Dienstag, 17. Juni 2025

Socken mit Karo-Hebemaschen aus ONline Supersocke Merino

Von den Bananensocken hatte ich noch ein bisschen Wolle übrig. Zusammen mit einem roten 6fädrigem Garn, von dem ich den Hersteller nicht mehr weiß, weil ich mir aus irgendwelchen Gründen die Banderole nicht aufhob, wurden daraus diese Socken mit Hebenaschen. 

So, wie die Socken aussehen, kann ich sie Weihnachten auch an den Kamin hängen ...

Ich wusste von den IStandWithUkraine-Socken aus Ponderosa-Wolle, dass der Schaft mit diesem Muster sehr eng ausfällt und grübelte länger darüber, wie ich das Muster für meine Waden passend mache. Dazu kam, dass ich mit 6fach-Garn nicht so oft stricke. Jedenfalls war schnell klar, dass ich mit der üblichen Maschenanzahl und Nadel 3 oder 3,5 nicht fröhlich werde.

Das Muster im Detail.

Schließlich entschied ich mich für 60 Maschen bei Nadelstärke 3. Das passte ganz gut.

So sehen die Socken nicht ganz so unförmig aus ... Das Hebemachen-Muster führte ich mit dem roten Garn weiter, nachdem der Rest bunte Wolle aufgebraucht war.

Dieser Beitrag geht rüber zum Dings vom Dienstag und zum Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!

Montag, 16. Juni 2025

#12von12 im Juni 2025

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine Juni-Bilder. 

#1: Bänkchensitzen mit dem Gatten. Dem Gatten ist ständig schwindelig, er kann nur wenige Meter am Stück laufen, also bat er darum, mit mir ein Stück zu gehen, wenn ich morgens Richtung Bahnhof gehe. Nach der Bankpause geht er weiter Richtung Apotheke. Dass er sich nicht mehr bewegen kann, meistens auf mich angewiesen ist, ist für ihn unwahrscheinlich schwer. Gleichzeitig will er sich so viel Unabhängigkeit wie möglich bewahren. Ich bewundere ihn sehr dafür, dass er nicht aufgibt.

Obwohl heute Donnerstag ist, fahre ich ins Echtbüro, denn ich habe einen Präsenztermin.

#2: Arbeitstage, die ich mag. Ich bin eine Viertelstunde zu früh und habe noch Zeit, ans Wasser zu gehen. Die Elbe vermisse ich schon in der lindgrünen Hölle.

#3: Schiffe, Himmel und Wellen gucken.

#4: Okay, jetzt ist es aber Zeit für die Arbeit!

#5: Der zweite Termin des Tages führt mich in ein schönes Treppenhaus.

#6: Heute fahre ich viel Bus.

#7: Ein paar Stunden habe ich auch am Schreibtisch gearbeitet.

Wie die meisten Echtbüro-Tage ist auch dieser sehr intensiv. Ich komme nicht mal zu einer richtige Mittagspause. Aber ich habe zum Feierabend viel geschafft. Momentan fahren zudem zurück zwei Züge, so dass ich entspannt einen Zug später nehmen kann, mich nicht hetzen muss (zu normalen Zeiten fahren drei Züge pro Stunde, seit Monaten aber meistens nur einer).

#8: Vom Bahnhof muss ich in die Stadt und probiere dafür einen neuen Weg aus. Schade, dass das Bild so verwittert ist.

#9: Zu Hause wartet die Wäsche auf mich. Es ist für mich noch immer ungewohnt, dass Wäsche binnen eines Tages auf der Terrasse trocknet. Das war in Hamburg anders.

#10: Morgen ist auch ein guter Tag zum Wäschetrocknen, also werfe ich noch eine Maschine an.

#11: Ich mag's, wenn Pfingstrosen zu meinem Geburtstag blühen. Ich wüsste gerne, ob das eine der Rosen ist, die mit umzogen und in Hamburg nie blühten, oder ein, die schon seit über 60 Jahren im Garten wächst.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas in einem Geburtstagsgeschenk blättern*.

Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre. Am 12. Juni 2020 waren wir anlassbedingt essen, zum ersten Mal unter Corona-Regeln. Am 12. Juni 2021 hatte der Gatte gerade seinen dritten Krankenhausaufenthalt binnen einen halben Jahres hinter sich, war noch sehr schwach und kämpfte zudem mit Impfreaktionen. Am 12. Juni 2022 genoss ich einen ruhigen Sonntag in der Wohnung und im Garten, nicht ahnend, dass es für lange Zeit der letzte im Garten der Wohnung sein sollte. Am 12. Juni 2023 hatten wir schon seit 11 Monaten ein Haus und pendelten zwischen Wohnung und Baustelle. Am 12. Juni 2024 war ich das letzte Mal zusammen mit dem Gatten in Dänemark, obwohl er sehr krank war und nach Ansicht des Arztes besser zu Hause geblieben wäre. Gott sei Dank ging alles gut. / *Affiliate link

Sonntag, 15. Juni 2025

Samstagsplausch KW 24/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXIV

Diese Woche war einigermaßen ruhig. Es gab nur einen Arzttermin, und ich konnte zwei Tage im Echtbüro verbringen. Diese Tage sind unwahrscheinlich arbeitsintensiv, haben eine hohe Schlagzahl. Nicht, dass ich zu Hause weniger arbeite, aber ich mache mehr Pausen, denn beim Gatten liegt ja oft was an. Im Büro wird öfter "mal eben" was geklärt, bespricht man sich schnell dienstlich zwischen zweit Terminen oder wechselt ein paar private Worte, arbeite ich trotzdem konzentrierter und störungsfreier. Das fehlt im Heimbüro. 

Ich mag beides, aber das Echtbüro strengt mich mehr an, auch durch das Pendeln. Aktuell fahren morgens drei und nachmittags zwei Züge, das entspannt. Nachmittags kann ich spontan etwas länger arbeiten, morgens muss ich mich nicht hetzen. Mal gucken, wie lange das so bleibt. Sicher wird der Fahrplan spätestens mit den Sommerferien wieder ausgedünnt, und selbst außerhalb der Ferien ist nicht gesagt, dass der Zug, der gestern fuhr, heute auch noch fährt. Es bleibt jeden Tag spannend. Zum Glück ist mein Arbeitgeber entspannt, habe ich nicht den Druck, den ich bei Mitreisenden erlebe, muss ich nicht jeden Tag pendeln. 

An Vier-Tage-Wochen merke ich meine Erschöpfung. Sonnabends bin ich zu nichts mehr in der Lage, außer mich um Essen und Haushalt zu kümmern und zu schlafen. Irgendwelche Aktivitäten, das Ausräumen der letzten Umzugskisten oder Gartenarbeit - Fehlanzeige. Es fehlt einfach die Kraft. Sonntags versuche ich dann, einiges aufzuholen, aber der Tag ist einfach zu kurz. Gestern wollte ich eigentlich zum World Wide Knit in Public-Day nach Hamburg, aber dann war der Garten, der schrie, Früher hätte sich der Gatte um den Garten gekümmert, heute kann er das nicht mehr. Letztlich schaffte ich weder das eine noch das andere, sondern verschlief den meisten Teil des Tages. 

Eine aus unserer Strickgruppe hat sich darum gekümmert, dass wir für unsere Treffen einen Raum im örtlichen Mehrgenerationenhaus bekommen. Bislang trafen wir uns entweder privat oder in einem Lokal, heißt, eine hatte Arbeit oder alle hatten Verzehrzwang. Kommende Woche ist der Testlauf, und ich hoffe, die Örtlichkeit sagt der Mehrheit zu. Für mich ist sie perfekt, da fußläufig erreichbar. Da in der Gruppe Menschen aus dem ganzen Landkreis und aus dem Nachbarlandkreis sind, die Kleinstadt zudem gar nicht so klein ist, stresste mich das Fahren unbekannter Strecken sehr. Das fällt nun weg, wenn die Mehrheit mit dieser Lösung einverstanden ist. Wir zahlen einen kleinen Obolus, in dem Getränke enthalten sind, und können Fingerfutter mitbringen. Ich habe mir schon vorgenommen, dass ich Low-Carb-Cracker backen möchte. Von denen hätte der Gatte dann auch was. Praktischerweise gehört zum Mehrgenerationenhaus auch ein Tauschhaus, wo ich unsere aussortierten Sachen abgeben kann, wenn ich eh schon da bin. Außerdem habe ich entdeckt, dass sich dort auch wöchentlich eine Strick- und Häkelgruppe an einem meiner Heimbüro-Tage nachmittags trifft - perfekt, wenn ich mal etwas Luft habe, den Gatten nicht zu Ärzten begleiten muss. Diese Treffen sind purer Luxus für mich.

Ansonsten beschäftigte ich mich hauptsächlich mit dem Blutzucker-Tagebuch des Gatten, das er gerade führen muss, denn das überfordert ihn. Mich auch. Ich würde zu gerne verstehen, warum sich der Blutzucker des Gatten partout nicht dauerhaft einstellen lässt. Die neue Diabetes-Beraterin passte den Spritzplan weiter an, aber auch da sind die Insulinmengen viel zu hoch. Aus Erfahrung halbierte der Gatte selbstständig auch die Mengen des neuen Plans, aber selbst die sind noch zu hoch. So fährt der Blutzucker Achterbahn, sind die Nächte wieder unruhiger, stehen überall in Griffweite Apfelsaft und Dextrosebeutel. Das ist körperlich sehr anstrengend und lebensgefährlich. Gleichzeitig ist die aktuelle Sensor-Charge eine Katastrophe, gibt ein neuer Sensor nach ein, zwei Stunden auf (normalerweise hält ein Sensor zwei Wochen). Die letzte Nacht war also nicht nur von Alarm wegen Unterzuckers gestört, sondern auch durch Fehlermeldungen, bis sich der Sensor endgültig verabschiedete, das analoge Messgerät wieder mal zum Einsatz kam. Der heute gesetzte Sensor verabschiedete sich nach vier Stunden. Jetzt liegen hier zwei Reklamationen, um die - Überraschung - ich mich kümmern darf. 

"Wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass ich mich eines Tages nicht mehr bewegen kann ..." Bankpause mit dem Gatten, der sich tapfer die 500 Meter zur Apotheke erkämpft. Ich bin so froh, dass er nicht aufgibt.

Außerdem mussten die Rechnungen des letzten Krankenhausaufenthaltes zur Erstattung an die Versicherung geschickt werden (ich sammle da immer ein bisschen, bis mein Konto zu sehr im Minus ist), muss ich mich um die Zuzahlungsbefreiung für den Gatten kümmern und um einen Neufeststellungsbescheid für seine Behinderung, denn trotz der OP scheint alles auf die Grade "aG" und "B" hinauszulaufen. Der Gatte kann selbst an guten Tagen keine 30 Meter am Stück mehr gehen und fragte schon, ob ich mich um einen Rollator kümmern kann. Der Neufeststellungsbescheid ist eine der vielen Aufgaben für meinen Urlaub, und beim Rollator warten wir die kommende OP ab. Vielleicht wird es ja doch mal besser.

Und dann gibt es da diese Momente, in denen es kurz so ist wie früher. Wenn der Gatte es ohne Hilfe schafft, die Gasflasche am Grill zu wechseln, auch, wenn er dabei anders als früher sitzen muss, oder wenn er erkennt, dass der volle Wäschekorb auf der Treppe nach oben soll und ihn, unter vielen Mühen, mit nach oben nimmt. 

Hier gilt seit mittlerweile 274 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.   

Heute rief unsere alte (im Wortsinnen, sie ist 92 Jahre alt) Nachbarin aus Iserbrook an - eine schöne Überraschung! Sie freue sich so, dass wir noch an sie denken (ich schicke Karten zu Festen oder aus Urlauben), vermisse uns, die neuen Nachbarn kennt sie nicht, die Fenster der Wohnung sind verrammelt, es ist niemand da, den sie vom Balkon aus zuwinken kann oder der ihr zuwinkt ... Wir vermissen die Nachbarin auch.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Sonntag, 8. Juni 2025

Samstagsplausch KW 23/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXIII

Als ich Mittwoch nach Hause kam, stand ein großer Karton eines Blumenversenders im Flur. Ich dachte, der Gatte hätte Blumen für meinen Geburtstag bestellt, was erstens übertrieben und zweitens zu früh wäre, und war sprachlos, als ich sah, dass der Strauß von Esmark kam mit Genesungswünschen für den Gatten. Wie lieb ist das denn bitte?!  

"Früher hätte ich Girlanden aufgehängt, stünden Kerzen, Blumen und Kuchen auf dem Tisch. Heute bekomme ich das nicht mehr auf die Reihe. Ich hab' noch nicht mal Geschenke für dich", meinte der Gatte niedergeschlagen am Geburtstagsmorgen beim Frühstück. An meinem Geburtstag merke ich besonders den Unterschied zu damals, als der Gatte noch gesund oder zumindest etwas fitter war, denn er zelebrierte jeden meiner Geburtstage. Das kannte ich von zu Hause nicht, und daran musste ich mich erst gewöhnen. 

Dass der Gatte keine Geschenke hat, trifft ihn mehr als mich, denn normalerweise sind wir beide nicht der Typ, der Geschenke an Daten festmacht. Aber früher bummelte er gerne durch die Geschäfte, fand immer etwas, womit er mir eine Freude machen konnte, und eine Woche vor Geburtstag oder Weihnachten waren Keller und sein Zimmer Sperrgebiet für mich. Bummeln kann er nicht mehr. Der Verlust der Freiheit, dahin zu gehen oder zu fahren, wohin er möchte, macht ihm sehr zu schaffen. Für jeden Weg muss er mich bitten oder ein Taxi nehmen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie schlimm das für ihn ist. 

Wie immer gilt: Alles ist gut so, wie es ist.

Der Blumenstrauß vom Ferienhausvermieter, der mit Genesungswünschen für den Gatten kam. Zur Vase schrieb ich hier mal was.

Bis auf meinen einen Tag im Echtbüro hatte der Gatte jeden Tag einen Arzttermin, zu dem er Begleitung brauchte. Ich habe wie bei der Pflegeberatung vorgeschlagen den Fahrdienst kontaktiert, damit der Gatte auch mal alleine zu einem Termin kann, denn er braucht ja nur Begleitung zu Arztgesprächen, aber nicht zu Laborterminen. Es ist aber nach wie vor so, dass es einen Fahrdienst erst ab Pflegegrad 4 gibt. Keine Ahnung, warum uns die Pflegeberatung zur Nutzung des Fahrdienstes riet, denn eigentlich sollte sie so etwas wissen.

Hier gilt seit mittlerweile 273 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so. 

Das OP-Datum des Gatten ist noch immer nicht sicher. Donnerstag sollte sie um eine Woche vorgezogen werden. Wir müssen abwarten. Erfreulicherweise gelang es, meine RVfit-Maßnahme zu verschieben. Der neue Termin kam binnen weniger Stunden. Meine Chefin organisierte ratzfatz eine Vertretung als Unterstützung für die Kollegin, die mich normalerweise vertritt, denn der neue Zeitraum ist nicht so glücklich. "Ich will unbedingt, dass du die Maßnahme machst", so die Chefin. Sie möchte außerdem, dass ich mich krankschreiben lasse, da ich total überlastet wäre. Momentan fehlt mir allerdings die Kraft, zum Arzt zu gehen. Für die Krankenhauszeit des Gatten habe ich Urlaub genommen, habe eh noch meinen ganzen Jahresurlaub. Ansonsten sehe ich ja selbst, dass ich überlastet bin, Symptome eines Burn Out zeige. Nur: Nützt ja nichts. 

Ansonsten meldete sich mal wieder eine Kollegin mit Corona krank. Ich bin sehr froh, dass die Kolleginnen sind testen und zu Hause bleiben. Ich überlege, mich impfen zu lassen, das halbe Jahr seit der letzten Impfung ist vorbei. Ich wüsste allerdings nicht, wie ich den Termin unterbringen sollte. 

Schwiegermutter geht es gut, Tante hoffentlich auch. Der Geburtstagsanruf von Schwiegermutter bestand größtenteils aus einem Monolog, wie schlimm es ist, dass wir sie an meinem Geburtstag nicht besuchen und wie doof ihr Geburtstagsgeschenk ist, das sie vom Gatten zum 90. Geburtstag bekam. Dass der Gatte ins Krankenhaus muss, hatte sie schon wieder vergessen. Narzissmus ist schon praktisch. Von der Ostsee-Tante kam ein herzerwärmender Brief.

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Freitag, 6. Juni 2025

#WMDEDGT 06/25: Glücksmomente II

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln! 

Der Wecker klingelt um sechs Uhr, und ich muss auch tatsächlich aufstehen, denn heute kommt unsere Putzfrau. Normalerweise kommt sie freitags, aber da beginnt das Opferfest, trifft sich die Familie, und ich bleibe donnerstags gerne bis kurz vor Dienstbeginn liegen, da im Heimbüro. Der gestrige Arbeitstag steckt mir in den Knochen. Ich bin froh, dass ich früh ins Bett ging und durchschlafen konnte.

Aufstehen, anziehen, ab nach unten, die Kaffeemaschine anwerfen, die Spülmaschine aus- und wieder einräumen, das Wohn- und Esszimmer aufräumen. Da sind auch jede Menge Kartonagen zu entsorgen. Morgen ist Altpapier. Zwischendrin den Gatten wecken und mit Kaffee versorgen. Der Gatte muss auch pünktlich aufstehen, denn wir müssen zur Kontrolle ins Wundkompetenzzentrum im Krankenhaus. Dahin geht's im wöchentlichen Wechsel mit der Fußambulanz beim Diabetologen und parallel zur Wundversorgung durch einen Pflegedienst.

Die Putzfrau kommt, als ich noch mit dem Altpapier beschäftigt bin. Wir tauschen uns aus wie's ihrer Familie und dem Gatten geht - sie nimmt unwahrscheinlichen Anteil an uns, ist einfach lieb. Tee für ihre Pause kochen, dann für zwanzig Minuten ab an den Dienst-Klapprechner, um zu gucken, ob was brennte. Zum Glück ist heute meine Kollegin mit am Start und hat die Freigabe im Griff, aber alles Administrative läuft bei mir auf, und da liegt gerade einiges an. 

Der Gatte ist rechtzeitig fertig. Die Tasche mit dem Verbandsmaterial schnappen (das muss man hier immer mitbringen, kannten wir so nicht) und ab ins Krankenhaus.

Am Krankenhaus gibt's mehrere Parkzonen. Ich mag natürlich am liebsten die direkt am Eingang. Da hat es der Gatte nicht so weit. Da würde auch gerade ein Parkplatz frei, wenn der Fahrer hinter mir mich zurücksetzen ließen, damit ich einparken kann. Der Fahrer ist aber ein Morsloch, möchte den Parkplatz für sich und weigert sich, den Rückwärtsgang einzulegen. Die Fahrerin, die gerade ausparken will, und ich denken sich unseren Teil, der Gatte flucht wie ein Rohrspatz über solche Unfreundlichkeit. Die Fahrerin schenkt mir ihren Parkschein, der noch über eine Stunde gilt. Solche netten Gesten gibt es hier im Ort öfter. Ich freue mich jedes Mal und versuche mich möglichst oft zu revanchieren. Den Gatten in einer Rolli-Parkbucht ausladen, dann einen Parkplatz suchen und mit der Tasche mit dem Verbandsmaterial zurück zum Gatten, dabei unterwegs eine Verordnung für die orthopädische Schuhmacherin in den Briefkasten werfen. 

Das Wartezimmer ist zwar voll, aber das ist für mehrere Ärzte, und bei unserem ist gerade nicht so viel los, geht's schnell ins Behandlungszimmer. Wir bringen die Wundmanagerin auf Stand, während sie die Wunden reinigt. Das ist nichts für zarte Gemüter. Wären es nicht die Wunden des Gatten, könnte ich damit besser um. Nachdem letzte Woche Panik war bei drei Ärzten und drei Wundschwestern, weil der Gatte plötzlich eine neue Wunde hatte, die binnen zweier Tage schwarz-nekrotisch wurde, Amputation im Gespräch war, sah sich das die heutige Wundschwester vier an. Sie reinigte die Wunde, schüttelte immer heftiger den Kopf, nahm irgendwann eine Pinzette und zog beherzt an der Wunde.

Die schwarze Nekrose war ein dicker Fussel von einer schwarzen Wollsocke.

Dem Gatten ist deutlich anzusehen, dass ihm eine Geröll-Lawine vom Herzen fällt. Bei der OP bleibt es allerdings. Das rechte Bein muss nachgebessert werden.

Der Arzt wuselt hektisch ins Behandlungszimmer, meint, er würde die OP gerne eine Woche vorziehen, ob das bei uns passe? Selbst wenn nicht, es würde passend gemacht. Ich finde es aber immer sehr nett, wenn gefragt wird. Er wirft einen kurzen Blick auf die Wunden, wuselt wieder heraus, um zu gucken, ob er zwei OP-Termine tauschen kann, damit die des Gatten vorgezogen werden kann, wuselt wieder herein und meint, es bleibe beim bisherigen Termin. Mal gucken, wie lange.

Eine Stunde später ist der Gatte wundversorgt. Während ich in die Nephrologie-Praxis laufe, um eine Überweisung zu holen, bleibt er auf einer Bank sitzen. Dussligerweise hat die Praxis neuerdings donnerstags geschlossen. Es klappt also nicht, morgen auf dem Rückweg von einem Arzttermin in Hamburg bei der dortigen Nephrologie-Praxis ein Rezept abzuholen. Das muss ich irgendwie noch bis Monatsende schaffen, muss wohl einen Urlaubstag dafür nehmen, denn die Sprechzeiten kollidieren mit meinen Arbeitszeiten. Dieses Quartal ist da die Karte des Gatten noch nicht eingelesen, sonst müsste ich da nicht vorbei. Zum kommenden Quartal wechseln wir in die örtliche Praxis. Das macht es einfacher, und der Gatte wird dort einen festen Arzt als Ansprechpartner haben. In der Hamburger Praxis war es in den letzten Monaten jedes Mal ein anderer Arzt, hatten wir teilweise das Gefühl, der weiß gar nicht, mit welchem Patienten er gerade spricht. Der Gatte fühlte sich deswegen nicht mehr wohl. Als er nur kontinuierlich von einer Ärztin behandelt wurde, klappte vieles besser, zumal er die Ärztin mochte.

Wann immer möglich, verbinden wir auf Wunsch des Gatten morgendliche Arzttermine mit einem Auswärtsfrühstück, also fahren wir jetzt frühstücken. Ich merke, dass der Gatte erschöpft ist und schlage vor, dass wir erst nach Hause fahren, damit er sich etwas ausruhen kann. Der Gatte besteht aber darauf, wie geplant gleich zum Einkaufen weiterzufahren. 

Während wir frühstücken, ploppt auf dem Taschentelefon die Nachricht auf, dass die Leichname von Gadi und Judy Haggai aus Gaza nach Israel überführt wurden. Jetzt sind noch 56 Menschen in der Hand der Hamas. Bring them home now gilt unvermindert.

Wir fahren zum Einkaufen ins Nachbardorf. Wie üblich geht es erst zum Discounter. Während ich die Einkäufe verlade, ruht sich der Gatte vorm Supermarkt aus. Während wir durch den Supermarkt gehen, meint er kleinlaut, es wäre doch besser gewesen, wir wären erst nach Hause gefahren, damit er sich ausruhen kann. Jetzt geht er vor, um beim Bäcker auf mich zu warten, bis ich durch die Kasse bin. Beim Bäcker Kuchen kaufen - es ist noch immer ungewohnt, dass wir kein Brot kaufen, aber wir essen ja inzwischen Brot-Ersatz - dann die Einkäufe ins Auto ver- und den Gatten einladen.

Zu Hause wird erst der Gatte ausgeladen und ins Haus gebracht, damit er sich ausruhen kann, dann sind die Einkäufe dran. Ich verstaue erstmal nur die Sachen, die in Kühlschrank und Tiefkühler müssen. Der Rest muss bis zum nächsten Tag warten. Normalerweise hätte der Gatte den Rest verräumt, aber dazu ist er nicht mehr in der Lage. Ich bin froh, wenn er es schafft, auf seinen eigenen zwei Beinen zu stehen und ein paar Schritte zu gehen, ohne umzukippen.

Um Viertel nach Zwölf beginnt mein Arbeitstag dann richtig. Ich habe zwar die Anweisung meiner Chefin, an Tagen wie diesen nur kurz zu arbeiten oder mich ganz abzumelden, aber der morgige Tag wird nicht anders werden. Deswegen macht es keinen Sinn, die Arbeit auf den kommenden Tag zu verschieben, zumal mir freitags die Unterstützung meiner Kollegin fehlt. Da nutze ich die lieber Zeit, in der sie mir den Rücken freihält. Es fiel endlich die Entscheidung für die Örtlichkeit der jährlichen Pressekonferenz, so dass ich mit der Organisation beginnen kann. Abstimmungen mit meiner Kollegin, Excellisten abarbeiten, eine unverschämte eMail entsprechend freundlich beantworten, ein paar Telefonate führen, dann ist Zeit für eine kurze Teepause mit dem inzwischen ausgeruhten Gatten.

Irgendwann ist Feierabend. Das Blutzucker-Tagebuch des Gatten auf Stand bringen, weil Hände und Augen bei ihm nicht mehr wollen, seine Notizen vom Vortag ins Reine geschrieben werden müssen. Kurze Irritation ob der Eintragung "Erdbeben". Das soll "Erdbeeren" heißen und war gestern sein Mittagessen.

Das Blutzucker-Tagebuch beschäftigt mich länger als gedacht, so dass ich erst spät dazu komme, das Abendessen vorzubereiten. Erst zur Tagesschau gibt's Ofen-Spargel mit Ofen-Kartoffeln. Vorm Essen ist der Gatte noch so nett, die Altpapiertonne an die Straße zu schieben. Ich habe sie ihm schon vorgezogen, so dass sie am Gehweg steht, denn sie ist sehr schwer. Die Zeiten, in denen der Gatten nicht nur 150 kg schwere Drusen, sondern auch mich auf Händen tragen konnte, sind lange vorbei.

Ich freue mich über das Abendrot und den Balkonblick.

Mit dem Gatten "quer" gucken und ihn dann enttäuschen, weil ich nicht mehr mit ihm sofasitzen und fernsehen mag. Ich bin todmüde, erschöpft, möchte mich hinlegen - und ich habe nur noch 20 Stunden, um knapp 100 Seiten Buch zu Ende zu lesen, denn "Ich war Bulle*" kann ich nicht verlängern (ich werde es am kommenden Tag bis eine Stunde vor Ablauf der Leihfrist geschafft haben). Vorher wollen aber noch die Küche aufgeräumt und die schon wieder volle Spülmaschine angeschaltet werden.

In den Mond gucken und den Abendgesängen von Amseln und Drosseln lauschen.

Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 5. Juni 2020 war der Gatte noch gesund, kämpfte ich im Heimbüro mit den Tücken der Ad hoc-Digitalisierung und später mit den neuen coronabedingten Verhaltensweisen. Am 5. Juni 2021 kämpft sich der Gatte ganz langsam wieder ins Leben zurück, freuten wir uns, dass er mit Mühe die knapp 500 m von seinem Krankenhauszimmer zum Ententeich und zurück schaffte. Am 5. Juni 2022 freuten wir uns, dass der Gatte bei uns ist. Am 5. Juni 2023 waren wir schon fast ein Jahr mit Baustelle und Doppel-Haushalt beschäftigt. Am 5. Juni 2024 schwebte der Gatte mal wieder in Lebensgefahr, ohne es ernst zu nehmen. Zwei Tage später sollte mich sein Arzt fragen, ob mein Mann wüsste, wie krank er ist. Nein, er ignoriert es nach Kräften, immer noch.

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Donnerstag, 5. Juni 2025

#pmdd2025: Der 28. Mai 2025

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2025 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Der Blick an Schnuffi vorbei verheißt nichts Gutes.

Es ist draußen nass und kalt. Ich bliebe lieber im Bett.

Ich muss nach Hamburg pendeln, was immer spannend ist, da selten etwas nach Plan fährt. Überraschung: Heute fährt mein Lieblingszug bis zum Hauptbahnhof. Ich muss mich also nicht hetzen.

Durch's Wäldchen zum Bahnhof, bevor es bebaut wird. Der Weg wird mir dann fehlen. Er ist mir seit Kindertagen vertraut.

Der Zug hat Verspätung, also kann ich noch etwas lesen*.

Ich mag diesen Zug so gerne, weil er meistens leer ist. Sitzen, aus dem Fenster gucken und lesen*.

Angekommen in der großen Stadt, wo das Wetter auch nicht besser ist.

Heute ist der einzige Echtbüro-Tag in dieser Woche. Ansonsten bin ich jeden Tag mit dem Gatten beim Arzt, darf deswegen zu Hause arbeiten. Das macht manches etwas einfacher. 

Eine Kollegin wünscht sich zum runden Geburtstag eine Yoga-Matte. Als Überraschung bekommt sie von mir ein Paar Yoga-Socken in der Farben ihres Fußballvereins. Ich hoffe, sie freut sich.

Heute ist der Tag der Zugüberraschungen. Auch zurück fährt mein Lieblingszug. Der Gatte rechnet allerdings damit, dass ich einen Zug früher nehme, und mit Änderungen kann er nur schwer umgehen. Aufgrund einer Streckensperrung bekomme ich aber zwei Züge früher und den Zug um 15:37 Uhr - der hat nämlich 25 Minuten Verspätung.

Mittwoch ist voller Wichtig-Besprechungen.

Seit 600 Tagen sind 58 Männer und Frauen Geiseln der Hamas. Bring them home gilt weiterhin. 

Den Kalender aktualisieren. Da dachte ich noch, wir könnten nicht nur im Juni, sondern auch im September in den Urlaub fahren. Zwei Tage später ist klar: Aufgrund des Gesundheitszustandes des Gatten wird es diesen Jahr gar keinen Urlaub geben.

Ich schneide Briefmarken aus, um sie zu spenden.

Mittagessen: Ananas und Erdbeeren mit Joghurt.

Mein Schreibtisch ist aufgeräumt!

In Hamburg sind Ferien, also ist es auch im Büro spürbar ruhiger. Das ist nicht in jeden Ferien so, und im Moment sehr willkommen.

Auf der Rückfahrt ist der Zug völlig überfüllt, aber ich finde eine Ecke zum Anlehnen und kann lesen*.

Wieder zu Hause, haben sich meine Kopfschmerzen in eine fette Migräne verwandelt. Nützt nichts, ich muss funktionieren.

Da ich auf dem Heimweg vom Bahnhof noch etwas einkaufen muss, geht's zurück durch die Stadt.

Es gibt so Tage ...

Immerhin bin ich heute ein bisschen was gelaufen.

Wir kaufen zwar erst Freitag ein, weil morgen Feiertag ist, aber ich habe gerade etwas Luft für den Wochenplan.

Das sieht doch schon mal ganz gut aus.

Die Spülmaschine will spielen.

Zwei Euro kommen ins Wollsparglas für die Yoga-Socken.

Eine neue Sock wird angenadelt. Ich bin immer wieder verblüfft, wie sonnig das Wohn- und Esszimmer ist, seitdem das dunkle Holz und die drei Lagen Vorhänge entfernt sind. 

Der aktuelle Blumenstrauß.

Hier der übliche Rückblick in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 28. Mai 2020 war der Gatte noch gesund und arbeitete, lebte Schwiegermutter noch in ihrem Haus, hatten wir noch die Hoffnung, Corona erledigt sich über den Sommer. Am 28. Mai 2021 war der Gatte schon ein halbes Jahr krank, und wir ahnten nicht, dass er vier Tage später in Lebensgefahr ins Krankenhaus kommen würde. Am 28. Mai 2022 war der Gatte beim Reha-Sport, wohin ich ihn schon seit einem halben Jahr jeden Sonnabend fuhr. Am 28. Mai 2023 war der Gatte noch so fit, dass er vor mir aufstehen und den Frühstückstisch decken konnte, hatten wir gerade meine Mutter beerdigt. Am 28. Mai 2024 freute ich mich über die Posts von Letnapark, die inzwischen sehr schwer erkrankte und seit drei Monaten nichts mehr schreiben konnte.

Irgendwie ist es usselig, und der Gatte friert krankheitsbedingt ohnehin permanent, also mache ich den Kamin an.

Das heutige Abendessen kommt aus der Mikrowelle.

Vor dem Einschlafen wird noch etwas gelesen*

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