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Montag, 8. Juni 2020

Ausgelesen: Bücher im Mai 2020

Früher störte es mich nicht so sehr, dass ich Krimireihen selten in der chronologischen Reihenfolge las, weil ich über Bücherhallen oder Onleihe selten alle Bände in der richtigen Reihenfolge bekam, aber das hat sich seit letzten Jahr mit der Reihe Decker-Lazarus-Reihe* von Faye Kellerman geändert. Seitdem versuche ich immer öfter, Reihen chronologisch zu lesen.

Im Mai nahm ich mir die zehnbändige Reihe von Hendrik Falkenberg um den jungen Sportpolizisten Hannes Niehaus vor. Ich brauchte eine gewisse Leidensfähigkeit, denn so spannend sich die Klappentexte lesen, so langatmig sind die ersten beiden Bände. Ein straffes Lektorat hätte gut getan. Ab Band drei ging's dann einigermaßen. Die Bücher werden als Regional- bzw. Ostseekrimis vermarktet, aber Lokalkolorit will nicht wirklich aufkommen, denn es bleibt unklar, in welcher Stadt Niehaus trainiert und ermittelt.

Im ersten Band "Die Zeit heilt keine Wunden*" lernt sich das ungleiche Ermittler-Duo Hannes Niehaus und sein eigenwilliger Chef Fritz Janssen kennen. Janssen steht kurz vor der Pensionierung und ist wenig erfreut, jetzt noch einen neuen Partner einarbeiten zu müssen, zumal Niehaus nur halbtags als Polizist arbeitet, ansonsten als Kanut für die Olympiade trainiert. Die beiden werden in einen Strudel aus dunklen Geheimnissen gerissen, als ein alter Mann an der Steilküste eine Tote entdeckt. Als Johannes auf eine Spur aus der NS-Zeit stößt, kann er die Tragweite seiner Ermittlungen noch nicht erahnen.

Von der Langatmigkeit und dem ausschweifenden Stil mal abgesehen, macht es Spaß, die Figuren kennenzulernen. Es gibt zwar einige, gelinde gesagt, überraschende Wendungen, damit der Fall am Ende einen Sinn ergibt, aber das ist okay.

Im zweiten Band "Das Kreuz des Nordens*" bekommt Niehaus einen neuen Chef, der ihn in den folgenden Bänden begleitet, hält aber weiterhin intensiven Kontakt zu seinem bisherigen Chef, der im Hintergrund bei der Aufklärung der Fälle hilft. Ich hätte mir gewünscht, dass Niehaus und Janssen ein Ermittlerduo bleiben.

In "Das Kreuz des Nordens" geht es um Morde innerhalb einer religiösen Gemeinschaft, und mir war zu schnell klar, wo der Schuldige zu finden sein muss.

Der dritte Fall "Die Bühne des Sterbens*" spielt im Umfeld einer Rockband, deren Gitarrist während seiner Trauung erschossen wird. Die Handlung ist ein wenig temporeicher als die der ersten beiden Bände. Mehr Tempo wäre dennoch gut.

Auch in "Das Erbe der Schuld*" müssen Niehaus und seine Kollegen tief in die Vergangenheit des Opfers, eines Psychologie-Professors, eintauchen. Falkenberg braucht inzwischen weniger Seiten, um die Handlung zu einem Ende zu führen, aber mir fehlt immer noch Tempo, abgesehen von dem beim Sturz des Opfers aus einem Flugzeug. Und Logikfehler stören mehr als bei den anderen Bänden: So wird aus einer Terrassentür im nächsten Satz schon mal eine Balkontür. Von den häufig verwechselten Personalpronomen rede ich gar nicht erst. Es bedarf schon einer gewissen Leidensfähigkeit für diese Reihe.

In "Der Schmerz der Seele*" greift Falkenberg die Massentierhaltung auf. Niehaus intensiviert außerdem seine Zusammenarbeit mit einem Journalisten, dessen Tochter zu den Tierschutzaktivisten gehört, die eine Geflügelfarm stürmen, und schwänzt öfter das Kanu-Training, um seinen ehemaligen Chef im Gefängnis zu besuchen. Die Handlung hält überraschende Wendungen bereit.

Hannes ehemaliger Chef wird in "Das Recht des Stärkeren*" als Maulwurf eingesetzt, um im Gefängnis zu ermitteln und gerät in diesem Fall um organisierte Kriminalität selbst in Gefahr. Statt Hannes rücken immer öfter seine Kollegen, in diesem Falle Clarissa und Per, in den Mittelpunkt. Einerseits ist es zwar ganz schön zu lesen, wie sich alle Figuren entwickeln, aber andererseits ist das Buch ziemlich langatmig - wie schon gesagt: Es braucht eine gewisse Leidensfähigkeit für diese Reihe.

Zu Beginn des siebten Bandes, "Das Ende der Hoffnung*" dachte ich, jetzt käme endlich der Fall an die Reihe, der Fritz, Hannes krebskranken ehemaligen Chef, immer noch beschäftigt, weil er nie aufgeklärt werden konnte, aber nein. Dieser Fall wird im achten Band aufgegriffen. Im siebten geht's um Morde an deutschen Frauen, die in Schweden leben, lernt Hannes seinen Kollegen Nils und dessen Familie kennen.

Da ich immer noch Masken für uns nähe, höre ich auch immer wieder mal das eine oder andere Hörspiel. Diesen Monat war's "Lachsfischen im Jemen*"

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Freitag, 1. Mai 2020

Ausgelesen: Bücher im April 2020

Viele Freizeitaktivitäten kann ich immer noch nicht machen, zum einen, weil ich gesundheitlich noch immer eingeschränkt bin, zum anderen, weil coronabedingt Turnhalle und Theater geschlossen sind. Also lese ich, wenn ich nicht stricke oder nähe.

Im März entdeckte ich die Reihe um den Münchner "Kommissar Pascha", Zeki Demirbilek, und im April erschien der siebte Band, "Tödliche Auszeit*" von Su Turhan. Wenn es keine Wende im Stile der Duschszene mit Bobby Ewing gibt, dürfte es der letzte Band gewesen sein, kommt die Reihe zu einem drastischen Ende.

Worum geht's? Kommissar Pascha ist entschlossen, hinzuwerfen. Doch dazu kommt es nicht, als eine junge Polizistin, die zum Schutz der Münchner Sicherheitskonferenz in die Landeshauptstadt einberufen wurde, spurlos verschwindet. Zeki und seine Kollegen geben alles, um die Tat aufzuklären. Die Spuren führen in den Teilnehmerkreis der Sicherheitskonferenz – doch sicher ist bald niemand mehr.

Man merkt deutlich, dass Turhan keine Lust mehr hat - und der Verlag anscheinend auch nicht, denn das Buch ist nachlässig korrigiert und lektoriert. Falsche Grammatik, nicht in der dialekt geprägten direkten Rede, wo's zu verschmerzen wäre, und unlogische Szenen wie die mit der Nichte von Isabel Vierkant, die entführt und verschnürt in einem Kofferraum liegt und es trotz gefesselter Hände schafft, sich am ganzen Körper abzutasten. Zeki scheint zudem völlig abgedreht, so dass sein vermutlicher Tod am Ende fast schon eine Erlösung ist - für den Kommissar und die Leserin.

Wie bei "Kommissar Pascha" kam ich auch bei "Allmen und die Erotik*" durch die Verfilmungen auf die Idee, mal nach den Büchern zu gucken. Die Allmen-Reihe schreibt Martin Suter, und die Verfilmungen mit Heino Ferch, dem vermeintlichen verarmten Adeligen Allmen, und Samuel Finzi, dem schlitzohrigen Diener Carlos, sehe ich gerne. Das Buch kann mit der Serie mithalten, macht Lust auf mehr. Mal schauen, dass ich die bislang sechsbändige Serie von Anfang an lese.

Nachdem mir der Thriller "Das Schweigen der Angst*" von M. Sean Coleman gut gefiel, las ich gleich den ersten Band, "Der Ruf der toten Mädchen*". Obwohl beide Bände ineinander abgeschlossen sind, schadet es nicht, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen, weil dann manche Bezüge deutlich werden. Im ersten Band klärt die Theologin und Expertin für Übersinnliches Dr. Alex Ripley eine Serie von Teenager-Selbstmorden im englischen Lake District, und im zweiten Band beschäftigt sie sich mit einer Wunderheilerin an der Küste von Nordwales. Beide Bücher sind spannend und haben für mich genau das richtige Maß an Thrill - wobei für mich allerdings auch "Bambi*" ein Horrorfilm ist.

Von Vielschreiber Sebastian Thiel las ich vor etwa vier Jahren schon "Geheimprojekt Flugscheibe*" und war nicht so sehr angetan, da das Thema des Krimis zwar spannend war, die Umsetzung aber nicht so gelungen. Mit "Deutscher Frühling*" aus der Reihe Zeitgeschichtlicher Krimis im Gmeiner-Verlag machte ich einen weiteren Versuch, ohne wirklich überzeugt zu werden. Protagonisten sind der ehemalige Polizist Hardy Schmittgen und die Halbwüchsige Luisa Porovnik, die sich in den brutalen letzten Kriegstagen buchstäblich durchschlagen.

Zufällig retten sie Reginald Taylor, Verbindungsoffizier des britischen Militärgouverneurs, das Leben. Er stellt die beiden in seine Dienste, und sie erledigen allerlei Aufträge für ihn: Sie retten von den Nazis beiseite geschaffte Kunst, finden russische Spione, und zu guter Letzt vereiteln Schmittgen und Porovnik während der Feierstunde zur Verkündung des Grundgesetzes auch noch ein Attentat. Die Fälle wirken wahllos aneinander gereiht, sind allesamt der konstruiert und sehr brutal. Muss man nicht unbedingt lesen.

Viel besser gefiel mir "Rheinlandbastard*" von Dieter Aurass. Von Aurass möchte ich unbedingt mehr lesen und habe mir schon die Reihe um den Frankfurter Hauptkommissar Gregor Mandelbaum vorgemerkt.

Der historische Krimi rund um die Kinder schwarzer französischer Soldaten und weißer deutscher Mütter spielt im Jahr 1924 in Coblenz am Rhein. Soldaten der französischen Besatzung fallen einer Mordserie zum Opfer. Fremdenhass? Rache? Oder hat der Täter ein ganz anderes Motiv?

Als der französische Ermittler Didier Anjou bei seinen Untersuchungen an seine Grenzen stößt, muss er wohl oder übel den jungen deutschen Kommissar Adalbert Wicker um Hilfe bitten. Zu Anjous Ärger vermutet dieser den Täter in den Reihen der Soldaten selbst. Doch Licht ins Dunkel kann erst Wickers heimliche Geliebte bringen, die französische Krankenschwester Babette. Sie ist nicht nur der Schlüssel zu dem Fall, sondern auch zu Anjous verdrängter Vergangenheit. Kann die Liebe zwischen Babette und Adalbert den Hass zwischen Franzosen und Deutschen besiegen?

Durch das Maskennähen wandte ich mich auch wieder Hörspielen und Hörbüchern zu. So hörte ich endlich "Die drei ??? Höhenangst*". Ein unbekannter Anrufer behauptet, Bob wäre der einzige Augenzeuge eines Mordes. Und als wäre das nicht schon seltsam genug, handelt das neueste Buch des Autors Ben Hustler von genau diesem Verbrechen. Bob glaubt an einen schlechten Scherz. Doch als er beginnt, die ersten Kapitel von "Höhenangst" zu lesen, überkommt ihn eine Gänsehaut. Eine sehr spannende Folge, inklusive der Geschichte in der Geschichte!

In Hörspielfolge 202, "Die drei ??? Das weiße Grab*" nehmen sich die drei Detektive sich Auszeit in den Bergen, die aber anders verläuft als vorgestellt. Nach dem Abgang einer Lawine stecken sie in einer Hütte fest! Mit ihnen zwei Wanderer und eine Bewohnerin des nahegelegenen Bergdorfs. Und als wäre die Situation nicht heikel genug, beginnen die Detektivinstinkte der drei ??? Alarm zu schlagen. Gibt es etwa eine Verbindung zwischen den Personen und dem geheimnisvollen Unfall, der vor einiger Zeit hier passierte? Die Geschichte riss mich nicht so sehr mit, denn es war zu früh ersichtlich, wie alles zusammenhängt.

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Mittwoch, 30. Dezember 2015

Ausgelesen: Bücher im November und Dezember

In den November startete ich mit "Scheintod" von Tess Gerritsen. Der fünfte Fall für Rizzoli und Isles nahm mich wirklich gefangen. Da ich Krimireihen selten chronologisch lese, wusste ich zum Glück um das Happy End, aber trotzdem atmete ich am Schluss auf.

Worum geht's? Isles hört aus einem der Kühlfächer bei einem Routinegang durch die Pathologie Geräusche. Sie findet eine unbekannte Frau noch lebend in einem Leichensack. Die Scheintote kann gerettet werden, flieht jedoch, kaum dass sie das Bewusstsein wiedererlangt hat.

Kurze Zeit später bringt sie mit einem Komplizen in einem nahe gelegenen Krankenhaus mehrere Geiseln in ihre Gewalt. Der Zufall will es, dass sich unter den Betroffenen auch die hochschwangere Rizzoli befindet, die in Kürze ihr Kind zur Welt bringen will. Die Geiselnehmer haben offenbar eine Botschaft, die sie über Presse und Rundfunk äußern wollen.

Doch bevor es dazu kommt, wird das Krankenhaus von der Polizei gestürmt, beide Geiselnehmer werden unter dubiosen Umständen erschossen. „Mila weiß Bescheid“, kann die junge Frau Rizzoli noch zuflüstern, bevor sie stirbt.

Sofort nach ihrer Entbindung nimmt die Polizistin gemeinsam mit ihrem Mann Gabriel Dean vom FBI und ihrem Teampartner Barry Frost die Suche nach der geheimnisvollen Mila auf. Die Ermittler stoßen dabei auf auf ein unvorstellbares Verbrechen.

Zur Entspannung brauchte ich etwas Leichtes und las einen Regionalkrimi: "Holunderblut" von Barbara Brinkmann. Protagonistin ist Katharina Berger. Sie kehrt nach Jahren bei der Kripo München in ihr Heimatdorf Weil zurück.

Ein ruhiges Polizistenleben auf dem Land ist ihr nicht beschert, denn aus einer Vermisstenmeldung entwickelt sich schon bald ein handfester Kriminalfall. Aber Katharina ist ohnehin keine, die gerne die Füße hochlegt. Sie stürzt sich in "ihren" ersten Fall und überschreitet ihre Kompetenzen in alle Richtungen ...

Mir gefiel das Buch - mit Abstrichen: Durch die verknüpfte Liebesgeschichte gleitet mir die Handlung zu oft ins Kitschige ab, und oft wird angekündigt, eine Handlung solle sich später noch als Unheilvoll erweisen, dann aber folgt nichts. Kurz: Ein netter Krimi zur Unterhaltung zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger.

Leicht ging's weiter, wieder mit einem Regionalkrimi, nur diesmal aus dem Ruhrpott: "Tote Hippe an der Strippe" von Lotte Minck. Die ausführliche Rezension ist hier zu lesen.

Dann traf endlich "Kalter Zorn" ein, der Nachfolger von "Sibirischer Wind" von Ilja Albrecht. Der Kosmos von Kiran Mendelsohn und seinen Kollegen nahm mich wie beim Erstling gefangen. Eine ausführliche Rezension folgt demnächst.

Beim Stricken hörte ich ganz entspannt und mit viel Vergnügen "Rentierköttel" von Lars Simon. Die ausführliche Rezension ist hier zu lesen. Den Erstling "Elchscheiße" habe ich inzwischen auf dem eBook-Reader und bin gespannt.

In diesem Monat traf ein weiteres Rezensionsexemplar ein: "Zu richten die Lebenden" von Erica Spindler. Der Thriller spielt in New Orleans, das von einer Mordserie erschüttert wird. Eine ausführliche Rezension wird folgen, aber vorab sei schon mal gesagt, dass ich das Buch im letzten Drittel kaum noch aus der Hand legen konnte.

Zwischendrin las ich immer mal wieder "Die Chirurigin" an, der ersten Band der Rizzoli & Isles-Reihe von Tess Gerritsen, aber es gab immer andere Bücher, die vorgingen oder mich mehr fesselten.

Nur in Etappen konnte ich "Morgen ist leider auch noch ein Tag" von Tobi Katze lesen. Er beschreibt sein Leben und Arbeiten mit Depression.  Die Aussage "Irgendwie hatte ich mir von meiner Depression mehr erwartet", ist typisch für Katzes Umgang mit seiner Erkrankung.

Die Depression überfällt Tobi Katze nicht plötzlich. Sie hat sich angeschlichen und unmerklich das Ruder in seinem Leben übernommen. Die meiste Zeit schließt er sich in seiner Wohnung ein und spricht lieber mit der schmutzigen Wäsche als mit seinen Freunden. Abends übertönt er die Stille in ihm mit Partys, füllt die Leere, wo Gefühle sein sollten, mit Bier und pflanzt sich ein Dauergrinsen ins Gesicht, um ja nicht den Anschein zu erwecken, etwas wäre nicht in Ordnung.

Mir ging das Buch ziemlich nahe, denn vieles kenne ich von mir selbst oder anderen Erkrankten. Katze begegnet seiner Depression ähnlich sarkastisch und ironisch wie ich (bei mir tarnt sich die Depression allerdings als Burn Out - hört sich flotter und dynamischer an, ist aber letztlich so ziemlich der gleiche Mist). In solchen Momenten machte das Lesen großen Spaß, erkenne ich vieles wieder.

Aber so 'ne Depression ist kein Kinderspiel, und deswegen ist "Morgen ist leider auch noch ein Tag" eben phasenweise auch sehr ernst, bietet viel Stoff zum Nachdenken. Deswegen ist es keine leichte Kost; deswegen ist es ein Buch, dass ich nur in Etappen lesen konnte.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für Menschen, die sich mit der dösigen Depression näher auseinandersetzen wollen oder müssen. Ich denke, besonders Angehörige Erkrankten können von dem Buch profitieren und vielleicht mehr Verständnis entwickeln.

Aktuell lese ich mich durch ein paar Weihnachtsgeschenke und die Jütland-Krimis von Kirsten Holst*.

Und was liest Du gerade? Gab's bei dir auch Buchgeschenke zu Weihnachten?

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Freitag, 25. Dezember 2015

Rezension: "Rentierköttel" von Lars Simon (Hörbuch)

Rentierköttel (Front-Cover)Wenn ich über ein Hörbuch sage, dass ich nicht eingeschlafen bin, so mag das despektierlich klingen. aber ich habe nun mal die Tendenz, einzuschlafen, wenn mir jemand etwas vorliest. Deswegen besuche ich ungern Lesungen, wenngleich ich es sehr spannend finde, Autoren mal live zu erleben.

"Rentierköttel", der aktuelle Roman von Lars Simon, gesprochen von Holger Dexner, hat geschafft, was Hörbüchern selten gelingt: Ich blieb wach - sogar extra lange, weil ich alle drei CDs unbedingt zusammenhängend hören wollte.

"Rentierköttel" ist der letzte Roman aus der Trilogie um den 35jährigen Torsten Brettschneider, der sich gerade ein Häuschen in Schweden kaufte, ganz in der Nähe seiner Angebeteten Linda. Alles perfekt! Bis sich ungeahnte Probleme auftun: Das Haus ist marode und die Angebetete verschwunden. Als dann auch noch Torstens Freund und Langzeitstudent Rainer in original samischer Traditionsbekleidung auf der Matte steht, scheint das Chaos perfekt. Doch das Wichtigste zuerst: Er muss Linda finden. 

Zu allem Überfluss stehen außer Freund Rainer auch noch Torstens frühverrenteter Vater und seine Lebensgefährtin vor der Tür, um die Weihnachtstage bei Torsten zu verbringen und sich um die Beaufsichtigung der Handwerker zu kümmern. Wobei: So viel gibt es da gar nicht zu beaufsichtigen, denn die Handwerker sind plötzlich verschwunden.

Torsten macht sich also auf die Suche nach Linda, begleitet von Rainer, der im Kulturverein "Yggdrasils Ritter" in die samische Sprache und Kultur eintauchen will. Vor Ort, in der eisigen Einsamkeit Lapplands, stellt sich heraus: Von Linda fehlt jede Spur, aber die Mitglieder von "Yggdrasils Rittern" haben eine Vollmeise: Sie sind davon überzeugt, die Reinkarnationen nordischer Götter zu sein und fiebern der Opferung der Ziege "Heidrun" entgegen. Um das Vertrauen der Asen zu gewinnen und weil Linda bei ihnen sein könnte, geben Torsten und Rainer vor, "welche von ihnen" zu sein.

Aber warum sollte mal etwas nach Plan laufen? Ehe sich Torsten und Rainer versehen, sind sie auf der Flucht - im Schlepptau die verletzte Ziege "Heidrun" und einen tumben Bodybuilder samt seiner beiden Schoßhunde. Von Linda hingegen fehlt immer noch jede Spur.

Die Personen, die Simon zeichnet, sind wunderbar skurril. Die Situationen, in die sie kommen, sind es nicht minder. So schräg die Situationen sind: Torsten und Rainer können gar nicht anders, als so zu handeln, wie sie handeln. Sie sind quasi unschuldige Opfer sich unglücklich verkettender Umstände. Und die Auflösung der Geschichte ist letztlich die einzig logische Möglichkeit.

Simons Humor ist gelegentlich derb - das muss man mögen. Ich mag es. Er (über-)zeichnet seine Figuren liebevoll. Einzig Linda bleibt etwas blass. Sie liefert zwar den Grund für den Chaostrip gen Norden, tritt dann aber kaum auf.  

Die beiden Vorgängerbücher mit den Abenteuern von Torsten und Rainer, "Elchscheiße"* und "Kaimankacke"*, kannte ich noch nicht, aber trotzdem kam ich schnell in die Handlung hinein (und bekam Lust, die beiden anderen Bücher ebenfalls zu lesen).

Fazit: Wer skurrilen Humor im Stile Tommy Jauds mag, ist hier richtig. Sprecher Holger Dexner liest die Geschichte wunderbar - Lachen ist quasi garantiert.

Verlagsangaben zum Buch: Lars Simon / Rentierköttel / 3 Audio-CDs / Verlag: Jumbo / ISBN: 978-3833734786 / 14,99 €

Hier geht's zur Hörprobe und hier zur Homepage des Verlags, der mir dankenswerterweise über Blogg Dein Buch ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte.

Affiliate links zu den genannten Büchern: