Montag, 30. Oktober 2017

Wie man im Barock tinderte: Zu Besuch bei den Ausgrabungen auf der Cremon-Insel

Das Archäologische Museum Hamburg veranstaltet ganz wunderbare Social-Media-Events. Im September hatte ich das Glück, bei einer Begehung der Ausgrabungen auf der Cremon-Insel dabei zu sein. Cremon ist der Name einer Marscheninsel in der Hamburger Altstadt.

Die Scherbe einer Ofenkachel fest im Fokus.
Der einstige Oberbaurat Wilhelm Melhop weiß: "Über die Entstehung dieses noch nicht geklärten Namens gibt es viele Ansichten"*. Namensgeber könnte der Grundeigentümer „Fredhericum de Crimun“ sein, vermuten die Archäologen heute.

Bis 1946 verlief hier das Katharinenfleet.
Mir gefällt immer noch die Deutung des Schriftstellers Jonas Ludwig von Heß am Besten, wonach sich der Name von der Mondsichel ableitet. Der Verlauf der Straße Cremon ist bis heute sichelförmig.

Fachsimpeln vor historischen Karten.
Bis November werden auf dem Areal Bei den Mühren 2 - 5 Spuren gesichert, bevor das Areal neu bebaut wird. Die Wissenschaftler erhoffen sich Erkenntnisse über Siedlungsgeschichte, aber auch über den Kolonialismus zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit.

Blick auf das Grabungsgelände.
Die Zeit für die Grabung ist kurz, insgesamt ein halbes Jahr, und der verregnet Sommer sorgte dafür, dass die Arbeiten immer wieder unterbrochen werden mussten, denn die Ausgrabungsstätte konnte aus statischen Gründen nicht mit einem Zelt überbaut werden.

Scherbenhaufen.
Überhaupt sorgt das Wasser für Probleme, wie Ausgrabungsleiter Kay-Peter Suchowa weiß: Die mittelalterlichen Abwasserleitungen funktionieren nach wie vor. Früher das Wasser in das Katharinenfleet abgeleitet, aber das wurde 1946 mit Trümmern des Hamburger Feuersturms zugeschüttet.

Wenn Archäologen spielen ...
Oft beginnt der Arbeitstag also erstmal mit dem Auspumpen der Grabungsstätte. Die Baugrube liegt fünf Meter unter Straßenniveau. Noch etwa anderthalb Meter tiefer wollen die Archäologen in den nächsten zwei Wochen graben, in der Hoffnung.dort Spuren aus der Zeit vor der Besiedlung zu finden.

Pfeifenstiele.
Bisher wird angenommen, dass die Besiedlung der Cremon-Insel mit einem Ringdeich geschützt wurde. Dies gilt es, mittels der Ausgrabungen zu überprüfen. Ein Ergebnis ist bislang, dass die Hinterhöfe nicht besiedelt waren, sondern u.a. als Viehweiden genutzt wurden. Die Höfe waren zudem offen, mit einem Zugang zum Fleet.

Blick in einen Zuckerhut.
Spannend ist natürlich auch, wer hier siedelte. Wenig überraschend ist, dass es einst Kaufleute und Schiffszimmerer waren - nicht ganz reich, aber auch nicht ganz arm, wie die Überreste der bemalten Fliesen von Kachelöfen belegen.

Ein kleiner Fayence-Schuh war im Barock ein Zeichen erotischen Interesses. 
Im 18. und 19. Jahrhundert kamen die Zuckersieder, auch das wenig überraschend, denn Hamburg war zu dieser Zeit des Zentrum der europäischen Zuckerraffination. Praktisch, wie der Hamburger nun mal ist, siedelten sich Destillen in der Nachbarschaft an: Zur Branntweinherstellung wird Zucker benötigt.

Eine der mittelalterlichen Wasserleitungen, die ins Katharinenfleet führten.
Ende des 19. Jahrhunderts verfiel die Bebauung zusehends: Immer wieder gibt es Beschwerden über Schutt, der aus den Fassaden in das Fleet fiel und die Schifffahrt gefährdete. Vergnügung wurde sich trotzdem: Ein direkt an der Straße gelegenes Lokal ersuchte 1894 für seinen Keller um Baugenehmigung für zwei Kegelbahnen und einen Ofen.

Was vom Hamburger Feuersturm übrig blieb.
Wie so oft, verbergen Müllgruben die erstaunlichsten Funde. In diesem Falle waren es eine Bernsteinperle, einst vielleicht ein Liebesbeweis, ein Spielzeughahn und ein Fayence-Damenschuh. Mit letzterem zeigten die Männer der Barockzeit ihre amourösen Interessen - Tinder lag noch in weiter Ferne.       

Ein kleiner Hahn.
Herzlichen Dank an Kay-Peter Suchowa und das Team des Archäologischen Museums Hamburg für den spannenden, einzigartigen Abend!

Glasscherbe.
* Wilhelm Melhop, Historische Topographie der Freien und Hansestadt Hamburg von 1895-1920, Mit Nachträgen bis 1923. Unter Benutzung amtlicher Quellen. I. Band. Verlag Otto Meißer, Hamburg 1923, S. 35

Samstag, 28. Oktober 2017

Samstagsplausch KW 43/17: Strick-Hafenrundfahrt mit dem Maschenwunder

Auf der Suche nach einem Geschäft, in dem ich evtl. Sandes-Garn nachkaufen könnte, falls das in Dänemark gekaufte nicht reicht, stieß ich auf Maschenwunder, ein Geschäft in Bramfeld. Manja Vogelsang organisiert an jedem zweiten Mittwoch im Monat ein Stricknick, an dem ich seit dem Sommer teilnehmen möchte. Ob ich es noch schaffe, solange ich noch mit dem Auto zur Arbeit komme?! Mit dem ÖPNV bin ich sonst für die Strecke Bramfeld - Iserbrook ewig unterwegs.

Vor der Kaffeefahrt erstmal einen Kaffee trinken.
"Da ist das Kamera-Team." - Manja Vogelsang erklärt den Ablauf der Fahrt. Auch im Bild: Ein fantastisches Kuchenbüfett.
Ähm, wo war ich? Ach ja: Neben den monatlichen Stricknicks organisiert Manja zwei Mal im Jahr eine Strick-Hafenrundfahrt auf der Barkasse "Alex". Letzten Sonntag war's wieder so weit.

Die Kamerafrau bei der Arbeit.
Ich fuhr sicherheitshalber 'n büschen früher los, falls die S-Bahn mal wieder Probleme hat und weil ich nicht wusste, von welcher Brücke mit welchem Barkassenunternehmen es los geht, denn diese Info fehlte online. Es heißt schließlich nicht umsonst "Landungsbrücken" - davon gibt's nämlich 10, von denen an Überseebrücke und Baumwall ganz zu schweigen.

Kamerafrau und Tonmann bei der Arbeit.
Ich fand die Barkasse aber schnell, und so hatte ich dann noch Zeit für einen Kaffee in einer der Touriklitschen auf den Brücken. Dort wurde mein Strickzeug so entsetzt gemustert, dass ich seitdem überlege, in dem Lokal ein Knit-In zu organisieren.

So lasse ich mir "Schafscheiße" schmecken: Selbstgemachte Kekse.
Zum Glück kaufe ich Wolle nur für konkrete Projekte, sonst wäre ich glatt schwach geworden.
An der Barkasse wartete schon ein Grüppchen - samt Fernsehteam, denn über die Fahrt wird es nächsten Monat einen Beitrag in der Sendung "Rund um den Michel" geben (ich sage noch Bescheid, wann genau). Auf der Barkasse war's muckelig warm, und bei angeregter Unterhaltung in netter Gesellschaft gingen die zwei Stunden viel zu schnell vorbei. Vom Hafen habe ich keine Fotos gemacht, denn meistens hat leider geregnet.

Sonnenuntergang am Hafen.
Als wir dann wieder an den Landungsbrücken ankamen, begrüßte uns ein wunderbarer Sonnenuntergang. Die S-Bahn brachte mich schnell nach Hause, und mit Sushi ließ ich einen perfekten Sonntag ausklingen.

Sonntagssushi.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und eine gute Woche! Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea.

Freitag, 27. Oktober 2017

H54F - High 5 for Friday #43/2017

Momentan rast die Zeit noch schneller als sonst. Da ist es gut, mal innezuhalten und sich auf fünf Freugründe zu besinnen, die Pünktchen und Viktoria auch diese Woche wieder sammelt:
  1. Freitag Abend waren der Gatte und ich essen. Der Gatte ist momentan mehr als erschöpft, denn in seinem Büro haben sich mal wieder zwei Kollegen parallel krankgemeldet, er muss sie vertreten, und das mitten in der Hauptgeschäftszeit. Es ist sicher reiner Zufall, dass der eine Kranke die Mitfahrgelegenheit der anderen Kranken ist, die ohne Auto nur schlecht ins Büro kommt ... Wir konnten darüber sprechen, was sich durch die neue Stelle ändert, und seine Zusicherung, mit bei allem, was evtl. Verkäufe auf Kunsthandwerkermärkten betrifft, zu unterstützen, ließ mir das Herz aufgehen. Aber bis es soweit ist, dass ich mir darüber ernsthaft Gedanken manchen kann, wird sicher noch ein Jahr ins Land gehen.
  2. In der Nacht zu Sonnabend schlief ich 12 Stunden und wachte ohne Schmerzen / Verspannungen auf. Das kommt selten vor. Entzückend war die Antwort des Gatten auf meine Frage, warum er mich nicht weckte (das macht er nämlich normalerweise): "Ich hab's drei, vier Mal versucht, aber du hast jedes Mal so süß ausgesehen, da brachte ich das nicht über's Herz."
  3. Von der Chefin gab's Blumen zum Einzug ins renovierte Büro. 
  4. Ich durfte das Team offiziell über meinen Wechsel in eine andere Abteilung informieren. Ich hatte zwar gehofft, dass die Chefin das in einer Teamsitzung macht, aber die nächste ist erst in zwei Wochen, und da sollten dann schon langsam die Auswahlgespräche für meine Nachfolgerin stattfinden - zumindest war's so geplant, aber gestern zeigte sich, dass es sich noch ziehen wird. Dennoch: Für Anfang Dezember ist mein Wechsel terminiert, egal, ob ich eine Nachfolgerin habe oder nicht. Ich atme erst auf, wenn's tatsächlich sicher ist, dass ich ohne Nachfolgerin gehen kann. Und dass ich die Aussage, in diesem Team keine Zukunft mehr für mich zu sehen, tatsächlich ernst meine und gehe, hat auch einige überrascht.

    Die Kollegen freuten sich für mich, betonten immer wieder, wie gut die neue Stelle zu mir passe, und bedauern brav meinen Weggang. Einzig Kollegin II guckte sparsam, als sie realisierte, dass ich auch dann gehe, wenn es für mich keine Nachfolgerin gibt. Sie plant nämlich einen vierwöchigen Urlaub von Mitte Dezember bis Mitte Januar, und ich wäre ihre Vertretung gewesen. Mein Weggang könnte ihr da einen Strich durch die Rechnung machen ...
  5. Mein Strickkleid ist fertig. Für den Kragen brauchte ich drei Anläufe, deswegen zog sich das Projekt etwas. Wie's aussieht, zeige ich Dir demnächst mal in der RUMS-Rubrik.  
Ansonsten lebe ich mich langsam wieder im neuen alten Büro ein. Das ist noch immer eine Baustelle mit Lärm und Staub. Wir waren sieben Tage ohne Heizung. Die Handwerker hatten beim Erneuern der Leitung vergessen, die neue bis in unser Stockwerk zu ziehen. Die Schließanlagen funktionieren noch nicht, weil niemand eine Bedienungsanleitung dafür hat. Beim Chef kamen ein paar Umzugskartons abhanden, gelegentlich fehlen noch Möbel, und die Bewegungsmelder führen ein Eigenleben ... Aber wir haben jetzt einen Pförtner, und darüber freue ich mich jeden Morgen.

Der Arbeitsweg ist beschwerlich, denn mittlerweile wird auf allen Straßen, die ich nehmen könnte, gebaut. Mal gucken, wie die Situation nächste Woche ist, vielleicht steige ich noch im November auf den ÖPNV um. Jedenfalls macht es mir die mangelnde Baustellenkoordination leicht, das Auto stehen zu lassen.

Ich hoffe, Du hattest ebenfalls mindestens fünf Freugründe in dieser Woche und wünsche Dir ein schönes Wochenende.

Donnerstag, 26. Oktober 2017

RUMS 43/17: Socken mit Biesen nach Charles D. Gandy [Plus Size]

Von diesen Holy-Moly-Socken und von diesen Holy-Moly-Socken hatte ich noch Garn übrig, ebenso von diesen Ringelreihen-Socken, und petrolfarbene Sockenwolle vermehrt sich immer völlig unkontrolliert. Aus den Resten entstanden diese Socken, inspiriert durch die Ring Sock von Charles D. Gandy. Ich habe sie wieder meinem Wadenumfang angepasst, damit sie kommod sitzen.



Den Wollverbrauch habe ich leider nicht festgehalten. Ich hatte noch knapp 50 g Regia Color Cotton Candy, knapp 100 g Regia Classic in Rot*, je einen winzigen Rest von ONline Linie 3 Supersocke 0051* und ONline Linie 3 Supersocke 0045* sowie knapp 100 g eines No-Name-Sockengarns in Petrol. Gestrickt habe ich mit einem 2,5er Nadelspiel.

Um die Farbe Cotton Candy möglichst in beiden Socken in gleichen Anteilen zu haben, habe ich das Knäuel nach Augenmaß geteilt.

Los ging's mit 96 M in Petrol. 15 Rd re stricken, dann 1 Rd links. Ich entschied mich für ein Rollrandbündchen, weil ich das bequemer finde als eine Biese, vor allem, wenn sie mit Watte gefüllt und dadurch starr ist.

Es folgen 10 Rd rechts in Candy, dann 15 Rd links in Petrol und wieder 15 Rd rechts in Candy. Dabei wird der Petrol-Teil in der ersten Candy-Rd zu einer Biese gebogen und mit Füllwatte ausgestopft. Nun folgen wieder eine Biese, 15 Rd. in Candy und eine Biese.

Nach der letzten Biese strickte ich 35 Rd. in Candy, und als das Garn aus war, in Rot. Dabei strickte ich ab der dritten Rd jeweils pro Nadel zwei M zusammen, bis auf jeder Nadel 16 M waren. In der Folge strickte ich dann über 64 M weiter.

Die Ferse arbeitete ich in Dunkellila und Hebemaschen, das Käppchen in Helllila, den Fuß in Petrol.

Dieser Beitrag geht rüber zu RUMS, zu Stricklust, zu den Liebsten Maschen und zur Häkeline.

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Dienstag, 24. Oktober 2017

Socken mit angestrickten Dreiecken und Dreiecksmuster in Größe 37 [Tutorial]

Von diesen Scales-Socken hatte ich zum Einen noch Wolle übrig, zum anderen aber auch Dreiecke (Scales), denn die sollte ja nur weinrot sein, wie der Rest der Socke.

Beide Socken auf einen Blick.
Detailblick auf das Muster.
Aus dem Wollrest wurden Stulpen für terschies, aus den Dreiecken und den Resten von diesem Projekt ein Paar Socken für sie. Da ich aber nicht genug von den kleinen Dreiecken hatte, improvisierte ich etwas und entwickelte ein Strickmuster mit Dreiecken. Immer dort, wo ich kein Dreieck anstricken konnte, strickte ich eines in den entsprechenden Farbstreifen.

Erst mal das Material sichten und sortieren.
Die Anleitung für die Dreiecke gibt es im Regia Journal 008*.

Der Anfang ist 'n büschen fummelig ...
... aber dann geht's doch recht flott voran.
Dieser Beitrag geht rüber zu Creadienstag, DienstagsDinge, Handmade on Tuesday, Liebste Masche und Stricklust sowie zur Häkelline.

Interpretation der Scales-Socken von Charles D. Gandy in Größe 37

Ich habe die Socken vor dem Weitergeben nicht gewogen, vermute aber, dass ich knapp 80 g Wolle in drei verschiedenen Lila-Tönen verstrickte. Ich schlug 4 x 16 M (064 M insgesamt) mit Nadelstärke 2,5 an und strickte für das Bündchen 16 Rd 1 M re / 1 M li im Wechsel.

Dann begann ich mit dem Muster, das über 16 M und 16 R läuft. Wenn Du auf das Foto klickst, solltest Du den Mustersatz groß sehen und nacharbeiten können.

Strickschrift zu den Scales / Dreiecken (Bild vergrößert sich beim Anklicken).

Zu jedem Mustersatz gehören 4 Dreiecke. Wenn ich nicht genug in einer Farbe hatte, habe ich sie mit dem Muster ergänzt. Die die Dreiecke angestrickt werden, erklärt Charles D. Gandy in diesem Video:



Ich strickte 4 Mustersätze à 16 Rd. Nach dem letzten Mustersatz strickte ich noch 3 Rd re, dann begann ich mit der Ferse (inkl. Bündchen sind das insgesamt 75 Rd). Ich arbeite am Liebsten eine Käppchenferse mit Hebemaschen.

Den Fuß strickte ich über 80 Rd, was 5 Mustersätzen entspricht. In Rd 81 begann ich mit der Abnahme für die Spitze.

Die zweite Socke arbeitete ich gegengleich.

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Samstag, 21. Oktober 2017

Samstagsplausch KW 42/17: Apfeltag im Museumsbauernhof Wennerstorf

Sonntag fuhren wir mit Mudderns zum Apfeltag im Museumsbauernhof Wennerstorf. Was war da alles los! Im Juli erlebten wir den Museumsbauernhof ja recht leer, aber jetzt platzte er aus allen Nähten.

Das Team hatte aber alles super im Griff und achtete auch darauf, dass die Straßen und Zufahrtswege zu den Feldern frei blieben, denn die Bauern nutzen das wunderbare Herbstwetter, um die Ernte einzufahren. Und für Mudderns, die keinen Rollator dabei hatte, hätten die entzückenden Parkwächter auch einen extra Shuttle angefordert, aber sie schaffte die Strecke zwischen Auto und Museum auch so, nachdem wir weiter vorne parken durften

Ich hätte nicht im Traum damit gerechnet, dass zum Apfeltag so viele Markstände kommen und litt erstmal an totaler Reizüberflutung. Da wir um die Mittagszeit ankamen, gab's gleich leckere Bratwurst, bevor wir dann die Marktstände inspizierten.

Mich berührte besonders die Begegnung mit einer Verkäuferin, bei der wir gehäkelte Topflappen mit Hamburg-Wappen als Weihnachtsgeschenk für die bayerische Tante kauften. Sie gab mir ihre Visitenkarte und entschuldigte sich, dass sie nur noch welche aus der Zeit hat, als sie noch berufstätig war (inzwischen ist sie im Ruhestand). Ich guckte drauf und fragte, ob sie tatsächlich Steuerberaterin gewesen wäre, was sie bejahte.

Ich sagte, ich käme aus einer Steuerberaterfamilie, worauf sie nach meinem Namen fragte. Als sie ihn hörte, meinte sie begeistert, als sie 1971 in die Kleinstadt, in der ich aufwuchs, kam, habe es da drei große Kanzleien gegeben, die von P., T. und die meines Vaters. Inzwischen hatte sich dann auch die rumbutschernde Mudderns an dem Stand eingefunden und beide Damen tauschten Erinnerungen aus. Das war wirklich schön!

Der Profi setzt sich einfach auf den Pumpenschengel, wenn die Kraft zum Runterdrücken nicht reicht.
Natürlich kehrten wir auch wieder in Elieses Hofcafé ein. Anders als im Juli konnten wir jetzt draußen in der Sonne sitzen. Highlight war die Darbietung von René Könnig. Unter dem Motto "Herr Könnig singt zum Grammophon" gab's Schlager aus den 1920er und 1930er Jahren. Eine schöne Idee!

Herr Könnig singt zum Grammophon.
Schließlich gingen wir noch zum Pomologenverein in der Hoffnung, Mudderns Apfelbaum ließe sich bestimmen. Leider war das nicht möglich, aber wir lernten in dem Gespräch viel über die Züchtung von Apfelsorten.

Am Boomgarden-Stand kaufte ich Finkenwerder Herbstprinz und Alkmene, denn jetzt beginnt wieder die Jahreszeit, zu der ich Äpfel gelegentlich wieder roh essen kann, insbesondere, wenn sie aus kontrolliert biologischem Anbau kommen. Das zu versuchen, war ein Tipp meines Hausarztes, der selbst Apfelallergiker ist. Von ihm kam auch der Tipp, Äpfel möglichst nur in der Saison zu essen, weil er bei sich feststellte, dass der Körper sie dann besser verträgt. Das klappt auch bei mir einigermaßen gut.

Neben Büchern und Topflappen kamen noch Heidehonig und Heidschnuckenklopse mit nach Hause - letztere gab's abends mit Bratkartoffeln. Ich mag das Fleisch sehr gerne, finde, es schmeckt sehr würzig.

Abendessen.
Nachdem die Woche schon so rundum gelungen begann, rechnete ich nicht mit einer Steigerung, aber Montag bekam ich die Nachricht, dass ich tatsächlich eine neue Stelle habe! Davon habe ich Dir gestern schon erzählt.

Ansonsten sind wir wieder im alten Bürostandort. Dort ist noch Baustelle, es ruckelt und hakt an vielen Stellen. Manche Kollegen sind ohne Möbel, bei mir waren Kartons verschwunden. Es stinkt fürchterlich nach Farbe, es lärmt, es staubt, und die Fassade ist mit einer dicken Plane verhangen. Das Haus ist nämlich immer noch eingerüstet, die Fassadenrenovierung noch nicht beendet.

Ich konnte mich auch nach einer Woche nicht daran gewöhnen, dass sich plötzlich vor dem Fenster Menschen unterhalten und ins Büro gucken - das Büro ist nämlich im 16. Stock. Ich finde es faszinierend, dass man so hohe Gerüste bauen kann.

Viele Kollegen beschweren sich über die derzeitige Situation, das Umzugsteam hat es nicht leicht. Das Leben kann ja bekanntlich so schön beschissen sein, wenn man sich genug Mühe gibt ... Unser Team beschloss, nicht zu meckern, sondern das Beste aus der Situation zu machen. Einzig, dass die Heizung nicht funktioniert, ist lästig, vor allem, da ich normalerweise auf der Ostseite sitze. Montag nehme ich mir Schal, Mütze und Handschuhe mit.

Besonderen Spaß macht mir übrigens unser neues Lichtkonzept. Ganz ökologisch haben wir eine Beleuchtung, die über Bewegungsmelder und Tageslichtsensor funktioniert. Da wir keine Schreibtischlampen haben (dürfen), fragten wir uns schon, wie das funktionieren soll, wenn wir stundenlang still vor uns hin tippen. Die Sorge war unbegründet.

Die Lampen leuchten, sobald eine Tür geöffnet ist, egal, ob das Büro besetzt ist oder nicht (und da unsere Türen alle nicht richtig schließen ...), egal, ob draußen Tageslicht ist oder nicht. Und ausschalten lässt sich das Licht auch nicht.

Dahinter steckt sicher ein Sinn, den ich nicht verstehen muss, aber sehr energiesparend erscheint mir das nicht. Abgesehen davon ist das neue Licht sehr schön, und das sage ich, der Tageslicht normalerweise viel lieber ist.

Jetzt gucke ich mal rüber zu Andrea, was die anderen diese Woche so erlebten. Ein schönes Wochenende und eine gute Woche!

Freitag, 20. Oktober 2017

H54F - High 5 for Friday #42/2017

Seit meinem letzten H54F-Beitrag hat sich im Büro ja einiges geändert, gerade, was die Zusammenarbeit mit Kollegin II betraf.

Seit Jahresbeginn gibt es einen unlösbaren Konflikt mit ihr, der sich auch durch eine Mediation nicht lösen ließ.

Ich bin oft am Ende meiner Kraft, da ich mit ihr sehr eng zusammenarbeiten muss, weil ich ihre Vertretung bin. Auch, wenn ich Kollegin I vertrete, muss ich eng mit ihr zusammenarbeiten. Seit Januar sind die Vertretungsdienste also die Hölle für mich.

Diese Woche gab's aber einige Freugründe:
  1. Wir verbrachten einen wunderbaren sonnigen Herbsttag auf einem Apfelfest im Museumsbauernhof. Davon erzähle ich morgen mehr.
  2. Als ich Montag früh auf der Terrasse die Wäsche aufhing, saß ein Marienkäfer auf dem Wäscheständer. Bis ich an der von ihm besetzten Leine war, hatte er sich schon einen anderen Platz gesucht, sonst hätte ich ihn umgesetzt.
  3. Der erste Anruf am Montagmorgen im Büro war die Mitteilung, dass ich die Stelle, für die ich Freitag ein Vorstellungsgespräch hatte, bekommen habe! Ich machte vor Freude Luftsprünge!

    Die neue Stelle ist eine 75-Prozent-Teilzeitstelle, die inhaltlich zu meinem Studium und zu meinen Interessen passt, und in der Arbeitszeit ins Theater gehen darf ich auch noch. Der Wechsel soll noch in diesem Jahr erfolgen. An der Nachbesetzung meiner derzeitigen Stelle wird mit Hochdruck gearbeitet.

    Ich hoffe, dass ich spätestens zum 15. Dezember wechseln kann, denn dann beginnt theoretisch eine Mammuturlaubsvertretung, die ich mir gerne ersparen möchte. Ginge es nach mir, könnte ich sofort wechseln, denn bei mir ist alles soweit à jour.

    Richtig entspannen werde ich erst, wenn ich weiß, wann ich wechseln werde und die Tage zählen kann. Ich freue mich auf das neue Team, die neue Verantwortung und die Möglichkeit, einen Arbeitsbereich inhaltlich gestalten zu können. Das fehlt mir inzwischen doch sehr.

    Finanziell wird's durch die Teilzeit zwar etwas enger, zumal ich auch eine Monatskarte brauche, aber das fällt in den Bereich "Einmal weniger essen gehen" und lässt sich verschmerzen. Dafür habe ich mehr Freizeit. Außerdem arbeite ich nicht mehr in einem Einkaufszentrum, kann also keine Spontankäufe mehr machen. Mittagessen bringe ich mir dann auch wieder selbst mit, aber da bin ich ja noch im Training von den sieben Monaten in der City Süd.

    Klar werde ich meinen Chef und viele Kollegen vermissen, aber ich werde auch auf Menschen treffen, mit denen ich früher gut und gerne zusammenarbeitete und die sich darauf freuen, dass wir wieder zusammenarbeiten werden.

    Es wird jede Menge Überstunden geben, aber auch die Möglichkeit, sie beispielsweise an Brückentagen abzubummeln, und ich bin den lästigen Vertretungsdienst los bzw. vertrete innerhalb meines Arbeitsbereiches (was jetzt nicht der Fall ist, denn jetzt springe ich "mal eben" in zwei fremden Bereichen ein, fange da quasi jedes Mal neu an).

    Theoretisch könnte ich auch wieder freiberuflich arbeiten, aber daran denke ich erst mal nicht. Ich bin so erschöpft, dass ich die kürzere Arbeitszeit zum Regenerieren brauchen werde. Im Hinterkopf spukt die Idee, wieder Kochtreffen zu machen oder meinen Strick- und Bastelkrams auf Märkten zu verkaufen. Ein ehemaliger Kunde würde mich mit Kusshand wieder fürs Kreuzfahrt-Incoming engagieren - mal gucken. Das eilt alles nicht. Priorität hat das Ankommen im neuen Job. Danach wird sich alles weitere finden.
  4. Mittwoch begegnete ich zwei Sottje. So heißen hier die Schornsteinfeger, und die bringen ja bekanntlich Glück. Zusammen mit dem Marienkäfer vom Montag war das quasi ein Glücksbringer-Overload.
  5. Ich habe eine weitere Woche Vertretungsdienst irgendwie überstanden. Die nächste Woche arbeite ich dann vermutlich wieder an meinem regulären Arbeitsplatz. Nach dem Büroumzug muss noch ein Regal eingeräumt werden, das nachgeliefert wurde. Ansonsten habe ich mich nur provisorisch eingerichtet, denn der Anruf, dass ich eine neue Stelle habe, kam Montag mitten im Kartonsauspacken. Es lohnt einfach nicht mehr, meinen Privatkrams richtig einzusortieren. Aber die Arbeitsmaterialien müssen natürlich an ihrem Platz sein.
Ich hoffe, Du hattest ebenfalls mindestens fünf Freugründe in dieser Woche und wünsche Dir ein schönes Wochenende. Dieser Beitrag geht rüber zu Pünktchen und Viktoria, die unsere Freugründe sammelt.

Donnerstag, 19. Oktober 2017

RUMS 42/17: Schulterwärmer mit Spitze aus Cewec Toledo [Plus Size]

Als ich das Farbverlaufsgarn Toledo von Cewec entdeckte, war klar, dass ich daraus einen Schulterwärmer stricken möchte. Schließlich fiel meine Wahl auf dieses Modell, das mit einer anderen Wolle gestrickt wird. Ich arbeitete es auf Nadelstärke 4 und Plus Size um und war sehr froh, mir ein Knit-Pro-Nadelset* gegönnt zu haben, denn alle fünf Zentimeter wird die Nadelstärke gewechselt. Dadurch wird der Schal fluffig leicht.

Der Schal in voller Schönheit.
Im Original wird der Schal mit dickerem Garn und den Nadelstärken 5 bis 10 gestrickt, aber nach einem ersten Versuch fand ich, dass es mit meinem Garn nicht gut aussah und machte alles wieder auf. Mit den Nadelstärken 4 bis 8 war's für mich dann perfekt.

Schal mit selbstgemachtem Knopf.
Für eine Breite von 104 cm schlug ich 135 M in Nadelstärke 4 an. Alle fünf Zentimeter (im Original alle 4 cm) wechselte ich zur nächsthöheren vollen Nadelstärke. In 30 cm Höhe (im Original 25 cm) kettete ich in einer Hinreihe die ersten 93 M ab, dann in jeder Hinreihe immer 1 M mehr, bis alle M aufgebraucht sind.

Insgesamt verbrauchte ich ca. 50 g Wolle.

Dieser Beitrag geht rüber zu RUMSzu Frau Häkeline und zu Liebsten Maschen

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Dienstag, 17. Oktober 2017

#12von12 im Oktober 2017

Auch in diesem Monat sammelt Caro von Draußen nur Kännchen wieder 12 Impressionen vom 12. des Monats. Hier sind meine.

#1: Ab ins Büro.
Ich arbeite gerade mal in meinem eigentlichen Job, habe eine Woche vertretungsfrei. Der Chef ist auf Dienstreise, dementsprechend anstrengend wird mein Tag, aber die erste Stunde nutze ich wie üblich zum dienstlichen Zeitunglesen (ja, damit verdiene ich mein Geld) und frühstücke dabei.

#2: Frühstück.
Der erste Anruf des Tages gilt aber dem Vorstellungsgespräch, das ich am nächsten Tag habe. Ob ich auch eine Stunde später kommen kann? Klar, dann muss ich mich nicht so hetzen. Den Chef freut das zwar nicht, weil ich dann parallel zu einer Pressekonferenz weg bin, aber ich denke gerade mal nur an mich.

#3: Packen.
#4: Packen.
In zwei Tagen zieht unsere Abteilung um. Eigentlich will ich erst am nächsten Tag packen, aber in den Nachbarbüros wird schon so fleißig gepackt, dass ich nervös werde und kurzerhand auch beginne, einzupacken.

#5: Wie heiße ich? Wo komme ich her? Wo will ich hin? Die Farbe verrät das Stockwerk, in das es geht.
#6: Die IT will wissen, was wo stehen soll. Ich bin gespannt, ob sie sich nach meinen Wünschen richtet. 
#7: Zu-erledigen-Liste für den nächsten Tag schreiben.
Zwischendrin läuft der normale Büroalltag weiter. Auf eine richtige Mittagspause verzichte ich wieder mal, aber ich nehme mir kurz Zeit für Postkarten an Meşale Tolu Çorlu (über die Ameisen, die nach Australien reisen wollten) und Deniz Yücel (über das Forellenquintett).

#8: Postkarten an Meşale Tolu Çorlu und Deniz Yücel.
Dusseligerweise merkte ich nicht, dass die Briefmarken ausgingen und kann die Karten erst Montag abschicken.

#9: Hausarbeit (Symbolfoto).
Zu Hause ist erstmal Hausarbeit angesagt. Ich nehme Wäsche ab und wasche anschließend zwei Ladungen, denn für den nächsten Tag ist gutes Wetter angesagt. Das möchte ich ausnutzen. Dann kruschteln der Gatte und ich in der Küche, bevor er das Abendessen kocht.

#10: Abendessen. Es gibt Schweinefilet mit Steinpilzen und Bandnudeln.
Nach dem Abendessen plumpse ich auf's Sofa und stricke, während der Gatte noch einen Cappuccino serviert.

#11: Am Kleid weiterstricken.
Ich will unbedingt noch den Kragen fertig bekommen und komme deswegen später ins Bett, als gut für mich ist ... Bevor mir die Augen zufallen, lese ich noch etwas in "Agatha Raisin und der tote Friseur*".

#12: Lesen*.
Bücher und Serie gefallen mir gleichermaßen gut, was selten vorkommt.

Und jetzt gucke ich mal, was die anderen am 12. Oktober so machten. Ach ja, Rezepte gibt es wieder in der Kombüse.

Samstag, 14. Oktober 2017

Samstagsplausch KW 41/17: Rückzug

Heute zieht unser Büro wieder zurück an den alten Standort. Die Zeit verging rasend schnell. Selbst, dass wir einen Monat länger als geplant bleiben mussten, weil der alte Standort nicht rechtzeitig fertig wurde, hat mich nicht gestört. Und dabei hatte ich anfangs so viel Bammel! Jetzt finde ich es fast schade, dass wir schon wegziehen, denn ich hätte gerne in den Mittagspausen noch ein, zwei Stadtspaziergänge gemacht. Aber mangels Mittagspause fielen die Spaziergänge aus. Muss ich wohl doch mal am Wochenende her.

Der Umzug ist ein bisschen holprig, anders als beim Hinzug. Der fand nämlich in den Ferien statt, waren uns die wichtigen Herren unter den Füßen weg. Diesmal mussten wir am letzten Schultag packen. Chef und Blaumänner hatten auswärtige Termine, kamen erst am späten Nachmittag und wollten dann noch arbeiten. Sie hatten schlichtweg vergessen, dass Schreibtische, Telefone und PCs schon seit dem Vormittag abmontiert waren, um Montag am neuen Standort parat zu sein. Hier schlichen also bis zum Abend Anzugträger mit Laptop unterm Arm auf der Suche nach einem noch einigermaßen eingerichteten Büro über die Flure ...

Diese entzückende Sechziger-Jahre-Trinkgläser waren ein Umzugsfund.
Anders, als hier befürchtet, war es am Zwischenstandort doch ganz kommod. Ich sehe vor allem, wie viel Geld ich sparte, weil ich in der Mittagspause nicht shoppen ging, mir nur selten was zu essen kaufte. Und dabei hielt ich mich schon für sparsam! Jetzt lockt wieder das Einkaufszentrum, und ich bin gespannt, ob ich mich zügeln kann. Gleichzeitig werde ich die Möglichkeit, bei Me like Falafel zu essen, vermissen. Falafel gehört zu den Speisen, die ich für mich alleine nicht selbst mache und deswegen nur selten esse.

Und ich werde mein großes Büro vermissen, denn mein normales ist winzig. Außerdem konnte ich in den letzten sieben Monaten meine Bürotür schließen und Bilder aufhängen. Beides geht im normalen Büro nicht. Da ist mein Büro Durchgangszimmer, und mir sind private Bilder / Gegenstände verboten (im Gegensatz zu Kollegin I und Kollegin II, die ihr Büro mit allerlei Gedöns und Plüschtieren dekorieren dürfen, obwohl es, anders als mein Büro, repräsentativen Charakter hat).

Was von der Fotowand übrig blieb.
Für Montag, den ersten Arbeitstag am neuen Standort, habe ich schon eine große Tasche voller Schuhe für den Schuster und Klamotten für den Änderungsschneider, denn die beiden gingen mir wirklich ab (anders als ursprünglich befürchtet, Bäcker und Schlachter). Zwar gibt es beides auch im Einkaufszentrum bei uns um die Ecke, aber nicht in der Qualität.

Was ich nicht schaffte, war der Stellenwechsel vor dem Umzug, so, wie ich ihn mir Ende März vornahm. Mit dem Versetzungsantrag zog's sich hin, weil ich zustimmte, erst noch Coaching und Mediation zu versuchen, dann noch offene Fragen hatte, die sich jetzt erst klärten.

Ich darf mit ganz viel Luftpolsterfolie spielen.
Das Coaching sollte einerseits mich in der aktuellen Konfliktsituation stärken, andererseits bei der Entscheidung, ob ich einen Stellenwechsel möchte, helfen, denn bis auf den Konflikt bin ich ja ganz glücklich mit meinem Job. Dachte ich zumindest. Im Coaching wurde dann aber deutlich, dass es mich belastet, dass ich auf der aktuellen Stelle keine Entwicklungsmöglichkeiten habe. Irgendwann machte ich eine Positiv-Negativ-Liste, und auf der Positivliste standen nur zwei Punkte - Einkaufszentrum und Trinkwassersprudler.

Klar werde ich mehr vermissen, aber dennoch fühlt sich die Entscheidung richtig an. Ich bin jetzt gelassener. Ich möchte ein Viertel weniger arbeiten, suche also eine Teilzeitstelle, möchte gerne wieder mehr gestalten und wieder die Gleitzeitregelung nutzen können. Trotz Coachings und Mediation, die ich weitgehend als gescheitert ansehe, setzt mir zudem der Vertretungsdienst so sehr zu, dass ich mit allerlei psychosomatischen Beschwerden zu kämpfen habe und nach jeder Vertretung erstmal malad bin. Das kann's ja nicht sein.

Zum letzten Mal aus der baufälligen Tiefgarage fahren.
So läuft das mit der Versetzung doch erst seit drei Wochen richtig an. Ich hoffe sehr, dass sich bis Jahresende was Neues ergibt, weiß aber, dass es mit meinem Profil schwierig ist.

Im letzten halben Jahr schrieb ich zwei Bewerbungen, hatte zwei Vorstellungsgespräche - das zweite gerade gestern. Ich habe das Talent, bei Vorstellungsgesprächen "auf einem sehr guten zweiten Platz" zu landen, was etwas nervt. Wir sind ja nicht bei Olympia, wo 'ne Silbermedaille auch ganz hübsch ist. Dementsprechend bekomme ich noch ein individuelles Vorstellungsgesprächscoaching, das mir aufzeigt, woran's hakt. Es kann natürlich auch nur an meiner Nase liegen.

Es bleibt also spannend, zumal ich dusseligerweise vergaß, zu fragen, wann man mir denn mitteilt, dass ich den zweiten Platz belegte. Ich vermute, das Ergebnis wird mir Anfang November mitgeteilt, denn hier dauern Entscheidungsprozesse ein wenig länger (auf der aktuelle Position brauchte es sieben Monate, bis alles in trockenen Tüchern war.). Bis dahin mache ich es mir im neuen alten Büro so kommod wie möglich und gucke weiterhin nach neuen Stellen.

Ein schönes Wochenende und eine gute Woche!

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