Lange nahm ich mir nicht mehr die Zeit, festzuhalten, welche Bücher ich las. Dabei ist so eine Auflistung eine gute Gedächtnisstütze für mich. Ich gehöre zu den Menschen, die sich eher an das Cover eines Buches erinnern als an Titel oder Autor.
So unterhielt ich mich letztens mit Chef I über die "Identitäre Bewegung". "Die kenne ich nur aus dem Buch 'Unterwerfung'", sagte er und setzte angesichts der Fragezeichen in meinem Blick nach: "Von Michel Houellebecq." "Ach, du meinst das Buch mit der Taube auf dem Umschlag von diesem verlotterten, kettenrauchenden Franzosen", erinnerte ich mich. Irritierte Gegenfrage: "Da ist eine Taube auf dem Umschlag?!"
Das kann ich mir merken, aber für Titel und Autor brauche ich eine Kladde oder, da selbst ich gelegentlich im 21. Jahrhundert lebe, eben diesen Blog.
Den Juli begann ich mit dem Krimi "Möwenschrei" von Nina Ohlandt. Es ist der zweite Band um Kommissar John Benthien, der sowohl in Flensburg als auch in dem alten Kapitänshaus seines Vaters auf Sylt lebt und arbeitet. Ich kannte diese Serie noch nicht, fand aber mühelos den Einstieg.
In "Möwenschrei" geht's um zwei kleine Jungen, die unter ungeklärten Umständen in einem Bollerwagen zu Tode kommen. Sie waren mit ihren Eltern und Großeltern in der Pension "Astarte" zu Gast, wo sich kurz darauf ein weiterer schrecklicher Todesfall ereignet.
Ich habe mich ziemlich durch das Buch gequält. Die Handlung beginnt langsam, es gibt viele private Irrungen und Wirrungen zwischen / bei den Ermittlern, unter den Pensionsgästen und -betreibern, viele Handlungsstränge, und warum die beiden Kinder zu Tode kommen mussten, war mir am Schluss überhaupt nicht mehr klar. So spannend ich die Charaktere fand, so treffend die Atmosphäre der Nordsee im Herbst eingefangen ist, die Schilderungen der Ermittlungsarbeit waren einfach nur öde.
Wie meistens las ich auch diesen Krimi als eBook aus der Onleihe, werde ihn mir aber sicher nicht als Print kaufen. Der Vollständigkeit halber werde ich mal in den ersten Band hineinlesen, wenn ich ihn in der Onleihe bekomme, denn die Figuren um Benthien und seinen Kollegen Fitze gefielen mir ganz gut, aber Stammleserin dieser Krimireihe werde ich so schnell nicht.
Als nächstes kamen die Geburtstagsbücher an die Reihe. Chef I schenkte mir "Das Rosie-Projekt" von Graeme Simsion. Das Buch macht auch gerade unter den Kollegen im Büro die Runde.
Protagonist Don Tillman ist hochintelligent, sportlich, erfolgreich – und er will heiraten. Allerdings findet er menschliche Beziehungen oft höchst verwirrend und irrational. Was tun? Don entwickelt das Ehefrau-Projekt: mit einem 16-seitigen Fragebogen will er auf wissenschaftlich exakte Weise die ideale Frau finden. Also keine, die raucht, trinkt, unpünktlich oder Veganerin ist.
Und dann kommt Rosie. Unpünktlich, Barkeeperin, Raucherin. Ohne recht zu verstehen, wie ihm geschieht, lernt Don staunend die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest: Gefühle haben ihre eigene Logik.
"Das Rosie-Projekt" gefiel mir wirklich gut! Simsion schreibt unterhaltsam, die Charaktere sind lebendig, der Humor fein. Das Folgebuch, "Der Rosie-Effekt", werde ich mir allerdings erstmal schenken, denn nach der Leseprobe im Buch ist es mir zu vorhersehbar, wie es mit Don und Rosie weitergeht.
Im Anschluss an "Rosie" las ich "Das Känguru-Manifest". Ich mag Marc-Uwe Klings abgedrehten Humor und die Weisheiten des kommunistischen Beuteltiers. Einige Episoden gehen zwar etwas abrupt zu Ende, so als müssten sie irgendwie fertig werden, aber insgesamt ist es fröhlich-nachdenkliches Lesevergnügen.
Viertes Juli-Buch war wieder ein Krimi: "Tödliche Oliven" von Tom Hillenbrand. Ich mag die Reihe um den Luxemburger Koch Xavier Kieffer. Im vierten Band plant Kieffer einen Ausflug nach Italien. Gemeinsam mit seinem Schulfreund, dem Wein- und Ölhändler Alessandro Colao, fährt er einmal im Jahr in die Toskana, unternimmt Weinproben und fährt einige Tage darauf mit einem Laster voller Wein und Öl zurück nach Luxemburg.
Diesmal geht der Trip allerdings gehörig schief. Sein Freund versetzt ihn und Kieffer findet heraus, dass Alessandro bereits Tage zuvor ohne ihn nach Italien aufgebrochen ist – und seither hat niemand etwas von ihm gehört. Der Koch macht sich auf die Suche.
Aber statt Alessandro findet er eine verlassene Mühle, Tanks voll seltsam riechenden Olivenöls und bewaffnete Männer, die gerade Öl in einen Lastwagen pumpen. Hat der Ölhändler krumme Geschäfte getätigt? Kann Kieffer seinen Freund finden, bevor es zu spät ist?
"Tödliche Oliven" ist solide Krimikost mit unterhaltsam präsentierter Warenkunde rund um Olivenöl und italienische Feinkost.
Aktuell lese ich "Kurschattenerbe" von Sigrid Neureiter. Es ist nach "Burgfrieden" der zweite Südtirol-Krimi mit der PR-Beraterin Jenny Sommer. Wie beim Erstling finde ich auch diesmal, dass sich die Handlung langsam und behäbig entwickelt, aber ich mag das Lokalkolorit. Neureiter fängt die Gegend um Meran gut ein, viele Schauplätze kenne ich von unseren Urlauben dort.
Affiliate links zu den genannten Büchern:
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