Freitag, 11. April 2025

#WMDEDGT 04/25: Krankenhaus

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Der Wecker klingelt wie üblich um sechs Uhr, ich bin wie oft vorher wach, beschließe aber, noch etwas liegen zu bleiben. Schließlich ist Sonnabend, bin ich erst um zehn mit dem Gatten im Krankenhaus zum Frühstück verabredet - also, ich werde frühstücken, er trinkt Kaffee. Er bekommt sein Frühstück ja schon gegen acht Uhr. 

Das Haus ist still ohne den Gatten.

In die Küche schlappen und mich über mich selbst ärgern, weil ich gestern nach dem Abendessen zu faul war, aufzuräumen. So weit Ordnung machen, dass die Espressokanne auf den Herd kann, und anfangen, den oberen Korb der Spülmaschine ausräumen, bis der Kaffee fertig ist.

Mit einem Becher heißer Milch mit Espresso wieder nach oben an den Schreibtisch und den aktuellen Wochenplan schreiben. Nach dem ersten Becher Kaffee die Sachen zusammensuchen, die der Gatte mitgebracht haben möchte, dann noch einen Becher Kaffee trinken und ins Krankenhaus fahren, aber vorher das Auto suchen. Unsere kleine Anlieger-Sackgasse ist mal wieder total überfüllt. Eigentlich hatte ich mit wenig Autos gerechnet, weil in Niedersachsen Ferien sind, aber diesmal bekommen anscheinend alle Besuch und fahren nicht weg. Die Parksituation erinnert an Ottensen. 

Der Gatte erwartet mich schon vorm Krankenhaus. Das ist schön zu sehen! Er bewegt sich deutlich besser als vor der OP. Wir sitzen kurz in der Sonne auf einer Bank, dann frühstücke ich in der Cafeteria, während der Gatte Kaffee trinkt. Mit zwei belegten Brötchen sprenge ich das Kalorienlimit für den Tag. Schließlich mache ich mich auf den Rückweg. Ich muss noch für den Gatten zur Apotheke und merke auf dem Weg, dass ich gegen zufallende Augen ankämpfen muss. Apotheke, außerdem Blumen kaufen.

Zu Hause werfe ich die Waschmaschine an, falle ins Bett und schlafe komatös. Seit einiger Zeit schaffe ich an den Wochenenden einfach nichts mehr, bin nur erschöpft, könnte nur schlafen. So komme ich natürlich auf der Immer-noch-Baustelle nicht weiter. Ich wollte eigentlich die Plissees im Esszimmer aufhängen und vorher das Fenster putzen. Außerdem wollte ich das Zimmer des Gatten aufräumen, im Gästezimmer Ordnung schaffen, das Gästebad putzen. Ich muss mich unbedingt wieder mehr zusammenreißen, weniger schlafen. Nur dafür müsste ich mich mit Zucker aufputschen, dann nehme ich wieder zu. Irgendwas ist ja immer. 

Am Samstagsplausch schreiben, mich zwischendrin um die Waschmaschine kümmern. Außerdem melde ich mich bei meinen beiden Sandkastenfreundinnen. Wir hatten wir einem dreiviertel Jahr zuletzt Kontakt. Ich vermute, ich habe irgendetwas getan, was sie verärgerte, weiß aber nicht was. Ich merke wieder mal, dass ich einfach nicht sozialkompatibel bin. Auch jetzt kommen zwar Reaktionen, aber auf meine Frage nach einem Treffen wird ausgewichen. Dann halt nicht. 

Wieder zum Gatten ins Krankenhaus. Am Wochenende möchte er zwei Mal täglich besucht werden, damit ihm die Zeit nicht zu langweilig wird (wobei er fragt, ob mir zwei Besuche am Tag passen, weil ich mich ja auch mal ausruhen soll - ich mache es halt passend). Er hat zwar ein spannendes Buch* in der Krankenhaus-Bücherei gefunden, das er mit Lupe gut lesen kann, hat auch ein eigenes Buch mit, geht viel spazieren, kann fernsehen, schläft viel, aber dennoch wird ihm die Zeit lang. Diesmal möchte der Gatte Kaffee und Kuchen, fand außerdem eine Zeitschrift, die ihn interessiert. Wir sitzen erst lange draußen auf einer Bank, dann in der Cafeteria, schließlich wieder draußen, bevor der Gatte mich zum Auto bringt. Es ist wie immer schwer, ihn im Krankenhaus zu lassen, aber es gibt die Hoffnung, dass er Montag entlassen wird.

Auf dem Heimweg mache ich einen Umweg zum AfD-Edeka, denn dem Gatten ging der Pfeifentabak aus, und die dortige Trafik ist die einzige, die den führt und um diese Zeit noch geöffnet ist. Ich widerstehe dem Hähnchenwagen. Es ist noch zu früh für's Abendessen. Die Spargelbude steht schon, eröffnet in einer Woche - wie schön! Dann zieht "unser" Spargelhof sicher bald nach.

Zu Hause muss die letzte Maschine Wäsche für heute aufgehängt werden. Dann bewege ich mich plan- und konzentrationslos durch's Internetz, sehe, dass es demnächst in Hamburg ein Strick-Kino gibt, bin sofort Feuer und Flamme und morse die Strickgruppe an. Das Taschentelefone piepst heftigts, un dich freue mich auf die Zeit, wenn ich es wieder stumm schalten kann. Solange der Gatte im Krankenhaus ist, ist es nicht stumm geschaltet. 

In den Garten gehen, Bärlauch ernten für das Abendessen. Ich ärgere mich wieder mal, dass ich mich nicht traute, die Gnocchi gefroren in die Pfanne zu werfen, sondern in kochendes Wasser gab, denn wie vor zwei Tagen habe ich Gnocchi-Mus.

Während das Abendessen abkühlt, mit Schwiegermutter telefonieren. Ich halte das Gespräch kurz, denn für Egozentrik und Narzissmus fehlt mir gerade die Kraft. Nach dem Abendessen und der Tagesschau mit dem Gatten telefonieren. Er freut sich, dass ich Pfeifentabak besorgte. Für den nächsten Tag sind wir wieder verabredet.

Im Fernsehen läuft nichts, was mich interessiert, aber ich habe keine Lust auf einen Podcast oder auf's Bloggen, sondern möchte an einem Paar Socken für mich weiterstricken. Also entscheide ich mich für einen alten Wien-Tatort, den ich mit Müh' und Not durchhalte - ich bin sehr müde. 

Früh ins Bett und vor dem Einschlafen noch etwas lesen*

Bis auf das Piepsen des Taschentelefons, in dem die Strickgruppe sehr mitteilungsfreudig ist, ist das Haus still. Der Gatte fehlt.

Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 5. April 2020 beschäftigten uns die unterschiedlichen Corona-Regeln, eröffneten wir die Balkon-Saison. Am 5. April 2021 war der Gatte schon krank und versuchte, wieder gesund zu werden. Am 5. April 2022 bastelte ich eine Osterkarte. Am 5. April 2023 war ich von der Gesamtsituation erschöpft, hofften wir auf einen Umzug spätestens im Herbst. Am 5. April 2024 waren wir endlich, endlich umgezogen.

Das Rezept zum Tag gibt's in der Kombüse. *Affiliate links   

Sonntag, 6. April 2025

Samstagsplausch KW 14/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXIV

Dienstag brachte ich den Gatten vor Tau und Tag ins Krankenhaus, denn nach zwei Verschiebungen sollte die OP endlich stattfinden. Um halb acht verabschiedeten wir uns. Der Gatte war voller Angst, befürchtete, die Narkose nicht zu überstehen, und ich war auch angespannt. Entsprechend schwer fiel uns der Abschied. Um Viertel nach zwei endlich der erlösende Anruf: Die OP verlief gut, dauerte allerdings mit sechs Stunden sehr viel länger als geplant und war sehr viel komplizierter als angesichts der Voruntersuchungen gedacht. Als ich eine dreiviertel Stunde später zum Gatten auf die Intensivstation durfte, schlief der noch tief und fest. Ich hatte ihm ja versprochen, dass ich da bin, wenn er aufwacht, und saß dann einfach drei Stunden lesend bei ihm, bis er halbwegs wieder bei sich war. Länger durfte ich nicht bleiben, denn die Besuchszeiten auf der Intensivstation sind eingeschränkt, sofern nicht Lebensgefahr besteht. 

Es fiel dem Gatten diesmal sehr schwer, aus der Narkose zurückzukommen. Erst am Donnerstag war er wieder halbwegs der Alte. Die beiden Tage dazwischen fehlen ihm fast komplett. Sein Arzt ist aber mit der Entwicklung sehr zufrieden. Wenn es so weitergeht, die Nieren stabil bleiben, die Krankenhauskeime diesmal einen Bogen um den Gatten machen, er sich auch keine Rippe bricht, kann ich den Gatten am Montag wieder nach Hause holen. Der Gatte ist tapfer, sieht diesmal ein, dass der verlängerte Krankenhausaufenthalt gut für ihn ist, denn zu Hause bekäme er weniger Ruhe. Er hielt sich diesmal sogar an die Bettruhe. Er merkte auch sofort das Ergebnis der OP, und das Gehen fällt ihm leichter. Joggen wird der Gatte sicher nicht mehr, er wird auch weiterhin auf eine Gehhilfe angewiesen sein, aber beide Beine sind tatsächlich schmerzfrei.

Sollte es tatsächlich ohne Drama abgehen?

Wenn der Gatte aus dem Krankenhaus kommt, wird kein Arzt da sein für den Verbandswechsel und das Fädenziehen, denn in Niedersachsen sind Osterferien. Der Diabetologe ist im Urlaub, seine Vertretung sitzt hinter Stade - 130 km entfernt. Der Hausarzt ist im Urlaub. Seine beiden Vertretungen behandeln nur Notfälle, und das sind weder Fädenziehen noch Verbandswechsel. Ich hoffe, der Gatte kann ausnahmsweise ambulant in die Wundambulanz des Krankenhauses gehen oder meine Hausarztpraxis erbarmt sich in der Akutsprechstunde. Das sind dann nur 80 km. Spannend wird es auch, Verbandsmaterial zu bekommen. Ich habe gerade gelernt, dass Ärzte keine Rezepte ausstellen dürfen, wenn der Patient im Krankenhaus ist. Aus früheren Erfahrungen mit meiner Mutter weiß ich, dass die Vertretungen des Hausarztes keine Rezepte ausstellen, der Diabetologe ist halt 130 km entfernt, und meine Hausarztpraxis wird es aus Budget-Gründen nicht machen. Wir hoffen auf ein Entlassungsrezept des Krankenhauses.

Am Abend der OP telefonierte ich mit Schwiegermutter, um ihr zu sagen, dass die OP gut verlief. Von dem 37minütigen Gespräch ging es 30 Minuten nur um sie, wie krank sie ist und wie schlecht der Gatte sie behandelt. In der letzten Woche gab's mal wieder einen Zusammenstoß, weswegen sie sich weigerte, vor der OP mit dem Gatten zu sprechen. Es hätte das letzte Gespräch mit ihrem Sohn sein können, aber wenn Schwiegermutter beschließt, erst wieder mit ihrem Sohn zu sprechen, wenn der sich entschuldigt, wofür auch immer, ist sie stur. Sie hat kein Verständnis für ihren Sohn, ignoriert völlig, wie krank er ist, welche Auswirkungen seine multiplen Erkrankungen haben. Niemand ist kränker als sie. Angeblich hat sie noch nie davon gehört, dass der Gatte einen Schlaganfall hatte, schwer herzkrank ist, Dialyse und Erblindung drohen. Soviel Ignoranz, Egozentrik, Narzissmus ist bewundernswert.

Ich freue mich auf Ostern und noch mehr auf ihre Geburtstagsfeier in Weißenhäuser Strand. Ich muss unbedingt mit der Hotelbar über eine Gin-Tonic-Flatrate sprechen, denn nüchtern wird das nicht zu ertragen sein. Und im Gegensatz zum Gatten kann ich mit Schwiegermutters Verhalten einigermaßen umgehen, kenne ich es doch von klein auf von meiner Mutter. Für den Gatten wird das verlängerte Wochenende eine Tortur, aber er will dennoch fahren, denn verschieben macht es nicht besser.

Hier gilt seit mittlerweile 264 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Mein Wollsparglas muss natürlich mit einem Schäfchen geschmückt werden.

Letzte Woche habe ich bei Frau Sonnenburg vom Wollsparglas gelesen und beschlossen, mir auch eines zu machen. Ich hätte vorher die Tonerkartusche auswechseln sollen ... Mittlerweile habe ich die "Preisliste" nochmal ausgedruckt und über die alte geklebt. Ich war entgeistert, dass im ersten Vierteljahr schon 50 Euro zusammenkamen, aber das liegt an die vielen, vielen kleinen Knäuel der Häkelkrippe, die ich für die Schutzengel aufbrauchte. Im Laufe des Jahres wird das Sparen sicher weniger schnell vorangehen. 

Beim Wollsparglas gibt es viele Sparmodelle. Ich spare pro aufgebrauchtes Knäuel und pro beendetes Projekt. Am Ende des Jahres werde ich sehen, ob sich das bewährte.

Ich bin übrigens noch immer beim Wollfasten. Ich glaube, am 10. April ist Schluss. Dann kann ich wieder Wolle kaufen. Ich habe eine Idee für ein Kleid.

Ein Jahr nach unserem Auszug schickte der Ex-Vermieter diese Woche die  Nebenkostenabrechnung für das Vierteljahr, in dem unsere Wohnung leer stand. Danach sollen in einer leerstehenden Wohnung 166% mehr Heizkosten angefallen sein als im Vorjahr in einer bewohnten Wohnung! Wir haben um Überprüfung gebeten, waren bereit, für die 91 Tage, die die Wohnung noch an uns vermietet war, Heizkosten auf Basis von 2023 zu zahlen - beides lehnte der Ex-Vermieter ab. Montag gebe ich die Sache an den Rechtsschutz ab. Zufälligerweise habe ich die Nebenkostenabrechnungen der Vorjahre griffbereit, genau wie die Mail aus August 2023, in der der Ex-Vermieter bestätigt, dass die Heizkosten nur geschätzt werden, weil das Ablesen per Funk in der Siedlung nicht funktioniert. Damals hatte ich hartnäckig nach der Ursache eines um 2.000% höheren Verbrauchs als im Vorjahreszeitraum gefragt. Begründung des Vermieters waren zuerst überraschende Nachtfröste - im wärmsten August seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. 

Chefin forderte mich immer wieder auf, mich in die Sonne zu setzen - hier ein Beweisfoto, dass ich eine folgsame Arbeitnehmerin bin, aufgenommen im Rathauspark auf dem Weg vom Arzt zur Apotheke während eines Telefonats mit der Chefin, das ich nebenbei auch noch erledigte.

Im Büro hielt mir meine Vertretung in dieser Woche den Rücken frei, was sehr hilfreich war, denn so konnte ich mich auf eine sehr langweilige Aufgabe konzentrieren: Abgleich von Datensätzen. Das war hübsch kleinteilig, konnte jederzeit unterbrochen werden. Ich durfte auch die ganze Woche zu Hause arbeiten, hätte am Tag nach der OP nicht virtuell am Team-Meeting teilnehmen müssen, konnte jederzeit Pausen machen und wurde von meiner Chefin immer wieder aufgefordert, Feierabend zu machen. Hübsche Idee, aber ich kann ja nicht unendlich Fehlstunden machen, brauche trotz Teilzeit jede Arbeitsstunde wegen der vielen Arzttermine des Gatten. Das ist momentan eh eine Quadratur des Kreises. Ich muss endlich lernen, mich zu klonen.

Ansonsten bin ich dauer-erschöpft, schaffe nur einen Bruchteil meines täglichen Pensums, möchte vor allem an den Wochenenden nur noch schlafen. Es ist dann so, als hätte jemand die Luft aus einem Ballon gelassen. Ich kann schon nach dem Frühstück kaum noch die Augen offen halten. An diesem Wochenende bekomme ich wenig Schlaf, denn ich bin zwei Mal täglich beim Gatten, damit ihm die Zeit nicht zu lang wird. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse