Montag, 31. Oktober 2022

#pmdd2022: Der 28. Oktober 2022

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2022 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Zu früh aufstehen und erstmal Kaffee kochen. Draußen ist es noch dunkel. 

Die Spülmaschine arbeitete über Nacht und ist jetzt fertig. 

Die Waschmaschine füttern. 

Das Lieblingsteegeschirr ist wieder sicher im Schrank. Mit dem feinen Porzellan umzuziehen wird spannend. 

Heute ist Freitag, und ich arbeite zu Hause. Das ist mäßig spannend. Vor und nach der Arbeit steht Hausarbeit an. Auch das ist mäßig spannend. 

Dem Gatten nachwinken. Er macht sich auf den Weg ins alt-neue Haus. 

Die Waschmaschine ist fertig, die Wäsche hängt. 

Trotz der Apfelschwemme im alt-neuen Haus freue ich mich total über den einzigen Apfel, der am Baum in unserem Garten wächst. Das heißt nämlich, dass der Apfelbaum den Umzug aus Schwiegermutters Garten vor zwei Jahren verkraftete. Jetzt steht ihm wieder ein Umzug bevor. Ich hoffe, er schafft es nochmal. 

Wir renovieren ja gerade mein einstiges Elternhaus, denn meine Mutter ist seit Juli im Pflegeheim. Das heißt, wir pendeln zwischen zwei Haushalten und werden langsam irre, weil ohne Listen gar nichts mehr geht, Gesuchtes oft 80 Kilometer entfernt ist. Das wird hoffentlich besser, wenn wir im alt-neuen Haus Internet haben, ich von dort aus arbeiten und vier Tage am Stück bleiben kann. Und wenn wir erst wieder ein Bad haben, können wir schon fast einziehen. 

Die erwartete Post vom Finanzamt ist endlich da (und es sind gute Nachrichten). 

Als ich unseren Küchenkalender für 2023 bestellen wollte, musste ich feststellen, dass Illustrator und Autor Alexander Holzach bereits vor zwei Jahren starb. Er wird uns fehlen, denn wir liebten die Hasen-Biene-Abenteuer. 

Heute fährt der Gatte vor in die lindgrüne Hölle. Er will bis Dienstag bleiben. Ich werde morgen fahren und bis Montag bleiben, denn da ist hier ein Feiertag. Freitags machen wir normalerweise unseren Wocheneinkauf, aber den erledige ich heute alleine, denn der Gatte ist ja schon im alt-neuen Haus. Ich bin froh, als ich abends alles erledigt habe und die Beine hochlegen kann. 

Auf zum Wocheneinkauf, aber zuerst die Post wegbringen.

Das ist schon der Wocheneinkauf, Teil 3: Renovierungsgedöns, ein Adventskalender für Mudderns und Schnobkram, falls die Kinder in der lindgrünen Hölle zu Halloween kommen. 

Wocheneinkauf, Teil 4: Eine Thermoskanne für das alt-neue Haus, ein Adventskalender für mich, Notfall-Pizzen und ein Sortiment an BBQ-Saucen, da ich mir nicht merken konnte, welche Sorte der Gatte so gerne mochte.

Nach dem Einkaufen werden natürlich die Hände gewaschen ... 

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 28. Oktober 2020 wussten wir zwar schon seit zwei Wochen, dass der Gatte krank ist, ahnten aber noch nicht das ganze Ausmaß, und so arbeitete er noch. Am 28. Oktober 2021 wussten wir um das ganze Ausmaß der Erkrankung des Gatten, wartete er auf seine Verrentung, da er nicht mehr arbeitsfähig ist.

Ohne Listen läuft hier aktuell gar nichts. Beim Wegräumen der Einkäufe habe ich Inventur im Keller-Tiefkühler gemacht. 

Ein bisschen Herbstdeko gibt's hier dann doch. 

Und noch 'ne Liste: Das muss morgen ins alt-neue Haus. Darunter fing ich schon den Wochenplan für die übernächste Woche an. 

Endlich kann ich die Füße hochlegen und stricken. 

Da der Gatte im alt-neuen Haus ist, gehört die Hasenecke ganz alleine mir. 

Wie jeden Tag vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

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Samstag, 29. Oktober 2022

Samstagsplausch KW 43/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXXVII

Sonnabend Mittag kam die erfreuliche Nachricht, dass die Toilette auf der Baustelle im alt-neuen Haus wieder problemlos nutzbar ist. Prompt machte sich der Gatte auf, um seine Werkstatt weiter einzurichten. Es wäre klüger, zu warten, bis die neuen Kellerfenster eingebaut sind, aber davon will er nichts hören. Ich entschied mich, in Hamburg zu bleiben und lud die Terrassenmöbel ins Karlchen. So haben wir dann schon mal zwei Stühle für den Küchentisch. Dass ich in Hamburg blieb war gut, denn so fiel mir auf, dass der Gatte beim Ausräumen der Werkstatt versehentlich den Stecker des Keller-Tiefkühlers zog. Der war schon ordentlich abgetaut, aber ich hoffe, einige Lebensmittel waren noch zu retten. Der Tiefkühler soll ohnehin umziehen, sobald die Arbeiten an den Wasserleitungen abgeschlossen sind und wir den Vorratskeller einrichten können. 

Altländer Apfelkuchen für's Pflegeheim (und da ich es doof fand, einen Zettel mit den Zutaten für evtl. Allergiker dazu zu legen, bastelte ich schnell ein Kärtchen mit einem Filz-Apfel).

Im abendlichen Telefonat erzählte Mudderns, dass eine Nachbarin, die mit ihr gemeinsam vor 61 Jahren in die Siedlung zog, in der vergangenen Woche starb. Das war für uns beide ein Schock, denn am 9. Oktober trafen wir sie noch auf dem Weg ins Wahllokal, da war ihr nichts anzumerken. Ich mochte die Dame sehr; sie war immer so fröhlich und lebenslustig. Mudderns freute sich jeden Tag, wenn sie sich im Speisesaal trafen, denn die Dame wohnte schon lange im Betreuten Wohnen. 

Sonntag fuhr ich dann früh in die lindgrüne Hölle, in der Hoffnung, den Schuppen trotz Loch im Dach einigermaßen winterfest machen zu können, damit wir Rasenmäher und Co. unterbringen können, und die Küche provisorisch einrichten zu können. Der Gatte war so umsichtig und baute schon Metallregale auf. Die sind zwar niedriger als gedacht, aber übergangsweise geht's. Sonntag Abend, als ich wieder nach Hause fuhr, hatten wir sogar so etwas wie Wohn-(Schlaf-) und Esszimmer. Nächster Schritt ist das Bestellen für Gardinen für das Esszimmer, denn der Rollladenmotor ist defekt, und wir entschlossen uns, den Monteur erst kommen zu lassen, wenn alle anderen Arbeiten abgeschlossen sind, wir wissen, ob es evtl. noch mehr defekte Rollläden gibt. Wohn- und Esszimmer sind eine Einheit, und da wir gerade im Wohnzimmer schlafen, fehlt der Rollladen. Den Schuppen flickte ich provisorisch mit Müllbeuteln und Marmorbrettchen, die die Entrümpler übersahen. Wenn der Gatte das nächste Mal im Lager ist, bringt er die Dachabdeckung, die wir noch haben, mit.  

Sonntag versuchte ich auch, Mudderns zu besuchen, denn es war unklar, ob sie das unter Quarantäne stehende Heim verlassen darf. Sie darf nicht, was dazu führte, dass sie nicht wählen konnte. Da sie auch nicht bereit war, zum Eingang zu kommen, um mir ihre Wahlbenachrichtigung zu geben, damit ich ihr Briefwahlunterlagen holen konnte, wählte sie gar nicht. Sie beharrte darauf, dass ich ins Heim kommen solle, und die Pflegerin, die an der Tür war, klagte mir ihr Leid, dass man momentan nicht wisse, wie man mit meiner Mutter umgehen soll, weil sie sich an keine Regeln oder Absprachen hält. Das kenne ich. 

Nach Mudderns Erzählung bei unseren täglichen Telefonaten spielt sich im Pflegeheim gerade ein Krimi ab: Vor ein paar Wochen war die Polizei da, und in den letzten Tagen soll angeblich eine Polizistin undercover ermittelt haben. Grund sind wohl Diebstähle - relativ unsinnige, denn einer Mitbewohnerin wurden beispielsweise 20 Schlüpfer geklaut (wenn die Geschichte denn stimmt). 

Gestern war der erste Tag, an dem alle Bewohner wieder in den Garten durften, die negativ getestet sind, und das sind inzwischen die meisten. Mudderns ist Gott sei Dank auch weiterhin negativ. Vielleicht können wir uns am Wochenende ja sogar schon wieder treffen! Mudderns fehlen die Eindrücke außerhalb des Heimes, und da ihre Gesellschafterin auch nicht kommen darf, um mit ihr spazieren zugehen, geht es ihr nicht gut. Nachdem sie sich so lange sträubte, im Speisesaal zu essen, fehlen ihr die Gemeinschaften dort ebenso wie das tägliche Veranstaltungsprogramm. 

Hier gilt seit mittlerweile 137 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich es mir die Wesensveränderungen des Gatten seit seiner Erkrankung gerade mal wieder sehr schwer machen, es viel Streit gibt. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Sanierung des alt-neuen Hauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft.  

Ansonsten war's eine normale, ruhige Arbeitswoche, ausnahmsweise mal wieder mit Überstunden, da ich eine vor zwei Jahren getroffene politisch falsche Entscheidung ja unbedingt rückgängig machen möchte. Da geht's langsam vorwärts, was Mehrarbeit bedeutet. Da ich weiß, es gibt auch Phasen, in denen ich die Überstunden abbummeln kann, ist das okay. Alles so zu lassen, wie es jetzt ist, hieße, Menschen bewusst ins Abseits zu drängen, und das geht nicht.  

Diese Woche bekam ich die fünfte Corona-Impfung, ganz unkompliziert im Einkaufszentrum zwischen Spielzeugladen und Maßschneiderei. Ich habe noch immer Impfarm. Müdigkeit und Erschöpfung sind ja bei mir Dauerzustand, das schiebe ich nicht auf die Impfung. Für die Impfung des Gatten versuchen wir noch den richtigen Zeitpunkt zu finden, denn erfahrungsgemäß liegt er anschließend eine Woche flach. Erstmal schauen wir, wie er die anstehende Grippeimpfung verkraftet. 

Vorgestern kam Schwiegermutter zum Tee. Aktuell sehen wir uns nur selten, da wir am Wochenende ja meist im alt-neuen Haus sind. Ihr geht's gut, und sie brachte die erfreuliche Nachricht mit, dass Tante tatsächlich über Weihnachten und Silvester zu Besuch kommt! 

Vom Grundbuchamt gibt es immer noch keine Nachricht. Dementsprechend bekommen wir keinen Baukredit. Ich rechne für dieses Jahr auch nicht mehr damit. Das örtliche Grundbuchamt ist normalerweise sehr schnell, braucht erfahrungsgemäß drei bis vier Wochen für eine Änderung, und die Zeit ist jetzt vorbei. Wenn der geänderte Grundbucheintrag irgendwann vorliegt, muss die Bank anfangen zu arbeiten, und das wird auch noch dauern. Erfahrungsgemäß wird die Bank dann auch noch Gründe finden, den Kredit hinauszuzögern. Wir brauchen also eine Zwischenfinanzierung, um die Baubrigade zu bezahlen, und kommen jetzt in die Situation, die ich immer vermeiden wollte: Wir nehmen einen Privatkredit auf, den wir dann mit dem Baukredit abzahlen werden. Ich kann nur hoffen und beten, dass das gut geht. In einem früheren Leben hatte ich zu viel mit überschuldeten Menschen zu tun, was mich immer davon abhielt, Kredite aufzunehmen. Nur geht's jetzt nicht anders.

Immerhin gab's diese Woche gute Nachrichten von Finanzamt in Form einer Rückzahlung. Wir haben also wieder so etwas wie eine Rücklage ...    
Die Baubrigade scheint gut voranzukommen. Da Gatte berichtete gestern, zwei von drei Kellerfenstern seien erneuert, das Bad wäre ins Treppenhaus hin ausgekragt (und der Gatte stößt sich dennoch nicht den Kopf, hurra!), im Bad wäre schon die bodengleiche Dusche erkennbar, wären die Armaturen befestigt, das Balkongeländer stünde halbfertig, und in allen Bädern und Küchen gäbe es wieder Wasser. Jetzt, wo der Gatte sieht, dass es vorangeht, ist er auch wieder einigermaßen gut gelaunt. 

Ich soll an diesem langen Wochenende mit dem Streichen anfangen, müsste aber erstmal die Fensternischen im Dachgeschoss tapezieren, und dazu fehlt das Material. Am Sonnabend einen langen Wochenendes in den Baumarkt - kann es Schöneres geben?! Ich hätte mehr Lust, dem Kirschlorbeer zu Leibe zu rücken, aber solange wir noch keine Esszimmergardinen haben, ist der als Sichtschutz praktisch (und ich bin nie passend zur Abholung der Grünabfälle in der lindgrünen Hölle, müsste also alles in Hamburg entsorgen, was unpraktisch ist).   

In dieser Woche bestellten wir die ersten Eintrittskarten für eine Veranstaltung in der lindgrünen Hölle - es ist eine Kaminer-Lesung. Der Gatte ist ebenso vom Programm des Veranstaltungszentrums begeistert wie ich, und das Beste ist, dass wir dorthin zu Fuß kommen. Er möchte jetzt wieder öfter weggehen, und ich hoffe, das klappt. Für mich bedeutet die Lesung, dass ich zum ersten Mal direkt von der Arbeit ins alt-neue Haus fahre, um dann an den kommenden Tagen dort im Heimbüro zu arbeiten. Hoffentlich haben wir bis dahin Bad und Internet. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Freitag, 28. Oktober 2022

#12von12 im Oktober 2022

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! 

#1: Bushaltestellenwarteblick. Dieser Oktober ist ungewöhnlich sonnig und mild.

Ich bin wieder spät dran, denn beim Entrümpeln verlegte ich meine Kamera. So komme ich erst heute zum Bloggen.

#2: Ein Schritt weiter auf dem Weg zur Übernahme des alt-neuen Hauses.

#3: Dass die Leckage beseitigt wird, werde ich wohl nicht mehr erleben.

#4: Mittagessen. Normalerweise esse ich im Oktober schon lange keine Bickbeeren mehr, aber die waren noch vom Sommer eingefroren.

#5: Mein Gemütszustand seit Mudderns Einweisung ins Pflegeheim.

#6: Heute mal ein anderer Feierabendblick, weil ich den Bus nehme.

Es ist Mittwoch, ich muss ins echte Büro. Der Gatte fährt im Laufe des Tages ins alt-neue Haus in die lindgrüne Hölle. 

#7: Wieder zu Hause, werde ich von Rehen empfangen. Das werde ich in der lindgrünen Hölle vermissen.

Der Bürotag ist ruhig. Der Heimweg ist lang, weil ich mir eine umständliche Busroute aussuchte - keine Ahnung, was mich da ritt.

#8: Äpfel für den Apfelkuchen heraussuchen.

#9: Abendessen. In letzter Zeit gibt es situationsbedingt oft Fertigfutter.

Zu Hause gibt's keine Pause: Es muss ein Apfelkuchen für die kommenden Tage gebacken werden, es muss geputzt werden (da wir an den Wochenenden meistens im alt-neuen Haus sind, komme ich sonst nicht dazu), und es muss gepackt werden. 

#10: Für die nächsten Tage im alt-neuen Haus packen.

#11: Die Spülmaschine ist fertig und muss ausgeräumt werden.

Der Blick in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 12. Oktober 2020 bekam der Gatte eine schlechte Diagnose. Damals ahnten wir noch nicht, das es nicht die einzige bleiben wird. Damals ahnten wir auch nicht, dass Mudderns Haus und Garten mitsamt Apfelbaum heute uns gehören würden. Am 12. Oktober 2021 wartet der Gatte auf die Verrentung, bin ich malad, gibt es einen Krebsverdacht, der sich zum Glück nicht bestätigt. 

#12: Endlich ins Bett und vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

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Dienstag, 25. Oktober 2022

Handschuhe aus Wollresten, diesmal in Blau und Grau

Im Februar zeigte ich ja schon mal einiges an Socken und so aus Wollresten. Seitdem habe ich natürlich weiter gestrickt, wenngleich ich momentan eher wenig stricke. Ich überlege sogar, die Wollreste an eine Nachbarin in der lindgrünen Hölle zu geben. Sie fragte letztens erst wieder, ob ich welche für sie hätte, sie nähme selbst kleinste Knäul, um daraus bunte Socken zu stricken. Mal sehen, wie die nächsten Wochen werden. Bei meinem Stash wäre es nur sinnvoll, ihr die Wollreste zu geben.

Bei diesem Paar kam ich gerade so mit der Wolle hin. Es blieb noch nicht mal Garn zum Zusammenbinden übrig.

Fingerlose Handschuhe in Blautönen.

Handschuhe in Blautönen.

Dieser Beitrag geht rüber zu Dings vom Dienstag, Handmade on Tuesday und Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!

Samstag, 22. Oktober 2022

Samstagsplausch KW 42/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXXVI

Dieses Jahr können wir viele
Trauben im Garten ernten. Sie
sind zuckersüß.

"Warum wurde denn bei Ihnen noch kein MRT gemacht, um die Ursache für Ihre Beschwerden herauszufinden?" Eine gute Frage, die die junge Gynäkologin da beim Krankenhaustermin diese Woche stellte. Auf die Idee kamen bislang weder meine Gynäkologinnen (ich war in den letzten beiden Jahren ja bei mehreren, bis ich in einer Praxis landete, die in der Nähe ist und in der ich mich wohl fühle) noch die aktuelle Endokrinologin. Letztere hoffte ja, dass ich beim Krankenhaustermin gleich unter das Messer komme, aber das Gegenteil war der Fall: Für die Gynäkologin gab es aktuell keinen Grund für eine OP. In Absprache mit ihrem Oberarzt entschied sie, angesichts meines Alters könne man zuwarten, zumindest bis zum Termin bei der neuen Endokrinologin im Januar, und im übrigen spräche nichts dagegen, mich notfalls auch jahrelang mit Tabletten zu behandeln. Das wäre nicht üblich, aber möglich. Und im übrigen wäre es mal interessant zu wissen, wie sich der Östrogenspiegel entwickelte, aber so etwas erfahre ich ja nicht von der bisherigen Endokrinologin. Ich hoffe wirklich, dass es sich mit der neuen besser kooperieren lässt.

Der Termin im Krankenhaus, der mir so sehr bevorstand, weil ich keine OP möchte, verlief also ausgesprochen positiv. Ich bin gespannt auf den Arztbericht. Typisch für meine bisherige Endokrinologin war, dass sie mir für den Krankenhaustermin keine Einweisung, sondern eine Überweisung mitgab. Ich verzichtete darauf, sie auf die Notwendigkeit einer Einweisung hinzuweisen, weil das nur wieder zu Geschrei und der Aussage, ich wäre dumm, geführt hätte. Inzwischen habe ich aber dem Krankenhaus die notwendige Einweisung nachgeliefert. 

Hier gilt seit mittlerweile 136 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich es mir die Wesensveränderungen des Gatten seit seiner Erkrankung gerade mal wieder sehr schwer machen, es viel Streit gibt. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Sanierung des alt-neuen Hauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft.  

Mudderns ist im Pflegeheim weiterhin unter Quarantäne, aber Gott sei Dank bislang nicht an Corona erkrankt. Aus ihrer Vierertischgruppe ist sie die einzige, die bislang verschont blieb (und hoffentlich auch bleibt). Ihr macht zu schaffen, dass die täglichen Angebote wie Sitzgymnastik ausfallen, dass das Mittagessen im Speisesaal ausfällt, sie in ihrer Wohngruppe oder auf ihrem Zimmer essen muss, aber wenigstens ist sie nicht in Zimmerquarantäne, sondern kann sich innerhalb des Heimes bewegen. Anders als draußen kommt sie dort mit dem Rollator ganz gut zurecht. Aufgrund der Infektionen konnte Mudderns diese Woche auch nicht mit ihrer Gesellschafterin spazierengehen - letzterer war das aufgrund der Risikopersonen in ihrer Familie zu riskant, was Mudderns verstand. Die Quarantäne ist bislang für diese Woche geplant, und für kommenden Mittwoch ist ein Oktoberfest im Speisesaal geplant. Mal schauen, ob das klappt. Solange die Quarantäne andauert, können auch die Nachbarn aus dem Betreuten Wohnen nicht im Speisesaal zu Mittag essen; Kontakte, die Mudderns fehlen. 

Ich hoffe, wir können uns morgen sehen, denn wir wollen schließlich zusammen ins Wahllokal. Laut Corona-Verordnung darf sie das Heim verlassen, wenn sie nicht infiziert ist. Ob es klug ist, steht auf einem anderen Blatt, aber Mudderns möchte zur Wahl gehen, und dass ich kurzfristig Briefwahl beantrage, ist für sie keine Option. 

Im alt-neuen Haus ist es gerade alles andere als schön. Das Badezimmer ist nach wie vor ein Trümmerhaufen, und da die Baubrigade auf der Suche nach einer Verstopfung ist, wurde kurzerhand auch die Waschküche zerlegt. Eine Toilette haben wir also nicht, aber es gibt Wasser, wenngleich es gelegentlich irgendwo im Haus unerwartet aus der Decke läuft, weil da plötzlich Schläuche hängen, warum auch immer. Der Gatte ist grundgenervt, will er doch jetzt eigentlich seine Werkstatt einrichten. Er kann mit Chaos schlecht umgehen, und es macht ihn fertig, dass an allen Ecken und Enden angefangen, aber nichts abgeschlossen wird. Schwierig ist, dass es kaum Kommunikation gibt. Ein Zettel "Achtung, ihr habt gerade ein Wasser und kein Klo" wäre nett - oder eine entsprechende WhatsApp. So werden wir seit vier Wochen ständig überrascht, und das nicht unbedingt positiv. 

Immerhin: Die neuen Dachfenster wurden gestern eingesetzt, und auf der Terrasse steht ein Karton, der eine Duschtasse enthalten könnte. Auf der Terrasse steht auch etwas, das das neue Balkongeländer sein könnte. Das sollte schon seit 29. August da sein, wie überhaupt schon der Balkon seit 2. September fertig sein sollte - und der ganze Umbau seit 26. September, denn laut Aussage des Bauleiters sollten wir ja nach Rückkehr aus dem Urlaub sofort einziehen können ... Aktuell will die Brigade bis Ende des Monats fertig werden, und wir bezweifeln, dass das klappt. Wäre es nach uns gegangen, hätte der Umbau ohnehin erst diese Woche nach Räumung des Hauses angefangen, aber wir haben gelernt, dass wir uns nach den Handwerkern richten müssen.

Zwar mache ich mir wie der Gatte aufgrund des Chaos' Sorgen, dass uns das ganze Projekt um die Ohren fliegt, aber gleichzeitig bin ich froh über jeden Tag Verzögerung, denn der umgeschriebene Grundbucheintrag liegt immer noch nicht vor, und dementsprechend wurde der Baukredit noch nicht genehmigt. Jeden Tag gucke ich hoffnungsvoll in den Briefkasten, und jeden Tag ist es vergeblich. Dass coronabedingt die Post in der lindgrünen Hölle häufig ausfällt, macht die Sache nicht besser, denn Kreditzinsen und Inflation steigen jeden Tag. Bei uns in Hamburg klappt die tägliche Postzustellung zwar noch, aber die Post muss ja aus der lindgrünen Hölle zu uns. Ich hoffe, mir fällt rechtzeitig eine kreative Lösung zur Zwischenfinanzierung ein, bevor uns wirklich alles um die Ohren fliegt, weil die Baubrigade fertig ist, der Baukredit aber noch nicht bewilligt und auszahlungsreif ist. 

Beim Gatten begann diese Woche die nächste Runde der Behandlung seiner Augenerkrankung. Ein halbes Jahr lang muss er monatlich in eine kleine Klinik in der Nachbarschaft. Dass ich ihn nicht durch die ganze Stadt fahren muss, ist für uns beide eine Erleichterung, denn in die kleine Klinik kann er ohne Umsteigen mit dem Bus fahren. Gleichzeitig warf der Behandlungsbeginn die Frage auf, wie es nach dem Umzug weitergehen soll. Es ist klar, dass wir unsere Ärzte behalten, und in der lindgrünen Hölle gibt es ohnehin keine Augenklinik, müssten wir weiterhin nach Hamburg. Was aber in der Theorie machbar scheint, ist in der Praxis dann doch anders. Nun, wir werden sehen. Vor April werden wir ohnehin kaum umziehen. 

Kommende Woche soll endlich Internet ins alt-neue Haus einziehen, was bedeutet, dass ich bald von dort aus arbeiten kann - sofern wir eine Toilette haben ... Ich bin gespannt, ob das mit Internet, TV und Telefonie klappt, denn der Gatte will die Geräte selbst anschließen und das Haus entsprechend verkabeln, ist sich selbst aber gar nicht sicher, ob er das kann. 

Seit Montag ist das alt-neue Haus geräumt. Ich habe es seitdem nicht gesehen. Mir graut auch ein bisschen davor, denn das ist so endgültig. Eigentlich wollte ich dieses Woche den Schuppen mit dem kaputten Dach soweit winterfest machen, dass wir dort Rasenmäher und Co. unterstellen können, aber nach Aussage des Gatten liegt die Terrasse voller Baumaterialien, und ohne Toilette mag ich eh nicht lange im Haus sein. Wir haben schon überlegt, uns eine Chemietoilette zu kaufen, nur ist sie in keinem Baumarkt vorrätig, müsste erst bestellt werden. 

Normalerweise würden wir bei diesem schönen Herbstwetter im Volkspark spazierengehen, durch's bunte Laub rascheln, Garten und Terrasse winterfest machen, aber aktuell haben wir dafür so gar keinen Kopf. Die Gartenmöbel sollten eigentlich heute ins alt-neue Haus ziehen, damit wir dort Tisch und Stühle haben, aber da wir keine Toilette haben, bleiben wir wieder in Hamburg. Irgendwie habe ich auch weder Kopf noch Kraft dafür, unsere Wohnung gemütlich zu machen. Ich bin aktuell schon froh, wenn ich Zeit zum Putzen finde, und zwei Wochenenden nicht im alt-neuen Haus zu sein, kommen mir da sehr gelegen.

Im Büro gab's die Schock-Nachricht, dass Chef II uns verlässt. Er war ja ohnehin nur Elternzeitvertretung, aber jetzt geht er ein Vierteljahr früher als geplant in ein neues Projekt. Wir hätten ihn gerne dauerhaft im Projekt, Bedarf wäre auch da, aber keine Stelle, die seiner Entgeltgruppe entspricht. Übergangsweise kommt jemand, der in der Wiedereingliederung ist, und ab April soll die Chefin stundenweise aus der Elternzeit kommen. Mal sehen, wie das wird. Doppelt doof ist, dass wir jetzt gerade mit der Organisationsentwicklung beginnen. Es wäre schön, wenn Chef II diesen Prozess noch mit uns abgeschlossen hätte.

Die corona-erkrankte Kollegin ist wieder da und trägt plötzlich freiwillig Maske. Der Kollege, der vorsichtshalber in Quarantäne war, blieb diesmal zum Glück verschont. Er berichtete, wie schwer es für das erkrankte Familienmitglied war, Paxlovid zu bekommen - ohne Eigeninitiative läuft da gar nichts. Es gibt neue Corona-Regeln im Betrieb, die aber nichtssagend sind und weder Masken- und Testpflicht vorsehen.   

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Freitag, 21. Oktober 2022

Ausgelesen: Bücher im September 2022

Ich habe fast immer Mitleser.
Krimis, die in der NS-Zeit spielen, haben ja Konjunktur, aber ich wünschte mir wirklich, sie würden sauber lektoriert und korrigiert, am besten von jemandem, der zeitgeschichtliche Grundkenntnisse hat ... So zuckte ich denn bei "Letzter Tanz auf Sankt Pauli*" von Claus Crönert* genervt, als behauptet wurde, homosexuelle KZ-Häftlinge würden mit einem rosa Stern gekennzeichnet. Nein, es war ein rosa Winkel. Mit Sternen wurden jüdische Häftlinge gekennzeichnet, und selbst schwule Juden hätten keinen rosa Stern getragen, sondern je einen gelben und rosa Winkel, sternenförmig aufeinander genäht. 

Während unsere zweiwöchigen Mallorca-Urlaubs las ich hauptsächlich Mallorca-Krimis - und ich hatte viel Zeit zum Lesen. 

In "Der Teufel von Mallorca*" von Christina Gruber* geht ein Duo aus Oma und Enkelin auf Verbrecherjagd. Ein skrupelloser Mörder verschleppt und tötet ahnungslose Touristinnen. Inspector Héctor Ballester verfolgt die Spur des Täters – unterstützt von Johanna Miebach und ihrer Enkelin Gemma. Doch während das ungleiche Trio verzweifelt weitere Morde zu verhindern sucht, erlebt die Baleareninsel ihre dunkelste Stunde: Eine harmlose Demonstration gegen den Massentourismus endet in einem Blutbad. Das Buch ist der dritte Band einer Reihe und machte mir großen Spaß. Dass wir keinen Souvenir-Gecko für die Terrasse des alt-neuen Hauses mitnahmen, war pure Vernunft. Die beiden ersten Bände der Reihe stehen auf meiner Leseliste. Momentan versuche ich aber, möglichst keine Bücher zu kaufen - es müssen schon genug umziehen. 

"Der Tote von Santanyí*" ist ein Schuhfabrikant. Sein Tod kommt gleich mehreren Menschen gelegen: Dem unerwünschten Schwiegersohn, der psychisch labilen Tochter und einem Nachbarn, der eine alte Rechnung begleichen will – vor allem aber Verònica, der Stiefschwester des Toten, die darüber hinaus Chefinspektor Gabriel Ferrer den Kopf verdreht. Dann gibt es eine zweite Leiche, und das Blatt wendet sich dramatisch. Das Buch ist das bislang einzige von Claudia Wenk.

"Mallorca bis in alle Ewigkeit*" von Klaus Späne* beschreibt, wie die Insel in der Franco-Zeit für den Tourismus erschlossen wurde - mit Hilfe der Nationalsozialisten. Das Buch zeigt, wie die Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs die Insel bis heute prägt, eben weil die Aufarbeitung gerade erst beginnt. 

"Mallorquinische Träume*" ist der sechste Band um den Journalisten Helmut Bahn, geschrieben von Kurt Lehmkuhl*. Die Handlung spielt mehr in Düren als auf Mallorca. Der einjährige Sohn des Fabrikantenehepaars Franken wird entführt, seine Babysitterin ermordet. Tatverdächtig ist ein kürzlich aus der Haft entlassener Gewaltverbrecher, der vor zehn Jahren aufgrund der Zeugenaussage von Frankens Bruder verurteilt worden war. Redakteur Helmut Bahn vom Dürener Tageblatt wird mit der Übergabe des Lösegeldes beauftragt, die auf Mallorca stattfinden soll. Dort versucht Bahn zugleich, mithilfe seiner Freunde das Verbrechen aufzuklären. 

"Nach Mallorca in den Tod*" von Vielschreiberin Mara Laue* spielt eher auf einem Kreuzfahrtschiff als auf der Balearen-Insel. Protagonistin ist die Privatdetektivin Leonie Speer. Ihr neuer Klient spendiert ihr eine Kreuzfahrt nach Mallorca, auf der sie seine alleinreisende Frau beschatten soll, die er der Untreue verdächtigt. Kaum an Bord, klärt Speer neben ihrem Auftrag noch Juwelendiebstehle und Sabotage bei der Aufzeichnung einer Kochshow auf. Außerdem verliebt sie sich in ihren Kabinennachbar Juri, genau so ein Tausendsassa wie sie. Das ist einfach zu viel. Manchmal ist weniger mehr.

Mit den ausgeliehenen Mallorca-Krimis war ich jetzt durch. "Haarmann*" von Dirk Kurbjuweit* spielt naheliegenderweise im Hannover der 1920er Jahre, als Jungen und junge Männer spurlos verschwinden. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun. Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann. Das Buch ist spannend und fesselnd - klare Leseempfehlung!

"Um Mitternacht ab Buckingham Palace*" von JB Lawless* ist der zweite Fall für den irischen Detective Strafford.  Als London 1941 bombardiert wird, drohen Kronprinzessin Elizabeth und ihrer Schwester Margaret Gefahr: Eine Entführung soll geplant sein, und so werden sie inkognito nach Irland gebracht, in die Obhut des jungen Detective Strafford. Er soll gemeinsam mit der englische Geheimagentin Celia Nashe in Clonmillis Hall über "Ellen" und "Mary" wachen, und keiner darf wissen, dass es sich dabei eigentlich um die Königskinder handelt. Aber die irische Dienerschaft und alle, die in der Nähe wohnen, gehen in dem großen Haus ein und aus, nicht wenige von ihnen haben seit dem Unabhängigkeitskrieg kein gutes Bild von England. Bald sickert durch, um wen es sich bei den beiden Mädchen wirklich handelt. Die Handlung plätschert so dahin. Nur selten kommt Spannung auf, und am Schluss geht alles ganz schnell. Ich weiß noch nicht, ob ich den ersten Band "Tod in der Bibliothek*" lesen möchte.

Frank Goldammer* lese ich gerne, und so war auch "Im Schatten der Wende*" ein Selbstgänger. Im Mittelpunkt steht der Polizist Tobias Falck, der während seiner Ausbildung bei den Demonstrationen gegen das DDR-Regime in Leipzig eingesetzt wird, und nach der Wende zum Kriminaldauerdienst in Dresden wechselt. Dort ist ein sehr heterogenes Team zusammengewürfelt, das sich zusammenraufen muss. Gleichzeitig gibt es große Herausforderungen: Drogenhandel, Prostitution, Mord auf offener Straße – die Kriminalität im Osten verändert sich drastisch, und es ist völlig unklar, welche Rechtsgrundlage für ostdeutsche Polizeiarbeit kurz nach der Wende gilt. Das KDD-Team gerät zusehends unter Druck, vor allem als plötzlich eine westdeutsche Kollegin auftaucht und um Amtshilfe bei der Suche nach einem Auftragskiller ersucht. 

Ich freue mich auf den zweiten Band*, der im Dezember erscheint. 

Die S-Bahn ist leer, dann kann ich
lesen.
"Der Mann, der nicht vergessen konnte*" ist der vierte Band der Kajsa-Coren-Reihe von Trude Teige*. Die Journalistin Kajsa Coren möchte eigentlich beruflich etwas kürzertreten, doch auf einem stillgelegten Bauernhof bei Oslo wird ein Mann tot aufgefunden, der vor einigen Jahren ins Ausland ausgewandert war. Nun scheint er schwerkrank zurückgekehrt zu sein, um auf dem elterlichen Hof seinem Leben ein Ende zu setzen. In unmittelbarer Umgebung des Hofs finden sich jedoch rätselhafte Spuren – steckt hinter diesem Fall mehr, als es scheint? Coren beginnt zu recherchieren. 

Das Buch ist solide, allerdings war ziemlich früh klar, wer hinter den Verbrechen steckt (wenn auch nicht das Motiv), und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, eine ähnliche Handlung schon mal als Film gesehen oder als Buch gelesen zu haben. 

Dass "Operation Werwolf" von Uwe Klausner* eine sechsbändige Reihe ist, erwischte mich ja im August kalt, denn der erste Band "Blutweihe*" endet ja mit einem fiesen Cliffhanger. Die Handlung zieht und zieht sich schon im ersten Band - alle sechs Bände wollte ich nicht lesen, zumal die Chance, sie per Onleihe chronologisch zu bekommen, sehr gering ist. In den Oktober ging ich mit "Fememord*", dem dritten Band, in dem der Fall schon gelöst ist - die drei Folgebände sparte ich mir. 

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Samstag, 15. Oktober 2022

Samstagsplausch KW 41/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXXV

Eigentlich hatte ich mich auf das Yarncamp am Sonnabend gefreut, aber aufgrund der A7-Sperrung ließ ich es ausfallen, damit ich rechtzeitig in der lindgrünen Hölle bin, denn für den Nachmittag hatte sich eine Apfelpflückerin angesagt, und ich wusste nicht, wie lang der Stau werden würde. Die Apfelpflückerin füllte zwei 50 Kilo-Kisten! Im Garten der linken Nachbarin, die, die die Äpfel bislang als Müll betrachtete, standen zudem drei Wäschekörbe voller Äpfel, und ich sammelte einen halben Wäschekorb für Hamburg ein.

Sonntag kamen die Entrümpler zur Vorbesichtigung. Sie machen einen guten Eindruck, und der Preis stimmt auch. Donnerstag begann die Räumung des Hauses. Der Gatte fuhr schon Mittwoch raus - wir sind aktuell oft getrennt, was uns ganz gut tut. Seit Dezember 2020 waren wir ja nur getrennt, wenn der Gatte im Krankenhaus war. Ich bin immer noch unruhig, weil der Gatte immer mal wieder schlechte Nächte hat und dann Hilfe braucht, aber toi toi toi, bislang ging es gut. Das heißt aber nicht, dass ich besser schlafe. Ich habe heftige Schlafstörungen und bin tagsüber total erschöpft.

Sonntag kam auch A., die ich am Wochenende davor übers Foodsharing kennenlernte. Sie ist in einer der Kleiderkammern im Kreis aktiv, holte sich Besteck, Geschirr, Töpfe und die letzten beiden Winterjacken von Mudderns ab. Während ich bei den Kleiderkammern in Hamburg über jedes Kleidungsstück, jeden Kochtopf diskutieren muss, wird im Kreis alles genommen und geht sofort weg. Die Abholerin nahm sogar Sachen mit, die ich aussortiert hätte, und bei manchen Sachen musste ich sie überzeugen, dass die nun wirklich nicht mehr gehen. Schade, dass wir uns nicht eher kennenlernten, denn mit Mudderns Kleidung wäre die Kammer gut gefüllt gewesen.

Sonntag traf ich mich wie jede Woche mit Mudderns und war erschrocken, wie sehr sie seit letzter Woche körperlich abbaute. Inzwischen ist sie nicht mehr in der Lage, ihren Rollator alleine über den Gehweg zu schieben, braucht bei jedem noch so kleinen Hindernis wie abgesenkten Bürgersteigen Hilfe. Sie sagt, ihre Gesellschafterin helfe ihr schon lange beim Schieben. Sie kann auch kaum noch die Füße heben und braucht alle 50 bis 100 m eine Pause. Wir schafften es gerade so zu Fuß ins Wahllokal bei der Kirche und zurück. Man sieht Mudderns an, wie sehr das Gehen sie anstrengt, aber einen Rollstuhl lehnt sie vehement ab. Bislang konnten wir sie auch nicht zu einem Rollator-Rollstuhl* bewegen, und inzwischen lehnt sie es auch ab, sich auf dem Rollator schieben zu lassen. Es ist illusorisch, dass sie den Weg zur Kirche alleine schafft, und selbst, wenn sie es nicht mehr ablehnt, dass ich sie begleite, müssten wir die 500 m mit dem Auto fahren. 

Mudderns beklagte sich darüber, dass sie im Pflegeheim keinen Anschluss an die anderen Bewohnerinnen findet. Als wir uns dann aber mit einem Pfleger unterhielten und eine Mitbewohnerin dazu kam, fuhr Mudderns sie mit "Was guckst du so blöd?!" an. Ihre Aggressionen nehmen immer mehr zu, und sie nimmt es nicht wahr, wie sehr man sich um sie kümmert. Ihr Verhalten ist oft unangemessen. Sie ist mit der Situation schlichtweg überfordert und beharrt immer wieder darauf, alleine leben zu wollen. Nur weigere ich mich weiterhin, ihr eine Wohnung zu mieten, weil ich weiß, dass sie nicht mehr alleine leben kann. Im Pflegeheim wird ihr Verhalten aufgefangen, im Betreuten Wohnen nicht. Die Anlage ist nur auf selbstständige Bewohner ohne Unterstützungsbedarfe ausgerichtet. Die Damen, die ich dort bislang kennenlernte, sind alle noch sehr fit. Das ist Mudderns nicht. Das versteht Mudderns nicht. Immerhin nimmt sie vormittags an den Angeboten des Pflegeheims wie Sitzgymnastik oder Gedächtnistraining teil - wenn es denn stimmt, was sie erzählt. Das weiß man bei ihr ja nicht. 

Montag kam der Gatte aus der lindgrünen Hölle zum Wäschewechseln und Duschen, denn wir haben dort ja aktuell kein Bad (einen Tag später sollten wir auch kein Wasser, keine Toilette mehr haben). Er berichtete, die linke Nachbarin klingelte, um Apfelkuchen vorbeizubringen. Eine nette Geste, die uns gleichwohl irritierte, denn bislang waren die Äpfel ja nur Müll für sie, und zu Mudderns war sie nicht unbedingt nett. Der Kuchen war übrigens sehr lecker, mit Schmand und Streuseln.

Dienstag passierte dann ganz viel auf einmal. Der Tiefbauer rief endlich an, um den Termin für das Schießen des Glasfaserkabels abzusprechen. Ich hatte schon überlegt, zur Telekom zu wechseln. Der Service des örtlichen Versorgers ist zwar gut, nur die Absprache mit der Tiefbaufirma war nicht möglich. Sie rief exakt einmal an, als ich das Telefon nicht dabei hatte, machten keinen zweiten Versuch, und eine Rückrufmöglichkeit gab's nicht. Als ich aus dem Büro nach Hause kam, war ein dicker Umschlag vom Notar in der Post: Die Übertragungsurkunde für Haus und Grundstück! Die ist inzwischen schon bei der Bank. Das ist allerdings leider noch nicht der geänderte Grundbucheintrag, mit dem der Baukredit bewilligt wird. Auf den allein besteht die Bank. So bleibt es weiterhin eine Zitterpartie, ob er rechtzeitig bewilligt wird. Das schlägt inzwischen nicht nur dem Gatten auf den Magen, sondern auch mir, bereitet schlaflose Nächte. 

Auf dem Heimweg von Büro und Grippeimpfung sah ich die fast 90jährige Nachbarin an der Bushaltestelle sitzen und sprach sie an. Wir freuten uns beide, uns mal wieder aus der Nähe zu sehen. Vor Corona trafen wir uns fast täglich morgens an der Bushaltestelle, da wir beide um die gleiche Zeit aus dem Haus gingen. Seit Corona winken wir uns von Balkon zu Balkon zu - manchmal rufen wir auch einen Gruß, aber das ist über die Distanz mühselig. Als ich noch öfter mit dem Gatten spazierenging, trafen wir uns manchmal im Park. Dienstag klönten wir trotz Kälte fast eine halbe Stunde - der Gatte wunderte sich, wo ich bleibe. 

Dann rief der Bauunternehmer an und teilte mit, wir hätten warmes Wasser im Gäste-Klo. Das hörte sich so an, als wäre der neue Durchlauferhitzer schon angeschlossen, und entsprechend erfreut fuhr der Gatte am Mittwoch ins alt-neue Haus. Vor Ort zeigte sich, das zwar der Wasserhahn am Waschbecken erneuert wurde und warmes Wasser fließen könnte, wäre ein funktionierender Durchlauferhitzer da, aber tatsächlich kommt das weiterhin Wasser aus einem Schlauch in der Wand - und dieser Schlauch ist auch die Klospülung. Ansonsten gibt es kein Wasser. Der Gatte tobte.

Donnerstag gab's dann Wasser - kurzfristig sogar da, wo's sein sollte. Der Installateur schloss die Toilette an, weil wir darauf bestanden, dass wir mit insgesamt acht Personen, die drei Tage im Haus arbeiten, nicht ohne Toilette sein können, und so hatten wir Wasser im Handwaschbecken und im Spülkasten - und im gesamten Gäste-Klo und im Windfang, weil eine Zuleitung leckt und das WC verstopft ist. Verstopfung und Leckage wurden zwar am Donnerstag noch beseitigt, traten aber Freitag wieder auf. Wir sind ziemlich frustriert, denn bis die Baubrigade Hand anlegte, funktionierte das WC, und wenn die sogar schon an einem funktionierenden WC scheitern, wie soll es dann erst mit dem komplett neu zu bauenden Bad inkl. Erneuerung der Leitungen werden?!  

Donnerstag und Freitag wurde das Haus geräumt, was durch ein Missverständnis leider auch Schnuffi, meinem gerade erst wiedergefundenen Kindheitskuscheltier, das Leben kostete. Ich bin sehr traurig. Vermutlich kompensiere ich damit die Gesamtsituation. Ich realisiere erst langsam, dass jetzt endgültig und unwiderruflich die ganzen alten Leben von Eltern und Großeltern aus dem Haus ausziehen. Mudderns weiß nicht, dass das Haus geräumt wird. In klaren Momenten ahnt sie es.

Donnerstag hatte ich ein hilfreiches Gespräch mit der Nachbarin, die seit 50 Jahren gegenüber von Mudderns wohnt, nur wenige Jahre jünger ist als sie, verhältnismäßig viel Kontakt mit ihr hatte, und mit ihrer Tochter. Ich hadere ja noch immer mit der Entscheidung, Mudderns ins Pflegeheim gegeben zu haben, denn ich weiß, sie wollte nie in eines. Von den beiden Frauen zu hören, dass ich keine andere Wahl hatte, weil Mudderns alle Alternativen ablehnte, tat gut.

Freitag wurde dann zumindest schon mal das Kabel für Internet. Telefon und TV gelegt. Jetzt warten wir auf die Installation der Fritzbox durch die örtlichen Stadtwerke, und dann kann der Gatte die Verkabelung im Haus übernehmen.  

Eigentlich wollten wir bis Sonntag in der lindgrünen Hölle bleiben, heute gemütlich über den Wochenmarkt schlendern, uns später eine Dionsaurier-Ausstellung ansehen, aber die Toilettensituation ließ uns die Flucht ergreifen. So habe ich das erste Wochenende ohne Termine seit dem 25. Juni, dem Tag, als Mudderns ins Krankenhaus kam. Das tut dem Gatten und mir wirklich gut. Ich habe tatsächlich mal zehn Stunden geschlafen. 

Hier gilt seit mittlerweile 135 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Sanierung des alt-neuen Hauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. 

Aktuell ist Corona ganz nahe: Mudderns rief heute Mittag an und sagte, im Pflegeheim sei alles gesperrt, weil es Coronafälle gebe. Welche Maßnahmen konkret ergriffen wurden, konnte die mir nicht sagen, denn sie versteht das alles nicht. Zugegeben, in ihrem Haus wäre die Gefahr, sich an Corona anzustecken, geringer als im Heim, aber dafür war da die Gefahr, sich bei einem Sturz das Genick zu brechen, größer. Dennoch: Wieder mal habe ich ein schlechtes Gewissen. Gleichzeitig überlege ich, wie sie kommenden Sonntag an der Stichwahl teilnehmen kann. Mal schauen, ob sie kurzfristig Briefwahl möchte, sofern es überhaupt möglich ist, sie kurz zur Übergabe der Unterlagen vorm Heim zu sehen. Ob sie ihre Gesellschaften in der kommenden Woche sehen kann, ist ja auch fraglich. Das wird schwer für Mudderns. Ich hoffe, dass es wenigstens die täglichen Veranstaltungsangebote im Heim weiterhin gibt, Mudderns nicht in Zimmerquarantäne muss. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Tante rief sogar Mittwoch an, um sich für einen Gruß zu bedanken. Schwiegermutter hatte gerade viel Schererei, weil ihr das Portemonnaie gestohlen wurde - mal wieder. Zum Glück war es diesmal kein zu hoher Betrag. Sie ist für Taschendiebe wirklich eine leichte Beute. Diesmal ließ sie ihr Portemonnaie in einem Regal liegen, um sich in einem anderen etwas anzusehen. 

Im Büro ist es ruhig, trotz der Herbstferien. Eine Kollegin ist weiterhin an Corona erkrankt, und ein Kollege war in freiwilliger Quarantäne, da es in der Familie einen Coronafall gibt. Ich hoffe, er infizierte sich nicht, denn das wäre seine dritte Infektion.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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Samstag, 8. Oktober 2022

Samstagsplausch KW 40/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXXIV

Am langen Wochenende hatten wir ein privates Apfelfest: In Mudderns Garten, der jetzt unserer ist, wächst ein Apfelbaum. Er war eigentlich als Zierapfel gedacht, verwilderte aber total, trägt dieses Jahr wieder üppig. Aktuell komme ich nicht gegen die Zentner an, denn ich will neben dem ganzen Haus-Stress in diesem Jahr nicht auch noch Apfelmus oder Apfelsaft machen. Andererseits, wenn das Haus leer ist, könnten die Weck-Flaschen schon mal umziehen und mit dem Entsafter, der ohnehin schon im alt-neuen Haus steht, gefüllt werden ...

Die guten ins Töpfchen ... Fünf solcher Wäschekörbe (links) wurden geerntet. Einer ging zum Fairteiler. Und heute geht's munter weiter. Langsam kommen die richtig reifen Äpfel runter. Der Gatte kaufte einen Apfelpflücker und ist mucksch, dass er teilen muss. 

Ich hatte die Äpfel  bei Foodsharing und über Twitter angeboten, so dass drei Frauen zum Ernten kamen. Außerdem kam eine Kollegin, die sich für Mudderns Gläser und Geschirr interessierte, und nahm sich neben Gläsern auch noch Äpfel mit. Gut fünf Wäschekörbe voll wurden geerntet. 

Als die Jungs einer Abholerin gerade im Apfelbaum herumkletterten, um die richtig reifen Äpfel zu ernten, kam die linke Nachbarin vorbei - die, die den Apfelbaum weghaben will, die schon versuchte, ihn abzuholzen, weil die Äpfel auch in ihren Garten fallen und ja nur Müll sind, die mehrfach Mudderns Garten unerlaubt betrat, um Bäume und Sträucher zu kappen. Wir fragten, ob wir in ihren Garten dürften, um das Fallobst aufzuheben, und, oh Wunder: "Daraus wollte ich Apfelkuchen backen, wenn es Ihnen recht ist." Sieh an, kaum kommen Menschen zur Apfelernte, ist das Fallobst kein Müll mehr ... Natürlich kann sie sich die Äpfel nehmen. Den Apfelbaum werden wir dennoch schnellstmöglich beschneiden lassen, und dann werden die Äste zur linken Seite gekappt, denn wer weiß, wie lange dieser Stimmungswandel anhält.

Mudderns freute sich, dass rund um ihren ehemaligen Apfelbaum so viel los war, ließ sich Äpfel ins Pflegeheim mitbringen und verteilte sie dort stolz. Angeblich waren die Äpfel auch ganz schnell gegessen und alle begeistert. Morgen werde ich einen Apfelkuchen für den Gemeinschaftsraum auf ihrer Etage mitbringen und hoffe, Bewohner und Pflegekräfte freuen sich.

Hier gilt seit mittlerweile 134 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und durch die Sanierung des alt-neuen Hauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. 

Während des langen Wochenendes schaffte ich trotz des vielen Besuchs einiges im alt-neuen Haus. So habe ich jetzt wieder einen Überblick, was zum Entrümpler soll und was nicht und fand die ominöse Briefmarkensammlung in einem wahrlich riesigen alten Schrank, der an The Luggage erinnert. Wenn etwas Ruhe einkehrte, muss ich mal zusammentragen, woraus die Sammlung besteht, und sie Händlern anbieten. Der Großteil der Sammlung sind allerdings Marken, die unbesehen gespendet werden können, aber auch da brauche ich Zeit und Muße, die entsprechenden Pakete zusammenzustellen.

Von dem, was ich neben den Briefmarken in dem riesigen Schrank fand, war ich im Wechsel entgeistert und berührt. Berührt war ich von Mudderns Kreativität, die sich in Scherenschnitten, Zeichnungen, Modezeichnungen zeigte. Entgeistert war ich davon, was alles aufgehoben wurde: Mudderns Zeichnungen seit 1953, Kalender seit 1959, meine Kinderzeichnungen ... Das Haus wurde 1961 gebaut, d.h. Mudderns Zeichnungen und die Kalender aus 1959 / 1960 zogen mit um. Manchmal fürchte ich, das Haus hebt ab, wenn es erstmal leer ist. Zum Glück ist es ein Mittelreihenhaus und wird von zwei Seiten gehalten.

An diesem Wochenende werde ich nochmal eine Müll-Runde durch's Haus drehen, denn für jeden Müllsacke, den wir entsorgen, müssen wir nichts an den Entrümpler zahlen. Außerdem kommt eine Frau, die ich über's Foodsharing kennenlernte, um Mudderns Alltagsgeschirr, Besteck und die letzten Kleidungsstücke für die örtliche Kleiderkammer abzuholen. Wieder etwas, das der Entrümpler nicht berechnet. Der wird ohnehin einen hohen vierstelligen Betrag berechnen, und ich hoffe, meine letzten Rücklagen reichen dafür aus. Wer weiß, wann der Baukredit bewilligt wird, denn das geänderte Grundbuch liegt mir noch nicht vor, und so lange das fehlt, bekomme ich keinen Baukredit. Wenn jetzt noch irgendeine Nachzahlung kommt, zum Beispiel für die Steuer, wird's extrem problematisch. Zum Glück sind Wasser-, Nebenkosten- und Heizkostenabrechnung sowie Stromrechnung schon durch, kommt die nächste Wasserabrechnung erst im Frühjahr.

Dienstag früh trafen wir uns kurz mit dem Bauunternehmer, der das alt-neue Haus saniert. Er erschreckte uns mit der Nachricht, bis zum Monatsende wollen sie mit allen Arbeiten fertig sein. Sollte das wirklich eintreffen, haben wir ein Problem. Ich versuche, die blankliegenden Nerven zu behalten. Bislang hielt die Baubrigade noch keinen Fertigungstermin ein, und auch diese Woche tat sich auf unserer Baustelle nichts, weil man das gute Wetter nutzte, um woanders die Außenarbeiten abzuschließen. 

Mittwoch war mein einziger Bürotag in dieser Woche.

Donnerstag und Freitag konnte ich zu Hause arbeiten, was nach wie vor eine extreme Erleichterung ist, denn ich spare die Fahrzeit. Freitag fuhr der Gatte schon mal vor ins alt-neue Haus, so dass wir nach langer Zeit getrennt voneinander waren, ohne dass der Gatte im Krankenhaus war. Das war ungewohnt, ist aber eine gute Übung, denn ich möchte eine Dienstreise inkl. Übernachtung machen und muss mich ja auch auf eine Nacht im Krankenhaus einrichten. Weil der Diabetes des Gatten immer wieder entgleist, vor allem nachts, der Gatte immer sturzgefährdet ist, habe ich auch nachts immer ein Ohr auf ihn, und im alt-neuen Haus haben wir auf jeder Etage Walkie-Talkies, damit er um Hilfe rufen kann. Das geht aber nicht, wenn er alleine ist. Allerdings ist es auch keine Lösung, wenn wir ständig aufeinander hängen. Der Abstand tat uns beiden gut. 

Mudderns will weiterhin ins Betreute Wohnen, und am Wochenende eskalierte die Situation. In der Anlage wäre nämlich tatsächlich eine Wohnung frei. Sie bestand darauf, dass ich alles für sie regle, den Mietvertrag unterschreibe etc., und ich beharrte darauf, dass sie das alleine machen kann, wenn sie darauf besteht, selbstständig genug zu sein für eine eigene Wohnung. Das war ziemlich hart. Inzwischen beruhigte sich Mudderns aber wieder. Sie will jetzt bis zum Ende des Winters im Pflegeheim bleiben und dann umziehen. Ja, nee, is klaa. Immerhin spricht sie immer öfter von ihrem Zuhause, wenn sie vom Pflegeheim spricht. ich fände es ja such schöner, wenn Mudderns eine eigene Wohnung hätte, aber so fit ist sie einfach nicht mehr, auch, wenn sie das hartnäckig ignoriert. Die Realität war noch nie so ihrs. 

Gestern ging Mudderns Puppe in die Puppenklinik. Es war ein merkwürdiges Gefühl, Püppi da so nackt zurück zu lassen. Ich weiß nicht, wann ich sie wiederbekomme. Eigentlich hat die Puppenklinik gerade Annahmestopp, machte aber für Mudderns eine Ausnahme. Wenn alles klappt, wird der Trümmerbruch am linken Bein behoben, bekommt Püppi auch neue Strümpfe und Schuhe. Die restliche Kleidung bekam ich mit, um sie zu waschen, und auch Püppi soll aufgehübscht zurückkommen. Gedanken machen wir uns darüber, wie Mudderns sie sicher aufbewahren und trotzdem sehen kann. Die Puppe ist bummelig 80 Jahre alt, aus Zelluloid und sehr zerbrechlich. Für den Trümmerbruch sorgte Mudderns Putzfrau, und ich vermute, im Pflegeheim wird's schwer, den Putzkräften beizupulen, dass die Puppe nicht angefasst werden darf. Ich überlegte schon, sie unter einen Glassturz zu setzen ... 

Ich bin die meiste Zeit nur erschöpft und froh über Bürotage, denn da weiß ich, welche Katastrophen mich erwarten. Da kann ich etwas Luft holen. Privat versuche ich, alle Bälle in der Luft zu halten, es allen recht zu machen, alle Erwartungen zu erfüllen, und scheitere dennoch täglich. Es ist einfach viel zu viel gewesen in den letzten drei Jahren. Die Atempausen waren viel zu kurz. Aber zumindest meinem Gewicht tut der Stress gut: Es geht wieder runter. Es fehlen noch 22 Kilo bis zum Ziel, über 30 Kilo sind schon weg. Okay, eigentlich fehlen noch immer fast 70 Kilo bis zum Ziel, weil nur ein BMI von 18 ein guter BMI ist, aber dieses Ziel werde ich nicht erreichen. Ich wäre mit einem BMI von 34 zufrieden, vor allem, wenn ich bedenke, dass ich bei einem BMI von über 53 startete. Als die Hormonstörung, die erst seit zwei Jahren behandelte wird, vor etwa 35 Jahren begann, hatte ich einen BMI von knapp 27.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.