Montag, 13. Januar 2025

#WMDEDGT 1/25: Hasen und Engel

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln! Heute ist zudem der Geburtstag von Segev Kalfon, schon der zweite, den der junge Mann als Geisel der Hamas verbringt. Zudem wurde gestern nach Schabbat-Ende ein Video mit  Liri Albag veröffentlicht, das für Entsetzen sorgte, auch wenn es Hoffnung macht, dass die junge Frau noch am Leben ist.  Bring them home now gilt weiterhin.

Ich lese bis gegen ein Uhr. Als ich gerade eingeschlafen war, kommt der Gatte ins Bett. Schlafen bis gegen zwei Uhr, dann macht sein Blutzuckermessgerät Alarm. Da er keine Hilfe braucht, schlafe ich wieder ein - bis fünf Uhr. Dann meldet sich das Blutzuckermessgerät wieder, braucht der Gatte Hilfe, weil er zusätzlich auch noch krampft und kein Magnesium mehr hat. 

Den Gatten mit Magnesium versorgen und überlegen, ob ich gleich aufbleibe wie der Gatte, der im Flur auf und ab geht, um den Krampf zu lösen. Ich lege mich wieder hin, schließlich ist Sonntag. Um sechs Uhr kommt der Gatte wieder ins Bett, werde ich wieder wach, mag aber wieder nicht aufstehen, bin einfach noch müde. 

Als sich das Blutzuckermessgerät um viertel vor neun wieder meldet, gebe ich auf, mache mich auf die Suche nach dem Gerät, um den Alarm abzustellen, finde aber nur die Tabletten vom Vortag, die der Gatte mal wieder nicht nahm. Das Messgerät findet sich schließlich an. Den Gatten in mehreren Etappen wecken - sein tiefer Schlaf ist beneidenswert - und mit Apfelsaft versorgen, denn Dextrosebeutel mag er nicht mehr, die nahm er schon die halbe Nacht. 

Warten, bis sich der Blutzucker stabilisierte und der Gatte wieder schläft, dann runter, Kaffee kochen und endlich in Ruhe das Video mit der Anleitung für die Häkel-Hasen ansehen. Die sollen auf Wunsch des Gatten die Häkelkrippe komplementieren und müssen heute noch fertig werden. Morgen ist Dreikönigstag, und da soll die Krippe bis zum nächsten Advent eingemottet werden.   

Als sich der Gatte erholt hat, wird gefrühstückt. Seit einiger Zeit hat der Gatte Gefallen an Pampelmusen gefunden, sofern sie filetiert sind. Ich muss mal abklären, ob er sie angesichts seines Medikamenten-Cocktails überhaupt essen darf. Andererseits bin ich froh über jedes Lebensmittel, das ihm schmeckt, und da ungewiss ist, wieviel Zeit ihm bleibt, bekommt er alles, was er mag. Ich löffle meine Pampelmuse und muss daran denken, dass es sie früher manchmal als Dessert gab - vorbereitet mit einem extra Pampelmusen-Messer, gegessen mit einem Pampelmusen-Löffel. Die kräftigen Hände meines Vaters pressten dann die Hälfte aus, und wir tranken den Saft direkt aus den Schälchen. Als ich heiratete, pressten die kräftigen Hände des Gatten die Hälften aus. Heute muss ich es selber machen. Die Hände des Gatten haben kaum noch Kraft. 

Dann steht bei mir Hausarbeit auf dem Plan. Der Gatte geht derweil in die Werkstatt. Ich bin froh, dass er sich wieder dort aufhält, wieder heimwerkt. Das bringt uns zwar im Haus nicht weiter, das bleibt Baustelle, aber es beschäftigt Hirn und Hand. 

In der Waschküche lege ich Handtücher und Putzlappen zusammen. Darunter sind auch die Handtücher, die meine Mutter vor 70 Jahren als Teil ihrer Aussteuer bestickte. In diesem Jahr wäre sie 67 Jahre mit meinem Vater verheiratet.

Die Mülltonnen wollen beachtet werden. Die Biotonne muss an die Straße und außerhalb der Reihe auch die Restmülltonne, denn die soll getauscht werden. Sie ist uns zu groß. Wir haben das einige Monate beobachtet und dann beschlossen, es mit einer kleineren zu versuchen. Die Restmülltonne wird nun einige Tage am Straßenrand stehen, nicht zur Freude der Nachbarn. Aber für einen Tausch gibt es keinen festen Termin, nur die Info, ab wann die Tonne tauschbereit an der Straße stehen soll. Unsere Nachbarn sind informiert, damit sie uns nicht die Tonne wieder vor die Tür stellen. Es ist bei uns in der Reihe üblich, das derjenige, der zuerst an den geleerten Tonne vorbei kommt, sie für die anderen in der Reihe mitnimmt. Die Restmülltonne ist zwar nicht leer, aber trotzdem besser Bescheid sagen.   

Die Tabletten des Gatten müssen für die kommenden Wochen sortiert werden. Normalerweise mache ich das für wenigstens vier Wochen, aber ich übersah, dass drei Medikamente nicht mehr solange reichen. Also werden es nur zwei Wochen.

Teezeit. Der Gatte ist frustriert, denn alle Arbeiten dauern so viel länger als früher. Die Hirn-Hand-Koordination klappt einfach nicht mehr, Folge des Schlaganfalls vor nun fast zwei Jahren. Mir fiel das schon lange auf, weswegen ich dem Gatten schon länger vorschlug, sich nur noch um seine Hobbies zu kümmern, alle anderen Arbeiten von Handwerkern ausführen zu lassen. Bislang lehnte er das ab, meinte, er schaffe das schon, nur halt langsamer als früher. Ich wollte mich nicht darüber hinwegsetzen, einfach sagen, dass er das nicht mehr kann, und die Aufträge vergeben, deswegen arrangierte ich mich mit der Situation, auch, wenn's schwer ist. Natürlich bekam ich immer wieder gut gemeinte Ratschläge, ich solle mich einfach über den Gatten hinweg setzen. Ich hoffe, die Personen, die solche Ratschläge geben, werden nie so behandelt, wie ich ihrer Meinung nach den Gatten behandeln soll. 

Jedenfalls: Ich kann jetzt endlich alle ausstehenden Arbeiten vergeben, so dass sich der Gatte ganz auf's Heimwerken konzentrieren kann! Jetzt muss ich "nur noch" die Kraft finden, alles so vorzubereiten, dass die Arbeiten von den "Bastel-Boys", unserem Hausmeisterservice, ausgeführt werden können ... 

Schwiegermutter ruft wie jeden Sonntag an. Der Gatte bittet sie, doch nicht das Taschentelefon zu nutzen, denn das ist meistens abgestellt. Daraufhin eskaliert das Gespräch, denn Schwiegermutter ist wieder mal der Meinung, sie habe unsere Festnetznummer nicht, und wenn sie unsere Festnetznummer anrufe, melden sich da "so komische Leute". Ähm, ja, nee, is klaa. Natürlich hat sie unsere Festnetznummer. Natürlich ist sie an alle ihre Telefone eingespeist. Nur weigert sich Schwiegermutter beharrlich, die Nummer zu benutzen. Selbst, wenn sie uns über das Festnetz anruft, behauptet sie, die Nummer nicht zu haben. Es ist ein Elend. Das Telefonat ist jedenfalls in Rekordzeit beendet. 

Ich suche die Unterlagen für die Steuererklärung 2023 zusammen und bin froh, bis auf die Zuzahlungen für die Medikamente anscheinend alles beisammen zu haben. Die Zuzahlungen fordere ich bei unserer ehemaligen Apotheke per Mail an. Dem Steuerberater wird sicher noch das eine oder andere fehlen, aber erstmal kann ich einen Haken dranmachen. Die Unterlagen für 2024 sind bis auf eine Bescheinigung meines Arbeitgebers auch komplett. 

Der Gatte bittet darum, dass ich ihm bei der Fußpflege helfe, seine Wunden versorge. Wir haben beide den Eindruck, dass die Wunden besser wurden - und werden zwei Tage später erfahren, dass wir uns sehr irren. 

Das Abendessen muss erfreulicherweise nur aufgewärmt werden. Der Abend ist ruhig. Ich habe inzwischen drei Hasen fertiggehäkelt und häkle an Schutzengeln weiter. Die sollen die Mitglieder des Klapsen-Klubs als Abschiedsgeschenk erhalten. Das ist so üblich in der letzten Sitzung, und ich hatte keine Lust, nur Schokolade zu verteilen.  

Zu spät ins Bett und vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 5. Januar 2020 hatten wir zum letzten Mal ein Neujahrsessen mit Tante, bevor Corona unsere Leben durcheinander wirbelte. Ich nahm die ersten Hormone in der leider vergeblichen Hoffnung, sie linderten meine Wechseljahrsbeschwerden. Am 5. Januar 2021 versuchte der Gatte, gesund zu werden, ahnten wir nicht, dass er nicht mehr gesund werden würde, war ich erkältet und kämpfte mit meiner Mutter. Am 5. Januar 2022 kämpfte ich mit einem zickigen CPAP-Gerät, für das ich coronabedingt lange auf Ersatzteile warten musste. Am 5. Januar 2023 ahnten wir nicht, dass unser Leben vier Tage später durch den Schlaganfall des Gatten wieder mal auf den Kopf gestellt würde. Am 5. Januar 2024 waren wir mit über einem Jahr Verspätung endlich umgezogen.

Das Rezept zum Tag gibt's in der Kombüse, sobald ich meinen Blog-Rückstand aufgearbeitet habe. / *Affiliate link

2 Kommentare:

  1. Achtung: Grapefruits setzen eine ganze Reihe von Medikamenten außer Kraft! In der Apotheke müsste man dazu etwas sagen können.

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  2. Ohweh, das klingt ja nicht so gut mit seinem Fuss, ich hoffe, die Situation hat sich jetzt verbessert..
    liebe Grüsse, Silke

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