Posts mit dem Label Hausumbau werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Hausumbau werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 21. Dezember 2024

Samstagsplausch KW 51/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLIX

Gestern und vorgestern schien vormittags kurz die Sonne, was eine schöne Abwechslung im wochenlangen Einheitsgrau war und die Stimmung sofort hob. 

Seit Mittwoch funktioniert mein Dienst-Klapprechner wieder, bin ich wieder voll arbeitsfähig. Dienstag verweigerte sich der Ersatzrechner, so dass ich vormittags zurück ins Heimbüro fuhr, wo das Teil wunderbar funktionierte. Mittwoch funktionierte dann zwar der Ersatzrechner im Büro immer noch nicht, aber mein eigentlicher Rechner funktionierte plötzlich an einem anderen Arbeitsplatz ganz wunderbar. Als die ITler zum Rechnertausch kam, meinte ich, das sei wohl nicht mehr nötig, nur könne ich halt nicht mehr in meinem Büro arbeiten, weil sich da ein Gerät nach dem anderen verabschiedet. Die beiden Herren guckten sehr irritiert, prüften Gerät um Gerät und stellten fest, dass mit der Hardware in der Tat alles bestens ist, nur die Steckdose, die alle Geräte mit Strom versorgen soll, defekt ist! Ein Gerät schafft sie bis noch, aber halt nicht die drölfzich, die die IT dort mit einer Steckerleiste anschloss. So entschied die überlastete Steckdose, ein Gerät nach dem anderen abzuschalten ... Muss man erstmal drauf kommen. Jetzt steckt die Steckerleiste in einer anderen Steckdose. Mal gucken, wie lange das gut geht. In den kommenden beiden Woche habe ich ohnehin Urlaub bzw. arbeite zu Hause.

Donnerstag hatten wir dann einen Klempner-Noteinsatz, weil im Badezimmer das Wasser mal wieder nicht da blieb, wo es bleiben soll. Ich mag nicht mehr. Aber hey, wir hatten seit Mai keinen Klempner-Einsatz mehr! Der Kollege, der vorgestern kam, war unzufrieden mit der Arbeit seines Kollegen, weil der das Problem seiner Meinung nach nur provisorisch löste. Jetzt sollte final Ruhe sein. Ich bin gespannt - und skeptisch. 

Insgesamt verlief die Woche für unsere Verhältnisse ruhig. Dem Gatten geht es den Umständen entsprechend gut, was sehr erfreulich ist. Es ist die zweite Woche in Folge, in der er für meine Tagen im Echtbüro keine Erinnerungszettel brauchte. Er dachte an seine Tabletten und daran, einigermaßen regelmäßig zu essen. Er werkelte fröhlich in seiner Werkstatt, was lange nicht mehr ging, war wieder mit dem Auto unterwegs zu seinen üblichen Baumarkt- und Discountertouren, was er ebenfalls lange nicht mehr machte. Mir wäre es natürlich lieber, der Gatte würde eine der Baustellen im Haus beseitigen, anstatt sich um die Einrichtung seiner Werkstatt zu kümmern, aber alleine, dass er in der Lage ist, konzentriert an etwas zu arbeiten, ist ein großer Fortschritt. Er selbst ist frustriert, weil früher alles schneller ging, aber es ist halt, wie es ist.

Hier gilt seit mittlerweile 249 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

In die Häkelkrippe zogen in dieser Woche ein Hirte mit einem Öchslein ein. 

Bei der Häkelkrippe hänge ich inzwischen fünf Tage hinterher, habe aber diese Woche immerhin das Öchslein und den Hirten fertiggestellt. Anders als der Esel hat das Öchslein auch kein Rückenleiden. Ich habe einfach die Maschenanzahl angepasst, denn wenn ich mich nach der Häkelschrift richte, sind es unerklärlichweise zu wenig, geht das Muster nicht auf. Keine Ahnung, was ich da falsch mache. Jedenfalls ist die Häkelkrippe aktuell eingepackt und auf dem Weg nach Dachau, wo Tante hoffentlich einen Platz für die findet. Ich hoffe, ich kann im Urlaub dort meinen Häkelrückstand aufholen. Damit die Fensterbank im Esszimmer nicht so leer ist, steht an der Stelle der Krippe ein kleiner künstlicher Weihnachtsbaum, den der Gatte schon vor zwei Jahren für die Baustelle kaufte. Ich schmückte ihn mit Lichterkette und Gartmann-Kringeln

Die gehäkelten Tannenbäume und Kerzen für die Weihnachts- bzw. Chanukka-Karten für Nachbarn und Freundinnen wurden rechtzeitig fertig. Ich hoffe, ich vergesse es nicht, alle morgen vor der Abfahrt noch zu verteilen. Die, die per Post verschickt werden, habe ich heute tatsächlich in den Briefkasten geworfen. Tschakka!

Die Weihnachtswoche werden wir bei Tante und Schwiegermutter in Dachau verbringen, wie vor drei Jahren, im zweiten Corona-Jahr. Wir werden in den gleichen Hotels sein, diesmal mit geöffnetem Restaurant, geöffneter Bar und geöffnetem Fitnessraum. Wir freuen uns auf die freie Zeit, auch auf den Bummel durch München. Ich bin gespannt, wie ich mit dem großen Wagen zurecht komme, denn wir können nicht mit dem Karlchen fahren, weil wir mit Schwiegermutter und Tante Ausflüge machen wollen, dann Platz für vier Personen und Rollator brauchen. Den großen Wagen fahre ich nicht gerne, kann ich doch nicht parken. Aber es wird schon irgendwie gehen. Der Gatte ist guter Dinge und unternehmungslustig, was mir einiges erleichtert, vor allem, wenn es die Woche über so bleibt. 

Ich wünsche euch frohe, gesegnete Weihnachten und Chanukka Sameach.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Sonntag, 1. Dezember 2024

Samstagsplausch KW 48/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLVI

Zum Ende der Woche hin gab's vorsichtig-optimistische Nachrichten: Es scheint, als sei Amputation beim Gatten kein Thema mehr, weil die Wunden an den Füßen, die er sich vor Wochen holte, nun endlich anfangen zu heilen. Ich erschrak, als ich hörte, dass Amputation ein Thema war, denn das verschwieg der Gatte. Ich bekam es nur mit, weil ich diesmal mit in die Fußambulanz musste, um zu lernen, die Wunden des Gatten zu versorgen. Das könnte zwar auch ein Pflegedienst machen, was mir lieber wäre, weil professioneller, aber das lehnt der Gatte ab, aus Gründen, die ich verstehen kann, so gerne ich hier Entlastung hätte. Zur OP gibt's aber weiterhin keine Alternative. Dementsprechend bleibt die Stimmung gedrückt. 

Gestern merkte ich dann, wie sehr mir die Woche zusetzte: Mir war ständig schwindelig, ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. Eigentlich wollten wir das gute Wetter nutzen, um Holz zu holen, aber an Autofahren war nicht zu denken. Ich konnte mich eine Stunde hinlegen, was etwas half, aber auch bedeutete, dass ich die Sachen, die ich in der Zeit erledigt hätte, nachholen musste. Und am Ende des Tages bleib wieder das Gefühl, zu wenig geschafft zu haben, nicht den ganzen Berg bezwungen zu haben. Ich muss mir immer vor Augen halten, dass ich jetzt das alleine schaffen muss, was wir früher zu zweit erledigten. Der Gatte macht, was er kann, hilft, wo er kann, aber das meiste bleibt halt an mir hängen. 

Immerhin hängen die Adventskalender und die Weihnachtsgirlande, steht die Kalenderkerze hübsch dekoriert auf einem neu gedeckten Esstisch ... Dass im Esszimmer noch immer 18 Umzugskartons stehen, ignoriere ich nach Kräften. Dieses Wochenende sollten einige verschwinden, aber gestern hatte ich keine Kraft, und heute nach dem Adventsbrunch bei Schwiegermutter werde ich dazu auch nicht mehr in der Lage sein. Hoffen wir auf das kommende Wochenende.

Bei den aktuellen Temperaturen freue ich mich über den Kamin. Eigentlich sollte er das Spielzeug des Gatten sein, aber ihm ist es zu anstrengend, sich um den Ofen zu kümmern. Es ist halt was anderes, ob man sich im Dänemark-Urlaub darum kümmert oder im Alltag. 

Hier gilt seit mittlerweile 246 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 


Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Im Büro ist es aktuell ungemütlich. Bislang gab es seitens der Chefs wenig Einmischungen in mein Projekt. worüber meine Kollegin und ich sehr froh waren, darum von den anderen Kolleginnen beneidet wurden. Es war sogar so, dass die Chefs keine Entscheidungen trafen, wenn ich nicht da war (zum Beispiel während der Reha), sondern darauf bestanden, abzuwarten, bis ich wieder da bin. Natürlich hatten sie alle Informationen für eine Entscheidungsfindung, war alles mit meiner Kollegin besprochen, gab es keinen Grund, Entscheidungen zu verschieben. 

Jetzt gab's vor zwei Wochen eine Besprechung, weil wir die Winterruhe nutzen wollten, um das Projekt weiter voranzubringen. Ich setzte die Beschlüsse prompt um und wurde kalt davon erwischt, dass sie diese Woche zurückgenommen wurden. Daraufhin sprang verständlicherweise eine Vertragspartnerin ab, die ich vor einem Jahr schon mal vertrösten musste. Ich war natürlich wenig begeistert. Hinzu kommt, dass die Chefs schon überall mit dem neuen Projekt werden. Nur: Wenn sie es weiter selbst torpedieren, wird es ein Schuss in den Ofen.

Nun ziehen die Chefs auch bei uns die Zügel enger: Es gibt ein tägliches Stand-up-Meeting für alle und wöchentliche Projektbesprechungen. Dazu kommen ein wöchentliches Teammeeting und ein wöchentlicher Vortrag der Fachbereichsleitung sowie ein monatliches Gesamt-Teammeeting. Für uns Teilzeitkräfte ist das großartig, denn wir können gucken, wie wir in der Zwischenzeit unsere Arbeit schaffen. Die Besprechungen sollen die Chefs über Arbeitsabläufe informieren und uns die Chance geben, unsere Wünsche zu äußern. Wenn meine Chefs nach fünf Jahren noch immer nicht meine Arbeitsabläufe kennen, kann ich ihnen auch nicht helfen, denn sie sind in den wöchentlichen Teammeetings Thema. Ich gehe sehr transparent mit meinen Arbeitsabläufen um. Ich kenne Behördens gut genug, um zu wissen, dass mein Projekt nur noch in der wöchentlichen Projektbesprechung Thema sein wird. Selbst, wenn es dringenden Entscheidungsbedarf gibt, muss das bis zur wöchentlichen Projektbesprechung warten. Das hält natürlich auf. 

Ich freue mich einmal mehr auf die Rente. 

Nach einigem Suchen fanden sich die mühselig besorgten Adventskalenderkarten für die Ostsee-Tante, Tante und die nette ehemalige Nachbarin an. Sie kommen nun nicht mehr pünktlich für heute, aber ich hoffe, die Damen freuen sich trotzdem darüber. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Sonntag, 24. November 2024

Samstagsplausch KW 47/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLV

"Das beste heute war das Himbi! Ich weiß nicht, wann ich das zuletzt aß", meinte der Gatte, als wir aus dem Krankenhaus kamen. Ich wusste genau, wann ich das letzte Himbi aß, war es doch das Eis, das ich immer mit meiner Mutter aß, wenn sie im Krankenhaus war. Sie mochte es auch, weil es farblich perfekt zu ihrem Morgenrock passte. Nun also Himbi im Krankenhaus mit dem Gatten. 

Der Gatte geht im Januar ins Krankenhaus für verschiedene kleinere OPs, die dafür sorgen sollen, dass er wieder besser laufen kann, die Beine wieder durchblutet werden. Normalerweise wären die Eingriffe keine große Sache, aber aufgrund seiner Herzerkrankung ist die Narkose riskant. Das sorgt für ein Déjà-vu, denn vorletzten April hörte ich ähnliches bei meiner Mutter. Der Vater des Gatten starb zudem bei so einer OP, war damals im gleichen Alter wie der Gatte jetzt. Der Januar bringt außerdem selten etwas Gutes. Im dem Monat starb mein Vater, hatten meine Mutter und mein Mann jeweils einen Schlaganfall. 

Bislang schimpfte der Gatte bei jedem Krankenhausaufenthalt, ich wolle ihn loswerden und abschieben. Jetzt ist er, anders als in der Vorwoche, wo er noch panisch war, ganz ruhig, sieht der OP fast schon gelassen entgegen, will sie unbedingt machen, hofft, danach nicht nur besser gehen zu können, sondern vielleicht sogar wieder wandern zu können (und der Einzug eines Hundes ist ja auch immer noch Thema - da wäre es praktisch, wenn er mehr als zehn Meter am Stück gehen könnte). Er bedauert, dass wir keine Patientenverfügung, Vorsorge- und Bestattungsvollmacht haben, weil er die bislang vehement ablehnte, will dennoch nicht, dass ich mich in den verbleibenden sieben Wochen darum kümmere, teilt aber immerhin seine Wünsche und Gedanken mit mir, damit ich im hoffentlich nicht eintretenden Ernstfall eine Idee habe, was er wünscht. Ich versuche, das alles zu verdrängen. Der gelassene Gatte, der der OP ruhig entgegenblickt, besorgt mich mehr als der cholerisch-panische.

Im Büro ist für die Zeit, die der Gatte ins Krankenhaus muss, alles so organisiert, dass ich eine Woche komplett von zu Hause aus arbeiten kann, jederzeit auf Abruf bin, falls ich zu ihm ins Krankenhaus muss. Das ist keine zehn Autominuten entfernt. Ich könnte mir natürlich auch frei nehmen, aber in den letzten vier Jahren habe ich gelernt, dass ich die Arbeit als Ablenkung brauche. 

Ich versuche, die gemeinsamen Momente zu genießen, freue mich, wenn der Gatte extra früh aufsteht, um mich noch zu sehen, bevor ich ins Echtbüro aufbreche oder um an meinen Heimbürotagen morgens mit mir zu frühstücken. Das führt dann regelmäßig dazu, dass ich zu spät ins Heimbüro komme, aber egal. Ich versuche, es ihm so schön wie möglich zu machen, auch, wenn ich dafür immer wieder über meine Kräfte gehen muss. Ich schaffe es keinen Tag, meine Liste abzuarbeiten, egal, wie ich mich bemühe. Gut, vermutlich ist die Liste einfach zu lang für eine Person, aber das irrelevant. Die Aufgaben müssen erledigt werden, basta. Der Gatte hat nur wenige Phasen, in denen er hilft bzw. helfen kann.

Hier gilt seit mittlerweile 245 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Schwiegermutter ist oft in ihrem Narzissmus gefangen, leidet aktuell unter dem grauen November und der Dunkelheit, zumal sich zum Monatsende der Todestag ihres Mann jährt. Früher fuhr der Gatte dann mit ihr zum Friedhof, aber das kann er nicht mehr, und ich kann es gerade auch nicht. Aber wir sehen uns am ersten Advent zum Wunschzettelschreiben. Das hat Tradition (wobei wir uns dieses Jahr nichts zu Weihnachten schenken wollen, also eigentlich keinen Wunschzettel schreiben müssten). Schwiegermutter würde uns gerne öfter besuchen, öfter mal ein Wochenende hier verbringen, aber das ist mit dem Gatten nicht zu machen. Ich muss das auch nicht haben, weil anstrengend, denn sie mischt sich in alles ein. Sie ist der Meinung, unseren Haushalt organisieren zu müssen, weil wir das nicht können, und diese Meinung vertritt sie schon seit 25 Jahren. Mal für einen Nachmittag zu uns zu kommen, lehnt sie ab - es muss partout ein ganzes Wochenende sein.

Die Ostsee-Tante schickte einen Brief, das war schön. Ich würde sie gerne öfter sehen. Vielleicht klappt es im kommenden Jahr mit einem Besuch, aber ich mag nicht so weit im Voraus planen. 

Kurz vor dem ersten Schnee eingefangen: Ein tapferes Gänseblümchen hält im Garten durch.

Diese Woche fiel der erste Schnee, und er blieb sogar liegen. Da unser Winterdienst nicht sofort kam, fegte der Gatte Schnee, weil ich nicht da war und er befand, es ginge nicht, dass bei den Nachbarn schon gefegt war, bei uns aber nicht. Anschließend lief er zu Fuß in die Fußambulanz und in die Apotheke, weil aufgrund des Schnees kein Taxi zu bekommen war. Da hatte er sich endlich mal überwunden, ein Taxi zu nehmen, und dann das (ich konnte ihn nicht fahren, da Echtbüro-Tag). Immerhin nahm er das Angebot der Apotheke an, ihm die Sachen, die erst bestellt werden mussten, vorbeizubringen (ich hätte sie auch auf dem Rückweg vom Büro abholen können, war aber nicht böse, dass ich das nicht musste).

Im Büro herrscht weiterhin Winterruhe, was heißt, dass sich die Situation nach dem vorgeblichen Corona-Ende normalisiert. Ich bin ziemlich genervt, dass ich beschloss, mein Projekt weiterzuentwickeln, denn Entscheidungsfindungen werden immer komplizierter. Ich muss jede Idee mit zwei Chefs absprechen, die sich wiederum mit Chefs absprechen - zu viele Häuptlinge, zu wenig Indianer. Alles wird zerredet, dauert endlos. Ich bin kurz davor zu sagen, fasst mich an die Füße, und bis zur Rente Dienst nach Vorschrift zu machen. Mal schauen, wann mein Geduldsfaden reißt. Ohne meine Kollegin wäre er sicher schon gerissen (und ohne meinen Ehrgeiz, ihr ein funktionierendes zeitgemäßes Projekt zu übergeben). 

Ansonsten bereite ich mich auf das Ende des Klapsen-Klubs, der Gruppentherapie als Reha-Nachsorge vor. Theoretisch hätte ich schon lange damit durch sein können, aber es kamen Termine, Urlaube und Krankheiten dazwischen. Ich werde Therapeutin und Gruppe vermissen. Klar ist, dass ich weiterhin Behandlung brauche, aber wie so ziemlich alles an medizinischer Versorgung, ist das schwer, wenn ich die Kosten nicht selbst trage. Vor zehn Jahren zahlte ich die Therapie selbst, nur verdoppelte sich der Stundensatz inzwischen. Da ich ohnehin einen Großteil meiner medizinischen Bedarfe selbst zahlen muss, weil zum Beispiel Medikamente zwar helfen, aber in Deutschland nicht für die Behandlung zugelassen sind, kann ich das nicht so einfach. Es wäre jeden Monat ein vierstelliger Betrag. Vermutlich werde ich aber keine andere Wahl haben. Es gäbe zwar die Möglichkeit einer Selbsthilfegruppe am örtlichen Krankenhaus, aber ich hätte gerne einen Profi dabei, und die Gruppe ist zeitglich mit der Gruppe für pflegende Angehörige sowie dem Sportangebot, das ich gerne machen möchte, und dem monatlichen Stricktreffen. Bei allen gibt es keinen Alternativtermin. Ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheide. Gefühlt fehlt mir der Sport am meisten. Letztlich ist es egal, wie ich mich entscheide, denn es richtet sich ja alles nach dem Gatten.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Sonntag, 17. November 2024

Samstagsplausch KW 46/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLIV

Ein bisschen Bunt im November-
Grau. Heute scheint nach vielen
grauen Tagen endlich mal
wieder die Sonne!
"Das war ein anstrengender Tag!", seufzte der Gatte Freitag Abend, und ich konnte ihm nur zustimmen. Vormittags musste der Gatte zur Fußambulanz zur Wundversorgung. Er stellte am Morgen fest, dass er eine weitere Wunde hat, die so schmerzhaft ist, dass er mich bat, ihn zu fahren. So was ist selten, denn der Gatte versucht, so viel wie möglich selbst zu machen. Normalerweise ist Fahren und Begleiten kein Problem, wenn ich im Heimbüro bin, denn da kann ich mich meistens herausziehen, trage eine Pause ein und gut. Nur diesmal hatte ich selbst einen Arzttermin. Da kam ich dann mit heißen Reifen eine Minute vorher an - um anderthalb Stunden zu warten. 

Eigentlich sollte ich zum Gastroenterologen, die bevorstehende Magenspiegelung besprechen, aber irritierenderweise führte die Kardiologin der Praxis das Gespräch. Ich war so überrascht, dass ich nicht nach dem Wieso fragte. Der Gatte befand bereits, die Kardiologin wäre merkwürdig, und das konnte ich nur bestätigen. Sie scheint außerdem ein Problem mit den Ärzten im Altonaer Krankenhaus zu haben - sie meckerte schon über die Kardiologie, wo der Gatte in Behandlung war, und jetzt über die Gastroenterologie, wo ich in Behandlung war. Sie ist sich nicht sicher, ob eine Magenspiegelung ausreicht, will mich aber auch nicht ins Krankenhaus überweisen für weitergehende Untersuchungen, sondern macht erstmal die Magenspiegelung. Zu meinen akuten Beschwerden sagte sie nichts. Ich hoffe, dass die Magenspiegelung da was zeigt, dass das Sodbrennen behandelt werden kann, die Tumore weder gewachsen nicht bösartig geworden sind. Wir werden sehen.

Diese Woche war ich auch wieder bei der neuen Frauenärztin, denn entgegen ihrer Zusage gab es kein Rezept für die Hormone, wie ich in der Apotheke feststellte. Ich bekam jetzt ein Privatrezept. Meine Krankheiten werden langsam ein teures Hobby, denn jedes Vierteljahr zahle ich einige Hundert Euro für Medikament, die ich off label nehmen muss, die also bei einer Erkrankung helfen, dafür aber in Deutschland nicht zugelassen sind. Die Praxis versucht nun per Post, die Unterlagen aus der bisherigen Praxis zu bekommen. Ich muss kommenden Monat nachfragen, ob es klappte. Ich würde ungerne bei der alten Praxis bleiben, denn ein Besuch dort kostet mich einen halben Tag, den ich mir mühsam freischaufeln müsste. Ich habe so schon eine 60-Stunden-Woche, denn zur Teilzeit-Arbeit kommen ja Pflege / Betreuung des Gatten. Und jeder Termin muss ja mit den Terminen des Gatten, die Vorrang haben, abgestimmt werden. Das ist Termin-Tetris, und wehe, an irgendeiner Stelle hakt es. Kommende Woche müsste ich mich klonen. Ich weiß noch nicht, wie ich das löse. 

Der Diabetologe des Gatten setzte sich dafür ein, dass der Gatte schon kommende Woche in die Gefäßchirurgie kann. Dem Gatten setzt das sehr zu. Er hat Angst vor Krankenhausaufenthalt und OP, ist panisch, schlägt verbal um sich, kann nicht alle bleiben, wird teilweise panisch, wenn ich nicht in Sichtweite bin. So sagte ich dann auch das Stricktreffen vorgestern ab. Ich habe natürlich alle Termine so umorganisiert, dass ich ihn begleiten kann, so viel Zeit wie möglich zu Hause bei ihm bin, aber mehr kann ich nicht machen (außer endlich zu lernen, mich zu klonen). Zu seiner Angst kommt der Umstand, dass die Männer in seiner Familie nicht älter werden als Mitte 60, und so alt ist er jetzt. Das haben wir beide im Hinterkopf, mit der leisen Hoffnung, noch viele gemeinsame Jahre haben zu dürfen. 

Jedenfalls ist es gut, dass der Gatte nicht in die Reha fuhr, denn dort hätten sie ihn angesichts des Zustands seiner Füße eh wieder nach Hause geschickt, weil die Wunden nicht adäquat versorgt werden könnten. 

Bis zur Wochenmitte ging's dem Gatten gut, räumte er viel im Haus auf und um, nahm mir viel ab. Das tat gut! Ich bin aktuell nämlich mal wieder so erschöpft, dass ich gelegentlich in Tränen ausbreche. Es ist einfach oft viel zu viel. Ich schaffe mein Tagespensum nicht mehr. Mir fehlt schon die zweite Woche ein freier Tag,

Hier gilt seit mittlerweile 244 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Im Büro wollten meine Kollegin und ich die Winterruhe nutzen, um unser Projekt weiterzuentwickeln. Ich hatte gerade alles angeleiert, als die Arzttermine des Gatten dazwischen kamen. Jetzt muss ich mal sehen, wie ich das alles schaffe. Meine Kollegin nimmt mir zwar vieles ab, hat aber selbst viel um die Ohren, und Projektleitung bin ich, also liegen die letzten Entscheidungen bei mir. Bei vielen Gesprächen muss ich einfach dabei sein. Da kann ich nur hoffen, dass sich der Zustand des Gatten stabilisiert. Davon ab ist im Büro mal wieder Corona-Alarm. Nach einem Kita-Laternenfest mit viel Gesang meldete sich am nächsten Tag alle Erzieherinnen mit Corona krank. Es traf dann auch eine Kollegin, deren Tochter in der betreffenden Kita ist. Ich war sehr froh, dass sie so vernünftig ist und aktuell im Büro Maske trägt. 

Ansonsten kämpfen wir alle mit der neuen Computer-Telefonie. Ich bekam seit zwei Wochen keinen Anruf mehr und frage mich, ob das an der Winterruhe oder an der Technik liegt. Testanrufe klappen jedenfalls. Ich bin außerdem nicht die einzige, die die Computer-Telefonie auf's Taschentelefon umleitet, weil die Gesprächsannahme über's Headset kompliziert ist. Immerhin habe ich es inzwischen geschafft, das kabellose Headset im Büro so zu verkabeln, dass es lädt. Dafür lässt sich der höhenverstellbare Schreibtisch nicht mehr herunterfahren, auch nicht resetten. Der Hausverwaltung ist nicht klar zu machen, dass ein Techniker kommen müsste, dass ich nicht zu blöd für die Bedienungsanleitung bin. So sitze ich wie ein Affe auf dem Schleifstein am Schreibtisch im Echtbüro und freue mich einmal mehr über die Arbeitstage im Heimbüro, wo die Ausstattung ergonomischer ist.  

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. 

Sonntag, 10. November 2024

Samstagsplausch KW 45/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLIII

Der Kommentar zu aktuellen
Weltlage.
Was für eine Woche!

Montag traf ich mich mit dem Gatten nach seinem Podologen-Termin zum Konditorn und erledigte auf dem Weg zum Bäcker jede Menge Besorgungen, denn wir gingen davon aus, dass der Gatte kommende Woche zur Reha fährt. Die Podologin befand, eine Wunde sei so ernst, da müsse der Diabetologe im Rahmen der Fußambulanz drauf gucken. So weit, so gut.

Dienstag und Mittwoch waren lange, anstrengende Tage. Ich habe Spaß mit Ärzten. Von der Endokrinologin ist kein Arztbrief zu bekommen, und ohne den kann ich nicht zur örtlichen Gynäkologin wechseln. Auch die bisherige Gynäkologin verweigert den Arztbrief. Doch, ich weiß, ich habe einen Rechtsanspruch auf die Befunde, aber ich habe keine Kraft, einen Anwalt einzuschalten. Also werde ich kommende Woche versuchen, einen Termin bei der bisherigen Gynäkologin zu bekommen. Wenn's klappt, muss ich weiterhin 80 km fahren, um meine Tabletten zu bekommen, aber dann ist das halt so. Wenn's nicht klappt, fehlen die Hormone. Als ich das vierteljährliche Rezept bei der Endokrinologin abholte, erfuhr ich, dass sie im kommenden Quartal die Praxis verlässt. Ihre Patienten können dann sehen, wo sie bleiben, denn die anderen Ärzte in der Gemeinschaftspraxis übernehmen die Patienten nicht, und einen Nachfolger gibt es auch nicht. Ein Endokrinologen-Termin ist nicht zu bekommen (ich dehnte die Suche inzwischen bis Hannover, Bremen und Kiel aus). Eine Kollegin, die ebenfalls einen Endokrinologen braucht, hat einen Termin in einem Jahr. Ich stehe also über kurz oder lang ohne zwei notwendige Medikamente da, weil es keinen Facharzt gibt, der sie mir verschreiben kann. Heißt: Hypermenorrhoe und unkontrollierte Gewichtszunahme. Vielleicht kann ich als Selbstzahlerin in der bisherigen Praxis bleiben. Das muss ich noch klären. Dann vermeide ich zumindest die unkontrollierte Gewichtszunahme.

Ja, ich gebe zu, eine Total-OP und eine bariatrische OP wären die einfachere Lösung. Dafür fände ich sofort Ärzte, denn die OPs bringen ordentlich Kohle, im Gegensatz zu den vierteljährlichen Untersuchungen und Rezepten. Gut, ich falle dann Wochen und Monate arbeitsunfähig aus, wir belasten die Pflege- und Krankenkassen, aber egal.

Donnerstag waren wir beim Hausarzt des Gatten, ursprünglich nur wegen des völlig wirren Medikamentenplans, den seine Nephrologin aufsetzte. Dabei stellte sich heraus, dass sie diesmal keine Befunde an den Hausarzt weiterleitete! Sie vergaß auch die eRezepte, so dass der Gatte ohne Medikamente dagestanden wäre, hätte er sich nach ihrem Plan gerichtet. Der Arzt beschloss, solange ihm keine aktuellen Befunde vorliegen, nimmt der Gatte die Medikamente nach dem Plan des Hausarztes ein, zumal nach der Medikation der Nephrologin die Nieren weiter geschädigt würden. So kann man sich auch Patienten heranziehen. Dialysen sind vermutlich auch lohnender als Tabletten. Mit der vom Hausarzt im Sommer geänderten Medikation geht es dem Gatten deutlich besser.  

Der Hausarzt bat dann den Gatten, die Reha abzusagen! Die Beschwerden, die der Gatte hat, würden sich durch die Reha nicht bessern, sondern er muss damit leben lernen. So klar hatte das noch niemand dem Gatten gesagt, und selbst der MDK meinte ja, die Reha würde Besserung bringen. Stattdessen hält der Hausarzt das Risiko, dass sich der Gatte in der Reha infiziert, für zu hoch. Die Klinik ist groß, fast 600 Patienten, über 300 Angestellte. Der Gatte kann aufgrund seiner Erkrankungen nur schwer Maske tragen, und vieles ist mit Maske ja auch nicht zu machen. Ich merkte in den letzten Tagen häufiger, dass der Gedanke, zur Reha zu fahren, dem Gatten sehr zusetzte, dass er Angst hatte, bei den Sportprogrammen nicht mithalten zu können, die Wege in der Klinik nicht zu schaffen usw.. Er sagte also die Reha ab und hadert nun, ob die Entscheidung richtig war. Psychisch hätte es ihm vielleicht gut getan, auch, weil er zwangsläufig ohne mich Kontakte knüpfen müsste, und mir hätten drei Wochen Ruhe auch gut getan, aber er vertraut seinem Hausarzt, was ja gut ist. Und wir würden uns Vorwürfe machen, wenn er sich Grippe, Lungenentzündung, Noro oder sonst was einfängt. Dem Gatten wird langsam bewusst, wie krank er wirklich ist.

Freitag war der Gatte dann wegen der Wunde, die der Podologin Sorgen bereitete, in der Fußambulanz. Ergebnis: Er muss zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus und bekommt vermutlich einen Stent. Er ist milde panisch. Angesichts seiner Herzerkrankung ist so eine OP kein Pappenstiel. Ich hoffe, ich kann morgen einen Termin vereinbaren, denn der Gatte möchte, dass ich ihn begleite. Angesichts der Wunde ist es natürlich gut, dass der Gatte die Reha absagte, denn er muss nun alle paar Tage in die Fußambulanz und soll den Fuß schonen (was er natürlich nicht macht ...). 

Am späten Nachmittag kamen "die Jungs", unser Handwerkerservice. In nur dreieinhalb Stunden zogen sie vieles glatt, woran sich der Gatte und ich in den letzten Monaten aufrieben. Wir haben Licht auf der Kellertreppe! Der Gatte freute sich, dass seine geplante Installation funktionierte. Er konnte sie ja nicht abschließen, weil die Hände (und dann auch die Augen) nicht mehr wollten. Ich bin von der Beleuchtung so begeistert, dass ich sie am Liebsten auch an den beiden anderen Treppen hätte, aber da ist die Umsetzung schwieriger, hätten wir keine Bewegungsmelder. Im Januar sollen "die Jungs" wiederkommen. Bis dahin will ich alles Elektro-Gedöns sortiert haben, wollen wir uns ein Beleuchtungskonzept jenseits von Bewegungsmeldern, Taschenlampen und Baustellenstrahlern überlegt haben, müssen die letzten Umzugskartons verschwinden. 

Der Gatte löste unser Problem mit dem Schuhregal, indem er Schuhsammler* kaufte, die sich über eine der Feuerschutztüren hängen lassen. Die Feuerschutztür darf paradoxerweise nicht geschlossen werden, weil sonst die Heizung zu wenig Luft bekommt, und durch den Schuhsammler lässt sie sich auch nicht mehr schließen. Insgesamt sind jetzt drei dieser Schuhsammler im Einsatz. Mal gucken, wie lange das reicht - der Gatte hat einen Schuhtick.

Hier gilt seit mittlerweile 243 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Im Badezimmer deutet sich die nächste Katastrophe an, denn es scheint, die Chaos-Baubrigade machte nachhaltig Murks. Jedes Mal, wenn der Gatte duscht, gibt es einen Wasserfall im Treppenhaus, schwimmt das Bad. Keine Ahnung, wieso das nicht passiert, wenn ich dusche. Unser Klempner meinte vor Monaten, als das Problem zum ersten Mal auftrat, das läge am verstopften Abflussfilter, aber der ist frei, wird mehrmals wöchentlich gereinigt. Auch die fehlenden Fugen, die er feststellte, wurden gezogen. "Die Jungs" setzten vorgestern eine Schwallleiste, aber ich fürchte, das Sinnvollste wäre es, die Dusche einmal komplett auszubauen und zu gucken, wo das Wasser eigentlich durchläuft. Mal sehen, woher ich das Geld dafür nehme (und die Nerven). Die Chaos-Baubrigade können wir ja nicht belangen, der Inhaber setzte sich ja ab. 

Ansonsten: Verzweiflung angesichts des November-Graus und der Weltlage. Fassungslosigkeit angesichts des Sauerland-Trumps, der partout Neuwahlen im Januar durchsetzen möchte, auch wenn das allen Regelungen und Fristen widerspricht, damit er einen Tag vor seinem Idol zum Kanzler gekürt werden kann. Wenn der Sauerland-Trump nicht zügig Wahlen streicht, werden zukünftige Bundestagswahlen ebenfalls im Januar stattfinden. Es zeigt sich wieder mal, was Menschen anrichten können, die mit aller Gewalt an die Macht wollen, keine Ahnung von Arbeit haben. Wut angesichts der kommenden CDU-AfD-Koalition, die sich nicht nur in Sachsen, sondern auch im Bund andeutet. Ohnmacht angesichts der Pogrome in Amsterdam und in Berlin (und die Frage, ob ich die geplante Chanukka-Girlande samt Lichterkette* nicht lieber in der Küche aufhängen sollte, weil man sie dort anders als im Esszimmer nicht von außen sieht).  

Der Schal für's Leben ist fertig, endlich! Die 12er Nadeln sind so gar nicht meins gewesen! Nun stricke ich Weihnachtsmützchen für Neugeborene, die bei uns allerdings die Leuchthasen* tragen werden. So wird aus der Osterdeko eine Weihnachtsdeko. Bei der Suche nach leuchtender Weihnachtsdeko, die uns beiden einigermaßen gefällt, stellten wir fest, dass wir auch im Vorgarten eine Außensteckdose hätten legen lassen sollen. Das werden wir beizeiten nachholen, auch für den Laubsauger, den ich auf dem Gehweg gegen das Laub einsetzen kann (anders als im Garten, so es kreucht und fleucht und geharkt wird). 

Im Büro macht's gerade wenig Spaß. Die Arbeit wird immer reglementierter, überwachter. Die Leichtigkeit nach dem Chef-Wechsel ist dahin. Meine Kollegin und ich haben uns jetzt endgültig entschieden, nicht zur Tagung zu fahren, weil wir als Teilzeitkräfte nicht die volle Arbeitszeit angerechnet bekommen. Wir würden anderthalb Tage unbezahlt arbeiten. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. / *Affiliate links

Sonntag, 27. Oktober 2024

Samstagsplausch KW 43/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLI

Aus dieser Woche hätte man locker wieder mehrere machen können. Die Tage waren wieder mal minutiös durchgeplant, und dementsprechend bin ich heute platt, müsste allerdings reichlich in Haus und Garten erledigen ...

Normalerweise lege ich die Arzttermine des Gatten auf meine Heimbüro-Tage. Bei der telefonischen Nachbesprechung der Laborbefunde diese Woche ging das nicht. Prompt fiel an dem Tag der Metronom mal wieder aus. Um dennoch pünktlich zu sein, nahm ich für die letzten 25 km, die ich nicht mit der S-Bahn zurücklegen kann, ein Taxi, das ein Vermögen kostet. Mit dem nächsten Zug wäre ich zu spät gekommen, und ein Bus fährt nur stündlich, braucht knapp anderthalb Stunden. Ich war pünktlich, nur entschied sich die Ärztin, eine Viertelstunde vor dem Termin anzurufen, weil es bei ihr besser passte. Der Gatte konnte dem Telefonat nicht ganz folgen, also hinterhertelefonieren und nachfragen. Schließlich bekam ich von der Ärztin zwei neue Medikamentenpläne, gleicher Tag, gleiche Uhrzeit, totale Unterschiede. Alles, was der Hausarzt vor einem Vierteljahr absetzte, verordnete sie wieder. Der Gatte ist jetzt wieder bei 15 Medikamenten pro Tag, und dabei sollten die Medikamente weiter reduziert werden. Die Dosierungen sind teilweise völlig wild, verdoppelt, vervierfacht, verringert ... Statt 1.000 mg Wirkstoff soll der Gatte z.B. 780 mg Wirkstoff nehmen - wie soll ich das von 1000er Tablette dosieren? Abkratzen und hoffen, das es passt? Bei einem Medikament sind es statt 20.000 Einheiten nur noch 2.000 - ein Tippfehler? Heißt, morgen einen Hausarzttermin machen und ihn fragen, was er meint. 

Bei der Augenärztin saßen wir zwei Stunden, nur um dann zu erfahren, dass die Ärztin krank ist und ihre Vertretung nichts zum Zustand des Gatten sagen kann. Sie empfiehlt eine OP, will das aber nicht entscheiden, weil der Gatte ja Patient der Kollegin ist. In fünf Wochen haben wir den nächsten Termin. Der Gatte gewöhnt sich einstweilen an die Gedanken einer OP.

Den Augenarzttermin konnten wir immerhin mit einem Besuch bei der Schwiegermutter verbinden. Wir schlugen ihr vor, ihren 90. Geburtstag in einem dänischen Ferienhaus zu feiern, was sie sehr freute. Jetzt hoffen wir, dass sie Tante überzeugen kann - möglichst schnell, denn die Ferienhäuser sind zum gewünschten Termin im gewünschten Gebiet schon knapp. Schwiegermutter besteht allerdings darauf, frühestens Weihnachten mit Tante zu reden, und der Gatte bereut den Vorschlag schon jetzt. Wir werden zwei Häuser mieten, das entspannt die Lage etwas. Notfalls müssen wir auf ein anderes Gebiet ausweichen. Schwiegermutter wird ohnehin zwei Wochen durchmeckern und nörgeln, sonst ist sie nicht glücklich.

Schwiegermutter hat sich zudem entschlossen, ein InKultur-Abo abzuschließen. Da wird sie von der Wohnanlage mit dem Bus in Oper, Theater oder Konzert gefahren und anschließend wieder mit dem Bus zurückgefahren - sehr kommod! Ich freue mich, dass sie das Abo abschloss und wieder unter Menschen geht, neue Impulse bekommt. Bislang war ich für Kultur zuständig, aber das schaffe ich durch den Umzug nicht mehr. Der Gatte und ich überlegen schon lange, InKultur auch für uns zu nutzen, denn auch von hier aus fährt ein Bus, aber bislang hatten wir noch keinen Kopf dafür, reichten uns die Angebote in der Kleinstadt. 

Der Gatte suchte für seine Mutter den schönsten Apfel vom kleinen Apfelbaum aus, denn der Baum stand früher in ihrem Garten. Schwiegermutter freute sich, das war schön. Inzwischen ist der Apfelbaum abgeerntet, liegen die Äpfel im Esszimmer und duften wunderbar. Morgen wird aus einem Teil ein Apfelkuchen. 

Wir waren überrascht, wie voll die
Rathauskantine war!
Diese Woche fand auch der Neubürger-Nachmittag statt. Die Stadt lädt alle ein, die im Laufe des Jahres herzogen. Eine schöne Idee! Dieses Jahr waren knapp 1.200 Leute eingeladen, von denen etwa 120 kamen. Bürgermeister, Stellvertreter, Stadträte und Bünabe stellten sich vor, erklärten die Ortspolitik samt Ausschüssen, in die man sich einbringen kann und soll. Es gab eine Powerpoint-Präsentation "Buchholz vor 50 Jahren", was mich sehr freute, war es doch eine Reise in meine Kindheit, und eine Fragestunde. Heißes Eisen war u.a. die ärztliche Versorgung. Es gibt nämlich zu wenig. Der Bürgermeister bat um Erfahrungen, gerne per Mail, um besser mit der KVN verhandeln zu können, denn die bestimmt die Anzahl der Kassensitze und ist der Ansicht, die Versorgung sei gut, statistisch gesehen. Nun, statistisch gesehen sind alle Briefträger rothaarig ... Der Bürgermeister bekam also eine Mail von mir. Im Anschluss gab's neben Kaffee und Kuchen ein Goodie Bag und eine Stadtrundfahrt, die ich leider ohne den Gatten machen musste, da er in einer schlechten Phase und komplett überfordert war.     

Im Haus geht es langsam vorwärts. Ich bin froh, wenn ich es an den Wochenenden schaffe, ein, zwei Stunden etwas zu tun. Problematisch ist weiterhin, dass der Gatte keine Arbeit alleine ausführen kann, ich meine Arbeit immer wieder unterbrechen muss, weil er Hilfe braucht. So nutze ich meistens die Zeit, wenn er Mittagsschlaf hält, und ignoriere mein eigenes Schlafbedürfnis. Der US-Briefkasten steht endlich. Der Briefträger macht sogar das Fähnchen hoch, wenn er Post bringt! Der Zeitungsausträger begriff im zweiten Anlauf, wohin die Zeitung soll - beim ersten Mal klemmte er sie in den Griff der Haustür. Die Halloween-Girlande hängt, drei leuchtende Gespenster* geistern durch den Vorgarten, das alte Vogelhäuschen aus Schwiegermutters ehemaligem Garten hat ein neues Strohdach. Auf der Terrasse und im Garten geht's auch langsam voran. Für "die Jungs", unseren Hausmeisterservice, haben wir eine Liste geschrieben mit den Arbeiten, die sie demnächst erledigen können. Ich hoffe, das klappt, denn sonst fangen wir wieder von vorne an mit der Suche nach einem Allround-Handwerker.  

Hier gilt seit mittlerweile 241 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Aktuell gibt es einige Corona-Fälle im Umfeld, und der erste Kollege meldete sich heute schwächelnd aus dem Urlaub zurück, ist noch nicht sicher, ob's Erkältung, Corona oder was ganz anderes ist.     

Im Büro setzte Mittwoch plötzlich die Ferienruhe ein, was sehr schön ist. Dafür diskutieren wir immer noch, ob meine Kollegin und ich die anstehende Dienstreise in unserer Freizeit machen müssen. Wir sind beide der Meinung, dass wir in unserer Freizeit keine Dienstreise machen. Die Chefs sehen es anders, wollen aber, dass wir zur Tagung fahren, auch, weil wir im kommenden Jahr die Jubiläumstagung des Verbandes organisieren sollen. Da gibt es immerhin keine Diskussion, ob das Arbeitszeit ist, denn dafür müssen wir nicht aus Hamburg raus, also keinen Dienstreiseantrag stellen. Wenn wir noch lange diskutieren, hat sich die Dienstreise ohnehin erledigt, ist die Tagung vorbei.

Es gab diese Woche eine Reihe von netten Begegnungen, u.a. mit einer 81jährigen Nachbarin, die ich mit der Mutter einer Bekannten "verkuppelte". Letztere zog neu hierher, ist wie die Nachbarin keine gebürtige Deutsche und freut sich, in ihrer Muttersprache plaudern zu können. Ich wurde von der Nachbarin ebenfalls gleich zu Kaffeebesuchen verhaftet. In der kommenden Woche freue ich mich darauf, dass "Der Buchspazierer*" im Kleinstadtkino läuft. Ich bin gespannt auf die filmische Umsetzung. 

Ich stricke gerade Socken für mich und arbeite zum ersten Mal mit 2,75er Nadeln. Bislang hielt ich diese Zwischengrößen für Mumpitz, wollte sie aber doch mal ausprobieren und kaufte auf Fanø ein Nadelspiel. Ich bin absolut begeistert! Die Nadeln liegen besser in der Hand als 2,5er, die sich zudem bei mir gerne mal verbiegen. Ich denke, das wird meine neue Nadelstärke für Socken.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. / *Affiliate links

Montag, 30. September 2024

#pmdd2024: Der 28. September 2024

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2024 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite

Schnuffi 2.0 meint, ich solle aufstehen.

Ich möchte aber lieber noch liegen bleiben und in Wolken und Bäume gucken. Ich mag den Schlafzimmerblick sehr.

Irgendwann raffe ich mich dann doch zum Kaffeekochen auf.

Heute ist Sonnabend. Wie an jedem Tag, meldet sich der Radiowecker um sechs Uhr, bin ich schon vorher wach. Ich habe viel zu tun, mag aber nicht aufstehen. Der Gatte darf ausschlafen, und ich beschließe, auch noch ein bisschen liegen zu bleiben. Natürlich werde ich heute nicht mal ansatzweise meine ganzen Aufgaben erledigen ... 

Dann schauen wir mal, wie Demokratiefeinde in Thüringen mit demokratischen Mitteln die Demokratie zerstören - 1933 reloaded im Livestream, sozusagen.

Ich finde fünf Jahre alte Ausflugsideen für Mallorca. In Son Servera und Son Carrió waren wir tatsächlich.

Briefe schreiben.

Mal wieder am tolino verzeifeln.

Auf dem Zettel steht Einkaufen, Fenster im Wohn- und Esszimmer putzen, Holzstapel abdecken, Schuhregal aufbauen, Wäsche waschen, Büsche schneiden, Briefe schreiben, Sachen für den Urlaub zusammentragen, Bettwäsche und Handtücher wegräumen, Wollhaspel aufbauen und ausprobieren, Blogbeiträge schreiben. 

Die Idee war, vor dem Einkauf im Gewerbegebiet beim Lieblingsbäcker zu frühstücken. Wir gingen davon aus, dass es leer sein wird, weil kurz vor Ultimo kaum jemand Geld für solchen Luxus hat. Wir haben vergessen, dass wir in einem der reichsten Orte des Landkreises wohnen, wo es für viele keine Rolle spielt, wieviel Geld am Ende des Monats noch übrig ist. Das war im Hamburger Stadtteil anders. Heute reicht die Schlange der Wartenden teilweise bis zum Parkplatz.

Nach dem Einkaufen brauchen wir dringend eine Hasen-Lese*-Pause.

Ich bin einfach nur kraftlos und erschöpft von der zurückliegenden Woche und von der seit vier Jahren vorherrschenden Gesamtsituation.

Draußen ist es kalt und regnerisch, und so mache ich zur Teezeit den Kamin an.

Die Lokalpostillen der letzten anderthalb Wochen nachlesen. 

Heute ist ein historischer Tag.

Die Einladung zum Neubürger-Empfang ist da. Ich bin schon sehr gespannt. 

Einen Ausflug im Weihnachtsurlaub planen.

Sie könnte heute ihren 93. Geburtstag feiern.

Die Spülmaschine möchte spielen.

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 28. September 2020 war der Gatte noch gesund und arbeitete. Ich hatte einen Büro- und Ladentag und wechselte die Zeitung an der Fenster-Leckage aus, wie auch am 28. September 2021. Am 28. September 2022 hätten wir laut Aussage des Bauunternehmers, der sich später als ziemlicher Chaot entpuppte, seit zwei Tagen im Haus wohnen können, war der Gatte noch fit genug, um mit dem Schornsteinfeger alleine die Hausbegehung zu machen. Heute kann er das nicht mehr. Am 28. September 2023 pendelten wir noch immer zwischen Wohnung und Baustelle.

Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*. Morgen um sechs Uhr klingelt wieder der Wecker. 

*Affiliate links

Sonntag, 29. September 2024

Samstagsplausch KW 39/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXVII

Auch diese Woche reichte wieder für mehrere, aber seit gestern habe ich Urlaub, und übermorgen fliegen wir für zwei Wochen nach Mallorca. Natürlich habe ich nicht alles geschafft, was ich bis zum Abflug hätte schaffen müssen, und ich weiß, dass ich die vertrödelte Zeit auch morgen nicht einholen werde. Nützt nichts, ich muss lernen, das zu akzeptieren.

Der kleine Apfelbaum trägt reichlich. Es ist eine wahre Farbenpracht! Der große Apfelbaum schmollt nach zweimaligem Rückschnitt, trägt ganze zwei Äpfel.

Dem Gatten geht's weiterhin den Umständen entsprechend gut, und wie immer, wenn ich seinetwegen nicht angespannt sein muss, etwas loslassen kann, das Adrenalin nachlässt, schlägt die Erschöpfung durch. Jedenfalls übernahm der Gatte diese Woche viel, um mich zu entlasten, so dass ich Zeit für andere Erledigungen und die Erschöpfung hatte. Wir kommen in Babyschrittchen weiter voran, und wir wären noch weiter, wenn ich Kraft hätte, den Gatten zu unterstützen. 

Ich kam endlich dazu, mir in der alt-neuen Heimat eine Gynäkologin zu suchen, um dafür nicht vierteljährlich 80 km fahren zu müssen. Ich hatte Glück, dass eine Praxis noch Kassenpatientinnen aufnimmt. Die bisherige  Gynäkologin ist zwar in der Nähe der Augenklinik, zu der der Gatte monatlich muss, aber beide Termine so zu legen, dass sie nacheinander passen, ist unmöglich. Gleiches gilt für meinen Lungenarzt und die Nephrologin des Gatten, aber die sind zumindest im gleichen Gebäude, so dass ich vierteljährlich schnell ein Rezept rausholen kann. Meine Hausarztpraxis ist ebenfalls in der Nähe. Das geht sich also besser aus. 

Unmittelbar, nachdem die Entbindung der Schweigepflicht der Ärzte es Gatten bei der Krankenkasse einging, rief eine Mitarbeiterin an und teilte dem Gatten mit, der Reha-Antrag werde jetzt zügig bearbeitet. Die Unterlagen seien auf dem Weg. Wir sind gespannt. Der Gatte ist weiterhin skeptisch, hat Angst, dass ich ihn abschieben möchte, ist überzeugt, dass die Reha ohnehin nichts bringt. Das ist anstrengend. Ich habe versprochen, ihm jeden Tag eine Postkarte zu schreiben, und kaufe gerade alles an Karten mit Hasen-Motiven, was ich finden kann. Und ich werde ihn so oft wie möglich besuchen, wenn er meint, dass er das braucht. Wenn es wirklich notwendig ist, werde ich schauen, ob ich vorübergehend vom Reha-Ort aus arbeiten kann. Generell denke ich aber, die Trennung täte uns gut. Das haben wir ja auch bei meiner Reha und bei meinem Kurz-Trip nach Dänemark gesehen.

Im Büro gibt's aktuell Stress wegen der geplanten Dienstreise von meiner Kollegin und mir. Wir arbeiten beide Teilzeit und wurden jetzt böse davon überrascht, dass bei Teilzeitkräften auf Dienstreise nicht mehr die tatsächliche Arbeitszeit anerkannt wird, sondern nur noch die reguläre Teilzeit-Arbeitszeit. Die Tagung, zu der wir fahren sollen, geht über 3x8 Stunden. Uns würden aber nur 3x6 bzw. 2x5 Stunden angerechnet - ein Tagungstag ist an dem Werktag, an dem meine Kollegin frei hat, weil sie nur vier Tage arbeitet, und an dem Tag werden ihr keine Stunden angerechnet. So müssten wir an Teilen der Tagung in unserer Freizeit teilnehmen. Auch die Fahrtzeit ist keine Arbeitszeit mehr. Bei mir wären es umgerechnet insgesamt zwei unbezahlte Arbeitstage, bei meiner Kollegin drei. 

Ich sprach mit dem Personalrat, der das im Großen und Ganzen Okay findet, denn: "Dienstreisen sind eine Belohnung". Auf uns wirken sie gerade eher wie eine Bestrafung. Unter den Bedingungen werden wir nicht an der Tagung teilnehmen - doof, weil wir das Prestige-Projekt des Instituts vertreten und im kommenden Jahr die Jubiläumstagung des Verbandes organisieren sollen. Diese Neuregelung führte schon dazu, dass ein Kollege ein Projekt abgab. Er sollte plötzlich in seiner Freizeit in einer Kommission mitarbeiten und Gutachten schreiben statt wie bisher in der Arbeitszeit. Ich wunderte mich schon, warum er ein Projekt aufgab, das er mochte. Für die Chefs gilt die Neuregelung übrigens nicht. Bei ihnen gelten auch die Fahrzeiten als Arbeitszeit, können auf Dienstreisen Überstunden gemacht werden. Schon schön.

Bei dem ganzen Theater fiel mir ein, dass ich schon seit fünf Jahren einen Antrag auf Höhergruppierung stellen will, weil ich vier Entgeltgruppen schlechter bezahlt werde als für meine Tätigkeit üblich. Da ich jetzt eine Rechtsschutzversicherung habe, sollte ich das mal in Angriff nehmen. 

Kommende Woche ist Rosh haShana, gefolgt von Yom Kippur in der Woche darauf, und dazwischen jährt sich der Tag des Simchat-Tora-Pogroms, des Überfalls der Hamas auf Israel. Ich kann es einfach nicht fassen, das noch immer über 100 Männer, Frauen und Kinder in den Händen der Hamas sind! Ich bin wütend und verzweifelt und mag mir nicht vorstellen, wie es den Angehörigen der Entführten geht. Diese Woche sahen wir die Reportage "Trauma in Nahost - Der 7. Oktober und seine Folgen". Ich fand sie einfach nur ärgerlich. Es gab beispielsweise keine Bilder von Gaza vor dem 8. Oktober, nur von den israelischen Zerstörungen. Einmal mehr perfekte Täter-Opfer-Umkehr. 

Hier gilt seit mittlerweile 237 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.   

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Tante rief gestern an, um sich für die Fotos von unserem Travemünde-Wochenende zu bedanken. Gespräche mit ihr sind einfach schön! Sie ist so warm, herzlich und wertschätzend. 

Diese Woche brachte für mich die siebte Corona-Impfung. Ich hoffe, dass wir die Mallorca-Reise ohne Infektion überstehen, vor allem der Gatte - ich trage ja ohnehin sehr konsequent Maske.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Sonntag, 8. September 2024

Samstagsplausch KW 36/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXIV

Aktuell übe ich Entschleunigen. Ich habe so viele Stressfolgeerkrankunegn, dass es auf keine Kuhhaut mehr geht. Entschleunigen ist schwer, denn mein tägliches Pensum wird ja nicht weniger. So reichte denn auch diese Woche mal wieder für mehrere.

Diese Woche war eine Gutachterin vom Medizinischen Dienst da. Sie nahm sich anderthalb Stunden Zeit. In etwa drei Wochen erfahren wir, ob die Einschränkungen des Gatte für einen Pflegegrad reichen. Die Gutachterin war entgeistert, dass der Gatte weder nach der Herzerkrankung noch nach dem Schlaganfall eine Reha bekam, und fragte zwei Mal nach, ob der Gatte jetzt noch eine Reha machen würde. Es wäre so schön, wenn er endlich eine Reha bekäme, um zumindest den Status Quo zu erhalten!

Über dieses Wochenende waren wir in Travemünde, um Schwiegermutter und Tante zu besuchen. Das war anstrengend, aber der wunderbare Blick aus unserem Hotelzimmer entschädigte für manches. 

Blick vom Hotelbalkon über die nächtliche Travemünder Bucht.

Wir nutzten die gemeinsame Zeit, um mit den Damen zu besprechen, wie der Weihnachtsbesuch ablaufen soll, denn Tante soll möglichst wenig Arbeit haben. Hoffentlich torpediert Schwiegermutter nicht alle Absprachen, auch, weil alles, was Tante bietet, ihr nicht gut genug ist. Mit Schwiegermutter etwas abzumachen, ist kaum noch möglich. Sie ist das beste Beispiel dafür, dass fehlende Sehkraft und fehlendes Hörvermögen Demenz begünstigen. Aktuell ist allerdings Tante da, hat sie jemanden, den sie permanent heruntermachen kann. So klagte mir denn auch Tante ihr Leid und freute sich, dass ich mich immer wieder zu ihr setzte, um sie aus Schwiegermutter Schussfeld zu nehmen. Mir wiederum tut Tantes einfühlsame Art gut. Der Gatte und ich verbringen beide gerne Zeit mit Tante und überlegten schon, sie notfalls alleine, also ohne Schwiegermutter, über Weihnachten zu besuchen. 

Dieses Wochenende war Stadtfest in der lindgrünen Hölle, und nachdem der Gatte es in den letzten beiden Jahren verpasste, wollte er dieses Wochenende unbedingt hin. Wir waren also Freitag zum Auftakt und heute zum Abschluss dort. Das Stadtfest ist wirklich nett, denn es nicht einfach nur ein Jahrmarkt, sondern gibt auch allen Vereinen die Gelegenheit, sich vorzustellen. Der Gatte möchte gerne Rehasport machen, eine Anregung der Gutachterin des Medizinischen Dienstes, und guckte sich auf dem Stadtfest entsprechend um. Erstmal brauchen wir dafür aber das Okay der Kardiologin und eine Verordnung. Das wird also vor Anfang kommenden Jahres nichts. 

Das Stadtfest war für mich auch ein Ausflug in die Kindheit, die von außen betrachtet paradiesisch anmutete: Auf jedem Schützen- oder Stadtfest durfte ich so viel Karussell fahren wie ich wollte, denn viele Schausteller waren Mandanten meines Vaters. Außerdem bekam ich dänisches Pommes und dänisches Softeis satt, konnte in jeden Kinofilm, den ich sehen wollte, selbst, wenn die Vorstellung ausverkauft war, denn auch Imbiss- und Kinobetreiber waren Mandanten meines Vaters. Wie die Kindheit hinter den Kulissen aussah, sah kaum jemand. 

Ich war seit 40 Jahren wieder auf dem Stadtfest, denn ich widersetzte mich dem Credo, dass man zum Stadtfest zurückkommt. Ich weiß, dass viele ehemalige Mitschülerinnen und Mitschüler das wirklich ernst nehmen. Getroffen habe ich zum Glück niemanden von ihnen. Wir trafen allerdings die Eltern einer Sandkastenfreundin, und das war wirklich schön! Ihre Mutter ist sehr gebrechlich und dement, was dazu führte, dass ihr Vater eine unglaubliche Wandlung durchmachte: Plötzlich kümmert er sich liebevoll um seine Frau, erledigt den Haushalst, ist darauf bedacht, dass es ihr gut geht! Das ist so schön zu sehen! Bis dahin war er ein typischer Patriarch, der keinen Finger im Haushalt rührte. Der Gatte und ich passten kurz auf die Mutter auf, während der Vater Schmalzgebäck für den Kaffee zu Hause holte.

Kommende Woche mache ich ein paar Tage Urlaub mit einer Blog-Freundin in Dänemark. Wir wollen zu Fanø Strik. Der Gatte bleibt zu Hause, was mir Sorgen macht, denn es bedeutet, dass er sechs Tage lang keine Tabletten nimmt, sich nicht um seinen Blutzucker kümmert. Er bekommt das beides nur noch hin, wenn jemand daneben steht. Es reicht auch nicht mehr, ihn anzurufen und an die Einnahme etc. zu erinnern. Natürlich hätte es die Möglichkeit gegeben, einen Pflegedienst zu beauftragen, drei Mal am Tag nach ihm zu schauen, aber das lehnt er vehement ab. So muss ich einmal mehr damit leben, dass ich nicht weiß, in welchem Zustand ich ihn nach sechs Tagen wiederfinde. 

Übrigens hülfe auch kein Notrufknopf. Zum einen lehnt der Gatte den vehement ab, zum zweiten ist er in akuten Situationen nicht mehr in der Lage, einen Notruf auszulösen, zum dritten ist der Notruf hier im Landkreis Harburg so organisiert, dass erst die Pflegeperson alarmiert wird, nicht der Rettungsdienst. Heißt, ich müsste kommende Woche im Ernstfall 350 km fahren, nach dem Gatten gucken, und erst, wenn ich dann zu dem Ergebnis komme, dass es wirklich ein medizinischer Notfall ist, wenn ich mich verpflichte, die Kosten für den Einsatz zu übernehmen, wenn es keiner ist, wird der Rettungsdienst losgeschickt. In Hamburg war es so, dass ein RTW kam, spätestens, wenn die Person nicht auf Ansprache reagiert. Im Landkreis Harburg lässt man im Notfall lieber einen Menschen sterben als womöglich einmal umsonst einen RTW zu schicken. 

Ich kann also nur hoffen und beten, dass der Gatte die Zeit ohne mich übersteht, und mache mir damit Mut, dass er ja auch die fünf Wochen, die ich zur Reha war, überstand. Nur: Vor einem halben Jahr war er noch deutlich besser beieinander.   

Ich lese gerade ein sehr tröstliches Buch: "Der heutige Tag: Ein Stundenbuch der Liebe*" von Helga Schubert*. Schubert erzählt vom Leben mit ihrem Mann, mit dem sie seit über fünfzig Jahre zusammen ist. Doch nun ist der Mann schwer krank. Lange schon wird er palliativ umsorgt; und so wird der Radius des Paares immer eingeschränkter, der Besuch seltener, die Abhängigkeit voneinander größer. Das Buch ist wie eine wärmende Umarmung, zeigt es doch, wie ein Paar auch unter diesen Bedingungen ein Paar bleiben kann. Es macht mir Mut und bestärkt mich auf meinem Weg.

Hier gilt seit mittlerweile 234 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Im Büro sollten diese Woche unsere Telefone auf Computertelefonie umgestellt werden, ohne dass wir Headsets haben. Einen Tag vor der Umstellung befand dann auch die IT, dass das eine blöde Idee ist. Wir haben also neue Telefonnummern, die wir auch erst final nach der Umstellung erfuhren (sie änderten sich im Laufe des Umstellungstages mehrfach), telefonieren aber weiterhin mit dem klassischen Telefon. 

Ansonsten gibt es im Umfeld wieder reichlich Corona-Fälle, auch im Büro. Ich trage wieder öfter Maske. Mein Impftermin ist schließlich erst in zwei Wochen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

*Affiliate links

Sonntag, 1. September 2024

Samstagsplausch KW 35/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXIII

Der Herbst naht mit großen Schritten.
Heute morgen wurde ich mit der Nachricht geweckt, dass gestern Abend die Leichen von sechs jungen Menschen gefunden wurden, die nur Minuten vor ihrer Befreiung von der Hamas ermordet wurden. 

Elf Monate gingen Hersh Goldberg-Polin, Carmel Gat, Almog Sarussi, Ori Danino, Eden Yerushalmi und Alexander Lobanov durch die Hölle. Nun haben ihre Familien grausame Gewissheit. Direkt danach kam die Nachricht, dass es einen erneuten Terroranschlag gab, dem drei Israelis zum Opfer fielen. Das muss die Feuerpause sein, der die Hamas zustimmte (und die Angriffe aus dem Libanon auf den Norden Israels gehen natürlich auch unvermindert weiter). Diese Nachrichten überlagern die Freude über die geglückte Befreiung von Qaid Farhan Alkadi zu Wochenbeginn. 

Hersh Goldberg-Polin, ein Amerikaner, war in einer Initiative aktiv, die mit israelischen und palästinensischen Kindern Fußball spielte, und Fan der deutschen Fußballclubs Werden Bremen und St. Pauli. Während um ihn und um die anderen Ermordeten getrauert wird, feiern die Hamas und ihre Unterstützer ihren Tod mit der Verteilung kostenloser Süßigkeiten.  

Wenn dieser Beitrag erscheint, werden gerade die Wahllokale in Thüringen und Sachsen geschlossen. In beiden Bundesländern wird dann die AfD die Mehrheit haben. Ich bin gespannt, welche der demokratischen Parteien zuerst umfällt und koaliert. Auf den Tag genau 85 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen, 81 Jahre nach dem Erlass zum Tragen eines Judensterns regiert wieder eine faschistische Partei. Super. Wenigstens die Nazis haben aus der Geschichte gelernt. 

Hier gilt seit mittlerweile 233 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

"Der Schrank kostete dich den letzten Nerv!", stellte der Gatte bedauernd fest, als mein Körper vorgestern die Notbremse zog - besser: Ziehen wollte. Ich kann es mir momentan schlichtweg nicht leisten, schlapp zu machen, also mache ich weiter, irgendwie. Es bleibt jeden Abend das Gefühl, wieder nicht alles geschafft zu haben, was ich schaffen müsste. Ich merke, dass ich gesundheitlich echt angeschlagen bin, aber es hilft nichts. Ich versuche, irgendwie mit Tabletten durchzuhalten.

Die beiden jungen Männer mit dem mobilen Hausmeisterservice meldete sich. Der Gatte und ich beschlossen, ihnen den Unglücksfall, den sie als Entschuldigung für ihre Absage nannten, zu glauben, wissen wir doch selbst, welche Achterbahnfahrten das Leben nehmen kann. Im zweiten Anlauf kamen sie wie besprochen, erwiesen sich auch "in echt" als höflich und plietsch. Ratzfatz waren vier Lampen an der Decke, war eine weitere Lampe repariert. Ende Oktober werden sie die letzten noch anstehenden Arbeiten ausführen. Einiges versucht der Gatte bis dahin selbst zu erledigen. Schafft er es nicht, übernehmen die jungen Männer. Das ist ein Kompromiss, mit dem ich leben kann. Ich will den Gatten ja nicht bevormunden, in dem ich von vornherein sage, dass er die Projekte, die er sich vornahm, nicht schafft. Ich weiß ja, er will, nur er kann nicht. Er soll sich auf die Projekte konzentrieren, die ihm Spaß machen, und das ist die Modellbahn. Es wäre schön, wenn er die Fertigstellung der Anlage noch erlebt.

Mein Kleiderschrank montierte jemand anderes, weil ich nach der kurzfristigen Absage der jungen Männer nicht wusste, was wird, dringend Ersatz brauchte. Sagen wir mal so: Der Schrank steht. Ich vermute, da dürfen die beiden jungen Männer demnächst auch noch mal ran, denn so wirklich zufrieden bin ich nicht, vor allem im direkten Vergleich der Arbeit dieses Handwerkers zur akkuraten und sauberen Arbeit der beiden jungen Männer.

Diese Woche brachte den Gatten-Geburtstag mit Besuch bei Schwiegermutter und Tante. Der Gatte hielt sich wacker, das Treffen verlief einigermaßen harmonisch. Zusammentreffen mit Tante sind ja ohnehin ein Vergnügen, aber mit Schwiegermutter ist es oft schwierig. Wenn nichts dazwischen kommt, werden wir Weihnachten mit Tante in Dachau feiern. 

Im Büro ist unsere Fusion mit einem anderen Institut jetzt fix und von allen Gremien genehmigt. Die ersten Werbematerialien wurden nach monatelanger Entwicklung von Logos, CI und CD jetzt in den Druck gegeben - nur dachte keiner der vielen hochbezahlten Köpfe daran, sie mal Korrekturlesen zu lassen. So geht's dann fehlerhaft in den Druck, denn Chefin schickte die Entwürfe erst rum, als alles schon im Druck war. Ich verscherzte mir Sympathien, als ich dennoch auf den Fehler hinwies. In der kommenden Woche werden unsere alten Telefone abgeschaltet. Wir bekommen neue Telefonnummern und telefonieren zukünftig über den PC.  Praktisch wäre es, wüssten wir unsere neuen Telefonnummern und hätten schon Headsets. Beides ist nicht der Fall. Das wird spannend.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Sonntag, 25. August 2024

Samstagsplausch KW 34/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXII

Natürlich kamen die beiden jungen Männer, die heute früh meinen Kleiderschrank zusammenbauen wollten und in den kommenden Wochen mit ihrem mobilen Hausmeisterservice weitere Arbeiten erledigen sollten, nicht! Sie sagten anderthalb Stunden vorher ab. Ich war ja von Anfang an misstrauisch, denn das hörte sich einfach alles zu gut an, um wahr zu sein. 

Also stand ich umsonst auf einem Sonntag um sechs Uhr auf, räumte den provisorisch aufgebauten Kleiderschrank wieder ein - ich habe ja auch sonst nichts zu tun - und suche weiter über myHammer und TaskRabbit nach einem Handwerker. Die örtlichen Hausmeisterservices sind entweder seit Monaten ausgebucht oder haben kein Interesse an so "kleinen" Aufgaben wie der ellenlange Liste, die bei uns abgearbeitet werden müsste.   

Generell reichte auch diese Woche mal wieder locker für mehrere. Dem Gatten geht es weiterhin den Umständen entsprechend gut, was für mich eine große Erleichterung ist. Der Schwindel wird durch Bewegung besser, und Bewegung hat er reichlich. Das wechselhafte Wetter macht ihm sehr zu schaffen, aber er hält sich tapfer. Er versucht, mir so viel wie möglich abzunehmen, was sehr angenehm ist. Aber wie immer, wenn ich etwas loslassen kann, merke ich meine Erschöpfung. Ich habe seit zwei Tagen Migräne und könnte nur noch schlafen - nur nachts nicht. Da schrecke ich alle zwei Stunden hoch. Und ich wünschte, ich könnte mich darauf verlassen, dass der Zustand des Gatten stabil bleibt, dass nicht gerade irgendwo die nächste Katastrophe Anlauf nimmt. Es wäre schön, wenn das diesmal nicht so ist, aber die Erfahrung sagt etwas anderes. Immerhin: Diese Woche schaffte es der Gatte, jeden Tag seine Tabletten zu nehmen! Ich muss ihn allerdings immer noch daran erinnern, aber er denkt gelegentlich auch selbst daran, hatte sie schon genommen, bevor ich erinnerte.

Stricken geht immer, auch mit Bruschetta.

Diese Woche war ich zum ersten Mal beim monatlichen Stricktreffen - nur kurz, denn der Gatte bat darum, dass ich zum Abendessen zu Hause bin. Das macht er nur, wenn es ihm nicht richtig gut geht, und seinen Wunsch respektiere ich. Das Stricktreffen war eine nette Abwechslung, und eine der Frauen traf ich zwei Tage später im Zug nach Hamburg wieder. 

Zum Ende der Woche fühlte der Gatte sich fitter, konnte ich mich "open end" mit den beiden Sandkastenfreundinnen treffen - endlich mal wieder, nach anderthalb Jahren. Wir wollen uns gerne öfter sehen, aber das Leben ... Vielleicht klappt es im November zum Waffelessen bei uns. Das Waffeleisen samt Stecker tauchte schon auf, aber der Esstisch ist noch nicht richtig nutzbar. 

Den Esstisch muss ich aber dringend heute noch nutzbar machen, denn der Termin für die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst steht, und mit der Mitarbeiterin müssen wir ja irgendwo sitzen. Obwohl: Als sie hier war, um meine Mutter zu begutachten, saß sie auch auf der Couch. Egal, ich möchte wieder einen Esstisch haben! Langsam ist das Wetter zu instabil, um draußen zu essen. 

Eigentlich wollten wir diese Woche auch zum letzten Open-Air-Konzert, aber wir waren beide von den Wetterwechseln total fertig und entschieden uns, zu Hause zu bleiben. 

Hier gilt seit mittlerweile 232 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Schwiegermutter geht's gut. Sie hatte selbst auch schon daran gedacht, Weihnachten zur Tante zu fahren. Mal schauen, was die beiden Damen planen, wenn Tante in den nächsten Wochen hier ist. Mit meiner Kollegin habe ich mich schon abgesprochen, so dass Urlaub möglich ist. Ansonsten hat sich Schwiegermutter mit allen Damen, mit denen sie sich in der Seniorenwohnanlage anfreundete, überworfen. Sie kennt die Gründe: Wenn es nicht nach ihrer Nase geht, wird sie extrem unleidlich, und sie verweigert ihre Hörgeräte, kann also nicht mehr an Unterhaltungen teilnehmen, nimmt kaum noch etwas außerhalb ihrer engen Wahrnehmung auf. Obwohl sie die Gründe kennt und benennt, ändert sie nichts. Unterhaltungen mit ihr sind extrem anstrengend und werden von Mal zu Mal schwieriger.

Diese Woche kam zum vorerst letzten Mal der Sperrmüll und nahm alles mit, was wir an die Straße stellten. Lachen mussten wir am nächsten Tag: Der überrechte Nachbar, aus gutem Grund vom Gatten auch "Blockwart" genannt, stellte seine Sachen daneben, und sie wurden nicht abgeholt, da nicht angemeldet! Ich wunderte mich schon, als ich spät abends einen Plattenwagen hörte, mit dem offensichtlich Sachen an die Straße geschoben wurden. Wir sind gespannt, wie lange die Sachen an der Straße stehen bleiben - der nächste Sperrmüll-Termin ist in vier Wochen, aber ohne Anmeldung wird auch dann nichts mitgenommen. Der Gatte überlegt, das Ordnungsamt anzurufen. So sehr schätzt er den Nachbarn. 

Diese Woche kauften wir zwei Schüttraummeter Holz und sind gespannt, wie lange wir damit auskommen. Der Holzkauf gestaltete sich mal wieder schwieriger als gedacht, aber dann fanden wir einen jungen Mann, der Wald hat und sich damit etwas dazu verdient. Er hätte uns das Holz gerne auch geliefert, kam extra vorbei, um zu gucken, dass es mit seinem Hänger auch passt - leider nicht. Das Haus steht halt nicht an der Straße, und sein Hänger ist breiter als die der Nachbarn. Jetzt hat er uns das Holz auf seinem Grundstück bereit gestellt, und wir holen immer welches ab, wenn es gerade passt. Die Fahrt dauert 15 Minuten und ist recht abenteuerlich - wir sollten das Holz tunlichst vor dem ersten Schnee bei uns haben. Ich weiß noch nicht so genau, wo wir es lagern, denn im Holzregal bekommen wir nur knapp einen Raummeter unter. Zum Glück ist das Gartenhaus leer, denn wir verkauften weitere leere Umzugskartons, die dort eingestellt waren. 

Seit heute Mittag wird bei den linken Nachbarn Kindergeburtstag gefeiert - was für ein Unterschied zu Hamburg! Ja, es ist laut. Ja, es fliegen Bälle in unseren Garten. Aber dennoch ist der Ton freundlicher, zugewandter. Die Väter kümmern sich um die Bespaßung der Brut, die Mütter kümmern sich um Prosecco und Pommes - ersteres hoffentlich nicht für die lieben Kleinen. Das Nachbarskind ist entzückend, das merkte ich schon öfter. Die meisten Kinder hier sind wirklich sehr gut erzogen - ein Unterschied zu Hamburg.