Sonntag, 26. September 2021

#WMDEDGT 09/21: Ankommen

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Mein Septemberbeitrag kommt urlaubsbedingt verspätet, dafür mit Fotos. 

Es verspricht, ein schöner Spätsommertag zu werden.

Vor einem Jahr hatten wir heute Urlaubshalbzeit und suchten vergeblich nach Kümmel. In diesem Jahr startet der erste Urlaubstag. Durch eine Autopanne kamen wir am Vortag erst sehr spät an, so dass ich nur noch schnell der erschöpften Gatten parkte, das Auto auslud, die Lebensmittel verräumte, für Abendessen für den Gatten sorgte (das mitgebrachte eingefrorene Chili war auch nach 12 Stunden noch ein Eisklumpen, und ich war zu erschöpft zum Essen), unsere Betten bezog und in meines fiel. 

Morgenschwimmen.

Frühstück.

Ich bin früh wach und bekomme auf der Terrasse noch den Sonnenaufgang mit. Es verspricht, ein sonniger Tag zu werden. Den Koffer ist noch unausgepackt. Erstmal ziehe ich auch nur einen Tankini raus und gehe ins Schwimmbad - eine Stunde Schwimmen und Wassergymnastik zum Wachwerden.

Nach dem Schwimmen mache ich Frühstück, warte, dass der Gatte wach wird, und fange an, auszupacken, so leise wie möglich, um den Gatten nicht zu wecken. Nach dem Frühstück und nachdem wir eingerichtet sind, wird erstmal der Einkaufszettel geschrieben und überlegt, was wir essen wollen. Das Abendessen für heute ist aber eh schon klar: Es gibt nochmal Chili. Ansonsten nahmen wir diesmal kaum Lebensmittel mit, müssen also entsprechend viel einkaufen.   

Ich habe vielleicht ein wenig zu viele Oberteile eingepackt ... 

Erstmal das Wohnzimmer umdekorieren. Als ahnte der Gatte das neue Farbkonzept im Haus, passen die mitgebrachten Klemmspots perfekt.

Danach ist erstmal wieder Ausruhen angesagt, erfreulicherweise auf der sonnigen Terrasse. Leider fehlen die Liegen, die es noch im letzten Jahr gab. Ich stricke die Botties* für den Gatten zu Ende und hoffe, dass sie jetzt auch wirklich passen. Inzwischen wurden sie so oft aufgetrennt, dass ich sie eigentlich nur mitnahm, um sie in den Kamin zu werfen, wenn auch dieser Versuch misslingt. 

Ein langer Einkaufszettel.

Nach dem Einkaufen die Sonne auf der Terrasse genießen.

Auch der Abend wird ruhig. Wir spielen Scrabble, reden, der Gatte wirft den Kamin an - und sich zwei Mal hin. Nach langer Zeit stürzt er wieder schwer und wird in den kommenden Tagen auch im Haus wieder auf den Stock angewiesen sein. Ich notiere, dass wir uns nach der Rückkehr um Sturzprophylaxe, Muskelaufbau und Herzsport kümmern müssen, wohlwissend, dass der Gatte keine Lust dazu hat. Also weiter mit Stürzen und Verletzungen leben und hoffen, dass es bei Schürfwunden bleibt. 

Psychedelisches Eis essen.

Teezeit.

An den Botties* weiterstricken in der Hoffnung, dass es diesmal klappt.

Abendschwimmen.

Relativ früh ins Bett, um noch zu lesen. Die Sörensen-Reihe von Sven Stricker macht mir ebenso viel Spaß wie der Film. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich lese gerade den zweiten Band, "Sörensen fängt Feuer*", und freue mich auf den dritten Band "Sörensen am Ende der Welt*", der gerade erschien.

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Samstag, 25. September 2021

Samstagsplausch KW 38/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXXX

Tschakka, ich habe zwei Tumore gewonnen! Die Magen-Darm-Spiegelung in dieser Woche ging also positiv aus. Ein Tumor sitzt in der Speiseröhre, könnte die jahrzehntelangen Schluckbeschwerden und Halsschmerzen erklären, die von den Ärzten wahlweise mit falscher Ernährung, Stress, Allergie oder ungewöhnlich großen, zerklüfteten Mandeln erklärt wurden. Der zweite sitzt im Magen - ich habe also schon ohne bariatrische OP meine persönliche Magenverkleinerung. 

In der kommenden Woche geht's zu einem Spezialisten ins Krankenhaus, und dann schauen wir mal, wie wir den Biestern zu Leibe rücken. Der sofortige Termin beim Spezialisten überraschte mich, denn ich hatte frühestens für's kommende Jahr damit gerechnet. Aber ich bin froh, wenn ich schnell Gewissheit bekomme.

Vor vier Wochen sagte dieser fürchterliche Chirurg, der mich unbedingt zur Magenverkleinerung überreden wolle, ja noch zu mir, er erkenne bei den Laborbefunden keine Anzeichen für einen Tumor, das sei Blödsinn, was der Humangenetiker sagte. Ich solle mir lieber dringend einen vernünftigen Hausarzt suchen. 

Nun, zum Glück war meine Hausärztin so unvernünftig, aufgrund der unerklärlich hohen Tumormarker alle Organe durchchecken zu lassen. Ansonsten wären die Tumore unentdeckt geblieben, denn bis auf die Werte des Tumormarkers gibt es keinerlei Hinweise (und die Aussagekraft der Tumormarker ist so unspezifisch, dass es alles möglich sein kann, wir bei negativen Befunden weiter auf Zahnfleischentzündung und blaue Flecke gesetzt hätten). Ohne die Spiegelung wären die Tumore auch nicht entdeckt worden, denn im vorherigen Ultraschall sahen meine Organe aus wie aus dem Lehrbuch, meinte die erfreute Internistin.

Medizinisch heißen Tumore übrigens submuköse Raumforderungen. Ich habe quasi Körperbesetzer.  

Mache ich mir Sorgen? Ja, insbesondere, weil bislang alle Ärzte sagten, ich solle mir keine Sorgen machen, zuletzt der Gastroenterologe, als er mir die Diagnose mitteilte. Ich weiß auch, dass ich keine Kraft habe, eine Chemo etc. durchzustehen, wüsste auch nicht, vorher ich die Kraft nehmen soll. 

Ich muss mich dringen um Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung kümmern, was ich schon seit Monaten vor mir herschiebe. Und ich sollte mich um die Kontenklärung bei der Rentenversicherung kümmern, denn ich sah ja gerade beim Gatte, wie plötzlich es mit der Rente gehen kann (wobei ich solange prekär beschäftigt war, dass ich keine Rente bekomme, aber es muss ja dennoch alles seine Ordnung haben). 

Der Gatte ist selbst gesundheitlich angeschlagen, kann mich also kaum auffangen oder unterstützen, sondern braucht selbst Unterstützung. Im Büro halten mir meine Kollegen den Rücken frei, was sehr viel Wert ist, aber die Arbeit fordert generell am wenigsten von mir, die habe ich im Griff.

Mudderns darf keinesfalls von der Diagnose erfahren, denn sie dreht durch, wenn sie nicht im Mittelpunkt steht, und dafür habe ich aktuell erst recht keine Kraft. Ich will nicht wieder Tag und Nacht mit Anrufen bombardiert werden (und sie ist eh schon wieder neben der Spur, dabei haben wir noch nicht mal Januar, den Monat, in dem ihre depressive Hochform sonst beginnt). 

Es bleibt also dabei, dass es keine Entlastung, Unterstützung gibt. Ich hoffe, es hilft weiterhin, dass ich von klein auf darauf konditioniert bin, einfach nur zu funktionieren, auch über jegliche Erschöpfung hinaus, Druck gewohnt bin. Alle Pläne, die wir im Urlaub machten, sind erstmal wieder obsolet, auch die Ferienhausbuchung für unseren 20. Hochzeitstag im Februar. Auch das kostet mich viel Kraft, denn da ist nichts, worauf ich mich freuen kann. 

Hier gilt seit mittlerweile 80 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Von der Tumorgeschichte abgesehen war's eine gute Woche. Wir konnten eine Teezeit im Garten genießen, in der Sonne und ohne Kreisch-Kinder oder Bolz-Blagen. Schwiegermutter hat während unseres Urlaubs ordentlich im Garten gewütet, ihn nach ihren Vorstellungen gestaltet, alles Verblühte entfernt, inkl. mehrjähriger Pflanzen, aber ich habe keine Kraft, das mit ihr auszudiskutieren. Wir hätten ihr nicht den Wohnungsschlüssel geben sollen, wissen wir doch, dass sie sich nicht an Absprachen hält. Wenigstens tobte sie sich diesmal nur im Garten aus. Alle anderen Räume wurden zwar genauestens inspiziert, aber es blieb wenigstens alles an Ort und Stelle. Es gab schon Urlaube, da erkannte ich bei Rückkehr meine Wohnung kaum wieder.

Zu den positiven Dingen gehört auch, dass die Stromnachzahlung geringer ausfiel als befürchtet. Gleiches gilt für die Steuer. Aufgrund der Kurzarbeit des Gatten und des Progressionsvorbehalts hatte ich keine Ahnung, was da auf uns zu kommt, aber es war nicht so schlimm. 

Ansonsten bin ich froh, wenn das Wahl-Gedöns endlich vorbei ist. Wir sind beide gerade etwas politikverdrossen, und ich bin heilfroh, dass ich die stressige Wahlkampfphase nicht mehr begleiten muss wie früher im alten Job. Gleichzeitig vermisse ich diese Zeit, vor allem auch den Montag nach der Wahl. Das war eine ganz besondere Stimmung. Wir haben beide Briefwahl gemacht, schon vor dem Urlaub, und können uns Sonntag zurücklehnen. Eigentlich wollte ich wie üblich zum Sport, nur ist im Studio Tag der offenen Tür. Vielleicht schaffe ich es ganz früh. 

Im Büro gab's übrigens einen Coronafall, ein doppelt geimpfter Kollege, ausgerechnet einer der beiden, die seit 16. März 2020 bis zum vollständigen Impfschutz zu Hause waren, weil sie zu einer Risikogruppe gehören. Gott sei Dank ging's glimpflich ab. Aber Angst macht es schon. Corona ist Moppelkotze.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. 

Dienstag, 21. September 2021

Origami-Kraniche

Origami war jahrzehntelang mein Kryptonit. Ich bekam die japanische Papierfalttechnik nicht hin. Dabei war ich lange Zeit mit einer Japanerin befreundet, die sich sehr viel Mühe gab, mir Origami beizubringen. Und im Haus, das Irre macht, teilte ich das Büro mit einer Kollegin, die blind winzigste Kraniche faltete - beneidenswert! Einer davon zieht seitdem mit mir von Büro zu Büro - eine der wenigen angenehmen Erinnerungen an dieses fürchterliche Projekt. 

Origami-Kraniche.

Im nächsten Projekt galt ich als Bastel-Koryphäe, warum auch immer. Deswegen musste ich ran, als ein Gutschein für die japanische Teezeremonie im MKG verschenkt wurde. Mein "Ich kann kein Origami!" wurde nicht akzeptiert. 

Und noch ein Kranich.

So verbrachte ich einen kompletten Arbeitstag damit, Youtube-Videos zu gucken, sie in Zeitlupe abzuspielen und parallel Kraniche zu falten - eine typische Sekretärinnen-Tätigkeit, klar. Zum Glück waren Ferien, war's ruhig, sonst wäre das nicht gegangen. Die Kraniche landeten dann auf durchsichtiger Folie, in der der Gutschein lag.

Das Geschenk im Ganzen.

Und glaub' bloß nicht, dass ich am nächsten Tag noch gewusst hätte, wie man Kraniche faltet ... Aber irgendwann schaffe ich die berühmten 1.000 Kraniche. Schließlich ist der Origami-Bann jetzt ja gebrochen.

Dieser Beitrag geht rüber zu Dings vom Dienstag, Lieblingsstücke, Creativsalat und Handmade on Tuesday. Vielen Dank für's Sammeln!

Sonntag, 19. September 2021

Samstagsplausch KW 37/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXXVI - LXXIX

Nach einem Jahr waren wir wieder im Urlaub - heiß ersehnt, bis zwei Tage vor Abfahrt auf der Kippe stehend. Hin- und Rückfahrt waren heftig und fast 12 Stunden lang (statt normal mit vielen Pausen maximal sieben), zum einen wegen einer Autopanne, zum anderen wegen chaotischer Umleitungen in Husum, die direkt in Baustellen und Sackgassen führten.

Der Urlaub war anders als sonst, aus vielen Gründen. Normalerweise übernimmt der Gatte Kochen und Haushalt fast komplett, weil ihn das entspannt. Das kann er nicht mehr. Dementsprechend war ich meistens mit Kochen und Haushalt beschäftigt. Ich lernte sogar Feuermachen! Jede Pfadfinderin wäre entsetzt, aber ich hatte es fein warm. Ansonsten ist halt alles von der jeweiligen Tagesform des Gatten abhängig, brauchen wir viel Zeit und Geduld, können nicht wirklich planen. Das sind große Umstellungen für uns beide, aber das werden wir schaffen.

Ich kann Feuer machen! Na ja, zumindest brennt Holz im Kamin, wird das Haus warm.

In der ersten Urlaubswoche stand ungewohnt viel Aktivität an: Das Auto musste repariert werden (das erledigte die örtliche Werkstatt so gut und günstig, dass wir überlegen, nächstes Jahr Inspektion und Urlaub zu verbinden ...), es musste groß eingekauft werden (der Gatte bestand darauf, keine Lebensmittel mitzunehmen, noch nicht mal Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis, Nudeln, und ich war zu müde, es zu diskutieren), es gab ein Treffen mit einer Schweizer Kochfreundin, die zufällig in der Nähe (für dänische Verhältnisse) urlaubte ... Die zweite Woche war bedeutend ruhiger, von einer längeren Tour abgesehen.

Treffen, Restaurantbesuch und Einkaufsbummel zeigten mir, wie sehr ich das vermisste - das hätte ich vorher nicht gedacht! Wieder zu Hause, buchte ich prompt eine Karte für eine Lesung im November. Das wäre dann zum ersten Mal wieder analoge Kultur seit dem 12. Januar 2020! Die Lesung findet unter 2G-Regeln statt, es müssen Masken getragen werden, so dass ich denke, ich kann es wagen. Ich bin gespannt, ob's klappt, denn bis November ist es noch lange hin.

Das Ferienhaus war komplett umgestaltet, was uns überraschte, denn auf den Fotos bei der Buchung war noch alles beim Alten. Ich dachte erst, wir wären im falschen Haus! Das Haus sieht jetzt sehr instagramabel aus ... Wir fühlten uns aber dennoch wohl, klar. Nur werden die Ferienhäuser immer auswechselbarer, wozu auch der Trend, bei Ikea statt bei lokalen Firmen einzukaufen, beiträgt. 

Hier gilt seit mittlerweile 79 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Wir haben einen neuen Mitbewohner.

Dieser Dänemark-Urlaub ist der erste Urlaub seit einem Jahr. Im letzten Jahr hielten wir uns noch sehr von Menschen fern, verzichten auf alle Aufenthalte innen. Das war in diesem Jahr anders, denn in Dänemark sind in der Altersgruppe ab 12 Jahren über 80% geimpft (in der Altersgruppe Ü50 sogar 96%), was Sicherheit gibt. Dennoch war es ungewohnt, sich ohne Maske zu bewegen. Im Gegensatz zum Gatten habe ich nach Anfangsschwierigkeiten schon lange keine Probleme, über Stunden Maske zu tragen, mache ja sogar Sport damit. Jetzt plötzlich gar keine Maske mehr tragen zu müssen, ist für uns beide ungewohnt, war in den ersten Tagen sogar unangenehm. Beim Aufenthalt in großen Menschenmengen bin ich zudem noch immer skeptisch, zumal es in Dänemark praktisch keinen Abstand gibt. In Lokalen sitzt man dann schon mal dicht auf dicht. 

Ruhe, Nordseeluft (und bei mir zwei Stunden täglich Sport) taten uns sehr gut. In der ersten Woche nutzten wir noch nicht mal den Fernseher, sondern saßen lieber lange auf der Terrasse oder spielten Scrabble. Es war schön, endlich mal aus dem permanenten Krisenmodus herauszukommen. Ich genoss auch das Fehlen der täglichen Telefonate mit Mudderns, denn ich richte meinen Alltag schon so ein, dass ich sie täglich zu einer bestimmten Uhrzeit anrufen kann. Vergesse ich das, ist sofort Alarm, telefoniert sie mir hinterher.  

Dadurch, dass ich zur Ruhe kam, merkte ich auch, was mittlerweile 27 Kilo weniger bedeuten. Seit langem guckte ich nicht mehr nach Kladage, weil mir ja eh nichts passte, aber das ist nicht mehr so, und das war verblüffend. Ich kaufte dennoch nichts. Erstmal gehen die zu weiten Klamotten in die Kleiderkammer, und dann wird Bestandsaufnahme gemacht. Es fällt mir schwer, die zu große Kleidung wegzugeben, weil die Angst, plötzlich wieder zuzunehmen, da ist. Sie wird sicher auch bleiben. 

Ich merkte auch, wie fit ich bin. Das liegt weniger an der Gewichtsabnahme als an der endlich behandelten Hormonstörung. Vor einem Jahr konnte ich mich vor Schmerzen kaum bewegen, hielt ich mich nur mit Schmerzmitteln aufrecht. Jetzt ging ich die 47 Meter Stufen des Bulbjergs, also etwa 25 Stockwerke, runter und rauf und dachte nur "War was?!" Ich hoffe, dem Gatten geht's auch bald wieder so!

Am zweiten Tag Rosh haShanah besuchte uns übrigens ein Glücksbote: Der Schornsteinfeger kam, um den Kamin zu warten. Wir lernten: Dänische Schornsteinfeger tragen nicht unbedingt Zylinder, sondern Dreadlocks und Beanie - und sprechen akzentfrei Österreichisch, denn plötzlich erscholl ein kräftiges "Servus!" vom Dach, während wir auf der Terrasse die Sonne genossen. Der junge Mann lernte nämlich in Österreich Deutsch, und sein Auftreten lässt vermuten, dass er dort als Snowboarder war, im Sommer als Surfer unterwegs ist, wenn er keine Schornsteine inspiziert. Es würde zur Gegend passen.

Nach der Rückkehr war ich ziemlich entgeistert über die fehlende Corona-Nachverfolgung. Zwar gab's an der Grenze auf der deutschen Seite den Hinweis, man solle sich auf Corona testen lassen, aber keinen Hinweis auf ein Testcenter in der Nähe. Außerdem bekamen wir eine Bundesregierungs-SMS, dass wir die Test- oder Quarantäneregeln befolgen sollten, aber ob wir das tun, interessiert niemanden. Nun sind wir beide geimpft und machten natürlich einen Test nach Rückkehr, aber das ist sicher nicht die Regel. Und Dänemark ist aktuell kein Risikogebiet, aber bei Reiserückkehrern aus  Risikogebieten wird ja auch nicht überprüft, ob sie sich an die jeweils geltenden Coronaregeln halten.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen in den beiden Urlaubswochen berichte ich demnächst in der Kombüse. 

Montag, 13. September 2021

#12von12 im September 2021

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! 

#1: Erstes Frühstück nach dem Schwimmen und Blick in die Weite.

#2: Wäsche waschen. Der Gatte freut sich über ein stark duftendes Waschmittel. Nun ja.

Vor einem Jahr endete an diesem Tag unser Dänemark-Urlaub. In diesem Jahr haben wir gerade Halbzeit. Wir sind im gleichen Haus, am gleichen Ort - sehr entspannend, ein bisschen wie Nachhausekommen. 

#3: Frühstück. Keine Angst, trotz Dauer-Diät gibt es für mich noch mehr als nur Schnittlauch.

#4: Zum ersten Mal seit einer Woche läuft bei uns der Fernseher. Allerdings nicht lange. Ich höre lieber den Bäumen und den Gänsen zu.

Mein Tag beginnt wie üblich früh und im Wasser. Ich genieße es, ein Haus mit Pool zu haben. Jeden Morgen und Abend gibt es eine Stunde Schwimmen und Wassergymnastik. Dann gibt's morgens Kaffee auf der Terrasse. Im letzten Jahr noch kochte der Gatte den Kaffee und machte das Frühstück, während ich schwamm. In diesem Jahr klappt das krankheitsbedingt nur selten. Auch heute koche ich den Kaffee und sitze alleine auf der Terrasse. Der Gatte soll ausschlafen; er hatte eine schlechte Nacht.

#5: Die Strickanleitung aktualisieren.

#6: Die Fliederbeeren sind reif. In Dänemark gilt die "Hutregel": Für den Eigenbedarf darf so viel gepflückt werden, wie in einen Hut passt. Zum Glück ist der Gatte Hutträger.

Es gibt ein spätes Frühstück, vorher wird die Waschmaschine gefüttert. Dann stricken, bis der Gatte sich fit genug fühlt für einen Spaziergang ins Dorf. Dort besorgen wir Kuchen. Holz gibt es praktischerweise nur ein paar Schritte vom Haus entfernt, also kann das Auto heute stehen bleiben.

#7: Sonntagsspaziergang zum købmand zum Kuchenkaufen. Blick von einem der vielen Hünengräber ins Dorf.

#8: Es dauerte fast eine Woche, bis wir die überaktive Fußbodenheizung abgeschaltet bekamen und den Kamin nutzen können.

Auch der Nachmittag wird ruhig. Es gibt Tee und Kuchen. Ich stricke, der Gatte schläft. Irgendwann ist Abendessenszeit. Es gibt Schmorgurken mit Hackbällchen - ich muss heute nicht kochen, sondern wärme nur auf. Vorher war ich noch eine Stunde im Wasser, Schwimmen und Wassergymnastik. 

#9: Zum ersten Mal in diesem Urlaub ist es zu kalt für eine Teezeit auf der Terrasse. Heute gibt es Rådhustærte.

#10: Abendschwimmen.

Der Kamin wird angefeuert, dann gucken wir das heutige Triell - zum ersten Mal seit einer Woche läuft heute wieder der Fernseher. Bislang saßen wir abends auf der Terrasse oder spielten Scrabble.

#11: Dänemark-Gefühl.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Ich gehe früh ins Bett und lese noch etwas im Krimi "Bittertrauben*" von Karin Joachim. Die Reihe im die Tatortfotografin Jana Vogt und den Kommissar Clemens Wieland spielt im von der Flut zerstörten Ahrtal - also, vor der Zerstörung. Es ist schwer, die Bilder aus dem Buch mit den Bildern der zerstörten Welt in Einklang zu bringen. 

Das Rezept zum Tag gibt's demnächst in der Kombüse. *Affiliate links

Samstag, 4. September 2021

Samstagsplausch KW 35/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXXV

Wahrheiten von I.AM.SPRITE.
"Ist das wirklich erst ein Jahr her?", frug der Gatte diese Woche an seinem Geburtstag beim Betrachten der Geburtstagsfotos aus dem letzten Jahr. Das letzte Jahr kam uns wirklich sehr lang vor. Was ist da alles passiert! 

Montag beginnt Rosh haShanah, und wir gehen dankbar und hoffnungsvoll in das Jahr 5782. 

Der Gatte hatte diese Woche seinen ambulanten Vierteljahrescheck im Krankenhaus. Sein Zustand hat sich deutlich gebessert im Vergleich zum Juni, wo es sehr schlecht um ihn stand. Anfang 2022 wird es eine OP geben, damit der aktuelle Zustand auch langfristig erhalten bleibt. Der Gatte macht sich gerade mit dem Gedanken daran vertraut. Ansonsten muss er weiterhin monatlich zur Laborkontrolle und vierteljährlich ambulant ins Krankenhaus. Ihm ist bewusst, dass es im Juni wirklich knapp um ihn stand.

Ich bekam diese Woche den Befund der Nephrologin, denn seit April steht ja ein Tumorverdacht im Raume, und dabei war man auch mit meiner Niere unzufrieden. Nachdem mir der fürchterliche Chirurg letzte Woche u.a. entgegenschleuderte, ich wäre eine nierenkranke Diabetikerin, befand die Fachärztin, mit der Niere ist alles in Ordnung, die funktioniert zu 100%. Außerdem ist mein Blutdruck perfekt, empfiehlt sie die Reduktion oder gar Absetzung eines Medikaments. Und von Diabetes kann erst recht keine Rede sein, auch, wenn Ärzte das aufgrund meines Gewichts immer wieder gerne hätten. Mein Langzeitzucker ist optimal. Große Erleichterung! Im Zweifel vertraue ich der Nephrologin mehr als dem Chirurgen. Ich bin da jetzt so bummelig alle halbe Jahr zur Kontrolle. 

Wenn dann auch noch in drei Wochen die Magen-Darm-Spiegelung und die Hautkrebskontrolle negativ sind, kann ich diese dusselige Tumorsuche hoffentlich abschließen. Alle Fachärzte sagten bislang, dieser Tumormarker sei total unspezifisch, zeige von Tumor über Thrombose und Blutergüsse bis Zahnfleischbluten alles an, und äußerten ihr Unverständnis ob des Humangenetikers, der den Tumorverdacht in die Welt setzte. Nach dem Telefonat mit der Nephrologin merkte ich den Druck, unter dem ich seit Monate stehe, den ich seit Monaten überspiele: Ich zitterte am ganzen Körper.

Sonnabend kam Tante zu Besuch - ein Wiedersehen nach 15 Monaten! Früher, als Schwiegermutter noch ihr Haus hatte, war sie drei Mal im Jahr bei uns. Seitdem Schwiegermutter in der SWA lebt, ist es schwieriger, denn es muss dort eine Gästewohnung verfügbar sein, und das war wegen Corona lange nicht mehr der Fall. Zudem ist die Zugfahrt für Tante sehr beschwerlich. Sie braucht Hilfe beim Ein- und Ausstieg, auch für Gehwagen und Koffer (und normalerweise auch für den Dackel, aber der blieb leider zu Hause, denn in der SWA sind keine Tiere erlaubt). 

Aufgrund des Bahnstreiks war der Besuch kürzer als geplant, leider. Und Schwiegermutter war die ganze Zeit über extrem unleidlich, zickig, beleidigend, übergriffig, was den Besuch für Tante nicht zu einer Freude machte. Ich hatte gehofft, dass Tante vielleicht die Vorteile einer SWA zu schätzen lernt und überlegt, zu uns zu ziehen, aber so wird das nichts. Wir überlegen, Weihnachten zu Tante zu fahren. Das stand auch letztes Jahr schon im Raume, aber da waren wir noch nicht geimpft, die Hotels für Privatreisen geschlossen. Mal schauen, wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickelt. 

Diese Woche wurde das Impfzentrum geschlossen. Meine Gedanken dazu spiegeln sich in diesem Artikel ganz gut wider. Aktuell verfolge ich die Diskussionen um die Drittimpfung, gerade auch im Hinblick auf einen möglichen Krankenhausaufenthalt des Gatten. Aber erstmal ist die Grippe-Impfung dran.

Diese Woche endete auch der Sommer-Dom, das erste Volksfest seit Dezember 2019. Der Dombesuch war nach 3G-Regeln mit vorab gebuchten Tickets für bestimmte Zeitfenster möglich. Normalerweise merke ich im Bus, dass Dom ist, denn die Linie passiert das Heiligengeistfeld, wo sehr viele Menschen zusteigen, aber dieses Jahr war kaum etwas zu merken. Selbst die Glacischaussee, sonst Dom-Parkplatz, wurde nicht gesperrt. 

Hier gilt seit mittlerweile 77 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte ist seit Dezember schwerkrank und jetzt verrentet. Dadurch kommen wir so langsam zur Ruhe. Ich bin immer noch perplex, wie schnell so ein Abschied aus dem Berufsleben gehen kann (und der Gatte hatte sich das auch anders vorgestellt).  

Bei meinem Arbeitgeber gingen wir im letzten Jahr sofort zum 16. März geschlossen ins Home Office und sind dort mit Unterbrechungen noch immer. Inzwischen gilt zwar wieder Präsenzpflicht, aber mein Arbeitgeber ist vorsichtig, setzt auf mobiles Arbeiten. Diese Woche hatte ich Urlaub. Das war fein, wenngleich trotzdem jeden Morgen der Wecker ging, weil viel zu erledigen war.

Ich war mal wieder bei Mudderns, was für mich sehr anstrengend war, für sie aber sehr schön, und das ist die Hauptsache. Als ich mit ihr im Café war, fiel mir auf, dass in den Lokalen, in den wir in den letzten Tagen in  Hamburg waren, gar nicht mehr 3G kontrolliert wurde, keine Kontaktdaten erfasst wurden. Der Bäcker bei Mudderns hingegen nimmt es vorbildlich genau, und das ist auch gut so. 

Corona bringt ja viele Merkwürdigkeiten mit sich, und da wir so auf uns reduziert leben, entdecken wir jetzt, wo wir wieder mehr unterwegs sind, immer wieder neue. So hatten wir beim Geburtstag des Gatten Probleme, ein Taxi für vier Personen zu bestellen. Normalerweise hat Schwiegermutter ihren Stammfahrer, aber der fiel kurzfristig aus. Die Taxizentralen beschieden mir, durch Corona gäbe es keine Großraumtaxen mehr, dürfen Taxifahrer maximal zwei Fahrgäste mitnehmen. Zwei Taxen auf einmal wollte man aber auch nicht schicken, ohne wirkliche Begründung. Wir bekamen das Problem schließlich mit Hilfe der SWA gelöst. 

Zum zweiten Mal konnte ich eine Folge der Aurora-Teagarden-Serie* sehen. Die Bücher las ich vor fünf Jahren, und auch beid er Serie habe ich phasenweise den Eindruck, sie müsste eigentlich in den 1950er Jahren spielen. Aber es ist ganz nette Freitagabendunterhaltung zum Stricken. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. 

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Freitag, 3. September 2021

Mein Verspätungsschal

Als ein Verspätungsschal auf Twitter die Runde machte, hatte ich sofort Lust, einen für die ewigen Verspätungen meiner Bus- und S-Bahn-Fahrten zu stricken. Die sind nämlich seit Jahrzehnten ein Ärgernis. Wie ich zu dem Projekt kam, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge zu dem Projekt findest Du hier.

Der Schal im Ganzen.

Im Hamburger Westen ist der ÖPNV auf die S-Bahn ausgerichtet, die Zubringung erfolgt per Bus. Ich bin beim Bus auf die eine Linie angewiesen, die direkt vor der Tür hält und den gesamten Westen durchquert, vom ländlichen Teil bis zum Bahnhof Altona. Da kann es am Anfang der Linie dann schon mal zu Verspätungen durch Kühe oder Pferde auf der Straße kommen, während es später eher Falschparker sind (und der Dauerstau vorm Elbtunnel, denn die Linie muss durch die Zubringerstraßen zur A7 durch).

Bevor die die Buslinie X3 gab, fuhr ich mit der Buslinie von der Haustür bis zur S-Bahn und mit der weiter ins Büro. Dabei muss ich in Altona umsteigen, was selten klappt und regelhaft 10 Minuten Verspätung bedeutet. Es gibt zwei Strecken in die Innenstadt: Tunnelstrecke und Verbindungsbahn. Ich fahre normalerweise über die Verbindungsbahn. 

Die S-Bahn-Technik ist zudem bummelig 100 Jahre alt und nicht erneuert. Dafür ist sie erstaunlich robust, aber dennoch: Es vergeht kein Tag, ohne dass mir die S-Bahn-App meldet, dass Anschlusszüge nicht erreicht werden oder ausfallen. Auf beiden Strecken ist immer was los: Polizei- oder Feuerwehreinsätze, Personen im Gleis, Stellwerksstörungen, Zugausfall wegen kranken Lokführer, Schienenersatzverkehr wegen Bauarbeiten ... In den Sommerferien ist ein Teil der S-Bahn-Strecke regelhaft mehrere Wochen wegen Bauarbeiten gesperrt. Passiert dann auf der zweiten Strecke etwas, ist Stillstand. Der Busverkehr ist da trotz Dauerstau berechenbarer. Noch schneller geht's tatsächlich mit dem Auto, aber die Parkkosten sind mir mit 300 Euro / Monat in der Innenstadt zu hoch.

Der Verspätungsschal im Detail. Hellgelb steht für pünktliche Fahrten, Gelb für Verspätungen bis 5 Minuten, Orange für Verspätungen bis 20 Minuten und Rot mit Perlen für Verspätungen über 20 Minuten.

Von Januar 2019 bis Januar 2020 führte ich also akribisch Buch über alle Verspätungen. Wobei: Genau genommen umfasst der zwölfte Monat den Zeitraum 1. Januar bis 6. Februar. In diesem Monat kam ich auf 356 Verspätungsminuten bei 56 Fahrten.

Insgesamt stecken im Verspätungsschal 3001 Verspätungsminuten auf 430 Fahrten. Im Schnitt ist also jede Fahrt 6,97 Minuten verspätet. Die größte Verspätung betrug 39 Minuten. 26 Fahrten sah auch der HVV als verspätet an - das ist immer dann der Fall, wenn die Verspätung mehr als 20 Minuten beträgt. Dafür gibt es eine Entschädigung von 1 Euro pro Fahrt, wenn man sich die Mühe der Antragsstellung macht. Fünf Fahrten mit Verspätungen über 20 Minuten flossen nicht in meine Statistik ein, weil in dem Zeitraum mal wieder SEV war. Da gab's keine Entschädigung.  

Der Schal beim Abhängen.

Damit der Verspätungsschal nicht so alleine ist, wird's dazu Handschuhe und Mütze geben. Allerdings ruht das Projekt gerade, denn nach Fertigstellung des Schals kam Corona und damit Heimarbeit, weitgehender ÖPNV-Verzicht. Mal schauen, wann Handschuhe und Mütze fertig werden. Verstrickt habe ich übrigens Ficolana Arwetta Classic, gekauft im Uldgården.

Dieser Beitrag geht rüber zur Freutag-Linkparty. Vielen Dank für's Sammeln!

Donnerstag, 2. September 2021

Türkise Strickjacke aus Fischer Amazonas (Modell 758166)

An dieser Jacke strickte ich eine ganze Zeit lang, weil immer ein anderes Strickstück dazwischen kam. Letztlich stellte ich sie im letzten Dänemark-Urlaub fertig, nicht ahnend, dass ich nur Wochen später rapide abnehmen sollte.

Meine neue Strickjacke. Und: Ja, ich habe vergessen, einen Faden zu vernähe. Die Jacke hat quasi Zizit

Das Muster im Detail.

Die Jacke in Größe 52/54 ist mir inzwischen also zu groß, aber ich finde, es geht gerade noch so eben. Ich überlege, einen oder mehrere verdeckte Knöpfe anzunähen, damit sie besser sitzt - oder sie nochmal zu stricken, dann halt kleiner. Auf jeden Fall kommt sie erstmal mit in den diesjährigen Dänemark-Urlaub. 

Die Jacke beim Abhängen.

Die Jacke im Werden.

Wolle und Anleitung lassen sich kommod bei Fischer Wolle bestellen. Die Jacke wandert rüber zur Linkparty Du für Dich am Donnerstag - danke für's Sammeln!   

Mittwoch, 1. September 2021

Ausgelesen: Bücher im August 2021

Im Juli begann ich mit der Baltrum-Reihe von Ulrike Barow*, und in diesem Monat las ich die übrigen Bände Baltrumer Maskerade*, Baltrumer Bescherung* und Baltrumer Dünensingen* (der aktuelle, in diesem Jahr erschienene Band). Normalerweise lese ich Krimireihen ja gerne chronologisch, aber hier ergab es sich nicht, und es störte mich auch nicht weiter. Alle Bände sind in sich abgeschlossen. Schade fand ich nur, dass der Handlungsstrang der Affäre zwischen dem Inselpolizisten Michael Röder und seiner Festlandskollegin Marlene Jelden nicht weitergeführt wurde. Die Liason nahm in "Baltrumer Maskerade" ihren Anfang, ist in "Baltrumer Kaninchenkrieg*" schon wieder beendet. 

Ich freute mich sehr auf "Totenreich*", den dritten Band der Jens-Druwe-Reihe von Matthias Jensen, konnte mich aber nicht auf die Handlung konzentrieren. Die reihe spielt kurz vor und kurz nach der Befreiung Deutschlands 1945, überwiegend in Flensburg. Die ersten beide Bände, "Totenland*" und  "Totenwelt*", habe ich verschlungen, aber in diesen kam ich nicht rein. Ich lasse das Buch für den nächsten Urlaub liegen. Momentan brauche ich leichtere Kost.

Stattdessen las ich "Allmen und der Koi*" von Martin Suter. Die Einladung eines Unbekannten lockt Allmen nach Ibiza auf ein exklusives Anwesen. Seine Detektei Allmen International erhält den Auftrag, einen verschwundenen Koi, fast eine Million Franken wert, ausfindig zu machen. Allmen und seine Crew finden diskreten Zutritt zur abgeschirmten Welt der Insel-High-Society und bekommen Einblick in eine kuriose Sammelleidenschaft. 

Ich mag die Reihe um den Lebemann Allmen einfach.

Aktuell nutze ich gerade mal wieder Kindle Unlimited, und so begann ich mit der dreiteiligen Reihe um die alleinerziehende Oldenburger Hauptkommissarin Enna Andersen von Anna Johannsen. Die Reihe beginnt mit dem Titel "Enna Andersen und das verschwundene Mädchen*", in dem sich die neugeschaffene Abteilung zur Aufklärung von Altfällen, deren Leitung Andersen widerwillig übernahm, zusammenfindet.

Ihr erster Fall ist die vor zehn Jahren bei einer Klassenfahrt auf der Ostfriesischen Insel Wangerooge spurlos verschwundene  Marie Hansen. Trotz intensiver neuer Ermittlungen landet das Team immer wieder in einer Sackgasse. Erst ein Telefonat mit der mittlerweile in Australien lebenden Schwester des Opfers bringt Bewegung in den Fall. Enna wird plötzlich das Gefühl nicht los, dass die Familie von Marie jahrelang etwas verschwiegen hat. 

Manche bemängelten, der Fall sei langweilig und konstruiert, aber für mich passte es, denn ich brauche gerade einfache Unterhaltung. So las ich die nächsten beiden Bände gleich im Anschluss: "Enna Andersen und die Tote im Mai*" und "Enna Andersen und der trauernde Enkel*". 

Neben den unaufgeklärten Fällen spielt auch die Ermordung von Andersens Eltern und die vorzeitige Entlassung des vermeintlichen Mörders eine Rolle. Ein weiterer roter Faden ist, dass keine der Alt-Akten vollständig ist, ohne dass aufgeklärt wird, warum das so ist oder warum dieses Detail wichtig ist. Im ersten Fall dachte ich noch, die verschwundenen Vernehmungsprotokolle spielten eine Rolle, aber nö, die blieben einfach verschwunden. Zumindest im dritten Band änderte es sich, dass Pia Sims, eine der Ermittlerinnen, immer dann ihren Onkel, den Generalstaatsanwalt, zu Hilfe rief, wenn's schwierig wurde. Dafür begann Enna Andersen plötzlich eine Beziehung zum Verteidiger des vermeintlichen Mörders ihrer Eltern. Die Geschichte ist noch nicht auserzählt, so dass ich vermute, die Reihe wird fortgesetzt. 

Ich blieb bei Anna Johannsen und las die Reihe um die "Inselkommissarin" Lena Lorenzen mit dem sechsten und siebten Band weiter: In "Der Tote auf Amrum*" entdeckt Lena, dass ihr Vater gar nicht ihr Vater ist. im siebten Band "Die Toten auf Helgoland*" beschäftigt sie das verständlicherweise noch immer, aber gleichzeitig klärt sie zwei komplizierte um einen ermordeten verdeckten Ermittler und organisierte Kriminalität, die bis in die Polizei reicht, auf. Außerdem beschäftigt sie sich immer noch mit der Frage, ob sie schwanger werden und sich auf eine ruhigere Stelle versetzen lassen soll. Bei Johannsens Erzähltempo sind die Fragen im achten Band "Die Frau aus der Nordsee*", der im Oktober erscheint, noch immer unbeantwortet. 

In den September gehe ich mit "Sörensen hat Angst*" von Sven Stricker. Ich war gespannt, ob es passt, da ich den Film* mit Bjarne Mädel schon zwei Mal sah, aber bislang lässt es sich gut an. Dass ich das Buch lese, liegt daran, dass ich zufällig mitbekam, dass es eine bislang dreibändige Reihe rund um den Kommissar, der sich von Hamburg an die dänische Grenze versetzen lässt, gibt. Da Band zwei* und drei* noch nicht verfilmt sind, wollte ich sie nicht lesen, ohne Band eins gelesen zu haben. 

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