Montag, 29. Februar 2016

Blogpause

Wie jedes Jahr Ende Februar ist unser Inter-Netz instabil. Bis der jährliche Router gekauft, der Techniker vor Ort, alles wieder installiert ist, ist hier Pause, gibt's mich ausschließlich analog.

Donnerstag, 25. Februar 2016

RUMS #8/16: Stirnband, passend zum Bremer Muster

Normalerweise trage ich keine Mützen, allenfalls Stirnbänder, denn mit Mützen oder Hüten sehe ich aus, als hätte ich versehentlich einen Lampenschirm erwischt. Ich habe einfach kein Hutgesicht. Ich habe ohnehin mehr so das Radiogesicht.

Stirnband mit Hase.
Im letzten Dänemark-Urlaub war es allerdings phasenweise so stürmisch, dass ich Ohrenmschmerzen bekam und flugs beschloss, mir ein Stirnband zu stricken. Zum Glück hatte ich reichlich Wolle für kleinere Strickprojekte mitgenommen.

Stirnband ohne Hase.
Das Stirnband sollte zu meinen Armstulpen im Bremer Muster passen, also musste ich es für Stricknadeln adaptieren, denn das Bremer Muster wurde ursprünglich ja für ein Nadelspiel entworfen.

So ein Stirnband ist übrigens auch eine prima Wollresteverwertung.

Dieser Beitrag nimmt teil an den Linkparties "Stricklust" und "RUMS".

Stirnband, passend zum Bremer Muster

Material für ein Stirnband mit ca. 50 cm Umfang und ca. 8 cm Breite:

ca. 15 g 4fädrige Sockenwolle in Grau, Lauflänge ca. 210 m.
ca. 15 g 4fädrige Sockenwoll in Grau meliert, Lauflänge ca. 210 m.
Stricknadel 2,5 mm
Häkelnadel 2,5 mm
Nadel zum Vernähen der Fäden

Anleitung:

24 M in Meliert anschlagen in 4 R im Perlmuster stricken, dann in folgendem Mustersatz weiterarbeiten:

R 1 - 4: Kraus re in Meliert.

R 5 in Grau stricken: *12 M re, dann in Hin- und Rückreihen glatt re über die letzten 6 Maschen. Insgesamt 6 Reihen stricken, ab * wiederholen.

R 6 li in Grau stricken.

R 7 - 10: Kraus re in Meliert.

R 11 in Grau stricken: *6 M re, darüber in Hin- und Rückreihen insgesamt 6 Reihen glatt re stricken, 6 M re. Ab * wiederholen.

R 12 li in Grau stricken.

R13 - 14: re M in Meliert stricken.

Die Reihen 1 bis 14 solange wiederholen, bis das Stirnband lang genug ist, dann noch 4 R im Perlmuster in Meliert stricken. Maschen abketten, Stirnband zusammennähen, Fäden verziehen und beide Seiten des Stirnband in Meliert mit Luftmaschen umhäkeln. Wieder die Fäden verziehen - fertig.

Montag, 22. Februar 2016

Extralange Stulpen, maßgefertigt für den Gatten

Krankheitsbedingt leidet der Gatte unter kalten Waden und wünschte sich zu Weihnachten maßgearbeitete Stulpen, die lang genug sind, um über's Knie zu gehen, und gleichzeitig eng am Knöchel anliegen.

Extralange Stulpen. Ganz gut zusehen: Die Abnahme für den Knöchel.
Außerdem wünschte er sich Stulpen, die nicht rutschen, aber elastisches Beilaufgarn sollte ich nicht verwenden.

Gemustert sollten sie nicht sein und auch nicht wirklich bunt, wobei: Nur Schwarz ist auch langweilig, denn schwarze Stulpen kann er ja auch kaufen (wobei die gekauften in der Regel für Frauen und damit für den Zwei-Meter-Kerl zu kurz sind).

Oben weiter als unten: Die maßgefertigten Stulpen.
Na denn.

Ich brauchte einige Anläufe, denn es zeigte sich, dass Stulpen, die am Knöchel eng genug sind, nicht über seinen Fuß passen, und dass ich mit einer dickeren Nadel, als ich strickte, abketten muss, denn sonst schneidet es am Knöchel ein. Aber das Schöne an Strumpfwolle ist ja, dass sie sich quasi unbegrenzt aufribbeln lässt.

Stulpen im Werden.
Dieser Beitrag nimmt teil an den Link-Parties "Stricklust" und "Montagsfreuden".

Extralange Stulpen

Insgesamt sind die Stulpen 65 cm lang und passen bei einem Wadenumfang von 40 cm und einem Knöchelumfang von 21 cm.

Material:
100 g 4fädrige Sockenwolle in Petrol, Lauflänge ca. 210 m.
100 g 4fädrige Sockenwoll in Schwarz, Lauflänge ca. 210 m.
Nadelspiel 2,5 mm
Nadelspiel 3,5 mm

Anleitung:

112 M (4 x 28 M) in Schwarz anschlagen und 30 Rd 2 re  2 li im Wechsel in Schwarz stricken. Dann in folgenden Farbwechsel 2 re 2 li stricken:

2 Rd. Petrol
2 Rd. Schwarz

3 Rd. Petrol
3 Rd. Schwarz

4 Rd. Petrol
4 Rd. Schwarz

5 Rd. Petrol
5 Rd. Schwarz

6 Rd. Petrol
6 Rd. Schwarz

7 Rd. Petrol
7 Rd. Schwarz

8 Rd. Petrol
8 Rd. Schwarz

9 Rd. Petrol
9 Rd. Schwarz

10 Rd. Petrol: In der ersten R die 1. M auf jeder Nadel r zusammenstricken (insgesamt 108 M / 4 x 27 M) .
10 Rd. Schwarz

11 Rd. Petrol: In der ersten R die 1. M auf jeder Nadel r zusammenstricken (insgesamt 104 M / 4 x 26 M) .
11 Rd. Schwarz

12 Rd. Petrol: In der ersten R die 1. M auf jeder Nadel r zusammenstricken (insgesamt 100 M / 4 x 25 M) .
12 Rd. Schwarz

13 Rd. Petrol: In der ersten R die 1. M auf jeder Nadel r zusammenstricken (insgesamt 96 M / 4 x 24 M) .
13 Rd. Schwarz

14 Rd. Petrol: In der ersten R die 1. M auf jeder Nadel r zusammenstricken (insgesamt 92 M / 4 x 23 M) .
14 Rd. Schwarz

Anschließend noch 30 R in Petrol stricken, dabei für die letzte R auf das 3,5er Nadelspiel wechseln und damit auch abketten, damit die Stulpe nicht nur eng an der Wade sitzt, sondern sich auch über Spann / Ferse ziehen lässt. Jetzt noch die Fäden verziehen - fertig.

Donnerstag, 18. Februar 2016

RUMS #7/16: Es ist immer gut zu wissen, wer Schuld ist. Charles Gandy, zum Beispiel (Between the Lines Sox)

Ich wollte nie Socken stricken. Es gibt genug schöne zu kaufen, auch dicke Wollsocken für kleines Geld. Außerdem ist das mit der Ferse doch so schwierig. Nee, also wirklich, Sockenstricken ist nichts für mich.

"Between the Lines"-Socken nach Charles Gandy.
Tscha, und dann kam dieser Moment, in dem ich bei Schachenmayr die Socken von Charles Gandy entdeckt. Von nun an war ich verloren. Als fette Fuffzigerin lernte ich auf meine alten Tage tatsächlich das Sockenstricken. Die Socken mit eingewebten Kordeln wurden mein erstes Paar.

Sehen auch beim Abhängen gut aus: Between the Lines-Socken.
Gut, ich hätte mir auch was Leichteres für den Anfang aussuchen können, aber Frau Schnuppschnüss, die mir hilfreich virtuell zur Seite stand, meinte, die Schwierigkeit mit der Ferse habe ich immer, egal, wie einfach die Socke ist, es sei denn, ich strickte Spiralsocken.

Die Ferse war übrigens gar nicht so schwer. Echt nicht. Das ist in der Strickschrift gut erklärt. Probleme machten mir die Hebemaschen, denn die hatte ich bislang noch nicht gestrickt und war mir nicht sicher, ob ich die Anleitung richtig verstand, zumal ersten Reihen in diesem Muster ganz anders aussahen als auf der Abbildung. Dank Tichiro schaffte ich die aber auch.

Die Kordeln im Detail. 
Da nicht nur ich fett bin, sondern auch meine Waden, habe ich den Schaft mit stärkeren Nadeln gestrickt als in der Strickschrift angegeben, damit sie weiter wurden. Das war ein Tipp von Frau Schnuppschnüss und klappte gut.

Die Kordeln habe ich gestrickt, nicht gestricklieselt, weil ich mir bei der Strickliesel die Finger verbog. Anders, als in der Strickschrift angegeben, habe ich die Kordel nicht in einem Stück gestrickt und dann auseinander geschnitten, sondern einzelne Kordeln gestrickt - etwas weiter als der Schaft, damit sie sich dehnen können. Die fetten Waden, Du erinnerst Dich.

Ich bin total verliebt in diese Farben!
Dieser Beitrag nimmt teil an den Linkparties "Stricklust" und "RUMS".

Affiliate links zur verstrickten Wolle

Samstag, 13. Februar 2016

#12von12 im Februar 2016

Gestern war ein normaler Arbeitstag für mich, noch dazu ein Freitag. Freitage bedeuten, dass ich nie weiß, wann ich Feierabend habe. Früher konnte ich freitags um 14 Uhr alles aus der Hand fallen lassen und Wochenende machen. Heute geht's ein paar Stunden länger, und dann bin ich meist noch die erste, die geht.

#1von12: Wochentags koche ich Kaffee, weil ich als erste hoch muss. An den Wochenenden ist der Gatte oft vor mir wach und weckt mich mit Milchkaffee. 
Ob so'n normaler Arbeitstag überhaupt 12 Bilder hergibt? Ich habe schließlich nur einen stinklangweiligen Büro-Job.

#2von12: Vor der Arbeit schnell noch Wäscheaufhängen. Der Klammerbeutel ist gute 30 Jahre alt und wurde von der Mutter meiner DDR-Brieffreundin genäht. 
#3von12: Juhu, heute ist Zeit für die Freitagssocken. 
Auf dem Weg zur Arbeit höre ich normalerweise Deutschlandfunk, oder, wenn ich berufsbedingt Hamburg-Infos brauche, NDR 90,3. Nach den mehr als anstrengenden Tagen der letzten beiden Wochen war mir gestern aber nach Musik, um den Kopf frei zu kriegen.

#4von12: Lebensmotto, musikalisch umgesetzt.
Gestern hörte ich Shvaygn = Toyt* von den Klezmatics. Ich mag ihre Mischung aus Klezmer, Ska, Jazz, Punk und Volksmusik sehr gerne.

Nach dem Autofahren kommt das Fahrstuhlfahren. Es kommt selten vor, dass ich alleine im Fahrstuhl bin. Ich trainiere in der Mittagspause gerade Treppensteigen, weil ich irgendwann alle Stockwerke (es sind fast 20) zu Fuß schaffen will. Aber morgens muss es schnell gehen, da darf es der Fahrstuhl sein.

#5von12: Fette Frau fährt Fahrstuhl.
Dank meiner beiden wunderbaren Kolleginnen sind morgens alle Büros schon geöffnet, liegen die Zeitungen parat, kann ich gleich mit der Arbeit anfangen.

#6von12: Arbeiten. "The Fritz Times" erschien gestern einmalig, um an "The Wypers Times", einem Zeitungsprojekt aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs, zu erinnern. Ansonsten gehören alle großen Tageszeitungen zur täglichen Lektüre. Montags kommen die Wochenend- und Sonntagszeitungen sowie "Der Spiegel" dazu, donnerstags "Die Zeit". Dass wir unbedingt auch "Effilee" und "Feinschmecker" benötigen, hat Chef I noch nicht verstanden. Ich arbeite aber weiter dran. 
Jawohl, ich verdiene mein Geld mit Zeitunglesen. Und mit Fernsehngucken. Und mit Radiohören. Ja, doch, das ist so geil, wie es sich anhört. Zumindest in den seltenen Momenten, in denen ich nicht noch nebenbei ständig zwischen zwei Büros hin und her rennen muss, da ich auch noch für drei bis zehn Telefone zuständig bin.

#7von12: Arbeiten.
Warum ich nicht in meinem Büro lese? Ganz einfach: Mein Schreibtisch ist zu klein, und der Zeitungstisch ist nun mal im Nachbarbüro. Nähme ich die Zeitungen zu mir, steckte ständig jemand den Kopf durch die Tür auf der Suche nach den Zeitungen, müsste ich bei jedem Telefonklingeln die Zeitungen hektisch zusammenlegen, um ans Telefon zu kommen. Außerdem habe ich durch die Zwei-Büro-Technik ein wenig Frühsport.

#8von12: Freuen. Von einem unserer Fahrer gab's vorgezogene Valentinstagsgrüße. 
Ansonsten verdiene ich mein Geld damit, Blaumänner (also die böbersten Hanseaten, die berufsbedingt nur (blaue) Anzüge tragen) und Veranstaltungen zu organisieren, Krawattenknoten und widerspenstige Haare in Form zu bringen, Termin-Tetris und Presse-Poker zu spielen, mit Wörtern und Geschirrbergen zu jonglieren, bin Türsteher, bringe Menschen auf Trab, kontrolliere und kopiere … Wie gesagt: Ein total langweiliger Büro-Job.

#9von12: Arbeiten. Ich bin für die Büro-Flora auf der Ostseite zuständig. Normalerweise gieße ich mittwochs alle Blumen, weil dann alle Büros sitzungsbedingt leer sind, in dieser Woche kam ich erst Freitag dazu. Gestern freute ich mich, dass meine Hyazinthe nochmal Blüten ansetzte. 
Gestern hatte ich Glück: Es war ein für mich ruhiger Tag. Ich konnte eine ausgedehnte Mittagspause im Park und fast pünktlich Feierabend machen. Eigentlich war ich früh genug zu Hause, um noch in den Heidbarghof zum Konzert zu gehen, und wirklich müde war ich auch nicht, aber die Woche war so anstrengend, dass ich lieber vernünftig war und zu Hause blieb.

#10von12: Stricken. Das wird ein Socken aus Wollresten.
Nach 'n büschen Hausarbeit (Fotos vom Kloputzen erspare ich uns) ging's mit Strickzeug auf's Sofa. Dabei konnte ich den Blaumännern im Fernsehen beim Arbeiten zusehen - gestern war Matthiae-Mahl.

Unser Mahl fiel deutlich bescheidener aus, war mir aber viel lieber, konnte ich es doch in Schnuddelklamotten mit dem Gatten einnehmen statt in Abendrobe.

#11von12: Abendessen. Der Gatte kochte Coq au vin. 
Nach "heute show" und "Familie Braun" ging's ins Bett. Ich schaffte noch ein paar Seiten "Slow Travel"* von Dan Kieran*. Dass ich fast zehn Stunden wie ein Stein schlief, zeigte mir, dass es weise war, auf das Konzert von Väsen im Heidbarghof zu verzichten.

#12von12: Nachtlektüre "Slow Travel" von Dan Kieran. Leseempfehlung!
Hm, irgendwie fand ich es ganz schön schwer, einen Arbeitstag in 12 Bildern festzuhalten. Jetzt schaue ich erstmal, was die anderen Teilnehmerinnen von "12 von 12" gestern so erlebten.

*Affiliate links.

Mittwoch, 10. Februar 2016

Rezension: "Die Reisen der jungen Magici" von Christoph Stark

Christoph Stark liebt Fantasy - so sehr, dass er selbst begann, zu schreiben. "Die Reisen der jungen Magici - Die schwarze Hand" ist sein erstes Werk, dem noch in diesem Jahr eine Fortsetzung folgen soll.

Im Mittelpunkt steht der sechzehnjährige Edmond "Eddie" Smith, der in einem idyllischen englischen Dorf aufwuchs, bis der Dorf-Magiker in ihm seinen Nachfolger erkannte und ihn ausbildete. Sonst wäre Edmond, der Nachname legt es nahe, Schmied geworden.

"Die Reisen der jungen Magici" spielt in einer fernen Zukunft, in der die Erde durch einen Krieg oder eine Naturkatastrophe (das wird nicht so genau deutlich) zerstört ist. Die Technologie aus der Zeit vor der Zerstörung ist vergessen, die Menschen leben ohne Elektrizität, fließend Wasser oder anderen vermeintlichen Segnungen der Moderne, vertrauen auf ihre Magiker, die gleichzeitig auch die Dorfältesten sind.

Aber rund um ein dunkles Schloss im Süden Englands zieht Unheil auf, macht Feldmarschall Lucem mobil, will das Land unter seine Herrschaft bringen, will vor allem aber Eddie haben, vermutlich, weil er verspricht, ein großer Magiker zu werden.  Eddie wird auf eine Reise in die sagenumwobene Stadt Sapientia in Frankreich geschickt.

Dafür muss er erst England durchqueren und zu einer Brücke über den Ärmelkanal gelangen, die praktischerweise die Weltenzerstörung überstand - das ist eine beachtliche Leistung für eine Brücke aus Beton und Stahl, die bummelig 35 km lang sein müsste, so sie denn jemals gebaut würde. Unterwegs begegnet Eddie der jungen Lynn, eine Magikerin in Ausbildung und ebenso wie er bedroht durch Lucem. Gemeinsam setzen sie ihren Weg fort und trotzen alle Gefahren, die von Lebenden, Toten und Untoten ausgehen.

Ich tat mich mit "Die Reisen der jungen Magici" sehr, sehr schwer. Ich bin Fantasy nicht abgeneigt, im Gegenteil, aber durch dieses Buch quälte ich mich regelrecht, so sehr, dass ich vor dem Schluss, nach 278 von 302 Seiten (eBook), aufgab. Wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich schon früher aufgehört zu lesen.

Stark beginnt mit einem Prolog: Der Erzähler fliegt mit dem Leser aus dem All durch einen Trümmerring gen Erde, zuerst nach London, dann weiter gen Birmingham. Südlich davon steht das Schloss von Lucem und noch weiter südlich begegnet der Leser zum ersten Mal Eddie, der anscheinend schon auf seiner Wanderung gen Ärmelkanal ist.

Schon der Prolog beginnt zwar sehr detailreich, gleichzeitig aber sehr farblos. Würde nicht erwähnt werden, dass der Leser gerade sich gerade der "alte[n], früher ach so stolze[n] Hauptstadt Englands" nähert, sie wäre nicht zu erkennen, ebenso wenig wie Birmingham. Warum wird diese Stadt überhaupt angesteuert, wenn der Leser doch in den Süden Englands, dahin, wo die Artus-Sage spielt, die Orte voller Magie und Mystik sind, soll? Der spätere Weg der beiden Helden ist für mich genauso wenig nachvollziehbar.

Der Prolog offenbart schon die Schwäche des Buches: Stark schreibt zum Einen sehr detailgetreu, so sehr, dass die Schilderungen schon langatmig sind. Zum Anderen scheint das Handlungsgerüst nur wenig durchdacht. Es bleibt beispielsweise unklar, was England, was die Welt zerstörte. Gelegentlich hatte ich den Eindruck, es war ein Krieg (es gibt Szenen, in denen Eddie und Lynn auf tote Soldaten stoßen, zerstörte Waffen und Panzer finden), aber wer gegen wen und warum bleibt unklar.

Auch später, wenn Eddie und Lynn London durchqueren, bleibt die Stadt blass. Kein markantes Gebäude aus der Zeit vor der Katastrophe scheint noch zu existieren, weder Tower samt Tower Bridge noch der Buckingham Palace, Westminster Abbey, Houses of Parliament, The Shard oder was auch immer. Einzig die Tunnel der Tube existieren noch und sind begehbar, was sehr praktisch ist, dienen sie doch Eddie und Lynn als Fluchtweg an die Küste.

Ebenso unklar ist, in welcher Zeit "Die Reisen der jungen Magici" spielt. Okay, Zukunft, klar, aber welche? Einmal heißt es, Eddie sei im Jahr 154 geboren, dann wiederum legt der Prolog nahe, die Erde wurde schon vor Jahrhunderten zerstört, fanden sich vor Jahrhunderten die zwölf besten Magiker zusammen, um in Frankreich die Stadt Sapientia zu gründen. Beginnt Starks Zeitrechnung mit dem Jahr Null als dem Jahr der Zerstörung oder wie kommt er auf das Jahr 154 für ein zukünftiges Zeitalter?

Und wenn die Zerstörung der Erde schon Jahrhunderte her ist, wieso finden sich dann noch Reste von Panzern in den Straßen Londons, sind in den zerstörten Wohnungen, in denen Eddie und Lynn Schutz suchen, noch die Überreste von Fernsehern, Computern, Kleidung, Teddybären, Bücherschränken samt Büchern erhalten? Diese Dinge überdauern doch keine Jahrhunderte. Überhaupt: Warum wurden die Ruinen nicht von den Überlebenden der Katastrophe geplündert? Irgendwie rebelliert meine Logik bei diesem Szenario - und nicht nur bei diesem.

Fazit: Wer sich an einer Handlung jenseits der Logik nicht stört, Detailgetreue und Langatmigkeit gleichzeitig mag, wird "Die Reisen der jungen Magici" gerne lesen. Ich tat es nicht.

Verlagsangaben zum Buch: Christoph Stark / "Die Reisen der jungen Magici" / Taschenbuch und eBook / 380 Seiten / 13,90 € (TB) bzw. 3,49 € (eBook) / ISBN: 9783737552448 / erschienen bei epubli

Leseprobe bei Google Books.

Vielen Dank an den Verlag und an Blogg Dein Buch für das Rezensionsexemplar.

Montag, 8. Februar 2016

Wo man schon mal einen 400 Jahre alten Teller zerbrechen kann oder: Bei #Ausgegraben im Helms-Museum

Zum zweiten Mal lud das Archäologische Museum Hamburg (AMH), von alten Frauen wie mir immer noch "Helms-Museum" genannt, zu einem Social-Media-Abend ein, diesmal in die aktuelle Sonderausstellung "Ausgegraben. Harburg archäologisch". Sie läuft bis zum 10. April 2016.

Erstmal einen Überblick verschaffen.
Gleich geht's los. 
Als ich erzählte, wohin ich gehe, war ich erstaunt, wie wenig Menschen das AMH kennen. Für'n ordentlichen Hamburger ist eben alles südlich der Elbe schon Balkan. Ich hingegen ging in Harburg zur Schule, war als Kind schon öfter im Helms-Museum, dann als Studentin, später mit diversen Kindern, und heute treffe ich mich mindestens einmal im Jahr dort mit E., um eine Sonderausstellung zu sehen.

Während der Führung wurde fleißig getwittert, gefragt und geknipst.
Falls Du das AMH noch nicht kennst: Hin da! es lohnt sich! Es tut auch gar nicht weh, mit der S-Bahn über die Elbe zu fahren - die S-Bahn bringt Dich sogar wieder zurück nach Hamburg, versprochen!

Getöpfertes und Geschnitztes. 
Aber zurück zum Social-Media-Abend: Knapp 50 Twitterer, Instagramer und Blogger folgten der Einladung des Museums zu einer Führung und anschließendem Beisammensein bei wunderbarstem Kehrwieder-Bier und Bretzeln.

Nicht ausgegraben, aber sehenswert: Der Kronleuchter im Treppenhaus. 
Nach einer kurzen Einführung ging's in die Ausstellung. "Ausgegraben" präsentiert die Ergebnisse zweijähriger, umfangreiche Ausgrabungen auf der Harburger Schlossinsel und im Bereich der Harburger Schlossstraße. Es war eine der bisher größten Stadtkerngrabungen Hamburgs und gehörte zu den größten archäologischen Grabungsprojekten dieser Art in Deutschland.

Blieb sicher allen im Gedächtnis: Die bislang erste bekannte Gelenkschere Deutschlands (unten). Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde in Harburg ausgegraben. 
Ausgestellt ist ein Teil der über 36.000 Funde, die von den Anfängen Harburgs als Grenzfestung und dem späteren Herrschaftssitz der Harburger Herzöge, von dem Militärwesen des 17. und 18. Jahrhunderts und der Industrialisierung erzählen.

Fayencen aus dem 17. Jahrhundert. 
Die Ausstellung ist in unterschiedliche Bereiche des täglichen Lebens gegliedert. Haus und Hof haben ebenso ihren Platz wie Handel und Handwerk, Wein, Weib und Gesang oder die Religionen. Es gibt viele Entdeckungen zu machen wie die erste Gelenkschere, Playmobil-Vorläufer aus Knochen oder den Umstand, dass Pilgern durchaus ein Beruf sein konnte und Harburg am Jakobsweg lag.

Dieser Krug hat's mir angetan. Er ist 400 Jahre alt, passt aber wunderbar zu meinem Geschirr aus den 1970ern. 
Unter museumsdidaktischen Gesichtspunkten finde ich es bei den Sonderausstellungen des Helms-Museums schade, dass oft nur Flachware präsentiert wird, denn wie auch Archäologe Kay-Peter Suchowa am Ende der Führung, als er ein paar Funde herumreichte, sagte: "Zum Lernen gehört Begreifen."

Keramik aus ein paar Jahrhunderten.
So spannend die Ausstellung ist: Der Besucher ist doch in einer ziemlich passiven Rolle. Eine Führung ist daher sehr zu empfehlen. Suchowa führte launig durch die Ausstellung und ließ sich auch nicht irritieren, als versehentlich eine 400 Jahre alte Fayence zu Bruch ging. "Die war eben schlecht geklebt."

Da war der Teller noch eins: Archäologe Suchowa animiert zum Anfassen einiger Fundstücke, denn: "Zum Lernen gehört auch das Begreifen".
Da war der Teller wieder ein Puzzle: Beim Herumreichen ging die Fayence entzwei.
Danke an das Helms-Museum für den inspirierenden Abend und den wegweisenden Umgang mit Social Media im Museum!

Links:
#Ausgegraben-Tweetwall
#Ausgegraben-Storify
Mein Stativ, das so viele Blicke auf sich zog

Dieser Beitrag macht mit bei den "Montagsfreuden".

Samstag, 6. Februar 2016

Heute mal wieder am Sonnabend: H54F - High 5 for Friday #5/2016

In den letzten Wochen kam mir immer wieder in den Sinn, dass es verdammt schwer zu ertragen ist, dass alles in Ordnung ist.

Endlich habe ich den lange sehnlichst gewünschten Zustand, dass ich nichts anderes machen muss, als zu arbeiten und es mir gut gehen zu lassen, und prompt frage ich mich, ob das denn wirklich alles so stimmt, ob nicht irgendwo eine fiese Falle im Hinterhalt lauert, ob das nicht nur die Ruhe vor einem Sturm ist ...

Ich versuche tapfer, diese nagende Stimme zum Schweigen zu bringen und genieße Glücksmomente, von denen ich wieder einige mit Dir teile im Rahmen der wöchentlichen Linkparty bei Pünktchen und Viktoria.

1. Die Zusammenarbeit mit den neuen Kolleginnen I und II klappt unvermindert gut. Ich freue mich immer wieder, wenn ich merke, das wir an einem Strang ziehen. Absprachen, Arbeitsverteilung - vieles, was früher viel Kraft und Nerven kostete, klappt jetzt reibungslos. Das verblüfft mich jedes Mal wieder auf's Neue, und ich bin sehr froh darüber (unsere Chefs angesichts des derzeitigen Stresses sicher auch).

2. Ich habe viel gelacht. Mit Kollegin I auf den beinahe täglichen Rückfahrten (sie wohnt nur einen kleinen Umweg entfernt und spart mindestens 45 Minuten Weg, wenn ich sie mitnehme), mit Frau Knightlyart, mit dem Gatten, dem einmal mehr auffiel, dass es schön ist, dass wir über das Gleiche lachen können.

3. Meine Hyazinthen blühen. Dadurch duften sie leider so intensiv, dass ich sie vom Schreibtisch auf die Fensterbank verbannen musste,  aber irgendwas ist ja immer.

Hyazinthe in voller Blüte.
Bei den verblühten Blüten ist die Farbe intensiver. 
4. Ich war beim Community-Abend #Ausgegraben im Helms-Museum. Das machte mich gleich aus zwei Gründen glücklich: Nachdem ich lange Jahre im Kulturbereich arbeitete, bis mich das dusselige Burn Out stoppte, brauchte es lange, bis ich wieder unbeschwert kulturelle Veranstaltungen besuchen konnte. Eigentlich geht das erst wieder seit letztem Oktober. Außerdem ist es immer noch sehr selten, dass ich es ohne Tinnitus, Schwindel oder Panik unter vielen Menschen aushalte.

5. Ich habe mein erstes Paar Socken fertig gestrickt. In diese Socken mit eingewebten Kordeln nach einem Muster von Charles D. Gandy habe ich mich so verliebt, dass ich auf meine alten Tage mit dem Sockenstricken anfing. Frau Schnuppschnüss half mir dabei, sie für meine fetten Waden umzurechnen.

Die erste fertige Socke.
Ein Grund zur Freude ist sicher auch, dass es nach zwei Jahren mal wieder ein Hamburg kocht!-Treffen gibt. Diesmal reisen wir kulinarisch nach Persien.

Und wie war Deine Woche? Was machte Dich glücklich?