Freitag, 30. August 2024

#pmdd2024: Der 28. August 2024

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2024 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Wir haben gerade einen hohen Verbrauch an glatter Petersilie, die neben der Kaffeemaschine wohnt.

Während der Kaffee kocht, werde die Pflanzen gegossen, wird Sauerampfer geerntet.

Den Sauerampfer brauche ich für die Frühstücksbrote im Büro. 

Heute ist der zweite Echtbüro-Tag in dieser Woche. Da der Metronom-Fahrplan ausgedünnt wurde, sind meine Hamburg-Tage sehr klar strukturiert, ist morgens jede Minute verplant. Bei nur zwei Zügen pro Stunde (oft auch nur einer) kann ich es mir nicht leisten, einen Zug später zu nehmen, schon gar nicht, wenn ich einen Termin habe so wie heute.

Der Moment, in dem ich überlege, doch lieber das Auto zu nehmen.

Der Moment, in dem ich entscheide, doch lieber das Auto zu nehmen.

Ich ergatterte den vorletzten Parkplatz!

Dauert zwar länger, aber dafür sehe ich mehr: Mit dem Bus statt mit der S-Bahn ins Büro.

Die Entscheidung für's Auto war sehr richtig, so bitter es ist. Ich hätte lieber einen funktionierenden ÖPNV.

Auch die Rückfahrt wird sich schwierig gestalten ... Mit dem Auto bin ich abends kommod in 30 Minuten zu Hause. Allerdings fehlen mir die drei bis fünf Kilometer Fußmarsch, die ich an jedem Echtbüro-Tag habe.

Der Tag im Büro ist ruhig. Ich bin froh, dass ich mich gestern schon mit Mineralwasser eindeckte und es noch schaffte, mir Overnight Oats zu machen, denn so muss ich nicht in die Affenhitze raus, um mir etwas zu essen oder zu trinken zu holen. 

Arbeiten. Mit dem Ende der Sommerferien wird es langsam wieder mehr. 

Plötzlich steckt die geburtstagsbeauftragte Kollegin ihren Kopf durch die Tür und ruft "Happy Birthday!" Mein Geburtstag ist zwar schon lange her, aber sie fand ein vergessenes Geschenk: Zur Sockenwolle sollte es auch Maschenmarkierer geben.

Feierabend.

Vor der Tür der Shrink erinnert ein Stolperstein an Meta Stern, die in Riga ermordet wurde. Mehr scheint über die 31jährige nicht bekannt zu sein.

Mit der S-Bahn zum Parkhaus und dann schnell nach Hause.

Heute ist Klapsenklub, wie ich die Gruppentherapie der Reha-Nachsorge liebevoll nenne. Ich freue mich auf jeden Mittwoch, auch, wenn es sein sehr langer Tag ist. 

Die monatliche Flut der gelben Säcke. Eigentlich steht jedem Haushalt nur ein Sack pro Monat zu, aber das reicht nirgendwo. Wir sind diesen Monat mit anderthalb dabei.

Der Sperrmüll unsere Nachbarn hat sich mittlerweile auf zwei Bordsteine verteilt. 

Gelbe Säcke an Trimmrad und Drucker. Einen Tag später vereint sich alles mit den Blauen Tonnen. Die Müllabfuhr klappt hier nur unregelmäßig.

Endlich zu Hause!

Abendessen: Linsen-Gemüse-Pasta, angereicht mit Tomate und Ei.

Tino Chomentowski könnte heute seinen 87. Geburtstag feiern.

Ausgeräumt wird morgen: Die Spülmaschine ist durch.

Das Rudel liest. Ich beende "James*" von Percival Everett und fange "Bitterkaltes Land*" von Regine Seemann an.

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 28. August 2020 lebte sich Schwiegermutter gerade in der Seniorenwohnanlage ein, war der Gatte noch gesund, fuhren wir am kommenden Tag nach Dänemark. Am 28. August 2021 war der Gatte schon krank, wartete auf die Entscheidung über seine Verrentung, musste ich arbeiten, holten wir abends Tante ab, um in der kommenden Woche einen runden Gatten-Geburtstag zu feiern. Am 28. August 2022 waren wir noch so optimistisch, spätestens im kommenden Frühjahr ins alt-neue Haus zu ziehen. Am 28. August 2023 bezweifelten wir, dass wir überhaupt noch dort einziehen werden. / *Affiliate links

Dienstag, 27. August 2024

Ausgelesen: Bücher im Juli 2024

Das Rudel wird auch immer größer:
Ein rosa Hase hat sich dazwischen gemogelt
und will vor dem Einschlafen noch etwas 
lesen*.

Im Juli hatte ich reichlich Zeit zum Lesen, Maladie und Gatten-Begleitung zu Arztterminen sei Dank. Außerdem genoss ich es, im Garten unterm Flieder zu sitzen und zu lesen, gerne auch mal stundenlang. Das geschah quasi auf ärztliche Weisung, denn zwecks Genesung sollte ich mich erholen. In den ersten Tagen der Krankschreibung war ich allerdings oft auch zu schwach zum Lesen und schlief hauptsächlich. 

Seitdem ich zum Onleihe-Verbund der örtlichen Bücherei wechselte, macht es richtig Spaß, mit dem Tolino zu lesen. Plötzlich läuft er stabil, kleben keine Seiten mehr zusammen. Okay, das Herunterladen von Büchern ist immer noch schwierig, aber auch das ist kein Vergleich zu früher. Jetzt fehlt mir tatsächlich nur noch die dauerhafte Anzeige der Uhrzeit. Kindle unlimited* habe ich erstmal gekündigt.

Im Vergleich zur Hamburger Bücherhalle ist die Auswahl mit "nur" knapp 11.000 Titeln zwar gering, aber dennoch habe ich das Limit bei Ausleihen und Vormerkungen meistens ausgeschöpft. In Hamburg las ich nur Krimis, weil ich mich bei der Riesen-Auswahl verlor, aber jetzt lese ich auch andere Genre. Ich lese auch häufiger analog, denn auf dem Weg in die Stadt komme ich an der Bücherei vorbei und kann mir schnell einen Titel herausholen. Zum Pendeln ist analoges Lesen allerdings doof, denn der Rucksack ist so schon schwer genug. 

Ich begann den Monat mit Ben Aaronovitch* und las mit "Ein weißer Schwan in Tabernacle Street*", "Die Silberkammer in der Chancery Lane*" sowie "Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly*" in der Flüsse-von-London-Reihe weiter. Ich wunderte mich über Lücken in der Handlung und erfuhr, dass es Comics gibt, die quasi zwischen den Büchern spielen. Wenn ich mir mal wieder Kindle unlimited gönne, muss ich die Lücken mal füllen, denn da sind momentan die Comics inklusive.

Die Reihe um die LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann von Claudia Rossbacher* mag ich sehr gerne. Inzwischen ist mit "Steirerwald*" der 13. Band erschienen, und Anfang Oktober scheint sogar schon Band 14*. An einem schwülen Sommerabend werden die LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann aus Graz zu einem Einsatz ins nahe Schöcklland gerufen. Auf Schloss Abelsberg hat der Jagdhund einer Jägerin die verwesende Hand eines Mannes im Wald aufgestöbert. Kurze Zeit später wird die Leiche in einem Graben hinter dem Schloss entdeckt und als Schlossbewohner identifiziert. Wer aber hat den exzentrischen Regisseur erschossen und weshalb? Die Jagd auf den Mörder nimmt ihren Lauf und sorgt für so manche Überraschung. 

Die Reihe um "Henri und den Häkelclub" spielt in einer kleinen Stadt in der Lübecker Bucht. Durch den tragischen Tod seiner Frau Maike muss sich Henri um ihr Handarbeitsgeschäft kümmern. Ursprünglich will er den Laden schnellstmöglich abwickeln, entscheidet sich dann aber, ihn zu behalten, was auch an seiner Mitarbeiterin Edda liegt. Schnell wird der Strick- und Häkelclub detektivisch tätig, auch, um den Tod von Henris Frau aufzuklären. "Mörderische Masche*" und "Grausames Garn*" von Karla Letterman* sind nette Unterhaltung und sollten am Besten in der Reihenfolge ihres Erscheinens gelesen werden, da sie aufeinander aufbauen. 

Krischan Kochs* Krimi-Reihe um den Dorfpolizisten Thies Detlefsen und seine Kollegin Nicole Stappenbek lese ich sehr gerne. Mittlerweile ist mit "Krieg der Seesterne*" der zwölfte Band erschienen - ebenfalls solide. Über Fredenbüll schweben Ufos!  Als dann ein Toter im neu entstandenen Kornkreis liegt, sind Detlefsen und Stappenbek alarmiert. Mit den üblichen Ermittlungsmethoden kommen sie nicht weiter. Mysteriöses passiert! Fahrerlose Autos rasen übers Land, das Getreide wächst wie verrückt, und geheimnisvolles Trommeln hallt durch die Nacht. Ist das nordfriesische Küstendorf womöglich ins Visier einer außerirdischen Macht geraten? 

Auch die Kluftinger-Reihe* von Volker Klüpfel und Michael Kobr lese ich gerne. "Affenhitze*" ist der zwölfte Band. Kluftinger muss in der Tongrube ermitteln, in der Professor Brunner vor einiger Zeit das berühmte Skelett des Urzeitaffen "Udo" ausgegraben hat. Nun wurde Brunner verscharrt unter einem Schaufelbagger gefunden. Der Wissenschaftler, der mit seinem Fund beweisen wollte, dass die Wiege der Menschheit im Allgäu liegt, hatte viele Feinde. Kluftinger hat deshalb gleich mehrere Verdächtige im Visier, darunter die Mitglieder einer obskuren Sekte. Aber auch privat muss sich der Kommissar um ein Observationsobjekt kümmern: Die Tagesmutter seiner kleinen Enkelin verfolgt höchst seltsame Erziehungsansätze. Grund genug, ihr genauer auf die Finger zu schauen und Flugstunden mit Doktor Langhammer und seiner neuen High-Tech-Drohne auf sich zu nehmen. Doch der Probeflug gerät gefährlich aus dem Ruder. 

Irritierend fand ich, dass die faschistische Anastasia-Bewegung zwar unmotiviert erwähnt wird, aber warum? Sie spielt im weiteren Verlauf keine Rolle für die Handlung. Das hätte man sich auch sparen können. 

"Die Unerhörten*" ist der dritte Band der Geschichte um die Shoah-Überlebende Hannah Bloch, geschrieben von Volker Dützer*. Die Handlung springt ins Jahr 1964: Die Jagd nach Nazi-Verbrechern ist für Hannah Bloch endgültig vorbei. Sie folgt ihrem Ehemann Scott in dessen Heimatstadt Boston. Doch auch in den USA findet Hannah kein Glück. Ein Schicksalsschlag zwingt sie, nach Deutschland zurückzukehren. In Frankfurt am Main kreuzen ihre Wege die der sechzehnjährigen Marie, die gegen die Doppelmoral der Kriegsgeneration aufbegehrt und in ihrer Familiengeschichte ein dunkles Geheimnis entdeckt. 

Solide Kost wie die beiden Bände zuvor. Unbedingt chronologisch lesen, denn die Handlung baut aufeinander auf. 

Gitte Madsen ist eine Deutsch-Dänin, die es nach Marielyst verschlägt auf der Suche nach ihrem vor über 20 Jahren verschollenen dänischen Vater. Sie mietet sich in einem Ferienhaus ein und arbeitet bei einem Bestatter, aber nicht nur dort stolpert sie buchstäblich über Leichen. Die bislang fünfbändige Reihe beginnt mit "Ein dänisches Verbrechen*" und endet mit einem fiesen Cliffhanger im Band "Dänische Aussicht*". Ich verschlang die Bücher von Frida Gronover* in Rekordzeit und hoffe auf baldige Fortsetzung. 

"Das Kind der Lügen*" ist der zweite Band der Reihe um Hamburgs erste Kommissarinnen, geschrieben von Helga Glaesener*. Die Handlung spielt in Hamburg im Jahr 1929: Ein Kind ist verschwunden. Verzweifelt bittet die wohlhabende Signe von Arnsberg die Polizei um Hilfe bei der Suche nach ihrer Tochter, die nach einem Spaziergang mit ihrer Kinderfrau nicht ins Hotel Atlantic zurückgekehrt ist. Doch die Männer der Kripo nehmen sie nicht für voll – denn es ist nicht das erste Mal, dass Signe hysterisch bei der Hamburger Kriminalpolizei auftaucht. Nur Paula Haydorn glaubt der Frau. Seit einem Jahr ist sie als eine der ersten weiblichen Beamtinnen im Polizeidienst. Und sie hat sich dort mit ihrem klaren Blick und klugen Gespür einen Namen gemacht, entgegen aller Vorurteile. Auch diesmal beweist sie Spürsinn. Denn als von dem verschwundenen Mädchen blutige Spuren gefunden werden, nimmt der Fall eine dramatische Wendung. Und noch ahnt niemand, welche Abgründe sich an der Alster auftun werden. 

Anders als beim ersten Band "Die stumme Tänzerin*" musste ich mich ziemlich durch das Buch kämpfen. Es ist teilweise zäh, schlampig redigiert und voller Grammatikfehler. 

"In Zeiten des Verbrechens*" von Frank Goldammer* ist die Vorgeschichte des Dresdner Kommissars Max Heller und seiner Frau Karin, quasi Hellers erster Fall. 1917 kehrt der 21-jährige Max Heller verletzt und traumatisiert aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Im von Hunger, Gewalt und politischen Unruhen geprägten Dresden sucht er nach einem Weg zurück ins Leben, nach Ablenkung, nach Liebe und nach einer Aufgabe. Die Konfrontation mit brutaler Bandenkriminalität, sein großer Gerechtigkeitssinn und der Rat seines Großvaters Gustav Heller, einem Kriminalrat a.D., führen ihn in den Polizeidienst. Als frischgebackener Schupo verliebt sich Heller bei einem Elbdampferausflug in die junge Karin. Doch der Standesunterschied scheint eine Beziehung unmöglich zu machen. 

Leider hat das Buch ziemliche Längen, ist teilweise schlampig redigiert.

"Bin ich schon depressiv, oder ist das noch das Leben?*" von Till Raether* ist ein wunderbaren Buch für Erkrankte und Angehörige. Depression kann alle treffen, und oft ist sie schwer zu erkennen. Till Raether war in seinem Leben oft traurig und erschöpft – immer wieder, über Wochen. Und ebenso oft stellte er sich die Frage, ob das nun eine Depression sei, oder ob ihn einfach nur das normale, graue Leben beutelte. In seinem Buch erzählt er offen über eine Krankheit, mit der er seit vielen Jahren lebt und die er häufig mit großem Energieaufwand zu überspielen versuchte. Er schreibt über seine Jagd nach Anerkennung, seine Hilflosigkeit und Überforderung und den dauernden Gedanken, dass er sich doch einfach nur zusammenreißen müsste – und über den Zusammenbruch. 

"Kommissarin Moll und die Tote vom Grindel*" von Isabel Bernsmann* verwirrte mich total, kamen mir die Kommissarin, ihr Kollege Lauterbach und ihre Assistentin doch total bekannt vor, nur die Handlung nicht. Die Auflösung fand ich Tage später beim Kistenräumen: Ich hatte mir vor einigen Wochen den dritten Band der Reihe, "Kommissarin Moll und die Tote aus der HafenCity*", gekauft und angelesen, weil ich das eBook vergessen hatte. Wie am Titel unschwer zu erkennen ist, gibt es eine Tote in den Hamburger Grindel-Hochhäusern. Eine junge Frau liegt tot in ihrer Badewanne. Offenbar hat sich die verzweifelte Krebspatientin die Pulsadern aufgeschnitten. Doch am Tatort gibt es nichts, womit sie sich die Verletzungen hätte zufügen können, und auch die Krebsdiagnose stellt sich als falsch heraus. Wurde die junge Frau ermordet, um einen Behandlungsfehler zu vertuschen? Kommissarin Frederica Moll und ihr Partner Christian Lauterbach kommen einem abgründigen Medizinskandal auf die Spur - und machen sich dabei mächtige Feinde. 

Zwei Fälle laufen parallel, was teilweise etwas mühselig ist, und es gibt unendlich langatmige Passagen. Teilweise wird mein Hamburg-Wissen etwas auf den Kopf gestellt. Die vierspurige (oder war sie sogar sechsspurig?) Dammtorstraße, die Bernsmann beschreibt, muss mir in den letzten Jahren irgendwie entgangen sein (und ich arbeite in der - Überraschung - Dammtorstraße). Jedenfalls animierte mich der erste Band nicht dazu, sofort den zweiten oder den hier liegenden dritten Band zu lesen. 

"Mit dir für immer – Max Schmeling und Anny Ondra*" von Jan Steinbach* ist ein schöner Schmachtfetzen aus der Reihe "Berühmte Paare – große Geschichten" des Aufbau Verlags. Damit gehe ich in den August.

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Sonntag, 25. August 2024

Samstagsplausch KW 34/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXII

Natürlich kamen die beiden jungen Männer, die heute früh meinen Kleiderschrank zusammenbauen wollten und in den kommenden Wochen mit ihrem mobilen Hausmeisterservice weitere Arbeiten erledigen sollten, nicht! Sie sagten anderthalb Stunden vorher ab. Ich war ja von Anfang an misstrauisch, denn das hörte sich einfach alles zu gut an, um wahr zu sein. 

Also stand ich umsonst auf einem Sonntag um sechs Uhr auf, räumte den provisorisch aufgebauten Kleiderschrank wieder ein - ich habe ja auch sonst nichts zu tun - und suche weiter über myHammer und TaskRabbit nach einem Handwerker. Die örtlichen Hausmeisterservices sind entweder seit Monaten ausgebucht oder haben kein Interesse an so "kleinen" Aufgaben wie der ellenlange Liste, die bei uns abgearbeitet werden müsste.   

Generell reichte auch diese Woche mal wieder locker für mehrere. Dem Gatten geht es weiterhin den Umständen entsprechend gut, was für mich eine große Erleichterung ist. Der Schwindel wird durch Bewegung besser, und Bewegung hat er reichlich. Das wechselhafte Wetter macht ihm sehr zu schaffen, aber er hält sich tapfer. Er versucht, mir so viel wie möglich abzunehmen, was sehr angenehm ist. Aber wie immer, wenn ich etwas loslassen kann, merke ich meine Erschöpfung. Ich habe seit zwei Tagen Migräne und könnte nur noch schlafen - nur nachts nicht. Da schrecke ich alle zwei Stunden hoch. Und ich wünschte, ich könnte mich darauf verlassen, dass der Zustand des Gatten stabil bleibt, dass nicht gerade irgendwo die nächste Katastrophe Anlauf nimmt. Es wäre schön, wenn das diesmal nicht so ist, aber die Erfahrung sagt etwas anderes. Immerhin: Diese Woche schaffte es der Gatte, jeden Tag seine Tabletten zu nehmen! Ich muss ihn allerdings immer noch daran erinnern, aber er denkt gelegentlich auch selbst daran, hatte sie schon genommen, bevor ich erinnerte.

Stricken geht immer, auch mit Bruschetta.

Diese Woche war ich zum ersten Mal beim monatlichen Stricktreffen - nur kurz, denn der Gatte bat darum, dass ich zum Abendessen zu Hause bin. Das macht er nur, wenn es ihm nicht richtig gut geht, und seinen Wunsch respektiere ich. Das Stricktreffen war eine nette Abwechslung, und eine der Frauen traf ich zwei Tage später im Zug nach Hamburg wieder. 

Zum Ende der Woche fühlte der Gatte sich fitter, konnte ich mich "open end" mit den beiden Sandkastenfreundinnen treffen - endlich mal wieder, nach anderthalb Jahren. Wir wollen uns gerne öfter sehen, aber das Leben ... Vielleicht klappt es im November zum Waffelessen bei uns. Das Waffeleisen samt Stecker tauchte schon auf, aber der Esstisch ist noch nicht richtig nutzbar. 

Den Esstisch muss ich aber dringend heute noch nutzbar machen, denn der Termin für die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst steht, und mit der Mitarbeiterin müssen wir ja irgendwo sitzen. Obwohl: Als sie hier war, um meine Mutter zu begutachten, saß sie auch auf der Couch. Egal, ich möchte wieder einen Esstisch haben! Langsam ist das Wetter zu instabil, um draußen zu essen. 

Eigentlich wollten wir diese Woche auch zum letzten Open-Air-Konzert, aber wir waren beide von den Wetterwechseln total fertig und entschieden uns, zu Hause zu bleiben. 

Hier gilt seit mittlerweile 232 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Schwiegermutter geht's gut. Sie hatte selbst auch schon daran gedacht, Weihnachten zur Tante zu fahren. Mal schauen, was die beiden Damen planen, wenn Tante in den nächsten Wochen hier ist. Mit meiner Kollegin habe ich mich schon abgesprochen, so dass Urlaub möglich ist. Ansonsten hat sich Schwiegermutter mit allen Damen, mit denen sie sich in der Seniorenwohnanlage anfreundete, überworfen. Sie kennt die Gründe: Wenn es nicht nach ihrer Nase geht, wird sie extrem unleidlich, und sie verweigert ihre Hörgeräte, kann also nicht mehr an Unterhaltungen teilnehmen, nimmt kaum noch etwas außerhalb ihrer engen Wahrnehmung auf. Obwohl sie die Gründe kennt und benennt, ändert sie nichts. Unterhaltungen mit ihr sind extrem anstrengend und werden von Mal zu Mal schwieriger.

Diese Woche kam zum vorerst letzten Mal der Sperrmüll und nahm alles mit, was wir an die Straße stellten. Lachen mussten wir am nächsten Tag: Der überrechte Nachbar, aus gutem Grund vom Gatten auch "Blockwart" genannt, stellte seine Sachen daneben, und sie wurden nicht abgeholt, da nicht angemeldet! Ich wunderte mich schon, als ich spät abends einen Plattenwagen hörte, mit dem offensichtlich Sachen an die Straße geschoben wurden. Wir sind gespannt, wie lange die Sachen an der Straße stehen bleiben - der nächste Sperrmüll-Termin ist in vier Wochen, aber ohne Anmeldung wird auch dann nichts mitgenommen. Der Gatte überlegt, das Ordnungsamt anzurufen. So sehr schätzt er den Nachbarn. 

Diese Woche kauften wir zwei Schüttraummeter Holz und sind gespannt, wie lange wir damit auskommen. Der Holzkauf gestaltete sich mal wieder schwieriger als gedacht, aber dann fanden wir einen jungen Mann, der Wald hat und sich damit etwas dazu verdient. Er hätte uns das Holz gerne auch geliefert, kam extra vorbei, um zu gucken, dass es mit seinem Hänger auch passt - leider nicht. Das Haus steht halt nicht an der Straße, und sein Hänger ist breiter als die der Nachbarn. Jetzt hat er uns das Holz auf seinem Grundstück bereit gestellt, und wir holen immer welches ab, wenn es gerade passt. Die Fahrt dauert 15 Minuten und ist recht abenteuerlich - wir sollten das Holz tunlichst vor dem ersten Schnee bei uns haben. Ich weiß noch nicht so genau, wo wir es lagern, denn im Holzregal bekommen wir nur knapp einen Raummeter unter. Zum Glück ist das Gartenhaus leer, denn wir verkauften weitere leere Umzugskartons, die dort eingestellt waren. 

Seit heute Mittag wird bei den linken Nachbarn Kindergeburtstag gefeiert - was für ein Unterschied zu Hamburg! Ja, es ist laut. Ja, es fliegen Bälle in unseren Garten. Aber dennoch ist der Ton freundlicher, zugewandter. Die Väter kümmern sich um die Bespaßung der Brut, die Mütter kümmern sich um Prosecco und Pommes - ersteres hoffentlich nicht für die lieben Kleinen. Das Nachbarskind ist entzückend, das merkte ich schon öfter. Die meisten Kinder hier sind wirklich sehr gut erzogen - ein Unterschied zu Hamburg.

Sonntag, 18. August 2024

Samstagsplausch KW 33/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXI

Sonnenblumen im Nachbargarten.
Diese Woche war mal wieder ausgesprochen anstrengend, und doch habe ich das Gefühl, das manches etwas leichter geht. Ich komme in der Kleinstadt schneller und leichter zur Ruhe als in Hamburg, bin nicht mehr grunderschöpft. Abends kann ich die Füße hochlegen und durchatmen - auch Dank unserer Putzfrau, denn ich muss mich quasi nicht mehr um den Haushalt kümmern. 

Ich bin allerdings heilfroh, dass ich nur zwei, drei Tage pendeln muss und nicht jeden Tag, denn das Pendeln ist anhaltend katastrophal. Zum Glück muss ich mir keine Gedanken um Anschlüsse machen, sondern komme vom Bahnhof zu Fuß weiter. Müsste ich jeden Tag pendeln, käme ich kaum al aus der Erschöpfung heraus. Mittlerweile fahren auch wieder zwei Züge pro Stunde - wenn sie fahren. Dienstag erwischte ich exakt den einen Zug, der zwischen Sperrung der Bahnstrecke Bremen - Hamburg und der Sperrung des Hamburger Hauptbahnhofs fuhr. Von den vier Fahrten diese Woche war keine ohne Probleme. Das möchte ich nicht jeden Tag aushalten müssen. Mein Kollege, der aus Lübeck pendelt, wunderte sich auch, wie er das früher jeden Tag schaffte. Wir sind durch's Heimbüro echt verwöhnt.

Es scheint, dass ich zwei Handwerker gefunden habe für die zahlreichen Kleinigkeiten, die der Gatte anfing, aber nicht zu Ende brachte. Es sind zwei junge Männer, Tischler und Elektriker, die sich ihr Studium mit einem Hausmeisterservice verdienen. Sie kommen aus Hamburg, was Anfahrtskosten bedeutet, aber die hätte ich hier im Landkreis auch. Kommenden Sonntag wollen sie meinen Kleiderschrank zusammenbauen, und wenn das klappt, wartet schon eine Liste mit weiteren Aufgaben, lauter Frickelkram, den ein regulärer Handwerker nicht machen würde. Bislang war der Kontakt ausgesprochen höflich, so höflich, wie ich das kaum noch gewohnt bin. Die beiden denken mit, fragen nach, auch das bin ich kaum noch gewohnt. Das hört sich zu gut an, um wahr zu sein. Dementsprechend bin ich skeptisch.

Dem Gatten bekommen die neuen Medikamente weiterhin gut, abgesehen vom Schwindel. Er ist deutlich präsenter, denkt mit, ist für seine Verhältnisse direkt ausglichen. So darf es gerne bleiben. Dusseligerweise ist der Diabetes nun wieder instabiler. Mal gucken, ob er das wieder eingefangen bekommt. Er wird jetzt ja wieder engmaschig überwacht. Seine Tabletten nimmt er meistens nur, wenn ich ihn daran erinnere. Das ist lästig, zumal ich demnächst eine Woche weg bin.

Hier gilt seit mittlerweile 231 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Vom Medizinischen Dienst haben wir noch immer nichts gehört. Ich bin gespannt, wann sie sich melden, muss mal gucken, ob ich da nachfasse. Andererseits eilt es ja auch nicht, da wir keinen Pflegedienst, keine Hilfsmittel brauchen. 

Diese Woche erinnerte ich unseren ehemaligen Vermieter an die Nebenkostenabrechnung und die Verrechnung der Kaution. Schnell war klar, dass er sich von sich aus gemeldet hätte. Wir haben jetzt zumindest eine Nebenkostenabrechnung für 2023. Für die drei Monate, die wir 2024 noch für die Wohnung zahlten, ist er nicht in der Lage, eine Nebenkostenabrechnung zu machen, denn das geht nur kalenderjahrweise zum Sommer. Da muss ich mich dann nächsten Sommer wieder in Erinnerung bringen. Über die Rückzahlung der Kaution wird auch erst im kommenden Jahr entschieden, weil wir ja in diesem Jahr noch drei Monate für die Wohnung zahlten. Nun ja. 

Nachdem letztes Wochenende so gut wie gar nichts ging, kamen wir gestern gut voran und räumten Umzugskisten aus. Es tendiert noch immer das Gefühl, das es kein Ende nimmt, aber ich kann nachher schon wieder über ein Dutzend Kisten zum Verkauf einstellen. Der Spiegelschrank im Gäste-WC ist eingeräumt - ich kaufte massig kleine Körbchen. Die kaufte ich auch gleich für's Bad, wo hoffentlich heute zumindest schon mal mein Spiegelschrank eingeräumt wird. Eines der Probleme des Gatten seit seiner Behinderung ist ja, dass er alles verlegt, buchstäblich im Handumdrehen. Dementsprechend habe ich letztes Wochenende zum dritten Mal Bodenträger für die Borte der Spiegelschränke nachbestellt - diesmal hoffentlich zum letzten Mal. Beim Kistenleeren haben wir vieles doppelt und dreifach gefunden - praktischerweise ist Montag eine Straßensammlung von Hausrat und Kleidung. Da kommen zwei Umzugskisten an die Straße. Vorm Haus sammelt sich der Sperrmüll, der Mittwoch Abend an die Straße muss. Mal gucken, ob's das jetzt war oder ob ich gucken muss, dass ich gleich wieder einen neuen Termin bekomme. 

Einmal im Jahr gibt es einen Neubürger-Empfang, zu dem wir eingeladen sind. Ende Oktober gibt's einen Empfang im Rathaus mit Händeschütteln mit dem Bürgermeister und anschließender Stadtrundfahrt. Ich finde die Idee sehr entzückend und bin gespannt! Als Rückkehrerin bin ich nämlich auch eingeladen, kann den Gatten also begleiten.

Morgen treffe ich mich mit der örtlichen Strickgruppe und bin auch hier schon sehr gespannt. Ende der Woche steht endlich mal wieder ein Treffen mit den beiden Sandkastenfreundinnen an. Wir haben uns fast anderthalb Jahre nicht mehr zu dritt gesehen.

Der Gatte ist aktuell richtig unternehmungslustig, und so waren wir diese Woche nicht nur im Kino, sondern auch mal wieder beim Open-Air-Konzert. Kommende Woche findet für diesen Sommer die letzte Veranstaltung statt, und der Gatte will ebenfalls hin. Das ist wirklich eine nette Veranstaltung: Den Auftakt machen Musikschule, Tanz- oder Theatergruppe, bevor zwei Bands auftreten. Es gibt eine Hutkasse, zwei Stände mit Getränken, und einer der Sportvereine bietet Gegrilltes und Pommes an. Diesmal setzten wir uns allerdings gleich ins benachbarte Lokal, aßen dort auch zu Abend. 

Unternehmungslustig, wie der Gatte ist, schlug er vor, Weihnachten bei Tante in Dachau zu feiern, wie vor drei Jahren. Mal gucken, was die Damen sagen, ob Schwiegermutter bereit ist, die Strecke zu fahren, ob Tante sich den Besuch von Schwiegermutter antun will (oder ob der Gatte und ich alleine zur Tante fahren - aber das gäbe Stress hoch zehn mit Schwiegermutter). 

Der Wagen des Gatten hat inzwischen seinen Parkplatz in einer Tiefgarage bezogen. Der Stellplatz kostet so viel wie früher unsere beiden Plätze in Hamburg zusammen, aber immerhin ist die Tiefgarage frisch saniert, hell und freundlich, und der Gatte hat einen Platz, für den er kaum rangieren muss, anders als früher. Da der Gatte ungern alleine Auto fährt (dürfen darf er trotz Sehbehinderung), hat er manchmal das Gefühl, im Haus festzusitzen, wenn ich keine Zeit habe, ihn zu fahren, und alles kann er nicht zu Fuß erreichen. Diese Woche habe ich es endlich geschafft, die hiesigen Busfahrpläne zu verstehen. Es ist mit etwas Planung durchaus möglich, ins Gewerbegebiet oder ins nächste Dorf zum Einkaufszentrum zu kommen. Die Pläne hängen jetzt an der Pinnwand. Mal gucken, wann der Gatte unternehmungslustig genug ist.

Ansonsten habe ich einen Podologen-Termin für den Gatten bekommen und einen Termin für mich für die nächste Corona-Impfung. Die hätte ich nämlich gerne erledigt, bevor wir im Oktober nach Mallorca fliegen, möchte nicht bis November warten. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen sowie den aktuellen Stand beim Einbau unserer neuen Küche berichte ich in der Kombüse

Freitag, 16. August 2024

#12von12 im August 2024

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine August-Bilder.

#1: Erstmal Kaffee kochen. Noch immer erfreue ich mich an dem Fliesenspiegel. Die Fliesen sind so hübsch!

#2: Heute ist Waschtag, denn bei der Hitze trocknet die Wäsche blitzschnell. Auch über den Wäschesammler* freue ich mich jedes Mal wieder.

#3: Operation einer Bärenpfote.

#4: Bärchen und Klopfer wurden gerettet, waren gemeinsam in den Badeferien und hängen jetzt in der Sonne ab.

Es ist Montag, ein sehr ruhiger Tag im Heimbüro. In den letzten vier Jahren war während der Sommerferien die Hölle los, so dass die Ruhe eine willkommene Abwechslung ist.

#5: Nachmittags geht's ins Kino. Wir haben eine Privatvorstellung. Der Gatte will unbedingt den neuen Film mit Porky Pig und Daffy Duck sehen.

#6: Wieder zu Hause.

Heute Abend beginnt Tischa beAv, ein Fasten- und Trauertag. Manche erwarten für die Nacht einen Angriff des Irans auf Israel. Dementsprechend angespannt gehe ich ins Bett. 

#7: Die Spülmaschine will ausgeräumt werden. 

#8: Jedes Mal, wenn ich Pfanne oder Backblech abwasche, freue ich mich über das große Spülbecken, das der Gatte aussuchte, weil es ihn an die Küche seiner Großmutter erinnert. Ich brauche allerdings dringend eine Spülbeckenmatte.

#9: Abendessen. Das Rezept zum Tag gibt's demnächst in der Kombüse.

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 12. August 2020 war der Gatte noch gesund, arbeitete in Kurzarbeit, und es war auch sehr heiß. Am 12. August 2021 war der Gatte schon krank, musste in einer Klinik durchgecheckt werden, war Gott sei Dank ohne Befund - und es war sehr heiß. Am 12. August 2022 war es - oh, wunder - sehr heiß, waren wir plötzlich Hausbesitzer. Am 12. August 2023 wollten wir eigentlich schon seit vier Monaten ins Haus umgezogen sein. 

#10: Unseren Kalender aktualisieren.

Der Sprecher der israelischen Armee Daniel Hagari meldet via Twitter die Ermordung einer Geisel und die Verletzung zweier weiterer Geiseln. Die Nachricht ist noch nicht bestätigt. 

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

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Sonntag, 11. August 2024

Samstagsplausch KW 32/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXX

Dem Gatten geht's seit zehn Tagen in Folge gut, was mehr als erfreulich ist (und auch eine Erleichterung für mich). Die neue Medikation scheint ihm zu bekommen (und der Umstand, dass ich darauf achte, dass er seine Tabletten auch wirklich nimmt). Er ist ausgeglichener, hat wieder mehr Gefühl in Händen und Füßen, die besser durchblutet sind, braucht immer seltener Handschuhe und Wollsocken. Früher brauchte er sie selbst bei tropischen Temperaturen. Einen Nachteil hat die neue Medikation: Dem Gatten wird deutlich häufiger schwindelig. Als er alleine unterwegs war, hatte er anscheinend sogar einen kompletten Black-Out, bei dem zum Glück nichts sonst passierte, also kein Sturz o.ä. Da ist also bei der Medikation wohl noch Luft nach oben. 

Dass der Gatte an seinem Medikamentenplan verzweifelte, konnte ich einmal mehr verstehen, als wir vom Diabetologen zurückkamen (ich muss auf Wunsch des Gatten ja inzwischen mit zu allen Arztterminen, weil's so viel Missverständnisse gab, die dazu führten, dass der Gatte seine Medikamente nicht nur unregelmäßig, sondern auch noch falsch einnahm). Der Diabetologe setzte ein Medikament wieder an, das Hausarzt und Nephrologin absetzten, vergaß dann das Rezept, und als ich dann in der Praxis anrief, um an das Rezept zu erinnern, gab's Diskussionen um die Dosierung. Ich hoffe, ich habe den Plan jetzt korrekt aktualisiert ... Es scheint zudem, als müsse ich mich um die Kontrolle des Blutzuckers des Gatten kümmern, denn das scheint er alleine nicht mehr zu schaffen. Ich hoffe, er bekommt das bald wieder alleine hin, denn vor der Insulin-Dosierung habe ich einen Mordsrespekt. 

So erfreulich es ist, dass es dem Gatten so lange in Folge gut geht, so misstrauisch bin ich auch, dass das Leben jetzt einfach nur Anlauf nimmt für die nächste Katastrophe. Der Arzt nennt es generalisierte Angststörung. Ich nenne es Erfahrung. Die letzten vier Jahre stecken mir einfach zu sehr in den Knochen.

Und dass es dem Gatten physisch besser geht, heißt nicht, dass alles wieder normal ist. Durch seine vielen Erkrankungen, vor allem durch den Schlaganfall, ist das Hirn einfach irreparabel geschädigt. Er ist kaum noch in der Lage, eine Arbeit von Anfang bis Ende zu erledigen. Das geht meistens nur, wenn jemand daneben steht und jeden Schritt anleitet. Es dauerte lange, bis das uns beiden endgültig bewusst wurde. Im Prinzip kann ich die Arbeiten, die der Gatte machen will, dann auch selbst erledigen - wenn ich es denn könnte, denn von Elektrik, Tischlern usw. habe ich nicht den Hauch einer Ahnung. Ich verzweifle an der simpelsten Ikea-Anleitung. Es ist ein Elend, den einst so talentierten Handwerker so zu erleben. Der Gatte leidet sehr. 

Ich bringe es nicht über's Herz, mich über ihn hinweg zu setzen und einfach Handwerker zu suchen, die die geplanten Arbeiten zu Ende bringen, denn das würde den Gatten verletzen. So warte ich, bis er sich selbst eingesteht, dass er ein Projekt nicht schafft. Aktuell ist es der Bau eines Einbauschranks im Gäste-WC. Da haben wir seit gestern einen gekauften Waschbecken-Unterschrank. Sobald ich die Aufbauanleitung verstand, haben wir dort auch drei Regale. Nicht so schön wie selbstgebaut, aber nützt ja nichts. Das gekaufte Material verschenken wir. Der Gatte hat ganz tapfer einige Kisten aus dem Esszimmer geleert und schmeißt viel weg. Er hat außerdem endlich die Tütensammler an der Kellertreppe installiert, was schlagartig Ordnung brachte. Außerdem könnten wir schon wieder am Esstisch sitzen, komme ich an den Rollladen im Esszimmer wieder heran!

Wir kommen in winzigen Schrittchen weiter.

Hier gilt seit mittlerweile 230 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

In dieser Woche gab's einige schöne Momente. Das ist kostbar und gibt Kraft. So erhielt ich Geld für neue Wolle im Gegenzug für ein Paar Socken. Ich verkaufe ja normalerweise kein Gestricksel, hätte diese Socken auch verschenkt, strickte sie eh für die Spendenkiste. Umso mehr freute ich mich über die finanzielle Anerkennung. So kam also ein Wollpaket ins Haus. Außerdem beendete ich endlich ein Paar Socken und fing aus der Wolle, die ich in Neumünster während der Reha kaufte, ein Paar Bananensocken für mich an. So rufe ich mir immer wieder die Reha ins Bewusstsein. Die Socken wollte ich schon viel früher anfangen, aber momentan stricke ich wenig. 

Vom Medizinischen Dienst gibt es noch keine Nachricht mit einem Termin zur Begutachtung des Gatten. Den Antrag stellten wir vor vier Wochen. Mal schauen, wenn sich jemand meldet - ich tippe auf die September-Tage, an denen ich alleine in Dänemark bin, oder auf die beiden Oktober-Wochen, wenn wir auf Mallorca sind.  

Diese Woche ist das Simchat-Thora-Pogrom, der Schwarze Schabbat, zehn Monat eher. Unglaublich, dass noch immer über 100 Frauen, Männer und Kinder in den Händen der Hamas sind! Ich hätte nie gedacht, dass sich ihre Befreiung so lang hinzieht. Welches Leid sie und ihre Familien aushalten müssen! Bring them home gilt weiterhin. 

Noch drei Wochen, dann verabschieden sich Sachsen, Thüringen und Brandenburg von der Demokratie. Das wird verheerend. Eine Vorahnung von dem, was uns erwartet, gab's an diesem Wochenende beim Nazi-Aufmarsch anlässlich des Bautzener CSD. So sehr es mich als Historikerin fasziniert, beim Aufstieg des neuen Faschismus dabei zu sein, so sehr könnte ich als Mensch, Antifaschistin und Demokratin auf diese Wiederholung verzichten. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. Zur Küche gibt's gerade nichts neues. Es bleibt bei der Hoffnung, dass kommende Woche mit acht Wochen Verspätung der Einbau abgeschlossen sein wird. Dann muss ich schauen, ob alles, was Ikea nicht lieferte, auch erstattet wurde, und kann endlich mal wieder an etwas einen Haken machen.

Donnerstag, 8. August 2024

#WMDEDGT 08/24: Ein Jahr weiter V

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Heute ist Montag, Heimbüro-Tag. Aufstehen, runter in die Küche, Kaffee aufsetzen, wieder hoch und duschen. Den Gatten wecken, wieder runter, Kaffee holen, dann den Dienst-Klapprechner hochfahren und anfangen zu arbeiten. Es ist aktuell sehr ruhig - eine schöne Abwechslung zu den hektischen letzten Monaten. 

Frühstückspause, in der passiert, wovor ich Angst habe, seitdem der Umzug ins alt-neue-Haus beschlossen wurde: Ich falle auf der Treppe! Ja, ich habe Angst vor Treppen, und Treppen setzen mich unter Stress. Das ist schwer verständlich, hat aber seine Ursache darin, dass ich als Kleinkind jedes Mal, wenn ich die Treppe herunterfiel, von meiner Mutter geschlagen und so lange in die Gäste-Toilette gesperrt wurde, bis ich versprach, wieder brav zu sein. 

Ich brauche ein paar Minuten, um mich zu berappeln, und verstehe plötzlich, wie es dem Gatten nach einem Sturz geht. Sofort aufstehen und wieder da sein, ist nicht. Das dauert einen Schockmoment. Der Gatte ist sofort besorgt zur Stelle, rettet Brotteller und Kaffeebecher. Heparinsalbe und Eis-Pad liegen ohnehin wie meistens in Griffweite, denn ich neige zu Blutergüssen. In den kommenden Wochen werde ich einen schönen handgroßen Bluterguss auf dem Oberschenkel haben.  

Eine Stunde früher als sonst Feierabend machen, denn der Gatte muss in die Augenklinik, und es ist jedes Mal ein Glücksspiel, wie voll die Autobahn ist. Ich plane eine Stunde Zeitpuffer ein. Normalerweise brauchen wir 45 Minuten, heute wie so oft 90 Minuten. Das liegt auch daran, dass Google Maps mich schon wieder eine gesperrte Straße entlang führt, es dauert, bis wir eine Alternativroute gefunden haben. So kommen wir an der alten Wohnung vorbei - ein komisches Gefühl. 

Wir haben noch etwas Zeit vor dem Termin und nutzen sie, um Kuchen für die Tee-Tafel bei Schwiegermutter zu besorgen. Wir probieren eine pseudo-französische poshe Bäckerei aus mit Preisen, die für Schnappatmung sorgen und bekommen den schlechtesten Kuchen seit langem, wie sich später zeigen wird. Bei knapp 5 Euro pro Teilchen erwarte ich mehr Geschmack als nur quietschsüß. Der Boden des veganen Tartelettes war knüppelhart, die Pistaziencreme schmeckte nur nach Fett. Die Eclairs waren nur süß, das ebenfalls zu süße Zitronentartelette schmeckte wie Vanillepudding ... 

Bei der Augenärztin sind wir überraschenderweise in kaum 30 Minuten durch. Keine wesentlichen Veränderungen zum Besseren, leider, aber immerhin auch keine Verschlechterungen. Neuer Kontrolltermin in fünf Wochen und weiter abwarten. Es gibt weiterhin die Hoffnung, dass sich das Auge regeneriert. Die Ärztin trägt Maske, weil erkältet. Sehr vorbildlich. 

Anruf bei Schwiegermutter, die gerade den Tee fertig hat. Schön, schön. Wie gut, dass der Arzttermin nicht wie beim letzten Mal zwei Stunden dauerte ...

Der Besuch bei Schwiegermutter ist anstrengend, aber der Gatte hält sich tapfer. Schwiegermutter ist ziemlich durcheinander, wird immer verwirrter. Sie kann nur noch wenig sehen und hört immer schlechter. Beides begünstigt Dement und wird nicht dadurch besser, dass Schwiegermutter ihre Hörgeräte verweigert. Wir sind wieder mal froh, dass sie in einer Seniorenwohnanlage lebt. Dort besteht man auf einer Patientenverfügung, und Schwiegermutter will, dass ich das übernehme. Den Teufel werde ich tun. Ich erinnere mich noch zu gut an die vielen Jahre, in denen mich Schwiegermutter für eine Erbschleicherin hielt, an einen Ehevertrag am Rande der Legalität usw. Ich empfehle ihr unseren Notar, aber das will sie nicht. Sie will die Patientenverfügung auch nicht mit ihrer Ärztin durchsprechen, was sie aber müsste, denn die Wohnanlage verlangt die Unterschrift von zwei behandelnden Ärzten (das habe ich noch nie gehört). Der Gatte hat zu allem nichts zu sagen, denn Schwiegermutter geht davon aus, dass einzig ich übrig bleibe, um alles abzuwickeln, alle anderen, also auch der Gatte, vor mir sterben. Reizend. 

Schwiegermutter will zudem, dass wir ihre Hortensien übernehmen, die sie zum Herbst von ihrem Balkon herunter haben möchte. Wir mögen Hortensien, wissen nur nicht, wohin damit. Sie will, dass wir sie in den Vorgarten vor der Mülltonnen pflanzen, damit man die Mülltonnen nicht sieht. Schöne Idee, nur dann stoßen wir bei jedem Ganz zur Mülltonne und jedes Mal, wenn die Mülltonnen an die Straße sollen, an die Pflanzen. Das mögen sie sicher nicht. Also will Schwiegermutter, dass wir eine Mauer vor die Mülltonnen setzen und davor die Hortensien pflanzen. Ja, nee, is klaa. Das Problem, dass im Vorgarten nichts wächst, weil die Birkenwurzeln hartnäckig Wasser zieht, wird natürlich ignoriert. 

Wir sind froh, als wir nach über zwei Stunden auf der Rückfahrt sind - und freudig überrascht, weil die Autobahn leer ist, wir nach kaum 45 Minuten wieder zu Hause sind. 

Wenig überraschend ist, dass zu Hause noch die vollen Altpapiertonnen stehen, inzwischen in trauter Zweisamkeit mit den Biotonnen. Die Altpapiertonnen hätten Freitag geleert werden sollen, aber die Müllabfuhr kam mal wieder nicht. Schuld ist vermutlich der plötzliche Wintereinbruch - jedenfalls war das die Ausrede im Januar / Februar, als der Restmüll wochenlang nicht abgeholt wurde. Altpapier und Gelber Sack werden alle vier Wochen abgeholt, Bio- und Restmüll alle zwei Wochen - in der Theorie. In der Praxis bleibt die Abholung oft aus, weil Wetter, Krankheit, Urlaub, Personalmangel. Das hat Hamburg wesentlich besser im Griff, aber da ist die Müllabfuhr auch städtisch, nicht privatisiert. 

Unterwegs wurde beschlossen, Essen bei der Schiebetür zu bestellen - wir brauchen jetzt was Handfestes für die Seele. Schwiegermutter Bescheid sagen, dass wir gut angekommen sind, und dabei sehen, dass der HNO-Arzt, bei dem ich letzte Wochen einen Streptokokken-Test ertrotzte, versuchte, mich zu erreichen. Er wollte sich nur melden, wenn der Test positiv ist. Also ist meine Kehlkopfentzündung wohl doch nicht psychische, wird's Antibiotika geben. 

Hausarbeit, bis das Essen kommt, und das kommt schneller als angekündigt. Wir essen auf der Terrasse, wo wir auch den Rest des Abends verbringen. Wir versuchen momentan, so oft wie möglich draußen zu sein. Früh ins Bett und vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 5. August 2020 lebte Mudderns noch in ihrem Haus und ärgerte sich über die linken Nachbarn, mit denen wir auch schon eine unerfreuliche Begegnung hatten. Der Gatte war noch gesund und hatte einen Bürotag in Kurzarbeit. Am 5. August 2021 war der Gatte schon krank, hatte ich noch Kraft, vor der Arbeit schwimmen zu gehen. Am 5. August 2022 zeigten sich schon heftige Erschöpfungsmerkmale bei mir, begannen wir mit den Verhandlungen um einen Baukredit, den wir erst mehr als vier Monate später bekommen sollten. Am 5. August 2023 leben wir auf einer Baustelle - und ein Jahr später immer noch.

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Samstag, 3. August 2024

Samstagsplausch KW 31/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXIX

Endlich mal wieder eine Woche, in der ich mich nicht dauer-erschöpft fühlte! Dem Gatten ging's auch zwei Tage in Folge gut, so dass es für einen Moment fast so war wie früher, nicht wie vor vier Jahren, als der Gatte noch gesund war, aber zumindest so wie vor zwei Jahren, bevor der Gatte einen Schlaganfall hatte. Das war schön! Normalerweise folgen auf einen guten Tag eine Reihe von schlechten.

Ich schaffte es endlich, zur Hausarztpraxis zu fahren, weil ich seit vier Wochen Halsschmerzen und Heiserkeit habe. Zehn Tage war ich deswegen ja schon krankgeschrieben, aber die Beschwerden blieben. Ich hoffte auf einen Abstrich, weil ich auf Streptokokken tippe - aus Erfahrung. Die Infektion verläuft bei mir grundsätzlich ohne die üblichen Symptome, vor allem ohne Fieber, und seitdem ich schon mal ein dreiviertel Jahr damit herumlief, weil der Arzt meinte, es wäre Allergie, bin ich gewahrschaut. Ich hatte auch jedes Mal recht, wenn ich Streptokokken vermutete, und das sollte in meiner Patientenakte stehen.

Allein: Die Ärztin wollte keinen Abstrich machen. Sie wollte sich noch nicht mal den Hals anschauen. Sie kam zu dem Ergebnis, die Beschwerden wären psychisch oder Refluxkrankheit. Dass ich kein Sodbrennen habe, dass die Beschwerden während und nach einer Erkältung auftraten - geschenkt. Dass für die Refluxkrankheit die Beschwerden morgens schlimmer sein müssten als abends, es bei mir aber umgekehrt ist - geschenkt. Meinem Hals geht's morgens blendend. Erst wenn ich spreche, wird es kontinuierlich schlechter, und abends habe ich kaum noch Stimme. Ich hätte eine weitere Krankschreibung bekommen können. Ich will aber keine Krankschreibung, sondern eine Behandlung meiner Beschwerden. Im Büro ist es zwar aktuell so ruhig, dass ich getrost ausfallen könnte, und ein paar Tage zu Hause täten mir gut, aber das behandelt ja nicht die Ursache meiner Beschwerden.

Immerhin bekam ich eine Überweisung zum HNO. Der sagte auch gleich ohne Untersuchung, es sei Refluxkrankheit. Als ich daraufhin ein bisschen eskalierte, ließ er sich dann noch zu einer Untersuchung herab. Schwupps, hatte ich eine Kamera in der Nase. Ergebnis: Stimmbänder und Kehlkopf sind so weit okay, aber stark gerötet und entzündet. Sach bloß. Widerwillig machte er einen Abstrich, dessen Ergebnis ich kommende Woche bekomme, und verwies an den Gastroenterologen, weil: Ganz sicher Refluxkrankheit. Okay, da habe ich ohnehin Ende des Jahres einen Termin zum Tumor-Gucken. Bis dahin versuche ich mit Schmerztabletten und Halstabletten mit Lidocain über die Runden zu kommen, falls ich nicht Recht habe. Andernfalls müsste ich kommende Woche endlich Antibiotika bekommen. 

Die einzige, die der Ansicht ist, dass die Beschwerden nicht psychisch sind, ist die Psychologin. Bevor sie Psychologie studierte, studierte sie Medizin und arbeitet lange als Ärztin. Sie tippt auf Streptokokken oder Pilz-Infektion und bat mich deswegen eindringlich, nach vier Wochen Beschwerden doch noch mal zum Arzt zu gehen, damit ich nichts verschleppe. Nur: Die Ärzte wollen ja nicht, also wird verschleppt. 

Ich kann nicht verstehen, warum es so schwer ist, einen Abstrich zu bekommen. Warum macht man nicht den Abstrich, und wenn der negativ ist, beginnt man mit der Facharzt-Tournee? So beschäftige ich Fachärzte mit etwas, das womöglich nach Abstrich einfach mit Antibiotika geheilt werden könnte. Das kann doch unmöglich billiger sein als ein Abstrich! Den hätte ich auch privat gezahlt. Inzwischen weiß ich, dass es Tests auf Streptokokken in der Apotheke gibt und werde mir beim nächsten Mal dort einen Test holen. Bleibt nur die Frage, was ich mache, wenn der Test positiv ist, denn an Antibiotika komme ich ja nicht ohne Arzt. 

Hier gilt seit mittlerweile 229 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Beim Gatten scheint tatsächlich das eingetroffen zu sein, was die Augenärztin hoffte, nämlich dass sein Auge von selbst besser wird! Kommende Woche sind wir wieder in der Klinik und hoffen, dass sie sein Gefühl bestätigt. Er geht inzwischen wieder selbst im Dunklen sicher, traut sich wieder handwerkliche Arbeiten zu und fuhr sogar schon wieder Auto.

Unabhängig von der Entwicklung seiner Augen hat er seit diesem Monat einen Garagenstellplatz für seinen Wagen. Der steht seit acht Wochen an der Straße, weil ich immer fuhr, und ich fahre lieber mit meinem Karlchen. Wir überlegen schon länger, einen Wagen zu verkaufen, aber ein Auto ist eben auch Unabhängigkeit, ÖPNV gibt es hier quasi nicht, und der Gatte kommt nicht nur aus einer Autofahrer-, sondern aus einer Rennfahrer-Familie. Mein Karlchen möchte ich nicht missen, wenngleich es zu klein für Baumarkteinkäufe und Urlaubsgepäck ist, weswegen der Gatte seinen Wagen nicht missen möchte. Überlegungen des Gatten sind auch ein eBike, ein eRoller und ein Opel Rock. Der könnte sogar im Vorgarten parken und an einer Außensteckdose aufgeladen werden, denn er braucht keine Ladesäule. Das alles löst aber nicht die Baumarkt- und Urlaubsproblematik. Nun, wir werden sehen. 

Donnerstag waren wir bei "Live an Teich", eine der sommerlichen Umsonst-und-draußen-Veranstaltungen hier im Dorf. Da treten erst Gruppen aus Musik- und Theaterschule auf und dann Coverbands oder "Kleinkünstler". Gezahlt wird bei Hutkasse. Ein Sportverein verkauft Grillwurst und Pommes, zwei Gastronomen haben Stände mit alkoholischen Getränken (okay, alkoholfreie gibt's auch, aber wer will das?!) Ich wollte eigentlich mit der Sandkasten-Freundin hin, aber der Gatte bat, mitkommen zu dürfen. Zu meiner Überraschung erlebte ich einen völlig entspannten Mann, charmant und lustig, nicht überfordert, gut zu Fuß und nicht aggressiv. Eine schöne Abwechslung! Als er auf dem Rückweg dann auch noch einen Teddy aus einer Zu-verschenken-Kiste retten konnte, war der Mann mehr als glücklich! Teddy sitzt jetzt im Treppenhaus und wartet auf die Badeferien. 

Was ich dem Gatten schon länger sage, trifft wohl wirklich zu: Es tut ihm einfach gut, mal andere Menschen zu sehen als Ärzte und mich. Er vermisst seine alte Sportgruppe, hat aber keine Lust, sich hier eine neue zu suchen oder sich irgendeinem Verein anzuschließen. Dabei tut es ihm einfach nicht gut, ständig im eigenen Saft zu schmoren. Er braucht Impulse von außen.

Ich liebe die Herbstanemonen.

Unabhängig davon, dass es dem Gatten gut tun würde, unter Leute zu kommen, erbrachten wir wieder viel Zeit zusammen im Garten, saßen so lange wie möglich draußen. Sonntag konnten wir sehen, wie Amseln ihre Jungvögel fütterten - so entzückend! Und vorgestern entdeckten wir Fledermäuse! 

Donnerstag war das Simchat-Tora-Pogrom 300 Tage her. Es ist unglaublich, dass noch immer über 100 Männer, Frauen und Kinder Geiseln der Hamas sind! Bring them home now gilt weiterhin. Der Ukraine-Krieg dauert auch schon fast 900 Tage ... 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Beide freuten sich über die Fotos aus dem Dänemark-Urlaub und von ihren Geburtstagen, die ich endlich schaffte ihnen zu schicken. Der Gatte schaffte es sogar, mit seiner Mutter zu telefonieren, ohne dass sich beide in die Haare bekamen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen sowie den aktuellen Stand beim Einbau unserer neuen Küche berichte ich in der Kombüse

Freitag, 2. August 2024

#pmdd2024: Der 28. Juli 2024

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2024 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Der Gatte machte Frühstück!

Heute ist Sonntag, und es wird nichts Spannenderes passieren als dass wir weiter Umzugskisten mit Küchen-Gedöns auspacken. Das taugt nicht wirklich für Fotos. 

Im Moment vernachlässige ich die Kombüse sehr! Immerhin schaffe ich es, das Rezept für Schmorgurken mit Krabben in Riesling-Sauce vorzubereiten.

Einmal im Fluß, schaffe ich auch das Rezept für Hühnchen mit Aprikosen.

Auch das passierte an einem 28. Juli: Die Operation Gomorrha, der Beginn der alliierten Luftangriffe auf Hamburg. Ich erinnere im Gedöns-Blog daran.

Aus einem altbackenen Mohnstriezel und zwei Äpfel soll ein Kipferkoch werden.

Ob's was wird?

Ich mag den kleinen Kerl. Er macht einfach gute Laune!

Während der Kipferlkoch im Ofen ist, schaffe ich es endlich, die Fotos aus dem letzten Dänemark-Urlaub für Schwiegermutter und Tante fertigzumachen. 

Fertig! Noch etwas rasten lassen, dann können wir Tee trinken.

Tee und Kipferlkoch. Das Rezept gibt es demnächst in der Kombüse.

Es ist also ein sehr ruhiger Tag, wenngleich viel geräumt wird. Am Ende sind fünf Umzugskisten leer, wurde weitere in den ersten Stock oder in den Keller gebracht. Im Esszimmer ist schon wieder Fußboden zu sehen! Bis zum Geburtstag des Gatten will ich das Esszimmer soweit freigeräumt haben, dass wir den Esstisch wieder nutzen können. Mal schauen, ob ich das schaffe ... 

Die wichtigste Kiste ist wieder aufgetaucht! Endlich kann ich etwas anderes stricken als Socken, weil wieder alle Stricknadeln da sind. 

Die Herbst-Anemonen blühen wieder! Nach der Blüte muss ich sie umsetzen. Ich weiß, das ist im Herbst doof, aber bis zum Frühjahr habe ich es wieder vergessen.

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 28. Juli 2020 war der Gatte noch gesund und mit der Haushaltsauflösung seiner Mutter beschäftigt. Zwei Tage später wurde ihr Haus an die Käufer übergeben. Zwei Jahre später ist er mit der Haushaltsauflösung meiner Mutter beschäftigt. Am 28. Juli 2021 war der Gatte schon krank, beschäftigte mich ein ominöser Tumor-Verdacht (der sich ein Vierteljahr später zum Glück nicht bestätigte, da die gefunden Tumore gutartig sind). Am 28. Juli 2022 machte ich erste Erfahrungen mit der Ölheizung, zog meine Mutter aus der Kurzzeitpflege in die stationäre Pflege um, hatten wir noch die Hoffnung, dass sie im Pflegeheim heimisch wird und sich dort wohlfühlt. Am 28. Juli 2023 lebten wir seit einem Jahr auf einer Baustelle, pendelten zwischen Haus und Wohnung.

Abendessen. Wir haben hitzebedingt wenig Hunger und teilen uns ein großes Steak.

Letzte Taten, bevor ich ins Bett gehe: In der Küche klar Schiff machen und dem Gatten die Tabletten für den kommenden Tag rauslegen. Seit gut zwei Monaten überwache ich die Einnahme, weil er alleine es nicht schaffte. Inzwischen denkt er immer öfter von selbst daran, seine Tabletten zu nehmen.

Das Rezept zum Tag gibt's demnächst in der Kombüse.

Das Rudel wird auch immer größer: Ein rosa Hase hat sich dazwischen gemogelt und will vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

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