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Heidi Kabel vor dem Ohnsorg-Theater. |
Beruflich gehe ich ins Theater und mache Ferien. Diese Woche begann mit Theater, genauer gesagt mit dem dritten Teil der Kempowski-Saga im Altonaer Theater, "
Ein Kapitel für sich".
Das Stück spielt nach der Befreiung in Rostock. Walter Kempowski und seine Mutter schlagen sich durch, warten auf die Rückkehr von Bruder Robert und den Vater, der aber den Krieg nicht überlebt.
Robert baut die Familien-Reederei wieder auf und wird Zeuge, wie die sowjetischen Besatzer Güter als Reparationen außer Landes schaffen. Walter setzt sich 1947 mit den entsprechenden Frachtbriefen in den Westen ab und kooperiert mit einem amerikanischen Geheimdienst. im folgenden Jahr besucht er seine Familie in Rostock, wird verhaftet, wegen Spionage angeklagt un in Bautzen inhaftiert. Bruder und Mutter werden ebenfalls verhaftet und verurteilt.
Die Inszenierung ist trotz einiger Längen sehr intensiv und packend - unbedingt sehenswert! Ich will noch die beiden ersten Teile nachholen, fragt sich nur, wann.
Schwierig war's für mich, ins Theater zu kommen, denn wie üblich hatte ich meine Büro-Tasche dabei und dusseligerweise nicht daran gedacht, zusätzlich meine Abendtasche einzustecken. Die Büro-Tasche durfte ich nicht mit in den Saal nehmen, weil, so die Garderobiere: "Ihre Tasche ist ein Evakuierungshindernis!" Ich sah sie nur an: "Gucken Sie mich an, gucken Sie meine Tasche an. Wer von uns beiden ist da wohl das größere Evakuierungshindernis - meine Tasche oder ich?!"
Half nichts, ich musste Notizbuch, Portemonnaie, Taschentücher, Asthmaspray, Kamera, Telefon, die Unterlagen für die Begleitung, Programmheft, Eintrittskarten und Bonsche anderwärts verstauen. Dusseligereise trug ich eine Kladage ohne Taschen. Es geht doch nichts über große Körbchen ...
Ein bisschen unangenehm war's der Garderobiere, weil "Sie sind von der Presse, oder?" Ähm, ja, aber die Pressekarte spiele ich nicht aus, die Garderobiere setzt ihre Anweisungen um, und die machen ja im Notfall Sinn, Presse hin oder her. Bislang dachte ich, die Mitnahme der Abendtasche wäre überflüssig, aber seit Sonntag weiß ich, das macht schon Sinn, will ich mein Geraffel nicht im BH transportieren.
Da meine Büro-Tasche feuerrot ist, empfahl der Gatte, das nächste Mal einfach einen unserer Auto-Feuerlöscher einzupacken und zu behaupten, ich wäre Feuerwehrfrau im Undercover-Einsatz. Ob das zieht?
Dienstag und Freitag standen dann jeweils Spielzeit-Pressekonferenzen auf dem Plan. Da müsste ich zwar nicht unbedingt hingehen, meinen die Kollegen, aber ich lerne nebenbei viele meine Ansprechpartner endlich mal persönlich kennen und bekomme Informationen, die ich sonst mühselig zusammensuchen müsste. Chef ist zum Glück meiner Meinung.
So hatte ich nach zwei Stunden schon die Grundlage für das kommende Jahr, quasi nebenbei - plus Stoff für die
Montags-Reihe. Meine ehemaligen Chefredakteure wären stolz auf mich, predigten sie doch immer, man solle mit mindestens zwei Geschichten vom Termin zurückkommen.
Diese Woche sollte eigentlich der Pflegedienst bei Mudderns anfangen, aber der rief Donnerstag an und sagte krankheitsbedingt ab. Mudderns ging trotzdem in die Stadt, mit Hilfe der Nachbarin. Ganz langsam geht's bei ihr also wieder ein bisschen bergauf. Ich hoffe, der Pflegedienst kommt nächsten Donnerstag. Der Termin für die Beurteilung durch den Medizinischen Dienst steht auch. Das ging diesmal richtig schnell.
Mudderns wollte prompt absagen, weil "Mir geht's doch wieder besser", aber ich wurde sehr deutlich. Ich habe nicht mehr die Kraft, sie immer wieder aus der Depression zu holen, zumal sie das nicht will. Momentan hat die Nachbarin einen guten Einfluss auf sie, kann vieles anschieben, was ich jahrelang vergeblich versuchte, zum Beispiel, dass ein Geländer an der Eingangstreppe angebracht wird, damit Mudderns Halt findet.
Freitag und heute habe ich den zweiten Monat des Verspätungsschals gestrickt. Den aktuellen Stand zeige ich Dir nächsten Sonnabend; ich kam noch nicht zum Fotografieren. Es ist wieder viel Orange-Rot. Letzten Freitag war S-Bahn-Chaos, ich weiß gar nicht mehr, warum. Zum Glück konnte mich der Gatte auflesen.
Diesen Dienstag gab's dann technische Probleme am Gleis, was immer das heißt, vermutlich bröckelnde Bahnsteige, weswegen zwischen Poppenbüttel und Berliner Tor nichts fuhr - blöd, wenn man zum Flughafen wollte. Am anderen Ende der Strecke gab's in Hochkamp einen Liegenbleiber und in Sülldorf eine defekte Weiche, weswegen der Zugverkehr dann auch in meine Richtung eingestellt wurde. Ich hatte Glück und kam noch bis Othmarschen, wo ich eh umsteigen muss. Der Bahnsteig war so voll, dass ich kaum aus der Bahn kam, und auf dem Bussteig sah's nicht besser aus, aber zumindest kam ich an.
Gestern kam ich glücklich bis Altona, bevor der S-Bahn-Verkehr ganz eingestellt wurde wegen eines Polizei-Einsatzes am Hauptbahnhof. Zum Glück kann ich von Altona aus mit dem Bus nach Hause fahren. Das dauert zwar, fütterte aber das Sparschwein mit einem Euro Entschädigung für eine Verspätung über 20 Minuten. Na ja, und von den beinahe täglichen Signalstörungen rede ich gar nicht erst.
Ab Montag gibt es zu den S-Bahn-Störungen auch noch Umleitungen auf meiner Buslinie bis Ende des Monats. Das wird spaßig.
Heute Abend bescherte der Gatte uns unverhoffte "Wir-Zeit" und beschloss, dass wir zum Griechen essen gehen. Wir sahen uns unter der Woche kaum, und so war's schön, mal eine Stunde zusammenzusitzen und zu reden.
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Samstagsplausch bei Andrea. Ich wünsche Dir eine gute Woche!