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Samstag, 31. Mai 2025

Samstagsplausch KW 22/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXII

"Ich habe mich ja damit abgefunden, dass ich nicht mehr nach Mallorca komme! Aber jetzt komme ich noch nicht mal mehr nach Dänemark!", verzweifelte der Gatte gestern, als feststand, dass wir unseren Dänemark-Urlaub absagen müssen, obwohl es letzte Woche doch noch so gut aussah. 

Dienstag wurde eine neue Wunde entdeckt, die binnen zweier Tage nekrotisch wurde. Also fuhren wir gestern ins Krankenhaus. Ergebnis: In vier Wochen steht eine weitere OP an, die vierte in diesem Jahr. Uns ist Angst. Angst, weil jede Narkose Hirn, Herz und Nieren des Gatten weiter schädigt, Spuren hinterlässt, von denen er sich nicht erholt. Angst, weil es jedes Mal sein kann, dass der Gatte nicht mehr aus der Narkose erwacht. Angst, weil es seit fünf Jahren gesundheitlich beim Gatten nur in eine Richtung geht: Bergab.

So müssen wir also zum zweiten Mal in diesem Jahr unseren Urlaub stornieren. Wir haben wieder bei Esmark gebucht, wo automatisch eine Reiserücktrittsversicherung enthalten ist, die sehr unkompliziert abgewickelt wird. Das Team von Esmark Bjerregård ist einfach großartig und hilfsbereit. Bevor klar war, dass wir wegen der OP absagen müssen, war eine Option medizinische Betreuung am Urlaubsort. Das organisierte uns das Team im Handumdrehen! Wir haben zwei Nächte darüber geschlafen, ob wir einfach kürzer fahren, nicht die vollen zwei Wochen, uns dann aber doch entschlossen, den Urlaub trotz ärztlicher Betreuung abzusagen. Der Gatte ist so schlecht beieinander, dass er nur im Ferienhaus sitzen könnte, gar nicht an den Strand kommt. Das hieße, wir pendeln zwischen Ferienhaus und Ärztehaus. Und so schnell, wie sich seine Wunden verschlechtern, ist es uns lieber, wir bleiben in der Nähe des hiesigen Krankenhauses.

Eigentlich wollten wir am Wochenende das Ferienhaus für unseren September-Urlaub auf Fanø bei Esmark buchen, aber das hat sich jetzt erledigt. Ebenfalls erledigt hat sich meine RV fit-Maßnahme, denn sie fällt in die Zeit, in der der Gatte im Krankenhaus ist. Der Gatte meinte zwar tapfer, ich solle trotzdem fahren, aber ich weiß aus der Vergangenheit, wie sehr er sich auf meine Besuche im Krankenhaus freut, und ich hätte kein gutes Gefühl, wenn er nach der Entlassung alleine zu Hause ist. Natürlich wäre eine Verhinderungspflege möglich, aber der Gatte lehnt andere Betreuungspersonen ab. Es ist ja schon ein Wunder, dass er sich auf die Wundversorgung durch den Pflegedienst einlässt. Und mit Kurzzeitpflege muss man ihm gar nicht erst kommen - bei allen Einschränkungen ist der Gatte Gott sei Dank noch zu fit für ein Pflegeheim.

Wir sind beide am Ende unserer Kräfte, mobilisieren irgendwie die letzten Kraftreserven, um uns gegenseitig Glauben zu machen, dass alles gut wird. 

Hier gilt seit mittlerweile 272 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so. 

In dieser Woche gab's wieder jeden Tag einen Arzttermine, und das wird sich in den kommenden beiden Wochen nicht ändern. In diesen Phasen überlege ich immer wieder, ob es nicht vernünftiger wäre, meinen Beruf aufzugeben, so sehr ich meine Arbeit auch mag. Meine Chefs kommen mir sehr entgegen, aber selbst, wenn ich mir frei nehme, muss ich die Stunden ja vor- oder nacharbeiten. Es gibt Tage wie kommenden Montag, da komme ich dann einfach an meine Grenzen. Ich werde drei Stunden arbeiten, dann sechs Stunden mit dem Gatten unterwegs sein für die Behandlung in der Augenklinik, dann wieder zu Hause den Gatten mit Abendessen versorgen und nochmal drei Stunden arbeiten. Ich kann nichts auf den kommenden Tag verschieben, weil einfach jeder Tag durchgeplant ist. Zwar darf ich inzwischen zwischen 20 Uhr und 6 Uhr arbeiten, aber da fehlt mir immer öfter die Konzentration. Von Zeit für Regeneration rede ich gar nicht erst. Zum Glück war's diese Woche im Büro ruhig, gab's den Feiertag, so dass ich etwas Luft holen konnte.

In dieser Woche hatten wir zum ersten Mal eine Pflegebegutachtung. Die ist ab Pflegegrad zwei halbjährlich vorgeschrieben. Uns wurde vorgeschlagen, eine Haushaltshilfe ein Anspruch zu nehmen, um mich zu entlasten (irgendwie mache ich auf Fremde anscheinend einen überlasteten Eindruck, warum auch immer). Ich finde ja schon die Beschäftigung unserer Putzfrau dekadent, aber umso öfter ich nachdenke, umso mehr finde ich, was eine Haushaltshilfe uns abnehmen könnte. Wenn wir eine finden, reicht das Geld der Pflegekasse für drei Stunden im Monat. Die Putzfrau zahlen wir ohnehin selbst. Die war schon bei uns, bevor der Gatte einen Pflegegrad bekam, und wir wollen uns an niemand anderen gewöhnen, was wir müssten, wenn wir jemanden über den Pflegedienst beschäftigen. Uns wurde außerdem eine Alltagsbetreuung für den Gatten vorgeschlagen, was hilfreich wäre an den Tagen, an denen ich in Hamburg bin. Ich schrieb die empfohlene Organisation auch schon an, aber mit der Beantwortung von eMails scheint man es dort nicht so zu haben. Mal schauen, wann ich Zeit finde, denen hinterher zu telefonieren. Die empfohlene Tagespflege lehnt der Gatte ab, was ich verstehen kann. Er möchte endlich wieder seinen Hobbies nachgehen können, keine Beschäftigung vorgeschrieben bekommen.

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Sie freuten sich über die Post. Die Ostsee-Tante meldete sich nicht telefonisch. Ich vermute, in den nächsten Tagen wird ein Brief kommen.

Heute kam ich tatsächlich mal dazu, eine Stunde im Garten zu arbeiten, während sich der Gatte ausruhte. Ich habe den Kampf gegen den Giersch noch nicht aufgegeben. Es tat gut, sich mal wieder körperlich zu verausgaben, und ich sah tatsächlich ein Ergebnis. Aber es ist noch zu viel zu tun, und mir fehlen Zeit und Kraft. Aktuell bin ich froh, wenn ich abends eine Reihe in Ruhe stricken kann, denn der Gatte hat viel Betreuungsbedarf, da komme ich kaum dazu, in Ruhe zu sitzen. Ich würde gerne mal wieder etwas Aufwändigeres stricken als Socken, aber das ist nicht drin.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Dienstag, 27. Mai 2025

Gehäkelte Windlichter nach Tanja Steinbach aus Katia Alabama

Es gibt Projekte, die gehen so richtig daneben. 

Ein Windlicht auf dem Terrassentisch.

Im letzten Frühjahr saß ich im Garten und dachte bei mir, wie hübsch es aussähe, wenn im Apfelbaum abends bunte Lichter leuchten. Eine Anleitung für gehäkelte Windlichter war schnell gefunden, und die Gläser der Lieblingsmarmelade des Gatten eignen sich super dafür. Die Anleitung musste nur etwas angepasst werden, aber das war ein Kinderspiel (und das von mir, die nicht häkeln kann ...).

So war es eigentlich geplant: Die Häkelhülle ist maßgefertigt für das Marmeladenglas.

Vor dem Dänemark-Urlaub im letzten Juni besorgte ich schnell noch Wolle. Das einzige Baumwoll-Acryl-Mischgarn, dass es für die Winterlichter braucht und das im LYS gab, war Katia Alabama*. Ich legte los, kaum das wir angekommen waren. Grundverpeiltes Frettchen, das ich bin, vergaß ich, die Häkelschrift herunterzuladen und auszudrucken. Also las ich sie vom Taschentelefon ab - etwas, das ich tunlichst versuche zu vermeiden. Es klappte aber.

Ein Windlicht hängt in der Hemlocktanne. Die Wolle ist inzwischen verblasst. 

Kaum war das erste Windlicht fertig, dachte ich so bei mir, dass es zwar sehr hübsch aussehen wird, wenn es im Apfelbaum hängt, dass ich aber jedes Mal auf die Leiter müsste, um das Teelicht zu wechseln und dass das doch irgendwie umständlich wäre. Auf den Terrassentischen des Ferienhauses standen Solar-Windlichter. Es wäre doch praktisch, wenn es die Solardeckel einzeln zu kaufen gäbe, ich sie nur in die leeren Marmeladengläser setzen müsste, dachte ich mir so, und ja: Es gibt Solardeckel zu kaufen*. Flugs maß ich das Marmeladenglas aus und bestellte welche. Wieder zu Hause, waren vier Windlichter fertig, auf die vier Solardeckel warteten.

Ein Windlicht hängt am Engel.

Allein: Die Solardeckel passten nicht. Ich weiß nicht, wer von uns nicht messen kann, die Hersteller oder ich, aber 7 cm sind anscheinend nicht überall 7 cm. Auch die Versuche mit Solardeckeln mit 6,5 cm oder 6 cm Durchmesser scheiterte. Die einen waren immer noch zu groß, die anderen zu klein. Ich hatte keine Lust, die zu kleinen Deckel mit Sugru* an den Gläsern zu befestigen. Entnervt bestellte ich einfach vier komplette Solargläser, die allerdings kleiner sind als die Marmeladengläser, für die die Windlichter maßgefertigt waren. Solargläser eine Nummer größer wiederum hätten nicht in die Häkelhülle gepasst, und ich hatte keine Lust, die Windlichter wieder aufzuribbeln. Das hatte ich im Urlaub schon oft genug gemacht. So hängen die Solargläser etwas verloren in der Häkelhülle, was bei Dunkelheit aber kaum auffällt.

Gucken, ob's passt.

Wieder zu Hause, hätte ich die Windlichter gerne wie geplant in den Apfelbaum gehängt. Als ich aber mit der Leiter davorstand, stellte ich fest: Der Baum ist bannig hoch, aber mal so richtig bannig! Mit der langen Leiter samt Verlängerung wäre ich zwar in den Baum gekommen, aber der Gatte hätte die Leiter festhalten müssen. Der Gatte schwankt, wenn er gerade stehen soll. Schwankend eine Leiter zu halten ist keine gute Idee, jedenfalls nicht, wenn ich samt Höhenangst darauf stehe. Also hing ich die Windlichter so hoch, wie ich auf Zehenspitzen und mit ausgestrecktem Arm halt komme. Sieht auch noch hübsch aus. Der Zwei-Meter-Gatte hätte die Windlichter sicher besser und höher hängen können, aber der schwankt ja. Schwankend hängt es sich nicht gut.

Da hängt ein Glas mit Erdbeermarmelade an der Schaukel ... 

Was hingegen weniger hübsch ist, ist der Umstand, dass das Garn nicht lichtbeständig ist. Nach wenigen Wochen war es total ausgeblichen. Ich überlege aktuell, ob ich die Windlichter deswegen nochmal häkle - passend zu den Solargläsern und aus wetterbeständigem Acrylgarn.

Häkeln und Lesen im Wechsel mit Auf-das-Meer-gucken ist pure Entspannung. Doch, doch, da ist Meer im Bild. Mehr Meer sehe ich, wenn ich den Blick nach links wende.

Dieser Beitrag geht rüber zum Dings vom Dienstag und zum Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!

Hier geht's zur Anleitung von Tanja Steinbach. / *Affiliate links

Sonntag, 25. Mai 2025

#pmdd2025: Der 28. April 2025

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2025 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Schnuffi findet Aufstehen blöd.

Der heutige Kampf gegen die Wäscheberge beginnt.

Wäscheberge in der Waschküche.

Es ist seit Wochen sonnig und heiß, also trocknet die Wäsche auf der Terrasse.

So etwas wie ein Frühstück. Vom gestrigen Frühstück ist noch ein Hörnchen übrig, das ich trocken esse, um etwas im Magen zu haben. Dazu lese ich "Sonne über Gudjem*".

Heute ist Montag. Da wir zwei Arzttermine in zwei Städten haben, habe ich mir einen Tag freigenommen. So können wir entspannt in den Tag starten - wobei der Start in den Tag auch sonst entspannt wäre, denn Montag ist normalerweise einer meiner Heimbüro-Tage. 

Der erste #wazifubo des Tages.

Ich mag die kleinen Vergissmeinnicht überall im Garten sehr.

Mit zwei Wochen Verspätung werden die beiden Fallen für die Apfelwickler aufgehängt.

Die nächste Maschine Wäsche startet gleich, und das Waschmittelfach muss mal in die Spülmaschine.

Wieder Wäsche sortieren.

Ab nach Hamburg.

Wir kamen gut durch und haben noch etwas Zeit, durch's EEZ zu bummeln. Im Gegensatz zu mir liebt der Gatte solche Bummel.

Der nächste #wazifu. Ich fange ein neues Buch an*.

Wir mögen den riesigen Supermarkt in der alten Heimat nicht, aber es gibt dort einen Wein, den der Gatte haben möchte. Natürlich gibt es Beifang.

Die Wäsche von heute Morgen ist inzwischen trocken.

Die Wäsche von heute Nachmittag hängt und wird morgen trocken sein.

Gin Tonic mit Rhabarber, sehr verdient nach diesem Tag.

So'n Zopf ist sehr praktisch, um Stricknadeln zwischenzulagern.

Vor dem Einschlafen noch etwas mit dem Kuschelrudel lesen*.

Der obligatorische Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 28. April 2020 kam Tante zum letzten Mal zu Besuch in Schwiegermutters Haus, nähte ich die ersten Masken, weil zwei Tage vorher die Maskenpflicht ausgerufen wurde. Am 28. April 2021 trug der kleine Apfelbaum nach dem Umzug in unseren Wohnungsgarten die ersten Blüten. Leider wurden keine Früchte daraus. Mir war zudem völlig entfallen, dass der Gatte damals noch versuchte, wieder in den Berufsalltag zurückzukehren. Außerdem buk ich an dem Tag auch einen Eiweißkuchen. Am 28. April 2022 feierten wir das dreijährige Zusammensein von Mudderns und ihrer Gesellschafterin. Am 28. April 2023 verabschiedete ich mich von meiner Mutter. Am 28. April 2024 waren wir endlich umgezogen, hatte ich noch Kraft für Gartenarbeit. / *Affiliate links

Samstag, 24. Mai 2025

Samstagsplausch KW 21/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXI

Aktuell ruckeln sich wieder ein paar Dinge zurecht, was mich aus Erfahrung misstrauisch macht, schafft so was doch immer Platz für neue Katastrophen. 

Die Ärzte sind mit der Wundheilung des Gatten zufrieden. Der Pflegedienst muss nur noch zwei Mal wöchentlich kommen, und wir dürfen in drei Wochen in den Urlaub fahren, vorausgesetzt, es passiert bis dahin nichts Blödes. Auch die drei OPs verliefen gut, die Stents tun, was sie tun sollen. Dass der Gatte so immense Schmerzen hat, kaum noch gehen kann, soll an den falschen Diabetikerschuhen liegen. Hoffen wir es mal. Bis er die neuen Schuhe bekommt, wird es noch ein paar Wochen dauern. Die Krankenkasse muss erst den Antrag bewilligen, und dann will der Gatte auf die neue Kollektion warten, weil die jetzige ihm nicht gefällt. Wenn schon Behindertenschuhe, dann wenigstens keine hässlichen, meint er. 

Die Ernährungsumstellung ist hart, und wir freuen uns beide auf die Frühstücksbrötchen heute und morgen. Dieser Brot-Ersatz aka Eiweißbrot ist einfach nichts für uns. Es gibt Toasties, die einigermaßen essbar sind, der Toast geht, und eine Sorte schmeckt getoastet ganz akzeptabel, aber der Brot-Ersatz macht einfach nicht satt. Während meiner Echtbüro-Tage schummelte ich und kaufte mir Simit. Der Gatte blieb tapfer, trabte an den Tagen nicht zum Bäcker. 

Der Gatte blieb bis zum Abend des Gemüsetags tapfer, eskalierte dann aber. So hat das natürlich keinen Sinn, also beenden wir das Experiment nach nur einem Tag. Ich muss mir nicht die ganze Arbeit machen, wenn er nicht mitzieht, schließlich mache ich das nicht für mich. Er ist derjenige, der dringend Kohlenhydrate reduzieren muss.

Es ist gelungen, in die hiesige Nephrologie-Praxis zu wechseln. Das mussten wir beantragen, und weil der Gatte schon einen Nephrologen hatte, war das Ergebnis ungewiss. Ja, es gibt eine freie Arztwahl, aber nicht für Kassenpatienten. Der Wechsel bedeutet, dass der Gatte einen Arzt hat, der ihn behandelt, nicht wie jetzt jedes Mal einen anderen, und dass wir nicht jedes Quartal mindestens zwei Mal 80 Kilometer fahren müssen. Spannend wird es kommendes Quartal mit zwei Medikamenten, die der Hausarzt nicht verschreibt, weil der Nephrologe sie verschreiben soll. Der neue sah den Gatten aber noch gar nicht, was beim Rezept für's kommende Quartal sicher für Diskussionen sorgt, denn der Termin ist erst am Quartalsende. Mal gucken, wie ich das Problem löse. Notfalls muss ich gleich am 1. Juli ohne Überweisung zum jetzigen Nephrologen gehen und Ärger mit der Krankenkasse riskieren. Erst danach kann ich den Termin für's kommende Quartal absagen. Der Hausarzt hat jedenfalls klar gemacht, dass er die beiden Medikamente nicht verschreibt, weil sie sein Budget belasten, nur einmal eine Ausnahme machte.

Hier gilt seit mittlerweile 271 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so. 

Im Büro ist es endlich mal wieder etwas ruhiger, jedenfalls, solange ich auf Entscheidungen der Chefs warten muss. 

Ich habe es geschafft, Fotos vom Geburtstagsurlaub an Schwiegermutter, Tante und Ostsee-Tante zu schicken. Alle drei bekamen auch einen Schutzengel dazu. Ich hoffe, sie freuen sich. 

Da wir tatsächlich nur einen Arzttermin hatten, kam ich viel zum Lesen und zum Stricken, konnte etwas entschleunigen. Das tat auch mal gut. Könnte ich nachts schlafen, wäre alles prima. Irgendwas ist ja immer.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Sonntag, 18. Mai 2025

#12von12 im Mai 2025

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine Mai-Bilder. 

#1: #wazifubo und lesen*.

#2: Beim Arzt ging's schneller als gedacht, und so habe ich noch Zeit für ein Frühstück, bevor ich mich einloggen muss.

#3: Ich habe schnell gefrühstückt und kann noch eine Maschine Wäsche auf den Weg bringen.

Heute ist Montag, Heimbüro-Tag. Heimbüro heißt in den letzten Wochen automatisch Ärzte-Tag, und so beginnen wir den Tag in einer Arztpraxis. Wenigstens müssen wir nicht nach Hamburg.

#4: No Mow May hin oder her, das Gras ist so hoch, dass wir unmöglich bis Juni warten können. Im März und April schafften wir das Mähen nicht.

#5: Der Gatte mäht, solange die Kraft reicht, dann übernehme ich, bis er sich erholt hat.

#6: Morgen wird die Biotonne abgeholt, also rücke ich Giersch & Co. noch etwas zu Leibe.

#7: Das Abendessen auf den Weg bringen. Das Rezept gibt es demnächst in der Kombüse.

#8: Den Wochenplan aktualisieren.

#9: Es ist unglaublich, dass noch immer 58 Männer und Frauen Geiseln der Hamas sind. Edan Alexander kam heute endlich nach Hause.

#10: Ein starke Frau ging viel zu früh. 

#11: Füße hoch und stricken. Mit der GumGum-Technik kam ich nicht zurecht, also stricke ich gestreifte Restesocken.

#12: Der Gatte schläft schon tief und fest. aber ich brauche noch ein abendlichen Blick in Himmel und Gärten vom Schlafzimmer-Balkon.

Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre: Im Mai 2020 war Tante das letzte Mal zu Besuch in Schwiegermutters Haus, bereiteten wir Schwiegermutters Umzug in die Seniorenwohnanlage vor. Im Mai 2021 war der Gatte schon über ein halbes Jahr schwer krank und zum zweiten Mal im Krankenhaus. Im Mai 2022 hatte ich noch die Kraft, vor der Arbeit Schwimmen zu gehen, ergatterten wir Öl, das durch den Ukraine-Krieg kurzfristig sehr knapp und teuer war. Im Mai 2023 bereitete ich mich auf die Trauerfeier für meine Mutter vor. Eigentlich wollten wir schon einige Wochen im alt-neuen Haus sein, wollten, das meine Mutter sieht, was wir aus dem Haus gemacht haben. Im Mai 2024 waren wir umgezogen und warteten auf die neue Küche. / *Affiliate links

Samstag, 17. Mai 2025

Samstagsplausch KW 20/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXX

Für unsere Verhältnisse war es eine ausgesprochen ruhige Woche. 

Es gibt außerdem eine Vermutung, warum der Gatte seit seinen OPs schlechter laufen kann als vorher: Der orthopädische Schuhmacher, bei dem er bis Ende des Jahres war, scheint bei den Diabetes-Schutzschuhen Mist gebaut zu haben! Die Schuhmacherin, zu der er jetzt wechselte, guckte sich die vorhandenen Schuhe sehr entgeistert an und kam zu dem Ergebnis, dass sie eine Fehlstellung von Füßen und Beinen fördern! Das geht soweit, dass die Schuhe zur Amputation des Zehs geführt haben können! 

Das lässt sich natürlich alles nicht wasserdicht nachweisen, auch, wenn inzwischen die negativen Bewertungen des bisherigen Schuhmachers ähnliche Erfahrungen wie die des Gatten aufzeigen, aber es tat dem Gatten gut zu wissen, dass sein Gefühl, in den Diabetes-Schutzschuhen schlechter laufen zu können als vorher, nicht trügt. Durch die OPs sind die Beine besser durchblutet, nicht er die Beschwerden noch intensiver wahr. Die Schuhe trägt er jetzt nicht mehr. Ende Juni hat er hoffentlich neue, passende. 

Ich bin überzeugt, dass die Schuhmacherin weiß, was sie macht, denn von ihr sind auch meine Einlagen, und schon bei denen gab sie sich unwahrscheinliche Mühe. Wenn ich mit denen einen Tag unterwegs war, bin ich tatsächlich schmerzfrei, anders als bei den bisherigen Einlagen. 

In dieser Woche konnte ich endlich mal wieder zwei Tage ins Echt-Büro. Auf das Pendeln könnte ich gut verzichten, aber mir tut der Kontakt zu den Kolleginnen gut, und ich kann dort konzentrierter arbeiten als zu Hause. So bekam ich zwei Dickschiffe etwas bewegt. Aufatmen kann ich aber erst, wenn sie im Hafen sind. 

Der Gatte verkraftet meine Abwesenheiten unterschiedlich gut, trotz der Zettel, die ihm helfen sollen, seinen Tagesablauf zu strukturieren (ich frage ihn am Vortag immer, ob er einen Zettel braucht) und trotz bereitgestelltem Essen, bereitgestellter Tabletten. Am ersten Tag vergaß er komplett, seine Tabletten einzunehmen. Am zweiten Tag schaffte er die Erledigungen, um die ich ihn bat, trafen wir uns spätnachmittags im Eiscafé. Das war schön! Wir waren lange nicht mehr im Eiscafé, hatten lange keine gemeinsame Zeit mehr jenseits von Arzt, Krankenhaus, Einkaufen.

Ich kam auch endlich dazu, wenigstens ein bisschen im Garten zu machen. Ich gebe ja den Versuch nicht auf, ein paar Beete zu bekommen. Einfach alles ist von Giersch, Efeu und Flieder überwuchert. Im Prinzip müsste ich jeden Tag hacken und jäten. Alles, was wir neu pflanzten, ist komplett überwuchert. Der Gatte schaffte es, den Rasen zu mähen - jedenfalls, so weit die Kraft reichte. Den Rest übernahm ich. Ich bin zwar ein Fan vom No Mow May, aber das Gras war mehr als kniehoch, weil wir solange nicht mähten. Da konnten wir nicht bis Juni warten. 

Hier gilt seit mittlerweile 270 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so. 

In der alten Heimat kann es gelegentlich dörflich sein. Wir gingen diesmal aus einer anderen Richtung zum Griechen und entdeckten diese Bank.

Anlässlich von Tantes 92. Geburtstag fuhren wir in die alte Heimat nach Hamburg. Es hätte ein schöner Abend werden können, wäre nicht Schwiegermutter dabei gewesen. Der Gatte reservierte extra für sie ihren Wunschtisch im Restaurant, nur mussten wir uns die Ecke mit zwei kleinen Gruppen von Fußballfans teilen, was prompt für Eskalation sorgte. Die Fußballer störten nicht weiter und gingen schnell, um rechtzeitig zum Anpfiff im Stadion zu sein, aber Schwiegermutter war auf Zinne. Zu allem Überfluss befand sie auch noch, Tantes Geburtstagsgeschenke gehörten ihr - aber ohne mich! Tante war sicher froh, als sie Mittwoch wieder zu Hause war. 

Der Gatte spielt zu meiner Überraschung tatsächlich mit dem Gedanken, Weihnachten wieder zur Tante nach Dachau zu fahren. Sollten wir das tatsächlich machen, gibt es ein anderes Hotel, gönnen wir uns ein kleines Appartement, denn die Erfahrung aus dem letzten Jahr zeigt, dass wir doch sehr viel Zeit im Hotel verbringen. Da möchte ich es kommod haben.

Da es inzwischen fünf Wochen her ist, dass ich ein Auto angefahren haben soll, fragte ich mal bei der Versicherung nach. Dort liegt noch keine schriftliche Schadensaufstellung vor - was auch immer das bedeutet. Immerhin habe ich jetzt endlich mein Karlchen wieder! Das war seit Ostern in der Werkstatt, in der es einiges an Durcheinander gab. Personalengpässe, persönliche Probleme, sonstige Maläsen ... 

Der Gatte hat sich an den Pflegedienst gewöhnt, und es klappt auch gut, wenn ich nicht da bin. Gestern fragte ich den Gatten, ob er die Pflegekraft kannte, denn mir war sie neu. Seine niedlich-stolze Antwort: "Nein, aber die kennen ja alle mich!"

Was nicht klappt, ist die Versorgung mit Verbandsmaterial. Darum sollte sich der Pflegedienst kümmern. Im Moment ist unklar, wo es hakt, bei der Arztpraxis, die verordnen muss, oder beim Pflegedienst, der bestellen muss. Jedenfalls fehlt einiges. Mal gucken, was die Wundambulanz kommende Woche dazu sagt. 

Der Gatte schaffte es, sich neue Wunden an den Füßen zuzulegen, obwohl er kaum läuft. Ich bin froh, dass er bald wieder regelmäßig zur Podologin gehen wird - bzw. von mir gefahren wird, denn die Podologin möchte, dass ich mitkomme wegen der Absprache weiterer Termine. Ich habe ja auch sonst nichts zu tun ... Momentan ist es für den Gatten aber tatsächlich eine Erleichterung, wenn ich ihn fahre, und dann mache ich das natürlich irgendwie möglich.

Ab kommender Woche müssen wir unsere Ernährung umstellen - das heißt, der Gatte muss, ich bin solidarisch. Der Diabetologe möchte, dass der Gatte Eiweißbrot isst. Diese Chemiepampe ist ein absoluter Horror, zumal wir so froh sind, zwei sehr gute Bäcker im Ort zu haben. Wir werden unter der Woche diese Chemiepampe essen und am Wochenende Brötchen. Das war der Kompromiss. 

Außerdem soll der Gatte Gemüsetage einlegen, am Besten zwei oder drei in der Woche. Wir haben uns auf einen pro Woche geeinigt, und der Gatte darf morgens Eiweißbrot essen sowie Kaffee mit einem Schuss Milch trinken. Wir haben lange überlegt, welchen Tag wir als Gemüsetag nehmen und uns für den Freitag entschieden. Da sind in der Regel keine Arzttermine, und normalerweise kaufen wir donnerstags ein, so dass der Gatte die Pause beim Bäcker nicht vermissen wird. Ich bin gespannt, wie lange er durchhält. Ich bin ja diejenige, die fett ist und deswegen als disziplinlos gilt, aber ich bin tatsächlich die Disziplinierte von uns, lebte ich doch jahrelang von 400 bis 1.000 Kalorien pro Tag. Aber auch mir wird der Gemüsetag schwerfallen. Für den Tag müssen die Medikamente und der Spritzplan des Gatten umgestellt werden - ich bin gespannt, ob wir das schaffen, richtig verstanden haben. Ich bin auch gespannt, ob es sich auf den Blutzucker auswirkt, falls der Gatte es überhaupt durchhält.

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Montag, 12. Mai 2025

#WMDEDGT 05/25: Verloren in Ostholstein

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Wie am 5. Mai 2022 sind wir in Weißenhäuser Strand, allerdings ist der Gatte Gott sei Dank diesmal nicht im Krankenhaus, sondern schläft neben mir - zumindest bis halb vier, als er anfängt, herumzutigern und unruhig zu werden. Wir schlafen in diesem Urlaub beide schlecht, warum auch immer.

Während ich vor drei Jahren noch die Kraft hatte, vor dem Frühstück eine Stunde in den Fitnessraum zu gehen, bin ich jetzt einfach nur noch erschöpft, komme aus der Erschöpfung einfach nicht mehr heraus. Der Wecker klingelt um halb acht. Aus der Umarmung des schlafenden Gatten lösen, aufstehen, Kaffee kochen, den Gatten wecken und Kaffee auf dem Balkon trinken. Nach zwei, drei Kaffee ist es Zeit für's Frühstück.

Wir sind mit Schwiegermutter und Tante hier, um Schwiegermutters 90. Geburtstag zu feiern. Leider ist sie, gelinde gesagt, unleidlich. An ihrem Geburtstag eskalierte die Situation so sehr, dass der Gatte am liebsten umgehend abgefahren wäre. Ich bat darum, frühestens heute abzufahren, weil ich heute die Ostsee-Tante besuchen möchte. der mitgereisten Bayern-Tante gelang es, die Wogen einigermaßen zu glätten, so sehr, dass Schwiegermutter mehrfach um Entschuldigung bat. Allerdings ist vor allem der Gatte so schwer verletzt, dass er die Entschuldigung nicht akzeptieren kann. Wir verbringen also möglichst wenig Zeit zu viert. Mit Tante verbrächten wir gerne mehr Zeit, aber es ist nicht möglich, sie alleine zu erwischen, da Schwiegermutter immer im Mittelpunkt stehen muss. 

Wie sehr der Gatte verletzt ist, zeigt sich daran, dass er zum Frühstück geht, ohne die Damen abzuholen, deren Zimmer gegenüber unserem sind. So sind wir denn schon fast mit dem Frühstück fertig, als die Damen auftauchen. Als ich vom letzten Büfett-Gang komme, sprintet der Gatte gerade aus der Tür - es ist erstaunlich, welches Tempo er gelegentlich trotz seiner Behinderung vorlegen kann. "Ich muss hier raus, sonst gibt es einen Mord!", zischt er mir zu. Schwiegermutter benahm sich also wieder mal unleidlich, wurde ausfallend, weil ihr niemand ihre Wünsche von den Lippen ablas. Sie wollte nämlich Obst haben, aber ich ging zum Büfett, ohne sie zu fragen, ob ich ihr etwas mitbringen könne. Ich hatte in die Runde gefragt, ob ich etwas mitbringen könne, aber eben nicht explizit sie angesprochen. Großer Fehler.

Zu Ende frühstücken, dabei die keifende Schwiegermutter ignorieren, den Gatten einsammeln und auf's Zimmer gehen. 

Die Wunden des Gatten versorgen. Normalerweise ekle ich mich nicht so schnell (ich hatte in einem früheren Leben mit Exhumierungen zu tun), aber wenn's der Liebste ist, ist es etwas anderes. Ich weiß zudem, dass die Angst, dem Gatten wehzutun, unbegründet ist, da er in beiden Füßen kein Gefühl mehr hat. Dennoch: Ich zögere. Der Gatte ist beim Entfernen der alten Wundauflagen beherzter als ich. In Teamarbeit schaffen wir den Verbandswechsel.

Eigentlich hätte ich jetzt locker zwei, drei Stunden Zeit zum Wellnessen, allein: Ich bin schlichtweg erschöpft. Ich würde beim Schwimmen einschlafen. Der Gatte ist seit der letzten OP ohnehin dauererschöpft, außerdem schlafen wir ja gerade beide einfach schlecht. Wir fallen ins Bett und schlafen zwei Stunden komatös.

Wir starten zum Besuch der Ostsee-Tante, haben reichlich Zeitpuffer, was sich noch als sehr nützlich erweisen wird. Der Plan ist, in Lütjenburg Kuchen und Blumen zu besorgen - laut Google Maps gibt es dort einen Famila, der neben dem Supermarkt Geschäfte für beides bietet. Das Pfand wollen wir dort auch gleich noch abgeben. Allerdings: Kaum sind wir vom Hotelgelände gefahren, verabschiedet sich Google Maps. Ich vergaß, dass ich in Deutschland bin, wo die Netzabdeckung einfach ein Graus ist. 

Ich habe zwar grob die Route im Kopf, mir aber nicht gemerkt, welche Abfahrt wir in Lütjenburg nehmen müssen. So landen wir in der Altstadt. Mit fittem Gatten könnte ich aussteigen und mich zu Fuß auf die Suche nach Bäcker und Blumen machen, nur ist der Gatte halt nicht fit. Der Versuch, in Lütjenburg Internet zu bekommen, schlägt fehl. Also irren wir durch die Altstadt, bis Schönberg ausgeschildert ist, und folgen der Ausschilderung, Zumindest sehen wir viel von der Landschaft - und Zeit haben wir ja auch noch. 

In Schönberg kauft der Ostsee-Onkel immer ein, also wird es da schon Läden geben. Wir finden einen Edeka, der auf den ersten Blick aber weder Blumen noch Kuchen hat. Internet übrigens auch nicht. Beim Versuch, eine Möglichkeit zum Wenden zu finden, finden wir tatsächlich auf einem Fleck einen Blumenladen, einen Bäcker und einen Parkplatz! Da die Ostsee-Tante grundsätzlich eine Torte pro Person rechnet, macht die Bäckereiverkäuferin mit uns das Geschäft ihres Lebens, entsteht hinter uns eine lange Schlange.

Kurz erwische ich etwas Netz, um festzustellen, dass ich nicht drehen muss, sondern der Straße folgen kann, um zur Ostsee-Tante zu gelangen. Das Dorf, in dem sie zusammen mit dem Ostsee-Onkel wohnt, hat kaum 400 Einwohner, aber eine bekannte und gut ausgeschilderte Touristen-Attraktion. Ich weiß nur nicht mehr, ob die beiden rechts oder links davon wohnen, aber in einem Dorf mit knapp 400 Einwohnern kann man sich nicht wirklich verfahren. Eine Viertelstunde vor der Zeit rollen wir bei den beiden auf den Hof. Da gibt es übrigens kurz Netz: Google Maps ist inzwischen immerhin schon in Schönberg und verkündet, ich müsse auf der Niederstraße Richtung Knüllgasse fahren. Ja, das hatte ich vor zwanzig Minuten auch gemerkt. 

Das Wiedersehen mit der Ostsee-Tante verläuft sehr harmonisch, ist wegen des Zustands des Gatten allerdings kürzer als es sein könnte. "Wenn man die Tante und deine Mutter nebeneinander stellt, würde man nicht denken, dass die beiden Schwestern sind!", sagt der Gatte und bringt es auf den Punkt. Auch charakterlich könnten die beiden unterschiedlicher nicht sein. Die Ostsee-Tante hat übrigens auch Kuchen da, obwohl ich mehrfach sagte, sie müsse keinen auftauen. Zwanzig Stück Kuchen für vier Personen sind ein wenig knapp ... Der Gatte und ich freuen uns über aufgetaute Donauwelle, hatten wir ewig nicht. Die Ostsee-Tante und ihr Mann freuen sich über mitgebrachten Mohnkuchen, Erdbeersahne, Bienenstich und Erdbeer-Vanille-Schnitte. Tante und Onkel werden noch ein paar Tage vom Kuchen essen, denn wir nahmen nichts mit. 

Für die Heimfahrt schalte ich das Taschentelefon gar nicht erst ein. Gibt ja eh kein Netz. Den Rückweg finden wir, ohne uns zu verfahren. Hinter Lütjenburg steht plötzlich ein RTW, davor und dahinter jeweils ein Zivilfahrzeug, dessen Fahrer den Verkehr regeln - ohne Warnweste, weswegen ich sie im Dämmerlicht des Waldes fast übersah. Während wir den RTW passieren, sehe ich aus dem Augenwinkel ein oder zwei abgedeckte Körper liegen. Alles sehr merkwürdig, zumal keine Polizei vor Ort ist.

Kaum zurück im Hotel, laufen wir Schwiegermutter und Tante in die Arme. Der Gatte hat allerdings keine Lust, sich zu einem Apéro zusammenzusetzen, möchte sich lieber ausruhen. Die Stimmung ist angespannt, ändert sich auch nicht beim gemeinsamen Abendessen. Normalerweise würden wir uns nach dem Abendessen noch auf ein Abschiedsgetränk in der Bar zusammensetzen, aber danach ist niemandem mehr. 

Wir sind rechtzeitig zur Tagesschau wieder auf unserem Zimmer - das gab es noch an keinem der Abende hier. Nach der Tagesschau beginnen wir mit dem Packen, dann stricke ich eine Socke zu Ende. Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*, dann auf eine Nacht hoffen, in der ich durchschlafe - vergeblich.

Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre: Im Mai 2020 war der Gatte noch gesund und in Kurzarbeit, während ich durch die Spontan-Digitalisierung meines Mammutprojekts jede Menge Überstunden ansammelte. Im Mai 2021 war der Gatte schon über ein halbes Jahr krank, stand der zweite Krankenhausaufenthalt unmittelbar bevor. Am 5. Mai 2022 konnte ich den Gatten aus dem Krankenhaus abholen, wo er nach einem Sturz im Urlaub zur Beobachtung war. Im Nachhinein fragt er sich immer wieder, ob dieser Sturz nicht schon ein erster Schlaganfall war, aber das Krankenhaus machte ein CT, wonach der eigentlich ausgeschlossen ist. Am 5. Mai 2023 schreibe ich Trauerbriefe. Das möchte ich nicht so bald wieder machen müssen. Am 5. Mai 2024 sind wir mit der Küchenplanung beschäftigt. Ein Jahr später warten wir auf die Erstattung des retournierten Herdes. Den mussten wir wegen der Behinderung des Gatten nach knapp neun Monaten gegen ein anderes Modell tauschen. Immerhin fand sich die Retoure nach fünf Wochen beim Händler an ... Und auch damals hatten die beiden Schulfreundinnen keine Zeit für ein Treffen. Ich wüsste zu gern, was da los ist, will es aber nach wie vor nicht per WhatsApp klären, sondern im direkten Gespräch. 

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Sonntag, 11. Mai 2025

Samstagsplausch KW 18/25 und 19/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXVIII und CCLXIX

Nach den stressigen Tagen vor dem 1. Mai mit fünf Arztterminen in zwei Städten an drei Tagen wurde es etwas ruhiger. Wir verbrachten ein langes Wochenende in Weißenhäuser Strand, um Schwiegermutters Geburtstag zu feiern. Das hätte eine schöne, erholsame Zeit werden können, wenn sich Schwiegermutter nicht entschlossen hätte, gelinde gesagt unleidlich zu sein. Am Abend ihres Geburtstags eskalierte sie so sehr, dass der Gatte am Liebsten sofort abgereist wäre. Auf meine Bitte hin blieben wir die ganze Zeit, auch, weil ich Montag meine Tante, die Ostsee-Tante, besuchen wollte. Das war ein schöner harmonischer Nachmittag!

Schwiegermutters ebenfalls angereister Cousine, der Bayern-Tante, gelang es, ein wenig zu deeskalieren. Schwiegermutter bat mehrfach um Entschuldigung, aber diesmal sitzen die Verletzungen so tief, dass nichts zu entschuldigen ist. 

Wir waren sehr froh, als wir wieder zu Hause waren. Der Gatte meinte mehrfach, die Entscheidung, nach Buchholz zuzuziehen, war die beste, die wir treffen konnten. Es ist so anders, jetzt nach Hause zu kommen als in den 20 Jahren in der Hamburger Wohnung. Da wussten wir nie, welche Gemeinheit sich der Vermieter schon wieder ausdachte, fasste es der Gatte bei der Heimkehr jetzt zusammen. Wir konnten uns irgendwann nur noch erholen, wenn wir wegfuhren, und schon auf dem Rückweg waren wir angespannt. So gesehen, wäre es sinnvoller gewesen, sich schon früher nach einer neuen Wohnung umzusehen, aber wir hätten uns keine andere Wohnung leisten können, jedenfalls nicht in der Größe, die wir hatten (und verkleinern wollten wir uns nicht). 

Nach den anstrengenden Tagen vor und in Weißenhäuser Strand war es zu Hause dann direkt erholsam. Wir hatten tatsächlich drei Tage ohne Arzttermine! Und wenn den Ärzten nichts Blödes einfällt, der Gatte stabil bleibt, haben wir in diesem Monat tatsächlich nur jede Woche maximal zwei Arzttermine, kann ich mich einigermaßen in Ruhe um diverse andere Nickeligkeiten kümmern. Ich jongliere ja auch ohne Arzttermine mit sehr vielen Bällen. Außerdem kommt weiterhin der Pflegedienst drei Mal in der Woche. Der ist mit der Wundheilung beim Gatten zufrieden. Wir hoffen, die Wundärzte sehen das beim nächsten Termin auch so. Wir haben auch noch nicht die Hoffnung aufgegeben, im Juni zwei Wochen nach Dänemark fahren zu können. Das geht aber nur, wenn die Wunden zwei Wochen lang von mir versorgt werden können, und dafür müssen sie gut abgeheilt sein.

Hier gilt seit mittlerweile 269 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so. 

Freitag sagte ich das Stricktreffen ab, denn das war mir doch ein Termin zu viel, zumal wir gestern auch noch nach Hamburg mussten, also kein ruhiges Wochenende hatten. So erreichte mich dann unmittelbar die Nachricht vom Tode Margot Friedländers. Sichrona liwracha! Möge ihr die Erde leicht sein!


Im Büro ist reichlich zu tun. Meine Vertretung hatte alles gut im Griff, wie nicht anders zu erwarten. Es ist wirklich schön, wie sie sich entwickelt hat! Es bleibt allerdings reichlich für mich zu tun, denn bestimmte administrative Sachen muss ich als Projektleitung auf den Weg bringen. Die kommenden Wochen werden spannend, weil wir durch die Wahl in Hamburg mit einer anderen Abteilung zusammengelegt wurden. Neben einer Neu-Benamsung kann das für mein Projekt bedeuten, dass es umfangreicher wird, dass es der neuen Abteilung zugeordnet wird, wir also neue Vorgesetzte und einen anderen Arbeitsort bekommen oder das Projekt gar ganz abgeben müssen. Wir werden sehen. Die Chefin meint zwar, sie gäbe uns und das Projekt nicht her, aber wir wissen, dass es nicht sie ist, die das entscheidet. In der neuen Abteilung gibt es schon seit mehr als fünf Jahren Begehrlichkeiten, zog man in Teilen ein Parallel-Projekt hoch. Das wird also spannend. Ich könnte auf Spannung gut verzichten. In der anderen Abteilung würde ich jedenfalls schlechtere Arbeitsbedingungen haben, was die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf betrifft. Vermutlich gebe ich das Projekt dann ab und lasse mich irgendwo bis zur Rente parken, im Idealfall in der bisherigen Abteilung.

Die Woche kam der Termin für die RV fit-Maßnahme. Genialerweise ist es ein Zeitraum, in dem der Gatte noch keinen Arzttermin hat! Dafür lernt meine Kollegin, wie sie eine Pressekonferenz organisiert. Irgendwas ist ja immer. Ich freue mich sehr auf die Auszeit, auch wenn ich skeptisch bin, ob der Gatte alleine zurecht kommt. Im Januar / Februar 2024, bei meiner langen Reha, war er noch sehr viel fitter, konnte sogar noch Auto fahren. Ich muss jetzt alles so vorbereiten, dass er möglichst nicht kochen muss, kann nur hoffen, dass er wenigstens gelegentlich daran denkt, seine Tabletten zu nehmen. Hilfe durch Dritte, durch die Nachbarin oder den Pflegedienst, lehnt der Gatte vehement ab. Mitkommen will er auch nicht, denn: "Was soll ich da? Du sollst dich außerdem von allem, inklusive mir, mal erholen." Nun ja.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Freitag, 2. Mai 2025

Ausgelesen: Bücher im April 2025

#wazifubo mit Buch.
Auch im April verbrachte ich wieder viel Zeit in Krankenhäusern und Arztpraxen. Allerdings war der Gatte nach dieser OP, die dritte in diesem Jahr, sehr schnell mobil, so dass ich nur am OP-Tag drei Stunden lesend an seinem Bett verbrachte, während er seinen Narkose- und Schmerzmittelrausch ausschlief (ich wäre auch länger geblieben, aber die Besuchszeit ist auf der Intensivstation auf drei Stunden begrenzt). Im Januar und Februar musste ich an seinem Krankenbett bedeutend mehr Zeit lesend und seinen Schlaf bewachend verbringen. 

Die Krimis von Ole Hansen* sind nett, sofern man nichts gegen einen typischen Alte-weiße-Männer-Stil hat, damit leben kann, dass die Davidwache grundsätzlich Davidswache heißt usw. Hansen schreibt mehrere Reihen, zwei las ich in diesem Monat. "Arne Claasen und die vergessenen Toten*" ist der Auftakt einer bislang dreibändigen Reihe* um den ehemaligen BKA-Agenten, der abtauchen muss, nachdem er einen islamistischen Terroranschlag verhinderte. In Hamburg baut er eine Cold-Case-Einheit auf und findet nebenbei noch den Drahtzieher der Terroranschläge. In der Folge las ich gleich Band zwei und drei, "Arne Claasen und die tödliche Fracht*" und "Arne Claasen und die Tote am Elbufer*"

"Der Tätowierer von Auschwitz*" von Heather Morris* hat mich sehr beeindruckt. Genauso ging es mir mit "Das Mädchen aus dem Lager – Der lange Weg der Cecilia Klein*". Absolute Lese-Empfehlung! Zum Inhalt: 1942: Cecilia Cilka Klein ist sechzehn Jahre alt, als sie in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert wird. Fasziniert von ihrer Schönheit, trennt der Kommandant des Lagers sie von den anderen Gefangenen und missbraucht sie regelmäßig. Cilka lernt schnell, dass ihre unfreiwillige Machtposition Überleben bedeutet. Doch nach der Befreiung von Auschwitz wird sie von den Russen als Kollaborateurin angeklagt und in das brutale Gefangenenlager Workuta in Sibirien geschickt. Dort steht sie vor neuen und gleichzeitig schrecklich vertrauten Herausforderungen. Unter unvorstellbaren Bedingungen muss sie die Kranken im Lager versorgen, und sie stellt fest, dass in ihrem Herzen trotz allem Elend noch Raum für Liebe ist.

Die Bücher von Frank Goldammer* lese ich ganz gerne, und da ist auch die bislang zweibändige Reihe um Kriminalrat Gustav Heller* keine Ausnahme. "Tod auf der Elbe*" ist der erste Band der Reihe, die im Dresden des späten 19. Jahrhunderts spielt. Als Gustav Heller, Kriminalrat der Königlichen Polizei in Dresden, den Sommertag 1879 mit einem Ausritt an der Elbe beginnen will, zerreißt ein infernalischer Knall die Stille. Auf dem Fluss ist der Kessel eines Frachtdampfers explodiert, Tote und Verletzte treiben im Wasser. Beherzt reitet Heller in den Fluss und zieht einen Schwerverletzten an Land. Der mutige Retter wird wenig später zum Ermittler in einem diffizilen Fall von Sabotage, Erpressung und Mord. Zwei Dampfschiffreedereien kämpfen erbittert um die königliche Schifffahrtslizenz auf der Elbe. Hellers hartnäckigen Nachforschungen erregen den Unwillen seines Vorgesetzten. Als auch seine Familie in Gefahr gerät, sucht Heller kurzerhand Hilfe beim sächsischen König.

Kann man gut lesen, nur Flüchtigkeiten wie der Umstand, dass die Belohnung für ein und das gleiche gefundene Metallteil zwischen 50 Mark, 50 Pfennige und 5 Mark schwankt , hätten nicht sein müssen.

Ärgerlich fand ich "Eine Nacht im November*" von Katja Maybach*. Gelegentlich erinnere ich mich ja noch an mein Leben als Historikerin, und da machen mich solche Werke einfach sprachlos. Die Nacht im November ist natürlich die Pogromnacht 1938. Lea Moses wird in der Nacht ins KZ Dachau deportiert und bleibt dort bis zur Befreiung inhaftiert - als Jüdin und vier Jahre, bevor weibliche Häftlinge überhaupt erst nach Dachau kamen. Ihre Schwägerin Rebecca trug schon 1938 den "Judenstern", drei Jahre vor der Verordnung. Rolf, der Rebecca liebt, ist Offizier, aber natürlich kein Nazi, im Gegensatz zu seinen Eltern. Er ist im Osten eingesetzt, aber irgendwelche Verbrechen bekam er nicht mit. Ja, nee, ist klar. Das das Buch kitschig und seicht ist - geschenkt.  

Zu den Krimis von Ole Hansen* habe ich ja eingangs schon etwas geschrieben. Die Fortsetzung der Arne-Claasen-Reihe* beginnt mit dem Titel "Die Tote von Pier 17*". Claasen hat seine Anstellung bei der Polizei aufgegeben und sich der Detektei von Marten Hendriksen angeschlossen. Mit "Mord im Trockendock*" las ich im Anschluss gleich den zweiten Band. Am Redigat wurde wohl wieder mal gespart, so dass aus der Lisztstraße die Liststraße wurde, aus der Miene eine Mine usw. Spannend sind auch die Zeitabgaben: Man verabredet sich, um halb drei zu einem Termin um vier loszufahren, bestellt aber ein Taxi für halb vier. Wenn so was einer flüchtigen Leserin wie mir auffällt, hätte es einem Profi erst recht auffallen müssen.

Eine Lese-Empfehlung gibt's für "Frau Komachi empfiehlt ein Buch*" von Michiko Aoyama*. Zum Inhalt: "Wonach suchen Sie?" Diese Frage stellt Sayuri Komachi allen Besuchern in ihrer kleinen Gemeindebibliothek in Tokio. Und sie meint die Frage durchaus im übertragenen Sinne. Denn die weise Bibliothekarin spürt genau, wonach die Menschen im Leben suchen: von der rastlosen Verkäuferin, die mit ihrem Job hadert, dem schüchternen Buchhalter, der davon träumt, ein Antiquitätengeschäft zu eröffnen, oder der frischgebackenen Mutter, die sich zwischen Beruf und Familie aufreibt … Sie alle befinden sich in einer Sackgasse. Und alle führt es früher oder später zu Frau Komachi in die Bibliothek. Ihre überraschenden Buchempfehlungen haben ungeahnte Folgen. Die Lektüre entpuppt sich als Katalysator für eine andere Denkweise und eröffnet neue Wege. Und letztlich hilft sie den Besuchern, ihre aktuelle Lebenskrise zu meistern. Denn Frau Komachi weiß: Bücher haben magische Kräfte und sind eine verlässliche Quelle der Inspiration.

Das Buch ist absolut zauberhaft, und die anderen beiden ins Deutsche übersetzte Bücher der Autorin stehen auf meiner Leseliste. Das einzige, was mich störte, ist das klischeehafte Titelbild.

Michael Kobr* kannte ich bislang nur im Duo mit Volker Klüpfel* als Autoren der Kluftinger-Krimis*, aber beide gehen auch getrennte Wege. "Sonne über Gudhjem*" ist der Auftakt zu einer bislang dreibändigen Reihe* über den Deutsch-Dänen Lennart Ipsen. Frisch geschieden, kehrt der Polizist nach Dänemark zurück, auf die Insel Bornholm. Anders als erhofft, ist es dort mitnichten beschaulich, sondern gibt manch dunkle Abgründe. Das Buch liest sich nett; die nächsten beiden Bände stehen auf meiner Lese-Liste.


Als ich im August 2024 den ersten Schrebergarten-Krimi von Mona Nikolay* las, hatte ich nicht den Drang, die beiden Vorgänger-Bände zu lesen. "Rosenkohl und tote Bete*" sowie "Amsel, Drossel, tot und starr*" sind tatsächlich sehr unterhaltsam. 

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