Früher störte es mich nicht so sehr, dass ich Krimireihen selten in der chronologischen Reihenfolge las, weil ich über Bücherhallen oder Onleihe selten alle Bände in der richtigen Reihenfolge bekam, aber das hat sich seit letzten Jahr mit der Reihe Decker-Lazarus-Reihe* von Faye Kellerman geändert. Seitdem versuche ich immer öfter, Reihen chronologisch zu lesen.
Im Mai nahm ich mir die zehnbändige Reihe von Hendrik Falkenberg um den jungen Sportpolizisten Hannes Niehaus vor. Ich brauchte eine gewisse Leidensfähigkeit, denn so spannend sich die Klappentexte lesen, so langatmig sind die ersten beiden Bände. Ein straffes Lektorat hätte gut getan. Ab Band drei ging's dann einigermaßen. Die Bücher werden als Regional- bzw. Ostseekrimis vermarktet, aber Lokalkolorit will nicht wirklich aufkommen, denn es bleibt unklar, in welcher Stadt Niehaus trainiert und ermittelt.
Im ersten Band "Die Zeit heilt keine Wunden*" lernt sich das ungleiche Ermittler-Duo Hannes Niehaus und sein eigenwilliger Chef Fritz Janssen kennen. Janssen steht kurz vor der Pensionierung und ist wenig erfreut, jetzt noch einen neuen Partner einarbeiten zu müssen, zumal Niehaus nur halbtags als Polizist arbeitet, ansonsten als Kanut für die Olympiade trainiert. Die beiden werden in einen Strudel aus dunklen Geheimnissen gerissen, als ein alter Mann an der Steilküste eine Tote entdeckt. Als Johannes auf eine Spur aus der NS-Zeit stößt, kann er die Tragweite seiner Ermittlungen noch nicht erahnen.
Von der Langatmigkeit und dem ausschweifenden Stil mal abgesehen, macht es Spaß, die Figuren kennenzulernen. Es gibt zwar einige, gelinde gesagt, überraschende Wendungen, damit der Fall am Ende einen Sinn ergibt, aber das ist okay.
Im zweiten Band "Das Kreuz des Nordens*" bekommt Niehaus einen neuen Chef, der ihn in den folgenden Bänden begleitet, hält aber weiterhin intensiven Kontakt zu seinem bisherigen Chef, der im Hintergrund bei der Aufklärung der Fälle hilft. Ich hätte mir gewünscht, dass Niehaus und Janssen ein Ermittlerduo bleiben.
In "Das Kreuz des Nordens" geht es um Morde innerhalb einer religiösen Gemeinschaft, und mir war zu schnell klar, wo der Schuldige zu finden sein muss.
Der dritte Fall "Die Bühne des Sterbens*" spielt im Umfeld einer Rockband, deren Gitarrist während seiner Trauung erschossen wird. Die Handlung ist ein wenig temporeicher als die der ersten beiden Bände. Mehr Tempo wäre dennoch gut.
Auch in "Das Erbe der Schuld*" müssen Niehaus und seine Kollegen tief in die Vergangenheit des Opfers, eines Psychologie-Professors, eintauchen. Falkenberg braucht inzwischen weniger Seiten, um die Handlung zu einem Ende zu führen, aber mir fehlt immer noch Tempo, abgesehen von dem beim Sturz des Opfers aus einem Flugzeug. Und Logikfehler stören mehr als bei den anderen Bänden: So wird aus einer Terrassentür im nächsten Satz schon mal eine Balkontür. Von den häufig verwechselten Personalpronomen rede ich gar nicht erst. Es bedarf schon einer gewissen Leidensfähigkeit für diese Reihe.
In "Der Schmerz der Seele*" greift Falkenberg die Massentierhaltung auf. Niehaus intensiviert außerdem seine Zusammenarbeit mit einem Journalisten, dessen Tochter zu den Tierschutzaktivisten gehört, die eine Geflügelfarm stürmen, und schwänzt öfter das Kanu-Training, um seinen ehemaligen Chef im Gefängnis zu besuchen. Die Handlung hält überraschende Wendungen bereit.
Hannes ehemaliger Chef wird in "Das Recht des Stärkeren*" als Maulwurf eingesetzt, um im Gefängnis zu ermitteln und gerät in diesem Fall um organisierte Kriminalität selbst in Gefahr. Statt Hannes rücken immer öfter seine Kollegen, in diesem Falle Clarissa und Per, in den Mittelpunkt. Einerseits ist es zwar ganz schön zu lesen, wie sich alle Figuren entwickeln, aber andererseits ist das Buch ziemlich langatmig - wie schon gesagt: Es braucht eine gewisse Leidensfähigkeit für diese Reihe.
Zu Beginn des siebten Bandes, "Das Ende der Hoffnung*" dachte ich, jetzt käme endlich der Fall an die Reihe, der Fritz, Hannes krebskranken ehemaligen Chef, immer noch beschäftigt, weil er nie aufgeklärt werden konnte, aber nein. Dieser Fall wird im achten Band aufgegriffen. Im siebten geht's um Morde an deutschen Frauen, die in Schweden leben, lernt Hannes seinen Kollegen Nils und dessen Familie kennen.
Da ich immer noch Masken für uns nähe, höre ich auch immer wieder mal das eine oder andere Hörspiel. Diesen Monat war's "Lachsfischen im Jemen*"
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