Sonntag, 30. Juni 2019

Ausgelesen: Bücher im Juni 2019

Im Juni beendete ich mit "Erbsünde*" die Decker-Lazarus-Serie* von Faye Kellerman*Es ist der 25. und vorerst letzte Band der Reihe. 

In einer ruhigen Straße am Rande von Greenbury, New York entdeckt Detective Peter Decker die schrecklich zugerichtete Leiche eines jungen Mannes, Brady Neil. Das Opfer führte ein unauffälliges Leben: fester Job, kaum Freunde, keine Vorstrafen. 

Doch Decker entdeckt eine Verbindung in Verbrecherkreise – Bradys Vater wurde für einen Raubmord verurteilt, als Brady noch ein kleiner Junge war. Als dann auch noch ein Freund von Brady verschwindet, stellt sich für Decker die Frage: Lässt jemand die Kinder für die Sünden ihrer Väter büßen?

"Erbsünde" ist solide Kost, wenngleich mir einige Flüchtigkeiten auffielen. So weiß die Polizistin Baccus, die mir Deckers Tochter zusammenarbeitete, und der er keinesfalls erzählen wollte, dass ihre ehemalige Vorgesetzte seine Tochter ist, es dann plötzlich doch, ohne dass klar wird, wie sie zu diesem Wissen kam. Auch Deckers unerschöpfliche Heldenhaftigkeit, die wieder mal rasant den Fall beendete, nervte mich ein wenig, und beim Hinweis auf Alex Delaware, Protagonist einer Krimiserie von Kellermans Mann, fragte ich mich, ob da Verkäufe angekurbelt werden sollen. Aber davon ab, las ich auch den 25. Band mit Genuss. 

Vor "Erbsünde" las ich den 17. Band, "Arglist*", sowie den Folgeband "Missgunst*". Damit habe ich jetzt die ganze Decker-Lazarus-Reihe gelesen, und das auch noch ziemlich chronologisch, was bei mir selten ist. Es machte großen Spaß, die Entwicklung der Charaktere zu verfolgen und quasi ein Teil des Decker-Lazarus-Clans zu werden! Ich hoffe, dass es weitere Bände geben wird. 

Ein liebevollst verpacktes Rezensionsexemplar:
"Mehr als die Erinnerung*" von Melanie Metzentin.
In den Juli gehe ich mit einem ganz anderen Sujet: "Mehr als die Erinnerung*" von Melanie Metzenthin* spielt auf dem fiktiven Gut Mohlenberg in der Lüneburger Heide im Jahre 1920. 

In der Einrichtung für psychisch kranke Menschen kümmert die junge Medizinerin Friederike von Aalen sich liebevoll um die Patienten. Einer von ihnen ist Friederikes Mann Bernhard, der nach einer Hirnverletzung im Krieg ihre besondere Zuwendung braucht. Der schneidige Leutnant von einst erinnert sich an vieles nicht, aber mit seiner Frau verbindet ihn noch immer eine tiefe Liebe.

Da geschehen in der Gegend kurz hintereinander zwei grausame Morde. Man ist schnell bei der Hand mit den Verdächtigungen: Es muss einer der "Geisteskranken von Mohlenberg" gewesen sein! Doch Friederike würde für ihre Patienten die Hand ins Feuer legen und stellt heimlich eigene Nachforschungen an. 

Was weiß Walter Pietsch, der Mann mit den schlimmen Verbrennungen, den sie vor Kurzem erst eingestellt haben? Und welche Rolle spielt der hochintelligente, aber kühle Dr. Weiß? Zu spät begreift Friederike, dass sie mit ihren Fragen sich selbst und die Menschen in ihrer Nähe in große Gefahr gebracht hat. 

Ich bin sehr gespannt! "Im Lautlosen*" gefiel mir ja so gut, dass ich mir gleich "Die Stimmlosen*" kaufte, aber es wartet noch auf dem Kindle. 

Samstag, 29. Juni 2019

Samstagsplausch KW 26/19: Wir sind Hamburg

Letzte Woche wurden der Landesrabbiner und sein Begleitung antisemitisch attackiert, als sie nach einem Empfang das Rathaus verließen.

Mich hat das sehr entsetzt. Ich kenne zwar antisemitische Übergriffe, seitdem ich 1988 anfing, eine Magen-David-Kette zu tragen, und erlebte sie vor allem im oft für seine Toleranz gelobtem Grindel, das auch das "jüdische Viertel" genannt wird, aber trotzdem war's für mich noch mal etwas anderes, zu lesen, dass ein Rabbiner vor dem Rathaus bespuckt wird.

Die Magen-David-Kette kann ich seit langer Zeit nicht mehr tragen, aus vielen Gründen (Antisemitismus ist keiner), die antisemitischen Attacken blieben auch ohne sichtbaren Magen David, vor allem bei Stadtführungen zur jüdischen Geschichte. In meinem Falle waren die Angreifer übrigens ausnahmslos Deutsche, falls die Nationalität solcher Morslöcker irgendwie wichtig sein sollte.

Mein aktuelles Pandora-Armband.
In der letzten Woche überlegte ich, wie ich wieder einen Magen David tragen könne, denn wie gesagt, Ketten gehen ja nicht. Ich fand einen für mein Pandora-Armband - nicht in Deutschland, nicht original (die hätte es anscheinend nur in Tschechien oder Jordanien gegeben), aber egal. Der Magen David baumelt jetzt am Armband und kam natürlich auch mit auf den Rathausmarkt, als vorgestern, eine Woche nach dem Übergriff, eine Kundgebung zum Start der Initiative "Wir sind Hamburg" gegen Antisemitismus und Diskriminierung abgehalten wurde.

Normalerweise wäre ich nicht hingegangen, weil Menschen nach einem langen Arbeitstag unter Menschen und überhaupt, Hamburg macht das schon, sieht man ja bei jeder Anti-Nazi-Demo, aber hier war mir schnell klar, dass Hamburg das nicht machen wird, denn Initiatoren sind die jüdischen Gemeinden und der Erste Bürgermeister, da bleiben viele Linke weg.

Kundgebung "Wir sind Hamburg" auf dem Rathausmarkt.
Leider blieben nicht nur viele Linke weg. Es waren kaum Menschen auf dem Rathausmarkt, und die wenigen, die da waren, kamen oft aus dem Gemeindeumfeld. Das traf mich sehr. Rührend war hingegen eine junge Polizistin, die wie einige Kollegen wohl zur Bewachung eingesetzt war, sich aber schnell der Kundgebung zuwandte, konzentriert zuhörte und oft zustimmend klatschte. Ich sag's ja immer wieder: Auf die Hamburger Polizei lasse ich so schnell nichts kommen!

Ansonsten war die Arbeitswoche anstrengend, aber erfolgreich. Ich schaffte es gut durch die Hitze und freute mich über das kühlende Bodyspray meines Lieblingssommerparfüms*, das mir Schwiegermutter zum Geburtstag schenkte. Erst heute schaffte mich die Hitze, weil ich einfach nicht genug trank. Dazu muss ich mich ohnehin immer zwingen.

Im Laden hatte mein letztjähriges Beharren, dass es bei Sommerhitze unzumutbar ist, dort zu arbeiten, Erfolg: Die Belüftung wurde repariert! Bei Sommerhitze ist es jetzt angenehm dort. Ich bin gespannt, wann die Kollegin, die stets verneint, das mitbekommt und fordert, dass die Belüftung abgeschaltet wird weil wegen Keime, Hygiene, Erkrankung - irgendwas fällt ihr schon ein. Momentan hat sie, genau wie die Montagskollegin, anhaltende Schönwettergrippe.

Für einen Lacher sorgte Mudderns. Sie erzählte hocherfreut, sie haben sich ein Bus-Tier bestellt. Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte, dachte an einen Plüsch-Bus und wollte schon fragen, sie fahre doch gar nicht Bus, was sie dann mit einem Bus-Tier wolle? Als sie sagte, das Bus-Tier käme im Dreierpack und den Namen eines Klamottenversands nannte, dämmerte mir, was sie meint.

Mudderns tut ihre wöchentliche Begleitung sichtlich gut: Sie hat sich endlich passende Kleidung gekauft, isst wieder frisches Obst und Gemüse, was sie angeblich jahrelang nicht vertrug, und hat auch wieder saubere Kleidung, weil ihre Begleitung dafür sorgt. All das, worum ich jahrelang vergeblich mit ihr kämpfte, macht sie jetzt freiwillig mit. Sie blühte in den letzten Wochen wieder auf. Ihre große Angst ist jetzt, dass ihre Begleitung irgendwann wechselt, aber ihre anderen Ängste sind erst mal gebannt. Ich atme vorsichtig auf.

Beim Stricken habe ich gerade ein obskures Problem: Ich nehme anscheinend unbewusst Maschen auf! Der Verspätungsschal, den ich mit 80 M begann, hat inzwischen fast 200 und muss wenigstens bis zum Mai aufgemacht werden. Und ich wunderte mich schon, wieso die Stricknadel immer kürzer wird ...

Eine Jacke, die ich parallel stricke, fing ich mit 186 M an, nahm in den ersten 90 Reihen 12 M ab und habe jetzt unerklärlicherweise 184 M! Normalerweise kann ich einfach nur mindless geradeaus stricken, keine Ahnung, was hier gerade schief läuft.

Verspätungsschal, aus dem Ruder gelaufen.
Die Jacke ribble ich nicht auf, aber ich habe mir alle 20 M Maschenmarkierer gesetzt und zähle jetzt mit. Zum Glück strickte ich zwischendurch einen Schal für Mudderns, den ich mit 32 M anfing und mit 32 M abschloss, sonst zweifelte ich jetzt total. So was ist mir noch nie passiert!

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Ich wünsche Dir eine gute Woche!

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Sonntag, 23. Juni 2019

Samstagsplausch KW 25/19: Glücklichkeiten

Die letzten vier Wochen waren unwahrscheinlich arbeitsintensiv, und gleichzeitig knockte mich das Wetter immer wieder aus. Meine Migräne feierte Parties. Meine Konzentration reichte maximal für's Büro, weswegen es im Blog etwas ruhiger war.

Das Mammutprojekt ist geschafft, kostete mich aber vermutlich zwei Zähne - mal gucken, was der Zahnarzt übermorgen sagt. Aber es ist geschafft, und ich kann mir selbst auf die Schulter klopfen.

Es gab viel Lobhudelei, und beim Pressetermin eine Elegie meines Ex-Chefs darüber, dass er es oft bedauere, dass ich nicht mehr für ihn arbeite, er sich aber freue, dass das Mammutprojekt jetzt in professionellen Händen sei. Ein Pressevertreter jammerte mir die Ohren voll, dass es im Büro nicht mehr rund liefe, seitdem ich nicht mehr da bin, was ich natürlich auch gerne hörte, aber einzuordnen weiß.

Blaumann I hatte sichtlich Spaß, und am Schluss gingen viele kleine und große Menschen glücklich nach Hause. Viele, die das Projekt seit Jahren begleiten, waren erstaunt, wie anders so ein Pressetermin ablaufen kann, wenn man einfach mal die Zielgruppe einlädt, für die das Produkt ist.

Einen Tag, bevor die Druckmaschinen anliefen, schloss ich die Zeitplanung für das nächste Jahr ab, begannen wir damit, die Neukonzeption in die Wege zu leiten. Momentan bin ich dabei, die Neukonzeptionen für die beiden anderen Projekte, die ich betreue, in die Wege zu leiten. Langweilig wird's also nicht.

Seit diesem Monat ist das Team wieder komplett: Die Nachbesetzung meiner Stelle konnte endlich zu uns versetzt werden. Sie scheint nett zu sein, ist zudem beim FC St. Pauli engagiert und ein Antifa-Urgestein - besser könnte es nicht kommen. Mein Themenbereich wird bei ihr in guten Händen sein, was mich freut.

Der Kollegin, die stets verneint, schmeckt das so gar nicht, denn was bei mir nur im Raum schwebte, aber nicht umgesetzt wurde, wird nun wahr: Sie bekommt eine direkte weisungsbefugte Vorgesetzte. Sie meldete sich prompt krank. Dabei will ihr niemand etwas böses, im Gegenteil, sie wird entlastet, aber das ist nun auch wieder verkehrt. Immerhin: Sie hielt fast ein Jahr tapfer durch! Ich hoffe sehr, dass sie sich wieder fängt.

Diese Woche waren wir zwei Tage auf einer Messe - die Montagskollegin meldete sich prompt für die gesamte Woche krank, wie üblich parallel zur Kollegin, die stets verneint. Da ich in den letzten anderthalb Jahren lernte, ohnehin nicht mit ihr zu rechnen, überraschte es mich nicht (und auch sonst niemanden). Insgesamt war es aber recht entspannt, nur die Abteilung, mit der wir uns den Stand teilten, sorgte für Chaos. Unsere Angebote wurden gut angenommen, und es war einfach schön, engagierte Jugendliche zu erleben.

Dienstag klingte die Nachbarin und brachte mir "Mehr als die Erinnerung*" von Melanie Metzenthin*. Das Paket lag seit Tagen bei ihr, weil der Zusteller keine Nachricht hinterließ, und ich wunderte mich schon, wo es bleibt. Das Rezensionsexemplar ist ausgesprochen liebevoll verpackt, und ich gehöre zu den Glücklichen, bei denen die Hortensie heil blieb. Ich bin schon sehr gespannt auf das Buch!

"Mehr als die Erinnerung*" von Melanie Metzenthin*
Mittwoch Abend ging's in das Musical "Carrie" im First Stage Theater. Ich kenne weder das Buch noch den Film (für mich ist "Bambi" schon ein Horrorfilm, da ist Stephen King erst recht nichts), wusste nur, dass das Thema "Mobbing" im Mittelpunkt steht, nicht der Horror, und war gespannt, was mich erwartet. Die Produktion ist einfach nur großartig! Hin da!



Freitag hatte ich eine rührende Begegnung in der S-Bahn: Mir gegenüber saßen vier Mädchen auf HVV-Rallye und aßen Futter vom Schotten, als ein Bettler durch die Wagen ging. Eines der Mädchen ging zu ihm und gab ihm einen Burger. Er war sichtlich gerührt, blieb verdattert stehen und sagte "Ich würde viel lieber euch etwas geben, ich hab' nur nichts." Die Mädchen freuten sich über seine Freude. Das war einfach schön.

Als er weiter gegangen war, überlegten die Mädchen, was sie noch an Essen dabei haben und weitergeben können, rechneten zusammen, wie viel Geld sie dabei haben, wie viele Brötchen sie dafür kaufen können, kamen auf vier Brötchen und acht Euro und beschlossen, jedem Bettler, den sie unterwegs treffen, etwas zu essen zu geben. Das rührt doch das Herz!

Gestern konnten wir endlich zwei Wochen Mallorca buchen! Es geht wieder nach Port d' Alcúdia, allerdings in ein anderes Hotel. Wir freuen uns beide schon sehr! Ich hätte bis letztes Jahr nie gedacht, wie gut uns ein Badeurlaub tut. Abends waren wir in "Rotkäppchen und der böse Wolf" von Martin Mosebach im Schauspielhaus. Mein Stück war's nicht, aber es war schön, mal wieder mit dem Gatten unterwegs zu sein und danach noch lange mit ihm draußen zu sitzen - wir mögen diese langen, hellen und lauen Nächte sehr.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Ich wünsche Dir eine gute Woche!

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Montag, 17. Juni 2019

#12von12 im Juni 2019

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier sind meine 12 Eindrücke vom 12. Juni 2019.


#1: Das Mittagessen vorbereiten. Im Sommer ist es einfach: Obst mit Joghurt oder Quark geht immer.
#2: Minze ernten, um im Büro Wasser mit Minze und Gurke trinken zu können.

#3: Bushaltestellen-Warteblick.

#4: Meine Bürotasche ist kaputt, und bis Eastpak es schafft, mir einen neuen Schulterriemen zu liefern, kommt diese Tasche mit (Inzwischen weiß ich: Eastpak schafft es nicht. Ich habe woanders einen Riemen gekauft und inzwischen erhalten).

#5: Ich schaffe es endlich, ein paar Restanten in den Zu-verschenken-Korb in den Laden zu bringen ...

#6: ... und tausche den Papierberg gegen eine Flasche Sekt ein. 

#7: Buchführung für das Projekt Verspätungsschal

#8: Abendessen. 

#9: Es gibt Spargel.

#10: Anlassblumen. Um diese Jahreszeit liebe ich Pfingstrosen.

#11: Anlassbücher.

#12: Ins Bett fallen.
Das Rezept zum Tag gibt's wie immer in der Kombüse.

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Dienstag, 11. Juni 2019

Der Verspätungsschal im Mai

Über Pfingsten habe ich es endlich geschafft, den fünften Monat des Verspätungsschals zu stricken. Wie ich zu dem Projekt kam, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge zu dem Projekt findest Du hier.

Der Verspätungsschal im Mai. 
Ich war vergleichsweise wenig mit dem HVV unterwegs, bedingt durch Urlaub, Maladie und Feiertage. In der Freizeit sind wir eher mit dem Auto unterwegs. Das ist bei Einkäufen einfach bequemer und bei den Mütterbesuchen praktikabler. Um zu meiner Mutter zu kommen, wäre ich zwischen anderthalb und zwei Stunden unterwegs und müsste bis zu sechs Mal umsteigen - pro Strecke. Mit dem Auto brauche ich zwischen 30 und 60 Minuten und kann Mudderns zudem noch die Freude machen, mit ihr zu all den Läden, zu denen sie zu Fuß nicht kommt, zu fahren.

Die paar Kilometer zur Schwiegermutter könnten wir zur Not zwar auch laufen, aber da wir ihr die schweren Einkäufe abnehmen, ist da immer viel zu schleppen. Auch da ist das Auto praktischer, und bei den vierwöchentlichen Tierarztbesuchen eh (das kleine braune Hundevieh ist inzwischen so alt, dass es nicht mehr in den Bus kommt, keine längeren Fußwege mehr schafft).

Im Mai wurde die neue Buskehre in Bahrenfeld fertig. Damit fiel ein gewaltiger Verspätungsfaktor weg. Der Bus ist seitdem ungewohnt pünktlich. Verspätungen entstanden überwiegend, weil in Othmarschen der Umstieg nicht klappte oder die S-Bahn chaotisch war - in der Regel letzteres.

Im Mai zählte ich 103 Verspätungsminuten auf 27 Fahrten, was im Schnitt 3,84 Minuten Verspätung ergibt. Gemessen an den Vormonaten ist das eine große Verbesserung. Nur eine Fahrt war mehr als 20 Minuten verspätet (nächtlicher Polizeieinsatz auf der S-Bahn-Strecke); das Verspätungsentschädigungssparschwein freute sich über einen Euro.

Aktuelle Zwischenbilanz nach 4 Monaten: 138 Fahrten, 887 Minuten Verspätung, also im Schnitt 6,42 Minuten, Entschädigungspauschale 8 Euro. Gemessen an 324 Euro für die Fahrkarten sind das 2,47 Prozent. Neun der 138 Fahrten waren pünktlich. Das sind 6,52 Prozent. Selbst, wenn ich, wie die S-Bahn, die Fahrten als pünktlich einrechne, die unter 3 Minuten verspätet waren, komme ich nur auf 10,87 Prozent Pünktlichkeit.

Das ist 'n büschen entfernt von den Pünktlichkeitswerten, die S-Bahn und HVV für sich errechnen. Aber klar, wenn ich, wie der HVV, nur die Fahrten als verspätet betrachte, die mehr als 20 Minuten Verspätung haben, komme ich auch auf eine Pünktlichkeitsrate von 94,2 Prozent.

In einem Interview begründete ein Bahnsprecher die ständigen Ausfälle mit der über 100 Jahre alten Technik. Warum zum Henker hat man die dann nicht mal modernisiert?! Ich bin froh, dass die S-Bahn damals schon elektrifiziert wurde, sonst führe sie heute womöglich noch unter Dampf.

Ende Juni wird's spannend: Das S-Bahn-Dreieck Holstenstraße - Altona - Othmarschen wird für sechs Wochen gesperrt. Auf der Ausweich-Busstrecke wird gebaut. Ich vermute, der Verspätungsschal wird dann wieder viele Rottöne zeigen, das Sparschwein gemästet.

Der Beitrag geht rüber zu den Linkparties Dings vom Dienstag, Handmade on Tuesday und Maschenfein. Danke an alle für's Sammeln!

Mittwoch, 5. Juni 2019

#WMDEDGT 6/19: Dankbarkeit

Hilfe, wir haben schon Juni! Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Im Halbschlaf höre ich einen Radio-Bericht über die D-Day-Feiern in Großbritannien und schicke ein stummes Dankeschön in den Orbit. Der Gatte weckt mich. Ich hatte eine unruhige Nacht. Panikanfälle, Wechseljahre und Asthma, da kann dann auch das CPAP-Gerät nur wenig ausrichten. Immerhin sagt es mir, dass ich nur drei Stunden schlief und gibt mir so die Berechtigung, mich wie ein Schluck Wasser in der Kurve zu fühlen. 

Beim Kaffeetrinken erstmal die Tabletten-Dose auffüllen. Das mache ich normalerweise am Wochenende, verpeilte es da aber. Frühstücken, Brot und Obst für's Büro fertigmachen, dann los, denn heute ist Teamsitzung, muss ich pünktlich da sein, und angesichts der Situation bei der S-Bahn plane ich da lieber eine Stunde Puffer ein.

Ich bin pünktlich im Büro und werde darauf aufmerksam gemacht, dass ich für Morgen einen Termin verpeilte, abends ins Theater muss anstatt zu einer Blogger-Veranstaltung. Dann Teamsitzung, in der ich mich beim Team für die Unterstützung während der letzten Monate bei meinem Mammutprojekt bedanke. Eigentlich wollte ich Kuchen mitbringen, aber nach dem Sport gestern war ich zu schlapp zum Backen, und die neue Kollegin brachte zum Einstand einen großen Karton Natas mit. 

Die Kollegin, die stets verneint, ist natürlich mit dem Ablauf des Mammutprojekts unzufrieden, weil ein Detail, das sie betrifft, nicht ganz so war wie gewünscht, aber da ich Chef am Vortag schon wahrschaute, hat er schon vieles abgefangen. Außerdem ist die Kollegin nicht glücklich, wenn sie nicht meckern kann.

Klarschiff machen im Büro heißt Ablage der Papierberge und Pflege von Adressverteilern. Ich gucke kurz auf den Planer, mit dem ich meine drei Projekte organisiere, und beschließe, dass ich mir noch diese Woche nehme, um das Mammutprojekt abzuschließen. Ab nächste Woche steht dann ein anderes Projekt im Vordergrund, das im August veröffentlicht werden muss, während im Hintergrund die Arbeit an der Neukonzeption der beiden anderen Projekte weiter läuft. 2020 stehen viele Veränderungen an. 

Mit dem Redaktionskollegen über die Website des Mammutprojekts reden und ihm danken. Angesichts der Kürze der Zeit und der zur Verfügung stehenden technischen Mittel hat er das Beste aus der Seite  herausgeholt.  

Dank einheimsen für die Pressearbeit zum Mammutprojekt, auch vom Ex-Chef, was mich wirklich freut (aber mehr freue ich mich über den Dank vom Mammutprojektteam). 

Kurz granteln wegen einer Kollegin, mit der ich mir die Arbeit an einem Projekt teile, das sie am Liebsten alleine machen würde, dann beschließen, dass ich mich nicht von ihr antreiben lassen und die Diskussion auf die nächste Woche verschieben, wenn ich mit dem Mammutprojekt abschloss.  

Als ich gedanklich schon auf dem Heimweg bin. kommt Chef ins Büro: "Wolltest du nicht noch mit mir über ein Projekt sprechen?" Stimmt. Die Besprechung ist kurz. "Find' ich gut. Mach man." Schnappatmung. Und Freude. Dass mir was zugetraut wird, dass es jemanden gibt, der sieht, was ich kann, ist auch nach einem Jahr immer noch befremdlich. Zu lange war's anders.

Pünktlich Feierabend machen und auf dem Weg zur S-Bahn am Kriegsklotz Fliederbeerblüten ernten. Auf dem Bahnsteig ist wieder der Bettler, der mich seit ein paar Tagen begleitet und mich dauert, denn er läuft barfuß, halb nackt und schmutzverkrustet herum, scheint noch sehr jung und zudem sehr krank zu sein. 

Er bittet um Essbares und verschlingt das, was er bekommt, an Ort und Stelle. Ich lehne erst ab, aber dann fällt mir das Stück Kuchen ein, das ich nicht aß, weil es Natas gab, eigentlich am nächsten Tag essen wollte, aber zu Hause ist ja noch eins und überhaupt. Ich gehe ihm hinterher, frage ihn, ob er den Kuchen möchte. Er nimmt das Stück, sinkt an einem der Stützpfeiler nieder und verschlingt den Kuchen.  

Dankbar für den Wohlstand, in dem ich lebe.  

Ausnahmsweise mal sehr entspannte S-Bahn- und Busfahrt, früh zu Hause. Gleich das Häkelzeugs geschnappt, denn die Weste für Mudderns, an der ich gerade arbeite, muss heute noch fertig werden, damit ich sie beim nächsten Besuch mitnehmen kann. Telefonat mit Mudderns, die sich wie ein kleines Kind über das Titelbild des Mammutprojekts, das eine Broschüre ist, freut, weil es darauf so viel zu entdecken gibt. 

Als der Gatte kommt, setzen wir uns zum Feierabendbier auf den Balkon und lassen den Tag Revue passieren. Er berichtet von einem schweren Schicksalsschlag, den eine Kollegin traf. Dankbar, dass in der Relation bei uns dann alles doch irgendwie nicht so schlimm ist. Wir reden über den mit der Rente einhergehenden Umzug in die lindgrüne Hölle und den dann anstehenden Hausumbau. Der Gatte freut sich inzwischen darauf, was wiederum mich freut. 

Lange auf dem Balkon sitzen, dabei schon mal den Wochenplan machen, denn ich habe Freitag frei und kann stressfrei einkaufen. Der Gatte wünscht sich für Pfingstsonntag das Huhn mit 40 Knoblauchzehen, und ich freue mich über seinen Appetit. Kartoffeln kochen, nachdem der Gatte in der Küche klarschiff machte, und Läuterzucker ansetzen für den Fliederbeerblütensirup

Pellkartoffeln mit Quark zum Abendessen. Der Fliederbeerblütensirup zieht. Sofa, häkeln, lange häkeln, viel zu lange häkeln, dabei mit dem Gatten zusammen fernsehen, die Weste endlich schaffen, die Waschmaschine füttern und für den Morgen programmieren, den inzwischen schlafenden Gatten vom Sofa ins Bett umlagern, dann noch kurz an den PC.

Seit Freitag Abend denke ich oft an das Fräulein auf der grünen Insel, das sich gewaltig verrannte und ziemlichen Mist baute, über dem sich nun neben berechtigter Kritik vor allem aber auch ziemlich üble blaubraune Gülle ergießt. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die ihr Hilfe anbieten, also beschränke ich mich darauf, die blaubraune Gülle zu melden und anzuzeigen, wohlwissend, dass das, was ich finde, nur die Spitze des Güllebergs ist.

Bei aller Verärgerung über den Verstoß des Historiker-Berufsethos, sehe ich hinter den Verfehlungen des Fräuleins doch auch eine große Einsamkeit, die mich dauert. Ansonsten haben Chajm und Juna meine Gedanken bessre in Worte gefasst als ich das könnte.  

Am Ende des Tages ist da noch der 90jährige Jim Radford, ein D-Day-Veteran, über den ich einen Bericht im Heute-Journal sah. Er beeindruckte mich sehr. Dankbarkeit für die Männer und Frauen, die uns vom Faschismus befreiten.