Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!
Der Wecker klingelt wie üblich um sechs Uhr, ich bin wie oft vorher wach, beschließe aber, noch etwas liegen zu bleiben. Schließlich ist Sonnabend, bin ich erst um zehn mit dem Gatten im Krankenhaus zum Frühstück verabredet - also, ich werde frühstücken, er trinkt Kaffee. Er bekommt sein Frühstück ja schon gegen acht Uhr.
Das Haus ist still ohne den Gatten.
In die Küche schlappen und mich über mich selbst ärgern, weil ich gestern nach dem Abendessen zu faul war, aufzuräumen. So weit Ordnung machen, dass die Espressokanne auf den Herd kann, und anfangen, den oberen Korb der Spülmaschine ausräumen, bis der Kaffee fertig ist.
Mit einem Becher heißer Milch mit Espresso wieder nach oben an den Schreibtisch und den aktuellen Wochenplan schreiben. Nach dem ersten Becher Kaffee die Sachen zusammensuchen, die der Gatte mitgebracht haben möchte, dann noch einen Becher Kaffee trinken und ins Krankenhaus fahren, aber vorher das Auto suchen. Unsere kleine Anlieger-Sackgasse ist mal wieder total überfüllt. Eigentlich hatte ich mit wenig Autos gerechnet, weil in Niedersachsen Ferien sind, aber diesmal bekommen anscheinend alle Besuch und fahren nicht weg. Die Parksituation erinnert an Ottensen.
Der Gatte erwartet mich schon vorm Krankenhaus. Das ist schön zu sehen! Er bewegt sich deutlich besser als vor der OP. Wir sitzen kurz in der Sonne auf einer Bank, dann frühstücke ich in der Cafeteria, während der Gatte Kaffee trinkt. Mit zwei belegten Brötchen sprenge ich das Kalorienlimit für den Tag. Schließlich mache ich mich auf den Rückweg. Ich muss noch für den Gatten zur Apotheke und merke auf dem Weg, dass ich gegen zufallende Augen ankämpfen muss. Apotheke, außerdem Blumen kaufen.
Zu Hause werfe ich die Waschmaschine an, falle ins Bett und schlafe komatös. Seit einiger Zeit schaffe ich an den Wochenenden einfach nichts mehr, bin nur erschöpft, könnte nur schlafen. So komme ich natürlich auf der Immer-noch-Baustelle nicht weiter. Ich wollte eigentlich die Plissees im Esszimmer aufhängen und vorher das Fenster putzen. Außerdem wollte ich das Zimmer des Gatten aufräumen, im Gästezimmer Ordnung schaffen, das Gästebad putzen. Ich muss mich unbedingt wieder mehr zusammenreißen, weniger schlafen. Nur dafür müsste ich mich mit Zucker aufputschen, dann nehme ich wieder zu. Irgendwas ist ja immer.
Am Samstagsplausch schreiben, mich zwischendrin um die Waschmaschine kümmern. Außerdem melde ich mich bei meinen beiden Sandkastenfreundinnen. Wir hatten wir einem dreiviertel Jahr zuletzt Kontakt. Ich vermute, ich habe irgendetwas getan, was sie verärgerte, weiß aber nicht was. Ich merke wieder mal, dass ich einfach nicht sozialkompatibel bin. Auch jetzt kommen zwar Reaktionen, aber auf meine Frage nach einem Treffen wird ausgewichen. Dann halt nicht.
Wieder zum Gatten ins Krankenhaus. Am Wochenende möchte er zwei Mal täglich besucht werden, damit ihm die Zeit nicht zu langweilig wird (wobei er fragt, ob mir zwei Besuche am Tag passen, weil ich mich ja auch mal ausruhen soll - ich mache es halt passend). Er hat zwar ein spannendes Buch* in der Krankenhaus-Bücherei gefunden, das er mit Lupe gut lesen kann, hat auch ein eigenes Buch mit, geht viel spazieren, kann fernsehen, schläft viel, aber dennoch wird ihm die Zeit lang. Diesmal möchte der Gatte Kaffee und Kuchen, fand außerdem eine Zeitschrift, die ihn interessiert. Wir sitzen erst lange draußen auf einer Bank, dann in der Cafeteria, schließlich wieder draußen, bevor der Gatte mich zum Auto bringt. Es ist wie immer schwer, ihn im Krankenhaus zu lassen, aber es gibt die Hoffnung, dass er Montag entlassen wird.
Auf dem Heimweg mache ich einen Umweg zum AfD-Edeka, denn dem Gatten ging der Pfeifentabak aus, und die dortige Trafik ist die einzige, die den führt und um diese Zeit noch geöffnet ist. Ich widerstehe dem Hähnchenwagen. Es ist noch zu früh für's Abendessen. Die Spargelbude steht schon, eröffnet in einer Woche - wie schön! Dann zieht "unser" Spargelhof sicher bald nach.
Zu Hause muss die letzte Maschine Wäsche für heute aufgehängt werden. Dann bewege ich mich plan- und konzentrationslos durch's Internetz, sehe, dass es demnächst in Hamburg ein Strick-Kino gibt, bin sofort Feuer und Flamme und morse die Strickgruppe an. Das Taschentelefone piepst heftigts, un dich freue mich auf die Zeit, wenn ich es wieder stumm schalten kann. Solange der Gatte im Krankenhaus ist, ist es nicht stumm geschaltet.
In den Garten gehen, Bärlauch ernten für das Abendessen. Ich ärgere mich wieder mal, dass ich mich nicht traute, die Gnocchi gefroren in die Pfanne zu werfen, sondern in kochendes Wasser gab, denn wie vor zwei Tagen habe ich Gnocchi-Mus.
Während das Abendessen abkühlt, mit Schwiegermutter telefonieren. Ich halte das Gespräch kurz, denn für Egozentrik und Narzissmus fehlt mir gerade die Kraft. Nach dem Abendessen und der Tagesschau mit dem Gatten telefonieren. Er freut sich, dass ich Pfeifentabak besorgte. Für den nächsten Tag sind wir wieder verabredet.
Im Fernsehen läuft nichts, was mich interessiert, aber ich habe keine Lust auf einen Podcast oder auf's Bloggen, sondern möchte an einem Paar Socken für mich weiterstricken. Also entscheide ich mich für einen alten Wien-Tatort, den ich mit Müh' und Not durchhalte - ich bin sehr müde.
Früh ins Bett und vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.
Bis auf das Piepsen des Taschentelefons, in dem die Strickgruppe sehr mitteilungsfreudig ist, ist das Haus still. Der Gatte fehlt.
Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 5. April 2020 beschäftigten uns die unterschiedlichen Corona-Regeln, eröffneten wir die Balkon-Saison. Am 5. April 2021 war der Gatte schon krank und versuchte, wieder gesund zu werden. Am 5. April 2022 bastelte ich eine Osterkarte. Am 5. April 2023 war ich von der Gesamtsituation erschöpft, hofften wir auf einen Umzug spätestens im Herbst. Am 5. April 2024 waren wir endlich, endlich umgezogen.
Das Rezept zum Tag gibt's in der Kombüse. *Affiliate links