Samstag, 27. Februar 2021

Samstagsplausch KW 8/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XLVIII

"Ich möchte auch geimpft werden", sagte der Gatte gestern leise und traurig, als in den Nachrichten berichtet wurde, dass Lehr- und Kitakräfte jetzt bei den Impfungen an der Reihe sind - vor den chronisch Kranken, die nur Ballast sind, bei denen die natürliche Auslese angewandt wird. Im Umfeld gibt es die obskure Situation, dass eine kerngesunde Zwanzigjährige vor ihrem schwer lungenkranken Vater geimpft wird - sie gilt als medizinisches Personal, weil sie im Nebenjob beim Tierarzt arbeitet. 

Ich freue mich über jeden, der geimpft ist. Es fällt mir trotzdem schwer, hinzunehmen, dass es ein normales Leben ab Sommer, wie es momentan von allen Seiten prognostiziert wird, für uns nicht geben wird. Wir werden uns monatelang weiterhin so gut wie möglich isolieren und beten müssen, dass weiterhin alles gut geht - bei steigenden Infektionszahlen und in dem Bewusstsein, dass die Gesunden geimpft sind, das Virus nur noch uns chronisch Kranke als Opfer findet, wir also keine Chance haben. 

Reisen, Kino, Kultur, Restaurants, Freunde treffen - nicht für uns. Wir haben keine Lobby, wir sind irrelevant. Wir kosten nur, belasten schon zu normalen Zeiten das Gesundheitssystem. Das freut sich über baldige Entlastung, wenn Corona die vulnerablen Gruppen aberntete und die gesunden Geimpften übrig bleiben. Survival of the Fittest, praktisch umgesetzt.  

Für uns gibt es keine Perspektive, aber es beruhigend, dass Tante geimpft und somit sicher ist, Schwiegermutter kommende Woche die zweite Impfung erhält und dann auch sicher ist, und Mudderns zumindest auf der Warteliste steht, inzwischen zur Impfung bereit ist. Der Gatte wird wöchentlich getestet, was jeden Monat einen dreistelligen Betrag kostet, aber ein bisschen Beruhigung gibt, denn er ist chronisch erkältet. Wenn der Test allerdings positiv sein sollte, ist es zu spät. Impfen wäre effektiver, nur: Chronisch Kranken werden ja nicht geimpft.  

Hier gilt seit mittlerweile 50 Wochen: Der Gatte und ich sind seit Mitte März 2020 weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit April 2020 in Kurzarbeit, arbeitet aktuell einmal in der Woche. Die Sorge um seinen Job macht ihm zu schaffen, ebenso wie seine Gesundheit. Inzwischen hat er angesichts seines Gesundheitszustandes auch eine Frühverrentung geprüft, aber das ist für ihn keine Lösung. Ein Lichtblick ist, dass er inzwischen körperlich wieder etwas belastbarer ist, seltener einen Stock braucht, seltener umkippt. 

Die Kurzarbeit können wir bislang ohne großartige finanzielle Einschränkungen wuppen, und insgesamt sind wir im Vergleich mit anderen ziemlich privilegiert, auch, weil mein Job sicher ist. Ich arbeite weiterhin einen Tag im echten Büro und vier Tage im Heimbüro, wenn nichts anderes anliegt. Diese Woche gab's reichlich Überstunden und zwei Interviews - normal für die Woche vor den Ferien, und doch ungewohnt, weil bisher nur normal für die Woche vor den Sommerferien. Aber ich wollte ja die Ausweitung meines Projektes und freue ich, dass es angenommen wird.

Zu den schönen Momenten gehörte, dass ich eine Kollegin wiedersah, die ich ein halbes Jahr nicht mehr sah, weil wir unterschiedliche Präsenztage haben. Sie schiebt auch Impffrust, und im wöchentlichen Teammeeting zeigte sich, dass es vielen Kollegen so geht, die entweder selbst chronisch krank oder Kontaktperson zu chronisch Kranken sind. Uns allen macht zu schaffen, dass es keine Impfperspektive gibt, insbesondere den Kolleginnen mit Kindern, die in zwei Wochen wieder zur Schule gehen werden. 

Den Februar-Frühling haben wir richtig genossen! Wir waren mit Schwiegermutter im Hirschpark, saßen dort lange auf einer Bank und klönten. Der Gatte war zurecht stolz auf sich, denn endlich wieder den Fußweg in den Hirschpark zu schaffen, war seit der Entlassung aus dem Krankenhaus sein Ziel, und das schaffte er diese Woche! 

Ich kann endlich wieder barfuß laufen, und der Gatte schaffte die vielen Pfandkisten vom Balkon, so dass wir da jetzt beide sitzen können. Da gab's natürlich auch schon wieder die erste Teezeit auf dem Balkon. Stiefmütterchen und Kräuter stehen bereit zum Einpflanzen, und wenn dann auch noch gefeudelt wurde, ist der Balkon schon mal wieder hübsch. Vom Balkon und vom Arbeitszimmer aus blicke ich aktuell übrigens auf eine Krokuswiese - wunderschön. 

Bei Tantes Dackel erwachten mit dem Frühling auch wieder die Lebensgeister: Es gibt so viel zu schnuppern! Tante geht's gut, und Schwiegermutter und sie hoffen, sich im Mai nach einem Jahr endlich  wiederzusehen. Beiden macht die Isolation zu schaffen, wenngleich Schwiegermutter zumindest Kontakt zu den Nachbarn in der Seniorenwohnanlage hat, während Tante alleine wohnt. Mudderns ist wie ausgewechselt, läuft wieder alle zwei Tage ins Städtchen, um Besorgungen zu machen. 

Der Gatte und ich hatten 19. Hochzeitstag. Normalerweise wären wir diese Woche in Dänemark gewesen, aber das geht ja nicht. Auch Essengehen ist nicht. Wir hatten erst überlegt, etwas aus einem italienischen Restaurant zu holen, aber der Hochzeitstag war an dem Wochentag, an dem wir beide im echten Büro arbeiten, und wussten, dass da abends niemand Lust haben wird, nochmal die Wohnung zu verlassen (hier am Stadtrand liefern keine Restaurants, nur Imbisse, und das war uns zu sehr Alltag). Also gab's unser Sonntagsessen: Steaks, gegrillt.

Eine traurige Nachricht gibt's auch: Eine langjährige Freundin von Schwiegermutter verstarb. Sie war krebskrank und schon lange im Hospiz. Durch Corona konnte Schwiegermutter sie da schon lange nicht mehr besuchen. Weihnachten konnten sie zuletzt telefonieren, dann war das nicht mehr möglich, konnte Schwiegermutter nur noch mit den Hospizschwestern sprechen. Schwiegermutter fühlt sich einmal mehr alleine. Wenn's erlaubt ist, werden wir sie zur Beerdigung begleiten. Die Freundin wird übrigens nicht im Familiengrab des Clans neben ihrem Mann beigesetzt - als zweite Ehefrau, zudem noch in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, entspricht sie nicht dem Niveau des Blankeneser Adels.   

Ansonsten schwinden meine Sockenwollreste dahin, entsteht immer mehr für die Wooligans. Langsam kann ich das erste Päckchen losschicken. Außerdem habe ich die Hälfte der Grappa-Krimi-Reihe* zusammengekauft und bin beim dritten Band. Es macht Spaß, zu sehen, wie sich die Reihe entwickelt. 

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Sonntag, 21. Februar 2021

Samstagsplausch KW 7/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XLVII

Ich bin Schrödingers Kassenpatient. 

Diese Woche fragte ich bei meiner Krankenkasse an, weshalb ich keine Maskengutscheine bekam. Mir ging's nicht um die Masken; ich war nur irritiert, dass ich keine bekam, obwohl Risikogruppe. Dabei stellte sich heraus, dass meiner Krankenkasse meine chronischen Erkrankungen völlig unbekannt sind. Ihrer Aussage nach haben eine Hausarztpraxis und vier Facharztpraxen seit der ersten Diagnose in den 1990er Jahren nie chronische Erkrankungen abgerechnet. Das ist insofern absurd, als dass mein Lungenarzt mich direkt über die Praxis beim Asthmatikerprogramm der Krankenkasse anmeldete, ich erst heute noch den aktuellen Newsletter dazu in der Post hatte und gestern den Nachweis für die Steuer, dass ich wegen Teilnahme am Programm einen Bonus bekam. 

Nun könnte ich denken, kein Problem, die chronischen Erkrankungen werden einfach jetzt erfasst und gut, aber zum einen ist eine Nacherfassung laut Krankenkasse nicht möglich, obwohl ihr inzwischen entsprechende Unterlagen vorliegen, zum anderen war der Stichtag für die Erfassung der 15.12.2020. 

Wie gesagt, die Maskengutscheine sind mir egal, nur Hamburg wird nach derzeitigen Stand die Daten für die Impfreihenfolge bei den Krankenkassen abfragen, und da der Krankenkasse angeblich keine chronischen Erkrankungen bekannt sind, bin ich in Impfgruppe 4 statt 2. Die Krankenkasse verweist mich nun an das Gesundheitsamt, um dort die Einstufung in die Impfgruppe korrigieren zu lassen. Nur das Gesundheitsamt fragt ja die Daten bei der Krankenkasse ab und korrigiert nichts. Also hänge ich in Impfgruppe 4 fest. 

Immerhin ist der Gatte richtig eingestuft (er bekam Maskengutscheine). Wenn er geimpft ist, sind alle meine Lieben safe. Ich muss halt sehen, wo ich bleibe (und endlich mal Testament und Patientenverfügung auf Papier, meine persönlichen Unterlagen in Ordnung bringen). Generell finde ich es natürlich großartig, dass Hamburg in der kommenden Woche damit beginnen will, die Impfgruppe 2 einzuladen. Das geht jetzt tatsächlich rasend schnell, denn vor ein paar Tagen sah's so aus, als wäre es frühestens im Herbst soweit. Wenn's dann auch noch Impfstoff gibt, scheint's tatsächlich zu laufen. 

Hier gilt seit mittlerweile 49 Wochen: Der Gatte und ich sind seit Mitte März 2020 weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit April 2020 in Kurzarbeit, arbeitet aktuell einmal in der Woche. Die Sorge um seinen Job macht ihm zu schaffen, ebenso wie seine Gesundheit. Inzwischen hat er angesichts seines Gesundheitszustandes auch eine Frühverrentung geprüft, aber das ist für ihn keine Lösung. Er langweilt sich, ist deprimiert, hat oft schlechte Laune. Ihm fehlt die Struktur eines festes Tagesablaufes. Er könnte es mit Bewerbungen versuchen, will aber nicht.

Die Kurzarbeit können wir bislang ohne großartige finanzielle Einschränkungen wuppen, und insgesamt sind wir im Vergleich mit anderen ziemlich privilegiert, auch, weil mein Job sicher ist. Ich arbeite weiterhin einen Tag im echten Büro und vier Tage im Heimbüro, wenn nichts anderes anliegt. Ich kann gut zu Hause sein, ich kann gut alleine sein, also komme ich gut zurecht, auch, wenn ich mich freue, nächste Woche endlich mal wieder eine Kollegin in echt zu sehen, die ich sicher in halbes Jahr nicht sah. Wir haben zufällig einen gemeinsamen Arbeitstag. Ansonsten ist sehr genau geregelt, wer wann im echten Büro ist - Änderungen sind aber jederzeit möglich, wenn Heimarbeit aus Gründen unmöglich ist. 

Einmal wöchentlich haben wir ein virtuelles Teammeeting, aber dennoch habe ich das Gefühl, wenn wir mit der Pandemie durch sind, müssen wir uns erstmal als Team neu zusammenfinden. Diese Woche telefonierte ich mit einer Kollegin und bekam mit, wie viel Frust im Team ist, weil die beiden Chefs quasi komplett ausfallen. Chef ist Teil des Corona-Krisenstabs, hat also seit einem Jahr zwei Vollzeitjobs, und Chefin arbeitet halt Teilzeit, kann nicht alles auffangen. Die beiden sind nicht wirklich greifbar, um Projekte etc. zu besprechen. Es fehlt an Kommunikation. Ich bin so auf mein Projekt fokussiert, für das kurze eMail-Absprachen reichen, dass mir das entging. Mal schauen, wie sich das entwickelt. 

Von Mudderns gibt es endlich wieder richtig gute Nachrichten: Ihre wunderbare Gesellschafterin hat sie wieder auf die Beine bekommen, buchstäblich! Vorgestern waren die beiden endlich wieder zu Fuß in der Stadt, und Mudderns war dadurch so motiviert, dass sie heute über zwei Stunden alleine zu Fuß unterwegs war, zum Wochenmarkt und zum Lattetrinken! Dass sie ganz viele Leute ansprachen und ihr sagten, dass sie Mudderns vermisst hätten, gab Auftrieb, und ich hoffe, dass sie bald wieder regelmäßig unterwegs ist. 

Mudderns ist inzwischen auch bereit, sich impfen zu lassen - typischer fall von Impfneid, denn als sie hörte, dass Tante geimpft ist, Schwiegermutter ihre erste Impfung bekam, immer mehr Nachbarn und Bekannte geimpft wurden, wollte sie auch. Aktuell besteht sie zwar darauf, dass ihr Hausarzt sie impft, aber ich habe sie dennoch im örtlichen Impfzentrum auf die Warteliste setzen lassen. 

Ich realisiere immer öfter, dass ich durch die Behandlung meine Hormonstörung tatsächlich 15 Kilo abnahm, bin ungeduldig und würde gerne die nächsten 15 Kilo verlieren. Schwiegermutter würde gerne neue Kladage mit mir kaufen, aber die Marken, die ich normalerweise trage, haben ihre Zuschnitte so verändert, dass ich keine kleineren Größen brauche, sondern größere als ich jetzt trage, und das ist frustrierend. Also lasse ich Oberteile schlackern, trage Hosenträger oder Gürtel und muss mit dem Rest demnächst endlich mal zur Änderungsschneiderei. Viel Gestricktes müsste ich aufribbeln und kleiner stricken. aber zum einen weiß ich noch nicht, wie weit mein Gewicht sinkt und zum anderen bin ich skeptisch, ob es tatsächlich weiter sinkt, ich nicht doch plötzlich wieder zunehme. Meine Wechseljahrsbeschwerden halten allerdings weiterhin an - frau kann halt nicht alles haben ...   

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Dienstag, 16. Februar 2021

Ein Strick-Dackel für die Tante

Das letzte Weihnachtsfest war für alle ja irgendwie anders. Tante samt Dackel konnten uns nicht wie sonst besuchen, und so konnten wir nicht herausbekommen, was sie sich wünscht. Auf Fragen sagt sie, sie habe alles, aber wenn wir uns leibhaftig sehen, zusammen durch die Stadt und über die Weihnachtsmärkte bummeln, kommt dann doch der ein oder andere Wunsch zutage. Das fiel alles aus. Also war Phantasie gefragt. 

Da hing der Dackel noch auf unserem Sofa ab.

Zum Glück kann man Tante mit Selbstgemachten eine Freude machen. So machte sich dann Mitte Dezember neben einem Schal, einem Kalender mit Fotos vom Gatten und mir auch ein Dackel auf den Weg nach Bayern.

Der Dackel in voller Länge.

Die Anleitung stammt aus Landlust September / Oktober 2020 und kann hier heruntergeladen werden. Da ich die Lana-Grossa-Landlust-Wolle nicht ohne Internet-Bestellung bekam, entschied ich mit im Wollgeschäft für Austermann Merino 125 in Rotbraun (Farbe 120). Ich strickte den Dackelkörper etwas länger, damit Tante ihn als Nackenrolle nutzen kann, und stickte Augen und Nase auf, anstatt welche zum Aufnähen zu kaufen, damit beim Liegen nichts drückt.

Die andere Seite des Dackels.

Tante freute sich sehr, als das "Hanserl" bei ihr einzog. Er lebt auf der Lehne ihres Fernsehsessels, so dass er schnell für seinen Einsatz als Nackenrolle griffbereit ist.

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Sonntag, 14. Februar 2021

Samstagsplausch KW 6/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XLVI

Das Aufregendste diese Woche war Schwiegermutters Corona-Impfung heute. Es war also Gott sei Dank wieder eine ruhige Woche, gemessen an meinen Maßstäben.

In Hamburg gibt es ein Impfzentrum in den Messehallen in der Innenstadt, und das ist wirklich top organisiert, alle Achtung! Der Zugang erfolgt nur nach Kontrolle der Terminbestätigung, dann ist Taschenkontrolle angesagt (womit ich nicht rechnete, hatte ich doch Strickzeug mit, aber alles okay), Fiebermessen und Einreihen in das wirklich idiotensichere Leitsystem. Überall sind nette, hilfreiche Menschen, die auch mal Zeit für ein nettes Wort haben, geduldig alles erklären, Wasser verteilen usw. und einen von A nach B führen, selbst, wenn die Entfernung nur drei Schritte beträgt. 

Einzig an der Schnittstelle Arztgespräch ist Verbesserungsbedarf. Dort wird man nicht namentlich oder nach Nummer aufgerufen, sondern es heißt einfach nur "Der Nächste, bitte", kann man sich vordrängeln. Bei uns merkte eine Frau, wie böse ich gucken kann, als sie den Versuch unternahm, obwohl noch drei Leute inkl. uns vor ihr waren ... 

Schwiegermutter bekam aufgrund von Allergien und Vorerkrankungen eine etwas längere Ruhezeit verordnet. Nach 75 Minuten waren wir draußen, fuhren zu ihr, tranken Sekt und Tee - Feste müssen schließlich gefeiert werden. In drei Wochen steht die zweite Impfung an.

Inzwischen ist auch klar, dass doch in Schwiegermutters Seniorenwohnanlage geimpft wird. Da gab's ja ein elendiges Hickhack mangels klare Kommunikation. Einmal mit Profis ... 

Postkartenwetter.

Hier gilt seit mittlerweile 48 Wochen: Der Gatte und ich sind seit Mitte März 2020 weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit April 2020 in Kurzarbeit, war seit Mitte Dezember krank, arbeitet seit dieser Woche wieder, aktuell einmal in der Woche. Die Sorge um seinen Job, in dem es erst weitergeht, wenn Veranstaltungen, Theater und Konzerte wieder möglich, Vergnügungsparks wieder geöffnet sind, macht dem Gatten zu schaffen. Das Corona-Gedöns und seine Erkrankung nerven ihn ebenfalls. Er ist oft schlecht gelaunt, seit Monaten, so dass es hier öfter kracht. Bislang können wir damit umgehen, aber ich bin auch zunehmend gereizt, genau wie seine Mutter, die mir dann sagt, ich solle meinen Mann zur Ordnung rufen. Ähm, ja, nee, is klaa. 

In der Nachbarschaft leben offensichtlich Yarnbomber. 

Die Kurzarbeit können wir bislang ohne großartige finanzielle Einschränkungen wuppen, und insgesamt sind wir im Vergleich mit anderen ziemlich privilegiert, auch, weil mein Job sicher ist. Meine drei Projekte sind zwar auf unterschiedliche Art und Weise von der Pandemie betroffen, aber wenn sie eingestellt würden, bekäme ich allenfalls einen anderen Aufgabenbereich oder suchte mir eine neue Stelle - der Betrieb ist groß und vielfältig. Ich arbeite weiterhin einen Tag im echten Büro und vier Tage im Heimbüro, wenn nichts anderes anliegt. Ich kann gut zu Hause sein, ich kann gut alleine sein, also komme ich mit der aktuellen Situation gut zurecht.

Diese Woche machte ich tatsächlich zwei Spaziergänge. Anders als dem Gatten und der Schwiegermutter fehlen mit weder Gym noch Bewegung, reichen mir Stepper, Theraband und die Videos unseres Sportvereins, weswegen ich nicht unbedingt freiwillig spazierengehe. Der Gatte muss aber buchstäblich wieder auf die Beine kommen, und da ist Spazierengehen momentan das einzige, was möglich ist. Ich hoffe, er bekommt Funktionstraining verschrieben oder zahlt das privat, denn bis wieder Krafttraining im Verein möglich ist, wird es noch dauern. 

Yarn Bombing etwas näher betrachtet. Ich hätte gegen das Grau der Pfeiler ja fröhlichere Farben gewählt, aber nun ja.

Mudderns nimmt weiterhin ihre Depression. Ihre Gesellschafterin hat es aber schon geschafft, dass sie phasenweise das Bett verlässt. Ihre normalen Aktivitäten verweigert sie weiterhin mit den für sie üblichen Begründungen, die nur für sie Sinn ergeben. So will sie aktuell kein Fernsehen gucken, weil draußen das Wetter so schlecht ist. Da sich des Wetter nicht auf den TV-Empfang auswirkt, vermute ich, der Weg vom Schlaf- und Wohnzimmer ist nicht gestreut ... 

Inzwischen erfolgte die MDK-Begutachtung, allerdings nur telefonisch. Und da war Mudderns so gut drauf, dass dem MDK keine Maßnahmen notwendig erschienen. Die Aussagen von ihrer Gesellschafterin und mir spielten keine Rolle, und da niemand vom MDK vor Ort war, sah auch niemand, dass Mudderns beispielsweise die Füße nicht mehr heben kann. Aber selbst wenn der MDK Maßnahmen vorgeschlagen hätte, lehnt Mudderns ja alles ab, was ihre Situation verbessern könnte. Sie hat sich vor Jahrzehnten entschieden, keine Hilfe gegen ihre Depression annehmen zu wollen. Dementsprechend lebt sie auch seit Jahrzehnten mit einer unterschiedlich stark ausgeprägten Depression. Erfahrungsgemäß wird's nach dem Geburtstag meines Vaters wieder besser - also in bummelig vier Wochen ...  

Tante geht's gut. Sie hat ihre zweite Corona-Impfung hinter sich und gut vertragen. Ich bin nach wie vor jeden Tag dankbar, dass Tante, Mütter und Gatte von Corona verschont blieben und mit der Situation so gut umgehen. Schwiegermutter baut Tante bei jedem Telefonat auf, dass sie in ihren weit über achtzig Lebensjahren schon so vieles überstanden, ein warmes Dach über dem Kopf, genug zu essen und ausreichend finanzielle Mittel haben, um auch die aktuelle Situation zu überstehen. Und Schwiegermutter wird zunehmend wütender auf Coronaleugner und Solidaritätsverweigerer, die ihrer Ansicht nach Schuld daran sind, dass wir das Virus nicht ind en Griff bekommen. Recht hat sie!

Diese Woche hatte ich übrigens meinen ersten Coronatest. Der war notwendig, weil ich Schwiegermutter ins Impfzentrum begleitete und danach mit ihr Tee trank. Ich hatte es mir wesentlich schlimmer vorgestellt, aber beim Schnelltest gibt es ja zum Glück keinen Rachenabstrich. Der Gatte ist inzwischen schon Testprofi, muss er doch jedes Mal einen machen, bevor er seine Mutter besucht, wurde davor im Dezember alleine im Krankenhaus vier Mal getestet. Er hätte langsam gerne eine Bonuskarte - Freibier nach 12 Tests oder so. Und ich bin jedes Mal erleichtert, wenn das Ergebnis negativ ist. 

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Freitag, 12. Februar 2021

#12von12 im Februar 2021

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine Februar-Bilder.

#1: Vor dem Kaffee kommt die Bastelarbeit: Der Gatte kaufte falsche Kapseln. Der Inhalt kommt in die Filtermaschine.

#2: Böse Kohlenhydrate zum Frühstück. Ich kann einfach nicht ohne Obst und Brot.

#3: Vorm Arbeiten erst mal die Sonne aussperren.

Im Büro ist die Präsenzpflicht aufgehoben, also arbeite ich dort aktuell nur einen Tag in der Woche, und der ist nicht heute. Momentan schlafe ich schlecht und bin froh, eine Stunde länger schlafen zu können, nicht bis zu zwei Stunden Arbeitsweg einplanen zu müssen. 

#4: Arbeiten. Man beachte: Meine Yarncamp-Stulpen sind fertig.

#5: Die wöchentliche Postkarte an Tante. 

#6: Heute ist tatsächlich Postkartenwetter. 

Der wichtige Teil der Arbeit ist schneller erledigt als gedacht, also kann ich eine Mittagspause machen, um mit dem Gatten spazieren zu gehen. Er möchte ins Dorf laufen. Zwei Kilometer und eine Stunde später sind wir wieder zu Hause, mit Torte für den Nachmittagstee und einigen Einkäufen.

#7: Frühabendliche Stimmung im Garten. Eben saßen noch Rotkehlchen im unteren Futterhaus.

#8: Mein erster Corona-Test. Der Gatte hingegen hat langsam das Dutzend voll. Negativ, Gott sei Dank.

#9: Feierabend.

Im Heimbüro bleibt es ruhig. Ich kann also sehr pünktlich Feierabend machen und freue mich, dass mir wieder ein bis zwei Stunden Fahrzeit erspart bleiben - auf dem Mobilen ploppen nämlich mal wieder die Meldungen über Verspätungen und Ausfälle der S-Bahnen auf. Die App stellte ich auch nach einem Jahr ohne ÖPNV nicht ab.

#10: Das Abendessen auf den Weg bringen.

Am frühen Abend müssen wir zum Corona-Test in Schwiegermutters Wohnanlage, um sie Sonntag besuchen zu können. Für mich ist es der erste Corona-Test. Es ist nicht so schlimm wie befürchtet. Wir sitzen noch eine Weile klönend mit Schwiegermutter und einem ihrer Nachbarn in der Lobby zusammen.

#11: Stricken für die Wooligans. Meine Restekisten werden endlich leer.

#12: Noch etwas lesen*, dann beim Radiohören einschlafen.

Wieder zu Hause, sind Abendessen und Sofa angesagt. Wie freitags üblich, gehe ich zum DLF-Mitternachtskrimi ins Bett.

Das Rezept zum Tag ist verlinkt. / *Affiliate links

Samstag, 6. Februar 2021

Samstagsplausch KW 5/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XLV

Wir sind erfreulicherweise noch immer in ruhigem Fahrwasser, was ich sehr genieße, kann ich doch endlich Kraft schöpfen, ist Zeit für schöne Dinge.

Fast könnte man glauben, wir wohnten ländlich.

Zu Wochenbeginn hielten mich die Impftermine für Schwiegermutter auf Trab. Bis gestern hieß es nämlich, in Hamburg werden nur die Senioren, die in Pflegeheimen leben bzw. Pflegestufe haben, von mobilen Impfteams besucht. Wer wie Schwiegermutter im Betreuten Wohnen lebt, müsse sehen, wie er an einen Impftermin kommt. So wurden bei ihr in der Wohnanlage entgegen einer Zusage nur die Pfleglinge geimpft. Als das klar war, versuchte ich immer wieder, online einen Impftermin für sie zu bekommen, wohlwissend, dass es eigentlich keine gibt. Aber vielleicht wird ja durch Absage ein Termin frei und ins System gestellt?

Ich hatte Sonnabend Glück und ergatterte einen Termin für die Erstimpfung! Schwiegermutter war überglücklich und konnte die Nacht nicht schlafen. Blieb der Termin für die Zweitimpfung - beide Termine muss man getrennt buchen. Sonntag beschlossen wir, wir fahren auf jeden Fall zum Ersttermin, auch, wenn die Impfung ohne Termin für die zweite Impfung verweigert werden kann. Und vielleicht haben wir ja auch Glück, bekommen Montag, wenn neue Termine freigeschaltet werden, einen Termin für die zweite Impfung. Schwiegermutter wollte es telefonisch, ich online versuchen. Der Gatte musste nicht mitspielen, da er ambulant ins Krankenhaus musste.

Wir hatten Glück! Ich setzte eiskalt darauf, dass die Impftermine nicht wie angekündigt Punkt acht Uhr freigeschaltet würden, sondern schon früher, saß ab sechs Uhr am PC und aktualisierte die Seite. Kurz vor acht buchte ich Schwiegermutter ein und rief sie an. Sie hatte sich gerade das Telefon bereit gelegt, war überglücklich, fragt seitdem immer wieder, wie sie das gut machen kann, und hofft, Ende März, nach der Impfung nun endlich Tante besuchen zu können. Eine Ungewissheit bleibt: Wird es tatsächlich auch termingerecht Impfstoff geben?

Als ich übrigens eine Stunde später auf der Impfterminseite guckte, waren alle Termine weg. Das Chaos der Impfterminvergabe hält weiterhin an, und mich dauern die vielen Menschen, die vergeblich auf einen Termin hofften.

Das Missmanagement der Impftermine macht mich nur noch wütend. Bei der nächsten Pandemie hätte ich gerne ein paar Profis statt dieser Bande beratungsresitenter Dilettanten. Wäre es nicht so traurig, könnte man nur noch lachen, und Nachrichten wie die Überlegung, den russischen Impfstoff jetzt doch noch zuzulassen, zeugen von purer Verzweiflung.

Aber immerhin klappte es mit der Zusendung der Maskengutscheine für den Gatten. Auf meine warte ich immer noch. Der Gatte wollte die Gutscheine erst nicht einlösen, aber nix da. Die Masken sind auf lange Zeit der einzige Schutz, den wir haben. Aktuell haben wir zwar genug, aber die halten nicht ewig, oder wir geben sie an die weiter, die sich keine leisten können. Von meinem Arbeitgeber gab's zudem 10 OP-Masken - gut für den Fall, dass ich keine FFP2-Maske tragen kann, denn das fällt mir tatsächlich oft schwer. Ich vermisse die bunten Alltagsmasken.

Morgendlicher Balkonblick.

Angesichts des guten Wetters und der schönen Luft machte ich Sonntag tatsächlich einen Spaziergang. Der fiel zwar kürzer aus als geplant, weil mir in den Schrebergärten und im Park, wo man man hier spazierengehen kann, zu viele Menschen waren. Selbst an der Hauptstraße waren so viele Menschen unterwegs, dass ich froh über die Notfall-Maske in der Jackentasche war. Auch, wenn ich nur eine halbe Stunde unterwegs war, tat es mir gut.

Nach dem Krankenhaustermin des Gatten steht nun fest, dass er wieder gesund ist - was für eine Freude! Auch die Tabletten können langsam reduziert werden, was dann auch Schwindel und Stürze reduzieren soll. Körperlich ist er noch ziemlich schwach, bräuchte Kraft- und Konditionstraining sowie Schwimmen, aber das ist momentan ja nicht möglich. Mal schauen, ob Physiotherapie eine Möglichkeit ist. Ich behelfe mir ja mit Stepper, Theraband und gelegentlich Videokursen unseres Sportvereins, aber damit kann er sich nicht anfreunden, und Spaziergänge hat er über. 

Hier gilt seit mittlerweile 47 Wochen: Der Gatte und ich sind seit Mitte März 2020 weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit April 2020 in Kurzarbeit, war seit Mitte Dezember krank, fängt kommende Woche wieder an zu arbeiten. Dass er dazu in einen Landkreis mit sehr hohem Inzidenzwert muss, aus dem zudem der erste Corona-Fall nach Hamburg kam, beunruhigt mich, aber: Nützt ja nichts. Heimbüro geht bei ihm nicht. 

Die Kurzarbeit können wir ohne großartige finanzielle Einschränkungen wuppen. Mit Krankengeld wäre es schwierig geworden, aber da der Gatte wieder gesund ist, wird's wohl nur eine Woche Krankengeld sein. Mal schauen.

Die Sorge um seinen Job, in dem es erst weitergeht, wenn Veranstaltungen, Theater und Konzerte wieder möglich, Vergnügungsparks wieder geöffnet sind, macht dem Gatten zu schaffen. Das Corona-Gedöns nervt ihn ebenfalls. Er ist oft schlecht gelaunt, seit Monaten, so dass es hier öfter kracht. Bislang können wir damit umgehen.

Mein Job ist sicher. Ich bekäme allenfalls einen anderen Aufgabenbereich oder suchte mir eine neue Stelle - der Betrieb ist groß und vielfältig. Bei uns sind inzwischen alle im Heimbüro. Es gibt lediglich eine Mindestbesetzung mit festen Tagen, so dass ich einen Tag im echten Büro bin. Andere sind zwei oder drei Tage dort, aber es wird streng darauf geachtet, dass jeder ein Büro für sich hat. Normalerweise finden selbst Besprechungen digital statt, wenn alle Teilnehmer im Büro sind, was gelegentlich irritierend ist, weil alle Türen zu sind. Diese Woche hatte ich aber tatsächlich eine echte Besprechung - mit vier Personen verloren wir uns im riesigen Seminarraum. 

Wir haben inzwischen einmal wöchentlich ein Video-Meeting, an dem ich erstmals teilnehmen konnte. Die Kollegen sorgen sich gerade darum, dass es im ÖPNV noch immer sehr voll ist, und wollen versuchen, in unserem Bürohaus einen Parkplatz anzumieten, den wir uns dann teilen, weil ja nicht jeder jeden Tag da ist. Da wäre ich natürlich dabei. Ich habe zwar bis Mai über ein "Schnupperangebot" einen Platz im benachbarten Parkhaus gemietet, aber ab Juni kostet er wieder die regulären 300 € im Monat, und das ist mir definitiv zu teuer. Generell will ich ohnehin nicht mit dem Auto zur Arbeit fahren, aber momentan denke ich mir, jeder weniger im ÖPNV schützt die, die auf den ÖPNV angewiesen sind. 

In dieser Woche schaffte ich es endlich zur Hausärztin, um das Ergebnis der Hormon-Tante mit ihr zu besprechen, denn natürlich schrieb die Hormon-Tante keinen Arztbrief. Die Hausärztin war zufrieden, freute sich über meine Gewichtsabnahme, war entsetzt, dass weiterhin nichts gegen die Hypermenorrhoe wirkt, rief zur Geduld auf, weil mir die Gewichtsabnahme nicht schnell genug geht, und befürwortet einen Klinikaufenthalt zur Gewichtsabnahme bzw. Ernährungsumstellung, wenn es coronabedingt wieder möglich ist. Mal schauen, ob die DRV so was genehmigt. Bislang lehnte sie alle Klinikaufenthalte ab, schreibt mich aber gleichzeitig regelmäßig an und weist mich darauf hin, dass ich als chronisch Kranke einen Anspruch darauf habe.

Ich habe endlich meine Yarncamp-Stulpen fertig und Muße, aus den Sockenwollresten Socken, Handschuhe, Pulswärmer oder Stulpen für die Wooligans zu stricken. Das wollte ich schon so lange, aber es passte nie. Außerdem habe ich endlich Muße dazu, zu überlegen, an wen ich meine Blog-Einnahmen aus dem letzten Jahr spende. Ich will ja an dem Blog nichts verdienen, also geht das Geld an die, die es nötiger haben. Außer an Obdachlosen- und Flüchtlingsinitiativen geht ein Teil an eine mallorquinische Tafel. Die Hamburger Tafel wird ohnehin regelmäßig bedacht.

Mudderns liegt weiterhin im Bett, guckt an die Decke und verweigert alles, was ihre Situation verbessern könnte. Der Termin für die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst steht an, und sie will, dass ich den wahrnehme, hat auch schon signalisiert, dass ich Schuld bin, wenn das Ergebnis nicht wunschgemäß ausfällt. Ja, nee, is klaa. Ich versuche, gelassen zu bleiben und das alles nicht zu sehr an mich heranzulassen. Mudderns bekäme alle Hilfe, die sie braucht, aber solange sie alles ablehnt, hilft alles nichts. 

Das Leben kann so schön beschissen sein, wenn man sich Mühe gibt. 

Tante geht's gut. Die erste Impfdosis hat sie gut verkraftet, und übermorgen gibt's die zweite.

Den Gatten und mich macht die Corona-Politik immer wütender. Es ist klar, dass die Infektionszahlen nicht stark genug sinken, und auch klar, dass es ab übernächster Woche wieder weitgehende Öffnungen geben wird. Menschen wie wir, chronisch krank und alt, sind halt nur Ballastexistenzen, auf die man keine Rücksicht nehmen muss. Das wird uns bei den unsäglichen Öffnungsdiskussionen immer wieder bewusst. Dennoch: Aufgeben ist nicht. Wir schützen uns, so geht es irgend geht. Etwas anderes bleibt uns ja nicht. 

Wir sind dankbar, dass wir bislang alles gut überstanden, dass wir am Leben sind. Da ist der Verzicht auf Sport, Freizeit, Urlaub, Shopping, Restaurant- oder Friseurbesuch nur ein kleines Opfer.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Ihr und ihrem Mann weiterhin viel Kraft! Und vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse. Ich hab's sogar endlich geschafft, bis auf eines alle Rezepte nachzutragen!

Freitag, 5. Februar 2021

#WMDEDGT 02/21: Schneegestöber

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich habe tatsächlich mehr als zwei Stunden am Stück geschlafen und wache vorm Wecker auf. Wobei: Der Wecker tut eigentlich nicht not, denn ich arbeite zu Hause. Selbst, wenn ich verschliefe, wäre ich pünktlich im Büro. Und der einzige Termin ist erst mittags - so lange kann ich gar nicht verschlafen.

In die Küche schlappen, Kaffee kochen, dann unter die Dusche. Der Gatte guckt rein und vermeldet: "Ich bin wach!" Prima, dann muss ich ihn nicht wecken, damit er rechtzeitig zu seinem Arzttermin kommt. Anziehen, frühstücken, den Dienstrechner hochfahren - weiter in Ruhe weiter frühstücken, denn der Rechner fährt BIOS-Updates hoch. Das dauert. Ich schreibe also erstmal die wöchentliche Karte an Tante und einen lange überfälligen Brief an eine Freundin. 

Arbeiten. Der Gatte meldet sich zum Arzt ab. Ein Kollege ruft an und verschiebt die Telefonkonferenz um eine Stunde nach vorne. Der Gatte ist lange beim Arzt und muss dann erst mal in Ruhe frühstücken, was heißt, dass ich nicht wie geplant meine Mittagspause vorziehen kann, damit wir vor der Telefonkonferenz gemeinsam den Wocheneinkauf machen können. Der Gatte ist genervt, würde alleine einkaufen, aber dazu brauchen wir zu viel. Er beschäftigt sich erstmal mit Modellbau. Das tut ihm gut. 

Kurze Mittagspause, Telefonat mit Mudderns, die weiterhin im Bett liegt und an die Decke starrt. Für Montag steht die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst an. Mudderns will eine höhere Pflegestufe und jemand, der zusätzlich zu ihrer Gesellschafterin einen weiteren Tag zu ihr kommt. Ich bin skeptisch, dass das klappt, und Mudderns macht mir klar, dass ich Schuld bin, wenn's nicht klappt, denn schließlich will sie nicht selbst mit dem Medizinischen Dienst sprechen, soll ich das machen. Ja, nee, is klaa. 

Schnell noch zum Briefkasten. Vielleicht sind meine Maskengutscheine da, dann kann ich sie nachher gleich einlösen. Nein, keine Gutscheine, aber ein Brief von Tante. Freude!

Die Telefonkonferenz wird zur Videokonferenz und überfordert damit meinen Dienstrechner, der mir kein Bild zeigt. Schon schön, denn es geht um die Gestaltung einer Website, und die müsste ich sehen, da ich sie abnehmen soll. Ich hoffe, mein Kollege sieht was, versuche, den Schilderungen mittels Testsystem zu folgen und ziehe das Ding durch. Die Besprechung dauert doppelt so lange wie geplant. Danach noch schnell mit dem Kollegen telefonieren. Ja, er sah was, alles gut. Den Rest der Besprechung verschieben wir auf Montag. Wochenende!

Normalerweise würde ich jetzt Theraband-Gymnastik machen und auf den Stepper, aber jetzt ist erst mal Einkaufen angesagt, bevor der Supermarkt zu voll ist. Zuerst aber müssen zwei Packstationen aufgesucht und geleert werden. Der Gatte kauft immer noch das Internet leer. 

Vorm Supermarkt ist eine kleine Schlange, aber es geht schnell vorwärts. Im Supermarkt ist es voll, auch, weil es nicht eine Zählmarkte pro Person gibt, sondern pro Wagen, und viele Gruppen unterwegs sind. Corona ist anscheinend gerade nicht. Mit dem Einkauf sind wir schnell durch, müssen aber lange an der Kasse stehen. Der Gatte schwächelt, wird Zeit, dass wir nach Hause kommen. Eigentlich wollte ich noch ins Dorf, in Drogeriemarkt und Apotheke, aber das muss bis Montag warten. 

Zu Hause Einkäufe ausladen. Es dauert mich, zu sehen, wie schwach der Gatte ist, auch, wenn ich weiß, dass es schon viel besser ist als noch vor vier Wochen. Er hilft, so gut er kann, aber er bräuchte dringend Kraft- und Konditionstraining sowie Schwimmen, und beides ist gerade nicht. Mit Theraband und Stepper kann er sich nicht anfreunden. 

Während der Gatte ausruht, Teewasser aufsetzen, Müll rausbringen, Tee aufgießen, Einkäufe wegräumen, Hack aus dem Tiefkühler nehmen, damit der Gatte morgen Bolognese kochen kann, Bücher sortieren, damit ich weiß, was an Mudderns kann, wenn sie denn mal wieder liest, dann mit dem Gatten Tee trinken, Kuchen essen, ins Schneegestöber blicken und dankbar sein, dass wir im Warmen sitzen dürfen. 

Mit Schwiegermutter telefonieren, weil im Radio gemeldet wird, dass ab kommender Woche die Impfungen in den "Service-Wohnanlangen" beginnen, also in den Seniorenwohnanlagen wie ihrer. Frust, weil nicht klar kommuniziert wurde, dass in den Anlagen auch geimpft wird. Bislang hieß es, die Alten hätten keine Pflegestufe, seien also fit und sollten sich selbst kümmern. So geht man einfach nicht mit Menschen um! 

Schwiegermutter weiß noch nichts davon, dass jetzt auch in den Wohnanlagen geimpft wird, und angesichts der Behördenkommunikation würde es mich auch nicht wundern, wenn die Anlagen erst davon erfahren, wenn das Impfteam vor der Tür steht. Überhaupt, was ist das für ein Blödsinn, das Impfteam erst für die Pflegeabteilung anrücken zu lassen und dann Wochen später die anderen Bewohner zu impfen. Okay, Effektivität und Behörden gehen selten zusammen, und Kompetenz ist eh hinderlich. 

Wir machen ab, dass Schwiegermutter den ersten Impftermin nimmt, den sie kriegen an: Kommt das Impfteam zuerst in die Wohnanlage, lässt sie sich da impfen, und ansonsten nehmen wir den Termin, den ich für sie ergatterte. 

Auf's Sofa zum Vorabendkrimi, dabei die Fäden von den gestern fertiggestellten Yarncamp-Stulpen verziehen und freuen, dass sie endlich fertig sind. Sockenwollreste sortieren und gucken, welche für Socken, Handschuhe, Stulpen oder Mütze reichen, denn ich kann jetzt endlich was für die Wooligans stricken, eine Initiative, die Obdachlose mit warmem Gestrick versorgt. Ich freue mich, dass ich in den letzten Monaten meinen Stash reduzieren konnte, auch, wenn das mit der Wolldiät nicht immer klappte. Das Abendessen ist schon fertig, also kann ich gleich eine Socke annadeln.

Abendessen (Wirsingstrudel mit Tomatensauce) mit dem Gatten, der sich danach in die Werkstatt zurückzieht. Ich gucke bis nach der heute show fernsehen und stricke. Noch kurz an den Rechner, eigentlich nur zum Herunterfahren. Erinnerung daran, dass Hanne Mertens heute vor 76. Jahren in einer eisekalten Nacht ins Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel überstellt wurde. Schon lange habe ich den Beitrag dazu für die Nicht-nur-montags-Reihe geplant. Mal schauen, wann ich dazu endlich Zeit findet. Vielleicht bleiben wir ja endlich mal einige Zeit in ruhigerem Fahrwasser.  

Im Bett noch etwas lesen*, dann "Der Fall Mauritius*" von Jakob Wassermann als Mitternachtskrimi hören und daran erinnert werden, dass der Titel auch auf meiner endlos langen Leseliste steht.

Das Rezept zum Tag gibt's demnächst in der Kombüse. Alle anderen Rezepte sind verlinkt.

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Montag, 1. Februar 2021

Ausgelesen: Bücher im Januar 2021

Corona-Routine vorm abendlichen
Lesen: Fiebermessen.
Weihnachten waren wir bei Mudderns, und ich nahm einen ganzen Schwung Krimis mit - etwas anderes liest sie ja nicht. 

Gut gefiel mir "Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod*" von Elisabeth Florin, spielt es doch im Schnalstal, wo ich den letzten Südtirol-Urlaub mit dem Gatten verbrachte. Das ist jetzt 13 Jahre her! Das Dörfchen Katharinaberg, in dem der Krimi spielt, gefiel mir sehr gut, und so freute ich mich über das Lokalkolorit des Buches, wenngleich die Figuren eher bedrückend sind. 

In dem kleinen Bergdorf bei Meran werden die Überreste eines seit Jahrzehnten vermissten Kindes entdeckt. Der Fund führt Commissario Pavarotti zurück zu den Anfängen seiner Karriere, als das Verschwinden des Jungen für eine ganze Familie in einer Katastrophe endete. Er muss sich einer alten Schuld stellen – und der unglücklichen Liebe zu Lissie von Spiegel, von der ihn eine große Lüge trennt. 

Das Buch ist der dritte Band einer Reihe, aber es macht nichts, wenn man die beiden ersten Bände nicht las. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, die Handlung aus einem TV-Krimi zu kennen, fand aber nichts dazu. Nun ja, so wahllos, wie ich lese, gucke ich auch TV-Krimis, und meistens höre ich sie mehr als dass ich sie sehe, weil ich dabei stricke ... 

Nach "Commissario Pavarotti" hatte ich kein glückliche Händchen mehr mit der Auswahl meiner Bücher, denn alle anderen Titel waren einfach nicht mein Fall. 

"Auch Killer haben Karies*" ist der zweite Band einer dreiteiligen Serie um die Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff, geschrieben von Isabella Archan. Der Klappentext las sich vielversprechend: Ausgerechnet bei einem Rendezvous mit Hauptkommissar Zimmer fällt Dr. Leocardia Kardiff, Zahnärztin mit Spritzenphobie, ein Toter buchstäblich vor die Füße. Dabei lief doch gerade wieder alles in so schönen geregelten Bahnen! Wird Leo es dieses Mal schaffen, sich aus den Ermittlungen herauszuhalten? Natürlich nicht! Schon gar nicht, als ein weiterer Mord geschieht – und sie mehr Verdächtige findet, als ihr am Ende lieb sind.

Das Buch gefiel mir allerdings gar nicht, und die anderen beiden Bände werde ich kaum lesen. Manche Handlungsstränge werden nicht zu Ende geführt, Kardiff ist total überdreht, und die Handlung ist oft an den Haaren herbeigezogen. 

"Götter für Ostfriesland*" von Beate Sommer ist der dritte Band der dreiteiligen Reihe um die Anwältin Marilene Müller. Sie ist auf der Flucht vor einem Stalker, der sie und ihre Freunde bedroht, in Leer in Ostfriesland gelandet. Der Stalker hat sie allerdings schon längst wieder im Visier. Nebenbei geht es noch um einen Personenschützer, der in einen schmutzigen Handel mit Kunstobjekten verwickelt wird, der ungeahnte Folgen für ihn und seine Familie hat. Eine Lehrerin muss sich gegen eine Schmutzkampagne zur Wehr setzen, die sie vernichten soll. Wer steckt dahinter und nimmt sogar in Kauf, dass ein Schüler stirbt? Und nebenbei ist da noch ein entführter südamerikanischer Junge, der in der Familie des Kunstsammlers wie ein Sklave gehalten wird. 

Nee, das war mir alles zu durcheinander und verworren. Die beiden ersten Bände kamen folglich nicht auf meine Lese-Liste.

"Heidelberger Wahnsinn*" von Hans-Peter Baumann gefiel mir da schon besser, hielt zumindest den Spannungsbogen, und auch, wenn die Handlung nicht vorhersehbar war, war sie wenigstens nicht haarsträubend. In Heidelberg werden kurz hintereinander fünf Mediziner ermordet aufgefunden. Kommissar Hansson glaubt sich immer wieder dicht vor der Lösung des Falls, verfängt sich aber in einem Gewirr aus Intrigen, Bösartigkeit und düsteren Schatten der Vergangenheit. Ein orakelhaftes Manuskript, das auf merkwürdige Weise in seine Hände gelangt, könnte die Verwirrung von Vernunft und Wahn durchschaubar machen – doch dann verschwindet Hansson spurlos, und die Geschichte treibt unaufhaltsam der Katastrophe nach den Morden entgegen. Doch, lässt sich lesen, ist sehr spannend - schade, dass Baumann es bei dem einen Krimi beließ. 

"Berner Verhängnis*" von Hans Suter war dann wieder nicht mein Fall, auch wenn die Schilderungen wirklich atmosphärisch dicht sind. Aber die Handlung plätschert nur so dahin, ein wirklicher Spannungsbogen fehlte mir. Im Bremgartenwald findet eine Pilzsammlerin die Leiche eines jungen afghanischen Flüchtlings. Eine Frau springt in die Auffangnetze einer Brücke über der Aare. Ein Fremder bricht in die scheinbare Idylle einer Ehe, worauf ein Buchhalter durchdreht. Und mitten in all dem Chaos: Kommissar Max Freuler und seine Kollegin Petra Coric, die versuchen, die Fäden zu entwirren. Es ist der dritte Band der Reihe um Max Freuler. Die anderen muss ich nicht unbedingt lesen.

"Tod vor dem Steffl*" von Albert Frank wartet mit mutierten Riesentauben auf, die Wien bedrohen. Der Fall erweckt die psychisch labilen Beamten einer verschlafenen Polizeiwache aus ihrem Dornröschenschlaf. Die Jahre der Untätigkeit, in denen sie sich ihren ungewöhnlichen Verhaltensstörungen hingegeben haben, sind vorbei. Jetzt wird ermittelt!

Okay, ich lese gerne Fantasy und habe ein Herz für skurrile Typen, aber das war einfach zu viel! 

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