Dienstag, 30. Mai 2023

#pmdd2023: Der 28. Mai 2023

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2023 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Der Gatte ist auf der Baustelle meist vor mir wach und deckte schon den Frühstückstisch.

Die Planung für's erste Beet steht.

Der Gatte begutachtet seine Ländereien.

Die Planung für die linke Gartenseite ist fertig.

Die Planung für die rechte Gartenseite ist fertig. 

Ohne Flora Incognita wäre der Garten für mich einfach nur grün.

Heute ist Sonntag, und wir üben uns im Extrem-Terrassen-Sitzen im alt-neuen Haus. In der Wohnung können wir wegen der Bolz- und Brüllblagen weder auf Terrasse noch auf Balkon sitzen. Die Terrasse wird von den Nachbarskindern als Bolzplatzes angesehen, und auf dem Balkon versteht man wegen ihres Gekreisches sein eigenes Wort nicht. Gespräche mit den Erzeugern waren fruchtlos - die Brut soll sich selbst verwirklichen - und selbst Abmahnungen des Vermieters brachten nichts. Dass schon mal Haustüren und unser Eigentum in Form von Mobiliar, Bepflanzungen, Geschirr zu Bruch gehen, interessiert nicht. Das ist im alt-neuen Haus anders. Da stört nur der russische Nachbar, der gerne mal sturzbesoffen patriotische Lieder grölt ... 

Gegen Giersch hilft nur Aufessen, Auftrinken oder Jäten, habe ich gelernt. Da mein Körper Aufessen und Auftrinken ablehnt, es auch keine Meerschweinchen oder Kaninchen in der Nähe gibt, hilft nur Jäten. 

Diverse Tiere aus dem Hamburger Garten zogen schon um. Wo sie stehen, kann kein Giersch mehr wachsen.

Zwei Körbe voll wanderten in den Bio-Müll.

Doch, doch, wir hätten einiges zu tun, aber uns fehlen Kraft und Lust. Vor zwei Tagen war die Trauerfeier für meine Mutter. Den Verlust verarbeite ich noch. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie vor vier Wochen zum letzten Mal lebend sehe

Teezeit zur Belohnung.

Der erste Abwasch des Tages. Keine Angst, die Küchenwand bleibt nicht so.

In der kommenden Woche kommt ein Gärtner, der sich hoffentlich in den kommenden Monaten unseres Gartens annehmen wird, also überlege ich schon mal, was wo gepflanzt werden könnte. Ich hatte jetzt gut ein Jahr Zeit, den Garten zu beobachten. Ich will keinen Kahlschlag machen und alles neu pflanzen, sondern vieles behalten, aber umsetzen. Einzig der Flieder, der inzwischen das hintere Gartendrittel eroberte, kommt radikal weg (bis auf zwei Bäume, die seit 1961 dort stehen). 

In den Himmel gucken ... 

... und mich mit Irdischem beschäftigen. Nach der Trauerfeier stehen die Danksagungen an, muss ich aus den Vorlagen etwas Passendes aussuchen.

Ein neues Buch* anfangen.

Die Erdbeeren zogen schon um und hängen jetzt im Apfelbaum. Unter die Ketten muss noch Filz, aber der Gatte schwindelte und konnte mir die Leiter nicht halten, weswegen ich mich nicht auf die oberste Stufe traute. 

Abends wird gegrillt, und wir gehen wie meistens auf der Baustelle früh schlafen. 

Abendessen.

Abendhimmel.

Hier der übliche Rückblick in die ersten drei Corona-Jahre: Am 28. Mai 2020 war der Gatte noch gesund und arbeitete, lebte Schwiegermutter noch in ihrem Haus, hatten wir noch die Hoffnung, Corona erledigt sich über den Sommer. Am 28. Mai 2021 war der Gatte schon ein halbes Jahr krank, und wir ahnten nicht, dass er vier Tage später in Lebensgefahr ins Krankenhaus kommen würde. Am 28. Mai 2022 war der Gatte beim Reha-Sport, wohin ich ihn schon seit einem halben Jahr jeden Sonnabend fuhr. 

Spätabendlicher Balkonblick nach links.

Spätabendlicher Balkonblick nach rechts.

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Montag, 29. Mai 2023

Ausgelesen: Bücher im April 2023

Mit dem dritten Band der Reihe um den Deutsch-Amerikaner Philipp Gerber, "Das Mädchen und der General*", gehe ich in den April. Die Reihe, die im Deutschland der Adenauerzeit spielt und von Ralf Langroth* geschrieben ist, gefiel mir ausgesprochen gut, und ich bin gespannt auf die Verfilmungen, denn zumindest der erste Band, "Die Akte Adenauer*", ist bereits zur Verfilmung optioniert.

Seitdem mir im Sommer beim Ausräumen des alt-neuen Hauses die Europa-Hörspiel-LP "Die Kinder des Kapitän Grant*" in die Hände fiel, will ich das Buch von Jules Verne lesen - besser gesagt, die drei Bücher, denn es ist eines der umfangreicheren Werke des französischen Autors. Im Mittelpunkt der 1867 und 1868 erschienenen Romane steht das Schicksal des schiffbrüchigen Kapitäns und zweier Matrosen sowie der Menschen, die sich aufmachen, ihn zu suchen, nachdem der Schotte Lord Glenarvan auf der Jungfernfahrt seiner Jacht Duncan im Magen eines Hammerhais eine Flaschenpost mit drei nur noch teilweise lesbaren Schriftstücken findet. Die Fragmente sind auf Englisch, Französisch und Deutsch. Sie geben einen Hinweis auf den Aufenthaltsort des verschollenen Kapitäns. Nur der Breitengrad ihres Aufenthaltsortes, der 37. Breitengrad der südlichen Hemisphäre, ist lesbar, die Angabe des Längengrads wurde vom Salzwasser zerfressen. Glenarvan macht sich auf, Kapitän und Matrosen zu suchen. Er wird u.a. von seiner Frau und den beiden Kindern Grants begleitet.

Die Reise entlang des 37. Breitengrads führt durch Patagonien, Neuseeland und Australien. Wenn man wie ich hauptsächlich Konsumliteratur liest, erscheinen die Schilderungen von Natur, Geographie, Geologie und Bevölkerung ziemlich langatmig, und die ethnologischen Beschreibungen sind aus heutiger Sicht klar rassistisch und teilweise schwer auszuhalten. Kurz: Die Hörspiel-Version reicht vollkommen, aber ich bin froh, das Buch gelesen zu haben. Als Kind wollte ich wegen dieser Geschichte nach Patagonien reisen. Heute, als alte Frau, weiß ich, dass das nichts mehr wird. Aber ich konnte ja mit Verne reisen.

Die Sanktus-Reihe von Andreas Schröfl* lese ich ja sehr gerne, und jetzt gab's endlich den sechsten Band, "Pfaffensud*", in der Onleihe. Ausgerechnet am Firmungstag von Sanktus' Tochter wird Abt Philipp erschlagen in der Sakristei aufgefunden. Neben dem Toten entdeckt der Sanktus eine blutige Monstranz sowie seinen Freund Graffiti, der in der blutverschmierten Hand eine Karte mit dem Abbild Luzifers hält. Hat der Sanktus den Mörder bereits gefunden? Der Band ist wieder solide Kost, und jetzt warte ich darauf, dass der gerade erschienene siebte Band, "Schankschluss*", in der Onleihe verfügbar ist.

Mit Freude stellte ich fest, dass Lotte Minck* eine neue Krimi-Reihe begann, die an der Nordsee im fiktiven Örtchen Middelswarfersiel spielt. Im Mittelpunkt steht der geschiedene Dorfpolizist Klaas Klusskamp, den seine Arbeit zunehmend anödet. Ein Lotto-Gewinn ermöglicht ihm, seine Uniform an den Nagel zu hängen und seinem Hobby, der Malerei, zu frönen. Nie mehr wird er etwas mit Polizeikram zu tun haben, schwört er Nachbarin Mimi. Endlich frei - wären da nur nicht einige Dorfbewohner, die sich weigern, seine Kündigung zur Kenntnis zu nehmen - und Tochter Ella, die sich unangekündigt bei ihm einquartiert hat, um nach dem Abitur erst einmal in einem Beach Club zu jobben und den Sinn ihres Lebens zu suchen. Zu Beginn holpert es in der Vater-Tochter-WG noch ein wenig, aber dann geschieht etwas, das sie zusammenschweißt - gemeinsam entdecken sie morgens im Watt die Leiche von Alke Jensen: Sie ist die örtliche Krabbenkönigin, die erst am Abend zuvor beim Dorffest gekrönt wurde - Klaas war im Publikum. Und Ella traf die junge Frau später im Beach Club, hat sogar am Strand noch mit deren Clique gefeiert. Aber was ist im Laufe der Nacht geschehen, dass Alke jetzt tot an der alten Buhne im Watt liegt? Ex-Polizist Klaas, Imbissbetreiberin Mimi und die temperamentvolle Ella gehen zusammen auf Spurensuche. Dabei entdecken sie Dinge, die der Polizei verborgen bleiben. 

"Die tote Krabbenkönigin*" ist der erste Band, gefolgt von "Lüttje Welt*". Da ist endlich in Middelswarfersiel mal was los: In dem beschaulichen Küstenort werden die Außenaufnahmen für einen Friesenkrimi gedreht! Ausgerechnet Clarissa Gold, berühmter Star in Liebesschnulzen, spielt die Hauptrolle der Kommissarin. Das halbe Dorf reißt sich um Komparsenrollen, denn in Willi Harmsʼ Scheune soll ein großes Dorffest gedreht werden. Klaas Klusskamp jobbt für die Produktion als Location Scout und Fachberater. Doch dann geht die öffentliche Probe für eine Verfolgungsjagd am nebligen Strand schrecklich schief: Die Diva liegt tot im Sand, denn jemand hat das ungefährliche Requisitenmesser mit einem echten vertauscht. Aber wer? Und vor allem: Warum? Hat die Vergangenheit der schillernden Schauspielerin etwas mit ihrem Tod zu tun? Oder hatte jemand aus der Filmcrew einen Grund, die Diva zu killen? In dichtem Novembernebel begibt Klusskamp sich auf Spurensuche …

Ich freue mich auf einen dritten Band.

Im März stieg ich in die Reihe um Hauptkommissar Peter Nachtigall, geschrieben von Franziska Steinhauer*, ein. Jetzt las ich sie so chronologisch, wie ich sie in der Onleihe bekommen konnte, beginnend mit "Racheakt*", dem ersten Band. Cottbus wird von einer Mordserie heimgesucht. Junge Mädchen werden erschlagen und grausam verstümmelt. Kommissar Peter Nachtigall erkennt, dass er einen psychopathischen Mörder jagen muss, der seine Opfer nach Kriterien auswählt, die im Dunkeln bleiben. 

Band zwei gab's nicht zum Ausleihen, und so las ich weiter mit Band drei, "Narrenspiel*". Nach dem Abpfiff eines Fußballspiels des heimischen FC Energie Cottbus bleibt ein Toter im Stadion zurück. Hans-Jürgen Mehring, Inhaber einer kleinen Spedition, wurde durch einen noch in der Wunde steckenden Vorbohrer tödlich verletzt. Bei der Obduktion wird zusätzlich eine Vergiftung festgestellt. Der Tod Mehrings wäre also nur eine Frage der Zeit gewesen. War der Mörder unter Zeitdruck geraten? Oder hatten es verschiedene Täter auf Mehring abgesehen? Und welche Rolle spielt die neue Sekte "Mind Watchers", die zum Zeitpunkt des Mordes vor dem Stadion gegen das Spiel demonstrierte?  

Bis in den Mai hinein las ich mich durch die Reihe. In den Mai ging ich mit dem elften Band, "Spreewald-Tiger*". Die Reihe macht wirklich Spaß.

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Sonntag, 28. Mai 2023

Samstagsplausch KW 21/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXVII

"Komm' gut durch den Tag!" und "Sie hätte noch nicht so früh gehen müssen!" waren die Sätze, die ich diese Woche am Meisten hörte, denn die Trauerfeier für meine Mutter stand an. Es war ein trauriger, anstrengender, bewegender, schöner Tag. Mudderns Gesellschafterin hielt eine anrührende Rede, ebenso der Bestatter, und alle Trauergäste erinnerten sich an eine fröhliche, lebenslustige Frau, die immer lächelte. Das hätte ihr gefallen. Ihre dunklen Seiten kannten von den Anwesenden nur ihre älteste Schwester und ich. Ich freute mich sehr, dass meine Tante zur Trauerfeier kommen konnte. Ihr ältester Sohn, auch schon fast 70 Jahre, nahm die lange Fahrt auf sich. 

Jetzt steht als nächstes die Bestattung an, an der nur der Gatte und ich teilnehmen. 


Hier gilt seit mittlerweile 167 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und, seit der Übernahme meines früheren Elternhauses, Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Corona war diese Woche sehr nahe, denn Mudderns Gesellschafterin hatte sich infiziert. Drei Jahre konnte sie es verhindern. Sie nahm mit Maske und Abstand teil und verzichtete auf das anschließende Kaffeetrinken. Das holen wir später mal nach. Wir hoffen ohnehin, dass wir in Verbindung bleiben. Auch andere Trauergäste sagten wegen "Erkältung" ab.

Auf der Baustelle fielen wir diese Woche aus allen Wolken, denn als ich die Heizung abstellte, hatten wir kein heißes Wasser mehr! Das heißt, der Bauunternehmer, über den wir uns erst so freuten, betrog uns auch hier. Er sollte den defekten Durchlauferhitzer ersetzten und alle Heißwasserleitungen daran anschließen. Der Durchlauferhitzer wurde auch erneuert, aber als wir jetzt die Heizung abstellten, merkten wir: Nichts ist daran angeschlossen. Er leuchtet nur grün ... Als warfen wir die Heizung wieder an und nehmen den Durchlauferhitzer mit auf die Liste für den Installateur, wann auch immer der Zeit für uns haben wird. Wieder einmal überlegen wir eine Anzeige wegen Betrugs, kommen aber zum Ergebnis, dass wir keine Kraft haben, das durchzustehen. 

Eigentlich wollten wir diese Woche das Gartenhäuschen bestellen, aber unser Gärtner beschloss, keine Zeit mehr für uns zuhaben. Das ist doof, denn der war plietsch. Den hätten wir gerne behalten, zumal es im Garten für die kommenden Monate genug zu tun gibt. Jetzt müssen wir uns einen anderen suchen. Eigentlich sollte es wieder ein lokaler Betrieb werden, aber nachdem uns ein Betrieb versetzte (bzw. zwei Stunden zu spät zum Termin kam und sich wunderte, dass wir nicht mehr da sind), wurde uns ein Hamburger Betrieb empfohlen. Ich schrieb ihn abends ab, und keine zehn Stunden später bekam ich einen Anruf, hatten wir einen Termin. Ich hoffe, wir kommen zusammen, denn von den Dienstleistungen hört es sich perfekt an. 

Unser Fliesenleger hat leider keine Lust, den zweiten Teil des Auftrags zu erledigen, so dass wir entweder einen neuen Fliesenleger suchen müssen oder auf Fliesen in Kellerflur und meiner Werkstatt verzichten. Allerdings haben wir die Fliesen schon, müssten die dann verkaufen oder verschenken. Mal gucken, wofür wir uns entscheiden. Dass wir ausschließlich auf Rechnung arbeiten lassen, ist immer wieder ein Problem.

Der Glaser war da und nahm Maß für die Scheiben im Windfang und beim Vordach. Eine neue Scheibe für Esszimmerfenster wird's auch noch geben, aber auf den Glasspiegel in der Küche verzichte ich. Der käme etwa 500 Euro pro Quadratmeter, und das ist er mir nicht wert. Es wird ein Fliesenspiegel - ich habe da so ein hübsches rotes Mosaik gesehen. Dafür bräuchten wir dann auch wieder einen Fliesenleger ... Der Glaser empfahl uns einen Tischler, mit dem er zusammenarbeitet und der sich bei uns melden sollte, es aber noch nicht tat. Da muss ich beizeiten mal nachfassen. Wir möchten eine neue Haustür und eine neue Terrassentür für die Küche. Das soll eine Klöntür werden. Außerdem müssen ein paar klemmende Fenster neu eingestellt werden.

Beim Badezimmer entschied der Gatte, das nicht alles aufgestemmt wird, um den Fehler in der Elektrik zu finden, der dafür sorgt, dass wir kein Deckenlicht haben, der Lichtschalter nicht genutzt werden kann. Den Fehler sollte die Baubrigade ja eigentlich beheben. Der Gatte wird jetzt Kabelkanäle verlegen - ärgerlich, aber die sinnvollere Lösung. Sollten wir das Bad irgendwann neu machen, kann dann auch der Elektrikfehler behoben werden. Angesichts unseres Alters vermute ich, dass es die Leute machen werden, die nach uns hier einziehen.  

Ich habe entschieden, dass das Geraffel in unserer Wohnung doch von Möbelpackern einpacken zu lassen. Erst dachte ich, das geht nicht, weil ja nicht alles, was im beispielsweise im Wohnzimmer steht, wieder ins Wohnzimmer kommt, aber nach längerem Nachdenken ist doch vieles da, was die Möbelpacker einpacken können So müssen alle Bücher aus dem Wohnzimmer in mein Arbeitszimmer, während alles an Geschirr aus dem Wohnzimmer ins Esszimmer kommt. Das sollte umzusetzen sein.

Im Büro zerschlug sich meine Hoffnung, kommende Woche Urlaub nehmen zu können. Es ist zu viel, das meine Vertretung nicht erledigen kann. mal gucken, ob es vor den Sommerferien noch mit einer freien Woche klappt. Ich bezweifle es.

Mein Antrag auf mehrwöchige stationäre Reha ist immer noch nicht beschieden. Dafür gibt es eine neue Klinik für die ambulante RV Fit-Maßnahme - die erste, in die ich sollte, teilte mir ja mit, dass sie die Maßnahme gar nicht mehr anbietet. Die neue liegt zentral in der Hamburger Innenstadt, ist also auch nach einem Umzug erreichbar. Mal gucken, ob es dort wirklich einen Platz gibt. Für die Nieren-Biopsie des Gatten gibt es noch keinen Termin, aber die Nephrologin meldete sich und die Ärzte sind sich einig, dass der Eingriff trotz des hohen Risikos für den Gatten gemacht werden soll. Wir versuchen zu verdrängen, dass wir uns Sorgen machen. 

Der Einzug eines Hundes ist ja noch immer ein Plan. Diese Woche habe ich erfahren, dass man in Niedersachsen einen Hundeführerschein machen muss, bevor man Hundehalter wird. Sehr sinnvoll. Wir bräuchten ihn nicht, wenn der Gatte noch einen Nachweis darüber hätte, dass er bis vor vier Jahren einen Hundeführerschein für das kleine braune Hundevieh hatte, aber er weiß nicht, wohin die Unterlagen kamen. Nach dem Umzug ist also Büffeln angesagt.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

Samstag, 20. Mai 2023

Samstagsplausch KW 20/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXVI

Dienstag war ich zum ersten Mal wieder im echten Büro, und die Zuwendung meiner Kolleginnen und Kollegen tat mir sehr gut. Mit einer Kollegin konnte ich lachen und weinen, was auch gut tat. Kommende Woche ist die Trauerfeier für meine Mutter. Ich bin gespannt, wer kommt, vor allem auch, wer von den Nachbarn kommt. Im Lokal, in das ich einige Weggefährten meiner Mutter nach der Trauerfeier eingeladen habe, lasse ich sicherheitshalber Kaffee und Kuchen bereitstellen. Notfalls haben wir am Wochenende Kuchen satt, aber wenn wirklich Menschen kommen, sollen sie sich nicht erst durch die Speisekarte arbeiten müssen, sondern gleich zugreifen können. Aus der Karte was Herzhaftes bestellen kann man dann ja immer noch. Meine Mutter aß in dem Lokal gerne Pfannkuchen mit Apfelmus, aber ich wollte nicht alle Trauergäste dazu nötigen. Das Hotel für die an ihrem Geburtstag geplante Beisetzung ist gebucht, mit flexibler Stornierung, denn ich kann nicht im Voraus planen.

Kondolenzen für meine Mutter auf Vergissmeinnicht, den sie sehr mochte, Ich freue mich, dass sie so üppig im alt-neuen Garten blühen, denn ich mag Vergissmeinnicht auch.

Ansonsten komme ich langsam ein wenig zur Ruhe, bin nicht mehr so gehetzt, weil ich die täglichen Telefonzeiten einhalten oder irgendwas organisieren, erledigen muss. Ich bin auch nicht mehr so gestresst, wenn das Taschentelefon piepst, muss nicht mehr daran denken, es über Nacht stumm zu schalten, um ohne nächtliche Anrufe meiner Mutter durchschlafen zu können. 

Gleichzeitig ist meine Mutter immer präsent. Vor drei Wochen überlegte ich noch, ihr Flieder aus ihrem ehemaligen Garten mitzubringen, denn sie mochte ihn so gerne, und jetzt blüht der Flieder, und ich kann ihr keinen bringen. Andererseits weiß ich auch: Wäre ich mit dem Flieder angekommen, hätte sie mich damit wieder weggeschickt. In der lindgrünen Hölle sind wir permanent mit den Orten konfrontiert, an denen wir gerne mit meiner Mutter waren, denken an die Ausflüge, die wir mit ihr machten oder demnächst machen wollten, wenn wir unsere Ausflüge planen, wenn der Gatte an der Stelle steht, an der früher meine Mutter stand, um mir hinterherzuwinken. Meine Mutter ist also allgegenwärtig. 

Hier gilt seit mittlerweile 166 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und, seit der Übernahme meines früheren Elternhauses, Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Auf der Baustelle geht's im Schneckentempo weiter. Der Gatte hat endlich das Gäste- und Eisenbahnzimmer mit Laminat ausgelegt. Jetzt fehlt noch der Flur davor. Er ist sehr froh, dass wir für den Rest Bodenleger hatten (und ich auch). Der Maler ist beauftragt und wird voraussichtlich im Juli die Arbeiten ausführen. Es sollte also mit dem Umzug im September klappen. Kommende Woche kommt der Glaser. Er wäre auch schon diese Woche gekommen, aber das klappte bei mir nicht. Beim Fliesenleger muss ich mich in Erinnerung bringen, denn ich hätte den Keller gerne im Juni gefliest, damit wir in der Waschküche weiter kommen. Der Balkon hat eine Persenning. 

Ich versuche, dem Giersch zu Leibe zurück, nachdem ich ihn mittels Flora Incognita bestimmen konnte. Ich hatte gehofft, den Giersch aufessen und auftrinken zu können, denn er gilt ja als leckeres Wildgemüse, aber ich bin dagegen allergisch, wie eine Giersch-Brause zeigte. Als ich in dem kleinen Stück neben der Terrasse zu Gange war, stellte ich fest, dass unter dem Giersch auch noch Steine oder Platten liegen ... Ich muss mal schauen, ob ich versuche, die selbst freizulegen oder ob ich den Gärtner bitte. Ich habe die leise Ahnung, dass uns solche Überraschungen auch noch an anderen Stellen im Garten erwarten. Dadurch, dass etwa 25 Jahre nichts mehr im Garten gemacht wurde, ist vieles mit Erde zugeweht und in der Folge zugewachsen. Es ist hier aber auch wirklich eine grüne Hölle: Der Weg, den ich im Sommer so mühselig freilegte, ist schon wieder fast zugewachsen. Da der Gärtner dort für das geplante Gartenhäuschen wirbeln muss, mache ich da erstmal nichts, denn ich vermute, einiges an Wildwuchs wird herausgerissen.

Ungewohnt problematisch gestaltete sich der Kauf eines Gartenhauses aus Holz. Als wir noch keines brauchten, waren die in so ziemlich jedem Baumarkt ausgestellt. Mittlerweile gibt es höchstens noch welche aus Metall. Wir müssen uns die Häuser online ansehen und dann online oder im Baumarkt bestellen. Geliefert wird dann per 40-Tonner bis zur Bordsteinkante. Da wir nicht nur in einem Mittelreihenhaus, sondern auch nicht in einer Anlieger- bzw. Fahrradstraße wohnen, würde der Lkw die Paletten 300 m entfernt an der Hauptverkehrsstraße abladen, müssten wir gucken, wie wir den Bausatz in den Garten bekommen. Wir haben uns jetzt für ein Gartenhaus entschieden, das in den örtlichen Baumarkt geliefert und dort abgeholt werden kann (das ist nämlich auch nicht bei allen Modellen möglich). Dort holt es dann hoffentlich unser Gärtner ab und nimmt auch gleich die neuen Palisaden mit. In die sollte eigentlich auch eine Tür, aber die einzige, die aktuell lieferbar ist, kostet so viel wie alle Palisadenelemente zusammen. Wir überlegen aktuell, zwei Lamellentüren für Kleiderschränke zu nehmen ... 

Wenn wir dann alle Elemente zusammen haben, muss der Gärtner drei Zäune abreißen und entsorgen, die Fläche für das Gartenhaus roden, planieren und pflastern, den alten Asbestschuppen abreißen und entsorgen, die Fläche pflastern, den neuen Schuppen und die Palisaden aufstellen ... Mal schauen, wann der Gärtner Zeit hat. Einmal so schön im Schwung, könnte er auch gleich das Gewächshaus aufstellen, aber da muss vorher der Dachdecker kommen, weil der Standort des Gewächshauses von einem Fallrohr, das neu installiert werden soll, abhängt. Für das Gewächshaus gibt es immerhin direkt vor Ort einen Händler mit Musterhäusern, aber die Anlieferung wird ähnlich problematisch, und der Händler bietet keinen Montageservice an.  

Im Hamburger Garten hätte ich alle Hände voll zu tun, aber irgendwie lohnt sich das nicht. Ich bin ja kaum da. Erstmals trägt die schwarze Johannisbeere üppig. Genau wie der Wein kann sie nach dem Umzug vom Hochbeet in die Erde umziehen. Das tut beiden Pflanzen sicher gut. In beiden Gärten macht mir die Trockenheit zu schaffen. Ich werde viel gießen müssen. 

Ich habe die Entscheidung gefällt, dass wir nach dem Umzug eine Putzfrau einstellen werden. Ich möchte schon lange eine beschäftigen, und jetzt, wo wir mit dem Haus doch mehr Fläche haben, ist auch der Gatte einverstanden. Aufgrund seiner Erkrankungen können wir die Hausarbeit nicht mehr teilen, so wie früher, und mir alleine wird es neben der Arbeit und allem anderen einfach zu viel. Ich bin einfach keine gute Hausfrau. Ich hoffe, die bisherige Putzfrau meiner Mutter kommt zu uns, aber vermutlich hat sie inzwischen schon eine neue Stelle gefunden. Wir werden sehen.

Diese Woche sahen wir Tante nochmal, bevor sie wieder nach Bayern zurückkehrte. Ob wir uns Weihnachten wiedersehen? 

Zum Reha-Antrag gab's noch keinen Bescheid, weder einen positiven noch einen negativen. Die Nephrologin meldete sich auch nicht wegen eines Termins für eine Nieren-Biopsie, obwohl der Gatte einen Telefontermin hatte. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

Donnerstag, 18. Mai 2023

#12von12 im Mai 2023

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine Mai-Bilder. 

#1: Schon mal das CPAP-Geräte einpacken. Schnuffi will nicht vergessen werden. 

#2: Die drei klingeln aktuell gerne alle gleichzeitig.

Wie meist in den letzten Monaten geht's zum Ende der Woche auf die Baustelle. Ich arbeite aber erstmal anderthalb Stunden im Heimbüro, bevor ich mich auf den Weg mache. Ich muss pünktlich sein, der Schornsteinfeger hat sich angekündigt. 

#3: Schöne Post aus dem Hamburger Seifenkontor

#4: Heute wurden die blauen Tonnen geleert. Normalerweise ist eine Nachbarin so nett, sich um unsere zu kümmern. Heute kann ich endlich mal ihre von der Straße mit zurück nehmen.

#5: In gewisser Weise auch schöne Post. Ich liebe Vergissmeinnicht und freue mich, dass sie so üppig im alt-neuen Garten blühen.

Ich war eine Woche nicht mehr im Haus und wühle mich erstmal durch die Post, ehe ich den Klapprechner anwerfe, um weiterzuarbeiten. Heute wird ein langer Arbeitstag, unterbrochen von vielen Pausen.

#6: Bildschirmpause auf der Terrasse. Insbesondere der Gatte genießt es, dass sich die Markise wieder ausfahren lässt.

#7: Unsere private Pusteblumenwiese

#8: Wochenplan und Einkaufszettel schreiben.

Der Blick zurück in die ersten drei Corona-Jahre: Im Mai 2020 war Tante das letzte Mal zu Besuch in Schwiegermutters Haus, bereiteten wir Schwiegermutters Umzug in die Seniorenwohnanlage vor. Im Mai 2021 war der Gatte schon über ein halbes Jahr schwer krank und zum zweiten Mal im Krankenhaus. Im Mai 2022 hatte ich noch die Kraft, vor der Arbeit Schwimmen zu gehen, ergatterten wir Öl, das durch den Ukraine-Krieg kurzfristig sehr knapp und teuer war. 

#9: Nachmittags kurz in die Stadt zur Trafik.

#10: Wenn wir schon mal in der Stadt sind, können wir auch Eis essen.

#11: Die Bank, auf die der Gatte zusteuert, ließ meine Mutter aufstellen, weil sie dort gerne auf dem Weg ins Dorf ausruhen wollte. Der Gatte und ich nutzen sie auch gerne. 

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

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Sonntag, 14. Mai 2023

Samstagsplausch KW 19/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXV

"Eine Begegnung mit deiner Mutter war immer etwas ganz Besonderes", schrieb die Sandkastenfreundin. Mich erreichen anrührende Kondolenzen, die alle ein anderes Bild meiner Mutter zeigen. Sogar die demenzkranke Mutter der Sandkastenfreundin schrieb! Meine Mutter berichtete immer davon, wenn sie die Freundin oder deren Eltern in der Stadt traf, und so schickte ich ihnen Traueranzeigen. Unser Plan, mit zwei Anzeigen in der Lokalpostille möglichst viele Menschen zu erreichen, ging auf. So meldete sich die "Apfelbaum-Freundin", eine Dame, die jeden Herbst vorbei kam, um sich Äpfel zu holen, aus denen sie Apfelmus kochte. Im letzten Jahr versuchte ich vergeblich, sie zu kontaktieren. Jetzt habe ich ihre Adresse, und dieses Jahr bekommt sie wieder Äpfel. Der alte Apfelbaum schmollt nämlich nach dem Beschnitt nicht mehr, sondern blüht. 

Sonnenaufgang vor Travemünde.

Es ist spannend zu erfahren, welche Facette meine Mutter wem zeigte. Jeder lernte eine andere Seite kennen. Als Kind machte mir das sehr zu schaffen, denn ich suchte angesichts der Situation zu Hause oft vergeblich nach Unterstützung und Schutz. "Deine Eltern sind so nett. Du musst dir nur Mühe geben, dann wird es auch besser, sind sie netter zu dir. Du musst dankbar sein, dass du solche Eltern hast.", waren häufig gehörte Aussagen. 

Zeit zum Trauern bleibt nicht, und ich ahne, das rächt sich irgendwann. Ich hatte die Hoffnung, mir die Woche nach der Trauerfeier freinehmen zu können, aber das wird dienstlich schwierig. 

Die wundervolle Kollegin, die mich vertritt, wurde in den letzten zehn Tagen, in denen ich größtenteils ungeplant abwesend war, überrannt, schlug sich wacker, ist jetzt im mehr als verdienten Urlaub und sagte schon, dass sie sich jetzt auch die kommende Vertretung zutraut. Sie wurde ins kalte Wasser geworfen und musste Druckfreigaben lernen. Die Druckfreigabe sollte eigentlich erst Ende dieser Woche erfolgen, wo ich wieder da gewesen wäre, aber die Druckerei stellte plötzlich fest, dass 300.000 Broschüren doch ganz schön viel sind und sie sich damit übernommen hat, zog deswegen alles vor. Meine Vertretung wurde zum Glück vom Team aufgefangen, und für alles, was das Team nicht auffangen konnte, hatten wir eine Standleitung. Eine Druckfreigabe am Taschentelefon vom Liegestuhl aus hatte ich auch noch nicht. Ohne Smartphone wäre ich aufgeschmissen gewesen. Hätte ich geahnt, dass das auf mich zukommt, hätte ich den Klapprechner dabei gehabt. 

In meinem angedachten Urlaub nach der Trauerfeier müssen nur 400 Plakate freigegeben werden, und das sollte die Kollegin tatsächlich locker schaffen, zumal unser Graphiker mir den ersten Entwurf für Montag zusagte. Die Kollegin gab zudem die Parole aus: "Alles, was wir jetzt schon auf den Weg bringen, entlastet die Arroganz nach ihrer Rückkehr, also legt los!", was ich entzückend fand. Vorher stimmte sie mit mir ab, was noch zu machen ist. Es zahlte sich aus, dass ich von Beginn an sagte, sie müsse im Ernstfall alles können, was ich kann, und sie entsprechend einarbeitete - bis auf den Prozess der Druckfreigabe. Da war die Einarbeitung in diesen Tagen geplant, aber nun sprang die Kollegin ins kalte Wasser und schwamm sich frei. Es war ihr fürchterlich unangenehm, dass sie mich immer wieder kontaktieren musste, aber die Fragen, die sich ihr stellten, konnte sie sich nicht selbst beantworten, weil sie in diesem Bereich komplett neu ist.

Hier gilt seit mittlerweile 165 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und, seit der Übernahme meines früheren Elternhauses, Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Diese Woche feierte Tante ihren 90. Geburtstag, und Schwiegermutter beschloss, dass sie das in Travemünde machen möchte. Tante wäre lieber in Dachau geblieben, schließlich kommt zu solchen Gelegenheiten der Bürgermeister. Drei Tage begleiteten wir die beiden als Überraschungsbesuch. An Tantes Geburtstag mussten wir leider schon wieder nach Hamburg, weil der Gatte am kommenden Tag zum Nephrologen musste.

Die Tage in Travemünde waren sehr anstrengend. Das Hotel war einfach nicht für die Damen geeignet, da nicht barrierefrei (und stellenweise wenig gastfreundlich und serviceorientiert). Wir wiesen Schwiegermutter mehrfach darauf hin, aber sie wollte es nicht einsehen. So beschwerte sie sich in einer Tour. In Weißenhäuser Strand wären alle besser aufgehoben gewesen, aber das war Schwiegermutter nicht mondän genug. Tante macht vermutlich drei Kreuze, wenn sie wieder zu Hause ist. Ich hatte gehofft, wenigstens die Stunde zwischen 7 Uhr und 8 Uhr für mich zu haben und in der Turnhalle rudern zu können, aber Schweigermutter machte mir einen Strich durch die Rechnung, indem sie um 7:30 Uhr geweckt werden wollte, was ich übernehmen musste. 

Ich merke immer wieder, dass mein Nervenkostüm ausgesprochen dünn ist. "Keine Diskussion! Ja oder nein?", ist aktuell einer meiner Standardsätze neben "Ich bin fremdbestimmt und kann nicht planen." als Antwort auf Fragen nach Verabredungen. Nehme ich am Betriebsausflug in vier Wochen teil? Keine Ahnung, was in vier Wochen ist. Ich plane noch nicht mal vier Stunden im Voraus verlässlich. Will ich Ende Juni jemanden über's Wochenende besuchen? Frag' Ende Juni nochmal. 

Aktuell warten wir auf den Termin für die Nieren-Biopsie des Gatten. Die ist laut Nephrologin unumgänglich, wenngleich unsicher ist, ob sie Erkenntnisse liefert. Heißt: Mindestens zwei Tage im Krankenhaus, vermutlich in der ersten Juni-Woche, danach 14 Tage keine körperliche Anstrengung. Der Gatte schob den Eingriff mit Rücksicht auf die Trauerfeier, was lieb ist. Vorher müssen aber Nephrologin, Kardiologe und Hausärztin abklären, ob der Gesundheitszustand des Gatten überhaupt für den Eingriff ausreicht. Außerdem muss er sich bis auf Weiteres jeden Morgen eine Spritze setzen mit einem Medikament, das bei seinem Erkrankungen absolut kontraindiziert ist. Das verunsichert ihn verständlicherweise. Einmal mehr fühlt er sich als Versuchskaninchen. Natürlich kann er sich gegen die Behandlung entscheiden, kann aber die möglichen Folgen nicht abschätzen und vertraut auf die Mediziner. Wir hoffen, dass er den Eingriff gut übersteht. Eigentlich wollten wir durch unseren Notar schon längst Patientenverfügungen aufsetzen lassen, aber der Gatte scheut davor zurück. Verständlich, machen die doch alles endgültig. 

Ich bin physisch und psychisch mehr als am Limit. Ich bräuchte Ruhe, Zeit für mich, aber die gibt es nicht. Der Reha-Antrag ist gestellt. Mal gucken, ob er bewilligt wird. Die Kurz-Maßnahme RV Fit wurde ja bewilligt, aber seitens der von der DRV ausgesuchten Klinik abgesagt und hat sich somit erledigt. Natürlich könnte ich mich ans Telefon hängen und eine andere Klinik suchen, aber ich bezweifle, dass mich drei Tage ambulante Reha wirklich weiterbringen. Meine Hausärztin würde mich krankschreien, aber ich möchte im Büro nicht länger ausfallen, weil ich dann mein Projekt verliere, und das setzt mir mehr zu, als ich mir eingestehen mag. Zusätzlich macht mir zu schaffen, dass ich wieder zunehme. Während der Hormonersatztherapie nahm ich ja 34 Kilo ab. Ende des Monats wird das letzte Hormon abgesetzt, und mir graut davor. Ich will nicht wieder unkontrolliert zunehmen. 

Auf der Baustelle geht's kaum vorwärts. Der Schornsteinfeger war zur Überprüfung der Heizung da, die seiner Aussage nach hervorragende Werte aufweist. Eine Erleichterung! Wir sprachen auch über verschiedene energetische Maßnahmen. Die neuen Dach- und Kellerfenster fand er gut. Außerdem schlägt er eine neue Haustür und eine neue Terrassentür für die Küche vor - letztere haben wir auch schon auf dem Zettel, weil sie aus Holz und mit Einfachverglasung ist. Außerdem habe ich mich entschlossen, das Glas im Windfang auszutauschen, muss eine Scheibe im Vordach ersetzt werden, schließen Terrassen- und Balkontür nicht richtig. Da muss also eh der Glaser ran. Diese Woche schaffte ich es noch nicht, mich darum zu kümmern. Wenn wir eingezogen und mit der Renovierung fertig sind, soll der Heizungsbauer auf Empfehlung des Schornsteinfegers die Heizungsanlage reinigen - wann auch immer das sein wird. Ich muss mich dringend beim Heizungsbauer in Erinnerung bringen. 

Beim Fliesenleger brachte ich mich schon in Erinnerung. Er hat frühestens Ende Mai Zeit für den Keller. Ich überlege schon, ob der Kellerflur und meine Werkstatt überhaupt gefliest werden müssen, zumal dann auch zwei Feuerschutztüren gekürzt werden müssen. Die sind so schwer, dass ich sie alleine nicht bewegen kann. Ich weiß also nicht, wie ich das bewerkstelligen soll. Wenn wir im Keller nicht fliesen, was wird dann mit den schon gekauften Fliesen? Die kaufte der Gatte ja im ersten Überschwang, als er noch dachte, er schafft das Fliesen alleine. Beim Maler muss ich mich in Erinnerung bringen, denn der Kostenvoranschlag steht noch aus. 

In den Garten des alt-neuen Hauses zogen Feige und Olive ein. Ich fand das zu früh, aber der Gatte wollte beide Bäumchen unbedingt. Das heißt, dass wir zum Winter hin das Gewächshaus aufgestellt haben müssen, um die Bäumchen über den Winter zu bringen. Das wiederum bedeutet, dass der alte Schuppen weg muss, was heißt, dass wir einen neuen brauchen. Das gestaltet sich schwierig, weil wir bislang keinen Händler fanden, bei dem wir uns ein Gartenhaus angucken und kaufen können. Es gibt nur die Möglichkeit, online zu bestellen. Vor Ort können wir nur einen Verkaufsstand für Weihnachtsmärkte angucken - oder Immobilien, zu denen ein Gartenhäuschen gehört. Ein ganzes Einfamilienhaus zu kaufen, um das dazugehörige Gartenhäuschen zu bekommen, erscheint mir doch etwas übertrieben. Das Gewächshaus hingegen können wir bei einem Händler vor Ort kaufen. Vielleicht lagern wir die Gartengeräte darin ein, bis wir das Gartenhaus haben. Aber bevor das Gewächshaus kommt, muss ein neues Fallrohr an der Dachrinne angebracht werden, brauchen wir also einen Dachdecker. 

Egal wie, wir treten auf der Stelle. Das zermürbt. 

Für die Wohnung habe ich wie vom Anbieter gefordert, den Abschlag für Strom erhöht, allerdings nicht auf die vom Anbieter gewünschte Summe. Die stieg binnen zwei Wochen nämlich schon wieder um 30 Euro. Damit stieg der Strompreis seit März, also der Einführung der "Strompreisbremse", um 78%. Ich könnte mittels Vergleichsportal wechseln, aber wir gehen ja davon aus, dass wir bis zum Jahresende umziehen - und selbst im Vergleichsportal schneidet der jetzige Anbieter am Besten ab. Ich bin gespannt, was wir beim städtischen Anbieter, der uns im alt-neuen Haus versorgt, nachzahlen müssen. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

Samstag, 6. Mai 2023

Samstagsplausch KW 18/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXIV

Meine Mutter schlief friedlich ein. Das wünschte sie sich seit Wochen. Als ich mich Freitag von ihr verabschiedete, sagte sie, sie wolle ihre Ruhe haben, und sie sah im Tod dann wirklich sehr ruhig und entspannt aus. Wir konnten in Ruhe Abschied nehmen und waren schnell bei den Bestattern, die meine Mutter von zahlreichen Gesprächen kennen. Da wissen wir sie gut aufgehoben.

Die Traueranzeige für meine Mutter. Sie hatte im Dorf ihre festen Ruheplätze auf Bänken und sorgte dafür, dass auf einem ihrer Wege eine Bank unter einer Buche aufgestellt wurde. Das Motiv ist also mehr als passend.

Jetzt ist es sehr unwirklich. Ich bin von klein auf darauf gedrillt worden, dass meine Eltern eines Tages sterben. Ich bin von klein auf darauf gedrillt worden, was ich in dieser Situation zu machen habe, dass ich vor allem die Unterlagen im Safe sichten müsse, denn dort gäbe es Vollstreckungstitel, die ich durchsetzen müsse. Als dieser Drill losging, war ich noch in der Grundschule, und natürlich kann ein Kind solche Informationen verarbeiten ... Als ich ausgezogen war, saßen meine Eltern vor jedem längeren Auslandsaufenthalt, vor jeder Reise auf meinem Sofa und sagten, ich solle mir sehr gut überlegen, ob ich tatsächlich weg möchte, denn sie könnten tot sein, wenn ich wiederkomme. Von den abgebrochenen Auslandsaufenthalten, weil meine Eltern vermeintlich im Sterben lagen und ich sofort kommen sollte, rede ich gar nicht. Und jetzt sind beide Elternteile wirklich tot.

Ich zucke zusammen, wenn ich realisiere, dass ich vergaß, meine Mutter zum gewohnten Zeitpunkt anzurufen, und wenn ich mich dabei ertappe, einfach irgendwo hingegangen zu sein, ohne mich bei ihr abzumelden, weil ich die gewohnte Telefonzeit nicht einhalten kann. Es ist unwirklich, am Pflegeheim vorbeizugehen, ohne zu gucken, ob sie am Fenster sitzt, ich auf einen Sprung zu ihr kann. 

Wenn ich durch's Dorf laufe, komme ich an den Plätzen vorbei, an denen meine Mutter gerne saß. Die Trauerkarte ziert eine Bank. Meine Mutter hatte eine Reihe von Bänken, auf denen sie Pause machte und Menschen ansprach, um sich zu unterhalten. Als ihr auf einem Weg eine Bank fehlte, sorgte sie dafür, dass dort unter einer Buche eine aufgestellt wird, und wehe, sie war unterwegs und fand "ihre" Bank besetzt vor! Vor dem Bestattungshaus ist eine Kehre mit zwei Bänken, und auch dort saß meine Mutter oft, kam dadurch mit den beiden jungen Bestattern ins Gespräch. "Schade, jetzt werde ich mich nicht mehr mit Frau H. unterhalten können!", rief dann auch einer der Bestatter aus, als ich ihm mitteilte, dass meine Mutter verstarb und sie bitte übernehmen sollen.  

Meine Mutter lehnte es in den letzten Monaten vehement ab, neben meinem Vater beigesetzt zu werden, und so wird es nach einer musikalischen Trauerfeier eine Seebestattung im kleinsten Kreis geben. Wir wissen nicht, ob überhaupt jemand außer uns und ihrer Gesellschafterin zur Trauerfeier kommt, aber wir haben zwei Anzeigen in den beiden Ausgaben der Lokalpostille und schicken die Traueranzeige an jeden, der uns einfällt, damit jeder, der mag, eine Chance hat, sich zu verabschieden. Meine Mutter war sehr bekannt im Dorf, auch wenn sie sich seit längerem mit jedem überwarf. Nach etwas Überlegen kommt auch ihre ältere Schwester zur Trauerfeier. Ihr Mann kann die über 300 km nach einem Schlaganfall nicht mehr selbst fahren, aber ihr ältester Sohn erklärte sich zum Glück bereit, das zu übernehmen. So wird es denn auch ein Beisammensein nach der Trauerfeier geben, denn ich kann Tante und Cousin nicht ohne Stärkung wieder nach Hause schicken. 

Mudderns Schwägerin lehnt es ab, zur Trauerfeier zu kommen, worüber Mudderns sicher froh ist. Die Schwägerin ist Pastorin im Ruhestand und echauffiert, dass meine Mutter nicht neben ihrem Mann beigesetzt werden möchte, wie es sich gehört, dass es keine kirchliche Trauerfeier gibt, dass meine Mutter kremiert werden möchte. Das sei kein christliches Begräbnis. Ich solle mich über den Willen meiner Mutter hinwegsetzen, schließlich merke sie es nicht mehr. Ja, nee, is klaa. Die Familie meines Vaters nahm es meiner Mutter immer übel, dass mein Vater wegen meiner Mutter seine Verlobung auflöste, und diese Abneigung gilt anscheinend über den Tod hinaus.

Dass meine Mutter kein kirchliches Begräbnis möchte, ist allerdings wirklich erstaunlich, denn sie war sehr gläubig und ihrer Gemeinde sehr verbunden. So baten wir denn statt Blumen um Spenden für die Gemeinde. Alles andere wäre mir sehr merkwürdig vorgekommen.

Hier gilt seit mittlerweile 164 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und, seit der Übernahme meines früheren Elternhauses, Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Freud und Leid lagen diese Woche dicht beieinander, denn wir feierten Schwiegermutters 88. Geburtstag. Kommende Woche feiern wir Tantes 90. Geburtstag. Ich freue mich, bin dankbar, dass wir zusammen sein können. 

Auf der Baustelle geht's langsam weiter. Der Metallbauer kam und richtete das Balkongeländer. Die Baubrigade schaffte es, unterschiedliche Metallsorten zu verarbeiten und die Schrauben nicht ordentlich zu verankern. Zudem wäre es auch nicht möglich gewesen, wie bestellt Milchglasscheiben anzubringen, und außerdem sind die Rohre aus irgendeinem Grunde innen oval. Jetzt sieht das Geländer so gut aus, wie es unter den gegebenen Bedingungen aussehen kann (und das Herz des Metallbauers blutet, weil er letztlich nur Pfusch verbessern konnte). Jetzt kann Persenning gespannt werden, können die Holzfliesen verlegt und Blumenkästen aufgehängt werden, kann sich der Gatte nach Solarpaneelen umsehen und sich entscheiden, ob er nach dem Einzug nicht vielleicht doch ein ganz neues Balkongitter mit Milchglasscheiben haben möchte. 

Der Maler kam und nahm die Aufmaße von zwei Treppenhäusern, Küche, Flur und Windfang, denn ich konnte den Gatten endlich überzeugen, dass wir die Arbeiten nicht selbst ausführen möchten. Bis zum Einzug im September sollten die Treppenhäuser dann schick sein, aber notfalls sind das Arbeiten, die auch nach dem Einzug durchgeführt werden können.

Zudem habe ich mich entschlossen, das urinfarbene Glas des Windfangs gegen klares Glas austauschen zu lassen. Ich fand die Farbe schon immer scheußlich und mag mich nicht an den Gedanken gewöhnen, sie Tag für Tag zu sehen. Eine Scheibe des Vordachs wurde beschädigt, als Mudderns einen Schlaganfall hatte und wartet seit sechs Jahren auf Austausch. Außerdem möchte ich in der Küche eine Glasrückwand statt eines Fliesenspiegels haben. Demnächst muss also der Glaser kommen, und der Fliesenleger muss noch den Kellerflur sowie meine Werkstatt fliesen. Mal gucken, ob das wie abgesprochen im Mai klappt.

Ach ja, und die Kellertreppe muss erneuert werden, aber dafür sind die Termine schon gesetzt. Und dann ist da noch das leidige Endlos-Thema Heizung / Kohleofen ... Plus: Eine Außensteckdose muss angeschlossen werden, und ich habe beschlossen, dass die Badezimmerwand doch aufgestemmt wird, um die defekte Leitung für das Deckenlicht zu finden. Das sollte ja eigentlich die Baubrigade machen, aber die tauchte ja ab ... Daneben gibt es für den Gatten und mich auch noch genug zu tun. TV- und Lan-Kabel liegen immerhin schon im ersten Stock, sind aber noch nicht richtig verlegt. Fenster müssen geputzt und Plissees angebracht werden. Und und und ... Es wird also nicht langweilig.  

Ich war bei meiner Hausärztin, die entgeistert ob der Ereignisse der letzten Monate war (ich war ja Anfang Januar zuletzt in der Sprechstunde) und den Reha-Antrag auf den Weg bringen wird. Binnen der kommenden drei Wochen wird wohl über den Antrag entschieden. Ich bezweifle, dass der Antrag bewilligt wird, und auch die Hausärztin informierte mich schon mal über das Widerspruchsprocedere. Ich muss gucken, ob ich Nerven und Kraft dafür habe. Meine Hausärztin und das Praxis-Team tragen übrigens weiterhin Maske. Die Schlange vor dem Eingang zur Infektsprechstunde war auch ziemlich lang. Aber Corona ist ja vorbei ...  

Im Büro musste schlagartig meine Vertretung übernehmen und Neues lernen, denn diese Woche war die Endabstimmung für ein gedrucktes Heft, und so was hat sie noch nicht gemacht. Ich bin sehr froh, dass die Kollegin da ist. Sie schlägt sich wacker, und wie immer in solchen Situationen hat sie auch die Unterstützung des Teams. Vom Team kam auch eine Kondolenzkarte, was mich sehr anrührte. Außerdem kam sofort die Rückmeldung, ich solle mir so viel Zeit nehmen, wie ich brauche. Das ist so viel Wert! 

Der Gatte hatte den ersten Arzttermin für die anstehende Nieren-Biopsie. Kommende Woche erfahren wir, wie es weitergeht. Er behauptet, nicht angespannt zu sein, aber er wirkt anders.

Die gefürchtete Nebenkostenabrechnung unserer Wohnung kam - ein paar Wochen früher als sonst. Erfreulicherweise müssen wir keine Heizkosten nachzahlen! Wir bekommen sogar eine Rückzahlung! Das freut die schmalen Rücklagen, die nicht angetastet werden müssen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

Freitag, 5. Mai 2023

#WMDEDGT 05/23: Zwischen Bestatter und Bäcker

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich schlafe tatsächlich mal fast fünf Stunden am Stück und wache gegen halb vier auf, nicht, weil ich Schmerzen habe, sondern weil ich einigermaßen wach bin. Während ich versuche, wieder einzuschlafen, stellen sich zuverlässig die Unterleibsschmerzen ein, die mich seit Langem wecken und die irgendwie gegen Schmerztabletten resistent sind. Mir geht auf, dass ich mich nun, da meine Mutter gestoben ist, in aller Ruhe operieren lassen könnte. Dass meine Mutter nicht damit zurecht kommen würde, dass ich sechs bis acht Wochen bei ihrer Betreuung ausfiele, war mit ein Grund, dass ich mich gegen eine OP entschied. Deswegen tat ich vor zwei Jahren auch alles, um über ein halbes Jahr einen Krebsverdacht vor ihr zu verbergen. Sie wäre nicht damit zurechtgekommen, dass ich nicht ständig abrufbar wäre, und mir fehlte die Kraft, mich dagegen zu wehren, weil ich möglichst viel Kraft für mich und den Gatten brauche. 

Gegen halb sieben stehe ich auf und koche Kaffee. Den Gatten lasse ich schlafen. Er hatte gestern einen anstrengenden ersten Arzttermin wegen einer anstehenden Nierenbiopsie und muss heute ungeplant zu seiner Hausärztin, weswegen ich alleine in die lindgrüne Hölle fahre. Aber erstmal lasse ich den Tag ruhig angehen, tippsle den Wochenplan zu Ende und verlinke den aktuellen PMDD-Beitrag. Außerdem müssen Rechnungen von Metallbauer und Elektriker bezahlt werden, bringe ich die Ausgaben beim Baukredit auf den aktuellen Stand. 

Gegen halb neun steht der Gatte auf. Er hatte eine schlechte Nacht und ist froh, dass er heute nicht mit in die lindgrüne Hölle fahren muss, sondern nur zu Hausärztin und Apotheke. Während er versucht, wachzuwerden, frühstücke ich und gucke nach dem Lieferstatus der Geschenke für Tante. Die werden sich allesamt verspäten, so dass wir zu ihrem Geburtstag nur mit einem Gutschein für eine Gesichtsbehandlung dastehen werden - sofern ich einen bastle. Ich schlage dem Gatten vor, morgen in der Parfümerie eine Kleinigkeit aus der Serie, mit der Tante die Gesichtsbehandlung bekommt, zu kaufen. Dann allerdings ist der pekuniäre Wert von Tantes Geschenk höher als der von Schwiegermutters Geschenk, was Stress gibt. Irgendwas ist ja immer.   

Sachen zusammensuchen, den Laufzettel finden, aktualisieren und vor allem einpacken, das Taschentelefon nicht vergessen, anziehen und los. In der Tür den Gatten daran erinnern, dass er zu seiner Hausärztin fahren muss wegen Rezepten und einer Überweisung. Dabei stellt sich heraus, dass er das am Nachmittag machen möchte, weil auf der Homepage steht, Rezepte können ab 15 Uhr abgeholt werden. Da Freitag ist, die Praxis nachmittags geschlossen, bitte ich ihn, doch schon am Vormittag zur Praxis zu fahren, denn bis Montag kann er nicht warten.

Auf die Autobahn, wo es sich wie üblich vorm Elbtunnel staut, dann die lange Umleitung in die lindgrüne Hölle fahren - ich finde auf Anhieb den Schleichweg durchs Gewerbegebiet, was bei meiner Grundverpeiltheit etwas heißt.

Es ist immer wieder ungewohnt, alleine im alt-neuen Haus zu sein. Ich gucke durch die Post, fülle sechs Müllsäcke mit Mudderns restlicher Kleidung und lade sie ins Auto, damit Textiltiger sie in Hamburg abholen kann. Die örtliche Kleiderkammer scheidet wieder mal aus, weil deren Zeitfenster für die Anlieferung mit meinem Leben inkompatibel sind. Ich bin erschrocken, wie viel Kleidung meine Mutter in einem dreiviertel Jahr im Pflegeheim wieder hortete. Von dem restlichen Gedöns reden wir gar nicht erst. Das steht in einer Tasche verpackt im Esszimmer und wartet auf Durchsicht.

Kurz durchatmen, mich freuen, dass noch Kaffeebrot da ist und eine Scheibe knabbern, dabei die Mails checken und überrascht feststellen, dass ich durch die Registrierung bei "HVV plus" eine Mepal Lunchbox* bekam - wie schön! Es gibt sie sogar beim Budni in der lindgrünen Hölle, so dass ich gleich nachmittags meinen Gutschein einlösen kann.

Der Maler kommt überpünktlich, um für den Kostenvoranschlag die Aufmaße von Treppenhäusern, Treppen und Küche zu nehmen. Ein Treppenhaus strich schon der Gatte, und so gibt des Maler zu bedenken: "Wenn ich die anderen beiden Treppenhäuser streiche, sehen die aber anders aus als das, das Sie gestrichen haben." Meine knappe Antwort "Das will ich doch sehr hoffen!" bringt ihn kurz aus dem Konzept. 

Wir unterhalten uns darüber, dass weder der Gatte noch ich zwei linke Hände haben und der Gatte das Haus früher in einem Handstreich hätte renovieren können, jetzt dazu aber körperlich nicht mehr in der Lage ist. Das ist schwer zu akzeptieren, und deswegen bin ich froh, dass der Gatte in die Abgabe der Arbeiten einwilligte. Ich meine ja ohnehin, dass ich nicht alles tun muss, was ich tun kann, und habe deswegen keine Probleme damit, Arbeiten abzugeben. Der Gatte sagt gerne, dass ich mit der Hochzeit verlernte, mit Werkzeug umzugehen, er fortan alles machen musste, und damit hat er durchaus recht. Durch seine Erkrankung muss ich jetzt wieder öfter mit Werkzeug umgehen, aber wie gesagt: Ich kann gut Arbeit abgeben. Alles, was mich entlastet, ist willkommen.

Die Tasche mit der Kleidung schnappen, in der Mudderns beigesetzt werden soll, und los zu den Bestattern. Die jungen Männer sind einfach zauberhaft - und sie kennen meine Mutter, haben sich oft mit ihr unterhalten, wenn sie auf den Bänken in der kleinen Kehre, an der das Bestattungshaus liegt, ausruhte. "Schade, jetzt werde ich mich nicht mehr mit Frau H. unterhalten können!", rief dann auch einer der Bestatter aus, als ich ihm mitteilte, dass meine Mutter verstarb. Normalerweise hätte ich das alteingesessene Unternehmen beauftragt, dass schon Großeltern und Vater beisetzte, aber da Mudderns in unseren täglichen Telefonaten immer von den Gesprächen mit den beiden jungen Männern berichtete, sich jedes Mal darüber freute, war klar, dass sie die Beerdigung ausrichten, als Mudderns sich vor einem Vierteljahr anschickte, gehen zu wollen. 

Bei der Kleidung, die ich für Mudderns abgebe, sind auch Brille, Brosche und Uhr - es schien mir unpassend, sie ohne gehen zu lassen, wenngleich ich weiß, dass diese Beigaben weggeworfen werden. 

Gegenüber des Bestattungshauses ist das Standesamt, und draußen wird fröhlich eine Hochzeit gefeiert. 

Nächster Halt ist das Lokal, in dem wir nach der Trauerfeier zusammensitzen werden. Ursprünglich was das nicht geplant, aber Mudderns Schwester kommt, und die kann ich nicht einfach über 300 km fahren lassen, ohne sie zu bewirten. Unprätentiös, wie meine Mutter sein konnte, findet das Beisammensein in dem Lokal statt, in dem wir Ostern, Weihnachten, mit vielen Besuchern und zu allen Geburtstagen zum Brunchen waren. Dort fühlte sie sich wohl. Als der Kellner hört, dass wir nach einer Trauerfeier kommen, bekommen wir den kleinen Extra-Raum des Lokals. Bleibt nur die Frage, wer zur Trauerfeier kommt, ob wir den kleinen Extra-Raum überhaupt füllen können .. Mudderns war in der lindgrünen Hölle zwar sehr bekannt, schaffte es in den letzten Monaten aber auch, sich mit jedem zu überwerfen.

Meine Verabredung teilt mit, dass sie eine Stunde später. Ich könnte jetzt zurück ins Haus, beschließe aber, dass ich mich mit den Traueranzeigen ins Café setze und schon mal die ersten Briefe schreibe - nachdem ich Briefpapier auftrieb.

 Bei Mudderns Lieblingsbäcker sitzen, nachdem die Traueranzeigen von den abgeholt wurden, und schon mal die ersten Briefe schreiben.

Meine Verabredung ist Mudderns Gesellschafterin, die feststellt, dass wir bei zwei unterschiedlichen Bäckern warten. Nun ja, die Straße, an der beide Bäcker liegen, ist lang ... Wir verbringen anderthalb Stunden miteinander und versuchen zu verstehen, was passierte. Vor allem die Frage, warum Mudderns so schnell operiert werden sollte, warum man sie nicht erst stabilisierte, beschäftigt uns. Letztlich ist aber uns beiden klar, dass sie schon seit Wochen gehen wollte, dass der Tod eine Erlösung für sie ist. 

Auf dem Heimweg ins alt-neue Haus verteile ich die ersten Traueranzeigen, und als ich schließlich im Auto sitze, fällt mir auf, dass ich meine Jacke im Haus vergaß. Auf dem Laufzettel, den ich heute akribisch abarbeitete, stand eben nicht "Jacke mitnehmen". Ich entscheide mich gegen das Umkehren und trage in den kommenden Tagen einfach Pulli oder Trench. Bis ich wieder ins echte Büro fahre, habe ich meine Jacke wieder, denn in ihr ist mein Büroschlüssel.

In der alt-neuen Heimat werden die meisten Wege zu Fuß erledigt. Das freut den Schrittzähler.

Die Rückfahrt zieht sich wie die Hinfahrt - vorm Elbtunnel ist gefühlt immer Stau. Gegen halb acht ruft der Gatte an. Er macht sich Sorgen, weil ich eine halbe Stunde überfällig bin. Zu Hause erwartet mich ein übervoller Briefkasten. Meine Kolleginnen haben eine Kondolenzkarte geschickt, was ich sehr nett und anrührend finde. Tantes Geburtstagsgeschenk habe ich in meiner Grundverpeiltheit nach Hamburg bestellt, was sich jetzt als gut erweist, denn sonst stünden wir kommende Woche ohne da, weil wir anders als geplant dieses Wochenende nicht auf der Baustelle sind. Außerdem kamen die Briefmarken für die Traueranzeigen an. Ich habe zwar immer Briefmarken zu Hause, aber weder Benjamin Blümchens "Törööö" noch der Aufruf zur Organspende erscheinen mir passend. Passend wären hingegen die Disney-Marken, weil sich meine Eltern in dem Verlag kennenlernten, der Disney nach Deutschland brachte, aber auch die Disney-Marken wären erklärungsbedürftig. Also gibt es 0815 Marken.

Der Gatte ist so nett, den Salat für das Abendessen zu schnibbeln. Abendessen, dann Füße hoch und stricken. Ich würde es gern ebis zur "heute show" aushalten, schaffe das aber nicht und folge dem Gatten rasch ins Bett. Ich schlafe nach dem abendlichen Lesen* zwar schnell ein, wache aber noch vor Mitternacht wieder auf - Unterleibsschmerzen ...   

Der Blick zurück in die ersten drei Corona-Jahre: Im Mai 2020 war der Gatte noch gesund und in Kurzarbeit, während ich durch die Spontan-Digitalisierung meines Mammutprojekts jede Menge Überstunden ansammelte. Im Mai 2021 war der Gatte schon über ein halbes Jahr krank, stand der zweite Krankenhausaufenthalt unmittelbar bevor. Am 5. Mai 2022 konnte ich den Gatten aus dem Krankenhaus abholen, wo er nach einem Sturz im Urlaub zur Beobachtung war. Im Nachhinein fragt er sich immer wieder, ob dieser Sturz nicht schon ein erster Schlaganfall war, aber das Krankenhaus machte ein CT, wonach der eigentlich ausgeschlossen ist.    

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