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Samstag, 5. Juli 2025

Samstagsplausch KW 27/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXVII

Es ist wieder die Jahreszeit, in der
der Mond über dem Garten steht.
Das Wochenende war ruhig, abgesehen davon, dass sich der Gatte plötzlich schlecht fühlte, Schüttelfrost und erhöhte Temperatur hatte. Weil für Montag die OP anstand, rief ich im Krankenhaus an und fragte, was wir tun sollen. Abwarten, wie es Montag früh aussieht, und wenn er dann kein Fieber hat, wie geplant ins Krankenhaus kommen. 

Montag war die Temperatur normal, so dass wir wie bestellt um halb sieben im Krankenhaus waren. Der Gatte war so schwach, dass er um einen Rollstuhl bat und darum, dass ich bei ihm bleibe, bis er ins OP geschoben wird. Bis viertel vor eins warteten wir auf den OP-Beginn, dann verabschiedeten wir uns voneinander, fuhr ich nach Hause.

Vier Stunden später kam der Anruf, dass die OP nicht das erhoffte Ergebnis brachte, eine große OP notwendig wäre. Ich fuhr wieder ins Krankenhaus, wo ich einen desorientierten Gatten vorfand. Die OP hatte ihm wieder sehr zugesetzt. Einer der behandelnden Ärzte hatte mich schon vorgewarnt, der Gatte wäre noch nicht wieder ganz bei sich. Während ich da war, kam eine Ärztin, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Das ging am Gatten größtenteils vorbei. Die große OP wurde für die kommende Woche geplant, der Gatte sollte am nächsten Tag entlassen werden.

Dienstag war ich dann um zehn Uhr im Krankenhaus. Der Gatte war etwas fitter, verstand aber noch immer nicht so wirklich, was Phase ist. Er wollte nur noch Hause. Es folgten zahlreiche Untersuchungen zur Vorbereitung auf die große OP, für die der Gatte Blut spenden muss. Dabei stellte sich heraus, dass der Gatte so anämisch ist, dass er drei Tage im Krankenhaus bleiben müsste, um Infusionen zu bekommen, weil aktuell weder Blutspenden noch große OP möglich sind. Außerdem hat er einen Infekt und muss Antibiotika bekommen. Der Gatte verweigerte rundheraus alles und ließ sich auf eigenes Risiko entlassen. Ganz großartig! 

Nach sieben Stunden Drama und Diskussionen konnte ich den Gatten mit nach Hause nehmen. Die große OP ist auf Anfang August verschoben, und bis dahin sollte er mit Eisen, Folsäure und B12 gefüttert werden, um die Anämie zu bekämpfen. Gleichzeitig wollte ich gegen den Eisenmangel ankochen - wie das geht, weiß ich ja aus eigener Erfahrung, und die brachte mir prompt mal wieder die irritierte Frage einer Ärztin ein, ob ich Kollegin wäre. Nein, ich kann nur die Bedeutungen von Hb- und FE-Werten im Schlaf herunterrattern, weil selbst betroffen. Hoffen wir, dass das alles hilft.

Eine Alternative zur risikoreichen großen OP gibt es nicht, abgesehen von Rollstuhl und Amputation. Der Gatte hat sehr große Angst, verständlicherweise, zumal er auch immer daran denken muss, dass sein Vater an einer ähnlichen OP starb. 

Während der Dienstag schon sehr heiß war, brachte der Mittwoch über 37°C. Ich war froh, dass der Gatte nicht mehr im Krankenhaus war, denn zu Hause hatte er es doch kühler und ruhiger. Allerdings erholte er sich nicht wie erhofft, sondern wurde immer schwächer. Nach viel Streit hatte ich die Erlaubnis, einen Termin bei seinem Hausarzt abzumachen, um abzuklären, ob der Gatte evtl. wieder Wasser in der Lunge hat. Das wurde im Krankenhaus nicht untersucht, aber einige Symptome sprechen dafür. 

Donnerstag hatte ich einen wunderbaren Vormittag mit meinen beiden Sandkastenfreundinnen. Meine Angst, ich könne mich irgendwie doof benommen haben, sie wären sauer auf mich, war komplett unbegründet! Uns kamen einfach immer nur das Leben und blöde Umstände dazwischen. Mit lieben Menschen drei Stunden zu reden und in Ruhe frühstücken zu können, ist ein absoluter Luxus.

Hier gilt seit mittlerweile 277 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.  

Die Hummelrast wird fein gemacht,
damit der Gatte dort sitzen kann,
wenn er aus dem Krankenhaus 
kommt, wann auch immer das
sein wird.
Freitag Mittag entdeckte die Pflegekraft beim Gatten einen Abszess unterm Fuß, der am Vortag noch nicht da, jetzt aber richtig groß war. Auf ihren Rat hin fuhren wir sofort ins Wundzentrum im Krankenhaus, wo wir kurz vor Schluss ankamen, sofort drangenommen wurden. Der Gatte kam quasi sofort ins OP. Die Tatsache, dass er sich nicht mit Händen und Füßen dagegen wehrte, zeigte, wie schlecht es ihm mittlerweile ging. Wir mussten durch die Notaufnahme und wurden bei der Triage an allen Wartenden vorbei gezogen. Das ist kein gutes Gefühl. Irritierend war, dass der Gatte nicht wollte, dass ich mit zur Untersuchung komme. So bekam ich dann nur durch einen Zufall mit, dass er direkt ins OP geschoben wurde, konnte mich nicht von ihm verabschieden.

Mir ging die ganze Zeit durch den Kopf, dass ich genau hier in dieser Notaufnahme vor zweieinhalb Jahren von meiner Mutter Abschied nehmen musste.

Um mich abzulenken, machte ich drei Stunden im Garten Tabula Rasa, machte die Hummelrast schön, damit der Gatte den Platz genießen kann, wenn er wieder aus dem Krankenhaus kommt, wann immer das sein wird. Dann hielt ich es nicht mehr aus, rief im Krankenhaus an und erwischte gerade den Moment, in dem der Gatte auf Station geschoben wurde. Eigentlich hätte ich nach der OP angerufen werden sollen, was aber diesmal nicht geschah. 

Ich mache mich also gleich auf ins Krankenhaus, wo sich der Gatte freut, mich zu sehen. Diesmal gibt es keine Narkosenachwirkungen, weil die OP unter örtlicher Betäubung erfolgte. Und diesmal hat der Gatte Glück mit seinem Zimmernachbarn: Man kennt sich vom Wochenbeginn aus der Raucherecke und ist sich sympathisch. Der Zimmernachbar hat zudem noch einige OPs und einen längeren Krankenhausaufenthalt vor sich. Das hilft sehr!

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Dienstag, 1. Juli 2025

Ausgelesen: Bücher im Juni 2025

Das Rudel liest immer mit.
Im Juni merkte ich wieder, wie sehr sich meine Lesegewohnheiten durch den Umzug in die lindgrüne Hölle veränderten. 

In Hamburg war ich wohl von der Fülle der Bücherhallen und ihrer Onleihe schier überfordert. Außerdem lief die Technik nicht stabil. Lustig war immer, dass ich auf den ersten zwei, drei Seiten zwar noch wie gefiltert Krimis angezeigt bekam, dann aber Titel, die nur mit Mühe in die Kategorie fielen wie "Kochen mit den Geissens*". 

In der Kleinstadt läuft die Technik stabil, kann ich eBooks verlängern, arbeite regelmäßig die Wunschliste ab, habe mit der Verlaufsfunktion einen Überblick über gelesene Bücher. Gut, die Auswahl ist geringer, aber das merke ich selten.

Zuerst las ich mit "Der Bulle von Hamburg*" und "Der Bulle in der Hafencity*" die Reihe um den Ex-Polizisten Gerd Sehling*, geschrieben von Ben Westphal*, zu Ende. Dann folgten "Ich war Bulle*" und "Bulle bleibt Bulle*", ebenfalls mit Sehling als Protagonisten. Man muss einen langatmigen, staubtrockenen Stil abkönnen, um Genuss an den Büchern zu finden, aber hey, ich arbeite ich einer Behörde, ich kann mit so was um. Was mich aber bis zum Schluss irritierte: Die Bücher bauen aufeinander auf; ich las sie chronologisch, aber dennoch hatte ich das Gefühl, sie wiederholen sich oder es fehlt ein Handlungsstrang. 

Dass es an Handlungssträngen fehlt, kenne ich von Ben Aaronovitch*, denn seine Buchreihen werden ja auch als Comics fortgesetzt. Da komme ich schon lange nicht mehr hinterher. Ich las "Eine Nachtigall in New York*" und "Die schlafenden Geister des Lake Superior*". Auch wenn ich den Eindruck habe, dass Aaronovitch die Ideen ausgehen, er sich in den Handlungssträngen seines unüberschaubaren Universums verheddert. lese ich ihn doch immer noch gerne.

"Wo war ich stehen geblieben? Grübeleien und Geistesblitze*" von Cordula Stratmann* war recht unterhaltsam und bot Stoff zum Nachdenken, aber ich merke immer wieder, dass ich mit solchen Sammlungen wenig anfangen an, sie mich schnell ermüden.

Von "Im Schatten des Turms*" von René Anour* hatte ich mir etwas anderes erwarten, eine Geschichte des "Wiener Narrenturms", der ersten psychiatrischen Heilanstalt der Welt nämlich. Ich bekam einen Schmachtfetzen, der im Wien Ende des 18. Jahrhunderts und während des Russisch-Österreichischen Türkenkriegs spielt. Ich hielt tapfer durch ...

Mein Durchhaltevermögen war auch bei "Kleopatras Grab*" von Constantin Schreiber* gefragt. Ich bin ja wenig wählerisch bei meiner Lektüre, aber dieses Buch ist so richtig, richtig schlecht. So beträgt u.a. die Flugzeit von Alexandria nach Jena 30 Minuten, und aus der Weinsorte Pomerol wurde binnen weniger Seiten ein Primolo, was auch immer das ist. Außerdem wechseln zahlreiche Handelnde alle naslang ihr Geschlecht. Nun ja, immerhin sieht der Autor gut aus. 

"Die Leuchtturm-Schwestern*" von Gill Thompson* hingegen hätte ich in einem Rutsch durchlesen können. Das Buch spielt auf der britischen Kanalinsel Jersey, die am 1. Juli 1940 von den Deutschen besetzt wird. Schon knapp zwei Wochen vorher, mit dem deutschen Überfall auf Frankreich, hat der Krieg das Leben der Schwestern Alice und Jenny Robinson bereits eingeholt. Nachdem Jenny ihren Traum von einem Studium in Cambridge auf Eis legen muss, schließt sie sich mit ihrem Freund Pip dem Widerstand auf der Insel an. Und auch Alice begibt sich in große Gefahr, als sie den jungen deutschen Arzt Stefan kennenlernt und sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlt. Alice gehört zu denen, die 1942 nach Deutschland deportiert werden, Jenny nimmt das Risiko auf sich, drei Jahre lang eine jüdische Freundin zu verstecken.

Liebesromane sind nicht so meins, und so war ich von Anfang an skeptisch, ob "Der kleine Strickladen in den Highlands*" von Susanne Oswald* etwas für mich ist - schließlich schwärmen so viele Strickerinnen von der Reihe und der Autorin. Ich wusste schon nach wenigen Seiten, dass ich nicht zu den Schwärmerinnen gehören würde. Die Handlung ist mehr als vorhersehbar, voller Klischees in Bezug auf's Stricken und haarsträubender Verwicklungen ... Ich hielt bis zum Schluss durch, weil ich wissen wollte, ob die Geschichte tatsächlich so vorhersehbar ist wie vermutet und wie die Strickanleitungen sind. Die Strickanleitungen gibt es inzwischen in drei Büchern - wer gerne strickt, ist damit besser bedient.  

"Man sieht sich*" von Julia Karnick* hingegen gefiel mir sehr, auch wenn's ein Liebesroman ist - absolute Lese-Empfehlung! Aus dem Klappentext: Sommer 1988. Friederika hat große Füße und nennt sich Frie. Robert, neu an der Schule und schüchtern, verliebt sich sofort, aber zeigt es nicht. Vielleicht flirtet sie nur zum Spaß mit ihm? Nach dem Abitur trennen sich ihre Wege. Frie wird früh Mutter, Robert erfolgreicher Musiker. Wann immer sie sich begegnen, wird es kompliziert. Sommer 2022. Frie, fast fünfzig und seit dem Auszug der Tochter allein, fährt zum Abitreffen. Mit dabei: all die Erinnerungen an Robert, den sie zwanzig Jahre nicht gesehen hat. Was wird diesmal zwischen ihnen passieren? 

Mit "Astrid Lindgren*" von Susanne Lieder* gehe ich in den Juli.

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Montag, 30. Juni 2025

#pmdd2025: Der 28. Juni 2025

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2025 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Trotz Urlaubs / Wochenende klingelt der Wecker um sechs Uhr, aber das Kuschelrudel will mich nicht ausschlafen lassen, und der Gatte befindet, ich habe Ruhe nötig. Er kocht sogar Kaffee - wie früher, als er noch gesund war und ich jedes Wochenende mit Kaffee geweckt wurde.

Frühstück mit Wochenblatt, das seit dieser Woche nur noch sonnabends erscheint. Bislang gab's mittwochs eine zweite Ausgabe. 

Schnell noch Seife kaufen, bevor Manar zehn Jahre nach ihrer Flucht nach Deutschland in ihre erste Heimat Syrien fährt. 

Bei der Ausgelesen-Rubrik hinke ich hinterher ...

Das erste halbe Jahr 2025 ist schon vorbei - unfassbar! Heute ist Sonnabend und ein sehr ruhiger Tag. Übermorgen geht der Gatte ins Krankenhaus - die vierte OP binnen eines halben Jahres. Art und Dauer stehen noch nicht wirklich fest (irgendwas zwischen einer und sechs Stunden ...), der Gatte ist klapperig, ihm ist kladderig, wir sind angespannt. Also verbringen wir so viel Zeit wie möglich zusammen, verschiebe ich die Aufgaben meiner Zu-tun-Liste auf die kommende Woche, in der ich Ablenkung brauche. Außerdem signalisieren mir Körper und Seele sehr deutlich, dass sie eine Pause brauchen von den durchgetakteten Tagen. 

Die Spülmaschine tut so, als wäre das Geschirr sauber. Leider muss das meiste aus dem obersten Korb per Hand nachgespült werden. Ich suche seit Monaten vergeblich den Fehler. Anders als in Hamburg ist es hier im Landkreis schwierig, einen Bosch-Kundendienst zu bekommen. Alternative wäre eine neue Spülmaschine, nach zwölf Jahren kein Luxus, aber es gibt nur noch welche mit Besteckschublade, und ich will nicht auf den Besteckkorb verzichten.

In diesem TK-Fach vermutetet ich die Currywürste, die es zum Abendessen geben sollte. Sie waren allerdings im Keller-Tiefkühler.

Mittagessen für den Gatten.

Mittagessen für mich.

Seit vier Wochen kümmere ich mich um das Blutzucker-Tagebuch des Gatten. Der aktuellen Diabetes-Beraterin scheint es gelungen zu sein, die Blutzucker-Achterbahn zu beenden. 

Dieses Hufeisen bekamen meine Eltern geschenkt, als sie vor 63 Jahren in ihr Haus einzogen, das jetzt unseres ist. Jetzt hängt das Hufeisen endlich wieder. Bei meinen Eltern hing es an einer Wand, bei uns über der Windfangtür.

Wenn ich schon mal Hammer und Nägel habe, kann ich auch gleich meine beiden Wandteller anbringen. Den oberen kaufte ich vor 37 Jahren während meiner ersten Israel-Reise in einem Kloster im Galil, den zweiten kaufte ich Anfang dieser Woche. Er ist von Herrn Fuchs.

Wenn's als Abendessen Currywurst gibt, dürfen die Pommes frites nicht fehlen.

Blick auf den Wochenplan. Ab Montag ist der Gatte auf unbestimmte Zeit im Krankenhaus, koche ich planlos.

Krankheitsbedingt hat der Gatte immer kalte Hände. Er braucht mal wieder neue Handschuhe, und das Paar soll noch fertig werden, bevor er ins Krankenhaus geht.

Seit dem Umzug lese ich wesentlich abwechslungsreicher. Die Auswahl ist zwar kleiner, für mich aber besser handhabbar. In Hamburg war ich von er Fülle der Titel anscheinend schier überfordert. Heute Abend fülle ich die Vormerkliste mit aktuellen Titeln.

Vor dem Einschlafen wird mit dem Kuschelrudel noch etwas gelesen*.

Der Rückblick in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 28. Juni 2020 stand Schwiegermutter kurz vor ihrem Umzug in die Seniorenwohnanlage, verbrachte der Gatte zum vorletzten Mal einen Sonntag bei ihr (und er war noch gesund), trugen wir seit zwei Monaten Alltagsmasken. Am 28. Juni 2021 war besiegelt, dass der Gatte berufsunfähig erkrankt ist, wurde der Rentenantrag gestellt. Am 28. Juni 2022 war meine Mutter seit drei Tagen im Krankenhaus, hatte ich noch die Hoffnung, dass sie sich berappelt und wieder in ihr Haus zurückkehren könnte. Am 28. Juni 2023 hatten wir seit fast einem Jahr ein Haus und pendelten zwischen Hamburg und der lindgrünen Hölle. Am 28. Juni 2024 waren wir seit einem halben Jahr umgezogen und hatten eine Küche, deren Fertigstellung sich um mehrere Wochen verzögerte, weil der Küchenplaner Mist baute. / *Affiliate links

Samstag, 28. Juni 2025

Samstagsplausch KW 26/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXVI

Der aktuelle Blumenstrauß: Rote Rosen
mit wollknäueligen Pfingstrosen.
Diese und nächste Woche habe ich Urlaub, um den Gatten durch's Krankenhaus begleiten zu können. Für diese Woche nahm ich mir vor, möglichst viel von den Dingen im Haus zu schaffen, bei denen mir der Gatte helfen muss, also alles, wozu ich Werkzeug und mehr als zwei Hände brauche. Das, was der Gatte früher machte, muss ich ja heute aufgrund seiner Behinderung machen, aber ich habe nicht seine Sachkunde, bin froh über seine Hilfe. Damit er helfen kann, muss ich die seltenen Wachphasen abpassen, denn der Gatte ist so schwach, dass er den Großteil des Tages verschläft.

So klingelt der Wecker also wie üblich jeden Tag um sechs Uhr, ist jeder Tag durchgetaktet, wenn auch nicht so arg wie sonst, wenn ich arbeite. Ich gönne mir zwischendrin immer mal Ruhephasen, aber ich habe auch eine tägliche Zu-tun-Liste, die abgearbeitet werden will. Ich will ja vorwärts kommen und was schaffen.

Montag wollte der Gatte zum Discounter, um Klemmbaustein-Sets zu ergattern. Wir hatten Glück und bekamen die vorletzten Sets. Nachmittags nahm ich mich des Vorgartens an, was leider aufwendiger und anstrengender ist als gedacht. Nachdem der Gärtner im Herbst die eingegangenen Bäumchen aus dem Hamburger Garten entfernte, siedelte sich auf der Fläche Gras an. So was hatte ich nicht bedacht, sonst hätte ich die Fläche gleich gemulcht. Jetzt muss das Gras raus, damit andere Pflanzen eine Chance haben. Ein bisschen konnte ich entfernen und in die Biotonne stopfen. Den Rest schaffe ich hoffentlich kommende Woche rechtzeitig zur Abfuhr der Grünabfälle. Ich bin kurz vor Schottergarten, zumindest vorübergehend, denn momentan haben die Pflanzen, die ich gerne im Vorgarten hätte, keine Chance. Zwischendrin erledigte ich Papierkram und bearbeitete das Rezepteverzeichnis der Kombüse. Ich wurde traurig, weil ich wieder mal realisierte, wie sehr es seit dem 12. Oktober 2020 gesundheitlich mit dem Gatten bergab geht. 

Gelegentlich werde ich gefragt, wie ich das eigentlich schaffe, erst Mudderns Betreuung, dann kranker Gatte, Hausumbau, Umzug, Arbeit, Alltag ... Ich tue die Frage dann immer ab. Bei Rückblick für das Rezeptverzeichnis habe ich mich aber auch kurz gefragt, wie ich die letzten fünf Jahre schaffte. Ich darf nicht darüber nachdenken, ganz einfach.

Dienstag früh lud ich Unmengen an Pfand ins Auto. Dann ging's in die Fußambulanz beim Diabetologen, was für den Gatten anstrengend und schmerzhaft ist. Parallel wurde die neue Diabetes-Beraterin tätig. Sie gibt sich unwahrscheinlich viel Mühe, korrigierte mittlerweile zum dritten Mal seit Monatsbeginn die Insulinmenge nach unten, um die Blutzucker-Achterbahn in den Griff zu bekommen. Das ist neu, denn bislang sollte der Gatte immer mehr spritzen. In zwei Wochen wird überprüft, ob die neue Einstellung stimmt. Der nicht eingestellte Diabetes ist die Hauptursache der Erkrankungen des Gatten.

Nach dem Termin fuhren wir zum Getränkemarkt, der zu einem Supermarkt gehört, in dem unser Lieblingsbäcker ist. Der Plan: Frühstücken, Post und Pfand abgeben. Beifang war unser Lieblingsbrot, denn bevor der Gatte ins Krankenhaus geht, soll er nochmal ordentlich verwöhnt werden. Während sich der Gatte zu Hause ausruhte, arbeitete ich meine Zu-tun-Liste ab und trabte in die Stadt, um verschiedene Erledigungen zu machen. Es ist komisch, ohne den Gatten in die Stadt zu gehen. Er hatte solchen Spaß daran, butscherte so gerne durch die Läden, guckte Leute. Heute fehlt ihm dazu die Kraft. 

Abends hatte ich meine Zu-tun-Liste abgearbeitet und gemeinsam mit einer Blog-Freundin einen Kurzurlaub gebucht. Ich wollte schon ewig mal ins Camp Reinsehlen, und jetzt klappt es endlich, passend zum Heidewollfest. Wenn der Gatte kommende Woche die OP überstand, gestatte ich mir Vorfreude. Bis dahin bin ich im Krisenmodus.

Die Nacht brachte Panik-, Nachtschweiß- und Schmerzanfälle, so dass ich einigermaßen gerädert in den Mittwoch ging. Eigentlich sollte der Balkon mit Holzfliesen ausgelegt werden, was ja auch erst seit zweieinhalb Jahren erledigt sein sollte, und wofür ich die Hilfe des Gatten brauche. Der allerdings war mit der Gesamtsituation komplett überfordert und machte mir damit einen Strich durch die Rechnung. Der Balkon muss weiter warten, leider. Oder mir wachsen zwei weitere Arme und das Wissen, mit einer Stichsäge umgehen zu können. Solange keine Fliesen auf dem Balkon liegen, gibt es weder ein ordentliches Geländer noch Balkon-Solar. Egal, was ich anfasse, der Domino-Effekt bremst mich immer aus. An allen Ecken bedingt eines das andere, weswegen ich immer wieder ausgebremst werde. Immerhin schafften wir es Mittwoch, einen LED-Strahler über dem Grill auf der Terrasse anzubringen.

Donnerstag waren dann alle Zu-tun-Listen obsolet. Die ständigen Wetter- und Temperaturwechsel der letzten Tage sorgte für eine hartnäckige Migräne, die sich nicht mehr ignorieren ließ. Nachdem ich vormittags versuchte, ein paar Dinge zu erledigen, erkannte ich, dass nichts geht, nahm eine Tablette und legte mich hin. Ich hatte ganze fünfzehn Minuten Ruhe, ehe der Gatte wieder Hilfe brauchte ... Immerhin schaffte ich den Wocheneinkauf - alleine, der Gatte hatte keine Kraft - und war mit dem Gatten zum Vortrag über über "Durchblutungsstörung als Ursache nicht heilender Wunden". Der Gatte hielt anderthalb Stunden durch! Für mich war der Vortrag auch interessant, denn des ging auch um Krampfadern, mit denen ich zu kämpfen habe. Als ich deswegen vor fünf Jahren bei einem Gefäßchirurgen war, sagte er, ich wäre zu fett, um eine OP mit Vollnarkose zu überleben und bräuchte auch nach der OP noch Kompressionsstrümpfe, weswegen sich eine OP nicht lohne. Ich solle mich melden, wenn es Anzeichen für eine Embolie gibt, dann würde er operieren. Der hiesige Gefäßchirurg hat da eine andere Einstellung, auch dazu, wann es Zeit für eine OP ist. Sollten meine Krampfadern schlimmer werden, wäre ich da sicher gut aufgehoben.

Freitag waren wir über vier Stunden in der prästationären Aufnahme des Krankenhauses. Der Gatte wurde untersucht und über OP und Narkose aufgeklärt. Montag um halb sieben liefere ich ihn ins Krankenhaus ein. Wir haben beide Angst vor der OP. Diesmal gibt es keinen Plan, wie lange sie dauern wird - man bereitet sich auf alles zwischen einer und sechs Stunden sowie eine Nacht zur Beobachtung auf der Intensivstation vor. Wir wissen auch nicht, wie lange der Aufenthalt im Krankenhaus geplant ist. Der Gatte bereitet sich auf eine Woche vor. Normalerweise wäre der Eingriff ambulant und minimalinvasiv. Abends wollte ich eigentlich zur Kulturnacht, aber angesichts der bevorstehenden OP blieb ich lieber beim Gatten, möchte bis Montag so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen.

Hier gilt seit mittlerweile 276 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.   

Schwiegermutter geht es gut. Sie hat sich tatsächlich gemerkt, dass der Gatte am Montag operiert wird! Sie bestand zum Glück nicht mehr darauf, dass wir sie diese Woche vor der OP besuchen - "ein letztes Mal", wie sie so geschmackvoll sagte. Seit dem Eklat an ihrem Geburtstag ist der Gatte noch schlechter auf seine Mutter zu sprechen als sonst schon, geht jedem Besuch aus dem Wege. Tante geht es hoffentlich auch gut. Ansonsten freute ich mich über Pläusche mit den Nachbarinnen, die meine Mutter noch kannten. Da merke ich immer, dass ich außerhalb des Gatten viel zu wenig Kontakte habe.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Freitag, 27. Juni 2025

Friday-Flowerday #26/25: Was vom Esmark-Strauß übrig blieb

Als wir vor drei Wochen unseren Dänemark-Urlaub wegen erneuter OP des Gatten absagen mussten, kam ein riesiger Strauß mit Genesungswünschen von Esmark, unserem Ferienhaus-Anbieter. Den Strauß zeigte ich hier

Aus einem großen Strauß wurde ein kleines Sträußchen.

Eukalyptus, Nelken, Pompom-Dahlien und Schleierkraut waren recht langlebig und wanderten in eine kleine Steingut-Vase aus Schweden, zu der ich hier schon mal etwas schrieb.

Im Sommer ist der Kamin wirklich ein schöner Platz für eine Blumenvase.

Der kleine Reste-Strauß geht rüber zum Friday-Flowerday. Vielen Dank für's Sammeln!

Donnerstag, 26. Juni 2025

Mai-Socken aus Garnen von Schachenmayr Regia, Fischer-Wolle und Gründl-Wolle

Seit Mai verstricke ich die Wolle der Demenzdecke / Nesteldecke, die ich für meine Mutter strickte. Ich überlegte lange, was ich mit der im Prinzip fertigen Decke anfange. Zuerst wollte ich eine Freundin fragen, ob ihre demenzkranke Mutter die Decke haben möchte, aber die Mutter nestelt nicht und hat auch keine kalten Knie. Das passte also nicht. 

Nachdem ich mit den GumGum-Socken hartnäckig nicht zurecht komme, entschied ich mich für gestreifte Socken.

So eine Nesteldecke wäre auch prima für Babys geeignet, zumal die, die meine Mutter bekommen sollte, auch noch Knisterfolie, Beißringe (wegen der Haptik) und Rassel gehabt hätte, aber in meinem Umfeld gibt es aktuell keine Krabbelkinder. Die Brut der Freundinnen ist zwar erwachsen, aber enkelfaul. 

Das erste Socke-Paar, das ich aus der Demenzdecke strickte.

Die Decke mit einigen Änderungen zu behalten, kam auch nicht in Frage, denn Rosa und Lila sind so gar nicht meine Farben, die Größe passte nicht, die vielen Muster waren mir insgesamt zu unruhig ... Nach langem Nachdenken entschied ich mich also für Tabula rasa und ribbelte. Im Nachhinein bedauere ich, dass ich die Decke nicht vorher fotografierte, denn sie war wirklich hübsch.

Jetzt werden aus der Decke also Mutmach-Socken, die an Frauen mit Brustkrebs gespendet werden. Im Mai strickte ich zusätzlich zu den Yoga-Socken zwei Paar Socken aus den Resten der Decke und Wollresten sowie ein Paar Socken aus einem Garn von Fischer-Wolle. Das Wollsparglas wurde also um etliche Euro reicher, denn ich strickte ja nicht nur vier Paar Socken, sondern verbrauchte auch einige Garnreste. Pro Sockenpaar gehen zwei Euro ins Glas, pro Wollknäuel ein Euro. Ich bin gespannt, wie viel am Jahresende zusammengekommen sein wird.

Dieser Beitrag geht rüber zum Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln! 

Dienstag, 24. Juni 2025

Yoga-Socken in St. Pauli-Farben aus Gründl-Garnen

Eine Kollegin wünschte sich zum runden Geburtstag eine Yoga-Matte vom Kollegium, und da ich schon ewig mal Yoga-Socken stricken wollte, bekam sie die noch obendrauf (ich mache kein Yoga, weswegen es sich nicht anbot, Yoga-Socken für mich zu stricken - ich wüsste schlichtweg nicht, wann ich die tragen sollte). 

Yoga-Socken in St. Pauli-Farben.

Die Farbwahl stand sofort fest, denn die Kollegin ist ein mehr als glühender St. Pauli-Fan. Das Garn kaufte ich ausnahmsweise mal nicht im LYS, sondern bestellte es bei Gründl, wo ich ohnehin gerade Anleitungen und Garne für zwei Projekte kaufte.

Fertig zum Verschenken: Die Yoga-Socken. Ich merke gerade, ich habe vergessen, die Banderole auszumalen ...

Verstrickt wurden Hot Socks uni 100 in Schokolade, Hot Socks Pearl uni in Kirschrot (mit Kaschmiranteil, super kuschelig!) und Hot Socks uni 50 in Weiß. Die Anleitung stammt von Bestrickendes, und gestrickt habe ich mit meinen Lieblingsnadeln, Zing von Knit Pro in 2,5.

Dieser Beitrag geht rüber zum Dings vom Dienstag und zum Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!

Sonntag, 22. Juni 2025

Samstagsplausch KW 25/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXV

Der Gatte zeigt wieder Interesse an Veranstaltungen. Gut, es hätte zum Auftakt nicht unbedingt ein Vortrag über "Durchblutungsstörung als Ursache nicht heilender Wunden" sein müssen, aber irgendwas ist ja immer. Jedenfalls bin ich sehr froh, dass er sich für seine Erkrankungen interessiert, denn das ist auch eine Erleichterung für mich, bedeutet weniger Verantwortung, die auf meinen Schulten lastet. Der Vortragende ist der Arzt, der den Gatten auch behandelt. Natürlich muss ich zu dem Vortrag mit. Der Gatte braucht ja einen Fahrdienst, und er hat Angst, dass er nicht alles versteht.

Graffiti am örtlichen Asia-Laden. 

Vorgestern bekam ich quasi Freigang und konnte mal wieder zum monatlichen Stricktreffen. In den letzten zwei, drei Monaten fehlte mir die Kraft dazu. Jetzt hat eine aber einen festen Raum im örtlichen Mehrgenerationenhaus organisiert, und das ist ziemlich genial, denn ich kann zu Fuß dahin gehen (für Autofahrer gibt es kostenlose Parkplätze vor der Tür, eine Rarität hier im Dorf). Bislang trafen wir uns entweder privat, was für mich bedeutete, dass ich mich immer auf wechselnde Routen einstellen musste, was mir aufgrund meiner eigenen Behinderung schwer fällt, oder trafen uns in einem Lokal, was Verzehrzwang bedeutet, was nicht allen gefällt. Da die Gruppe wächst, waren beide Orte auch nicht ideal. Zukünftig treffen wir uns jeden Monat am zweiten Donnerstag in einem Puppenstübchen, zahlen pro Person 3 Euro, in denen Getränke enthalten sind, und tauchen auch im offiziellen Programm auf. Der Verein, der das Mehrgenerationenhaus betreibt, war begeistert, dass es nun auch eine Strickgruppe gibt, die sich abends trifft, denn bislang gibt's nur eine Nachmittagsgruppe. Außerdem war man erfreut, dass es eine "junge Gruppe" ist, was bei der Hälfte der Gruppe für schallendes Gelächter sorgte, sind wir doch zwischen 60 und 80 Jahren alt und damit jenseits von "jung". 

Es war sehr schön, mal vier Stunden lang andere Gesichter zu sehen als medizinisches Personal, Kollegen oder Gatten und sich über andere Themen als die Befindlichkeiten des Gatten auszutauschen. Der Weg hin zum Mehrgenerationenhaus war auch sehr schön, durch den Rathauspark, wo rund um den kleinen See das Leben tobte, und zurück, wo das Lokal am kleinen Teich so stimmungsvoll aussah, dass ich beschloss, dort mit dem Gatten essen zu gehen, wenn er wieder aus dem Krankenhaus zurück ist, und wo in der Kirche gerade der Posaunenchor probte, weswegen ich einen Moment auf einer der Bänke innehalten musste.

Hier gilt seit mittlerweile 275 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.    

Im Büro war unwahrscheinlich viel zu tun, zumal ich zwei Wochen Urlaub habe, um den Gatten durch's Krankenhaus begleiten zu können. Die Chefin sagt zwar unvermindert, ich solle mich krankschreiben lassen, wenn der Gatte im Krankenhaus ist, weil ich dann nicht arbeitsfähig bin, aber ich warte erst mal ab. Vorerst bin ich froh, dass ich Donnerstag und Freitag überstand, ohne zusammenzuklappen, denn zum Stress im Büro kam, dass der Gatte in einer schlechten Phase ist, wir uns oft anschreien, weil er seinen Frust über seine Gesamtsituation an mir auslässt. Das Pendeln tat ein Übrigens, um die Woche sehr anstrengend zu machen. Dienstag war Zug-Chaos, mussten wir über Bahnsteige sprinten, weil sich Metronom und DB nicht einig waren, welcher Zug wo abfährt, und Mittwoch fielen mehrere Züge aus. Die Info kam zum Glück, als ich noch im Büro war, so dass ich einfach länger arbeitete. 

Ich bin weiterhin sehr stark mit dem Blutzucker-Tagebuch des Gatten beschäftigt. Die neue Diabetes-Beraterin gibt sich unwahrscheinlich viel Mühe, auf ihn einzugehen und erklärt alles so lange, bis er es versteht. Sie ist älter als die anderen Beraterinnen und hat einfach viel Erfahrung. Das hilft. Es ist allerdings weiterhin schwierig, den Blutzucker des Gatten richtig einzustellen. Davon, dass das gelingt, hängt aber maßgeblich der Fortgang seiner diversen Erkrankungen ab.

Diese Woche bekam ich die Medikamente, die der Gatte von Nephrologen braucht. Durch den Praxiswechsel drohte eine Versorgungslücke, denn der Termin in der neuen Praxis ist erst Ende des kommenden Quartals, und die Medikamente reichen nur noch bis kommende Woche. Der Hausarzt verschreibt die Medikamente nicht, da sie seinen Etat zu stark belasten. Jetzt sollte es sich ausgehen. 

Der Urlaub wird arbeitsreich, und ich hänge jetzt schon zwei Tage hinter meinem Plan her, weil ich gestern und heute aufgrund der Hitze kaum etwas schaffte. Mal gucken, wie ich den Rückstand aufholen kann. Ausschlafen ist jedenfalls gestrichen; jeder Tag bleibt minutiös durchgeplant. 

625 Tage sind seit dem Überfall der Hamas auf Israel vergangen. Gestern wurden drei Geiseln tot befreit, darunter der 19jährige Deutsche Shay Levinson. 49 Männer und eine Frau sind noch immer Geiseln. Bring them all home now gilt unvermindert.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Dienstag, 17. Juni 2025

Socken mit Karo-Hebemaschen aus ONline Supersocke Merino

Von den Bananensocken hatte ich noch ein bisschen Wolle übrig. Zusammen mit einem roten 6fädrigem Garn, von dem ich den Hersteller nicht mehr weiß, weil ich mir aus irgendwelchen Gründen die Banderole nicht aufhob, wurden daraus diese Socken mit Hebenaschen. 

So, wie die Socken aussehen, kann ich sie Weihnachten auch an den Kamin hängen ...

Ich wusste von den IStandWithUkraine-Socken aus Ponderosa-Wolle, dass der Schaft mit diesem Muster sehr eng ausfällt und grübelte länger darüber, wie ich das Muster für meine Waden passend mache. Dazu kam, dass ich mit 6fach-Garn nicht so oft stricke. Jedenfalls war schnell klar, dass ich mit der üblichen Maschenanzahl und Nadel 3 oder 3,5 nicht fröhlich werde.

Das Muster im Detail.

Schließlich entschied ich mich für 60 Maschen bei Nadelstärke 3. Das passte ganz gut.

So sehen die Socken nicht ganz so unförmig aus ... Das Hebemachen-Muster führte ich mit dem roten Garn weiter, nachdem der Rest bunte Wolle aufgebraucht war.

Dieser Beitrag geht rüber zum Dings vom Dienstag und zum Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!

Montag, 16. Juni 2025

#12von12 im Juni 2025

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine Juni-Bilder. 

#1: Bänkchensitzen mit dem Gatten. Dem Gatten ist ständig schwindelig, er kann nur wenige Meter am Stück laufen, also bat er darum, mit mir ein Stück zu gehen, wenn ich morgens Richtung Bahnhof gehe. Nach der Bankpause geht er weiter Richtung Apotheke. Dass er sich nicht mehr bewegen kann, meistens auf mich angewiesen ist, ist für ihn unwahrscheinlich schwer. Gleichzeitig will er sich so viel Unabhängigkeit wie möglich bewahren. Ich bewundere ihn sehr dafür, dass er nicht aufgibt.

Obwohl heute Donnerstag ist, fahre ich ins Echtbüro, denn ich habe einen Präsenztermin.

#2: Arbeitstage, die ich mag. Ich bin eine Viertelstunde zu früh und habe noch Zeit, ans Wasser zu gehen. Die Elbe vermisse ich schon in der lindgrünen Hölle.

#3: Schiffe, Himmel und Wellen gucken.

#4: Okay, jetzt ist es aber Zeit für die Arbeit!

#5: Der zweite Termin des Tages führt mich in ein schönes Treppenhaus.

#6: Heute fahre ich viel Bus.

#7: Ein paar Stunden habe ich auch am Schreibtisch gearbeitet.

Wie die meisten Echtbüro-Tage ist auch dieser sehr intensiv. Ich komme nicht mal zu einer richtige Mittagspause. Aber ich habe zum Feierabend viel geschafft. Momentan fahren zudem zurück zwei Züge, so dass ich entspannt einen Zug später nehmen kann, mich nicht hetzen muss (zu normalen Zeiten fahren drei Züge pro Stunde, seit Monaten aber meistens nur einer).

#8: Vom Bahnhof muss ich in die Stadt und probiere dafür einen neuen Weg aus. Schade, dass das Bild so verwittert ist.

#9: Zu Hause wartet die Wäsche auf mich. Es ist für mich noch immer ungewohnt, dass Wäsche binnen eines Tages auf der Terrasse trocknet. Das war in Hamburg anders.

#10: Morgen ist auch ein guter Tag zum Wäschetrocknen, also werfe ich noch eine Maschine an.

#11: Ich mag's, wenn Pfingstrosen zu meinem Geburtstag blühen. Ich wüsste gerne, ob das eine der Rosen ist, die mit umzogen und in Hamburg nie blühten, oder ein, die schon seit über 60 Jahren im Garten wächst.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas in einem Geburtstagsgeschenk blättern*.

Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre. Am 12. Juni 2020 waren wir anlassbedingt essen, zum ersten Mal unter Corona-Regeln. Am 12. Juni 2021 hatte der Gatte gerade seinen dritten Krankenhausaufenthalt binnen einen halben Jahres hinter sich, war noch sehr schwach und kämpfte zudem mit Impfreaktionen. Am 12. Juni 2022 genoss ich einen ruhigen Sonntag in der Wohnung und im Garten, nicht ahnend, dass es für lange Zeit der letzte im Garten der Wohnung sein sollte. Am 12. Juni 2023 hatten wir schon seit 11 Monaten ein Haus und pendelten zwischen Wohnung und Baustelle. Am 12. Juni 2024 war ich das letzte Mal zusammen mit dem Gatten in Dänemark, obwohl er sehr krank war und nach Ansicht des Arztes besser zu Hause geblieben wäre. Gott sei Dank ging alles gut. / *Affiliate link

Sonntag, 15. Juni 2025

Samstagsplausch KW 24/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXIV

Diese Woche war einigermaßen ruhig. Es gab nur einen Arzttermin, und ich konnte zwei Tage im Echtbüro verbringen. Diese Tage sind unwahrscheinlich arbeitsintensiv, haben eine hohe Schlagzahl. Nicht, dass ich zu Hause weniger arbeite, aber ich mache mehr Pausen, denn beim Gatten liegt ja oft was an. Im Büro wird öfter "mal eben" was geklärt, bespricht man sich schnell dienstlich zwischen zweit Terminen oder wechselt ein paar private Worte, arbeite ich trotzdem konzentrierter und störungsfreier. Das fehlt im Heimbüro. 

Ich mag beides, aber das Echtbüro strengt mich mehr an, auch durch das Pendeln. Aktuell fahren morgens drei und nachmittags zwei Züge, das entspannt. Nachmittags kann ich spontan etwas länger arbeiten, morgens muss ich mich nicht hetzen. Mal gucken, wie lange das so bleibt. Sicher wird der Fahrplan spätestens mit den Sommerferien wieder ausgedünnt, und selbst außerhalb der Ferien ist nicht gesagt, dass der Zug, der gestern fuhr, heute auch noch fährt. Es bleibt jeden Tag spannend. Zum Glück ist mein Arbeitgeber entspannt, habe ich nicht den Druck, den ich bei Mitreisenden erlebe, muss ich nicht jeden Tag pendeln. 

An Vier-Tage-Wochen merke ich meine Erschöpfung. Sonnabends bin ich zu nichts mehr in der Lage, außer mich um Essen und Haushalt zu kümmern und zu schlafen. Irgendwelche Aktivitäten, das Ausräumen der letzten Umzugskisten oder Gartenarbeit - Fehlanzeige. Es fehlt einfach die Kraft. Sonntags versuche ich dann, einiges aufzuholen, aber der Tag ist einfach zu kurz. Gestern wollte ich eigentlich zum World Wide Knit in Public-Day nach Hamburg, aber dann war der Garten, der schrie, Früher hätte sich der Gatte um den Garten gekümmert, heute kann er das nicht mehr. Letztlich schaffte ich weder das eine noch das andere, sondern verschlief den meisten Teil des Tages. 

Eine aus unserer Strickgruppe hat sich darum gekümmert, dass wir für unsere Treffen einen Raum im örtlichen Mehrgenerationenhaus bekommen. Bislang trafen wir uns entweder privat oder in einem Lokal, heißt, eine hatte Arbeit oder alle hatten Verzehrzwang. Kommende Woche ist der Testlauf, und ich hoffe, die Örtlichkeit sagt der Mehrheit zu. Für mich ist sie perfekt, da fußläufig erreichbar. Da in der Gruppe Menschen aus dem ganzen Landkreis und aus dem Nachbarlandkreis sind, die Kleinstadt zudem gar nicht so klein ist, stresste mich das Fahren unbekannter Strecken sehr. Das fällt nun weg, wenn die Mehrheit mit dieser Lösung einverstanden ist. Wir zahlen einen kleinen Obolus, in dem Getränke enthalten sind, und können Fingerfutter mitbringen. Ich habe mir schon vorgenommen, dass ich Low-Carb-Cracker backen möchte. Von denen hätte der Gatte dann auch was. Praktischerweise gehört zum Mehrgenerationenhaus auch ein Tauschhaus, wo ich unsere aussortierten Sachen abgeben kann, wenn ich eh schon da bin. Außerdem habe ich entdeckt, dass sich dort auch wöchentlich eine Strick- und Häkelgruppe an einem meiner Heimbüro-Tage nachmittags trifft - perfekt, wenn ich mal etwas Luft habe, den Gatten nicht zu Ärzten begleiten muss. Diese Treffen sind purer Luxus für mich.

Ansonsten beschäftigte ich mich hauptsächlich mit dem Blutzucker-Tagebuch des Gatten, das er gerade führen muss, denn das überfordert ihn. Mich auch. Ich würde zu gerne verstehen, warum sich der Blutzucker des Gatten partout nicht dauerhaft einstellen lässt. Die neue Diabetes-Beraterin passte den Spritzplan weiter an, aber auch da sind die Insulinmengen viel zu hoch. Aus Erfahrung halbierte der Gatte selbstständig auch die Mengen des neuen Plans, aber selbst die sind noch zu hoch. So fährt der Blutzucker Achterbahn, sind die Nächte wieder unruhiger, stehen überall in Griffweite Apfelsaft und Dextrosebeutel. Das ist körperlich sehr anstrengend und lebensgefährlich. Gleichzeitig ist die aktuelle Sensor-Charge eine Katastrophe, gibt ein neuer Sensor nach ein, zwei Stunden auf (normalerweise hält ein Sensor zwei Wochen). Die letzte Nacht war also nicht nur von Alarm wegen Unterzuckers gestört, sondern auch durch Fehlermeldungen, bis sich der Sensor endgültig verabschiedete, das analoge Messgerät wieder mal zum Einsatz kam. Der heute gesetzte Sensor verabschiedete sich nach vier Stunden. Jetzt liegen hier zwei Reklamationen, um die - Überraschung - ich mich kümmern darf. 

"Wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass ich mich eines Tages nicht mehr bewegen kann ..." Bankpause mit dem Gatten, der sich tapfer die 500 Meter zur Apotheke erkämpft. Ich bin so froh, dass er nicht aufgibt.

Außerdem mussten die Rechnungen des letzten Krankenhausaufenthaltes zur Erstattung an die Versicherung geschickt werden (ich sammle da immer ein bisschen, bis mein Konto zu sehr im Minus ist), muss ich mich um die Zuzahlungsbefreiung für den Gatten kümmern und um einen Neufeststellungsbescheid für seine Behinderung, denn trotz der OP scheint alles auf die Grade "aG" und "B" hinauszulaufen. Der Gatte kann selbst an guten Tagen keine 30 Meter am Stück mehr gehen und fragte schon, ob ich mich um einen Rollator kümmern kann. Der Neufeststellungsbescheid ist eine der vielen Aufgaben für meinen Urlaub, und beim Rollator warten wir die kommende OP ab. Vielleicht wird es ja doch mal besser.

Und dann gibt es da diese Momente, in denen es kurz so ist wie früher. Wenn der Gatte es ohne Hilfe schafft, die Gasflasche am Grill zu wechseln, auch, wenn er dabei anders als früher sitzen muss, oder wenn er erkennt, dass der volle Wäschekorb auf der Treppe nach oben soll und ihn, unter vielen Mühen, mit nach oben nimmt. 

Hier gilt seit mittlerweile 274 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.   

Heute rief unsere alte (im Wortsinnen, sie ist 92 Jahre alt) Nachbarin aus Iserbrook an - eine schöne Überraschung! Sie freue sich so, dass wir noch an sie denken (ich schicke Karten zu Festen oder aus Urlauben), vermisse uns, die neuen Nachbarn kennt sie nicht, die Fenster der Wohnung sind verrammelt, es ist niemand da, den sie vom Balkon aus zuwinken kann oder der ihr zuwinkt ... Wir vermissen die Nachbarin auch.

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Sonntag, 8. Juni 2025

Samstagsplausch KW 23/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXIII

Als ich Mittwoch nach Hause kam, stand ein großer Karton eines Blumenversenders im Flur. Ich dachte, der Gatte hätte Blumen für meinen Geburtstag bestellt, was erstens übertrieben und zweitens zu früh wäre, und war sprachlos, als ich sah, dass der Strauß von Esmark kam mit Genesungswünschen für den Gatten. Wie lieb ist das denn bitte?!  

"Früher hätte ich Girlanden aufgehängt, stünden Kerzen, Blumen und Kuchen auf dem Tisch. Heute bekomme ich das nicht mehr auf die Reihe. Ich hab' noch nicht mal Geschenke für dich", meinte der Gatte niedergeschlagen am Geburtstagsmorgen beim Frühstück. An meinem Geburtstag merke ich besonders den Unterschied zu damals, als der Gatte noch gesund oder zumindest etwas fitter war, denn er zelebrierte jeden meiner Geburtstage. Das kannte ich von zu Hause nicht, und daran musste ich mich erst gewöhnen. 

Dass der Gatte keine Geschenke hat, trifft ihn mehr als mich, denn normalerweise sind wir beide nicht der Typ, der Geschenke an Daten festmacht. Aber früher bummelte er gerne durch die Geschäfte, fand immer etwas, womit er mir eine Freude machen konnte, und eine Woche vor Geburtstag oder Weihnachten waren Keller und sein Zimmer Sperrgebiet für mich. Bummeln kann er nicht mehr. Der Verlust der Freiheit, dahin zu gehen oder zu fahren, wohin er möchte, macht ihm sehr zu schaffen. Für jeden Weg muss er mich bitten oder ein Taxi nehmen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie schlimm das für ihn ist. 

Wie immer gilt: Alles ist gut so, wie es ist.

Der Blumenstrauß vom Ferienhausvermieter, der mit Genesungswünschen für den Gatten kam. Zur Vase schrieb ich hier mal was.

Bis auf meinen einen Tag im Echtbüro hatte der Gatte jeden Tag einen Arzttermin, zu dem er Begleitung brauchte. Ich habe wie bei der Pflegeberatung vorgeschlagen den Fahrdienst kontaktiert, damit der Gatte auch mal alleine zu einem Termin kann, denn er braucht ja nur Begleitung zu Arztgesprächen, aber nicht zu Laborterminen. Es ist aber nach wie vor so, dass es einen Fahrdienst erst ab Pflegegrad 4 gibt. Keine Ahnung, warum uns die Pflegeberatung zur Nutzung des Fahrdienstes riet, denn eigentlich sollte sie so etwas wissen.

Hier gilt seit mittlerweile 273 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so. 

Das OP-Datum des Gatten ist noch immer nicht sicher. Donnerstag sollte sie um eine Woche vorgezogen werden. Wir müssen abwarten. Erfreulicherweise gelang es, meine RVfit-Maßnahme zu verschieben. Der neue Termin kam binnen weniger Stunden. Meine Chefin organisierte ratzfatz eine Vertretung als Unterstützung für die Kollegin, die mich normalerweise vertritt, denn der neue Zeitraum ist nicht so glücklich. "Ich will unbedingt, dass du die Maßnahme machst", so die Chefin. Sie möchte außerdem, dass ich mich krankschreiben lasse, da ich total überlastet wäre. Momentan fehlt mir allerdings die Kraft, zum Arzt zu gehen. Für die Krankenhauszeit des Gatten habe ich Urlaub genommen, habe eh noch meinen ganzen Jahresurlaub. Ansonsten sehe ich ja selbst, dass ich überlastet bin, Symptome eines Burn Out zeige. Nur: Nützt ja nichts. 

Ansonsten meldete sich mal wieder eine Kollegin mit Corona krank. Ich bin sehr froh, dass die Kolleginnen sind testen und zu Hause bleiben. Ich überlege, mich impfen zu lassen, das halbe Jahr seit der letzten Impfung ist vorbei. Ich wüsste allerdings nicht, wie ich den Termin unterbringen sollte. 

Schwiegermutter geht es gut, Tante hoffentlich auch. Der Geburtstagsanruf von Schwiegermutter bestand größtenteils aus einem Monolog, wie schlimm es ist, dass wir sie an meinem Geburtstag nicht besuchen und wie doof ihr Geburtstagsgeschenk ist, das sie vom Gatten zum 90. Geburtstag bekam. Dass der Gatte ins Krankenhaus muss, hatte sie schon wieder vergessen. Narzissmus ist schon praktisch. Von der Ostsee-Tante kam ein herzerwärmender Brief.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse