Mittwoch, 29. April 2015

Rezension: Claire Hajaj "Ismaels Orangen"

Ismaels Orangen (Front-Cover)Wer so alt ist wie ich, für den sind "Jaffa" und "Orangen" quasi synonym. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese Orangensorte in der Hafenstadt Jaffa für den Export angebaut. Die leuchtend orangenen Früchte kamen in Holzkisten, später in Pappkartons, in alle Welt.

Eine Zeitlang arbeiteten Juden und Araber im britischen Mandatsgebiet Palästina gemeinsam in Anbau und Export der Jaffa-Orangen, wurden die Früchte zu einem Symbol positiver arabisch-jüdischer Beziehungen. Damit war spätestens mit dem Israelischen Unabhängigkeitskrieg Schluss. 1950 enteignete der israelische Staat alle Palästinenser, die während des Krieges flohen.

Heute finden sich bei Jaffa keine Orangenhaine mehr, werden die Früchte dort nicht mehr angebaut.

Die Geschichte einer der Familien, die durch den Israelischen Unabhängigkeitskrieg aus Jaffa vertrieben wurde, schildert das Buch "Ismaels Orangen" von Claire Hajaj. Der Vater vom Protagonisten Salim besaß Orangenhaine. Wie für seine Brüder auch, wurde zu Salims Geburt ein Orangenbaum im elterlichen Garten gepflanzt. Im April 1948 freut sich der Siebenjährige darauf, zum ersten Mal die Früchte seines Baumes ernten zu dürfen.

Doch der Krieg bricht aus und treibt die ganze Familie in die Flucht, an der die ohnehin brüchige Ehe von Salims Eltern zerbricht. Der Versuch, den Grundbesitz in Jaffa wiederzukommen, scheitert. Die einstmals wohlhabende Familie verarmt. Salim geht zu seinem älteren Bruder nach London und nimmt ein Studium auf.

Zur selben Zeit wächst Judith als Tochter von Holocaust-Überlebenden in England auf – und sehnt sich danach, irgendwann ein normales und glückliches Leben führen zu dürfen. Als Salim und Judith sich im London der Sechzigerjahre begegnen und ineinander verlieben, nimmt das Schicksal seinen Lauf und stellt ihre Liebe auf eine harte Probe. Angeregt durch seinen jüngeren Bruder, den die Mutter mit nach Beirut nahm, wird ein Traum in Salim geweckt: Eines Tages zu seinem Baum zurückzukehren und im Land seiner Väter zu leben.

"Ismaels Orangen" ist beeinflusst und inspiriert durch die Familiengeschichte von Claire Hajaj: Sie ist die Tochter einer jüdischen Mutter und eines palästinensischen Vaters, wuchs in England und im Nahen Osten auf. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer vierjährigen Tochter in Beirut, wo beide für die Vereinten Nationen arbeiten.

Claire Hajaj schildert die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Salim und Judith und erzählt sehr warmherzig, so dass die Leserin sich in beide Charaktere sehr gut hineinversetzen, für beide Sympathien entwickeln kann. Rasch wird deutlich, dass Juden und Araber durchaus mehr gemeinsam haben, als sie sich oft eingestehen mögen.

Ebenfalls wird deutlich, dass Judith und Salim gesellschaftlich zwischen allen Stühlen sitzen, dass ihre Beziehung nicht in das beschränkte Schubladendenken vieler Menschen passt. Das Paar stößt also nicht nur in der eigenen Familie auf Widerstand, wobei die sich teilweise leichter überwinden lassen als die Abneigung von Kollegen, worunter insbesondere Salim leidet. Aber auch die Kinder tragen schwer am elterlichen Erbe.

Hajaj erzählt warm, herzlich und bunt, mit Pathos und Empathie. Es gelingt ihr, die Leserin in die Welt des Nahen und Mittleren Ostens mitzunehmen. Aus dem Buch atmet der Duft von Orangenblüten, weh eine kühle Meeresbrise, glüht der Wüstensand. Auch wenn das Buch streckenweise Längen hat, bereitet es großes Lesevergnügen.

Vielen Dank an Blogg Dein Buch und Blanvalet für das Rezensionsexemplar.

Verlagsangaben: Claire Hajaj / Ismaels Orangen / Roman / Originaltitel: Ishmael's Oranges / Aus dem Englischen von Karin Dufner / Deutsche Eerstausgabe / Gebundenes Buch mit Schutzumschlag / 448 Seiten / ISBN: 978-3-7645-0516-5 / € 19,99 / Verlag: Blanvalet

Dienstag, 28. April 2015

Rezension: Rebecca Maria Salentin "Schuld war Elvis"

Wenn möglich, lese ich gerne Bücher, die zu meinem Urlaubsort passen. Als klar war, dass ich ein paar Tag ein Bad Nauheim verbringen würde, suchte ich nach einem Buch, das dort spielt, fand auf die Schnelle aber keines.

Aber der amerikanische Musiker Elvis Presley lebte eine Zeitlang in Bad Nauheim, und so wurde "Schuld war Elvis" von Rebecca Maria Salentin mein Bad Nauheim-Buch.

Die in Leipzig lebende Autorin legt einen Familienroman vor, der viele Personen über vier Generationen zwischen Deutschland, Polen und Israel begleitet - ich habe die Namen, die im Stammbaum, der zum Buch gehört, nicht gezählt.

Inmitten einer Eifler Großfamilie, deren Mitglieder ebenso stur wie lebenslustig sind, wird in den siebziger Jahren Hebron Maria Magdalena Hunger geboren. Den eigenwilligen Vornamen verdankt sie ihrem Vater, der sich nach der Zeugung in seine Heimat Israel abgesetzt hat.

Hebrons Mutter Meggy hatte oft Pech mit den Männern: Vom örtlichen Friseur bekommt sie Zwillinge. Der hätte sie gern geheiratet – wäre er nicht bei einem Autorennen ums Leben gekommen. Der Vater ihres Sohnes Francis ist ein katholischer Mönch, und Ben Omars Erzeuger Hadschi ist ein Rastafari mit Hundehaufenfrisur, dem seine Haschplantage wichtiger ist als die Kindererziehung, während Meggy die Familie ernährt.

Die bunte Schar bewohnt ein windschiefes Fachwerkhaus in einem biederen Eifeldorf und ist der Schrecken der Nachbarn. Vor allem die Zwillinge lassen sich nicht bändigen, schon gar nicht von ihrer Schwester, die fast daran zerbricht. Schließlich reist sie nach Israel, um ihren Vater zu finden.

Salentin erzählt die Geschichte von Hebrons Familie in Rückblenden. So erfährt die geneigte Leserin, wie ihre Großeltern väterlicherseits im besetzten Polen die Shoah überlebten und schließlich nach Israel auswandern konnten. Während ihres Überlebenskampfes werden sie unwissentlich mit Hebrons Familie mütterlicherseits verknüpft - beide Familien verbindet mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Durch die ausführliche Schilderung der Familiengeschichte über mehrere Generationen gerät "Schuld war Elvis" streckenweise etwas langatmig und anstregend.

Das Mädchen Hebron ist die Klammer, die all die unterschiedlichen Biographien und Geschichten zusammenhält, aber manchmal hätte ich mir doch gewünscht, dass der Focus mehr auf der Gefühls- und Gedankenwelt von Hebron liegt. Nachdem Hebron in Israel angekommen ist, hätte ich mir gewünscht, zu erfahren, wie es dort mit ihr und mit der Familie ihres Vaters weiter geht. Vielleicht ist das Stoff für eine Fortsetzung?

Fazit: Ein durchaus lesenswerter Familienroman mit Figuren, die einen so schnell nicht wieder los lassen.

Verlagsangaben zum Buch: Rebecca Maria Salentin / Schuld war Elvis / Roman / Gebundenes Buch mit Schutzumschlag / 512 Seiten / ISBN: 978-3-570-10212-1 / € 19,99 / Verlag: C. Bertelsmann

Hier geht's zur Leseprobe.

Vielen Dank an C. Bertelsmann für das Rezensionsexemplar.

Affiliate link zu den Büchern von Rebecca Maria Salentin:

Montag, 27. April 2015

Rezension: Wladimir Kaminer "Coole Eltern leben länger. Geschichten vom Erwachsenwerden"

Wladimir Kaminer gehört wie David Sedaris zu den Autoren, die der Gatte und ich beide gerne lesen. Ansonsten haben wir bei Büchern eher einen unterschiedlichen Geschmack.

Außerdem gehen wir gerne in Kaminers Lesungen, die jährlich im Dezember / Januar in der Fabrik stattfinden. Da liest der Berliner Autor mit russischen Wurzeln weniger aus seinem jeweils aktuellen Buch, sondern aus den Geschichten, an denen er gerade arbeitet.

Im Laufe der Zeit nahmen Geschichten über seine immer größer werdenden Kinder immer breiteren Raum ein. Nach "Salve Papa" ist "Coole Eltern leben länger" nun das zweite Buch mit Geschichten vom Erwachsenwerden der Kaminerschen Setzlinge und ihrer Freunde.

Im Mittelpunkt steht die Pubertät, für viele Eltern ein Albtraum. Wladimir Kaminer und seine Familie stürzen sich kopfüber in dieses Abenteuer aus Facebook-Partys, unsichtbaren Schnurrbärten, Liebeskummer und der Frage, ob man das Haus in einer kreativ zerlöcherten Jeans verlassen darf, die kaum noch als Rock durch gehen würde.

Die Rebellion im Kinderzimmer ist ohnehin nicht aufzuhalten, besser also, sich mit Gelassenheit zu wappnen, die Flatrate jenes Anbieters zu erwerben, bei dem auch die Freundin des Sohnes Kundin ist, und die Kinder auch einfach mal in Ruhe vor sich hin reifen lassen.

Natürlich kokettiert Kaminer auch diesmal mit dem, was es in der Sowjetunion alles nicht gab. Die Pubertät, zum Beispiel. "Wir hatten in der Sowjetunion gar keine Pubertät. Die Möglichkeiten, die die jungen Leute heute haben, gab es für uns nicht. Deshalb ist diese Pubertät für mich eine ganze neue und spannende Entwicklung und Erfahrung. Ich pubertiere auch gleich mit", sagt der Autor.

"Coole Eltern leben länger" ist kein Erziehungsratgeber zum Umgang mit der pubertierenden Brut, sondern nimmt die lieben Kleinen und ihre Eltern liebevoll selbstironisch auf's Korn. Manches aus Kaminers Erzählungen erkannte ich durchaus aus dem Erlebnissen meiner Freundinnen, die pubertierende Kinder haben, wieder.

Fazit: Leseempfehlung! Eltern, die sich selbst nicht zu ernst nehmen und über sich selbst lachen können, werden an "Coole Eltern leben länger" ihre Freude haben, genauso wie Kaminer-Fans.

Verlagsangaben zum Buch: Wladimir Kaminer / Coole Eltern leben länger. Geschichten vom Erwachsenwerden / Gebundenes Buch mit Schutzumschlag / 304 Seiten / ISBN: 978-3-442-54729-6 / € 17,99 / Verlag: Manhattan

Link zur Leseprobe.

Vielen Dank an Manhatten für das Rezensionsexemplar.

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Sonntag, 26. April 2015

Rezension: Thomas Krüger "Entenblues" - der 2. Fall für Erwin und seine Laufente

Als ich das Buch "Erwin, Mord & Ente" von Thomas Krüger im Buchhandel sah, sprach es mich gar nicht an. Ein Polizist mit einer Laufente als Haustier? Eine Ermittlungsente? Nich im Ernst, nich?

Dann aber sprach mich der aktuelle, zweite Band der Krimi-Reihe, "Entenblues" an. Ich bat den Heyne-Verlag um ein Rezensionsexemplar und las, gründlich, wie ich gelegentlich bin, erst "Erwin, Mord & Ente".

Protagonist der Krimireihe von Thomas Krüger ist Erwin Düsedieker, ein herzensguter Mensch, der als beschränkt gilt. Der Sohn des ehemaligen westfälischen Dorfpolizisten Friedhelm Düsedieker stapft gern mit Gummistiefeln an den Füßen und Papas alter Dienstmütze auf dem Kopf über Äcker und Wiesen, begleitet von Lothar, seiner treuen Laufente.

Ein Polizist könnte Erwin nie sein. Eines Tages aber strauchelt er in einen Kriminalfall mit geradezu höllischen Dimensionen und muss ihn lösen – zusammen mit Lothar, der sich im Zuge des Abenteuers als wahre Ermittlungsente entpuppt …

Erwin holt die Vergangenheit seines Vaters, seiner Familie ein, und schnell wird klar, dass im kleinen Dorf Bramschebek nicht alles so ist, wie es scheint.

Den ersten Fall, über den Erwin und Lothar stolpern, meistern sie mit Bravur, aber Erwin, der im Dorf eh schon scheel angesehen wird, woran auch die Aufklärung eines Verbrechens nichts ändert, zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Jetzt hält man ihn nicht nur für Beschränkt und Komisch, sondern unterstellt ihm auch noch, Geld unterschlagen zu haben.

Und dann liegt auch noch eine grässlich zugerichtete Leiche in Erwins Gartenteich, nimmt man Erwin seine geliebten Laufenten weg. Schnell gerät Erwin unter Verdacht, aber zum Glück hat er Freunde, die zu ihm stehen und ihm zu Hilfe eilen. Am Ende erkennt Erwin, dass er sich auch auf andere Menschen verlassen kann, dass er Gefühle zulassen kann, und vielleicht fand nicht nur Ente Lothar eine Gefährtin, sondern auch Erwin. Das erfahren wir unter Umständen im dritten Band, "Erwin, Enten & Entsetzen", der im Oktober bei Heyne erscheint.

Mit dem ersten Band tat ich mich ehrlich gesagt ein wenig schwer. Es dauerte, bis mich die Geschichte packte. Ich hielt durch, weil sich der Klappentext des zweiten Bandes so gut anhörte und die Bücher unbedingt in der Reihenfolge lesen wollte. Das wäre zwar für das Verständnis des zweiten Bandes nicht notwendig gewesen, denn die Geschichte ist in sich abgeschlossen, greift den ersten Band gelegentlich mit Rückblenden auf, aber es erleichterte mir den Einstieg in Krügers Erzählstil und Erwins Gedankenwelt.

Krügers Schreibe plätschert nämlich nicht einfach so dahin. Sie ist gelegentlich sehr poetisch, dann wieder wunderbar komisch - hätte ich die beiden Bücher nicht als eBooks gelesen, hätte ich viele Stellen markiert. Ich musste mich an den Stil gewöhnen, aber nachdem das geschah, las ich beide Bände mit großem Vergnügen (und freue mich auf den Herbst, wenn der dritte Band erscheint).

Krüger gelingt es, den Spannungsbogen bis zum Ende hin zu halten. Die geneigte Leserin hat zwar immer wieder einen Verdächtigen ausgemacht, aber ob das wirklich der richtige ist, erfährt sie am Schluss. Zwischendrin nimmt die Geschichte immer wieder abstruse, komische Wendungen - herrlich! Sehr gut gefällt mir auch, dass die Handlung sowohl aus der Perspektive von Erwin als auch der Laufenten erzählt wird und wie sich Krüger in die Gedankenwelt Erwins hineinversetzt.

Fazit: Ganz klare Leseempfehlung! Auch wenn der Einstieg schwer fiel, das Durchhalten hat sich gelohnt!

Verlagsangaben zum Buch: Thomas Krüger / Entenblues / Kriminalroman / Taschenbuch / 368 Seiten / ISBN: 978-3-453-41769-4 / € 9,99 / Verlag: Heyne.

Hier klicken für ein Special zu "Erwin, Mord & Ente" mit Videos, Landkarte, E-Cards u.v.m. Und hier geht's zur Leseprobe. Vielen Dank an Heyne für das Rezensionsexemplar.

Affiliate Links zu den "Erwin"-Krimis von Thomas Krüger:

Freitag, 24. April 2015

Rezension: Beate Maxian "Der Tote vom Zentralfriedhof" - der 4. Fall für Sarah Pauli

Da ich ziemlich wahllos lese, lese ich Krimireihen selten in der Reihenfolge des Erscheinens. Die Sarah-Pauli-Reihe von Beate Maxian macht da keine Ausnahme.

Aber auch, wenn der vierte Band "Der Tote vom Zentralfriedhof" an den dritten, "Tod hinterm Stephansdom", den ich noch nicht gelesen habe, anknüpft, gelingt der Einstieg problemlos.

Die junge Wiener Journalistin Sarah Pauli arbeitet weiter für die Tageszeitung "Wiener Bote" und lebt mit ihrem Bruder und ihrer Katze in einer Altbauwohnung am Naschmarkt.

Ihre Beziehung zum Zeitungsherausgeber David, die sich seit dem ersten Band entwickelt, ist inzwischen öffentlich und festigt sich.

Pauli ist spezialisiert auf esoterische Themen. Nun, da ihre Kolumne über Aberglauben ein voller Erfolg ist, will sie eine neue Serie über das mystische Wien starten. Spannende Informationen dazu erhofft sie sich von der Stadtführerin Erika Holzmann, die Führungen zu den geheimnisvollen Orten der Stadt veranstaltet. Doch kurz vor ihrem Treffen verschwindet Erika spurlos.

Pauli macht sich gemeinsam mit dem Ehemann der Verschwundenen auf die Suche nach ihr und stößt auf einen aufsehenerregenden Fall: Vor Kurzem wurde der Sarg eines verstorbenen Millionärs vom Wiener Zentralfriedhof gestohlen – ein Ort, an dem noch so manches dunkle Geheimnis begraben liegt ...

Maxian lässt die Leserin mitten in die Handlung springen, so dass rasch klar ist, wer der Mörder ist. Seine Auftraggeber bleiben aber relativ lange im Dunklen. Der Schreibstil ist flüssig, Wien-Atmosphäre und -Panorama sind gut eingefangen. Mich störten allerdings gelegentliche Ungereimtheiten.

So kann ich mir beispielsweise einfach nicht vorstellen, dass der Ehemann des Entführungsopfers sich einfach einer ihm völlig fremden Journalisten anvertraut und sehr hilflos wirkt, obwohl er doch ein gestandener Geschäftsmann sein soll. Aber insgesamt sind die Charaktere gut gezeichnet und sympathisch. Besonders die Darstellung der verschwundenen Stadtführerin gefällt mir, zeigt Maxian doch auf, wie viel Arbeit hinter einem guten Stadtrundgang steckt und wie wenig Geld man damit verdienen kann.

Maxians Schreib- und Erzählstil ist flüssig und trägt über gelegentliche Schwächen im Spannungsbogen hinweg. Der Krimi liest sich flott weg. Die Handlung wird aus den Perspektiven von Sarah Pauli, Josip Kovac, dem abergläubischen Mörder, und der Stadtführerin Erika Holzmann erzählt.

Ich habe eine Zeitlang in Wien gearbeitet und freue mich immer, wenn ich Bücher, die in Wien spielen. Wenn ich frei hatte, besuchte ich oft den Zentralfriedhof. Ja, ich bin ein bisschen morbid, wie viele Wiener auch. Angesichts des Titels "Der Tote vom Zentralfriedhof" hoffte ich, die Handlung spiele in großen Teilen auch dort, aber dem ist nicht so. Das fand ich schade, zumal ich mir auch noch ein bisschen Friedhofsmystik erhoffte.

Fazit: Insgesamt ist "Der Tote vom Zentralfriedhof" solide Krimikost.

Verlagsangaben zum Buch: Beate Maxian / Der Tote vom Zentralfriedhof / Ein Fall für Sarah Pauli 4 / Ein Wien-Krimi / Taschenbuch, 416 Seiten / ISBN: 978-3-442-48069-2 / € 8,99 / Verlag: Goldmann

Danke an den Goldmann-Verlag für das Rezensions-Exemplar.

Affiliate Links zu den Büchern von Beate Maxian:

Donnerstag, 23. April 2015

Blogger schenken Lesefreude 2015: Drei Bücher suchen ein neues Zuhause

Update: Natürlich freue ich mich über Kommentare. Um an der Verlosung teilzunehmen, schickt mir aber bitte Eure Antwort per Mail. Kommentare, die eine Lösung einer Gewinnfrage enthalten, lösche ich kommentarlos.

In diesem Jahr feiert der "Welttag des Buches" seinen zwanzigsten Geburtstag. Ich weiß noch, wie ich irgendwann Ende der 1980er Jahre an einem 23. April nichtsahnend durch die Fußgängerzone schlappte und eine freundliche Dame vor einer Buchhandlung fragte, ob sie mir ein Buch schenken dürfe, denn es sei Welttag des Buches.

Damals verschenkte die frisch gegründete "Stiftung Lesen" an diesem bundesweit Exemplare eines bestimmten Buches - ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung mehr, welches das war, müsste mal sehr gründlich das Bücherregal durchforsten. Inzwischen gibt es mit der Aktion "Ich schenk dir eine Geschichte" sogar eigens geschriebene Kurzgeschichten für Schulkinder, und Erwachsene verschenken "Lesefreu(n)de".

Seit zwei Jahren wird der "Welttag des Buches" auch virtuell begangen im Rahmen der Aktion "Blogger schenken Lesefreude". Dieses Mal bin ich mit dabei und verlose drei Titel aus dem Fundus, die ein neues Zuhause suchen.

So geht's:
  1. Mit der Teilnahme nimmst Du zur Kenntnis, dass die beiden Hörbücher schon mal gehört wurden, das gedruckte Buch gelesen wurde und ein Ex libris enthält. Beim Hörbuch "Ostfriesenwut" ist außerdem einer der Nupsis, die die CDs halten, kaputt.
  2. Zu jedem Buch habe ich mir eine kleine Frage ausgedacht. 
  3. Schreibe mir, welches der drei Bücher Du gerne lesen / hören möchtest, Deine Antwort auf die entsprechende Frage und Deine Postadresse (also die, wo Dein Haus wohnt) per eMail an hamburger_arroganz@freenet.de. Einsendeschluss ist Freitag, der 1. Mai 2015, 23:59 Uhr. 
  4. Gehen mehrere Mails mit richtigen Antworten zu einem Buch ein, lose ich aus, wer das Buch bekommt.
  5. Bitte nur Teilnehmer über 18 Jahren aus Deutschland. 
  6. Der Gewinner / die Gewinnerin erhält eine Mail (und natürlich das Buch). 
  7. Der Versand erfolgt durch mich per Büchersendung. Ein Haftung ist ausgeschlossen.
  8. Rechts-, Links- und sonstige Wege sind ausgeschlossen.

Diese drei Bücher freuen sich über einen Leser / eine Leserin:

"Golem und Dschinn" von Helene Wecker (Hörbuch-Ausgabe)

Golem und Dschinn - ein Erdwesen und ein Feuerwesen aus der jüdischen bzw. arabischen Mythologie werden in das New York des Jahres 1899 verschlagen und müssen sich dort unter den Sterblichen behaupten.

Chava, der Golem, wird auf Bestellung eines unverheirateten Mannes als ideale Ehefrau aus Lehm gefertigt. Tugendsam und folgsam soll sie sein, intelligent und neugierig. Bis ihr Besitzer, ihr Meister, sie zum Leben erweckt, schläft der Golem. In einer Kiste verstaut, gelangt Chava an Bord eines Auswandererschiff. Ihr Besitzer hält es vor Neugier nicht aus und liest die magische Formel, die Chava zum Leben erweckt. Kurz darauf stirbt der Meister. Chava ist auf sich allein gestellt in New York.

Eine ausführliche Rezension gibt es in der Kombüse. Ich trenne mich von dem Hörbuch, weil ich inzwischen die gedruckte Ausgabe geschenkt bekam.

Frage zur Teilnahme: In welchem Teil Manhattans treffen Golem und Dschinn aufeinander?

Angaben zum Hörbuch: Helene Wecker, Golem und Dschinn, Der Audio Verlag, ISBN 9783862313204, 6 CDs, 451 Minuten, Preis: 24,99 €

Ostfriesenwut (Hörbuch) (Front-Cover)"Ostfriesenwut" , der 9. Fall für Ann Kathrin Klaasen, von Klaus-Peter Wolf (Hörbuch-Ausgabe)


Zum Inhalt: In Leer wird eine junge Frau tot aus einem Weiher gefischt. Erste Spuren führen Ann Kathrin Klaasen zum Freund der Toten. Doch merkwürdig: In der gesamten Wohnung findet sich kein einziger Hinweis auf die Identität des Mannes. Könnte es sein, dass hier einer im Verborgenen lebt und agiert? Klaasen sticht mit ihren Ermittlungen in ein Wespennest und soll daraufhin zum Schweigen gebracht werden. Zudem droht ein Erpresser damit, das Trinkwasser der Region Ostfriesland zu vergiften.

Eine ausführliche Rezension gibt es in der Kombüse. Ich trenne mich von dem Hörbuch, weil ich mich mit diesem Fall sehr schwer tat. Sicher gibt es Fans, die sich mehr darüber freuen.

Frage zur Teilnahme: Welches ist das friesische Nationalgetränk, zu dem ein "Wulkje" gehört?

Angaben zum Hörbuch: Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenwut, Der neunte Fall für Ann Kathrin Klaasen / Interpret: Klaus-Peter Wolf / 4 CDs / Gesamtspielzeit: 05:51:41 / Verlag Goya Lit (Jumbo) / ISBN 978-3-8337-3383-3 / € 19,99,

Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis"Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis" von Ulrike Schweikert 

 Die Geschichte spielt im Wien des Jahres 1892. Bei einem tragischen Sturz verliert die junge Komtess Luise von Waldenberg ihr Gedächtnis. Aber gerade das öffnet ihr die Augen: Die Dekadenz des Hofadels kommt ihr plötzlich verlogen vor, im elterlichen Palais erscheint ihr die strenge Aufteilung zwischen den Bediensteten und ihrer eigenen Familie falsch.

Doch Luise ist nicht allein: In der Werkstatt des jungen Zuckerbäckers Stephan Brucker erlebt sie eine sinnliche Welt voller Düfte, süßer Genüsse und warmer Vertrautheit. Eine Mesalliance bahnt sich an, die auf höchste Empörung stößt. Denn es gibt ungeschriebene Gesetze, die niemand brechen darf. Könnte doch davon die Zukunft der Donaumonarchie abhängen...

Ich trenne mich von dem Buch, weil es einfach nicht meinen Geschmack traf. Sicher gibt es Fans, die sich mehr darüber freuen.

Frage zur Teilnahme: Welches ist die wohl bekannteste Wiener Torte, mit der sich jahrzehntelang auch Gerichte beschäftigen mussten?

Angaben zum Buch: Ulrike Schweikert, Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis, Verlag MIRA, gebundene Ausgabe,  ISBN: 9783956490644, 464 Seiten, 19,99 €

Ich wünsche Euch viel Spaß! Hier gibt es übrigens eine Übersicht aller teilnehmenden Blogs

Mittwoch, 22. April 2015

Bad Nauheim VI: Modellbaumuseum Büdingen

Wenn wir verreisen, schaue ich mir vorab auch immer die Museen der Region an, und so kam ich auf das Museum des Modellbauclubs Büdingen. Es liegt im Oberhof, in der ehemaligen Witwenresidenz des Ysenburger Fürstenhauses. Ich war froh, dass auf der Homepage der Stadt wenigstens die Straße genannt wurde (Obergasse 23 f), denn so konnten wir das Navi programmieren. Doch auch mit Navi ist das Museum nicht so leicht zu finden.

Rummelplatz.
Rummelplatz.
Rummelplatz.
Das Museum befindet sich in den Arbeitsräumen des Modellbauclubs. Es ist mit 150m² vergleichsweise winzig, auf Schiffsmodelle spezialisiert und präsentiert über 150 Exponate, darunter auch welche, die im Film "Das Boot" eingesetzt wurden. Museum und Verein arbeiten ehrenamtlich.

Wir hatten uns beide ein wenig mehr erhofft, naja, nicht unbedingt mehr, aber eine andere Präsentation, denn die Modelle stehen dicht gedrängt. Dem Gatten machte die Ausstellung trotzdem Spaß, aber selbst er war nach einer Viertelstunde durch (wobei er vieles auch berufsbedingt kennt und anders durch eine Ausstellung geht als jemand, der Modellbau "nur" als Hobby hat).

Rummelplatz.
Sehr gut gefiel mir die ca 15m² große Modellbahn mit Rummelplatz und Hafenanlagen, die sehr liebevoll gestaltet ist. Sie ist auf den Fotos hier zu sehen.

Ausschnitt der Modellbahnanlage. 
Mein Fazit: Nur für das Museum lohnt sich die Reise nach Büdingen nicht, aber die Stadt ist wirklich entzückend. Wenn man schon mal da ist, es dann auch noch der erste oder dritte Sonntag im Monat ist, kann man gut einen Abstecher ins Museum machen.

Sonntag, 19. April 2015

Bad Nauheim V: Keltenwelt am Glauberg

Die Kelten hinterließen einige archäologische Spuren in Hessen, darunter auch ein Fürstengrab am Glauberg in Glauburg. Dort wurde 2011 ein Museum mit Forschungszentrum und archäologischem Park errichtet, die Keltenwelt am Glauberg.

Auf dem Weg zur Keltenwelt.
Rekonstruierter Grabhügel mit sogenannter Prozessionsstraße.
Wir verbrachten dort fast den ganzen Tag, besichtigten erst ausführlich die Ausstellungen und erklommen dann das Plateau, das zum archäologischen Park gehört.

Reste einer mittelalterlichen Häuserzeile aus dem 13. Jahrhundert.
Eingang zur hochmittelalterlichen Glauburg.
Ich wollte da erst nicht hin, dachte ich doch, es sei nur eine bessere Aussichtsplattform. Die "Aussichtsplattform" ist bummelig 20 Hecktar groß und Teil des 370.000 m² großen Außengelände des Museums. Wir waren also gut beschäftigt.

Hier war der einstige Hauptzugang zu Befestigungsring des Glaubergs, die sogenannte Stockheimer Pforte, benannt nach einem der Orte am Fuße des Berges.
Blick vom Glauberg Richtung Stockheim.
Überreste des Torhauses, das im 13. Jahrhundert für die Woche an der sogenannten Enzheimer Pforte gebaut wurde.
Blick vom Aufstieg zur "Enzheimer Pforte".
Auf dem Glauberg werden die archäologischen Überreste der keltischen Höhensiedlung und der mittelalterlichen Siedlung gezeigt. Alles ist detailliert auf Schautafeln erklärt und gut vorstellbar.

Brunnen.
Auf dem Glauberg.
Dieser kleine Weiher ist der Quell des Lebens auf dem Glauberg. Hier sammelte sich das Regenwasser, das selbst in trockenen Sommern ausreichend vorhanden war, um die Siedlung mit Wasser zu versorgen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die wasserundurchlässige Grundschicht beschädigt.
Die Kuppe lädt zudem zu Picknicks und (Kinder-)Geburtstagsfeiern ein - Spuren zeugen davon, dass sie gerne dafür genutzt wird. Wir waren Ostern dort und konnten fröhliches Eierdotzen beobachten, während ein Teil des Geländes gleichzeitig für ein mittelalterlich anmutendes Spiel dekoriert wurde. LARPer? Keine Ahnung, ich habe nicht gefragt.

Hier geht's zur Homepage der Keltenwelt am Glauberg mit zahlreichen Infos, auch zum Besucherprogramm für Groß und Klein.

Mittwoch, 15. April 2015

Bad Nauheim VI: Hessenpark

In den Hessenpark wollte ich schon, als ich mit Mudderns vor zwei Jahren in Oberursel war, aber das wäre zu viel für sie geworden. Das Gelände ist nämlich ziemlich groß.

Blick auf den Marktplatz des Hessenparks.
Figur am Marktplatz.
Schlafende Schönheit.
Der Hessenpark ist ein Freilichtmuseum, das etwa 100 Bauten aus verschiedenen Regionen Hessens zeigt.

Hier wird gearbeitet. 
Schweine. Im dazugehörigen Stall waren jede Menge Ferkel und ein riesengroßer Eber.
Hühner und ein stolzer Hahn.
Vor dem Eingang ist ein Marktplatz mit verschiedenen Geschäften, einem Hotel und zwei Restaurants. Schon hier lässt es sich gemütlich bummeln und vieles entdecken. Es gibt einen Bürstenmacher, eine Bäckerei, einen Käseladen, einen Holzwaren- und Spielzeugladen ... Im Park gibt es viele Picknickplätze, und hier auf dem Marktplatz bekäme man alles, was man für ein Picknick bräuchte, wenn man sich nichts von Zuhause mitbrachte.

Die ehemalige Synagoge von Groß-Umstadt.
In der Synagoge.
Wir passierten den Eingang und ließen und planlos treiben. Obwohl wir fast den ganzen Tag blieben, haben wir noch lange nicht alles gesehen - ich denke, der Gatte wird sicher noch mal in den Park fahren, wenn er nachmittags frei von der Reha hat. Er hatte auch keine Chance alles zu sehen, denn erkältet wie ich war, konnte ich noch weniger Schritt halten mit ihm als sonst.

Der Gatte macht Waldmusik.
Kaum ist der Kerl einen Tag in der Reha, rennt er mir wieder davon! An der Kasse hätte es zwar für lauffaule Kinder Bollerwagen gegeben, aber der Gatte befand, dafür wäre ich zu groß und ziehen wolle er mich auch nicht. Also wirklich!

Im Hessenpark.
Viele Häuser sind begehbar, enthalten kleine Ausstellungen zu unterschiedlichen Themen, so dass man viel zu gucken hat. Uns kam die Begehbarkeit der Häuser während eines Schneeschauers sehr zu gute, denn den warteten wir ganz kommod im "Taunushaus" ab, während wir uns über Wanderwege, Mythen und Geschichte des Taunus informierten.

Der ehemalige Kappenwindmühle aus Borsfleth bei Glückstadt.
Bockwindmühle aus Papenhorst.
Auf dem Weg zur Kappenwindmühle.
Wir ließen schnell die wenigen Besucher, die an einem kalten Apriltag im Park waren, hinter uns und fühlten uns irgendwann ganz alleine auf dem Gelände. Besonders spannend fand ich es, in der "Baugruppe Werkstätten" hinter die Kulissen eines Freilichtmuseums blicken zu können. Es ist unglaublich, was dort an Häusern eingelagert ist und noch auf den Aufbau wartet oder als Ersatzteil dienen soll!

Materl.
Außerdem freute ich mich sehr, dort ein Stück Heimat zu entdecken: Die Kappenwindmühle aus Borsfleth bei Glückstadt, die jetzt der "Baugruppe Nordhessen" eine neue Heimat fand. Sie repräsentiert einen der beiden Windmühlentypen, die es ursprünglich in Hessen gab.

Ehemalige Wegekapelle aus Weyers, erbaut um 1643, während des Dreißigjährigen Krieges als Dank für die Errettung vor schwedischen Truppen.
Der Gatte lachte über mein funktionierendes "Jewdar". Seitdem ich ihn, der über 40 Jahre in Südtirol urlaubte, bei unserem ersten Urlaub dort in die Meraner Synagoge schleppte, von deren Existenz er bislang keine Ahnung hatte, ist er davon überzeugt, dass ich garantiert überall eine Synagoge finde.

Materl.
Im Hessenpark gibt es zwei Synagogen: Die aus Nentershausen, deren Mikwe sich besichtigen lässt, und die aus Groß-Umstadt, in der eine Ausstellung über die eine Ausstellung zur Geschichte der jüdischen Landbevölkerung beherbergt.

Das Haus aus Lampenhain wartet in der "Baugruppe Werkstätten" darauf, wieder zum Leben erweckt zu werden.
Künnt wi jümmers all broken: Bauteile, die noch auf ihren Einsatz warten. Hier wird anscheinend nichts weggeworfen.
In der Kombüse findest Du heute und morgen Bilder von der Martinsklause und dem Restaurant "Alter Markt", wo wir während unseres Besuches im Hessenpark einkehrten.

Detaillierte Informationen zum Museum und zu dem umfangreichen Veranstaltungsprogramm gibt es auf der Homepage des Hessenparks.

Dienstag, 14. April 2015

Bad Nauheim IV: Historische Zugfahrt auf der Butzbach-Licher-Eisenbahn nach Münzenberg und zurück

Der Gatte ist zwar nicht der typische vereinsmeierische Pufferküsser mit Eisenbahnfetisch, aber er ist alten Eisenbahnen oder Modellbahnen schon sehr zugetan, und so gucke ich bei jeder Reisevorbereitung, ob in der Nähe eine historische Eisenbahn ist, die zufällig auch noch dann fährt, wenn wir in der Gegend sind. Der Gatte könnte so was natürlich selbst herausfinden, aber es gehört zur ehelichen Aufgabenteilung, dass ich für Reisen zuständig bin.

Fahrtbeginn ist in Bad Nauheim-Nord. Der Bahnhof liegt gegenüber dem großen Bahnhof. Der Zugang ist zwar auf der Homepage beschrieben und an Fahrtagen ausgeschildert, aber wir taten uns trotzdem schwer, ihn zu finden. Zum Glück waren wir rechtzeitig vor Ort, um den regulären Weg über die Gleise zu suchen und zu finden.

Auftakt zur Fahrtsaison 2015: Die erste Einfahrt in Bad Nauheim-Nord.
Die Lok in Münzenberg.
Fachsimpeleien am Bahnhof Bad Nauheim-Nord.
In der Nähe von Bad Nauheim gibt es wenigstens zwei Museumsbahnen. Den Auftakt machen die Eisenbahnfreunde Wetterau, die Ostern ihre Saison starteten. Wir hatten das Vergnügen bei der diesjährigen Auftaktfahrt dabei zu sein.

Unter Dampf durch die Wetterau.
Fahrkartenkontrolle, so richtig wie früher. Auf solche Details wird viel Wert gelegt.
Wie von Faller: Der Bahnhof Münzenberg.
Detail.
Befahren wird ein Teilstück der Butzbach-Licher-Eisenbahn zwischen Bad Nauheim und Münzberg, das seit über 10 Jahren an die Eisenbahnfreunde Wetterau (EFW) verpachtet ist. In Bad Nauheim-Nord befinden sich Lokschuppen und Grube sowie einige Draisinen, Personen- und Güterwagen sowie Nebenfahrzeuge.

Rangieren in Münzenberg.
Rangieren in Münzenberg.
Der EFW hält die Strecke instand und fährt zwischen April und Oktober jeden ersten und dritten Sonntag im Monat im Pendelverkehr. Zudem gibt es Sonderfahrten, kann der Zug gemietet werden, wird ein Güterverkehr unterhalten. Kurz: Es ist eine Menge, was die Jungs und Mädels auf die Beine stellen!

Blick in den Spantenwagen.
Theoretisch wäre sogar für Steckdosen gesorgt.
Wir fuhren unter Dampf, mit einer Henschel-Lok vom Typ "Bismarck" aus dem Jahr 1904. Pufferküssern wird das was sagen. Ich spiele mehr so in der Liga "Die Lok ist alt, schwarz-rot, macht Puff-Puff, rattert ordentlich und dampft hübsch vor sich hin. Außerdem ist sie so alt wie die Bahnstrecke, auf der sie heute fährt".

Gleich kann's weitergehen.
Auf die Lok folgten ein Packwagen aus dem Jahr 1942 sowie ein Spantenwagen aus dem Jahr 1909, der einst für die österreichische Bahn fuhr. Die Spantenwagen wurden in den 1950er Jahren umgebaut und werden in diesem Zustand erhalten. Zwischen den Spantenwagen fährt eine "Donnerbüchse" aus dem Jahr 1929 mit, die zu einem Thekenwagen im Stil der 1920er Jahre umgebaut wurde (davon gibt es in der Kombüse ein paar Fotos). Schließlich folgen noch zwei Spantenwagen.

Abschmieren vor der Rückfahrt.
In Münzenberg wird die Lok während einer halbstündigen Pause abgekoppelt, gedreht, aufgetankt und wieder angekoppelt. Wer Fahrräder mitnahm (für deren Beförderung ist der Packwagen da), kann in Münzenberg aussteigen weiterfahren. Der Ort ist malerisch, die dazugehörige Burg sehenswert.

Bevor es wieder von Bad Nauheim nach Münzenberg geht, müssen ordentlich Kohlen gebunkert werden.
Der nächste Fahrtag ist am 19. April 2015, also kommenden Sonntag. Alle Termine und weitere Informationen gibt es auf der Homepage der EFW.