Montag, 5. Februar 2018

#WMDEDGT 2/18

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT?

Mir fällt morgens das Aufstehen schwer. Ich habe schlecht geschlafen, hatte Atemprobleme und Schmerzen. Gegen beides gäbe es Abhilfe, aber ich kann mich noch nicht zu einer OP durchringen, und ins Schlaflabor geht's erst im April. So verbringe ich anderthalb Stunden damit, einigermaßen wach und fit zu werden, während der Gatte, der eine Woche Urlaub hat, noch schläft.

Morgengruß: Die Nachbarskinder bauten einen kleinen Schneemann.
Nach reichlich Kaffee und einer heißen Dusche stehe ich dann ziemlich spät an der Bushaltestelle und bin später als geplant im Büro. An der S-Bahn besorge ich mir noch ein Brötchen, denn zu Hause klappte es nicht mit dem Broteschmieren.

Das Wechselgeld lege ich gleich zur Seite für die 52-Wochen-Challenge: Jede Woche legt man einen der Wochenzahl entsprechenden Betrag zurück: In KW 1 1 Euro, in KW 2 2 Euro, jetzt in KW 6 also 6 Euro. Am Ende des Jahres sollen so 1.378 Euro in meinem großen Einmachglas zusammenkommen. Ich bin gespannt, wie lange ich durchhalte. Der Gatte meint, nicht länger als bis KW 25. Mal gucken.

Eigentlich wollte ich früh im Büro sein, um am frühen Nachmittag Feierabend zu haben, aber meine Verspätung hat ein Gutes: Ich mache nicht so viele Überstunden, denn im Büro zeigt sich: Meine Kollegin ist krank. Ich muss für sie einspringen, weil die dritte Kollegin montags immer frei hat.

Die Kolleginnen sind ob der Krankheit der Kollegin und meiner Vertretung ziemlich aufgeregt. Ich bleibe gelassen, denn die Vertretung gehört ja zu meinen Aufgabengebieten (und so schlecht, wie die Kollegin am Freitag, nach zwei Tagen zu Hause, immer noch aussah, ging ich nicht davon aus, dass sie heute wieder fit ist, insofern bin ich wenig überrascht). Dass jemand keine Probleme mit dem Vertretungsdienst hat, ist für das Team ungewohnt. Nun, ich war die letzten viereinhalb Jahre Springerin ...

Generell beginnt der Bürotag damit, dass ich erst mal in alle Büros reinschaue und Guten Morgen sage. Damit ist dann oft schon die erste viertel bis halbe Stunde um. Eine Kollegin erzählt, dass die 15jährige Praktikantin, die uns die letzten drei Wochen begleitete, sehr begeistert von unserer Abteilung war. Das ist schön, denn manches Mal frage ich mich schon, ob wir nicht an unserer Zielgruppe vorbei arbeiten, und so durfte denn die Praktikantin auch die Jugend-Angebote aus meinem Arbeitsbereich sichten und mir sagen, was bei ihr ankommt und was nicht.

Ich sage kurz beim Gatten Bescheid, dass ich anderthalb Stunden später komme und gebe dann angesichts des häufig klingelnden Telefons den Versuch auf, mich um meine Internetseiten zu kümmern, bevor ich Ladendienst habe. Eigentlich wäre ich heute nur im Büro, wollte eine Seite neu gestalten, aber das CMS ist kompliziert, und die Ruhe, die ich dafür bräuchte, habe ich nicht, wenn Ladendienst ansteht, ich maximal eine Stunde im Büro bin.

Eine Viertelstunde vor Öffnung bin ich im Laden, gehe die Regale durch, gucke, ob Flyer abgelaufen sind und entsorgt werden müssen, fülle Broschüren auf, lege den neuen Statistikbogen für die kommenden beiden Wochen an, mache einen Rückruf bei einem Theater, spreche mich mit der Kollegin, die heute auf der anderen Ladenseite mit mir arbeitet, ab und ignoriere die erste Kundin, die schon vor Öffnung vor der Tür steht. Manchmal habe ich das Gefühl, nach dem Wochenende sind unsere Kunden wie auf Entzug.

Dann geht's Schlag auf Schlag: Ein Herr möchte die Broschüre, über die er gerade in seinem Buch schreibt, haben, weiß aber den Titel nicht, nur, dass er den Titel mittig auf der Seite in einem Textblock erwähnte und wir sie führen müssten. Ähm, ja, nee, is klaa. Eine Dame hätte gerne die Veröffentlichung, die aussieht wie ein Kalender, aber mit Informationen über das Rathaus. Okay, hier weiß ich wenigstens was sie meint und gebe ihr das Gewünschte mit. Eine andere Dame muss überzeugt werden, dass es sich bei einer App nicht um eine gedruckte Broschüre handelt (aber immerhin haben wir ein Faltblatt darüber, dass wir die App haben ...).

Zwischendrin liefert DHL an, holt eine Dame einen ganzen Stapel Broschüren ab, wofür ich schnell ins Lager laufe, möchte ein entzückender 86jähriger Herr über die aktuellen Inszenierungen von "Maria Stuart" und "Fidelio" plaudern, über den gerade verliehenen Bertini-Preis und das theater 53, das einst an der Landwehr war. So vergehen die ersten anderthalb Stunden Ladendienst wie im Fluge.

Die nächsten anderthalb Stunden gehen so weiter: Ein Kurier bringt Kulturpropaganda, wie er es nennt. Ich lege die Flyer aus, kontrolliere wieder, welche Broschüren und Infomaterialien nachgelegt werden müssen, freue mich, wenn ich im Lager tatsächlich was finde; esse ein bisschen Quark, wenn gerade niemand guckt; kämpfe mich durch die von der Chefin produzierte eMail-Flut und versuche, der Herr zu werden, indem ich sie in Ordner kategorisiere und markiere, was ich Mittwoch bearbeiten will; verpacke Broschüren zum Versand und wuchte den Karton nach oben in die Verwaltung, wo am nächsten Morgen die Post abgeholt wird.

Zwischendrin fixe ich eine Kollegin aus der Nachbarabteilung mit der Idee, einen zum Lager umfunktionierten Seminarraum endlich mal wieder für Veranstaltungen zu nutzen, an. Ich weiß schon, dass dieses Projekt höchstens mittelfristig umzusetzen ist, aber ich kann sehr hartnäckig sein, wenn ich mir mal etwas in den Kopf gesetzt habe (und ich habe so viele Ideen, die man in dem Raum umsetzen könnte).

Die restlichen anderthalb Stunden beginnen ruhig. Die Kollegin, mit der ich bislang noch nicht zusammenarbeitete, und ich können ausgiebig klönen, dann nutzt sie die Gunst der ruhigen Stunde, um ihre Regale aufzufüllen und in der Verwaltung vorbeizuschauen. Ich lese mich online einmal quer durch die Presse und bin froh, nicht mehr in meinem alten Job zu sein, denn da ist gerade der Teufel los. Ich schicke mitfühlende Gedanken an Kollegin I: Meine Stelle ist immer noch nicht nachbesetzt, sie muss mich vertreten.

Wie üblich wird es in der letzten halben Stunde vor Ladenschluss noch mal turbolent, aber wie durch ein Wunder sind acht Minuten vor Schluss alle Kunden gegangen, kommen auch keine neuen, können wir pünktlich Feierabend machen. Die Kollegin und ich tauschen noch schnell unsere Telefonnummern aus, um uns mal für's Theater zu verabreden, denn seitdem ich dienstlich in Vorstellungen muss, suche ich oft nach einer Begleitung, und sie geht gerne ins Theater.

Als ich aus dem Laden komme, geht draußen gerade die Sonne unter - die Tage werden spürbar länger. Alle Anschlüssen klappen, in knapp einer Stunde bin ich zu Hause. Im Briefkasten ist die Fristsetzung des Finanzamtes für die 2016er Steuererklärung. Damit ist geklärt, was ich am freien Freitag mache ...

Der Gatte und ich tauschen uns kurz über unseren Tag aus. Er war einkaufen und beim Recyclinghof, die letzte Woche in Rauch aufgegangene Mikrowelle entsorgen. Eigentlich wollte ich nicht sofort eine neue kaufen, weil ich die Dinger überflüssig finde, aber der Gatte kann nicht ohne. Also trabt er morgen los, eine neue kaufen, aber erst mal geht er in die Küche, um das Abendessen zu machen.

Ich arbeite am aktuellen Strickstück, stelle die rechte Vorderseite einer Strickjacke fertig, kann mich dann aber nicht mehr auf die Anleitung konzentrieren - der Ladendienst fordert seinen Tribut. Das Schließen der Schulternähte und das Stricken des Kragens werden auf Morgen verschoben. Stattdessen gehe ich früh ins Bett und lese "Mycrofts Auftrag*" von Beate Baum zu Ende.

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