Freitag, 31. Juli 2020

Ausgelesen: Bücher im Juli 200

Da ich Mudderns zu ihrem Geburtstag besuchen würde und sie dringend Büchernachschub benötigt, weil der örtliche Bücher-Tausch-Tisch noch immer coronabedingt nicht zugänglich ist, konzentrierte ich mich in diesem Monat auf analoge Bücher - digitale kann ich ja nicht an sie weitergeben.

Ich begann mit "Dezembermord*" von Jochen Frech. Es ist der zweite Band mit dem Ermittler Moritz Kepplinger. Den ersten Band, "Hochsommermord*", kannte ich nicht, was aber nicht so tragisch ist, denn man kommt auch so in die Handlung. Der Kriminalroman spielt im winterlichen Stauferland. Wer ist der unbekannte Mann, der im Göppinger Stauferbrunnen ertränkt wurde? Es gibt keine Zeugen, und die wenigen Spuren führen in eine Sackgasse. Dann wird ein zweiter Toter gefunden, auch er starb durch Ertrinken. Auf den ersten Blick haben die beiden Fälle nichts miteinander zu tun, doch schon bald droht der ehemalige SEK Ermittler Moritz Kepplinger in einem Strudel unvorstellbarer Gewalt unterzugehen. Kann er den nächsten Mord verhindern?

Bei Gelegenheit werde ich mal den ersten Band lesen. Schade, dass Frech bislang keine weiteren Bücher schrieb.

"Kältezone*" von Arnaldur Indriðason hatte ich schon vor einiger Zeit angelesen, dann aber zur Seite gelegt, nicht, weil das Buch mir langweilig war, sondern weil eines mit Leihfrist dawischen kam (ohne, dass ich noch weiß, welches). Islandkrimis kommen ja meist etwas behäbig, ruhig daher. Das muss man mögen. Ich mag's. Ich bin gespannt, ob Mudderns, an die ich das Buch weitergab, es auch mag.

In einem See südlich von Reykjavík wird ein Toter entdeckt. Der Wasserspiegel hatte sich nach einem Erdbeben drastisch gesenkt und ein menschliches Skelett sichtbar werden lassen, das an ein russisches Sendegerät angekettet ist. Ein natürlicher Tod ist ausgeschlossen. Hat man sich hier eines Spions entledigt? Erlendur, Elínborg und Sigurður Óli von der Kripo Reykjavík werden mit der Lösung des Falls beauftragt. Ihre Nachforschungen führen sie in das Leipzig der Nachkriegsjahre, wo eine tragische Geschichte um Liebe, Verlust und berechnender Grausamkeit ihren Anfang nahm ...

Irgendwann sollte ich auch mal die Reihe um Erlendur Sveinsson in chronologischer Folge lesen.

Ohne Krimi geht nicht nur
die Mimi nie ins Bett.
Ich mag die in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren erschienen Ariadne Krimis und freue mich immer, wenn ich welche in den Stilbruch-Bücherregalen im Bus entdecke. Seit diesem Monat fahre ich ja wieder mit dem HVV, aber bislang hatte ich noch kein Bücherfundglück (oder die Busse waren zu voll, um an das Regal zu gelangen).

"Kreuzfeuer*" von Katherine V. Forrest ist der sechste Fall mit der Polizistin Kate Delafield. Die "Polizeifamilie" von Los Angeles krankt am Trauma des Rodney-King-Debakels, auch O.J. Simpson hat Spuren hinterlassen. Argwohn prägt die Stimmung zwischen den Revieren. Die allseits verhasste Abteilung 'Internal Affairs', die Polizei der Polizei, spürt jeder Disziplinschwäche nach und bringt kompromisslos Cops zur Strecke. Nun soll die Kommissarin Kate Delafield, die gerade eine Schusswunde aukuriert, einem kriminellen Streifenpolizisten beistehen. Das bringt ihr nicht gerade Pluspunkte bei den anderen Cops.

Leider sind nicht mehr alle Bücher der Reihe erhältlich, weder auf Deutsch noch auf Englisch, sonst würde es mir auch hier Spaß machen, sie mal chronologisch zu lesen.

In der Folge las ich einige analoge Romane an, konnte mich aber auf keines richtig konzentrieren und legte sie auf den Urlaubsstapel. Mudderns ist inzwischen auch wieder gut mit Lesestoff versorgt, da ich einiges an Büchern aussortierte und sie auch welche zum Geburtstag bekam. Also wieder Krimis. Bei denen kann ich der Handlung auch im größten Stress folgen.

"Die Loge der Unschuldigen*" von Michele Giuttari spielt in Florenz. Die Handlung plätschert so vor sich hin, dass ich mich an die Donna-Leon-TV-Krimis erinnert fühlte. Zum Inhalt: Als man Commissario Ferrara mit fadenscheinigen Begründungen seinen aktuellen Fall entzieht, beschließt er, auf eigene Faust zu ermitteln, und lässt sich beurlauben. Anscheinend hatte Ferrara in ein Wespennest gestochen, als er nach Motiven für den mysteriösen Tod eines jungen Mädchens suchte. Dass sein Gefühl ihn nicht getäuscht hat, wird ihm schmerzvoll bewusst, als er den skrupellosen Machenschaften der "Loge der Unschuldigen" auf die Spur kommt ... Giuttaris Bücher sind nur noch antiquarisch erhältlich. Mal schauen, wann mir die nächsten über den Weg laufen.

"Prost, auf die Wirtin*" von Friedrich Kalpenstein ist der erste band einer Reihe um Hauptkommissar Tischler, der sich aus München in die Chiemgauer Alpen, seine alte Heimat, versetzen ließ. Ausgerechnet am Sonntag, noch vor seinem offiziellen Dienstantritt, wird die Wirtin des idyllischen Orts Brunngries im nahe gelegenen Wäldchen tot aufgefunden.

Je tiefer der Kommissar in die vermeintliche Dorfidylle eintaucht, umso klarer wird es, dass sich hinter der freundlichen Fassade des Ferienortes noch sehr viel mehr verbirgt.

Die Reihe scheint Potential zu haben. Der zweite Band erscheint im kommenden Juni.

Da ich immer noch Spaß daran habe, ganze Krimireihen chronologisch zu lesen, lud ich mir alle zehn Bände der Sandra-Mohr-Reihe von Claudia Rossbacher* herunter, die in der Steiermark spielt.

Dabei merkte ich wieder mal, wie nutzerfreundlich der Kindle im Vergleich zum Tolino ist - bei letzterem ist ein ein K(r)ampf, erst zur Onleihe zu finden und dann dort jeweils einzeln die Bücher herunterzuladen. Ich leihe die Bücher am Desktop aus, denn das über der Tolino zu machen, ist eine Zumutung. Hinzu kommt, dass sich der Tolino sehr überraschend verhält. Ich weiß nie, was ich mit einem Tastendruck auslöse - wenn der Tolino überhaupt reagiert. Alle Naslang muss das gerät zudem neugestartet werden. Das hatte ich mir anders vorgestellt.

Bei der Sandra-Mohr-Reihe war ich skeptisch, ob ich die Bücher nicht ständig mit den TV-Verfilmungen vergleiche, aber das geht. In rascher Folge las ich "Steirerblut*", "Steirerherz*" und "Steirerkind*". Mit "Steirerkreuz*" gehe ich in den August. Ich hatte gehofft, die Serie auch noch im Urlaub lesen zu können, aber die ersten Bände sind so dünn, dass sich das kaum ausgehen wird. Vielleicht finde ich ja, passend zum Reiseziel, eine Krimireihe, die in Jütland spielt. Irgendwelche Empfehlungen?

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Mittwoch, 29. Juli 2020

#pmdd2020: Der 28. Juli 2020

In diesem Jahr ist an jedem 28. eines Monats Picture my Day-Day, kurz pmdd. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2020 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.


Heute wird zu Hause gearbeitet.
Wäsche abnehmen.
Everything stops for tea. Das kleine Teesäckchen ist ein kulinarisches Mitbringsel aus St. Petersburg.
Noch mehr Wäsche abnehmen.
Die Spülmaschine ausräumen.
Ich arbeite heute im Heimbüro. Das ist mäßig spannend. Zum Glück sind die Wochen, in denen ich vor Arbeit kaum wusste, wohin, vorbei, kann ich kurz Luft holen, bevor's wieder hektisch wird. Der Gatte ist derweil immer noch, wieder mal, mit der Haushaltsauflösung seiner Mutter beschäftigt. Zum Glück steht der Termin zur Übergabe des Hauses unmittelbar bevor. Dann könnte es ruhiger werden.


Teezeit mit dem Gatten.
Die Engelsfigur aus Schwiegermutters Garten ist inzwischen bei uns eingezogen. Mal gucken, wie lange es dauert, bis sie von den Bolzblagen zerschossen wird. Die fußballspielenden Nachbarskinder nutzen trotz der dichten Hecke unseren Garten als Spielfläche, Fenster und Mobiliar als Tore.
Auch Schwiegermutters Tessin-Engel ist inzwischen bei uns eingezogen. Eigentlich sollte er auf ihren Balkon in der Seniorenwohnanlage, aber das überlegte sie sich inzwischen anders.
Der Apfelbaum des Gatten musste unbedingt aus Schwiegermutters Garten mit. Hoffentlich wächst er bei uns an, wird nicht von den Bolzblagen als Tor missbraucht.
Es scheint, als könnten wir tatsächlich Zucchini ernten.
Nach der Arbeit kann ich mich endlich mal wieder um unseren Haushalt und Garten kümmern. Im Garten gibt's einiges neues, denn Schwiegermutters Haus wird ja verkauft, und da der Garten von den Käufern platt gemacht, komplett umgestaltet wird, retteten wir einiges zu uns (leider nicht so viel, wie wir gerne möchten, aber unser Garten ist halt winzig, vor allem im Vergleich zum parkähnlichen Grundstück von Schwiegermutter).


Ein neuer Mitbewohner im Hochbeet.
Wenn ich im Heimbüro arbeite, bekomme ich zu wenig Bewegung, also ab auf den Stepper.
Im Moment sind wir so viel unterwegs, dass es nicht reicht, die Masken nur am Wochenende zu waschen.
Abendessen.
Dieser Dienstag gehört nach langer Zeit mal wieder dem Doctor.
Nach dem Abendessen steht wie meistens in diesen Zeiten, in denen ich eigentlich nur zu Hause bin, Stricken auf dem Sofa an. Endlich werden die Handschuhe für den Gatten fertig, an denen ich schon seit gefühlten Ewigkeiten stricke. 


Die Handschuhe für den Gatten sind bis auf das Fädenverziehen endlich fertig. Normalerweise brauche ich dafür keine Woche, aktuell fast einen Monat ...

Noch etwas lesen* und dann schlafen.
Relativ spät ins Bett, noch etwas lesen*, und dann war's das auch schon mit dem 28. Juli 2020.

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Samstag, 25. Juli 2020

Samstagsplausch KW 30/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XIX

Schwiegermutter, die letzten Sonnabend operiert wurde, ist wieder in ihrer Wohnung - Gott sei Dank! Von dem Sturz vor dreizehn Wochen, aber auch von verschiedenen nachfolgenden Stürzen hatte sie subdurale Hämatome, die entfernt wurden - reine Routine, das kommt bei alten Menschen öfter vor, erklärte eine gelassene Ärztin dem entsetzten Gatten. Dazu kamen dann im Krankenhaus auch noch zwei Schlaganfälle.

Es ist schon erstaunlich, was minimalinvasive Chirurgie kann: Seitdem die Hämatome entfernt sind, ist Schwiegermutter weniger verwirrt und wieder halbwegs ansprechbar. Die Erinnerungen kommen langsam wieder, gelegentlich sind auch wieder zusammenhängende Gespräche möglich. Eine Reha braucht sie angeblich nicht, soll nur drei Wochen Bettruhe halten, aber selbst das lehnt Schwiegermutter ab. Und ihre Tabletten sollte sie endlich wieder nehmen, aber die entsorgte sie in ihrer Verwirrtheit, und da der Hausarzt ohne Vertretung noch zwei Wochen im Urlaub ist, gibt's vorerst keine neuen. Das wird spannend.

Viele Unterlagen verschwanden in den Wochen ihrer Verwirrtheit, was die anstehende Hausübergabe spannend macht. Immerhin haben wir inzwischen den Namen des Maklers, dem Schwiegermutter das Haus verkaufte, in Erfahrung gebracht. Wir sind alle froh, wenn dieses Kapitel Ende der kommenden Woche hoffentlich abgeschlossen ist, und hoffen, wir können dann endlich alle etwas zur Ruhe kommen. Aber bis dahin ordnet sich alles Schwiegermutters Haushaltsauflösung und der Einrichtung ihrer Wohnung in einer Seniorenwohnanlage unter.

In den letzten Wochen konnte Schwiegermutter Wichtiges nicht mehr von Unwichtigem unterscheiden. Es war reiner Zufall, dass ich das, was sie für den Sperrmüll bestimmte, noch mal durchsah und dadurch u.a. den Fahrzeugbrief des Gatten rettete. Der verlor nämlich in dem ganzen Chaos auch noch sein Portemonnaie mit sämtlichen Papieren, entsorgte es vermutlich in einem der unzähligen Müllsäcke, die wir auch letztes Wochenende noch packten. Zwar haben wir die genauso durchsucht wie drei Mülltonnen und den vermeintlichen Sperrmüll, für den wir einen extra Lagerraum anmieteten, aber vergeblich.

Also ist der Gatte zusätzlich zum ganzen Mutterstress auch noch damit beschäftigt, neue Papiere zu beantragen. Abwarten, ob jemand das Portemonnaie findet, konnte er nicht, denn ohne Personalausweis kommt er nicht zu seiner Mutter. Coronabedingt muss er ihn im Krankenhaus und in der Wohnanlage vorlegen, um Zutritt zu bekommen. Ich kann nicht einspringen, denn Schwiegermutter hat mir keine Vollmacht erteilt. Als sie das einen Tag vor dem Schlaganfall machen wollte, wusste ich, es stimmt etwas nicht mit ihr, denn sie hält mich nicht für vertrauenswürdig, wäre bei klarem Verstand nie auf so eine Idee gekommen, und lehnte ab. Aber ich sorgte dafür, dass sich der Gatte im Krankenhaus von seiner Mutter eine Vorsorgevollmacht unterschreiben ließ (und dabei fiel mir ein, dass wir die für uns auch mal ausstellen sollten ...).

Der Gatte ist seit vier Monaten in Kurzarbeit, muss nur zwei Tage ins Büro, ist ansonsten auf Abruf und hat daher Zeit, sich um seine Mutter zu kümmern. Ich bin ebenfalls zwei Tage pro Woche im "echten" Büro und arbeite ansonsten im Heimbüro, wenn nichts anderes erforderlich ist. In dieser Woche war ich sogar nur einen Tag im "echten" Büro, wollte am zweiten Bürotag dem Gatten beistehen und arbeitete von Zuhause aus.

Als wir auf der Suche nach dem Portemonnaie die 5 Kubikmeter "Sperrmüll" im Lager ausräumten, machte ich auch gleich eine Liste, was darin lagert. Die ging der Gatte inzwischen mit seiner Mutter durch, und es bestätigte sich, was wir uns schon dachten: Das, was Schwiegermutter entsorgen wollte, ist mitnichten Sperrmüll. Das sind alles Dinge, die sie in den drei Wochen zwischen Umzug und Hausübergabe selbst in die Wohnung transportieren wollte - 5 Kubikmeter Gedöns, transportiert im Gucci-Handtäschchen im HVV-Bus. Ja, nee, is klaa.

In dem ganzen Chaos feierten wir Mudderns Geburtstag, und das war wirklich ein schöner, für unsere Verhältnisse entspannter Tag! Und dass wir zusammen Geburtstag feiern können, war ja auch nicht immer absehbar. Mudderns Gesellschafterin kam überraschend zum Gratulieren vorbei und hatte ihre Dackeline mit - endlich wieder Hundeknuddeln! Ich vermisse das kleine braune Hundevieh, das letzten Oktober starb, so sehr.

In den kommenden Tagen müssen letzte Sachen im Haus erledigt werden, und ich muss aufpassen, dass mir der Gatte beim Kümmern um seine Mutter nicht komplett zusammenklappt. Außerdem hoffe ich, dass ich endlich mal wieder etwas Selbstfürsorge schaffe: Ich muss endlich mal zu meinem Hausarzt, um eine zweite Meinung bezüglich meiner Wechseljahrsbeschwerden zu bekommen, möglichst auch eine Überweisung zum Endokrinologen, damit endlich mal eine ordentliche Hormonuntersuchung gemacht wird, denn mit meiner Gyn komme ich da ja nicht weiter. Vielleicht sollte ich auch mal die Gyn wechseln ... Ich halte mich seit Monaten mit Schmerztabletten aufrecht, aber das ist keine Dauerlösung, und bis zum Ende der Wechseljahre sind noch 12,13 Jahre (wenn ich nach meiner Mutter komme, sogar knapp 20 - Gott bewahre).

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea - vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

Samstag, 18. Juli 2020

Samstagsplausch KW 29/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XVIII

Wir wohnen an einer der Hauptverkehrsadern des Hamburger Westens, zwischen mehreren Feuerwachen und zwei Krankenhäusern. Sirenen sind also gewohntes Begleitgeräusch.

Dennoch ist es ein sehr merkwürdiges Gefühl, zu wissen, dass die Sirenen, die ich gerade auf die Kreuzung zufahren höre, gleich links abbiegen und zu Schwiegermutter fahren werden. Kurze Zeit später hören wir die Sirenen zurückkommen, rechts abbiegen, auf dem Weg ins Krankenhaus, mit Schwiegermutter an Bord.

Schwiegermutter kam gestern Mittag ins Krankenhaus, nachdem sie den Notruf ihrer Wohnanlage aktivierte. Der Gatte wurde telefonisch darüber informiert. Wir überlegten, dem RTW hinterher zu fahren, aber dann fiel uns ein, dass wir wegen Corona ja gar nicht ins Krankenhaus dürfen. Die Schwester, die die Einlieferung veranlasste, meinte, der Gatte sollte sich in zwei, drei Stunden melden, vorher wisse man eh nichts.

Es dauerte dann über sechs Stunden, bis der Gatte wusste, was mit seiner Mutter ist. Nachdem er sich in Warteschleifen verhedderte, Telefonate immer wieder unterbrochen wurden, Rückrufe nicht erfolgten, fuhr er dann doch ins Krankenhaus, wo man erst seine Mutter nicht fand, er dann aber doch endlich eine Ärztin sprechen konnte, eine Diagnose bekam. Zu ihr durfte er nicht - Corona.

Schwiegermutters Verwirrtheit der letzten beiden Wochen war keine Folge von Überlastung angesichts Haushaltsauflösung und Umzug, sondern der vor zwölf Wochen übersehenen Gehirnerschütterung und diverser nachfolgender Stürze. Heute wird sie operiert, und wir können nur hoffen, beten, dass die Ärztin damit recht behält, dass es ein Routine-Eingriff ist, Schwiegermutter Montag wieder in ihrer Wohnung ist, wenn alles gut geht. Nachmittags soll uns ein Anruf über das OP-Ergebnis informieren und darüber, ob wir Schwiegermutter trotz Corona besuchen dürfen.

Der Gatte und ich sind seit 18 Wochen weitgehend zu Hause, der Gatte inzwischen im vierten Monat Kurzarbeit. Er ist zwei Tage im Büro und ansonsten auf Abruf, kümmert sich in dieser Zeit um Haushaltsauflösung und Umzug seiner Mutter in eine Seniorenwohnanlage. So gesehen ist die Kurzarbeit des Gatten fast schon ein Segen.

Ich bin ebenfalls zwei Tage pro Woche im "echten" Büro und arbeite ansonsten im Heimbüro, wenn nichts anderes erforderlich ist. Die drei Projekte, für die ich verantwortlich bin, sind alle auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen, aber mein Arbeitsplatz an sich ist sicher. Ich konnte mich bis Mitte dieser Woche vor Überstunden kaum retten. Seit Mitte dieser Woche ist es im Büro endlich etwas ruhiger, aber noch lange nicht so ruhig wie sonst um diese Zeit.

Wir sind auch diese Woche nur mit der Auflösung von Schwiegermutters Haushalt beschäftigt gewesen. Sonntag waren ich so fertig, dass ich meine Kamera verlor und Feinwäsche bei 60 Grad wusch, jetzt neue Büro-Kladage brauche (und wohl auch eine neue Kamera).

Das, was Schwiegermutter als "Sperrmüll" im Haus zurückließ, ist inzwischen gesichtet. Der wirkliche Sperrmüll wurde abgeholt. Alles andere sah der Gatte durch, sortierte rigoros aus, fuhr wiederholt zum Recyclinghof, und mietete dann kurz entschlossen einen weiteren Lagerraum an, denn aktuell wissen wir nicht, wohin mit den Koffern und Kisten, die Schwiegermutter als "Sperrmüll" zurückließ, deren Inhalt sie aber ganz sicher nicht entsorgt haben möchte. Es macht keinen Sinn, das alles jetzt in die neue Wohnung transportieren zu lassen, denn es sind noch nicht mal alle Umzugskisten ausgepackt.

Uns läuft die Zeit davon, denn die Übergabe des Hauses an die Käufer steht bevor, und aktuell wissen wir nicht, wo Schwiegermutter die dafür erforderlichen Unterlagen hat. Sie war in den letzten Wochen so verwirrt, dass sie überall sein können. Rund um das Haus ist auch noch einiges zu tun, und es ist noch nicht alles vom vermeintlichen Sperrmüll im Lager.

Während der Gatte gestern im Haus arbeitete, um sich abzulenken, kümmerte ich mich nach Feierabend aus den gleichen Gründen um Haushalt und Garten. Letzteren musste ich in den letzten Wochen sehr vernachlässigen. Der Mangold fiel den Schnecken zum Opfer; die Radieschen produzierten nur Kraut (ich verzichtete darauf, daraus Suppe, Pesto oder Salat zu machen), aber der Neuseeländer Spinat ist erntereif und kommt demnächst auf den Teller.

Das Kasseler Strünkchen braucht noch etwas - gerade zwei Pflanzen überlebten. Sie fielen ganz sicher nicht den Schnecken zum Opfer. Ich vermute eher, das zarte Grün schmeckte den Vögeln. Die Hortensie, die der Gatte schon aufgab, blüht prächtig. Die Pfingstrosen produzieren seit zwei, drei Jahren nur Grün und werden wohl entsorgt, mal schauen.

Die Engelskulptur mit Pflanzschale zog inzwischen aus Schwiegermutters Garten in unseren um und wartet darauf, bepflanzt zu werden. Drei Rosen, ein Apfelbäumchen, ein Vogelhäuschen und einiger Kleinkram muss noch umziehen. Für den Apfelbaum muss erst noch Platz geschaffen werden, aber dafür hat der Gatte jetzt keine Zeit. Das Bäumchen kommt also erst mal in einen Topf, bis zum Herbst. Wir hoffen, es übersteht das alles, denn der Zeitpunkt zum Verpflanzen ist gerade ungünstig, aber es geht halt nicht anders.

Und überhaupt: Momentan gibt es wichtigeres.

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Mittwoch, 15. Juli 2020

#12von12 im Juli 2020

Aktuell steht bei uns alles im Zeichen von Schwiegermutters Umzug aus einem großen Haus in eine vergleichsweise kleine Wohnung in einer Seniorenwohnanlage.

#1: Der Engel hat eine Geschichte und zieht demnächst in unseren Garten.

#2: Ein wehmütiger Blick auf den wunderschönen Garten, den die neuen Hausbesitzer dem Erdboden gleich machen und umgestalten werden.
So waren wir dann auch am 12. Juli in ihrem ehemaligen Haus, um alles für die anstehende Sperrmüllabfuhr vorzubereiten und zu sichten, was Schwiegermutter alles nicht einpacken ließ, weil sie in den letzten Tagen vor dem Umzug so verwirrt war, dass sie gar nicht mehr richtig realisierte, dass sie zukünftig woanders wohnen wird. Es nützt nichts: Die Umzugsleute müssen nochmal kommen.

#3: Einer der vielen Sperrmüll-Sammelpunkte im Haus. Alles, was noch brauchbar ist, geht bei der Abholung an Stilbruch, ein Kaufhaus für gebrauchte Sachen. Die Müllmänner kommen dafür extra mit zwei Wagen und entscheiden vor Ort, was wohin geht.

#4: Ohne das rote Klemmbrett mit seinen vielen Listen wären wir aufgeschmissen.
Schwiegermutters Umzug erfolgt freiwillig. Sie wäre auch gerne schon früher umgezogen, aber da keine Hunde in die Seniorenwohnanlage einziehen dürfen, ging das nicht. Sie freut sich auf die wirklich schöne Wohnung, den Komfort und die Entlastung durch das Rundum-sorglos-Paket der Anlage, aber dennoch ist gerade einfach alles zu viel. Sie ist seit Tagen nicht ansprechbar, kann keine Entscheidungen treffen.

#5: Schwiegermutter ist aktuell von ihrem Mobiltelefon überfordert. Also reaktivieren wir ein 5110. Das hat weniger Tasten, und damit kann sie nur telefonieren. Auf's Festnetz muss sie noch drei Wochen verzichten.
Wieder zu Hause, müssen wir uns erstmal einen Moment sammeln, bevor wir uns ein bisschen um den eigenen Haushalt kümmern. Dafür war in den letzten vier Tagen keine Zeit.

#6: It's Gin o'clock für mich. Für den Gatten gibt es ein Feierabendbier, und für uns beide Mallorca-Wehmut.

#7: Wäsche waschen.

#8: Das aktuelle Strickstück.

#9: Nach der letzten Woche haben wir das Kochen für diese Woche gleich komplett aufgegeben. Zu ungewiss ist, wie viel Zeit wir beide für die Haushaltsauflösung aufbringen müssen.

#10: Wäsche aufhängen.
Der Gatte schafft es noch, Nudeln zu kochen und ein Glas Fertigsauce darüber zu kippen. Ich bin so erschöpft, dass ich noch nicht mal mehr "Tatort" gucken mag, sondern früh ins Bett gehe und lese.

#11: Nudeln mit Fertigsauce auf dem Sofa.

#12: Früh ins Bett und lesen*.
Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür

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Sonntag, 12. Juli 2020

Samstagsplausch KW 28/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XVII

Diese Woche stand endlich Schwiegermutters Umzug in die Seniorenwohnanlage an. Dem ordnete sich alles andere unter. Schwiegermutter zieht freiwillig aus ihrem Haus aus, freut sich schon seit einigen Jahren auf die Wohnung, auf den Komfort und das Umsorgtwerden, aber momentan ist einfach alles zu viel für sie.

Der Gatte und ich sind seit 17 Wochen weitgehend zu Hause, der Gatte inzwischen im vierten Monat Kurzarbeit. Er ist zwei Tage im Büro und ansonsten auf Abruf, kümmert sich in dieser Zeit um Haushaltsauflösung und Umzug seiner Mutter in eine Seniorenwohnanlage. So gesehen ist die Kurzarbeit des Gatten fast schon ein Segen, denn ohne seine Hilfe wäre seine Mutter aufgeschmissen, da total überfordert.

Ich bin ebenfalls zwei Tage pro Woche im "echten" Büro und arbeite ansonsten im Heimbüro. Die drei Projekte, für die ich verantwortlich bin, sind alle auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen, aber mein Arbeitsplatz an sich ist sicher. Ich kann mich vor Überstunden kaum retten, was auch wieder gut ist, denn so kann ich immer mal wieder freie Tage nehmen, um den Gatten und seine Mutter zu unterstützen, weil mein Arbeitgeber flexibler ist.

Am Umzugstag musste der Gatte ins Büro, also war ich kurz nach sieben bei Schwiegermutter - und schickte sie erstmal wieder ins Bett. Schwiegermutter schlief schon seit Nächten nicht, stand (und steht) völlig neben sich und war so aufgelöst, dass ich dachte, sie legt sich besser hin, bis die Umzugsleute kommen.

Mit der Umzugsfirma ließ es sich ja erst etwas holprig an, aber das schreibe ich inzwischen Schwiegermutters Verwirrtheit zu. Die Möbelpacker, vor allem die jungen Männer, waren unwahrscheinlich rücksichtsvoll und einfühlsam. Als sie hörten, dass Schwiegermutter im Bett liegt, bewegten sie sich quasi auf Zehenspitzen.

Als Schwiegermutter dann wach war, packten die Männer geduldig alles ein, was sie einpackt haben wollte - und wenn es leere Papiertragetaschen italienischer Designer waren. Sie waren so gründlich, dass sie sogar winzige verlorene Ohrstecker fanden - und bei jedem Teil fragten sie, ob es eingepackt werden solle, hörten sich geduldig Schwiegermutters Geschichten dazu an, wenn ich nicht zur Stelle war und für's Weiterarbeiten sorgte, in dem ich ihr zuhörte.

Nachmittags war das Haus dann leer (dachten wir zu diesem Zeitpunkt zumindest), brachte der Gatte Schwiegermutter mit zu uns, denn ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei, sie über Nacht im leeren Haus zu lassen, so verwirrt, wie sie ist. Sie verlor am laufenden Meter die Schlüssel für die neue Wohnung, klammerte sich am Schlüsselbund für's Haus fest, wollte volle Portemonnaies und Beutel mit Schmuck im Müll entsorgen ... Irgendwann kontrollierte ich alles, was sie wegwarf, nahm Wertvolles an mich (ein Hoch auf meine große Handtasche) und gab's abends dem Gatten.

Wir sorgten dafür, dass Schwiegermutter Ruhe bekam, früh schlafen konnte, aber leider war die Hoffnung, dass sie nach ein paar Stunden Schlaf, ausreichend essen und trinken (beides vergisst sie seit längerem) wieder besser beieinander sei, vergeblich. Als ich gegen elf Uhr in die neue Wohnung kam, war der Gatte entnervt. Geduld ist ohnehin nicht seine Stärke, und seine Toleranz bei sinnlosen Diskussionen ist nicht so ausgeprägt wie meine - ich habe durch Mudderns jahrzehntelange Übung.

So war ich dann auch den zweiten Tag eingespannt und froh, dass meine Chefin darauf bestand, mir den Tag auch noch freizunehmen, denn eigentlich sollte der Gatte ja alleine übernehmen, wollte ich arbeiten. Das heißt dann für morgen jede Menge Überstunden, denn ich muss zwei Arbeitstage Rückstand aufholen, zusätzlich zu dem vom Wochenende. Dafür arbeite ich aber auch eine Kollegin ein, die mich in den kommenden Wochen unterstützen soll, damit ich vor Überlastung nicht vollends zusammenklappe.

Wie am Vortag war ich weitgehend damit beschäftigt, Schwiegermutter abzulenken, dafür zu sorgen, dass sie niemandem im Weg ist, darauf zu achten, dass sie genügend isst und trinkt - und Diskussionen wie die, ob eine 130 cm lange Wand länger wird, wenn man eine 160 cm lange Schrankkombi davor stellt und mal guckt, ob's passt, zu beenden. Energisch kann ich nämlich auch - und die Möbelpacker hatten auch so schon genug zu tun, die mussten nicht zusätzlich sinnlos Schränke schleppen.

Nun ist Schwiegermutter glücklich, weil der Sekretär richtig gut ins Schlafzimmer passt, denn die 160 cm lange Schrankkombi ist auf 40 cm und 120 cm geteilt. Wir gewannen dadurch so viel Platz, dass Schwiegermutter wieder ans Schlafzimmerfenster gelangt, ohne über den Sekretär zu klettern oder die Marmorfensterbank abzusägen. Mein Tetris-Highscore machte sich mal wieder bezahlt, auch in der Abstellkammer, wo auch noch zwei Regale Platz fanden, die eigentlich zum Sperrmüll sollten, die Schwiegermutter dann aber doch auf den Umzugswagen laden ließ, als wir nicht aufpassten.

Der Gatte übernahm immer wieder Fahrten zwischen Schwiegermutters Wohnung, ihrem Haus und unserer Wohnung, holte allerlei Vergessenes und meinte irgendwann entsetzt, dass in Küche und Bad noch gar nichts gepackt wäre, der Keller noch voll sei, ebenso wie die Abseiten. Na, Prost Mahlzeit! Als ich am Vortag an den Gatten übergab, war ein Arbeiter zwar dabei, in der Küche einzupacken, aber das unterband Schwiegermutter anscheinend, weil sie meint, in der Küche noch zu kochen, wenn sie wieder im Haus ist, und der Gatte bekam's nicht mit. So war's kein Wunder, dass ein gutes Viertel weniger Umzugskartons als veranschlagt gebraucht wurden.

Das Wichtigste wie Lebensmittel, Geschirr, Besteck, Körperpflegeartikel brachten wir ihr inzwischen vorbei, aber der Rest, der noch im Haus ist, ist so viel, dass wir nochmal das Umzugsunternehmen beauftragen werden, wenn der Sperrmüll abgeholt wurde, wir einen Überblick über die gesamte Restmenge haben.

Das Zerlegen (und der Wiederaufbau) der Monsterschrankwand war ein Kraftakt, und der Schreiner tat mir leid. Aber sie steht, und was keiner auf dem Zettel hatte: Sie ist gar nicht 60 cm tief, sondern nur 40 cm. Die Wohnzimmertür geht also doch auf. Der Vorarbeiter der Umzugsleute war sogar so plietsch, in der Seniorenwohnanlage anzurufen und nach der Deckenhöhe zu fragen, bevor die Schrankwand abgebaut wurde. "Wir wollen ja schließlich morgen keine Überraschung erleben."

Die Umzugsleute überschlugen sich vor Freude, weil sie bei uns an beiden Tagen Frühstück bekamen, mit Selter, Apfelschorle und Kaffee versorgt wurden - für mich ist das selbstverständlich, ich wurde so erzogen, aber ich erfuhr, dass sowas heute sehr selten ist. Schwiegermutter musste ich am ersten Tag früh morgens sogar ausreden, den Tisch für die Umzugsleute mit Porzellan, Besteck und Servietten einzudecken, denn sie befand, die Herren sollten erst mal ordentlich frühstücken, bevor sie mit der Arbeit anfangen ... Bevor wer sagt, die Umzugsmänner hätten lieber Trinkgeld als Brötchen gehabt: Sie bekamen beides.

Ich war sehr erleichtert, dass Schwiegermutter tatsächlich am Tag nach dem Umzug mit dem Auspacken der Kisten anfing. Als wir nachmittags kamen, hatte sie schon über die Hälfte geschafft. Am Vortag sagte ich ihr, ich führe erst mit ihr ins Möbelhaus, um Sofa, Sessel, Esstisch und Stühle zu kaufen, wenn alle Kisten ausgepackt sind. Das scheint angekommen zu sein. Bis auf die Monsterschrankwand fehlt die Wohnzimmereinrichtung nämlich noch komplett, und warum auch immer, bin ich jetzt für das Mobiliar zuständig.

Aus irgendeinem Grund akzeptiert Schwiegermutter aktuell, was ich sage. Mal schauen, wie lange das so bleibt, denn in den letzten zwanzig Jahren ließ sie keine Gelegenheit aus, mir klar zumachen, dass ich aus dem falschen Stall komme. Ich bin halt keine dürre blonde Elblette, sondern 'ne fette brünette Prolette. Dass mich einer der Möbelpacker hartnäckig mit "Die Dame" anredete, irritierte mich nachhaltig, denn 'ne Dame werd' ich nie.

"Irgendwann kommt der Moment im Leben einer jeden Frau, wo das Einzige, das hilft, ein Glas Champagner ist."
Schwiegermutter fragt immer wieder, ob es richtig war, das Haus zu verkaufen, denn der Gatte wirke so traurig. Ja, er ist traurig, denn ein Lebensabschnitt geht zu Ende. Aber er trauert nicht wegen des Hauses. Von dem nahm er schon Abschied, als wir heirateten, denn Schwiegermutter befand mich schon damals als Schwiegertochter so ungeeignet, dass ich mich ehevertraglich verpflichten musste, nicht in das Haus einzuziehen. Das Haus wäre ohnehin viel zu groß für uns und ist nach Meinung des Gatten komplett verbaut. Den schönen Garten hingegen werden wir vermissen, und so sitzen wir in jeder freien Minute zwischen Räumen und Packen auf der Terrasse, selbst beim Dauerregen der letzten Tage.

Es dauert mich sehr, dass Schwiegermutter in ihrer besorgniserregenden Verwirrtheit aktuell alleine in ihrer neuen Wohnung sitzt. Sie leidet unter Einsamkeit, denn ihre Bridge- und Englischfreundinnen sah sie seit vier Monaten nicht mehr, und in der Seniorenwohnanlage muss sie eine Woche in Quarantäne bleiben, darf ihre Wohnung nicht verlassen. Zwar sagt sie, sie will ohnehin niemanden sehen, aber als wir gestern gingen, hatte sie Tränen in den Augen. Ihr fehlt gleichaltrige Gesellschaft und Ansprache, auch, wenn sie ständig betont, sie wolle keine Menschen um sich haben, lege keinen Wert auf Kontakte. Ich hoffe, wenn sie beides wieder hat, legt sich ihre Verwirrtheit.

Ein Besuch in der Seniorenwohnanlage ist aktuell eigentlich nicht möglich, denn es gilt noch immer ein Besuchsverbot. So ist der Zutritt für uns nur deshalb möglich, weil Schwiegermutter noch immer beim Einzug ist. Wir müssen uns vorher anmelden, dann einen Fragebogen ausfüllen, und Handdesinfektion sowie Maske sind eh klar. Schwiegermutter begreift nicht, dass sie in Quarantäne ist, meint hartnäckig, nach dem Mittagessen könne sie gehen. Mal schauen, wie sich das in der kommenden Woche entwickelt.

Uns kommt ihre Quarantäne ganz gelegen, denn Sperrmüllabholung und der Restumzug lassen sich leichter ohne sie bewältigen. Zur Abschiedsfeier mit den ehemaligen Nachbarn und zur Hausübergabe ist sie dann ja wieder dabei.

Und wenn das alles erledigt ist, brauchen der Gatte und ich dringend eine Atempause. Wir überlegten schon, ein langes Wochenende am Meer einzuschieben, aber bis das möglich ist, geht's dann auch schon fast in den lang ersehnten und dringend benötigten Urlaub - sofern die Corona-Infektionszahlen nach den Sommerferien uns noch lassen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea - vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

Sonntag, 5. Juli 2020

#WMDEDGT 7/20: Steuern

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich wache mitten in der Nacht mit Asthma auf, warte vergeblich darauf, dass der Anfall vorbei geht, ohne dass ich aufstehen und Tabletten nehmen muss. Also raus aus dem Bett, Tabletten aus der Küche holen, wieder ins Bett und lesen* bis zum Einschlafen.

Am späten Vormittag aufstehen, Kaffee kochen, frühstücken. Den Gatten schlafen lassen, denn seine Nacht war noch schlechter als meine.

Sonntagsspaziergang im DLF hören, dabei die Steuererklärung machen. Gegen Mittag wacht dann auch der Gatte auf.

Mit Mudderns telefonieren. Sie freut sich, dass es heute endlich mal wieder einen Gottesdienst gab, wenn auch vor der Kirche und mit kaum einem Dutzend Besucher. Petrus spielte mit - der Regen setzte erst ein, als sie schon wieder zu Hause war.

Eine Maschine Wäsche an den Start bringen, dann ins Bett für ein kurzes Nachmittagsschläfchen - sicherheitshalber mit Telefon, denn meistens ruft Mudderns noch mal an, um mir einen Witz zu erzählen (heute aber nicht).

Teezeit fällt aus, wir sind zu spät dran. Duschen, anziehen und auf zur Schwiegermutter, Abschiedsessen, bevor kommende Woche der Umzugswagen kommt. Vorm Haus sind schon die Straßensperren für den Umzugswagen angekündigt. Im Haus stehen überall Umzugskartons, leer und gepackt.

Ein letztes Mal auf der Terrasse sitzen, ein letzter Spaziergang durch den wunderschönen Garten, den die Käufer dem Erdboden gleich machen werden. Ein letztes Mal von den roten Johannisbeeren naschen. Ein letztes Mal Lasagne nach dem Rezept einer ehemaligen Südtiroler Weggefährtin.

Der Gatte geht nochmal alleine durch den Garten. "Er ist doch traurig", mein Schwiegermutter, "ist ja auch kein Wunder, er wuchs hier auf." Nach 55 Jahren in diesem Haus fällt allen der Abschied schwer, wenngleich der Gatte den Gedanken noch nicht zulässt.

Schwiegermutter ging inzwischen auf, dass sie eine Nacht kein Bett haben wird, weil das schon im Umzugswagen ist. Sie will nicht bei uns schlafen, sondern partout die Nacht auf einem Liegesessel in ihrem Haus verbringen, dass dann bis auf die Möbel, die der Sperrmüll eine Woche später holen wird, leer ist. Nun denn.

Kurze Irritation, weil Schwiegermutter die Tage durcheinander bringt, nicht mehr weiß, wann der Umzug ist. Sie ist komplett überfordert und erschöpft. Suche nach der Auftragsbestätigung des Umzugsfirma - prima, unsere Planung stimmt: Ich bin am Umzugstag im alten Haus zur Unterstützung da, der Gatte am nächsten Tag in der neuen Wohnung.

Online belegte Brötchen für beide Tage bestellen, damit die Umzugshelfer bei Laune gehalten werden und auch Schwiegermutter daran denkt, etwas zu essen. Der Gatte wird noch einen Kasten Selter und Apfelschorle besorgen. Kurzes Innehalten, ob Corona so was zurzeit überhaupt zulässt. Muss halt jeder eine persönliche Flasche bekommen, dann wird's schon gehen.

Zuhause die Wäsche aus der Maschine nehmen und eine weitere Ladung anstellen. Mit dem Strickzeug auf's Sofa, "Tatort" gucken. Der Gatte kommt, also umschalten auf eine Reise-Doku über den Limfjord. Urlaubsvorfreude.

"heute journal" gucken, leise vom Sofa aufstehen, um den Gatten nicht zu wecken. Noch kurz an den PC, dann die Tasche für den kommenden Tag im "echten" Büro packen. Bettfein machen, noch etwas lesen* und mit Radio einschlafen.

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Samstag, 4. Juli 2020

Samstagsplausch KW 27/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XVI

Donnerstag ebbte die Datenflut, die ich seit knapp zwei Wochen im Büro bewältigen muss, langsam ab. Das war auch dringend notwendig, denn ich war mehr als am Ende meiner Kraft. Klar ist, ein Szenario wie in den letzten sechs Wochen tue ich mir kein zweites Mal an. Für's kommende Jahr müssen sich meine Chefs eine Lösung überlegen. Ich ging nicht in Teilzeit, um das nächste Burnout zu bekommen.

Zum Glück kann ich überwiegend zu Hause arbeiten, so dass ich zumindest zwei bis drei Stunden Fahrzeit spare. Und ich nehme regelmäßig Gleittage zum Überstundenabbau, aber die dienen weniger meiner Erholung, sondern gehen für die Betreuung von Mudderns und Schwiegermutter drauf.

Der Gatte und ich sind seit 16 Wochen weitgehend zu Hause. Beim Gatten beginnt inzwischen der vierte Monat Kurzarbeit. Er ist zwei Tage im Büro und ansonsten auf Abruf, kümmert sich in dieser Zeit um Haushaltsauflösung und Umzug seiner Mutter in eine Seniorenwohnanlage. So gesehen ist die Kurzarbeit des Gatten fast schon ein Segen, denn ohne seine Hilfe wäre seine Mutter ziemlich aufgeschmissen, da total überfordert. Der Gatte arbeitet in der Veranstaltungsbranche, in der durch die Pandemie quasi alles stillsteht. Es ist also nicht absehbar, wann er wieder normal arbeiten wird, ob sein Arbeitgeber die Coronakrise übersteht.

Ich bin ebenfalls zwei Tage pro Woche im "echten" Büro und arbeite ansonsten im Heimbüro. Die drei Projekte, für die ich verantwortlich bin, sind alle auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen, aber mein Arbeitsplatz an sich ist sicher. Ich kann versetzt werden oder andere Projekte bekommen, aber Arbeitslosigkeit ist ausgeschlossen, sofern ich keine silbernen Löffel klaue oder ähnliches. Da ich jahrzehntelang selbstständig oder prekär beschäftigt war, ist das gerade in der aktuellen Situation eine unwahrscheinliche Erleichterung (und silberne Löffel habe ich ausreichend).

In der letzten Woche stellte sich heraus, dass das ganze Vermessen der neuen Wohnung noch gar nicht richtig bei Schwiegermutter ankam. Also waren wir in dieser Woche alle drei in der Wohnung, klebten die Möbelmaße mit Malerkrepp auf die Auslegeware und versuchten so, Schwiegermutter vor Augen zu führen, wie voll die Wohnung wird, wenn sie auf den bisherigen Möbeln beharrt. Dabei konnten wir allerdings nicht sicher sein, das Schwiegermutter die korrekten Maße ihrer Möbel nahm, weil sich plötzlich herausstellte, dass sie den Zollstock mehr nicht lesen kann. Normalerweise hätten wir noch mal ins Haus fahren müssen, um dort alles auszumessen, aber das wollten weder Gatte noch Schwiegermutter. Stattdessen schätzten wir die Maße - vorsichtshalber etwas großzügiger.

Im Schlafzimmer passt alles - vorausgesetzt, ein Stück der Marmorfensterbank wird weggeflext, damit der antike Sekretär Platz hat ... Im Wohnzimmer sorgt seit Wochen die Monsterschrankwand, die Schwiegermutter unbedingt mitnehmen möchte, weil sie vor 55 Jahren ein kleines Vermögen kostete, für Diskussionsstoff. Sie ist zu tief und zu wuchtig für das kleine Zimmer.

Es zeigte sich aber, dass sie tatsächlich passt - allerdings lässt sich die Wohnzimmertür nicht mehr vollständig öffnen. Und dann ging dem Gatten irgendwann auf, dass niemand die Deckenhöhe in der neuen Wohnung maß - womöglich ist die Schrankwand zu hoch.

In der kommenden Woche steht nun der Umzug an, und bei der Schrankwand gibt es drei Szenarien:
  • Alles geht gut: Die Schrankwand lässt sich ab- und wieder aufbauen. Die Höhe passt. Der Schreiner kann ein Regal so versetzen, dass sich die Wohnzimmertür öffnen lässt. Die fehlende Backe bei einem Element, das zukünftig frei stehen wird, kann der Schreiner anfertigen. Dann hat Schwiegermutter sogar einen Esstisch.
  • Beim Abbau der Schrankwand zeigt sich, dass die Rückwand mit Schwarzschimmel befallen ist. Dafür gibt es einige Indizien, die Schwiegermutter aber hartnäckig ignoriert. Da ich an dem Abbau- und Einpacktag dabei sein werde, weil der Gatte Bürotag hat, kommt mir dann die dankbare Aufgabe zu, Schwiegermutter zu überzeugen, dass sie die Schrankwand nicht mitnehmen kann, sondern etwas neues kaufen muss.
  • Beim Abbau geht alles gut, aber beim Einbau zeigt sich, dass die Schrankwand zu hoch für die Wohnung ist. Dann hat der Schreiner Spaß.
Mir ging irgendwann auf, dass Schwiegermutter eine Nacht lang kein Bett haben wird, denn das Umzugsunternehmen packt an einem Tag alles im Haus ein, inklusive Bett, lagert es über Nacht im Umzugswagen und packt es am nächsten Tag in der neuen Wohnung aus. Als ich den inzwischen komplett entnervten Gatten darauf ansprach, befand er, seine Mutter könne ja auf der Gartenliege schlafen, mache sie ja tagsüber im Sommer auch. Oder auf der Matratze in der Garage, dem alten Sofa - der Sperrmüll käme ja erst später ...

Immerhin habe ich ihn inzwischen so weit, dass seine Mutter die Nacht bei uns verbringen wird, aber: "Sag's ihr nicht. Ich will, dass sie von selbst drauf kommt." Ja, nee, is klaa. Am Einpacktag muss ich also darauf achten, dass weder Bettzeug noch CPAP-Gerät im Umzugswagen landen - ein Punkt mehr auf meinem langen Zettel für die kommenden beiden Wochen bis zur Übergabe des Hauses an die Käufer.

Der Gatte verbrachte nochmals einen Möbelhaustag mit seiner Mutter, wieder ergebnislos. Sie wird vorerst bis auf die Monsterschrankwand (sofern deren Umzug klappt) und diverse Tischchen keine Wohnzimmereinrichtung haben, weil sie sich nicht entscheiden kann. Ein Sofa wäre fast gekauft worden - dann aber stellte Schwiegermutter fest, dass es ein Schlafsofa ist, und das kann sie ja nicht ins Wohnzimmer stellen, weil man auf einem Schlafsofa nicht sitzen, sondern nur schlafen kann. Ja, nee, is klaa.

Da sie an jedem Möbel etwas auszusetzen hat, wäre es am sinnvollsten, sie nähme die alte Couchgarnitur erstmal mit, aber das will sie nicht. Zwischen Umzug und Sperrmüllabholung sind noch ein paar Tage Zeit; vielleicht entscheidet sie sich ja noch mal um, denn so ganz ohne gemütliche Sitzgelegenheit ist so'n Wohnzimmer ja eher doof.

Schwiegermutters Umzug geht also in den Endspurt, und ausgerechnet jetzt schwächelt auch noch die Umzugsfirma. Sie vergaß, dass Einpackservice gebucht war, lieferte Umzugskartons nicht wie abgesprochen tagsüber, sondern nach 21 Uhr und ähnliches. Eigentlich ist das Unternehmen auf Seniorenumzüge spezialisiert, von der Seniorenwohnanlage empfohlen. Mal schauen, wie sich der Umzug gestaltet.

Ansonsten öffnete Mittwoch endlich wieder die Schwimmhalle unseres Sportvereins. Der Gatte, der so sehr darauf wartete, ist jetzt aber doch nicht interessiert - der Umzug geht vor. Außerdem kann man keine Zeitfenster buchen, und so befürchten wir, dass die Halle überfüllt sein wird. Mal schauen, ob wir uns übernächste Woche mal ein Bild machen können.

Abendessen beim Griechen.
Gestern hatte der Gatte die schöne Idee, beim Stammgriechen essen zu gehen. Zwar können wir uns momentan nicht über zu wenig Zeit zu zweit beklagen, anders als zu normalen Zeiten, in denen ich oft abends beruflich zu Veranstaltungen musste, aber schön war das Fremdessen dennoch.

Mehr Zeit zu zweit bringt auch Schwiegermutters Umzug. In den zwei Jahrzehnten, die der Gatte und ich zusammenleben, war er so ziemlich jeden Sonntagabends bei seiner Mutter, hatte ich sturmfrei. Ich fand das sehr schön, konnte mich verabreden, etwas kochen, was der Gatte nicht isst, in Ruhe "Tatort" gucken, ein Schönheitsprogramm durchziehen ...

Letzten Sonntag war der Gatte unerwartet zum "Tatort" schon wieder zu Hause, und da ging mir auf, dass das jetzt immer so sein wird. Da er bei seiner Mutter keine Werkstatt mehr hat, in der er den Abend verbringen kann, gibt es keinen Grund mehr für ihn, länger als zum Abendessen zu bleiben. Mehr noch: Er kündigte an, nicht mehr jeden Sonntag zu seiner Mutter gehen zu wollen. Das wird dann auch für sie eine Umstellung.

Corona scheint inzwischen für sehr viele sehr weit weg zu sein. Im ÖPNV sind immer öfter Menschen ohne Maske unterwegs, wenngleich der HVV ankündigte, die Einhaltung der Maskenpflicht kontrollieren zu wollen. Im Discounter ist der zusätzliche Abstandshalter zwischen Kasse und Einkaufswagen abgebaut, kann man der Kassiererin jetzt dichter auf die Pelle rücken. In den Geschäften tragen auch weniger Menschen Masken. In Schwiegermutters Seniorenwohnanlage ist Corona hingegen sehr präsent: Der Zutritt erfolgt erst nach Fiebermessen und Handdesinfektion.

Die Corona-Warn-App ist inzwischen einmal durchgelaufen. Ich dachte, sie fängt nach zwei Wochen wieder von vorne an, aber irritierenderweise bleibt es bei der Meldung, dass sie 14 von 14 Tagen aktiv ist, obgleich sie sich täglich aktualisiert.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea - vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

Mittwoch, 1. Juli 2020

Ausgelesen: Bücher im Juni 2020

In diesem Monat beendete ich die Hannes-Niehaus-Reihe von Hendrick Falkenberg mit "Die Schatten der Vergangenheit*" (Band 8), "Die Macht der Verzweiflung*" (Band 9) und "Die Zeit der Spiele*" (Band 10). Das wurde auch Zeit, denn durch die letzten Bände kämpfte ich mich schon. Falkenbergs Stil ist mir zu langatmig. Aber da ich wissen wollte, wie die Reihe ausgeht, blieb ich am Ball.

Erschienen die anderen Fälle schon reichlich konstruiert, waren sie voller überraschender Wendungen, so steigert sich Falkenberg hier nochmals. Neben der Teilnahme an den Olympischen Spielen, bei denen - Achtung Spoiler - Niehaus natürlich einen ersten Platz belegt, legt er auch noch mal eben der internationalen Wettmafia das Handwerk. Dementsprechend spielt der Krimi nicht nur in der namenlosen Ostseestadt wie die Bände davor (von Ausflügen nach Schweden mal abgesehen), sondern auch noch in Großbritannien, dem Ostblock, Italien und Asien. Das ist einfach zu viel.

Falkenberg hält sich alle Möglichkeiten offen, seinen Protagonisten zurückkehren zu lassen, bringt aber im September mit "Der Tag der Wahrheit*" erstmal eine neue Reihe mit einem Ermittlerduo an den Start. Bislang reizt mich das Buch noch nicht.

Da ich aufgrund meiner Wechseljahrsbeschwerden noch immer nicht zum Sport kann, die Theater noch geschlossen sind, ich immer noch wie im Lockdown viel Zeit zu Hause verbringe, habe ich viel Muße, mich durch Krimiserien zu lesen. Die nutze ich, um in rascher Folge die Loretta-Luchs-Reihe von Lotte Minck zu lesen. Die Krimikomödien spielen allesamt im Ruhrpott und versprühen viel Lokalkolorit. Den fünften Band, "Tote Hippe an der Strippe" hatte ich vor fünf Jahren schon mal gelesen.

Auftakt ist "Radieschen von unten*". Loretta Luchs, die als CCA an einer Sexhotline arbeitet, trennt sich von ihrem Freund und schlüpft in der Gartenlaube ihrer Freundin unter. Dort stolpert sie nicht nur über Leichen, sondern macht sich auch neue Freunde, die ihr in den folgenden Büchern "Einer gibt den Löffel ab*", "An der Mordseeküste*", "Wenn der Postmann nicht mal klingelt*", "Tote Hippe an der Strippe*", "Cool im Pool*", "Die Jutta saugt nicht mehr*""Voll von der Rolle*", "Mausetot im Mausoleum*", "3 Zimmer, Küche, Mord*" und "Darf's ein bisschen Mord sein?*". Der zwölfte Band, "Ringelpiez mit Abmurksen*" erscheint Anfang September und ist bereits vorbestellt.

Die Reihe macht mir großen Spaß. Die Bücher sind in sich abgeschlossen, aber es ist schön, sie nacheinander zu lesen und die Entwicklung der Protagonisten zu verfolgen. Die Protagonisten sind alle herrlich durchgeknallt und sympathisch verrückt. Schade finde ich, dass Minck nur in den ersten Bänden einen Rezeptanhang veröffentlichte, sich dann aber auf Infos zur Ruhrgebietsgeschichte verlegt. Und absolut doof ist, dass Minck einen rassistischen Ausdruck wie "Negerkuss" damit rechtfertigt, dass man das im Ruhrgebiet eben so sage und sich das auch nicht ändern werde.

Als Mudderns um Ostern herum Lesenachschub brauchte, ich sie aber coronabedingt nicht besuchen sollte und alle Bücher-Tausch-Tische coronabedingt nicht zugänglich waren, schickte ich ihr in den kommenden Wochen zum einen immer mal wieder Bücher-Care-Pakete, bestellte ihr zum anderen in der örtlichen Buchhandlung "Das Marzipanmädchen*", "Die Bernsteinsammlerin*" und "Die Bernsteinheilerin*", alle von Lena Johannson. Die Autorin mag sie.

Am 28. Juni las ich in "Die Bernsteinheilerin".
Während "Das Marzipanmädchen" im Lübeck des späten 19. Jahrhunderts beginnt, dann den Bogen bis ins 20. Jahrhundert schlägt, spielen die anderen beiden Bücher ausschließlich im 19. Jahrhundert.

Es empfiehlt sich, "Die Bernsteinsammlerin" und "Die Bernsteinheilerin" nacheinander zu lesen, denn dann versteht man Johannas Geschichte besser, und - Achtung, Spoiler - die Geschichte um den Tod ihrer Mutter Femke, der Bernsteinsammlerin, wird in der "Bernsteinheilerin" aufgeklärt. Ansonsten sind die drei Bücher wieder mal richtige Schmachtfetzen für's Herz. Muss auch mal sein.

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