Samstag, 27. Januar 2018

Samstagsplausch KW 04/18: Mach die Musik so laut du kannst

Diese Woche lernte ich einen weiteren Arbeitsbereich kennen, der, zumindest am Rande, zu meinen Aufgabengebieten gehört: Lesungen für Schüler und Jugendliche. Für deren Organisation und Durchführung ist eigentlich eine Kollegin verantwortlich, aber ich muss halt auch wissen, wie so eine Veranstaltung abläuft, weil eine von uns immer mit dabei ist.

So konnte ich eine entzückende Lesung mit Anja Tuckermann und vielen Grundschülern im Literaturhaus erleben. Das Haus ist voller Geschichte, liebevoll restauriert und bietet schon ohne Lesung viel zu gucken. Was für mich kaum vorstellbar, aber leider Realität ist: Ohne die diese Veranstaltungen und die engagierten Lehrer, die mit ihren Klassen dahin gehen, kämen viele Kinder nicht mit Büchern, egal, ob digital oder analog, in Kontakt. Oft sehen die Kinder auch zum ersten Mal die Alster und fragen, ob sie noch in Hamburg sind. Meine Güte, unternehmen Eltern denn heute mit ihren Kindern keine Ausflüge mehr?!

Tuckermann fing die grundaufgregeten Kinder erstmal mit ihrem Buch "Alle da! Unser kunterbuntes Leben*" ein und las dann aus "Nusret und die Kuh". Beides sind ja eigentlich Bilderbücher, und ich fragte mich vorher, wie das Bildergucken mit bummelig 70 Kindern gehen soll. Ganz einfach: Die Zeichnungen wurden vergrößert auf eine Leinwand geworfen.

Nusret ist ein Junge aus Osteuropa, dessen Eltern zum Arbeiten nach Deutschland gingen. Bis zur Einschulung lebt Nusret, das jüngste der drei Kinder, bei den Großeltern, einer Kuh, ein paar Hühnern und Gänsen auf dem Berg. Die Kuh ist sein bester Freund und muss mit nach Deutschland, um lesen und schreiben zu lernen, damit jemand den Großeltern die Briefe, die hin und her wechseln, vorlesen kann.

Die Zeichnungen von "Nusret" sind übrigens was ganz Besonderes: Uli Krappen und Mehrdad Zaeri, die beiden Illustratoren, zeichnen gemeinsam. Jeder bekommt das Blatt für zwei Minuten, dann wird getauscht, und irgendwas ist das Bild fertig, Übermalungen inklusive. Hier auf der Verlagshomepage gibt es einen Blick ins Buch.

Vorgestern wollte ich eigentlich zur Burns Night ins trific, aber meine beiden Begleitungen wurden krank, und alleine hatte ich keine Lust. Also machte ich pünktlich Feierabend, kaufte mir auf dem Heimweg einen bunten Blumenstrauß und fiel mit dem Strickzeug aufs Sofa.

Gestern hatte ich frei - vorsorglich, wegen des in der Burns Night unvermeidlichen Whiskykonsums. Der unterblieb zwar, aber ich wollte auch zu Mudderns fahren, denn es ist der Todestags meines Vaters, und da ist es besser, sie ist nicht alleine. Außerdem musste ich mal wieder Tacheles mit ihr reden, denn ein Jahr nach ihrem Schlaganfall verweigert sie wieder die Tabletteneinnahme.

Also traf ich mich mit Mudderns bei ihrem Hausarzt, dessen Vater uns schon behandelte, und hatte das Gefühl, ich mache eine Zeitreise, denn die Praxis hat sich kaum verändert. Da hängt sogar noch die Garderobe mit den Kleiderbügeln, die Danilo Silverstrin weiland 1968 für Lambert entwarf! Die Garderobe ist übrigens top erhalten (und noch immer gefällt sie mir sehr gut).

Nach dem Arztbesuch chopperte Mudderns in die Apotheke - ich kann zwar nicht dafür sorgen, dass sie die Tabletten nimmt, aber zumindest dafür, dass sie da sind. Während Mudderns in der Apotheke war, schaute ich in dem Wollgeschäft vorbei, in dem ich schon als Schülerin kaufte. Ich würde da gerne öfter kaufen, bin aber so selten unter der Woche bei Mudderns. "Ariadne" bietet individuell gewickelte Bobbel / Whirls an, die sogar so gewickelt werden, dass die Farben an den Ärmeln richtig laufen - ich fürchte, da muss ich demnächst noch mal in Ruhe hin ...

Der Rest des Mutterbetreuungstages war mit diversen Versorgungsfahrten gefüllt, denn Mudderns hat ja kein Auto mehr, und ich ging ja auch in Teilzeit, um solche Erledigungen mit ihr machen zu können. Als ich am späten Nachmittag endlich wieder zu Hause war, war ich einfach nur noch platt. Da half dann ein bisschen Musik.



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Samstag, 20. Januar 2018

Samstagsplausch KW 03/18: "Maria Stuart" im Ernst-Deutsch-Theater

Inzwischen bin ich vier Wochen in der neuen Abteilung und durfte das erste Mal dienstlich ins Theater gehen, in das Drama "Maria Stuart" von Friedrich Schiller, das gerade im Ernst-Deutsch-Theater aufgeführt wird. Zu meinen Aufgaben gehört nämlich auch der Verkauf von Theaterkarten an Schulklassen und Jugendgruppen. Um beraten zu können, muss eine aus dem Team in neue Inszenierungen gehen (und anschließend den Rest des Teams über ihre Eindrücke informieren).

"Maria Stuart" läuft noch bis 18.02.18 im Ernst-Deutsch-Theater.

Das Drama spielt 1587. Maria Stuart, einst Königin von Schottland, ist seit 19 Jahren wegen des Verdachtes auf Beihilfe bei der Ermordung ihres Gatten in England inhaftiert und versucht während dieser Zeit mehrfach, ihren Thron wieder zu erlangen, zum Teil mit Hilfe der englischen Königin Elisabeth I., ihrer Halbschwester. Die Handlung setzt kurz vor Marias Hinrichtung ein.

Regisseurin Mona Kraushaar reduzierte die auftretenden Personen auf neun, strich das Drama auf zweieinhalb Stunden zusammen und schuf eine sehr dichte, auf die Sprache Schillers konzentrierte Inszenierung. Das Bühnenbild ist sehr reduziert, besteht fast zwei Dutzend Neonröhren und einer ansonsten leeren, schwarzen Bühne (gestaltet von Katrin Kersten). Ebenso karg sind die Kostüme: Maria (Julia Richter) und Elisabeth (Jele Brückner) sind schwarz gekleidet, die Männer überwiegend tragen schwarze Anzüge.

Es ist unterm Strich ein unwahrscheinlich intensiver Theaterabend. Schillers Drama berührt Themen, die bis heute aktuell sind: Wie gehen wir mit Verantwortung, mit Macht um? Wem sollen wir glauben? Was ist Schein, was ist Sein?

Intensiv war der Abend auch, weil ich Kollegin I aus der alten Abteilung mitnahm. Vor und nach dem Stück und in der Pause schüttete sie mir ihr Herz aus über die Situation in meinem ehemaligen Team. Kollegin II, die ja einen großen Anteil daran hatte, dass ich mir eine neue Stelle suchte, kann sich nun ungebremst ausleben. So leid mir Kollegin I tut, weil sie gerade alles auffangen muss, so sehr musste ich doch auch lachen angesichts der Situation dort.

Bislang war es ja ein leichtes, mir die Schuld an der schlechten Stimmung, an den Konflikten im Team zu geben, aber nun bin ich weg, und die Stimmung, die Konflikte werden nicht besser. Richtig wohl fühlten sich alle nur, als Kollegin II drei Wochen im Urlaub war. Solange keiner der Vorgesetzten Kollegin II ihre Grenzen aufzeigt, wird sich das auch nicht ändern. Das Team wurde sogar von Abteilungsfremden darauf angesprochen, wie gut die Stimmung plötzlich sei, wenn Kollegin II nicht da ist.

Meine Stelle ist noch nicht nachbesetzt. Alle Bewerberinnen waren ungeeignet. Die Freundin, die Kollegin II unbedingt auf meiner Stelle haben wollte, bewarb sich noch nicht mal. Eine Kollegin aus einer anderen Abteilung, die vom Team angesprochen wurde, ob sie sich nicht bewerben wolle, sagte ab, nachdem sie eine Woche als Vertretung von Kollegin II zur Probe arbeitete.

So ist mein Chef nach wie vor ohne Sekretärin, überarbeitet und entsprechend missgestimmt (ich war erschrocken darüber, wie schlecht er trotz Urlaubs aussieht, als ich ihn gestern im Fernsehen sah).

Ich hingegen bereue meinen Weggang nicht. Zwar vermisse ich Kollegin I, meinen Chef und manchmal sogar den Stress, aber die neuen Kollegen und Chefinnen sind nett, die Arbeit ist interessant, macht Spaß und die Teilzeit tut mir sehr gut. Außerdem darf ich während der Arbeitszeit ins Theater. Was könnte ich mehr wollen?!

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Samstag, 13. Januar 2018

#12von12 im Januar 2018

Wie jeden Monat am 12. sammelt Caro von Draußen nur Kännchen 12 Impressionen unseres Tags. Ich arbeite inzwischen in Teilzeit und in der Hamburger Innenstadt. Entsprechend spät starte ich in den Tag.

#1: Bushaltestellen-Blick.
Der Bus ist pünktlich, ebenso die S-Bahn, die zudem noch leer ist. Alles drei ist ungewöhnlich und wird genossen.

#2: S-Bahn fahren und lesen*
Auf dem Weg ins Büro halte ich noch kurz an der Denkmalsgruppe am Dammtor. Die drei Denkmäler stelle ich später mal vor, wenn's nach Feierabend wieder hell ist, ich Fotos machen kann.

#3: Deserteursdenkmal.
Da heute auch #treppenhausfreitag ist, ein Blick in das original erhaltene Jugendstiltreppenhauses des Gebäudes, in dem ich arbeite.

#4: #treppenhausfreitag. Jugendstil im Dammtorwall 14, erbaut zwischen 1908 und 1912 nach Plänen von Freitag und Elingius.
Jetzt ist erstmal Büroarbeit angesagt. Als ich den PC hochfahre, stelle ich erfreut fest, dass ich endlich den letzten Freitag schon zugesagten Zugriff auf das Abteilungslaufwerk habe. Heureka!

#5: Arbeiten.
#6: Freuen. Die kleine Orchidee, die ich vor, ich glaube, zwei Jahren von der mittlerweile Ex-Chefin geschenkt bekam, blüht.
#7: Stärken. Brote und Kaukau, wie das Schokoladen-Milch-Misch-Getränk auf Hamburgisch heißt.
#8: Postkarte mit Motiven der dänischen Stadt Christiansfeld an Deniz Yücel schreiben. Der deutsch-türkische Journalist ist heute 333 Tage ohne Anklage in der Türkei inhaftiert.
Zu meiner Arbeit gehören drei Aufgabengebiete. Zwei davon kann ich kommod im Büro erledigen. Für das dritte muss ich aus dem Büro raus und unter Menschen. So richtige, analoge Menschen.

#9: Damit alle Kollegen wissen, wo ich gerade arbeite.
Teilzeit sei Dank, komme ich noch im Hellen aus dem Büro und bin vor dem Gatten zu Hause, da auch Bahn und Bus mitspielen Wieder mal sitze ich auf dem Sofa und frage mich, was ich mit der vielen Zeit anfangen soll. Das gibt sich bestimmt.

#10: Abendessen: Paniertes Fischfilet, Bratkartoffeln und Gurkensalat.
Also ein bisschen Haushalt, das tägliche Muddernstelefonat und Abendessenmachen. Der Gatte wünscht sich das gleiche wie in der Vorwoche: Rotbarsch in Cornflakespanade, Bratkartoffeln und Gurkensalat. Murphy will, das das Gericht am letzten Freitag, als ich es nicht fotografierte, viel besser aussah ...

#11: Entspannen.
#12: Noch etwas lesen* vor dem Einschlafen.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!

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Donnerstag, 11. Januar 2018

RUMS #2/18: Pullover aus Cewec Toledo (Plus-Size / Tutorial)

Im letzten Dänemark-Urlaub verliebte ich mich ja in das Garn "Toledo" von Cewec. Seitdem bin ich süchtig nach Farbverlaufsgarnen. Über das Ateljé Margaretha bestellte ich schließlich eine weitere Farbe, nachdem ich diesen Schal fertiggestellt hatte.

Pullover aus dem Garn Cewec Toledo 204.
In Deutschland verkauft das Handarbeitshaus von Cewec zwar nur Stickereiartikel, aber die deutsche Niederlassung organisierte, dass die schwedische Niederlassung mir das Garn schickte. Cewec selbst hätte das Garn aber auch versandt.

Detail.
Ich weiß nicht, welche Konfektionsgröße ich trage, deswegen kann ich nur die Maße des Pullovers angeben: Er hat eine einfache Breite von 74 cm und eine Länge von 100 cm.

Die Maße des Pullovers im Überblick. Die Ärmellänge beträgt ca. 30 cm.
Dieser Beitrag geht rüber zu RUMS, zu Stricklust, zu den Liebsten Maschen und zur Häkeline.

Detail.
Pullover aus Cewec Toledo

Material:

600 g Cewec Toledo 204 (pro Knäuel150 g / 540 m Lauflänge)
Rundstricknadeln 4 und 5
Zopfnadel

Anleitung:

Für den Bund 270 M auf Nadel 4 anschlagen, zur Runde schließen und im kleinen Zopfmuster 15 cm stricken.

Das kleine Zopfmuster im Detail.
Auf Nadel 5 wechseln und 125 Rd rechts stricken. Dann 135 M stilllegen. Bei den zweiten 135 M auf jeder Seite 20 M zunehmen = 175 M.

Für das Rückenteil 64 R glatt rechts stricken. In Reihe 65 die Maschen wie folgt aufteilen: 74 M glatt rechts stricken und stilllegen. Die folgenden 26 M abketten und die nächsten 74 M glatt rechts stricken. Jetzt in jeder 2. Reihe 3 x 4 M abnehmen = 62 M. In R 80 alle M abketten. Die andere Seite des Rückenteils gegengleich stricken.

Für das Vorderteil 34 R glatt rechts stricken. In Reihe 35 die Maschen wie folgt aufteilen: 79 M glatt rechts stricken und stilllegen. Die folgenden 18 M abketten und die nächsten 79 M glatt rechts stricken. Jetzt in jeder 2. Reihe 4 x 4 M abnehmen = 63 M. In R 80 alle M abketten. Die andere Seite des Vorderteils gegengleich stricken.

Die Nähte schließen.

Für jeden Ärmel 80 M mit Nadel 4 aufnehmen und 15 cm im kleinen Zopfmuster stricken. Für den Kragen 175 M mit Nadel 5 aufnehmen. Über 40 Rd = 15 cm 3 M re und 2 M li im Wechsel stricken, dann über 44 R = 10 Verzopfungen im kleinen Zopfmuster stricken. Alle M abketten.

Alle Fäden verziehen.

Freitag, 5. Januar 2018

#WMDEDGT 1/18

Auch im neuen Jahr fragt Frau Brüllen wieder an jedem fünften eines Monats WMDEDGT?, also  "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?"

Morgens verschlafe ich. Das ist nicht so schlimm, denn ich arbeite ja seit drei Wochen in Teilzeit. Noch habe ich die 30 Wochenstunden auf fünf Tage verteilt, nicht auf vier, fange also spät an und höre früh auf. Durch's Verschlafen habe ich aber nicht so viel Zeit zum Wachwerden. Da ich seit einigen Tagen wetterbedingt schlecht schlafe und Kopfschmerzen habe, hänge ich in den Seilen. Ich werde auch den ganzen Tag nicht richtig wach.

Den Gatten sehe ich nur kurz, er muss ins Büro. Verschlafen, wie ich bin, vergesse ich, ihn daran zu erinnern, dass er für die nächste Woche einen Urlaubstag einreichen soll, weil die Rauchmelder kontrolliert werden und die Uhrzeit ausgesprochen ungünstig liegt, dass es ohne Urlaubstag nicht geht. Ich möchte noch keinen Gleittag nehmen, denn momentan, in der Einarbeitungsphase, ist es mir wichtig, jeden Tag im Büro zu sein. Mal schauen, ob der Gatte auch so daran denkt.

Ich trinke Kaffee, während ich durch's Netz stöbere, lade das reservierte Exemplar "Backfischalarm*" runter, hänge Wäsche auf, dusche und mache mich fertig. Das dauert morgens etwas länger, denn im neuen Job schminke ich mich wieder. Heute verschwor sich aber der Schminkkrams gegen mich: Ein dicker Klecks Make-up landet auf dem Hemd, Lidstrich und Wimperntusche wollen nicht in Ort und Stelle bleiben. Außerdem hat das Shirt, das ich tragen will, ein Loch, also schnell noch mal umziehen.

Mittlerweile läuft mir die Zeit davon. Immerhin schmiere ich mir Brote, denke daran, dass noch etwas Geschirr und das Gestell für meine Ablagekörbe mit ins neue Büro müssen und nehme den Fisch für's Abendessen aus dem Tiefkühler, bevor ich aus dem Haus stürze. Bus und Bahn sind zum Glück pünktlich und leer, damit ich samt Sack und Pack genug Platz habe (noch sind ja Ferien, außerdem ist die Stoßzeit vorbei).

Im Büro bitte ich einen Kollegen, mir noch mal das CMS, mit dem unsere Webseiten erstellt werden, zu erklären. Es unterscheidet sich total von dem, mit dem ich die letzten neun Jahre arbeitete, ist wesentlich umständlicher, nicht selbsterklärend. So muss beispielsweise für jeden Link ein eigenes Template angelegt werden ... Immerhin: Nach knapp einer Stunde ist ein Veranstaltungshinweis online. Tschakka! Am Endes des Tages werde ich eine Seite in groben Zügen fertig und nebenbei ein CMS-Tutorial erstellt haben.

Der Kollege teilt mir auch mit, dass ich seit gestern Zugriff auf das Abteilungslaufwerk haben sollte. Nein. Immerhin: Unsere IT hat nach drei Wochen und mehrfacher Intervention gestern registriert, dass ich nicht mehr zur Leitungsebene gehöre. Konsequenterweise hat sie dann nicht nur meinen Zugriff auf die Leitungsebene unterbunden, sondern mein Profil gleich ganz gelöscht. Aktuell arbeite ich also gar nicht im Betrieb. Zum Glück läuft bei uns vieles unabhängig von der Betriebs-IT, hat diese nicht meine Nutzerkennung gelöscht, sonst drehte ich Däumchen. Gehörte ich noch zur Leitungsebene, wäre das IT-Gedöns binnen einer Stunde erledigt gewesen ...

Ich telefoniere mit Kollegin I aus der alten Abteilung, weil ich Terminanfragen an Blaumann II noch immer zur Kenntnis bekomme und in seinem Namen agieren könnte. Kollegin II dachte nicht daran, das abzustellen, aber die I ist clever und kümmert sich sofort darum. Wir klönen ein bisschen und freuen uns beide auf unsere Verabredung in zwei Wochen. Ich vermisse das alte Team (bis auf Kollegin II), bin aber mit der Entscheidung zum Stellenwechsel nach wie vor zufrieden.

Dann guckt eine Kollegin, die gerne strickt, ins Büro, um über meinen Schal mit Bremer Muster zu reden. Den trage ich seit ein paar Tagen und er gefällt ihr gut. Das Muster hat sie natürlich längst bekommen. Dass in dieser Abteilung viel miteinander geredet wird, ist etwas, woran ich mich gewöhnen muss. Ursprünglich dachte ich daran, den Besprechungstisch aus meinem Büro zu werfen, aber schon am ersten Arbeitstag merkte ich, der wird gebraucht.

Kurz kommt Hektik auf wegen einer Abfrage mit Frist. Wir müssen zuliefern. Die Chefin ist der Meinung, ich kenne mich durch meine bisherige Leitungsebenen-Tätigkeit mit solchen Abfragen aus und beauftragt deswegen mich mit der Erledigung. Wir sind, da es nicht die erste Abfrage dieser Art ist, gut aufgestellt, und ich ahne, dass ich für solche Abfrage zukünftig zuständig sein werde. Die Parlamentsdatenbank gehört schon seit der ersten Woche im neuen Job zu meinen bevorzugten Arbeitsmitteln ...

Eine Kollegin fragt, ob ich einen Ausdruck der Inhaltsverzeichnisse, die sie für Ordner erstellte, haben möchte. Klar, betrifft ja einen der drei Bereiche, für die ich zuständig bin. Die Irritation darüber, dass jemand Inhaltsverzeichnisse für Ordner erstellt, behalte ich für mich. In diesen Momenten wird mir bewusst, dass ich in der Verwaltung arbeite.

Die Chefin ruft vom Flur ins Büro, ihr sei gerade auf dem Klo eingefallen, dass wir was zum Bereich XY machen könnten. Das fiele doch in mein Ressort, da könnte ich mir doch schon mal Gedanken für die Webseite machen. Ich notiere ihre Idee und packe sie auf den Ideenstapel, der stetig wächst.

Ich möchte noch das CMS-Tutorial beenden und ignoriere deswegen den Feierabend. Als ich eine halbe Stunde später mein Geschirr in die Küche trage, treffe ich dort die Chefin, die gerade von Israel schwärmt und fragt, ob ich Hebräisch spreche. Sie will es unbedingt lernen und fragt, ob das geht. Klar. Mit Israel-Heimweh gehe ich ins Wochenende.

An der Bushaltestelle lamentiert eine alte Frau auf Deutsch mit osteuropäischem Zungenschlag lautstark darüber, dass alle Deutschen Ausländer seien und alle Ausländer was gegen Ausländer hätten, weil sie sich lieber selbst Liebkind bei den Deutschen, die doch nach ihrer Logik Ausländer sind, machen wollen.

Ziel ihres Monologs ist ein nichtdeutscher Jugendlicher, der ihr in gebrochenem Deutsch antwortet. Dass er der Alten nicht folgen kann, liegt nicht an seinen Deutschkenntnissen. Bevor ich die Überlegung, ob ich irgendwie eingreifen muss, abgeschlossen habe, kommt der Bus, den die beiden nehmen. Mein Bus braucht noch etwas. Im Bus lese ich dann die letzten Seiten von "Ostseesühne*".

Zu Hause erwartet mich der Gatte. Ja, er hat daran gedacht, einen Urlaubstag einzureichen, weiß aber noch nicht, ob er ihn auch bekommt. Und überhaupt: Er ist jetzt auf Stellensuche. Na prima.

Ich fülle eine Waschmaschine, schminke mich ab, werfe mich in die Wohlfühlklamotten und für ein Stündchen mit Strickzeug auf's Sofa. Dann will die Wäsche aufgehängt werden. Der Gatte und ich räumen die Spülmaschine aus, er räumt sie wieder ein, ich räume sie um und stelle sie an. Der Gatte macht Gurkensalat und setzt Kartoffeln auf, während ich mit Mudderns telefoniere. Ihr Schlaganfall ist fast ein Jahr her. Ich bin dankbar, dass ich sie noch habe.

Der Gurkensalat ist fertig. Ich paniere den Fisch, brate ihn, gieße die Kartoffeln ab und brate sie kurz an. Als beides fertig ist, ist der Gatte im Tiefschlaf. Um seine Fähigkeit, mal eben kurz so fest einzuschlafen, dass um ihn herum die Welt explodieren könnte, beneide ich ihn. Für die nächste Stunde ist er nur mit Gewalt wachzubekommen, und das bringe ich nicht über's Herz. Also stelle ich sein Essen im Ofen warm, gieße mir ein Glas Weißwein ein und genieße mein Essen alleine.

Wie erwartet, wacht der Gatte nach einer Stunde Tiefschlaf auf und stürzt sich auf sein Essen. Ich verbringe den Abend strickend auf dem Sofa. Im Bett lese ich die ersten Seiten von "Die Toten am Sund*", bevor mir die Augen zufallen.

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Montag, 1. Januar 2018

Ausgelesen: Bücher im November und Dezember 2017

Momentan fühle ich mich am Wohlsten auf dem Sofa mit meinem Strickzeug, und da immer irgendwas im Fernsehen läuft, was ich zumindest mit einem Auge sehen mag, kommen noch nicht mal Hörbücher zum Einsatz. Dementsprechend las ich im November wenig.

Ab Dezember wurde es dann wieder mehr, denn durch den neuen Job verbringe ich jeden Tag zwei Stunden in Bus und Bahn - mit Glück sitzend, so dass ich lesen kann. Und wie meistens lese ich Krimis. Bei denen kann ich am Besten entspannen.

Ich startete dramatisch, nämlich mit "Denn mir entkommst du nicht*" von Christine Drews. Es ist der vierte Fall des Ermittler-Duos Charlotte Schneidmann und Peter Käfer, und ganz sicher der dramatischste.

Aber von Anfang an: Am beliebten Aasee in Münster wird eine Frauenleiche gefunden. Die Tote wurde regelrecht ausgeweidet, ihre Weiblichkeit verhöhnt - ein zutiefst gestörter Sexualmörder? Erste Spuren scheinen das zu bestätigen, sie führen die Kommissare Schneidmann und Käfer in das Rotlichtmilieu der Bischofsstadt. Doch ein Detail lässt besonders Charlotte Schneidmann nicht los: Die Frau war kurz vor ihrem Tod schwanger. Geht es hier wirklich um einen klassischen Prostituiertenmord? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter?

Drews erzählt wie bei den Bänden davor flüssig und spannend. Gleichzeitig ist das Buch in sich abgeschlossen, so dass es kein Problem ist, erst mit diesem Band in die Reihe einzusteigen. Die Handlung lässt keine Langeweile aufkommen und ist nichts für zarte Gemüter, sondern sehr blutig. Schneidmann setzt sich als Köder ein, gerät prompt ins Visier des Killers und - Achtung, Spoiler - angesichts des Endes ist eine Fortsetzung der Reihe eher unwahrscheinlich.

Von Münster ging's nach Wien: Ich schaffte es endlich mal zeitnah, den aktuellen Sarah-Pauli-Krimi "Die Prater-Morde*" von Beate Maxian zu lesen. Im Mittelpunkt steht die Fotografin Lucie Viktor. Auf einem ihrer Streifzüge durch den Prater beobachtet sie ein Gespräch zwischen einem bekannten Wiener Geschäftsmann und einer Obdachlosen. Kurz darauf versucht man, sie zum Schweigen zu bringen.

Unterdessen schreibt Pauli an einer Reportage zum bevorstehenden Prater-Jubiläum. Dabei entdeckt sie ein erschütterndes Muster: Bereits drei Obdachlose starben unweit des Riesenrads einen qualvollen und einsamen Tod. Sie will herausfinden, was wirklich geschah, und stößt auf Lucies Schicksal. Doch wie gefährlich der Fall ist, merkt sie erst, als es fast zu spät ist.

Ich bin ja Fan der Sarah-Pauli-Reihe und fand auch diesen Band wie gewohnt spannend, trotz einiger Längen.

"Heimatherz*" von Nicola Förg führte mich an den Lech, in den Pfaffenwinkel. Im Mittelpunkt steht der Weinheimer Kommissar Gerhard Weinzierl, der wegen des Todes einer Gestalterin für Erwachsenen-Malbücher ermittelt. Bei Amazon bemängelten die Rezensenten dieses Bandes, er sei zu Heimatkundelastig und dann thematisiere Förg auch noch Flucht und Vertreibung - wie könne sie nur!

Für mich allerdings war gerade die Heimatkunde sehr spannend. Eine große Rolle spielt der Forggensee, ein Stausee, für den 1954 der Weiler Forggen überflutet wurde. Die ursprünglichen Bewohner wurden umgesiedelt, gegen ihren Willen. Die Baumaterialien einiger ihrer oft jahrhundertealten Häuser wurden Heimatvertriebenen zur Verfügung gestellt, damit sie sich selbst Häuser bauen konnten. Reste der einst stattlichen Höfe sind bis heute auf dem Grund des Stausees.

Mir machte der Krimi großen Spaß - Leseempfehlung!


Dem Eifler Herbie Feldmann begegnete ich im Krimi "Abendlied*" von Ralf Kramp. Herbie lebt von Gelegenheitsjobs und den Zuwendungen seiner Tante. Sein ständiger Begleiter ist Julius, den nur er sieht. "Abendlied" ist der siebte Band der Reihe, gleichzeitig der erste, den ich las.

Da der in die Jahre gekommene Eifeler Schlagersänger Teddy Marco sich für eine Weile von seiner Fahrerlaubnis verabschieden muss, bietet Herbie Feldmann sich kurzerhand als Chauffeur an. Dummerweise steht ihm gerade kein anderer fahrbarer Untersatz zur Verfügung als ein schrottreifes altes Wohnmobil. Das allerdings stört den abgehalfterten Showstar nicht im Mindesten, denn er hat nicht nur keinen Führerschein mehr und kein Auto, sondern darüber hinaus auch keine Bleibe.

Unter der Begleitung von unablässigem Gitarrengeschrammel kurven die beiden also durch die Eifel, von Auftritt zu Auftritt, von Schützenfest zu Dorfkirmes – sehr zum Amüsement von Herbies ständigem Begleiter Julius, der immer dann bei bester Laune ist, wenn Herbie leidet.
Dass Teddy Marco ein dunkles Geheimnis hütet, dämmert Herbie erst nach einem Auftritt im Outlet-Center von Bad Münstereifel. In einem der zahlreichen Schaufenster bietet sich den Passanten am Morgen ein bizarres Bild: Zwischen kühlen Schaufensterpuppen sitzt eine ebenso kalte Leiche.

Kramp schreibt spannend und humorvoll. Sicher werde ich noch weitere Bücher von ihm lesen.

Mit den folgenden fünf Krimis blieb ich in Schleswig-Holstein, an Nord- und Ostsee. Großen Spaß machte mir "Das Flüstern im Watt*" von Gerd Kramer, weil einer der Protagonisten ein hochsensibles Gehör hat und damit entscheidend zur Aufklärung einer Entführungsserie beiträgt. Wie der Musiker Leon Gerber Töne wahrnimmt (und wie Kramer es beschreibt), ist sehr interessant zu lesen.

Ich hoffe Kramer, der eigentlich Physiker ist, veröffentlicht noch mehr Krimis (und seine Sachbücher / Science fiction merke ich mir für einen Dänemark-Urlaub vor, wenn mein Kopf einigermaßen aufnahmefähig ist).

"Nebelmeer*" von Jobst Schlennstedt ist, soweit ich mich erinnere, das erste Buch mit dem Ermittler Birger Andersen, das ich las. Aber die Geschichte ist ins ich abgeschlossen, es gibt Rückblenden, um die persönlichen Befindlichkeiten zu verstehen, also fiel es nicht weiter auf, dass ich die anderen Bände nicht kenne.

In den Dünen am Priwallstrand wird eine bereits skelettierte weibliche Leiche gefunden. Niemand weiß, wer die Frau ist. Fest steht nur, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Der Fall scheint Parallelen zu einem sechs Jahre alten ungeklärten Leichenfund im Schellbruch aufzuweisen, den Andresen als Leiter der X-Einheit auf dem Schreibtisch liegen hat. Als ein weiterer Mord geschieht, fügen sich die Puzzleteile allmählich zusammen. Der Horror, der sich ihm offenbart, bringt Andresen an seine Grenzen. Schlennstedt beschreibt ein bedrückendes, grausames Szenario, dem sich auch der Leser kaum entziehen kann.

Bedrückend ist auch das Szenario in "Ostseefeuer*" - zumindest empfinde ich Dörfer in der (in diesem Falle Schleswig-holsteinischen) Einöde, in denen die Zeit von dreißig Jahren stehengeblieben ist, immer so. Der Pastor eines Ostseedorfes wird tot in der Sakristei aufgefunden - ermordet. Kommissarin Pia Korittki und ihr Team vom K1 in Lübeck übernehmen die Ermittlungen. Doch der Fall gestaltet sich schwierig, denn der Pastor scheint keine Feinde gehabt zu haben.

Erst als ein zweiter Mord geschieht, beginnen die Fassaden zu bröckeln. Pia, die privat um das Sorgerecht für ihren Sohn Felix fürchten muss, kämpft plötzlich an allen Fronten. Denn im Dorf beginnt ein alter Aberglaube wieder aufzuleben: Es heißt, der Tod holt immer drei ...

Die Krimis von Eva Almstädt sind für mich eine sichere Bank. Da ist auch der zehnte Band der Pia-Korritki-Reihe keine Ausnahme.

Mit "Blaues Gift*" sprang ich zu den Anfängen der Korritki-Reihe zurück, es ist nämlich der dritte Band. Aber die Bände sind ja in sich abgeschlossen, so dass sie nicht chronologisch gelesen werden müssen. Korritki beschäftigt eine Leiche, die am Ostseestrand gefunden wird. Todesursache ist Aconitin, ein seltenes Gift.Gleichzeitig kümmert sich Korritki um ihre Nichte, denn ihre Schwägerin ist verschwunden. Als ein weiterer Mordanschlag mit Aconitin verübt wird, führt die Spur zu einem lange verdrängten Familiengeheimnis - und zu einem alten, ungesühnten Verbrechen.

Da ich ausnahmsweise mal mehrere Bände von Almstädt in der Onleihe ergattern konnte, folgte im Anschluss "Düsterbruch*", der siebte Band, benannt nach dem Dorf, in dem das Buch spielt. Eine Bäuerin verübte einen Selbstmord - oder war es doch ein Mord? In Düsterbruch jedenfalls sind Familien und Nachbarn noch füreinander da - auch, wenn's darum geht, Familientragödien unter den Teppich zu kehren. Pia, inzwischen alleinerziehend, in Teilzeit und mehr oder weniger verliebt, muss erkennen, dass die Menschen in Düsterbruch eine verschworene Gemeinschaft bilden - auch und erst recht im Falle eines Verbrechens ...

Ich sollte die Korritki-Reihe wirklich mal nacheinander lesen.

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