. Kommende Woche ist er wieder in der Fußambulanz. Er stimmte endlich zu, dass sich ein Pflegedienst um die Wundversorgung kümmert, und will das kommende Woche mit der Fußambulanz besprechen. Die Wunden beschäftigen ihn nun schon seit Mitte Oktober, und eine Amputation droht. Aber erstmal sind OP und Krankenhaus angesagt. Die Sorge, ob der Gatte die OP übersteht, ist nach wie vor da. Bei mir kommen die Erinnerungen an den letzten Krankenhausaufenthalt meiner Mutter hoch. Wir versuchen, die schweren Gedanken beiseite zu schieben. Wenn die OP glückt, könnte das auch zu verbesserter Wundheilung beitragen. 

Hier gilt seit mittlerweile 251 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Ich habe endlich eine Idee, welchen Sport ich machen könnte. Zu Krafttraining habe ich nach 40 Jahren keine Lust mehr, Bogenschießen ist wegen meiner Halswirbelsäule schwierig (ich bräuchte zumindest einen Ausgleichssport, nur woher die Zeit für zwei Sportarten nehmen, wo es für eine schon schwierig ist?!), Frauen-Boxen wird hier nicht angeboten, Aqua Cycling ist zu einer Zeit, zu der auch Stricktreffen und zwei Selbsthilfegruppe stattfinden, oder kollidiert mit Arztterminen des Gatten, andere Sportangebote sind schwierig, weil ich ständig wegen Arztterminen des Gatten absagen müsste, zu Rumgehüpfe oder Bällewerfen habe ich keine Lust ... Jetzt habe ich aber zwei Gymnastikkurse entdeckt, die abends stattfinden. Das müsste sich einrichten lassen, und der Anteil an Rumgehüpfe oder Bällewerfen hält sich hoffentlich in Grenzen. Ich hoffe, ich kann im März anfangen, sofern es einen freien Platz gibt. Ansonsten erwäge ich ernsthaft Nordic Walking, weil es eines der wenigen Angebote am Wochenende ist. Ich mag Nordic Walking ähnlich gerne wie Hüpf-Gymnastik oder Ballsport.

Außerdem habe ich mich entschlossen, entgegen des Wunsches meiner Mutter die Grabstätte, in der mein Vater liegt, zu verlängern, und den Namen meiner Mutter mit auf den Grabstein setzen zu lassen. Meine Mutter wollte das Grab unverständlicherweise auflösen, was ich vor zwei Jahren verhinderte, aber demnächst läuft es wieder ab. Steinmetz und Friedhofsgärtner muss ich zeitnah beauftragen, und dann sieht das Grab wieder ordentlich aus.  

Zu guter Letzt habe ich endlich so ziemlich alle Steuerunterlagen für 2023 fertig, so dass die zeitnah zum Steuerberater können. Ich bin gespannt, wie viel Steuer ich nachzahlen muss. Gespannt bin ich auch auf die Nachzahlung für Strom und Wasser, nachdem wir jetzt ein Jahr im Haus wohnen. Wir haben weniger Strom als in Hamburg verbraucht, weil das Heißwasser hier über Öl läuft, aber unser Stromverbrauch ist immer noch viel zu hoch für einen Zwei-Personen-Haushalt. Daran lässt sich auch nur wenig ändern. Wir haben einfach zu viele PCs und andere Stromfresser.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Freitag, 3. Januar 2025

Ausgelesen: Bücher im November 2024

Das Rudel liest.
In den November ging ich mit dem zweiten Band um die magischen Buchhändler von London, "Die geheime Karte*". Die Reihe packte mich irgendwie nicht.

Ebenso poetisch wie "Der Buchspazierer*" fand ich "Der Geschichtenbäcker*" von Carsten Henn*. Fasziniert beobachtet die ehemalige Tänzerin Sofie den italienischen Bäcker Giacomo bei seiner Arbeit. Eigentlich wollte sie den Aushilfsjob in der Dorfbackstube gleich wieder kündigen. Zu sehr hat das Ende ihrer Karriere ihr Leben aus der Bahn geworfen. Wer ist sie, wenn sie nicht tanzt? Wer wird sie lieben, wenn sie nicht mehr auf der Bühne strahlt? Doch überraschend findet Sofie in der kleinen Bäckerei viel mehr als nur eine Beschäftigung: Die Weisheit eines einfachen Mannes, das Glück der kleinen Dinge und den Mut zur Veränderung.

Die Reihe um die LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann von Claudia Rossbacher* lese ich gerne, und so freute ich mich, den zwölften Band in der Onleihe zu finden. In "Steirerwahn*" geht's um einen ermordeten "Apfelmann", der an der Steirischen Apfelstraße mit einer Holzkugel in der Mundhöhle aufgefunden wird, erdrosselt mit dem Strick seiner Kutte. Die LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann erfahren, dass der Tote den Apfelmännern angehörte, die sich an diesem Morgen in Brennklausur begaben, um in einem geheimen Ritual den angeblich weltbesten Apfelschnaps herzustellen. Warum aber wurde der Obstbauer ermordet? Und wer steckt dahinter? 

Den dreizehnten Band, "Steirerwald*" hätte ich gerne gelesen, bekam ihn aber nicht im richtigen Format für den tolino. Gleiches gilt für den vierzehnten Band, "Steirerzorn*". Mein tolino kann leider nicht OverDrive Read. 

Irgendwie lese ich gerade viele Bücher, in denen es um den Tod von Angehörigen geht. "Marianengraben*" von Jasmin Schreiber* ist da keine Ausnahme. Es geht um Paula, die durch den Unfall-Tod ihres kleinen Bruders in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Begegnung mit Helmut, einem schrulligen alten Herrn, erweckt wieder Lebenswillen in ihr. Und schließlich begibt Paula sich zusammen mit Helmut auf eine abenteuerliche Reise, die sie beide zu sich selbst zurückbringt - auf die eine oder andere Weise. Ein wunderbares Buch!

Sachbücher lese ich selten, denn mein Hirn ist meist zu wattig dafür, aber an "Freiheitsschock*" von Ilko-Sascha Kowalczuk* kam ich nicht vorbei. Die "andere Geschichte Ostdeutschlands von 1989 bis heute" ist spannend, erhellend und informativ. Lesen, unbedingt!

In "Ein Steinpilz für die Ewigkeit*" setzt sich Hannes Ringlstetter* mit dem Todes seines Vaters auseinander. Ein bezauberndes, bewegendes Buch!

Mit "Wiener Blut*" von Frank Tallis* ging ich in den Dezember. Im zweiten Band um den Wiener Psychoanalytiker Max Liebermann und Inspektor Oskar Rheinhardt treibt im Winter 1902 ein brutaler Serienmörder sein Unwesen: Teuflische Verstümmelungen, eine Neigung zu geheimnisvollen Symbolen und eine scheinbar zufällige Auswahl der Opfer sind seine Markenzeichen. 


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