Dienstag, 28. November 2023

Socken aus Mellan Raggi von Järbo und Regia

Die Garne des schwedischen Herstellers Järbo kannte ich bis zum Yarncamp nicht. Sie sind eine wirkliche Entdeckung! Im Goodie Bag waren einige Knäule, auf die ich mich noch freue, aber momentan verarbeite ich umzugsbedingt erstmal nur Sockengarn. Hier kannst du ein weiteres Paar aus Järbo-Garn sehen.  

Das melierte Sockengarn lässt viele Farbkombinationen zu.

Mellan Raggi ist ein sechsfädiges Sockengarn, das sich gut stricken lässt und ziemlich weich ist - fast bedauere ich, dass die Socken für die Spendenkiste sind ... Die Farbe Tweedy Stone kombinierte ich mit einem Petrol von Regia aus dem Stash. Ich strickte mit Nadelstärke 3,5, da ist für mich das Strickbild schöner als mit der vorgeschlagenen Nadelstärke 3 (und die Socken werden ein bisschen weiter).

Ein weiteres Paar für die Spendenkiste ist fertig.

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Samstag, 25. November 2023

Samstagsplausch KW 47/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXCIII

Danke für eure Kommentare und Mails, insbesondere an J. Ich komme momentan nicht dazu, allen zu antworten.

Der Himmel über unserer Wohnung war Donnerstag früh tiefrot.

Die Woche war für unsere Verhältnisse ruhig. Montag fuhren wir das vorletzte Mal vor dem Umzug von der Baustelle in die Wohnung. Es war keine schöne Fahrt bei Regen und Sturm. Donnerstag fuhren wir zum letzten Mal vor dem Umzug für ein langes Wochenende auf die Baustelle. Diesmal war die Fahrt angenehmer, kamen wir schnell durch. Eigentlich wollte ich in Hamburg nach der Arbeit viel in der Wohnung schaffen, aber ich hatte einfach keine Kraft. So reichte es nur zum Putzen, erfreulicherweise unterstützt vom Gatten, der sogar einmal kochte. Beides kostete ihn viel Kraft. Das, was ich nach der Arbeit nicht schaffte, muss ich irgendwie in den dann noch zehn Tagen bis zum Umzug schaffen, wie auch immer. Auch im Haus schaffte ich nicht genug. Der Gatte verlegte aber immerhin einen knappen Meter Kabel und ist ganz stolz! Es traf ihn, dass ich feststellte, ich ginge davon aus, mindestens das kommende Jahr mit Umzugskartons in meinem Zimmer leben zu müssen, weil es mit der Verkabelung nicht voran geht. Es ist ja, wie es ist. Ich werde auch in den kommenden Monaten weder Schränke noch Licht im Badezimmer haben, weil der Gatte auch hier nicht vorwärts kommt, ebenso wenig wie bei der Beleuchtung der Kellertreppe. Er schafft es einfach nicht, ein Projekt zu Ende zu bringen. Das ist kein böser Wille, das ist auch keine Faulheit, das ist schlichtweg des Resultat seiner vielen Erkrankungen.   

Im Büro macht mein Mammutprojekt viel Arbeit, denn wir bereiten eine Jubiläumsfeier für das kommende Jahr vor. Die war meine Idee, und ich hätte sie nicht äußern müssen, hätte mir keine Arbeit machen müssen, aber wenn ich ein Projekt übernehme, will ich es auch ordentlich machen. Da ich im kommenden Vierteljahr kaum im Büro sein werden, möchte ich so viel wie möglich schon jetzt erledigen, damit meine Vertretung weniger Arbeit hat. Sie ist ja eigentlich "nur" für meine Unterstützung da, nicht als Projektleitung, muss aber genau das im kommenden Vierteljahr machen. Hinzu kommt, dass im kommenden Vierteljahr einige wegweisende Entscheidungen gefällt werden müssen. Ich habe meiner Vertretung und den Chefs gesagt, dass ich mit den gefällten Entscheidungen leben werde, aber dennoch ist ihnen unwohl dabei. Ich gebe Richtungen und Wege vor, beschreiten müssen sie sie alleine. Alle wissen, dass ich im Notfall erreichbar bin, und von der Zeit nach dem Tod meiner Mutter weiß ich, ich kann alles mögliche vom Liegestuhl aus per Taschentelefon prüfen und entscheiden, aber das muss ja nicht sein, wenn es auch anders geht. 

Es ist schon putzig: Bis vor fünf Jahren arbeitete ich immer in Projekten, wo jeder wusste, er ist ersetzbar, und jetzt, wo ich signalisiere, ich bin ersetzbar, soll ich partout nicht ersetzt werden. 

Jedenfalls bereite ich meiner Kollegin alles so vor, wie ich es mir für mich gewünscht hätte in den vielen Fällen, in denen ich einfach ins kalte Wasser geworfen wurde, und versuche, sie auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Ich weiß, dass sie die Vertretung schafft. Nicht umsonst habe ich von Anfang an darauf Wert gelegt, dass sie alles wissen muss, was ich weiß, und alles können muss, was ich kann. Ich war zu oft Vertretung bei Leuten, die auf Herrschaftswissen bestanden, bewusste Infos zurückhielten, um es ihrer Vertretung künstlich schwer zu machen. Meine Kollegin weiß zudem, dass ich mit ihrer Vertretung sehr zufrieden bin, dass ich völlig entspannt weggehen, dass sie Unterstützung aus dem Team hat, dass ich, wenn wirklich alles schief gehen sollte, erreichbar bin, aber trotzdem ist sie unsicher. Nützt ja nichts. 

Hier gilt seit mittlerweile 193 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weiterhin gibt es im Umfeld reichlich Infektionen. 

Ich bin diese Woche oft an meine Grenzen gekommen, war ein paar Mal davor, einfach heulend zusammenzuklappen. Ich kann einfach nicht mehr. 

Aktuell bin ich noch mehr als sonst in Gedanken in der Herzensheimat. Gestern wurden nach 49 Tagen die ersten 24 Geiseln freigelassen, in den kommenden drei Tagen sollen weitere folgen - wenn sich die Hamas an die Absprachen hält. Wie viel von Hamas-Zusagen zu halten ist, zeigte sich daran, dass der Waffenstillstand keine Viertelstunde hielt und dass das IKRK nun doch keinen Zugang zu den anderen Geiseln bekommt. Wie unglaublich grausam muss es für die sein, deren Angehörige weiterhin in Geiselhaft sind! Ich hoffe sehr, dass möglichst viele Geiseln noch am Leben sind. Die Nachrichten sind widersprüchlich und besorgniserregend. Noch auf dem Weg zum Grenzübergang wurde der IKRK-Konvoy mit den Geiseln von Steinewerfern angegriffen, dachten sie, sie würden zu einer Steinigung oder zum Lynchen gefahren werden. 

Diese Woche wurde mir ein Projekt von Koolulam in die Timeline gespült. Die israelische Initiative bringt Menschen zum Singen und stärkt so die Gemeinschaft. Den Song "Like A Prayer" von Madonna sangen Menschen aus aller Welt, um an die 240 Geiseln zu erinnern.


Schwiegermutter und Tante geht's gut. Wir hoffen, dass Tante unbehelligt vom Bahnstreik über Weihnachten zu uns kommen kann. Die ältere Schwester meiner Mutter freute sich über Geburtstagsgrüße. Ich mag sie sehr gerne, aber meine Mutter unterband jeden Kontakt. Ich hoffe, wir können uns während meiner Reha sehen, denn sie wohnt ganz in der Nähe.

Aktuell versuchen wir, möglichst viele Ärzte mit dem Umzug zu wechseln, aber das gestaltet sich schwierig. Der einzige Kardiologe in unserer Stadt, immerhin eine Kreisstadt mit knapp 40.000 Einwohnern, hat erst im Januar 2025 (sic!) wieder freie Termine. Der nächste Kardiologe ist nach Luftlinie in Blankenese - in der Praxis, in der der Gatte in Behandlung ist. Die Praxis hat allerdings eine Dependance in Harburg, und dort darf ich an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit (natürlich mitten im Umzug) anrufen in der Hoffnung auf eine freie Leitung und einen Termin im Februar ... Dann würden wir zumindest den Weg über die A7 und durch den Elbtunnel sparen. Den Diabetologen kann der Gatte wechseln, ich habe einen Pneumologen gefunden. Zu beiden können wir zu Fuß gehen. Einen Hausarzt ohne Aufnahmestopp suchen wir noch, zumindest für den Gatten. Meine Hausärztinnen behalte ich auch erstmal. Solange ich keine Krankschreibung brauche, geht das. Für eine Krankschreibung muss ich allerdings über die A7, durch den Elbtunnel. Die Nephrologin behält der Gatte. Es gibt in der Stadt zwar eine Dialysepraxis, aber wenn man "nur" einen Nephrologen braucht, muss man nach Hamburg, denn im gesamten Landkreis gibt es keinen. Heißt, ich muss mir jedes Mal Urlaub nehmen, um den Gatten zu fahren. Meine Endokrinologinnen sind zum Glück in der Hamburger Innenstadt, buchstäblich auf dem Weg ins Büro. Ob ich die Gynäkologin wechsle, überlege ich noch. Eigentlich muss ich da nur einmal im Jahr hin. Unsere Augenärzte behalten wir. Da ist die Versorgung hier in der Kreisstadt so prekär, dass wir entweder nach Rotenburg oder nach Hamburg müssen - da können wir auch in Hamburg bleiben. Ich habe die leise Vermutung, dass in den nächsten Jahren meine Urlaubstage für Arzttermine draufgehen. 

Noch zwei Wochen bis Umzug. Hoffentlich.

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Freitag, 24. November 2023

Ausgelesen: Bücher im Oktober 2023

Eigentlich wollte ich "Erfolg*" von Lion Feuchtwanger zu Ende lesen, aber der Tolino beschloss ab Seite 380, nur noch Zehn-Seiten-weise umzublättern. So komme ich zwar schnell durch das Buch, aber schön ist anders. Aktuell ist es in Kindle Unlimited enthalten - mal gucken, ob ich es mir hole. Momentan tendiere ich eher zu Hörbüchern der Reihe, um nebenbei stricken zu können.

Passenderweise war meine Bestellung von "Die Möglichkeit von Glück*" von Anne Rabe zur Abholung bereit. Lange traf mich kein Buch so sehr in Herz und Seele wie dieses! Absolute Lese-Empfehlung! Vor allem die Mutterfigur erinnerte mich sehr an meine Mutter. Die Schilderungen von physischem und psychischen Missbrauch waren mir sehr bekannt. 

Entspannender waren die Bände zwei bis vier der Reihe um die Rechtsmedizinerin Leona Pirell von Maren Schwarz*. Der vierte Band, "Inselgrauen*" war allerdings so schwach, dass ich mich nur noch durchkämpfte. Es fehlte Spannung, stattdessen gab's ellenlange Abhandlungen, blieb die Handlung hölzern, gab's haarsträubende Wendungen, und zum Schluss ging's Richtung Groschenroman. Den fünften Band, "Inselbrut*", der im März erscheint, werde ich wohl nicht lesen.

Da die Pirell-Reihe ja insgesamt ganz lesbar war, wollte ich mit der Kommissar Lüders-Reihe* weitermachen, die ebenfalls Maren Schwarz* schrieb. Ich bin ja wirklich hart im Nehmen und breche selten ein Buch ab, aber "Grabeskälte*" ging wirklich nicht! Im Mittelpunkt steht Cora Birkner, erfolglose Krimiautorin aus Auerbach. Sie hütet ein schreckliches Geheimnis: Sie ist die einzige Augenzeugin eines grausamen, über zwanzig Jahre zurückliegenden Mordes. Immer wieder von beängstigenden Alpträumen geplagt, entschließt sie sich eines Tages ihr Wissen preiszugeben - in ihrem neuen Kriminalroman. Das Buch findet das Interesse eines Leipziger Verlags. Doch noch bevor es zu einem Treffen kommt, wird die Leiche der Frau unter der berühmt berüchtigten Göltzschtalbrücke aufgefunden. 

Aber so weit kam ich gar nicht erst, ich brach schon im ersten Kapitel ab. An Rechtschreib- und Grammatikfehler bin ich ja gewöhnt, denn kaum noch ein Verlag leistet sich ein Korrektorat, aber hier wurde wieder seitenweise das Trauma der Kinderlosigkeit verarbeitet, ähnlich wie in der Pirell-Reihe. Das ist nichts für mich!

In den November ging ich mit dem ersten Band der bislang dreibändigen Reihe um den Berliner Kommissar Reinike, "Ein böser Kamerad*" von Jörg Reibert*. Die Reihe spielt im Berlin der 1920er Jahre, und Reinike steht Emil Bachmann, ein ehemaliger Frontsoldat, gegenüber. Das Töten ist sein Handwerk. Als er nach Ende des Ersten Weltkriegs nach Berlin zurückkehrt, ist er vollkommen entwurzelt. Mühsam fasst er wieder Fuß im Zivilleben. Doch die Schatten der Vergangenheit lassen ihn nicht los. Als ihn sein Schwager für die SA anwirbt, findet er eine neue Heimat unter den Kameraden. Aber er verstrickt sich in viele Konflikte, und Gewalt ist für ihn die einfachste Lösung. Bald schon wird Mord für ihn zur Gewohnheit.

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Dienstag, 21. November 2023

Socktober VI: Socken aus Fortissima von Schoeller + Stahl und myboshi mysocks Pixel

Endlich schaffte ich es, einen Moment abzupassen, in dem es nicht regnet und das Licht einigermaßen hell ist, um die insgesamt vier Paar Socken zu fotografieren, die in den letzten drei Wochen entstanden. 

Resteverwertung: Socken aus jagdgrüner Wolle mit bunten Einsprengseln.

Für den Socktober strickte ich sechs Paar, die alle zur Aktion Grüne Socke gehen werden. Eigentlich sollten sich die Socken schon vor dem Umzug auf die Strümpfe machen, aber ich habe noch grüne Wolle in meinem Umzugsstrickbeutel, und die werde ich noch verstricken, ehe ich dann alle Sockenpaare losschicke. Bis dahin habe ich dann auch hoffentlich wieder einen passenden Karton, denn beim Aufräumen vorm Packen haben wir alles entsorgt. 

Socken, Wolle und das Muster nach Tanja Steinbach im Detail.

Die Socken sind aus Fortissima von Schoeller + Stahl aus dem örtlichen Wollladen in der Farbe Jagd*, ergänzt durch einen Rest myboshi mysocks Pixel im Grünton Genke* aus der Yarncamp-Goodie Bag. 

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Sonntag, 19. November 2023

Samstagsplausch KW 46/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXCII

Noch drei Wochen bis zum Umzug, und wir haben das Gefühl, auf der Stelle zu treten, nicht vorwärts zu kommen. Der Gatte war die Woche über auf der Baustelle, um Kabel für Soundsystem, Fernsehen und Internet zu verlegen. Er kommt millimeterweise vorwärts - bis zum Umzug wird er nicht fertig, was bedeutet, dass ich im zukünftigen Arbeitszimmer kein Internetzugang über den Desktop-PC haben werde, meine Regale und Schränke dort über Monate nicht eingeräumt oder befestigt werden können, weil die Kabel dahinter verlaufen und erst verlegt werden müssen. Aber gut, ich werde mich eh erst nach der Reha Anfang März richtig einrichten können, denn zwischen Umzugsende und Reha-Beginn sind es keine drei Wochen.

Immerhin haben wir seit dieser Woche viele Lampen, eine Außenleuchte, jede Menge Lichtschalter und Steckdosen sowie eine schaltbare Außensteckdose. Letztere legte die Baubrigade schon vor einem Jahr, allerdings, ohne sie an den Strom anzuschließen. Der Gatte sträubte sich lange gegen die Beauftragung eines Elektrikers, war dann aber doch froh, dass er die Arbeiten nicht selber machen musste, als er realisierte, dass selbst der Fachmann für das Auswechseln einer Steckdose fast zwei Stunden brauchte - der Steckdose, an der der Gatte so verzweifelte, dass er zustimmte, einen Elektriker zu holen. Am zweiten Tag war der junge Mann dann so im Flow, dass er weitere Deckenlampen montieren wollte. Die hängen aber noch in Hamburg und werden hoffentlich vom Umzugsunternehmen montiert. Ansonsten muss der Elektriker wieder ran.

Jedenfalls haben wir jetzt in Fluren, Treppenhäusern und Windfang sehr helle Lampen mit Bewegungsmeldern. Das ist toll, auch, weil wir uns endlich nicht mehr durch den dunklen Windfang tasten müssen, wenn wir bei Dunkelheit nach Hause kommen, denn aus irgendeinem Grund gibt es dort keinen Lichtschalter. Mudderns fand das irgendwann auch doof und brachte eine batteriebetriebene Leuchte im Windfang an, aber solche halben Sachen sind ja nichts für mich. An der Haustür haben wir jetzt eine Lampe mit Tageslichtsensor. Endlich muss ich abends nicht mehr daran denken, das Außenlicht anzumachen (und weil wir das meistens vergaßen, brannte es auch tagsüber). Gespenstisch ist, dass die Lampen mit Bewegungsmeldern auch gerne mal angehen, wenn niemand in Fluren oder Treppenhäusern unterwegs ist. Ich habe aktuell nachts ohnehin schon damit zu kämpfen, dass ich den Eindruck habe, es ist jemand im Haus unterwegs, und da helfen eigenwillige Lampen nur bedingt. Nachts werden die Lampen also abgeschaltet. Und der Gatte ist so begeistert von den Lampen, dass er zustimmte, sie für Gäste-WC und Küche nachzukaufen. Ich wollte sie von Anfang an auch dort haben, kam aber nicht gegen den Gatten an. Morgen hole ich die Lampen im Baumarkt ab. Jetzt muss noch der Sicherungskasten getauscht werden, dann sollten wir mit der Elektrik durch sein. 

Weiterhin heißt es Warten auf die Termine bei Tischler und Ofenbauer - und darauf, dass der Gärtner fertig wird. Seit Montag ist immerhin schon mal der Müll aus dem Garten weg. Der Gatte investiert sehr viel Energie in Gemecker über den Gärtner, aber angesichts dessen, was bis zum Umzug noch zu erledigen ist, ist mir der Zustand des Gartens gerade egal, abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wohin mit dem Geraffel aus der Küche, das ins Gartenhaus soll, und dem nicht vorbereiteten Platz für die Hochbeete. Es ist halt, wie es ist. Ich habe keine Kraft, da hinterher zu sein, und der Gatte will nur meckern, nicht sich kümmern. Er könnte sich kümmern, denn am großen Spiegel im Flur hängt jetzt eine Liste mit den Telefonnummern aller Handwerker. Die ist für den Fall gedacht, dass während meiner Reha etwas ist, aber ich weiß, dass ich mich darum kümmern werden muss. Andererseits wäre es auch mal ganz spannend zu erfahren, was passiert, wenn ich mich fünf Wochen lang nur um mich kümmere. Der Gatte ist ja ohnehin der Meinung, ich würde nichts machen, er habe die ganze Arbeit. Immerhin nahm der Gatte mir den Elektriker ab, wofür ich sehr dankbar bin. Ich weiß, wie sehr ihn diese Termine stressen. 

Perspektivisch muss auch nochmal der Klempner ran, denn es wird immer deutlicher, dass die Baubrigade beim Abwasser im Bad Murks machte, aber das hat hoffentlich noch Zeit. Immerhin haben wir inzwischen einen Klempner, denn der Heizungsbauer macht das mit. Ach ja, und der Mensch für die Sicherheitstechnik muss kommen, um Kameras und auf allen Etagen Gegensprechanlagen zu installieren, aber das geht erst, wenn der Tischler Türen und Fenster tauschte.

Bei mir forderte der Stress Dienstag seinen Tribut. Es war eine Nacht mit Panikattacken und Asthmaanfällen zu viel. Ich konnte mich nicht mehr rühren, und das macht mir immer noch zu schaffen. Ich darf aktuell nicht zusammenklappen. Ich muss durchhalten. Immerhin schaffte ich es, die Unterlagen für die Reha auszufüllen, wobei ich mich fragte, wofür überhaupt eine Anamnese gemacht wird. Ich bekomme ja ohnehin die Stempel "depressiv" und "essgestört" aufgedrückt. Einige Fragen waren auch sehr merkwürdig, zum Beispiel die, ob ich rechnen kann, und die Aufforderung, meine sämtlichen Ausbildungen und Berufstätigkeiten anzugeben, überlas ich schlichtweg. Vermutlich bin ich schon vor Reha-Antritt als nicht-kooperativ eingestuft. 

Beim Sortieren meiner Sachen kam ich weiter, auch, wenn ich das Gefühl habe, auf der Stelle zu treten, weil die Wohnung noch immer voll ist. Donnerstag entsorgte ich ein gutes Dutzend Müllsäcke, lief mehrfach zum Altpapiercontainer. Freitag brachte ich einiges zum Second-Hand-Kaufhaus in der lindgrünen Hölle. Nachdem der Recyclinghof in Hamburg letzte Woche befand, Comics und Bücher wären Hausmüll, fand ich über's Wochenende zufällig heraus, dass es in der alt-neuen Heimat zwei Second-Hand-Kaufhäuser gibt. Das zweite liegt im Gewerbegebiet und damit auf dem Weg. Als ich Montag auf dem Rückweg nach Hamburg dort hielt und fragte, ob man Interesse an Comics habe, bekam die Mitarbeiterin leuchtende Augen - und ratzfatz war mein Auto leer. Kommende Woche werde ich dort nochmal halten, und dann sollte das schlimmste geschafft sein. Oder anders: Was bis dahin nicht weg ist, zieht halt mit um und wird nach dem Umzug entsorgt.

Ein großes Problem ist immer noch, dass die Räume im Haus nicht leer werden. Der Gatte hat Massen an Material für sein Eisenbahnzimmer gekauft, das überall im Haus verteilt ist (mich deucht angesichts der Massen, er will den Dachboden vergrößern). Damit die Möbel aus Hamburg aufgebaut werden können, muss das Material aber weggeräumt werden, müssen auch die provisorisch aufgestellten Regale geleert und abgebaut werden. Das versteht der Gatte nicht. Ich habe ein Jahr versucht ihm zu erklären, dass es sinnvoller wäre, das Material für die Modelleisenbahn erst zu kaufen, wenn wir eingezogen sind, aber er hat sich in den Kopf gesetzt, dass das Zimmer als erstes fertig sein soll, vor dem Umzug. Schön und gut, aber wenn ich darauf warte, ziehen wir nie um. Ich bin kurz davor, alles in den Garten zu werfen.

Immerhin habe ich mein zukünftiges Arbeitszimmer und das Schlafzimmer inzwischen so weit leer, dass die Hamburger Möbel aufgestellt werden können. Ich hoffe, der Gatte stellt die beiden Zimmer nicht wieder voll. Das zukünftige Arbeitszimmer des Gatten steht immer noch voll. Da werden dann beim Einzug seine Möbel einfach reingeschoben, und er muss sehen, wie er damit fertig wird. Vielleicht versteht er dann die Problematik, die ich seit Monaten vergeblich versuche, ihm zu erklären. Wahrscheinlicher aber ist, dass er die Möbel in mein Zimmer schiebt, wenn ich in der Reha bin und sie bei meiner Rückkehr dort immer noch stehen. Wohn- und Esszimmer sowie Küche bekomme ich hoffentlich mit zwei Freundinnen am zweiten Adventswochenende ausgeräumt, auch, wenn nach wie vor ungeklärt ist, wo das, was dort steht, hin soll - notfalls halt wirklich in den Garten. Es ist nicht viel, aber halt im Weg.

Übrigens bin ich diejenige, die keine Ordnung halten kann, nie aufräumt oder putzt und Messie-Tendenzen hat, während der Gatte total ordentlich ist. Ja, nee, is klaa. 

Hier gilt seit mittlerweile 192 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weiterhin gibt es im Umfeld reichlich Infektionen. In den Schulen wird zunehmend auf hybriden Unterricht umgestellt, da so viele Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte fehlen. Meine Kolleginnen sind zum Teil schwer genervt, ziehen aber auch keine Konsequenzen wie Maske tragen oder Luftfilter einsetzen. Bei jeder Krankschreibung berichten sie von der Aussage der Ärzte, dass die Grippe aktuell noch keine Rolle spielt im Gegensatz zu Corona. 

Dem Virus hat anscheinend niemand erklärt, dass die Pandemie beendet ist, denn weiterhin sterben jede Woche über 300 Menschen an Corona, sind die Infektionszahlen hoch. Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffer ist, denn PCR-Tests werden quasi nicht mehr gemacht, und dass Corona eine meldepflichtige Infektionskrankheit ist, wird auch gerne vergessen. Eigentlich wären meine Kollegin und ich diese Woche auf einer Tagung gewesen, aber es wurde uns beiden zu viel - war vielleicht ganz gut, denn seit gestern trudeln von den Teilnehmern Meldungen über positive Corona-Tests ein. Letztes Jahr war ich bei der Tagung die einzige mit Maske. 

Neben dem Umzug beschäftigt uns die Frage nach Strom- und Wasserverbrauch und die Höhe der Nachzahlung im alt-neuen Haus. Ich hatte zwar vor einem Jahr darum gebeten, die Vorauszahlung unserem Hamburger Verbrauch anzupassen, denn Mudderns war extrem sparsam, aber der Wunsch kam bei den örtlichen Stadtwerken nicht an. Wir zahlen aktuell im Jahr weniger als in Hamburg im Monat ... In diesem Tagen müsste der Bogen für die Ablesung kommen. Vorgestern kam ein Brief, der die Senkung des Strompreises verkündete - im Prinzip ein Grund zur Freude, aber da gleichzeitig der Grundpreis erhöht wurde, bleibt alles beim Alten. Auch der Wasserverbrauch samt Höhe der Nachzahlung wird spannend. 

Immerhin hat sich uns inzwischen erklärt, warum es im Landkreis nachhaltig keine gelben Säcke für die Müllentsorgung gibt: Der örtliche Entsorger rechnet damit, dass jeder Haushalt nur einen gelben Sack pro Monat braucht! Das kann nicht klappen. Wir brauchen aktuell einen Sack pro Woche! Die Tonnen, die die Säcke eigentlich schon seit Januar 2023 ersetzen sollen, kommen frühestens im Januar 2026 - falls bis dahin über die Klage eines Entsorgers gegen die Einführung der Tonnen entschieden ist. Noch bekommen wir gelbe Säcke aus Hamburg. Mal gucken, wie es sich nach dem Umzug (bzw. der Ummeldung) zurechtruckelt. Eigentlich wollte ich auch mit der Umgestaltung des Vorgartens warten, bis klar ist, welche Größe die gelbe Tonne haben wird, weil wir dafür einen Stellplatz benötigen, aber ich glaube nicht, dass ich solange warten will.

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Ich hoffe, Schwiegermutter freut sich, dass wir die Tradition wahren und am ersten Advent zu Tee und Wunschzettelschreiben zu ihr kommen werden. Sie findet sich nur schwer damit ab, dass sich der Gatte so selten meldet, sie nicht mehr mindestens wöchentlich besucht. Normalerweise bin ich hinterher, dass er seine Mutter regelmäßig anruft, aber momentan fehlt mir die Kraft dazu.

Zu den guten Dingen diese Woche gehört, dass ich es endlich schaffte, in einer der seltenen Regenpausen die vier Paar Socken abzulichten, die in den letzten beiden Wochen entstanden. Mein gesamtes Strickzeug ist bereits eingepackt. Einzig eine Tasche mit Sockenwolle wird zwischen alt-neuem Haus und Wohnung hin und her getragen. Aus Angst, dass mir bis Ende Dezember die Wolle ausgeht, habe ich glatt noch Sockenwolle nachgekauft ... 

Und natürlich vergeht kein Tag ohne Hoffnung auf gute Nachrichten aus der Herzensheimat. Seit 43 Tagen sind 240 Menschen Geiseln der Hamas. Bring them home now gilt weiterhin.

Noch drei Wochen bis Umzug. Hoffentlich.

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Freitag, 17. November 2023

#12von12 im November 2023

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! 

#1: Das Wetter ist zwar nicht danach, aber die Fenster in meinem zukünftigen Arbeitszimmer müssen einfach geputzt werden, bevor Plissees befestigt werden. 

#2: Tschakka, Plissees. Die brauche ich nur, weil die Sonne sehr stark ins Zimmer strahlt und alles ausbleicht. Ansonsten gibt es bei uns nicht viel zu sehen. 

#3: Dienstag kommt der Elektriker, um all das zu erledigen, was der Gatte nicht mehr kann. Da der Gatte zu Black Outs neigt, schreibe ich sicherheitshalber auf jede Lampe, wo sie angebracht werden soll. 

#4: Endlich meinen Schreibtisch aufbauen.

Der Tagesablauf richtet sich nach dem Gatten, der sich seit der Nacht von Unterzuckerung zu Unterzuckerung hangelt. Das ist purer Stress für den Körper, weswegen er sich bis zum Nachmittag ausruht. Da es ausnahmsweise nicht regnet, wollten wir eigentlich spazierengehen, aber das würde der Gatte heute nicht schaffen. Also kümmere ich mich nach dem Frühstück um mein zukünftiges Arbeitszimmer.

#5: Ich versuche es zu vermeiden, am Wochenende zu arbeiten, aber heute geht's nicht anders. 

#6: Meine Twitter-Timeline ist seit dem 7. Oktober sehr monothematisch.

#7: Vor einem Jahr hatte der Gatte mit viel Mühe ein Loch durch die Decke gebohrt. Inzwischen ist das zukünftige Wohnzimmer tapeziert und gestrichen, ist der Kabelkanal verlegt.

Nachmittags fühlt sich der Gatte so fit, mir helfen zu können, und so bekomme ich meinen neuen Schreibtisch ruckzuck zusammengebaut. Der Gatte hält aber nur bis zum Abendessen durch, geht danach gleich wieder ins Bett. Wie gesagt: Unterzuckerungen sind Stress pur. 

#8: Der tägliche Abwasch. Ich freue mich immer wieder über den Fliesenspiegel.

#9: Das aktuelle Strickstück. Bis zum Umzug stricke ich Socken und Handschuhe, denn das Material dafür kann ich in einer Tasche unterbringen, und die Anleitungen habe ich im Kopf.

#10: Abendessen.

#11: Normalerweise gucke ich keine Talkshows, aber heute ist u.a. Jenny Havemann bei Anne Will. 

#12: Auch wenn ich zu spät ins Bett komme, wird vor dem Einschlafen noch etwas gelesen*.

Der Blick zurück in die ersten drei Corona-Jahre: Am 12. November 2020 dachten wir noch, mit der Behandlung der Augenerkrankung des Gatten wäre das schlimmste ausgestanden, ahnten nicht, was noch kommen sollte, schrieb ich wöchentliche Postkarten an Tante, damit sie nicht so alleine ist, weil sie uns nicht besuchen konnte. Am 12. November 2021 fand eine Tagung noch als Videokonferenz statt, hatte ich die Hoffnung, dass sich Corona irgendwann erledigt. Am 12. November 2022 hatten wir noch die Hoffnung, spätestens im April umziehen zu können.  / *Affiliate link  

Samstag, 11. November 2023

Samstagsplausch KW 45/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXCI

Sonnabend kam eine Kollegin, um mir fünf Stunden beim Ausmisten zu helfen. Sie kam schnell zu dem Ergebnis, dass Marie Kondō an mir verzweifelt und schreiend herausgerannt wäre. Ich wäre versucht, das auszuprobieren. Wir kamen gut voran und schafften genau die Dinge, an denen ich alleine seit Jahrenden verzweifelte. Nachmittags ging die erste Fuhre zum Recyclinghof.

Abends rief der Gatte an und beschwerte sich, dass ich ihm nicht sagte, dass die linken Nachbarn die Dachrinne auf der Gartenseite reinigen würden. Das konnte ich ihm nicht sagen, weil ich es selbst nicht wusste und deswegen am Mittwoch den Auftrag an den Gärtner vergab. Das sagte ich dem Gatten auch, aber er vergaß es prompt. 

In diesen Momenten könnte ich leise verzweifeln. Es nützt auch nicht, wenn ich dem Gatten solche Infos aufschreibe - seit dem Schlaganfall kann er sie einfach nicht mehr aufnehmen. Ich bin ratlos, wie ich damit umgehen soll. Momentan ist die einzige Lösung, alles selbst zu erledigen, aber das hieße, den Gatten quasi zu entmündigen, und das ist ja nun auch Blödsinn (und hilft nichts, wenn ich tatsächlich in die Reha gehen sollte). Für den kommenden Termin mit dem Elektriker habe ich dem Gatten Wenn-dann-Szenarios aufgeschrieben in der Hoffnung, dass ich an dem Tag ins Büro kann, der Gatte den Termin wahrnehmen kann. Der Gatte merkt natürlich, dass der Kopf nicht mehr so will wie früher, ist dann verzweifelt und deprimiert. Es ist ein Elend. 

Sonntag räumte ich weiter. 

Montag fuhr ich vor der Arbeit zum Recyclinghof. Nach der Arbeit holte ich die reparierte Puppe meiner Mutter ab. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt mit ihr mache, denn ich habe zu der Puppe keinen Bezug. Erstmal lagere ich sie im Keller ein. Wieder zu Hause, räumte ich weiter.

Dienstag arbeitete ich und nach der Arbeit räumte ich weiter. Mittwoch desgleichen. Küche, Schlafzimmer und Esszimmer sind jetzt so weit, dass die Möbelpacker kommen können, und ein Teil meiner Schränke im Arbeitszimmer sind auch leer. Beim abendlichen Telefonat war der Gatte sehr verzweifelt, weil er nichts schafft und daraus schlussfolgert, dass er keinen Wert mehr hat. Er fühlt sich sehr unter Druck und gestresst, ist seit Tagen erkältet (hoffentlich nur das) und deprimiert. Wieder bot ich an, den Umzug abzusagen oder aufzuschieben. Wieder war seine Antwort eindeutig: Er will nicht in der Wohnung bleiben - zu klein, zu dunkel, zu laut im Vergleich zum Haus. Er will nicht mehr pendeln, sondern endlich ankommen. Ich versuche, den Berg, den er vor sich sieht, in kleine Hügelchen zu teilen, aber das kommt nicht bei ihm an. Er fühlt sich in jeder Hinsicht als Versager. Ich habe den Eindruck, es tut ihm nicht gut, alleine zu sein.  

In diesen Tagen denke ich oft daran, wie wir vor genau zwanzig Jahren in diese Wohnung zogen, mit wieviel Hoffnungen, Träumen, voller Zuversicht und Erwartungen. Wie jung waren wir damals doch! Ein Jahr später wurde unser Leben zum ersten Mal auf den Kopf gestellt, und seitdem hatten wir nur wenige ruhige Phasen. Aber irgendwie ging es immer weiter, schafften wir es. Das wird hoffentlich auch diesmal so sein. 

Donnerstag wollte ich vor der Arbeit drei Ikea-Taschen mit Comics, Büchern, Handtaschen und Geschirr zum Recyclinghof bringen. Von dort geht's zu einem Secondhand-Kaufhaus - theoretisch. Diesmal hatte ich einen Mitarbeiter, der mich alle drei Ikea-Taschen auspacken ließ und befand, das sei alles kostenpflichtiger Hausmüll. Die Aussage ist kompletter Blödsinn, die Entscheidung Willkür. Also spare ich mir zukünftig den Weg zum Recyclinghof und verklappe alles im Hausmüll. Natürlich hätte ich direkt zur Annahme des Secondhand-Kaufhauses fahren können, aber dazu habe ich gerade weder die Zeit noch die Kraft. Es dauert mich, Dinge, mit denen andere Menschen noch etwas anfangen können, in den Müll zu werfen, aber da ich auch weder Zeit noch Kraft habe, die Zu-verschenken-Stationen in Hamburg anzufahren, die üblichen Zu-verschenken-Portale oder eBay-Kleinanzeigen zu nutzen, geht's nicht anders. 

Immerhin war ich schnell auf der Baustelle, beim Gatten. Dem geht's tatsächlich nicht gut. Er ist wackelig, schwach ... Das erinnert alles an die Anfänge seiner Herzerkrankung im November 2020. Ich habe keine Ahnung, wie er in diesem Zustand den Umzug schaffen soll. Ich schwanke zwischen Absage oder Verschieben meiner Reha und Verschieben des Umzugs auf April. Ich bezweifle allerdings, dass es die Situation für den Gatten besser macht. Ich fürchte, wir müssen da jetzt einfach irgendwie durch. Die Wohnung ist noch nicht gekündigt. Das mache ich erst, wenn der Umzug erledigt ist. Das ist mir lieber, falls irgendwas passiert, das den Umzug aufschiebt. Natürlich belasten die doppelten Kosten, aber wenn der Umzug nicht klappt und ich das Geraffel einlagern müsste, belasten die Kosten auch (zusätzlich käme dann noch der Stress, alles einlagern zu müssen). 

Freitag forderte der Stress auch dann bei mir seinen Tribut. Ich schleppte mich übermüdet und mit Kopfschmerzen durch den Arbeitstag - zum Glück im Heimbüro, und es waren nur Datensätze freizugeben, nichts, wobei ich großartig nachdenken muss. Nach Feierabend plumpste ich ins Bett und schlief zwei Stunden. Das bringt jetzt meinen straffen Zeitplan durcheinander, aber ich konnte einfach nicht mehr. Mir geht's gesundheitlich zunehmen schlechter. Vor allem Herzschmerzen machen mir sehr zu schaffen. Ich weiß, sie sind psychosomatisch, aber Angst habe ich dennoch. Mir ist zudem schwindelig und schwankig, was ich nur zu gut vom herzkranken Gatten kenne.

Hier gilt seit mittlerweile 191 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weiterhin gibt es im Umfeld reichlich Infektionen. In den Schulen wird zunehmend auf hybriden Unterricht umgestellt, da so viele Schülerinnen und Schüler fehlen. Ich habe derweil die sechste Corona-Impfung gut verkraftet. Einzig der Impfarm machte mir ein paar Tage zu schaffen (und bei den anderen Symptomen bin ich unsicher, ob's nicht der bei mir übliche Stress war). 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Tante ist mit der Reha fertig und kommt Weihnachten tatsächlich zu uns - große Freude! Die Reise wird sehr anstrengend für sie werden, und ich hoffe, die Streiks treffen sie nicht. 

Auf der Baustelle geht's gerade nicht so wirklich vorwärts. Der Gärtner kam die ganze Woche über nicht, so dass das Gartenhaus von innen nicht gestrichen ist. Ich weiß, er hat einen hohen Krankenstand, allerdings müsste das Häuschen so langsam mal fertig werden, weil da Sachen hinein sollen, die in der Küche zwischengelagert sind. Klar kann ich die Sachen auch in den Keller schleppen, um die Küche leer zu bekommen, aber das würde ich mir gerne sparen. Zudem sollen die Hochbeete mit umziehen, und da, wo sie stehen sollen, müssten noch Platten verlegt werden - idealerweise vor dem Einzug der Hochbeete.

Der Gatte arbeitet immer noch an der Elektrifizierung des Badezimmers und der Kellertreppe sowie dem Soundsystem im Wohnzimmer und der Verlegung der LAN- und TV-Kabel im ersten Stock - letzteres seit einem Jahr .... Das wird auch noch ein paar Monate dauern, denn der Gatte will diese Arbeiten partout nicht abgeben. Ich habe noch keine Ahnung, wie ich meinen Desktop-Rechner ans Internet anschließen werde.

Ich hänge hinterher mit dem Lackieren der Holzpaneele und habe mich damit angefunden, dass ich das nach dem Einzug machen werde. Da muss ich eh noch die Macken an Türen und Türrahmen beseitigen, die inzwischen entstanden (und beim Einzug noch entstehen werden). Immerhin schaffte ich es, die Küchenzeile, die mit umziehen soll, auszumessen. Erfreulicherweise passt sie. Eigentlich müsste ich vor dem Einzug der Küchenzeile Lamperien setzen, aber da ist das Geraffel, das ins Gartenhaus soll ... Jetzt muss ich noch zwei Rollladenschränke und ein Regal ausmessen, ob sie dahin passen, wohin sie sollen. 

Natürlich nahmen wir diese Woche auch das Gedenken zum 85. Jahrestag des Novemberpogroms wahr. Der Gatte verfolgte die Bundestagsdebatte und war voller Empörung über den AfD-Beitrag. Gemeinsam sahen wir dann die Gedenkveranstaltung in der Beth Zion-Synagoge. Der letzte Pogrom ist gerade mal fünf Wochen her. 

Noch vier Wochen bis Umzug. Hoffentlich.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Sonntag, 5. November 2023

#WMDEDGT 11/23: Die Verzweiflung der Marie Kondō

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Heute steht weiterhin Entrümpeln auf dem Plan, aber erstmal schlafe ich aus - mit den üblichen Unterbrechungen. Neuerdings bekomme ich Panikattacken unter der Full-Face-Maske des CPAP-Geräts. Ganz großartig. Um zehn Uhr wird Kaffee gekocht, dann erstmal geguckt, wie die Situation in der Herzensheimat Israel ist, welche Nachrichten es sonst gibt. Margot Friedländer feiert heute ihren 102. Geburtstag. Mazel tov und bis 120!

Schließlich wird gefrühstückt, dabei etwas Ordnung in die virtuelle Kombüse gebracht, und dann geht es in die analoge Kombüse. Das Ausmisten von Gewürzschrank, Küchenwagen und Topfschrank steht an. Aber erstmal werfe ich die Spülmaschine mit der ersten Runde Samla-Boxen an. Meine Kollegin und ich haben so gut aussortiert, dass zahlreiche Boxen und Klappboxen übrig sind. 

Bis ein Uhr arbeite ich konzentriert, bringe drei Müllsäcke weg, fülle eine Tasche mit Lebensmitteln für den Fairteiler und bringe die ersten gestern gefüllten Taschen für den Recyclinghof ins Auto, als ich sehe, dass vor dem Haus ein Parkplatz frei ist.

Kurze Pause mit einem zweiten Kaffee und mit der Kollegin chatten, die sich erkundigt, ob ich den gestrigen Tag gut überstand. Ja, doch, dank Wärmflasche und Schmerztabletten habe ich keinen Muskelkater. Ansonsten versuchen Hirn und Seele noch, mit den Entwicklungen stand zu halten. 

Gegen vier habe ich in der Küche soweit klar Schiff, dass Gewürz- und Tupperschrank so gut wie leer sind und der Küchenwagen ebenfalls. Beim Räumen fällt mir der Beutel in die Hände, in denen wir im ersten Cororna-Jahr die Masken zur Desinfektion im Ofen sammelten. Damals gab's ja nicht ausreichend Masken für alle. Den Beutel kann ich entsorgen, ebenso wie die Alltagsmasken und den Stoff, aus dem ich weitere Masken nähen wollte, dann aber nicht dazu kam. Gestern fand ich schon den Beutel, in dem ich die gebrauchten Masken in der Handtasche sammelte.

Die Gewürze, die lose herumflogen, sind umgetuppert und wegsortiert. Eine zweite Spülmaschine mit Samla-Boxen läuft, ebenso eine Waschmaschine. Ich will noch einen Müllsack und die letzte Tasche für den Recyclinghof wegbringen, aber als ich an der Mülltonne stehe, setzt so ein Platzregen ein, dass ich binnen keiner Minute nass bis auf die Knochen bin. Im Haus, ziehe ich erstmal die nassen Klamotten aus und beschließe, dass es für heute gut ist. Also, im Prinzip. Richtige Ruhe finde ich irgendwie nicht. Es sind nur noch knapp fünf Wochen bis zum Umzug, es ist noch zu viel zu tun. 

Ich zwinge mich zu anderthalb Stunden Sofa-, Strick- und Teepause, auch, um mich aufzuwärmen. Ich überlege, was ich in der kommenden Woche für den Gatten und mich kochen kann. Er bleibt auf der Baustelle, versorgt sich selbst, isst überwiegend Fertigfutter, freut sich über frisch Gekochtes, wenn ich von Donnerstag bis Montag ebenfalls auf der Baustelle bin. 

Der Gatte ruft an. Es geht ihm gut, er war fleißig und verstaute seine Schiffsmodelle. Das ist für ihn aufgrund seiner Herzerkrankung höllisch anstrengend. Er braucht alle Viertelstunde eine Pause. Eigentlich sind für solche Sachen die Möbelpacker oder ich da, aber seine Modelle will er partout selbst transportieren. Er bleibt tapfer, als ich ihm sage, dass er nur noch zwei Flaschen verschiedener Sojasaucen hat, weil ich den Rest, alles angebrochene Flaschen, entsorgte. Dafür habe ich ihm drei Flaschen HP Sauce* gelassen, auch alle angebrochen. Wir sprechen darüber, was morgen bei uns ansteht und schon mal über den Wochenplan. Dass ich ein veganes Gericht einplante, gefällt ihm nicht. War klar. 

Eine zweite Maschine mit Wäsche an den Start bringen und eine dritte Ladung in die Spülmaschine geben, zwischendrin eine Ecke im Arbeitszimmer sichten, dabei die alte Handkasse finden, in der sogar noch Bargeld ist, und einen weiteren Müllbeutel füllen. Ich kann's irgendwie nicht lassen, komme einfach nicht zur Ruhe. Morgen wird es sich rächen, denn die kommende Woche wird anstrengend, ich bräuchte eine Ruhepause. 

Kurz vor halb acht mache ich mir Pelmeni zum Abendessen, Fertigfutter. Der Tiefkühler soll leer werden. Zu den Pelmeni gibt es Kräuterquark. Der Kühlschrank ist quasi leer - so leer, dass ich Probleme hatte, einer Kollegin, die mir gestern beim Ausmisten half, etwas zum Mittag anzubieten. Sie hatte die Wahl zwischen Nudeln in Variationen und Spiegelei auf Brot ...

Ich habe keinen richtigen Appetit. Zu viel geht mir im Kopf herum, das ich in der kommenden Woche erledigen muss: Dem Gärtner Bescheid sagen, dass die Nachbarn die Regenrinne reinigten, er das nicht machen muss,  schon mal auflisten und ausmessen, was zum Sperrmüll soll, damit ich nach der Reha gleich einen Abholtermin bekomme, Mudderns Puppe aus der Puppenklinik abholen, auf dem Weg ins Büro meine Einlagen abholen, morgen früh vor der Arbeit gleich zum Recyclinghof, dann nachmittags in die Puppenklinik und auf dem Weg zurück das Pfand wegbringen, die Unterlagen für die Betrugsanzeige gegen Gärtner III final zusammenstellen und an die Polizei schicken, weiter ausmisten, damit ich Donnerstag vor der Arbeit nochmal zum Recyclinghof kann, alle wichtigen Unterlagen in einer Samla-Box lagern, damit sie beim Umzug nicht verloren gehen ... 

Ich schaffe es, bei einem Paar Socken die Fäden zu verziehen. Mir fällt ein, dass ich Sockenbanderolen für die Obdachlosen-Spendersocken brauche. Normalerweise arbeite ich mit Anhängern, aber das ist zu umständlich, wo ich aktuell zwischen zwei Haushalten pendle. Da haben sich die Banderolen bewährt, wie ich bei den Paaren für die Aktion Grüne Socke merkte. Ich finde bei Micha Made Banderolen und drucke sie aus. Jetzt brauche ich auf der Baustelle nur noch einen regenfreien Tag, um die fertigen Socken zu fotografieren. Die Samla-Box mit dem Spenden-Strickkrams kommt Donnerstag schon mit auf die Baustelle. Da ist sie momentan nützlicher als in der Wohnung. 

Zu spät ins Bett. Vorher noch die Spülmaschine und die Waschmaschine ausräumen. Die Wäsche hänge ich morgen auf. Die Spülmaschine wird gleich wieder mit Samla-Boxen gefüllt und darf über Nacht arbeiten. Morgen noch eine Ladung, die aber schon zusammen mit Geschirr, dann bin ich erstmal durch.

Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*

Der Blick zurück in die ersten drei Corona-Jahre: Am 5. November 2020 verzweifle ich an der ketogenen Ernährung, ahnen wir noch nicht das Ausmaß der Erkrankung des Gatten und denken, wir können den Advent ganz normal feiern, beschäftigen uns Corona-Regeln. Am 5. November 2021 wissen wir schon um das Ausmaß der Erkrankung des Gatten. überrascht er mich mit roten Rosen. Am 5. November 2022 war ich zum ersten Mal im Repair Café, waren wir gefrustet, weil im Haus nichts vorwärts geht, obwohl die Baubrigade schon seit Ende September fertig sein sollte, wir schon mitten in den Umzugsvorbereitungen stecken sollten. In denen stecken wir nun ein Jahr später.

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Samstag, 4. November 2023

Samstagsplausch KW 44/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXC

Sonnabend verlebten wir einen ruhigen Tag. Dem Gatten ging es nicht gut, und so passte ich mich seinem Ruhebedürfnis an. Es ist ja nicht so, dass ich keine Ruhe bräuchte.

Sonntag erwischte ich endlich mal eine Regenpause und puzzelte etwas im Garten herum. Ich setzte viele Zwiebeln, vor allem Hasenglöcken*, die im Frühjahr hoffentlich dem Gatten Freude machen. Ich war heilfroh über den Blumenzwiebelsetzer*, der eine unwahrscheinliche Erleichterung ist. Ich schaffte es auch, den Pfosten für den amerikanischen Briefkasten zu setzen. Jetzt muss der Gatte nur noch den Pfahl anpassen. 

Abends entsetzten mich der Pogrom in Dagestan und die immer grausameren Details des Simchat-Tora-Massakers. Auch nach mehr als drei Wochen werden noch immer Leichen gefunden. Ich hatte in einem früheren Leben beruflich viel mit Tod und Teufel, mit der Shoah zu tun und halte viel aus, aber ein Säugling, der zu Tode gebacken wird, während seine Mutter zu seinen Schreien vergewaltigt wird, bringt mich an meine Grenzen. Ich habe aktuell Probleme, den Backofen zu öffnen. 

Montag schaffte ich es endlich, zwei Drittel der Holzpaneele im Esszimmer zu streichen. Im Laufe des Tages erreichte uns die Nachricht vom Tode Shani Louks. Das Bild der jungen Deutschen, die grausam entstellt und misshandelt auf dem Truck von der Hamas entführt und zur Schau gestellt wurde, ging um die Welt. Es gibt übrigens zwei Websites, durch die sich die Ereignisse des 7. Oktobers nachvollziehen lassen - Trigger-Warnung: Mapping the Massacres nähert sich dem Pogrom chronologisch-geographisch, während October 7 Augenzeugenberichte sammelt. 

Am späten Nachmittag klingelte es. Die beiden linken Nachbarn waren gerade dabei, die Regenrinne zu säubern und fragten, ob sie bei uns weitermachen sollten. Wie toll!  

Dienstag hatte der Gatte viel Spaß mit kleinen Gespenstern. Etwa 20 Kinder kamen, alle verkleidet, alle ausnahmslos entzückend und höflich. Einmal kam ein Grüppchen und sagte ein Gedicht im Chor auf. Der Gatte überraschte und beeindruckte mit seiner Horror-Hasen-Maske. Im kommenden Jahr will er aufrüsten. Ich vermute Nebelmaschine und kotzende Kürbisse ... 

Tagsüber kümmerte er sich um die Kabelage für TV und Internet, denn die sollte möglichst vor dem Umzug fertig sein. Ich war auf Stand by für Handreichungen und schaffte es so, zumindest eine Socke zu stricken ... An solchen Tagen bin ich froh, wenn ich in Ruhe auf die Toilette gehen kann. Dass ich es durch das ständige Zum-Gatten-Springen nicht schaffte, die Paneele fertig zu streichen, verstand der Gatte so, dass ich dazu keine Lust habe, er das "auch noch" erledigen müsse. Ja, nee, is klaa. Ich hoffe, ich finde vor dem Einzug ein, zwei Stunden zum ungestörten Streichen. Ansonsten muss ich es nach dem Einzug machen. Das geht notfalls.

Außerdem bat ich meine beiden Sandkastenfreundinnen um Hilfe, denn mir wurde klar, dass ich Hilfe beim Räumen im Haus brauche. Es ist ja nicht planbar, wie körperlich belastbar der Gatte ist, vor allem unter Druck, und zum Einzug müssen die Räume im Haus leer sein - über's letzte Jahr richteten wir uns ja schon häuslich ein ... So etwas wie den Transport eines Tiefkühlers in den Vorratskeller schaffe ich nicht alleine. Beide Freundinnen kommen mir jetzt am zweiten Adventswochenende zu Hilfe! Wie wunderbar! Zu dritt schaffen wir es sicher, alles zu sortieren und umzuräumen. Der Gatte darf uns derweil mit Toast Hawaii, Kaffee, Tee und Kuchen versorgen. 

"Ich mag hier nicht mehr wegfahren", seufzte der Gatte, als wir Mittwoch beim Frühstück saßen und überlegten, was wir für zwei Tage in der Wohnung mitnehmen müssen. Ich kann den Gatten verstehen, war beim Aufwachen auch traurig, dass es wieder in die Wohnung zurück geht, dass ich nicht bleiben kann, aber wir haben es ja hoffentlich bald geschafft. Mittwoch wurde der Elektriker beauftragt, sämtliche Lichtschalter und Steckdosen sowie den Sicherungskasten zu erneuern, eine Aufputz-Steckdose zu verlegen und ein gutes Dutzend Lampen anzubringen. Die Finger des Gatten schaffen das einfach nicht mehr. Jetzt heißt es, auf einen Termin warten. Mittwoch haben wir auch schon mal ausgemessen, ob unsere Wohn- und Esszimmermöbel auch tatsächlich passen. Zum Glück ja. Jetzt muss als nächstes die Küche ausgemessen werden. 

Nachmittags fuhr der Gatte nach Hamburg, während ich die neu gesetzten Zäune abnahm. Der Gärtner war mit der ersten Arbeit seiner Mitarbeiter nicht zufrieden und ließ es neu machen. Jetzt sieht es wirklich sehr gut aus. Überhaupt nicht gut sieht es mit dem Gartenhaus aus, dass Gärtner III zusammenzimmerte. Hier wird Gärtner IV versuchen, es einigermaßen zu stabilisieren, damit es uns nicht binnen Jahresfrist einstürzt. Abreißen und neu bauen wäre das einzig sinnvolle, aber dazu habe ich aktuell keine Nerven. Gärtner IV wird auch die Regenrinne auf der Gartenseite reinigen - yeah. Zukünftig soll er das gerne jeden Herbst machen. Eine Sorge weniger.  

Außerdem bewegten mich die Brandstiftung auf dem jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs und der Umstand, dass es in Deutschland seit 7. Oktober 220 antisemitische Vorfälle gab, eine Steigerung von 240% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ich muss immer wieder daran denken, wie Nicht-Juden mir während der Vorbereitung auf die Konversion immer wieder sagten, ich sollte mir diesen Schritt gut überlegen, denn als Nicht-Jüdin wäre ich sicher, falls die Nazis wiederkommen, als Jüdin aber nicht. Ich dachte mir damals, was soll's, es gibt ja Israel als Zufluchtsort und eine starke israelische Armee. Vor allem an den Gedanken an letztere klammere ich mich, seitdem sich die Hamas anschickt, Israel und alle nicht-islamistischen Bewohner auszulöschen - und längst ist klar, dass nicht nur Israel das Ziel ist, sondern die gesamte westliche Welt. 

Donnerstag brachte der Besuch des Gatten bei der Nephrologin schlechte Nachrichten. Knackpunkt ist weiterhin, dass der Diabetes des Gatten seit gut 20 Jahren einfach nicht in den Griff zu bekommen ist. Inzwischen sind Herz, Niere, Gefäße, Füße, Nerven und Augen so stark angegriffen, dass quasi keine Therapie mehr möglich ist, und der Schlaganfall im Januar ist ja auch ein Ergebnis der Gesamtsituation gewesen. Die Nephrologin war entsetzt von den Schilderungen des Gatten und davon, dass der Diabetologe die Erkrankung nicht in den Griff bekommt. 

Nachmittags bekam der Gatte einen Termin bei einem neuen Diabetologen in der alt-neuen Heimat - endlich! Er will schon so lange den Diabetologen wechseln, aber es klappte nie, weil es zu dem in Hamburg keine Alternative gab. Der Termin liegt zwar mitten im Umzug, aber irgendwas ist ja immer. Wichtig ist, dass er schnellstmöglich wechseln kann, und vielleicht kann der neue Arzt die Erkrankung endlich in den Griff bekommen. Der Erhalt des Status quo wäre schon viel. 

Eine gute Nachricht gab's bei der Nephrologin: Die Kaliumwerte des Gatten sind optimal. Durch technische Gründe sind sie beim Hausarzt "falsch hoch". Jetzt muss das nur noch der Hausarzt verstehen ... Wir können jetzt also wieder diabetikertauglich und gesund kochen, mit frischem Gemüse. 

Der Elektriker meldete sich überraschend schnell und kommt schon in zehn Tagen. Sicherheitshalber sind zwei Arbeitstage veranschlagt. Ich hoffe, der Gatte ist so stabil, an beiden Tagen anwesend zu sein. 

Ich war beim Zahnarzt und lernte den Nachfolger unseres im August viel zu früh verstorbenen Arztes kennen, bei dem ich knapp 35 Jahre, der Gatte gut 20 Jahre in Behandlung war. Der neue Arzt ist jung und nett, ja, aber die Praxis ist zunehmend schlechter organisiert, die Mitarbeiterinnen überarbeitet und genervt. Es ist einfach nicht mehr so wie früher, wo es beispielsweise quasi keine Wartezeiten gab außer bei Notfällen. Bei den letzten drei Besuchen saß ich jetzt ewig im Wartezimmer. Normalerweise vereinbaren wir beim Bezahlen der Zahnreinigung automatisch gleich einen neuen Termin, aber diesmal war dafür vor lauter Hektik an der Anmeldung keine Zeit. Vielleicht es mit dem Umzug doch an der Zeit für einen Wechsel. 

Auf dem Heimweg fiel mir auf, dass die Bring them home now-Plakate, die letzte Woche an den Bushaltestellen geklebt wurden, mittlerweile vollständig entfernt wurden. Abends begannen die ersten Jüdischen Kulturtage in Hamburg - trotz allem. Ich hoffe, sie können sicher stattfinden.

Freitag räumten wir schon mal die Schiffsmodelle des Gatten und ein paar meiner Kartons aus dem Lager. Während der Gatte mit den Modellen ins alt-neue Haus fuhr, brachte ich die ersten Sachen zum Recyclinghof, darunter auch meine Gitarre. Von der trennte ich mich sehr schwer, und der Gatte konnte es auch nicht verstehen. Aber ich habe sie über 40 Jahre nicht mehr gespielt, und ich werde sie ganz sicher nicht mehr spielen. Ich bin absolut unmusikalisch. Auch wenn mir das Herz blutet, ist es doch unsinnig, sie aufzubewahren, selbst, wenn mir der Anblick des Gitarrenkoffers Freude macht (ja, Marie Kondō ist hier aktuell Thema). 

Zwei Taschen mit Lebensmitteln gingen zum Fairteiler, und weitere werden ihnen folgen. Der Gatte hat zwar schwere Verhungerungsängste, aber ich habe beschlossen, dass alle Lebensmittel weggegeben werden, die wir in den kommenden acht Wochen nicht sicher essen werden. Dazu zählen ganz sicher drölfzich Kilo Nudeln und Reis. Wir behalten noch mehr als genug. 

Nachmittags bekam ich die jährlichen Impfungen gegen Grippe und Corona, diesmal in der Stamm-Apotheke. "Sie haben aber viele Impfungen gegen Corona. Aber Corona hatten Sie noch nicht?!" Nein. Könnte an den Impfungen und am Masketragen liegen ... Ich bin gespannt, wie mein Körper zwei Impfungen gleichzeitig verkraftet. Ich soll mich zwei Tage schonen. Guter Witz. Erfreulicherweise zahlt die Krankenkasse beide Impfungen. 

Abends sah ich bei Juna, dass Silja nach drei Jahren Pause wieder bloggt. Sie lebt in Norden Israels, an der Grenze zum Libanon. Ihr erster Beitrag nach der Pause dreht sich darum, wie sie das Simchat-Tora-Massaker und die letzten vier Wochen er- und überlebte.

Hier gilt seit mittlerweile 190 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weiterhin gibt es im Umfeld reichlich Infektionen. Ich vermute, das wird sich bis zum Frühjahr auch nicht ändern. 

Schwiegermutter geht's gut, Tante anscheinend auch. Schwiegermutter hält sich da sehr bedeckt - wenn der Gatte nur anruft, nicht zum Tee kommt, erfährt er nichts. In den letzten Wochen war er ja nur selten in Hamburg, und Schwiegermutter dämmert langsam, dass das nach dem Umzug nicht anders wird. 

Ansonsten schaffte ich es, diesen Monat auch noch den Ölwechsel-Termin für's Karlchen, Rauchmelder-Wartung und Mammographie unterzubringen. Wenn der Gatte tapfer und stabil bleibt, könnte das Termine-Tetris sogar klappen.

Noch sechs fünf Wochen bis Umzug. Hoffentlich.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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