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Freitag, 30. September 2022

#pmdd2022: Der 28. September 2022

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2022 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Frühstück für den verschlafenen Gatten machen.

Wasche aus der Maschine nehmen. Der Gatte wird sich über ein sauberes Brillenputztuch* freuen

Die Wäsche hängt.

Das wird mein Mittagessen. Zum Frühstück gab's ein Brot auf die Hand.

Fruchtiger Duft gegen die Herbststimmung. 

Draußen ist es neblig und grau, da möchte ich einen farbenfrohen Pullover.

Während ich heute ins Büro fahre, fährt der Gatte ins alt-neue Haus, um eine Begehung mit dem Schornsteinfeger zu machen. Wir brauchen für den Bankkredit einen Energieausweis und haben einige Fragen, weil wir Mudderns Aussagen nicht trauen können. Sie erfindet seit jeder Geschichten, lebt in ihrer eigenen Welt, so dass wir alles überprüfen müssen.

Bushaltestellenwarteblick.

Mist, ich wollte doch noch Schuhe putzen!

Die S-Bahn ist ziemlich leer, und ich kann "Fememord*" anfangen.

Im Büro erwartet mich ein straffer Arbeitstag. Ich hadere noch immer mit dem gestrigen Update, das dazu führte, dass ich viele praktische, gewohnte Funktionen nicht mehr nutzen kann. So muss ich jeden Morgen die URL der Seiten, die ich bearbeite, händisch eingeben anstatt sie einfach als Startseite zu öffnen. Startseiten festlegen darf nur noch der Admin, und der gibt eine Seite vor, andere sind nicht erlaubt, basta. Digitalisierung vereinfacht Arbeitsprozesse wirklich ungemein ... Ansonsten ist viel aus meinem Urlaub aufzuarbeiten. Meine Vertretung ist zwar super, aber es war einfach zu viel zu tun für eine alleine. So mache ich Überstunden.

Arbeiten, analog.

Hierregnet es immer rein, ein häufiges #pmdd-Bild. Ich habe keine Hoffnung mehr, dass die Leckage beseitigt wird. 

Neue Zeitung.

Arbeiten, digital.

Vor lauter Arbeit merkte ich gar nicht, dass es doch noch gutes Wetter wurde. Schade, eine Mittagspause im Park hätte mir bestimmt gut getan.

Zum Feierabend die Büro-Flora wässern.

Die S-Bahn ist auch auf dem Heimweg leer, und ich kann lesen*.

Zuhause erwarten mich Rehe. Diesen Ausblick werde ich in der lindgrünen Hölle vermissen.

Wieder zu Hause, ist der Gatte erfreulicherweise auch schon wieder da. Der Abend wird ruhig, wir sind beide geschafft vom Tag. Die Begehung mit dem Schornsteinfeger ergab zum Glück keine Katastrophen, aber wir brauchen perspektivisch einen Heizungsbauer und müssen die Heißwassererzeugung überdenken. Großartig aber ist, dass der Schornsteinfeger und der Gatte die Heizung zum Laufen brachten! Am Feintuning müssen wir noch arbeiten, aber das Haus ist warm!

Das Abendessen vorbereiten. Das Rezept gibt es demnächst in der Kombüse.

Die Spülmaschine anwerfen.

Früh ins Bett und noch etwas lesen*.

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 28. September 2020 war der Gatte noch gesund und arbeitete. Ich hatte einen Büro- und Ladentag und wechselte die Zeitung an der Fenster-Leckage aus, wie auch am 28. September 2021. / *Affiliate links

Donnerstag, 29. September 2022

#12von12 im September 2022

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! 

#1: Sonnenaufgang.

#2: Morgenkaffee vor dem richtigen Frühstück, heute mal mit Keksen für den Gatten, der Probleme mit entgleisendem Diabetes hat.

#3: Der erste Abwasch des Tages. Im Hintergrund sind die umfunktionierten Kosmetikfläschen und -döschen mit Balsamico, Olivenöl, Essig, Zucker und Pfeffer zu sehen. Für's Salz habe ich einen winzigen Streuer. In die Tupper kommt die Strandverpflegung.

Dieser 12. September ist quasi eine Wiederholung des 12. September 2018, denn wir sind wieder in Alcúdia - endlich! Damals war der Gatte noch gesund, was mir beim Ansehen der Bilder wieder schmerzlich bewusst wird. 

#4: Einen Fiat 500 habe ich irgendwie anders in Erinnerung ... Wir haben ein Upgrade bekommen, über das wir uns blöderweise nicht freuen, da wir gerne Fiat 500 gefahren wären.

#5: Wieder im Appartement, gucken wir nach interessanten Touren.

An diesem 12. September leidet der Gatte sehr unter der ungewöhnlichen Tropenhitze, weswegen wir uns nur aus dem klimatisierten Appartement wagen, um den Mietwagen abzuholen und einen größeren Einkauf zu machen. Es wird also ein sehr ruhiger Tag. 

#6: Mittagsschläfchen.

#7: Der Gatte prüft mild-panisch den Sicherungskasten, weil er denkt, wir sind an einem Stromausfall schuld. Nein, der betrifft das ganze Hotel, und wir haben auch gar nicht genug Geräte mit, um das Stromnetz zu überlasten.

Ich lese und schlafe viel. Die Ruhe tut mir gut, und ich habe keine Lust, alleine auf den Swutsch oder an den Strand zu gehen. 

#8: Der regelmäßige Blick auf den Wetterbericht mit der (vergeblichen) Hoffnung, dass es endlich regnet und etwas kühler wird.

#9: Der zweite Abwasch des Tages. In einem Topf war ein Gemüseragout, den zweiten nutze ich als Bratpfannenersatz für Gambas.

#10: Das aktuelle Strickstück. Leider komme ich mit den Stricknadeln* nicht zurecht. Ich kann einfach mit Kunststoff nicht mehr stricken.

#11: Das Hotel bittet um Mülltrennung. Wir sammeln im Netz und nehmen den Müll mit, wenn wir morgens zum Frühstück gehen. 

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am
12. September 2020 war unser Dänemark-Urlaub zu Ende, war der Gatte noch gesund. Am 12. September 2021 machten wir den ersten Urlaub seit Erkrankung des Gatten und waren im gleichen Ferienhaus wie im Vorjahr.

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Sonntag, 25. September 2022

Samstagsplausch KW 37/22 und 38/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXXI - CXXXII

In den letzten beiden Wochen waren wir auf Mallorca. Den Urlaub buchten wir lange, bevor Mudderns ins Pflegeheim kam und wir wussten, dass wir ein Haus in der lindgrünen Hölle besitzen werden. Ich hätte angesichts der veränderten Situation den Urlaub gerne storniert, aber der Gatte bestand auf der Reise. 

Wenn die FFP3-Maske neben dem Strandkleid trocknet ... 

Es war die erste Reise mit schwerbehindertem Gatten. Ich teilte beiden Fluggesellschaften medizinischen Sonderbedarf mit (muss ich für mein CPAP-Gerät im Handgepäck eh), also dass der Gatte auf einen Gehstock angewiesen ist, den er mit an Bord nehmen muss. Für den Hinflug bat ich beim DRK um einen Rolli-Transfer, damit der Gatte nicht die prognostizierten drei Stunden in der Schlange stehen muss, aber das ging gründlich schief. Die Fluggesellschaft schickte uns in die falsche Wartezone, und auf mehrfache Nachfragen, weil auch nach einer Stunde niemand kam, wurden wir beruhigt, das DRK käme frühestens eine halbe Stunde vor Abflug. Schließlich rief ich beim DRK an, erfuhr, dass wir in der falschen Wartezone sitzen, man rechtzeitig in der richtigen war, uns aber nicht antraf, wir nun sehen müssten, wie wir klar kämen, denn man habe schließlich seine Pflicht erfüllt. Da hatten wir gerade noch eine Stunde bis zum Boarding und erreichten nur mit Glück noch den Flieger. Für den Gatten war das sehr belastend. In Palma versuchte ich ihn dazu zu bringen, dass er die Kilometer vom Gate bis zu Gepäckband und Ausgang langsam zurücklegt, aber er hatte Angst, dass wir dann den Transfer zum Hotel verpassen. So kam er schließlich völlig fertig am Bus an.

Auch für den Rückflug teilte ich den medizinischen Sonderbedarf mit, erhielt aber trotz Nachfragen keine Antwort von der Fluggesellschaft und ging daher davon aus, dass das schief ging. Diesmal war's das genaue Gegenteil! Beim Einchecken hatte der Bodensteward sofort auf dem Schirm, dass der Gatte gehbehindert ist, überredete ihn zu einem Rolli-Transfer, schickte uns in die richtige Wartezone und meinte, wir müssten etwa zehn Minuten warten. Binnen kurzer Zeit kam ein junger Mann, saß der Gatte im Rollstuhl, wurden wir zu einer Sonderabfertigung gebracht. Die Kontrolle war zügig, und hinter der Kontrolle wartete schon ein älterer Herr mit einem anderen Rollstuhl für den Gatten. Ein paar Minuten später saßen wir in einem dieser Golfwägelchen und wurden von einer jungen Frau in Formel 1-Tempo (mit Fahrtwind!) durch den Flughafen zum einige Kilometer entfernten Gate gebracht.  

Nach der Landung im Hamburg bestand eine Stewardess darauf, dass der Gatte nicht zu Fuß die Treppe runter und zum einige Kilometer entfernten Ausgang geht, sondern vom DRK abgeholt wird - schließlich sei der Transfer bestellt. Wir dachten nach der Erfahrung beim Hinflug, dass das eh nicht klappt, zumal das DRK nur bis 22 Uhr arbeitet, wir aber später landeten, aber die Stewardess war zuversichtlich, und mit uns wartete noch ein anderes Paar auf den Transfer. Es dauerte nicht lange, und ein netter Herr kam mit einem Medical Highloader, der sich auf Flugzeughöhe hochfahren lässt, und wir konnten ganz kommod das Flugzeug verlassen, wurden mit rasanter Geschwindigkeit von einem Ende des Flughafens zum Ausgang am anderen Ende gefahren!

Hier gilt seit mittlerweile 132 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und inzwischen Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. Wegen Corona hätte ich gerne auf die Flugreise verzichtet, aber nun ja. Ich trug konsequent die FFP3-Maske und hoffe, das half. 

Auf Mallorca war dann so ziemlich alles wie vor Corona. Corona war dennoch oft präsent, und sei es, weil der schweizerische Strandliegennachbar im Telefonat in die Heimat nicht nur erzählt, dass sein Sohn gerade Maul- und Klauenseuche hat, sondern dass er seit Tagen 40 Grad Fieber und "Schluckweh" habe, aber keinen Corona-Test dabei habe ... Gut, den Test hätte man kaufen können, aber Corona ist ja bekanntlich vorbei, nich? Die Testcentren waren zumindest geschlossen. Es gibt zwar noch Maskenpflicht, u.a. im ÖPNV, aber darum kümmert sich kaum jemand. Die Strandliegen stehen im gleichen Abstand wie früher, wenngleich es insgesamt viel weniger sind, zumindest in Port d'Alcúdia.

Der Strand war schmutziger als vor drei Jahren. Aschenbecher fehlten ebenso wie die tägliche Reinigung. Außerdem gab's weniger Büdchen, aber wir brachten ohnehin die Verpflegung meistens mit. Der Mietwagen war wesentlich teurer als vor drei Jahren, aber das wussten wir ja vorher. Die Tagesmiete, die in etwa gleich viel kostet wie vor drei Jahren, wäre uns dieses Jahr wesentlich günstiger gekommen, da wir den Mietwagen kaum nutzten, aber das konnten wir vorher nicht wissen.   

Im Vorfeld hatten wir oft gehört, dass die Insel dieses Jahr noch überlaufener wäre als sonst und machten uns auf einiges gefasst, aber uns kam sie viel leerer vor. Bei den Strandliegen hatten wir selbst mittags noch reichlich Auswahl, obwohl weniger aufgestellt waren als früher. Wir hätten problemlos mit der historischen Straßenbahn in Sóller fahren können, bei den beiden vorherigen Besuchen undenkbar. Selbst in Artá oder am Markttag in Alcúdia war's vergleichsweise leer, ebenso in den Bussen von und nach Palma, in denen wir beim letzten Besuch nur mit Glück Platz bekamen. 

Die Tropenhitze hatte insbesondere in unserer ersten Urlaubswoche die Insel noch fest im Griff, und die Temperaturen von 32°C und mehr tagsüber bzw. nachts um die 30°C machten dem Gatten sehr zu schaffen. Normalerweise liegen die Durchschnittstemperaturen im September bei bummelig 22°C bis maximal 26°C, regnet es öfter. So blieb der Gatte oft im klimatisierten Appartement, und da ich keine Lust hatte, alleine etwas zu unternehmen, blieb ich bei ihm, schlief und las viel und merkte, wie erschöpft ich war. Außerdem waren wir fast jeden Tag am Strand, wo es ein bisschen windig war, und so bin selbst ich jetzt knackebraun. Sonne, Salzwasser und Schwimmen taten gut. 

Es gibt Menschen, die lesen am Strand was Seichtes, wie Krimis. Und dann gibt es den Gatten. Der liest die Torah*, als wäre sie ein Krimi ...

Ansonsten ließen uns Hausumbau und Mudderns Situation im Pflegeheim nicht los. Die Fenster für's alt-neue Haus kamen während unseres Urlaubs, vier Wochen früher als geplant, so dass wir jetzt gucken müssen, woher das Geld dafür kommt, denn der Baukredit ist ja noch nicht durch, und der Tiefbauer für die Internetleitung versuchte auch, uns zu erreichen. Darum müssen wir uns morgen kümmern. 

Mudderns sprach bei jedem Telefonat davon, unbedingt ins Betreute Wohnen umziehen zu wollen, eine Wohnung zu mieten oder gar zu kaufen. Eine Hälfte des Komplexes ist Pflegeheim, die andere besteht aus Wohnungen. Sie ist gar nicht in der Lage, die paar Meter von einem Eingang zum anderen zu gehen, um dort nach einer freien Wohnung zu fragen oder sich auf die Warteliste setzen zu lassen, besteht aber darauf, dass sie sich noch selbst versorgen kann. Auch der jüngste Sturz bringt sie nicht davon ab, partout alleine wohnen zu wollen. Sie schaffte es vor drei Tagen, zwischen Bett und davor stehenden Rollator zu stürzen, will aber eine ganze Wohnung alleine bewirtschaften - ja, nee, is klaa. 

Mudderns Gesellschafterin fragte letzte Woche nach Rücksprache mit mir, ob eine Wohnung frei wäre oder es möglich sei, Mudderns auf die Warteliste setzen zu lassen - beides ist nicht der Fall, aber Mudderns ignoriert das hartnäckig. Ich habe versucht, mit ihr zu klären, was mit ihren Möbeln geschehen soll, wenn wir ins Haus ziehen, aber sie lehnt jeden Gedanken daran ab, die Möbel einzulagern, versteht nicht, dass wir mit unseren Möbeln ins Haus einziehen. Es ist ein Elend. So wird also das Haus entrümpelt, und wenn Mudderns tatsächlich in eine Wohnung umziehen sollte, sind ihre Möbel weg. Gut, der Fall ist sehr unwahrscheinlich, aber dennoch habe ich ein schlechtes Gewissen. Es wäre einfacher, würde Mudderns realistisch mit der Situation umgehen. Immerhin stellt sie sich aber endlich dem Thema Patientenverfügung, weil der Notar die als Teil der Vorsorgevollmacht betrachtet. 

Heute Abend beginnt Rosh Hashanah, und das neue Jahr wird viel Neues für uns bringen. Morgen sollen Schenkungsurkunde und Vorsorgevollmacht vor dem Notar unterschrieben werden, wird Mudderns ins Pflegeheim umgemeldet. Mittwoch begutachtet der Schornsteinfeger das Haus für den Energieausweis. Am kommenden langen Wochenende will eine Kollegin kommen und gucken, ob es bei Mudderns Porzellan und Gläsern etwas für sie gibt - da sind schon hochwertige Sachen dabei, viel skandinavisches Design, aber ich habe keine Kraft, es bei eBay oder auf Flohmärkten zu verkaufen. Das Wochenende darauf kommt dann der Entrümpler zur Besichtigung. Wir sind schon extrem gespannt darauf, wie das Haus aussieht, wenn es quasi leer ist (ein paar Kisten mit Mudderns Sachen und Unterlagen werden vorerst in meinem Werkstattkeller bleiben).

Morgen sind wir nach drei Wochen auch zum ersten Mal wieder im alt-neuen Haus und schon gespannt, ob und was sich in der Zwischenzeit tat, denn die Baubrigade wollte ja weiterarbeiten. Aus Mallorca brachten wir ein Türschild mit, das der Gatte morgen anbringen wird. Es ist immer wieder mehr wie Nachhausekommen, wenn wir ins alt-neue Haus kommen. Wir können den Umzug kaum erwarten, haben aber gleichzeitig bei Magenschmerzen vor dem, was uns noch erwartet.   

Neben den Haus-Terminen stehen auch noch jede Menge Arzttermine und mein Krankenhausaufenthalt an. Das wird anstrengend. Nur: Nützt ja nichts.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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Mittwoch, 14. September 2022

Ausgelesen: Bücher im August 2022

Lesen während des Hausumbaus.
In den ersten Augusttagen las ich "Die Erfindung des Jazz im Donbass*" von Serhij Zhadan zu Ende. Das Buch strengte mich sehr an, ich fand keinen wirklichen Zugang.

Danach musste erstmal etwas Seichtes her, also ein Krimi. "Kiellinie*" von Angelika Svensson* ist der Auftakt zur bislang sechsbändigen Reihe um die Kieler Kommissarin Lisa Sanders. Kurz vor Beginn der Kieler Woche finden zwei Segler die Leiche einer jungen Frau an der Kieler Förde. Es handelt sich um die Tochter des ehemaligen Liebhabers von Kriminalhauptkommissarin Lisa Sanders. Erschwert werden Lisas Ermittlungen in diesem Mordfall durch die Zusammenarbeit mit dem arroganten Oberstaatsanwalt Dr. Thomas Freiherr von Fehrbach, den selbst ein dunkles Geheimnis zu umgeben scheint.

Mir fiel es ein bisschen schwer, in die Handlung zu kommen, aber dann gefiel mir das Buch gut. Wenn ich mir mal wieder Kindle Unlimited* leiste, lese ich bestimmt die nächsten Bände. Aber seitdem ich weiß, wie ich den zickenden Tolino überlisten kann, lese ich sehr gerne damit, nutze wieder gerne die Onleihe. 

Erstmal wurde aber analog gelesen: Als ich die Torah-Übersetzung* bestellte, die sich der Gatte zum Geburtstag wünschte, bestellte ich für mich den letzten Band der Loretta-Luchs-Reihe von Lotte Minck* mit: "Tote tanzen keinen Walzer*". Im großen Finale heiraten Bärbel und Frank. Und weil laut Frank „auf ’ne ordentliche Hochzeit“ getanzt wird, muss Loretta mit ihren Freunden die Schulbank drücken – genauer: die Tanzschulbank. Wider Erwarten machen ihr die Tanzstunden Spaß – bis einer der Teilnehmer beim Foxtrott erschossen wird. Ehrensache, dass das Ermittler-Dream-Team im Finale Grande noch einmal alles gibt, um zwischen eifersüchtigen Ex-Formationstänzern und vermeintlichen Erbschleicherinnen den wahren Täter zu finden … 

Der Band ist ein würdiger Abschluss der Reihe. Schade, dass sie jetzt zu ende ist. Aktuell liest Mudderns das Buch, und ich bin gespannt, wie es ihr gefällt. 

Gerhard Langer ist Professor für Judaistik an der Uni Wien und schreibt zur Entspannung Krimis. "Gnädig ist der Tod*" ist der erste Band der bislang zweibändigen Reihe um den Wiener Kommissar Michael Winter. Es geht um den ehemaligen Wirtschaftsminister Klaus Windisch, der tot aufgefunden wird – ausgeblutet, lächelnd und in der Hand eine blutgefüllte Tasse mit einer rätselhaften Aufschrift. Der Mord an dem umstrittenen Politiker versetzt das gesamte Land in Aufruhr, und Michael Winter ermittelt unter Hochdruck im Umfeld des Toten. Durch die Journalistin Angelika Kretschmer stößt er auf ein undurchdringliches Netz aus Korruption und verborgenen Leidenschaften. 

Die Handlung nimmt mehrere überraschende Wendungen und hält die Spannung bis zum Schluss. Gleiches gilt für den zweiten Band "Eitel ist der Tod*". Winter ermittelt im rätselhaften Selbstmord einer jungen Studentin, als er zu einem hochbrisanten Fall gerufen wird: Der bekannte Sänger Heinz Hawlicek wurde tot in seiner Villa aufgefunden. Einbruchsspuren deuten auf einen Raubmord hin. Presse und Polizeiführung stürzen sich auf den Fall und drängen auf schnelle, lückenlose Aufklärung, schließlich war der Mann ein Idol der Wiener. In einem Wust aus Eitelkeiten und Lügen versucht Winter verzweifelt, Licht in beide Fälle zu bringen. Da stirbt eine weitere Studentin. Winters Beziehung zur Journalisten Kretschmer hat sich inzwischen gefestigt, gerät aber in Turbulenzen, als ein Freund von Kretschmer unter Verdacht gerät. 

Ich hoffe, dass weitere Bände folgen. 

Durch den ersten Band von "Operation Werwolf: Fememord*" von Uwe Klausner musste ich mich anfangs kämpfen, der Einstieg fiel mir schwer. Genervt war ich auch vom Korrektorat, das beispielsweise "Stilhandgranaten" durchgehen ließ. Das Buch spielt in Berlin im Juli 1941. Ein Serienmörder versetzt die Stadt in Angst und Schrecken. Die Opfer werden grausam verstümmelt, und obwohl die Fahndung auf Hochtouren läuft, tappen die Ermittler im Dunkeln. Um ihn bloßzustellen, wird Tom von Sydow, Kommissar bei der Mordinspektion Berlin, von seinem Vorgesetzten genötigt, den Fall zu übernehmen. Dabei deckt er Verbindungen des Täters auf, die um keinen Preis nach außen dringen dürfen. Verbindungen, die bis in die Reihen der Gestapo reichen, und die den Jäger zum Gejagten werden lassen.

Die Handlung zieht und zieht sich, und als endlich etwas Spannung aufkommt, endet der erste Band mit einem Cliffhanger. Ich habe mir den zweiten Band vorbestellt, nur wird Klausner auch in diesem Band nicht zum Ende kommen, denn die reihe umfasst bislang sechs Bände. Ich bezweifle, dass ich mir die alle antun werde.

In den September ging ich mit "Als die Flut kam*" von Kathrin Hanke. Das Buch spielt hauptsächlich in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962, als eine Sturmflut über Hamburg hineinbricht. In der Stadt herrscht das Chaos und es sind viele Helfer unterwegs. Der Wilhelmsburger Johannes Becker nutzt die Katastrophe jedoch für seine eigenen Zwecke: Er bringt die Nachbarstochter Anne, in die er seit Jahren unerwidert verliebt ist, in seine Gewalt. Anne stirbt und nur Beckers Freund, Kommissar Peter Lüders, ahnt, dass die junge Frau nicht durch die Flut umgekommen ist. Lüders beginnt im Alleingang zu ermitteln und dringt dabei in menschliche Abgründe vor.

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Samstag, 10. September 2022

Samstagsplausch KW 36/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXX

Als ich mich im April für letzten Sonnabend in der lindgrünen Hölle verabredete, fragte die Sandkastenfreundin, warum ich nicht bei meiner Mutter übernachte, um nicht spätabends nach dem Konzert wieder nach Hause fahren zu müssen. Damals hätte ich nicht gedacht, dass wir jetzt schon das zweite Wochenende in Folge in der lindgrünen Hölle verbringen - nicht bei meiner Mutter, sondern im eigenen Haus, ihrem ehemaligen Zuhause, denn sie wohnt ja inzwischen im Pflegeheim. 

Open-Air-Konzert in der lindgrünen Hölle. Man könnte meinen, Corona wäre vorbei (keine Handvoll Menschen trug noch Maske).

Wir hatten einen sehr schönen Sommerabend, waren mit der Sandkastenfreundin und ihrem Mann essen, und danach waren die Sandkastenfreundin und ich im Konzert. Sie hofft, dass sich unsere Männer zukünftig öfter treffen, kennen sie sich doch ohnehin schon länger, also bevor sie unsere Ehemänner wurden, über ein gemeinsames Hobby, aber die beiden Herren sind Eigenbrötler und lieber für sich. Trotzdem ist es schön, sich jetzt spontan treffen zu können - wir wohnen fünf Rad- oder Autominuten entfernt (oder, wenn der Gatte gut zu Fuß ist, 20 Gehminuten). Wir Frauen haben beschlossen, öfter ins Veranstaltungszentrum zu gehen, und ich fand im neuen Programm auch gleich einiges, aber da ich nicht weiß, wann wir umziehen, warte ich noch ab, kaufe noch keine Karten.

Was ich im Moment sehr genieße, ist, dass alles fußläufig erreichbar ist. In 10 bis 15 Minuten bin ich in der Innenstadt mit Veranstaltungszentrum, das ein sehr gutes und abwechslungsreiches Programm hat, fast allen wichtigen Geschäften inkl. Wolle und Wein, Bücherhalle, Wochenmarkt, Restaurants und Cafés. Auch das Schwimmbad und ein Sportverein sind fußläufig in 10 Minuten erreichbar. Der Gatte erwägt schon, ein Auto abzuschaffen, was ohne Zweifel vernünftig wäre, aber ich hadere damit, weil mein eigenes Auto halt auch Freiheit bedeutet ... Und ich freue mich so über mein Auto, den ersten Neuwagen, den ich mir leisten konnte. Nun, wir werden sehen.

Auf dem Luftbett*, das wir für den Gatten kauften, schläft er so gut, dass er beschloss, wir behalten es als Gästebett. Ich bin gespannt, wie ich darauf schlafe, denn wir werden noch ein zweites kaufen, wenn das Schlafsofa, auf dem ich gerade nächtige, vom Entrümpler abgeholt wurde. Das geht später dann als Gästebett zu Schwiegermutter. 

Dieses Wochenende ist in der lindgrünen Hölle Stadtfest. Die Tradition will es, dass man zu diesem Anlass in den Ort zurückkehrt und sich mit den ehemaligen Klassenkameraden trifft. Ich habe in den letzten 38 Jahren darauf verzichtet, aber der Gatte freut sich darauf, genau wie auf das Schützenfest im kommenden Juni ... Ich vermute allerdings, nach einem kurzen Bummel reicht es auch ihm. Es ist immer noch ein merkwürdiges Gefühl, bald wieder in der Stadt zu leben, die ich aus guten Gründen verließ. Ohne den Gatten wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen, würde mich nicht so wohl fühlen.

Hier gilt seit mittlerweile 130 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und inzwischen Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. 

Diese Woche war endlich mal wieder ruhiger - also, für unsere Verhältnisse. Nach dem schönen Sonnabend Abend traf ich mich Sonntag mit Mudderns. Sie war mal wieder schnell entschlossen, wollte erst nicht Eisessen gehen, dann wieder doch, dann wieder nicht ... Schlussendlich tranken wir Kaffee im Pflegeheim und setzten uns im Garten zusammen, um Schenkung, Vollmacht und Patientenverfügung zu besprechen. Das war für uns beide schwer, aber notwendig. Mudderns meinte, sie hätte sich schon viel früher zum Umzug entschließen sollen, und wir hätten auch schon früher eine Patientenverfügung machen sollen. Nach meinem Eindruck nach Sichten ihrer Unterlagen wäre allerspätestens nach ihrem Schlaganfall 2017 der Umzug ins Betreute Wohnen fällig gewesen, aber damals war sie dafür noch nicht bereit, als ich alles organisierte. 

Seit Sonntag äußert sie vehement den Wunsch, in eine eigene Wohnung zu ziehen. Ich versuche, gelassen zu bleiben, und bestärke sie in dem, was sie im Heim gut findet. So nimmt sie neuerdings an der Sitzgymnastik teil. Sonnabend schenkte ihr zudem eine Mitbewohnerin Gladiolen als Dank für die Zeitungen, die sie von Mudderns bekommt - das ist mehr, als sie in den letzten Jahrenden von dem Nachbarn, dem sie ihre Zeitung gab, bekam. So sehr ich den Wunsch nach einer eigenen Wohnung verstehen kann, so sehr weiß ich auch, dass es Mudderns schnell wieder schlecht geht, wenn der strukturierte Tagesablauf fehlt. Sie wird die Wohnung nicht verlassen, tagelang im Bett liegen außer an den beiden Tagen, an denen ihre Gesellschafterin kommt, zu wenig und falsch essen ... Wir werden sehen. Da Mudderns Argumenten nicht zugänglich ist, kann ich den Dingen nur ihren Lauf lassen. Ich werde aber keinesfalls einen Vertrag für eine Seniorenwohnung unterschreiben usw. Wenn sie darauf beharrt, so selbstständig zu sein, dass sie alleine wohnen kann, kann sie das auch selbst machen. Aktuell bzw. schon seit dem Frühjahr, also lange, bevor sie ins Krankenhaus kam, erledige ich jeden Schriftwechsel für sie, weil sie das nicht mehr möchte, zu anstrengend findet. Dementsprechend unterschrieb ich den Mietvertrag für's Pflegeheim auch alleine.

Dienstag rief die Horror-Hormon-Tante an - vier Wochen früher als terminiert, und davon, dass sie mir einen Termin in der poshen Privatklinik machen wollte, wusste sie auch nichts mehr. Stattdessen sollte ich einen Termin in dem Krankenhaus machen, in dem ich vor zweieinhalb Jahren schon mal war. Und sie vermutet, dass ich Krebs habe. Ähm, hatten wir das nicht gerade letztes Jahr?! Jedenfalls habe ich jetzt einen Termin für einen ambulanten Eingriff. Ich denke nicht, dass das Ergebnis ein anderes sein wird als vor zweieinhalb Jahren (damals war der Erfolg gleich Null) oder dass die Ärzte dort mit etwas anderes sagen als fünf Gynäkologinnen. Es ist einfach zum Verzweifeln, dass es keine Alternative zur Horror-Hormon-Tante gibt. In der lindgrünen Hölle gibt es erst gar keine gynäkologischen Endokrinologen, und die Suchfunktion der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsens ist so desolat, dass ich auch im Umkreis keine angezeigt bekomme, jeden Ort einzeln abfragen müsste. Google verweist auf Hamburg, aber da habe ich bereits von allen Praxen Absagen bekommen. 

Für mich wäre es völlig in Ordnung, die Hormone, die ich seit zwei Jahren nehme, weiterhin zu nehmen, bis ich mit den Wechseljahren durch bin, aber die Horror-Hormon-Tante verweigert jegliche Aussage, ob das möglich ist. Es gibt von ihr auch weder Arztberichte, Laborwerte oder eine klare Diagnose. Gleichzeitig will sie von jedem Arztbesuch einen Bericht haben, verlangt vehement danach. Kein Wunder, dass meine anderen Ärzte, vor allem die Hausärztinnen, zunehmend ungehalten werden, nur habe ich leider schlichtweg keine Alternative zu dieser Grusel-Guste.  

Mittwoch machten wir unseren Betriebsausflug nach Lübeck. Leider kam nur die Hälfte des Teams mit. Es war ein sehr schöner Tag, aber sehr anstrengend für mich. Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt, zehn Stunden unter Menschen zu sein. Ich war heilfroh, dass ich am nächsten Tag frei hatte.

Auf dem Heimweg begegnete ich in der S-Bahn einer Hardcore-Maskenverweigerin. Hätte sie einfach nur maskenlos in ihrem Buch gelesen, wäre alles okay gewesen, aber die Dame griff jeden verbal lautstark an, der in ihrer Nähe Maske trug. Wie üblich bei der Leerdenker-Sekte, pochte sie auf Meinungsfreiheit und konnte nicht damit umgehen, dass andere eine andere Meinung haben. Davon ab, haben Fakten nichts mit Meinung zu tun, aber das ist für diese Seuchenvögel zu hoch. Es ist beeindruckend, wie diese Leute die Argumente ihrer Gurus auswendig gelernt haben und bei Gegenwind nur noch schreien können. Selbst denken? Fehlanzeige. Wie war das? Wer schreit, hat Unrecht.  

Donnerstag hatte ich frei. Der Gatte und ich machten uns seit langem mal wieder eine gemütliche Teestunde zu Hause. Der Tod der Queen, die Donnerstag starb, macht mich traurig. Sie war eine Konstante. Mit ihr geht eine Ära zu Ende, gehen Anstand, Haltung und Pflichtbewusstsein. Farewell, Ma'am!

Die Erhöhung der Leitzinsen hätten mich normalerweise kaum interessiert, aber angesichts des beantragten Baukredits ist das anders. Ich bin gespannt, wie hoch die Zinsen sein werden, wenn (hoffentlich bis spätestens Ende Oktober) Haus und Grundstück auf mich übertragen sind, der Kredit dann tatsächlich bewilligt wird. Und dann kommen noch 10% Inflation dazu - das geliehene Geld schrumpft zusehends. Plötzlich verschuldet zu ein, verspannt mich nachhaltig. Das kenne ich nicht. Aber wir haben keine Wahl, das alt-neue Haus muss saniert werden, und rein aus den Ersparnissen schaffen wir es nicht. 

Da ich Mittwoch aufgrund des Betriebsausflugs zwei Stunden im Zug saß, trug ich zum ersten Mal eine FFP3-Maske - Himmel, die Dinger sind ja wie Knebel! Die FFP2-Masken merke ich schon nicht mehr, aber hier strengte lange jeder Atemzug an. Für den Gatten sind die nichts, der hat bei FFP2-Masken schon Probleme.    

Schwiegermutter und Tante kamen wohlbehalten in Bad Füssing an und wellnessen jetzt zwei Wochen lang.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. 

Montag, 5. September 2022

#WMDEDGT 09/22: Vorwärts ...

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich wache vor dem Weckerklingeln auf und stelle wieder mal fest, dass die Tage kürzer werden: Es ist schon nicht mehr hell. Leise aufstehen, Kaffee kochen, dann an den Rechner. Bevor ich mich ins Büro aufmachen, muss ich für Mudderns und für die Hausübertragung einiges auf den Weg bringen: Notar-Termin bestätigen, bestätigen, dass die Entwürfe für Übertragungsurkunde, Generalvollmacht und Patientenverfügung okay sind, darauf hinweisen, dass Mudderns evtl. später noch Änderungswünsche für die Patientenverfügung hat, weil das alles erst mal sacken muss, unsere Ausweiskopien mailen, den Notar auf die Masken- und Testpflicht im Pflegeheim hinweisen (vermutlich weiß er es, aber besser is), einen Corona-Test passend zum Notar-Termin im Pflegeheim buchen, endlich einen Termin für Mudderns Ummeldung finden und buchen (er ist sogar am Tage des Notar-Termins, spart mir einen Weg) ... Es bleibt kaum Zeit für einen halben Becher Kaffee.  

Als der Rechner schon runtergefahren ist, ich duschen will, fällt mir ein, dass ich noch das Wahlbüro in der lindgrünen Hölle anschreiben will, um zu klären, wie Mudderns wählen kann. Ihre Post wird aktuell zu mir umgeleitet, nur Wahlunterlagen werden nicht nachgesandt. Also nochmal den Rechner hochfahren. Die Antworten auf meine Fragen werden schon da sein, wenn ich ins Büro komme. Sehr schön. Ich treffe in der Stadt bislang durchweg auf ausgesprochen freundliche Menschen in der Verwaltung.

Ich muss mir unbedingt eine Liste machen, was ich alles mit Mudderns besprechen muss, welche Unterlagen ich wann wo brauche, vor allem nach dem Urlaub. 

Der Gatte ist inzwischen wach, bringt mich zur Tür und fragt bei der Verabschiedung, ob er etwas für's Abendessen vorbereiten solle. Mir entfährt ein "Oh, Schiete!" Ich hatte vergessen, Kohlrabi und Bratwürste aus dem Tiefkühler zu nehmen und hole das schnell noch nach. Der Gatte könnte das auch, müsste aber lange suchen, und zudem sind beide Beutel nicht beschriftet. 

Die Busfahrt ins Büro ist recht entspannt. Seit Auslaufen des Neun-Euro-Tickets sind die Busse deutlich leerer. Ich fahre aktuell über #hvvany, eine neue App, die nur den günstigsten Fahrpreis berechnen soll. Ich habe Glück und fahre bis Mitte Oktober kostenlos, da ich eine der 1.000 Beta-Testerinnen bin. Langsam haben sich die App und ich aneinander gewöhnt, wenngleich mich die App immer noch damit überrascht, dass sie mir mitten in der Fahrt mitteilt, sie habe die Fahrt beendet, weil sie keine Fahrt erkennen könne. Das wird im Falle eine Fahrtkartenkontrolle lustig. Für letzten Freitag fehlt tatsächlich eine Fahrt in der Berechnung. Mal schauen, was heute ist. Die Abrechnung der heutigen Fahrten kommt frühestens morgen per eMail.

Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass es doch schön wäre, im Rathaus der lindgrünen Hölle zu arbeiten - ich hätte einen Arbeitsweg von 10 Gehminuten. Vielleicht ist da ja in einigen Jahren etwas frei. Bis zur Rente sind es noch 12 Jahre, und ich glaube nicht, dass ich solange pendeln möchte. 

Auf dem Weg von der Bushaltestelle ins Büro hole ich noch schnell Frühstück und Mittagessen vom Bäcker, denn ich kam zu Hause nicht mehr dazu, mir etwas zu machen. 

Wir haben eine neue Kollegin im Team, bei deren Vorstellung ich prompt die falsche Brille aufhabe ... Egal, übermorgen ist Betriebsausflug, da werde ich sie dann schon richtig sehen können. Der Arbeitstag startet entspannt, was sich auch nicht ändern wird. Im Nachbarbüro kichern die Kollegen beim Basteln einer Glückwunschkarte für einen Kollegen, der gerade heiratete. Meine Filzer sind da sehr gefragt, denn seminarbedingt habe ich da reichlich Auswahl. Chef II verschickt Infos zum anstehenden Betriebsausflug. Leider kommt nur die Hälfte des Teams mit.  

Mittags ruft der Gatte an: Der Bezirksschornsteinfeger meldete sich nach vier Wochen und mehreren Anfragen! Ich dachte schon, der wäre nur per Rauchzeichen erreichbar ... Wir haben also endlich einen Termin für den Energieausweis. Allerdings besteht der Schornsteinfeger anders als die Bank auf die "große" Variante, weil altes Haus. Wieder mal eben ein fast vierstelliger Betrag, den wir wuppen müssen ... Aber ein Haus kostet ja nichts, ist viel günstiger als Miete, nich? Jedes Mal, wenn ich diese Aussage von Hausbesitzern höre, frage ich mich, was die anders machen. Natürlich kostet ein Haus! Günstiger als in der Mietwohnung werden wir nicht wohnen, aber dafür gibt es andere Vorteile. 

Die Corona-Warn-App meldet ein negatives Testergebnis - irritierend, weil ich heute in keinem Testzentrum war. Oder erinnere ich mich schon nicht mehr daran?!

Halbwegs pünktlich Feierabend. Die S-Bahn hängt wegen besetzter Gleise fest, also verpasse ich den Anschluss, bekomme aber überall einen Sitzplatz, sogar auf der Bank an der Bushaltestelle. Das sah vor einer Woche noch anders aus. Ich lese* oder schaue aus dem Fenster und denke daran, wie schön es wäre, hätte ich jetzt einfach nur zehn Minuten Fußweg durch's Dorf, um nach Hause zu kommen.

Zu Hause vermute ich, der Gatte schläft, aber er sortiert hochkonzentriert Wäsche weg. Als ich dazukomme, hält er gerade irritiert ein schwarzes Kleidungsstück in der Hand, das ich zu seinen Sachen legte, von dem er aber behauptet, es gehöre mir - ganz sicher nicht. Anscheinend legt uns ein Unbekannter Klamotten in den Wäschekorb ... 

Balkonpause mit Eis und Erzählen vom Tag. Der Gatte räumte auf und kaufte einen Plattenklappwagen*. Die Parksituation in der lindgrünen Hölle ist nämlich desolat, man kann weder Stellplatz noch Garage mieten oder kaufen, und der Gatte hat weder Lust noch Kraft, die Einkäufe hunderte Meter weit zu schleppen. Ich erzähle von der Überlegung, mich in der lindgrünen Hölle nach einer passenden Stelle umzusehen. Dem Gatten gefällt das. Es gäbe auch ein, zwei passende Referate, aber keine Möglichkeit, sich für einen Newsletter mit Stellenausschreibungen zu registrieren, so dass ich immer mal gucken muss. Aber ich bin ja mit meinem jetzigen Job sehr zufrieden, und rein rechnerisch ist die Fahrzeit aus dem Vorort nach Hamburg sogar drei Minuten kürzer als jetzt innerhalb Hamburgs. Ein Stellenwechsel hat also Zeit.

Vergeblicher Versuch, Mudderns zu erreichen - die Telefonanlage im Heim ist seit Sonnabend gestört. Dafür erreiche ich aber ihre Schwester, die sich schon sorgte, weil sie Mudderns nicht erreichen konnte (und uns auch nicht, weil sie es am Wochenende in Hamburg versuchte, während wir in der lindgrünen Hölle waren). 

E-Mails bearbeiten, mit Mühe eine Verpackung für das alte Schachbrett von Vadderns finden, das hoffentlich einer Schach-AG in Wuppertal zukünftig Freude bereitet, dann in die Küche, das Abendessen vorbereiten. Es gibt gestovten Kohlrabi mit Fleischbällchen und Kartoffelbrei. Der Brei natzt mich wieder: Erst denke ich, es sind viel zu viele Kartoffeln, dann ist es zu wenig Brei. Da muss ich übermorgen nochmal welchen kochen. 

Abendessen, unterbrochen von einem Anruf von Schwiegermutter: Tante und sie kamen heute Mittag gut in Bad Füssing an. Beruhigend. 

Der Gatte hat heute Sciene Fiction-Abend, und ich überlasse ihm gerne den großen Fernseher samt Sofa. Ich bin ausgebrannt, gehe früh ins Bett und lese* noch.

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 5. September 2020 urlaubten wir in Dänemark und waren auf der Suche nach Kreuzkümmel. Am 5. September 2021 waren der inzwischen kranke Gatte und ich zum ersten Mal seit seiner Erkrankung im Urlaub und ruhten uns am ersten Urlaubstag nach einer anstrengenden Anreise aus. 

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Samstag, 3. September 2022

Samstagsplausch KW 35/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXIX

Sonntag Morgen in der lindgrünen
Holle: Der zukünftige
Schlafzimmerblick.
Auch diese Woche reichte wieder für mehrere. Ich sollte daran gewöhnt sein, aber es ist mir momentan einfach zu viel.

Sonnabend hatte der Gatte eine schlechte Nacht und fuhr nicht zum Herzsport, da zu klapprig. Als er sich im Laufe des Tages fit genug fühlte, fuhren wir ins alt-neue Haus und übernachteten das erste Mal dort. Wir machten uns einen ruhigen Nachmittag, gingen zum ersten Mal, seitdem klar ist, dass wir dort hin ziehen, zu Fuß ins Dorf zum Einkaufen, grillten abends ein ganzes Huhn und saßen lange auf der Terrasse. Im Haus ist es nicht wirklich gemütlich, da überall Kisten und Geraffel stehen. Zudem funktioniert der Fernseher nicht, worunter vor allem der Gatte leidet, da er es gewohnt ist, mit TV-Begleitung einzuschlafen. Wir müssen erst eine neue Fernbedienung für den Receiver besorgen, dann ich rechnete nicht damit, dass Mudderns die nicht beim Fernseher aufbewahrte, sondern ganz woanders. Deswegen wurde sie als Elektroschrott entsorgt ... 

Sonntag holten wir Mudderns zum Eisessen ab. Sie wartete schon an der Mündung der Straße, die zu ihrem ehemaligen Haus führt - das Pflegeheim liegt ja nur 220 m entfernt. Sie war schlecht drauf, die Begegnung war anstrengend. Sie zeigte uns auch ihr neues Zimmer, und wir kamen zu dem Ergebnis, dass kein Platz für Möbel aus dem alt-neuen Haus ist. Es hätte sicher größere Zimmer gegeben, aber dann hätte Mudderns länger warten müssen und wäre in einen anderen Wohnbereich gekommen. 

Im Pflegeheim war mal wieder zu wenig Personal (zwei Pflegekräfte für 70 Bewohner in drei Wohnbereichen, Eingang verschlossen, da niemand für den Empfang da), die Corona-Regeln waren wieder mal Makulatur, weil niemand Zeit für Testungen hatte - es ist ein Elend. Mudderns möchte aber nicht, dass wir die Heim-Aufsicht verständigen oder ihr ein anderes Pflegeheim suchen. 

Gerührt hat uns die Begegnung mit einer Mitbewohnerin, die ein weißes Plüschkaninchen streichelte, und mit Mudderns ehemaliger Mitbewohnerin, die jetzt eindeutig palliativ ist und gerade im Rollstuhl aus dem Garten wieder in ihr Zimmer gebracht wurde. Als ich sie begrüßte, lächelte sie - zum ersten Mal in den acht Wochen, in denen wir sie kennen. Mudderns meint zwar, sie bekäme nichts mehr mit, aber das bezweifle ich. Die Frau hat augenscheinlich keine Angehörigen, die sich kümmern, und Mudderns Gesellschaft tat ihr gut. Aber für Mudderns ist es besser, dass sie jetzt ein Einzelzimmer hat.

Montag überstürzten sich mal wieder die Ereignisse. Ich sollte mich eigentlich nicht darüber wundern. Wir saßen gerade beim Morgenkaffee auf der Terrasse des alt-neuen Hauses, als der Handwerker, der die Balkonsanierung durchführt, wie verabredet klingelte. Wir dachten, er hat bestenfalls einen Lehrling dabei, guckt sich erstmal alles in Ruhe an, macht einen Plan, fängt dann mal langsam an - aber nö: Vor der Haustür stand eine komplette Baubrigade mit Gerüst, Schubkarre, Eimern, Presslufthammer ... Am Vorabend hatten wir noch überlegt, ob es nicht sinnvoll sei, die Terrasse freizuräumen, aber wir wussten nicht, wie sich die Arbeiten gestalten würden, und entschieden uns dagegen. Die Männer hatten die Terrasse ratzfatz leer, und dann ging's ins zukünftige Schlafzimmer, wo ein Wanddurchbruch erfolgen sollte. Uns war nicht klar, das Wanddurchbruch und Balkonsanierung zeitgleich erfolgen ...

Da das zukünftige Schlafzimmer noch nicht entrümpelt war (wie das ganze Haus, denn wir hatten ja Probleme, einen Entrümpler für dieses Jahr zu finden), musste ich von einer Sekunde auf die nächste die Entscheidung treffen, ob alles jetzt sofort ausgeräumt wird. Hilfe! Ratzfatz wurde ein Hänger organisiert, und wo wir schon mal dabei waren, fragte der Bauunternehmer, ob noch mehr zu Deponie solle. Der Gatte bejahrte, denn er konnte sich im Keller kaum noch bewegen. 

Es dauerte keine drei Stunden, da waren das zukünftige Schlafzimmer und der Keller leer, war das Balkonfundament freigelegt. Wir kamen mit dem Tempo der Brigade nicht mit. Als wir einen ruhigen Moment auf der Bank vorm Haus hatten, grinste ich den Gatten an: "So schnell wirst du also zum Bauherren!" Der Bauunternehmer sagte seinen Leute die ganze Zeit: "Hier, das ist der Bauherr. Der sagt dir, was du machen sollst!" Ich hingegen bin "Frau Sabine", darf allenfalls Kaffee kochen und erntete irritierte Blicke, als ich mich selbstverständlich in die Kette einreihte, um das Geraffel aus dem Keller weiter zum Hänger vor der Tür zu reichen. 

Während wir mit dem Bauunternehmer so im Haus unterwegs waren, fragte er immer wieder, ob wir hierfür oder dafür schon Handwerker hätten. Wir verneinten, denn bislang fand sich ja niemand, der in diesem Jahr auch nur einen Kostenvoranschlag abgeben oder vor 2024 mit den Arbeiten beginnen wollte. Im Handumdrehen hatten wir ein Angebot für neue Fenster, neue Bäder und was noch so anliegt! Ein Bauherr ist gerade in Zahlungsschwierigkeiten, die Baustelle wurde stillgelegt, die Brigade hat also gerade Zeit und freut sich, dass wenn sie bei und in der lindgrünen Hölle arbeiten kann, nicht quer durch den Landkreis fahren muss.

Irgendwann witzelte ich, bei dem Tempo, dass die Männer vorlegen, könnten wir ja Weihnachten umziehen. "Wieso Weihnachten? Wir fangen morgen mit dem Bad an. Wenn ihr aus dem Urlaub kommt, könnt ihr einziehen!"

Das war der Punkt, an dem wir die Reißleine zogen, weil's einfach zu schnell ging, denn unsere Finanzierung stand noch nicht, und einen Überblick über die Gesamtkosten hatten wir auch noch nicht. Inzwischen haben wir eine Aufstellung über alle Arbeiten und eine mehr oder weniger stehende Finanzierung. Jetzt kann die Brigade anfangen! 

Mir ist etwas unwohl, ich bin überfordert, und seitdem ich weiß, dass ich einen Kredit aufnahm, habe ich Stress-Asthma, Schlafstörungen, einen Dauer-Nervenzusammenbruch und gereizte Magenschleimhäute. Aber wir haben angesichts steigender Zinsen und galoppierender Inflation keinen Handlungsspielraum, müssen schleunigst loslegen. Das Haus leer stehen zu lassen, ist keine Option, und im jetzigen Zustand kann es angesichts des Renovierungsstaus nicht kostendeckend vermietet werden, würde weit unter Wert verkauft. 

Nur, wenn sich jetzt irgendwas bei der Übertragung des Grundstücks verzögert, haben wir ein ernsthaftes Problem. Wir versuchen noch zu verstehen, wie das mit dem Kredit abläuft. Ich bin froh über den Gatten, der bei seiner Mutter schon mitbekam, wie so was geht. Ich habe verstanden, dass wir den Kredit nur für alles, was mit dem Haus zusammenhängt, verwenden dürfen, was prompt dazu führte, dass der Gatte meinte, dazu gehörten auch Haus-Hund und Haus-Hasen. Zur Kreditverhandlung hätten wir übrigens ganz hanseatisch und typisch für die Elbvororte in Blaumann und Anstandsstrick bzw. Glen plaid-Faltenrock und Perlenkette erscheinen sollen. Wir kamen stattdessen in Blue Jeans, Comic-Shirts und Sneaker ...  

Der Gatte wuchs Montag um ein paar Zentimeter, denn als er mit dem Bauunternehmer die Arbeiten im Keller durchging, fiel sein Blick auch auf die Fliesen. "Wen habt ihr zum Fliesen? Das ist gute Arbeit!" Nun, der Gatte fliest selbst ... Als es ums Verlegen des Laminats oder um Waschbecken-Unterschränke ging, meinte der Bauunternehmer schon: "Ach, das macht ihr selbst!", und als wir im Wohnzimmer standen, er sagte "Den Teppich solltet ihr unterm Laminat liegen lassen", mich fragend anguckte, ich antwortete: "Ja, als Trittschalldämmerung", guckte er anerkennend. 

Dienstag war ich voll von der Rolle. Ich hatte das Vorgespräch für die Schenkungsurkunde mit einem Notariat, und dort befand man, alleine aufgrund der Tatsache, dass meine Mutter im Pflegeheim lebt, sei sie nicht mehr geschäftsfähig, müsse ein gerichtlicher Betreuer bestellt werden. Um genau das zu verhindern, bekam ich schon vor einigen Jahren Generalvollmacht, aber die erkannte der Notar nicht an, weil nicht notariell beglaubigt. Das ist auch nicht notwendig, nur bestritt das der Notar. 

Wir waren einigermaßen verzweifelt, denn einer Anrufung des Betreuungsgerichts würde meine Mutter niemals zustimmen, weil sie nicht möchte, das jemand Fremdes über sie entscheidet, womit dann auch die Übertragung des Hauses obsolet wäre - und wenn sie wider Erwarten doch zustimmte, dauerte das ganze Gerichtsverfahren Monate, in denen wir nicht weiterkämen, das Haus leer stünde. 

Mittwoch rief ich bei einem anderen Notar an, dessen Büroschild wir zufällig am Sonnabend auf dem Weg ins Dorf sahen. Wir hätten auch unseren Hamburger Notar beauftragen können, aber der Gatte nahm zu Recht an, dass ein Notar vor Ort meiner Mutter lieber wäre. Das Notariat, mit dem meine Eltern jahrzehntelang arbeiteten, gibt es leider nicht mehr, sonst hätten wir nicht suchen müssen. Ich schilderte mein Anliegen und bat darum, dass die Beurkundung im Pflegeheim stattfände - "Kein Problem! Oh, das ist ja sogar gleich um die Ecke!" Inzwischen habe ich den Entwurf des Übertragungsvertrags und einen Termin für die Beurkundung (und das mit der notariell beglaubigten Vollmacht erledigen wir auch gleich noch mit - besser ist das).    

Ansonsten wurde diese Woche Gatten-Geburtstag gefeiert. Zu diesem Anlass teilte Schwiegermutter mir mit, ich stünde jetzt auch im Testament, damit ich abgesichert sei, falls dem Gatten etwas passiere. Das rührte mich, denn sie und meine Mutter bestanden vor 20 Jahren auf Ehevertrag und Gütertrennung, weil sie den jeweiligen Schwiegerkindern nicht trauten. Und die Gütertrennung führte jetzt dazu, dass ich den Baukredit alleine trage, das Haus alleine übernehme ... Sobald alles in trockenen Tüchern ist, müssen wir uns um die Absicherung des Gatten kümmern.

Mudderns schaffte die 400 m vom Heim zur Tankstelle zwecks Zeitungskauf jetzt schon drei Mal in Folge! Das ist wirklich ein Erfolg, denn sie tut schwer damit zu begreifen, dass sie im Heim ein- und ausgehen darf, wie sie möchte. Sie nutzt inzwischen auch ihren Zimmerschlüssel, wenn sie Ruhe haben möchte, denn ein paar verwirrte Mitbewohner irren sich gerne mal in der Zimmertür ... 

Morgen bringe ich Mudderns die Wandkalender mit, die ich ihr jedes Jahr nach einer gemeinsamen Reise schenkte, an denen die sehr hängt. Fotos und Bilder werden auch noch kommen - ein Schritt nach dem anderen. Wir überlegen inzwischen auch, ob wir Tisch und Stühle gegen einen Sessel und ein Tischchen austauschen, da sie ohnehin nicht am Tisch isst. Das wird sich finden. Erfreulicherweise nutzt sie inzwischen für Frühstück und Abendessen immer öfter den Gemeinschaftsraum ihres Wohnbereiches, leider aber darunter, dass sie, anders als im großen Speisesaal, keinen festen Platz mit Namensschild hat.

Im Büro sind aktuell alle Kollegen coronafrei - mal schauen, wie lange nicht. Kommende Woche gibt es einen Betriebsausflug, initiiert von Chef II. Der ist mit seiner strukturierten Arbeitsweise und Sozialkompetenz wirklich ein Gewinn für's Team, und ich wünschte, er wäre nicht nur Schwangerschaftsvertretung. Ansonsten komme ich angesichts der vielen freien Tage für das alt-neue Haus langsam arg durcheinander, verliere den Überblick, wann ich wo arbeite. Noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm, denn umso näher die Herbstferien rücken, um so trubeliger wird's werden. 

Hier gilt seit mittlerweile 129 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und inzwischen eben auch Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. Aber gestern wurde ja Corona durch alle Warn-Apps bundesweit für beendet erklärt, also brauche ich mir keine Sorgen mehr zu machen ... 

Schwiegermutter und Tante beginnen in diesem Tagen einen Wellnessurlaub und haben sich schon vor Schwiegermutters Abfahrt in der Wolle ... Ich hoffe, sie verleben trotzdem schöne Tage. Es scheint, dass Tante überlegt, Schwiegermutter zu besuchen, und das wäre wirklich schön! Bevor Schwiegermutter in die Seniorenwohnanlage zog (und vor Corona) war Tante drei Mal im Jahr bei uns. Das fehlt. Mit zunehmendem Alter fällt ihr die Reise allerdings immer schwerer, weswegen sie vor einem Jahr sagte, das wäre das letzte Mal. Wir werden sehen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.