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| Strick-Kino-Premiere in der Kleinstadt. |
Samstag, 20. Dezember 2025
Samstagsplausch KW 51/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCCI
Sonntag, 14. Dezember 2025
Samstagsplausch KW 50/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCC
Diese Woche hielt jede Menge schöne Momente bereit, und solange ich ausblende, dass der Gatte niemals wieder kommen wird, kann ich sie auch genießen. Ich schaffe es momentan einfach nicht, auf den Friedhof zu gehen. Ich hoffe, das wird besser, wenn das Grab gestaltet ist, ich auf dem Grab sitzen kann. Diese Woche wurde das Grab abgeräumt. Es ist kalt und leer, und die Vorstellung, dass der Gatte dort liegt, schmerzt viel zu sehr.
Ich schaffte es, eine Karte für die eigentlich ausverkauften Vorstellungen von "Die Stadt der Träumenden Bücher" im Schauspielhaus zu bekommen. Als ich Mittwoch guckte, war alles dicht. Donnerstag Abend wollte ich nur gucken, ob es über die Weihnachtsmärchenzeit hinaus noch Vorstellungen gibt, als plötzlich wieder eine Karte verfügbar war. Prima, mehr als eine brauche ich ja auch nicht, also kaufte ich sie flugs und freue mich auf die Vorstellung im Januar.
Nach zwei Monaten Pause konnte ich endlich wieder zum Stricktreffen. Das tat sehr gut. Ich bin allerdings noch immer nicht in der Lage, etwas "Richtiges" zu stricken. Momentan verarbeite ich die viele Sockenwolle, die hier liegt, zu Mützen für die Seemannmissionen. Ich habe mir aber schon mal neue Stricknadeln gekauft für den Fall, dass die Konzentration wiederkommt.
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| Der dieswöchige Blumenstrauß. |
Ich kaufte mir einen Blumenstrauß beim Lieblingsblumenladen. Der Strauß hätte dem Gatten gefallen. Der Laden hat einen Automaten im Krankenhaus, und der Gatte war immer völlig fasziniert von den Sträußen mit den großen gefüllten Chrysanthemen in wunderbaren Farben. Besonders faszinierte ihn ein Strauß mit einer tiefblauen Chrysantheme. Der Gatte wünschte sich, dass er wieder fit genug wird, um in den Laden gehen zu können und mir so einen Strauß kaufen zu können, aber soweit kam es ja nicht mehr. Als ich Dienstag an dem Laden vorbeikam, lachte mich ein Strauß mit einer Chrysantheme in Rosa-Lachs-Tönen an, der mit durfte. Ich überlege schon seit einiger Zeit, ob ich den Laden nicht mal frage, ob sie mir jede Woche einen Strauß liefern können. Als der Gatte noch gesund war, bekam ich von ihm jede Woche einen Strauß geschenkt, wenn er auf dem Wochenmarkt einkaufte.
Hier galt 293 Wochen: Der Gatte und ich waren coronabedingt weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall, im sechsten steckte er sich bei einem neunwöchigen Krankenhausaufenthalt mit Candidozyma auris an. An der Pilz-Infektion starb er im Oktober 2025 im Alter von 64 Jahren. Seit Woche 294 versuche ich mich, im Alleinleben zurechtzufinden. Jetzt ist Woche 300.
Momentan ist die Trauer noch schwerer als sonst, denn FB spült mir regelmäßig Fotos aus dem Dezember 2023 in die Timeline, als wir endlich in das alt-neue Haus einziehen konnten. Wie glücklich der Gatte aussah! Wie sehr er sich freute! Es ist so tragisch, dass er nur zu kurz im alt-neuen Haus leben durfte. Der Gatte fehlt mir so unendlich.
Das Karlchen kann ich morgen aus der Werkstatt holen. Es brauchte tatsächlich nur eine neue Batterie. Um die defekte Zentralverriegelung kümmert sich die Werkstatt im kommenden Jahr, die muss erst bestellt werden. Somit kann ich mit dem Karlchen nach Dachau fahren. Mit dem Kleinstwagen fühle ich mich doch etwas wohler als mit dem großen Wagen, auch wenn der mehr PS hat und schneller fährt. Ich habe mir einen CD-Player gekauft, den ich ans Auto-Radio anschließen kann, um zukünftig auch längere Strecken fahren zu können. Ich hoffe, das passt alles.
Im Büro habe ich unsere neue Institutsleitung kennengelernt. Sie scheint sehr nett zu sein. Sie will auch eine Lösung finden, wenn ich aus finanziellen Gründen wieder Vollzeit arbeiten muss. Das ist nett, aber ohne einen Stellenwechsel kaum machbar, denn meine Stelle ist eine Teilzeitstelle, kann nicht einfach in eine Vollzeitstelle umgewandelt werden. Mal gucken, wie es sich entwickelt. Ich würde ungern wieder Vollzeit arbeiten.
Die Sandkasten-Freundinnen waren zum Adventstee da - ein sehr schönen Nachmittag, wenngleich für mich überschattet vom Terror-Anschlag auf die Chanukka-Feier in Bondi Beach. Daran musste ich auch denken, als ich meine Chanukkia einweihte.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.
Dienstag, 9. Dezember 2025
Gestrickte Engelchen als diesjährige Weihnachtskarten
Dieses Jahr bin ich sehr früh dran mit den Weihnachtskarten, was daran liegt, dass ich endlich mal wieder bei der Aktion Post mit Herz mitmache.
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| Ich habe zwei unterschiedliche Engel gestrickt. Die Hälfte hat weiße Körper und goldene Flügel, bei der anderen Hälfte ist es umgekehrt. |
Und so kümmerte ich mich vorgestern nicht nur um die Danksagungen für die Kondolenzen, sondern auch um die ersten Weihnachtskarten. Die für Nachbarn und Freunde kommen nächstes Wochenende dran, denn sie müssen verteilt bzw. verschickt werden, bevor ich in den Weihnachtsurlaub starte.
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| Goldene Engel mit weißen Flügeln. |
Zuerst zögerte ich, auch dieses Jahr die Weihnachtskarten wieder selbst zu gestalten, denn seit dem Tode des Gatten mag ich nicht mehr stricken oder häkeln. Andererseits brauchen Hirn und Hände Beschäftigung. So kam ich über die kleinen Engel dann wieder zum Handarbeiten. Sicher eine Form der Trauerarbeit, des Heilungsprozesses.
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| Ein Rudel Engel hängt so rum. |
Die Anleitung stammt von Frau Schaf mit Schal und kann hier als PDF heruntergeladen werden. Die kleinen Engelchen eignen sich wunderbar zur Verwertung von Wollresten.
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| Noch mehr Weihnachtskarten mit Strick-Engeln. |
Dieser Beitrag geht rüber zum Dings vom Dienstag und zum Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!
Montag, 8. Dezember 2025
#WMDEDGT 12/25: Verwitwet und irgendwie auch verrentet
Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!
Ich kämpfe immer noch mit Schlafstörungen. Eine Nacht Durchschlafen wäre mal wieder schön, aber immerhin konnte ich knapp drei Stunden am Stück schlafen. Der Wecker klingelt nicht mehr um sechs Uhr. Seitdem der Gatte tot ist, kann ich länger schlafen, auch freitags, wenn die Putzfrau kommt, denn ich muss morgens nicht mehr aufräumen. Dass Männer Dreck machen, stimmt zumindest in diesem Haushalt.
Aufstehen, kurz im Bad und im Erdgeschoss ein paar gestern Abend übersehene Dinge beiseite räumen, die Adventskalendertürchen öffnen, Kaffee kochen, Toast machen, dann klingelt auch schon unsere Putzfrau. Klönschnack über das aktuelle Befinden unserer Familien, dann frühstücke ich schnell und reinige den Kaminofen, fülle das Holz nach, bevor in der Stube gesaugt und gewischt wird. Lachen musste ich, als ich aus dem Gäste-WC Toilettenpapier ins Bad bringen wollte und festgestellte, dass da kaum noch welches ist. Kaum ist der Gatte nicht mehr da, geht fast das Toilettenpapier aus! Er sorgte früher immer dafür, dass immer genug da ist.
Heute muss ich ins Rathaus, um Hinterbliebenenrente zu beantragen. Ich finde es unglaublich, dass es eine (zudem noch empathische) Mitarbeiterin gibt, die ausschließlich dafür da ist, bei Rentenanträgen, Anträgen wg. Schwerbehinderung etc. zu helfen! Ich weiß noch, wie verloren wir uns fühlten, als wir für den Gatten in Hamburg Rente und Behinderungsgrad beantragten. Nach weniger als einer Stunde sind wir mit allem durch. Ich habe es tatsächlich geschafft, alle erforderlichen Unterlagen dabei zu haben! Außerdem bekomme ich einen Termin für die Klärung meines eigenen Rentenkontos, als die Mitarbeiterin erfährt, dass das noch nicht geschehen ist. Das ist großartig! Ein paar Hausaufgaben bekomme ich auch mit, aber das ist alles machbar, selbst für grundverpeilte Frettchen wie mich. Verwirrend ist die Information, dass ich bei der Krankenkasse jetzt als Rentnerin geführt werde, weil ich Hinterbliebenenrente bekomme. Das muss ich sicher nicht verstehen.
Im Rathaus gab's neben der netten Mitarbeiterin noch ein Kleinstadt-High Light: Gelbe Säcke. Die sind anscheinend keine Mangelware mehr, seitdem klar ist, dass ab Januar jeder Haushalt eine Gelbe Tonne bekommt.
Ich muss die ganze Zeit über daran denken, wie sehr sich der Gatte freute, als wir uns am 12. April 2024 endlich ummelden konnten und Heidjer wurden! Was für ein schöner Tag war das! Welche Hoffnungen und Träume hatte er damals! Nichts davon sollte in Erfüllung gehen. Wie jeden Tag kämpfe ich immer wieder mit den Tränen. Der viel zu frühe Tod des Gatten ist einfach unfassbar. Ich bin dankbar, dass ich ihn bis zu seinem letzten Atemzug begleiten durfte, und hoffe, ich konnte ihm bis zuletzt schöne Momente bereiten.
Wieder nach Hause, kurz mit der Putzfrau klönen, dann ins Arbeitszimmer und versuchen, wieder in die Arbeit zu kommen. Ich schaffe es, das Sichten von mehr als 2.900 eMails abzuschließen. Das meiste kann ich ohnehin löschen, aber die zu löschenden und die wichtigen müssen ja voneinander getrennt werden. Danach stelle ich sicher, dass meine Kollegin heute tatsächlich wie sonst freitags frei hat und von niemand anderem vertreten wird, so dass ich nichts durcheinanderbringe, wenn ich langsam wieder arbeite.
Das Arbeiten fällt schwer. Mir fehlt die Konzentration, und mir fehlt der Gatte im Nebenzimmer, der immer mal zu mir kam, um zu fragen, ob ich viel zu tun habe, um mir etwas zu erzählen undundund. Ich kann auch nicht mehr einfach zu ihm gehen und ihn in die Arme nehmen. Es ist sehr still im Haus, seitdem der Gatte ging. Er fehlt mir so unendlich.
Zwischendrin verabschiede ich die Putzfrau. Wie üblich fragen wir gegenseitig nach unseren Plänen für das Wochenende. Es ist seit sechs Wochen, seit dem Tod des Gatten, das erste Wochenende, an dem niemand um mich herum ist. Das wird schön und schrecklich gleichzeitig. Ich muss lernen, Leere, Einsamkeit und Stille auszuhalten. Auf dem Programm für's Wochenende stehen das Schreiben der Danksagungen, das Schreiben der Weihnachtskarten für die Aktion Post mit Herz und das Beschriften der Kalender-Fotos. Ich habe für Schwiegermutter, Tante, die Sandkastenfreundin und mich einen Kalender für das nächste Jahr mit Portraits des Gatten aus den letzten 26 Jahren gemacht und hoffe, sie freuen sich.
Ich mache einen Beitrag für den Friday-Flowerday fertig, beginne den Beitrag für den November-PMDD, schmeiße den kommenden Wochenplan um, weil es leckere Angebote beim Schlachter gibt, und bestelle über die dort arbeitende Freundin mit dem Hinweis, sie möge sagen, wenn ihr meine Bestellung zu viel ist. Ich weiß, dass sie so ehrlich ist. Sie schreibt nach Feierabend kurz, das es okay ist, aber auch, was aktuell im Laden los ist. Anscheinend drehen gerade alle durch. Ich dachte gestern schon, dass die Verkäuferinnen bei Edeka völlig fertig aussehen. Wie mag das erst kurz vor Weihnachten sein?!
Nachmittags kommt die Sonne raus. Ich überlege, ob ich meine für morgen geplante Runde zum Friedhof und zum Fotos-Abholen mache, damit ich morgen nicht raus muss, befinde aber, es ist viel zu kalt. Außerdem kann ich mir morgen früh Brötchen zum Frühstück mitbringen. Solange es noch hell ist, packe ich das Altglas in den Hackenporsche. Auch das ist wieder so ein Moment, in dem ich mit den Tränen kämpfe: Da ist das Glas vom Heide-Honig, mit dem ich den Gatten bis zuletzt fütterte. Da ist das Glas von den Amarena-Kirschen, die der Gatte so liebte. Vanille-Eis mit Amarena-Kirschen bekam er auch bis zuletzt. Er sollte mit Wohlgeschmack auf der Zunge ins Jenseits gehen. Da ist das Glas von der Aprikosen-Marmelade, die ich für die Sachertorte brauchte, die sich der Gatte im Krankenhaus für den Tag seiner Rückkehr nach Hause wünschte. Alles, wirklich alles, ist mit dem Gatten verbunden und führt zu Tränen.
Teezeit mit Birnen-Apfel-Punsch und Honigkuchen, dann herumpusseln, bis ein Abholer kommt, und ein Paket für einen weiteren Käufer packen. Es tut so weh, die Dinge wegzugeben, die der Gatte kaufte, über die er sich so freute, weil er seine zukünftige Werkstatt vor Augen hatte, aber was soll ich damit anfangen? Sie nützen niemandem, wenn sie hier stehen und einstauben.
Gestern holte ich eine Holzkiste mit der Totenmaske des Gatten ab. Die Holzkiste kommt jetzt erstmal in ein freigeräumtes Regalfach zu einem der Lieblings-Eisenbahnbücher das Gatten. Dort bleibt die Kiste, bis ich entschied, ob und wo ich die Maske aufhänge oder aufstelle. Das kann ich erst, wenn ich mit dem Umräumen fertig bin. Solange ist die Maske gut in der Holzkiste aufgehoben.
Den Hackenporsche mit dem zu versendenden Paket und der Friedhofstasche bestücken, einen Laufzettel für morgen schreiben, dann kann ich den Tag beenden und zum gemütlichen Teil übergehen. Zum Abendessen gibt es Tomatensalat, so, wie ihn der Gatte gerne mochte, und Lasagne Bolognese, die ich einfror. Sie konnte der Gatte schon nicht mehr essen, aber am Vortag konnte er sich noch über Spaghetti Bolognese freuen, seine letzte Mahlzeit, unser letztes gemeinsames Abendessen. Wie vor sechs Wochen gibt es Vanille-Eis mit Amarena-Kirschen als Dessert. Der Tiefkühler muss ja leer werden ...
Ich häkle lustlos an einem Wichtel weiter - lustlos, weil ich übersah, dass es sich um billigste China-Wolle handelt, die einfach nicht schön zu verarbeiten ist, und weil ich viel lieber den Lulu Slipover anfangen würde, für den ich letzte Woche Wolle kaufte. Die Stricknadeln, die ich dafür bräuchte, liegen aber unzugänglich im Keller. Ich schwanke noch, ob ich den Zugang dafür freiräume oder einfach neue Nadeln kaufe ... Zum Freiräumen fehlt mir aktuell die Kraft. Und eigentlich will ich ohnehin erst den Wichtel fertig haben. Heute schaffe ich den Körper. Fehlen noch Arme und Mütze. Das sollte am Wochenende zu schaffen sein. In der Projekt-Tasche klimpern 2,50 Euro, ein Betrag, den wir im Krankenhaus immer mit nach draußen nahmen, wenn wir dort stundenlang auf einer Bank saßen. Das Kleingeld brauchten wir, falls der Gatte eine Brause oder einen Schoko-Riegel mochte und die Kantine schon geschlossen war. Die Automaten akzeptieren nämlich nur Bargeld.
Ich gehe zu spät und zu müde ins Bett, lese aber natürlich noch etwas vor dem Einschlafen. Aktuell lese ich "Düsternbrook*" von Axel Milberg. Das Buch kaufte ich, als der Gatte und ich vor Weihnachten 2022 durch München bummelten. Wieder so eine Erinnerung, die Tränen auslöst ...
Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 5. Dezember 2020 schrieb ich nichts, war mit dem erkrankten Gatten beschäftigt, der kurz darauf ins Krankenhaus kommen sollte. Am 5. Dezember 2021 war ich frisch gegen Corona geimpft - zum dritten Mal. Die Hoffnung, dass wir mit dieser Moppelkotze nach dem ersten Corona-Sommer durch wären, war da schon lange verflogen. Am 5. Dezember 2022 hatten wir Baustellen-Blues, kämpften wir mit dem Baukredit. Am 5. Dezember 2023 stand der lang erwartete Umzug endlich kurz bevor. Am 5. Dezember 2024 war klar, dass die Augenärztin des Gatten Mist gebaut hatte, aber es gab dennoch Hoffnung. Drei Wochen vorm Tod des Gatten waren wir zuletzt in der Augenklinik, und in diesen Wochen hätte seine Sehkraft durch weitere OPs weitmöglichst wiederhergestellt werden können. Aber eine Pilz-Infektion, die er sich im hiesigen Krankenhaus zuzog, nahm ihm viel zu früh das Leben.
Sonntag, 7. Dezember 2025
Samstagsplausch KW 49/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXCIX
In dieser Woche arbeitete ich nach einem halben Jahr Pause zum ersten Mal wieder. Als ich Mitte Juni zum letzten Mal ins Echtbüro fuhr, stand der Gatte in der Haustür, winkte mir zum Abschied, und als ich nachmittags wieder nach Hause kam, wartete er mit dem Tee. Es folgten noch zwei Tage im Heimbüro, dann zwei Wochen Urlaub, an dessen letztem Tag der Gatte als Notfall ins Krankenhaus kam. Der Aufenthalt sollte zu seinem Tode im Oktober führen. Sechs Wochen nach seinem Tod jetzt also wieder der Start ins Berufsleben.
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| Willkommensgruß meiner Kolleginnen. |
Es ist unwahrscheinlich schwer. Ich weine viel. Meine Kolleginnen sind entzückend, überschütten mich mit Wärme, Herzlichkeit, Verständnis und Geschenken, aber dennoch: Es ist schwer. Mir fehlt die Konzentration, ich bin erschöpft und ausgebrannt. Die Trauer überlagert alles. Aber ich weiß, dass ich die Struktur, den geregelten Tagesablauf, die soziale Interaktion brauche.
Sonntag war ich wie jeden ersten Advent in den letzten beiden Jahrzehnten bei Schwiegermutter. Bis wir beschlossen, uns nichts mehr zu schenken, war da Wunschzettelschreiben angesagt. Der Gatte gestaltete richtige Kunstwerke! Die Tradition wollte es zudem, dass der Gatte die erste Kerze am Adventskranz anzündet. In diesem Jahr fehlt der Gatte.
Schwiegermutter war erschreckend klapperig, taumelig, völlig neben der Spur. Kurz überlegte ich, ob sie einen Schlaganfall haben könnte. Es scheint aber, dass sie sich mit einem Beruhigungsmittel, das ihre Ärztin ihr verschrieb, ausknockte, denn einen Tag später war sie wieder halbwegs normal. Mal sehen, wie sich das entwickelt.
Schwiegermutter schenkte mir ein Foto vom ersten Weihnachtsfest in unserer ersten Wohnung. Wie jung, verliebt und glücklich der Gatte und ich uns darauf ansehen!
Auf dem Rückweg hatte ich einen Auto-Unfall, in dessen Folge ich durch die Polizei belehrt wurde, dass Fahrerflucht keine strafrechtliche Relevanz hat. Schon schön! Der Unfallverursacher flüchtete nämlich, und ich wollte ihn anzeigen. Er hat den Unfall ganz sicher mitbekommen, denn er verzögerte seine Fahrt, beschleunigte erst, als er sah, dass es einen Schaden gab. Der junge Mann, der auf meinen Wagen auffuhr, bekam von mir das Kennzeichen der Fahrerflüchtigen. Bei meinem Wagen (und bei mir) entstand zum Glück kein nennenswerter Schaden. Bei dem Wagen des jungen Mannes sah es schon anders aus. Und ja, ich weiß, rechtlich ist der Fahrer Schuld, der auf meinen Wagen auffuhr, aber zur Vollbremsung zwang mich der Fahrer, der meinen Wagen schnitt. Mir blieb nur die Vollbremsung, wollte ich Wagen, der mich schnitt, nicht rammen. Aber Fahrerflucht hat wie gesagt laut Polizei keine strafrechtliche Relevanz, also kommt der Fahrer mit seinem asozialen Verhalten davon.
Ich fuhr dann weiter ins Lager, um noch mal zu gucken, dass ich alles Wichtige mitnahm. Ich fand die Taufkerze des Gatten, was Schwiegermutter sehr freute, und einige Fotos, was mich sehr freute. Generell fehlen mir viele Fotos. Ich hoffe, die tauchen noch irgendwo hier im Haus auf. Im Lager musste ich dem Impuls widerstehen, alles einzupacken und mitzunehmen. Stattdessen beauftragte ich den Entrümpler und kündigte das Lager. Ich kann einfach nur hoffen, dass ich alles, was mir emotional wichtig ist, herausholte.
Das Karlchen wurde vom ADAC überbrückt und schaffte es dann aus eigener Kraft zu Opel. Das ist schon mal ein gutes Zeichen, denke ich. Auf dem Weg dorthin dachte ich ein paar Mal, ich bin völlig falsch, denn es war sehr ländlich. Mir flogen sogar Rebhühner vor's Auto! Der Opel-Mechaniker vermutet, dass die defekte Zentralverriegelung für Ruhestrom sorgt. Ich muss in den nächsten Tagen mal anrufen und fragen, wie es aussieht. Die Werkstatt machte einen guten Eindruck, nicht nur wegen des Werkstatt-Hundes, sondern auch, weil man zuhörte, mir alles genau erklärte. Ich bekam auch einen Tipp für eine Opel-Werkstatt, die mit dem ÖPNV erreichbar wäre und die ich über Google nicht fand. Für den Moment bleibe ich bei dieser Werkstatt. Sicher würde mich auch der überrechte Nachbar dorthin fahren, wenn ich frage, aber daran dachte ich jetzt nicht.
Hier galt 293 Wochen: Der Gatte und ich waren coronabedingt weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall, im sechsten steckte er sich bei einem neunwöchigen Krankenhausaufenthalt mit Candidozyma auris an. An der Pilz-Infektion starb er im Oktober 2025 im Alter von 64 Jahren. Seit Woche 294 versuche ich mich, im Alleinleben zurechtzufinden. Jetzt ist Woche 299.
Dieses Wochenende bin ich seit dem Todes des Gatten zum ersten Mal alleine, ohne Besuch, ohne Verabredungen. Das ist schwer, ungewohnt, aber ich muss lernen, Stille, Leere und Einsamkeit auszuhalten. Falls es zu schlimm wird, habe ich mir heute eine Veranstaltung herausgesucht, zu der ich spontan gehen kann, oder ich gehe ins Kino. Aktuell laufen viele Filme, die ich sehen möchte. Außerdem sind da Nachbarinnen, zu denen ich jederzeit mit Strickzeug gehen kann. Dafür bin ich dankbar.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.
Samstag, 6. Dezember 2025
#pmdd2025: Der 28. November 2025
An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2025 auf Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.
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| Morgenkaffee, dabei die gestrige Wollbeute in einen Projektbeutel umpacken und etwas lesen*. |
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| Die Tiefkühler-Liste aktualisieren. |
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| Den Besuch einsammeln. Das Wetter ist ein Graus. |
Heute ist Freitag. Ich habe Besuch von einer Freundin, die mir in den letzten Tagen half, einen Lagerraum zu sichten und zu räumen. Der Raum gehörte dem Gatten, der vor fünf Wochen starb. Die Woche war schwer, belastend, und so gönnen wir uns heute zum Abschied und zur Belohnung etwas Schönes: Fremd-Frühstücken im Hofcafé und Kunsthandwerker-Weihnachtsmarkt im Freilichtmuseum.
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| Vor der Schlacht am kalten Büfett. Wie bei jedem Besuch ist der Tisch liebevoll gedeckt und dekoriert. |
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| Frühstück, erste Runde. |
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| Auf ins Museum! |
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| Bunt gegen Grau. Vielleicht sollte ich im Garten auch einfach Glasfiguren pflanzen. Die kommen auch im Giersch zur Geltung. |
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| Es wird heute einfach nicht hell. |
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| Männer und ein Mops stehen um einen Traktor herum. |
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| Ich würde gerne Karussell fahren. |
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| Da hat jemand den Weihnachtsmann ausgesetzt! |
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| Endlich wieder Essen! Grützwurst mit Bratkartoffeln und Apfelmus ist typisch norddeutsch. |
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| Der Wocheneinkauf war schnell erledigt. |
Der Blick zurück in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 28. November 2020 litt der Gatte unter neun Monaten Kurzarbeit und fühlte sich ein klein wenig erkältet. Wir ahnten nicht, das daraus Berufsunfähigkeit und Schwerbehinderung werden sollten. Am 28. November 2021 waren wir zum Adventstee bei Schwiegermutter. Am 28. November 2022 war es fast so wie früher, bevor der Gatte krank wurde: Er war vor mir wach und machte Kaffee, und wir hatte die Hoffnung, spätestens Ostern umgezogen zu sein, kämpften mit den Banken wegen eines Baukredits. Am 28. November 2023 standen wir kurz vor den Umzug. Am 28. November 2024 war der Gatte noch bei mir, voller Hoffnungen und Pläne. Vor fünf Wochen starb er, viel zu jung. Er fehlt mir so unendlich.
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| Dem Gatten guten Abend sagen. |
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| Lillet Wildberry, verdient. |
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| Den Wochenplan überarbeiten. |
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| Engelsflügel stricken für die diesjährigen Weihnachtskarten. |
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| Vorfreude. Übermorgen darf ich den ersten Beutel öffnen. |
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| Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*. |
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Freitag, 5. Dezember 2025
Friday-Flowerday #49/25: Begrüßungsblumen
In dieser Woche fing ich nach fast einem halben Jahr Pause wieder an zu arbeiten. Meine Kolleginnen bereiteten mir einen herzlichen, warmen Empfang.
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| Blauer Mohn und Borretsch sind eine schöne Kombination. |
Neben einem wirklich sehr üppigem Geschenk gab es einen wunderschönen Blumenstrauß. Die Kollegin, die mich vertritt, hat ein Händchen für tolle Kombinationen, in diesem Falle Borretsch und blauer Mohn. Ich schaffte es, den Strauß in einem aufgerollten Plakat heil mit nach Hause zu nehmen, denn praktischerweise sollten Plakat entsorgt werden.
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| Der Strauß steht beim Foto des Gatten. |
Die Kolleginnen hatte einige Probleme, eine passende Vase im Büro zu finden und entschieden sich für eine Flasche - passte bestens. Ich hatte da weniger Probleme, denn ich habe eine Reihe schmaler Vasen, in diesem Falle eine vom Möbelschweden.
Der Strauß geht rüber zum Friday-Flowerday. Vielen Dank für's Sammeln!




























