Samstag, 3. April 2021

Samstagsplausch KW 13/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LIII

"Ich hab' die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir uns wiedersehen!", sagte Tante, als sie anrief, um sich für das Osterpäckchen zu bedanken, und mir zerriss es fast das Herz. Normalerweise würde sie Ende des Monats für vier Wochen nach Hamburg kommen, damit Schwiegermutter und sie gemeinsam ihre Geburtstage feiern können. Jetzt haben wir uns fast ein Jahr nicht gesehen, und es ist ungewiss, wann wir uns wiedersehen werden.

Das Hasenschild muss ich neu beschreiben ...

Anfang des Jahres, als die Impftermine für Tante und Schwiegermutter standen, hatten beide die Hoffnung, über ihre Geburtstage einen Wellnessurlaub machen zu können, aber ich bezweifle, dass das im Mai schon wieder möglich sein wird, denn die Pandemie-Entwicklung wird ja seit Wochenden von der Politik ignoriert. Notwendige Maßnahmen werden nicht getroffen; wir steuern sehenden Auges in die Katastrophe.

Tante und Schwiegermutter überlegen, ihre Geburtstage trotzdem gemeinsam zu feiern, indem Schwiegermutter nach Bayern fährt, aber Tante gibt zu bedenken, dass die beiden dort ja nichts unternehmen können, weil alles geschlossen ist. Mal schauen, was sie entscheiden.

Bis Ostern werden die Blüten noch aufgehen.

Diese Woche wurde Mudderns endlich geimpft! Sie steckte die Impfung auch gut weg, nachdem sie mich wegen einer Straßensperrung kirre machte und das halbe Impfzentrum aufmischte - ich komme einfach aus einer Familie von Drama-Queens. In drei Wochen gibt's dann die zweite Impfung, und dann ist Mudderns geschützt. Die ganzen Hygienemaßnahmen sind ihr schwer begreiflich zu machen, so dass ich froh bin, dass sie ohne Infektion durch das Jahr kam. Überhaupt bin ich dankbar, dass wir fünf bislang alle einigermaßen unbeschadet durch diese Zeit kamen. 

Im Impfzentrum wurde ich heftigst angeflirtet - so was kenne ich gar nicht mehr! Das war sehr lustig, und wenn ich gewollt hätte, hätte ich für heute eine Verabredung mit einem Donaldisten - ich wusste gar nicht, dass die sogar in der lindgrünen Hölle leben. 

Hier gilt seit mittlerweile 55 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit einem Jahr in Kurzarbeit, arbeitet jetzt drei Mal pro Woche. Dass er nun an drei Tagen einen geregelten Tagesablauf hat, tut ihm sehr gut! Die Sorge um seinen Job macht ihm aber weiterhin sehr zu schaffen, ebenso wie seine Gesundheit. Durch die Kurzarbeit müssen wir uns finanziell ein wenig einschränken, haben es im Vergleich zu anderen aber wirklich sehr gut. Belastender ist die Perspektivlosigkeit. 

Zumindest mein Arbeitsplatz ist sicher - und ich habe wahnsinnig umsichtige, rücksichtsvolle Chefs und Kollegen. Die meisten von uns gehören entweder selbst zu einer Risikogruppe oder leben mit jemandem aus einer Risikogruppe zusammen. Das sensibilisiert. Im Kollegen-Umfeld gibt es den ersten Corona-Todesfall - jung, ohne Vorerkrankungen. Die Einschläge kommen näher.

Für mehr Sicherheit und um Risiken zu minimieren, reagieren wir pragmatisch: Die zentralen Lieferprobleme bei Masken und Selbsttest werden dadurch umgangen, dass wir beides über unseren Etat beschaffen, und wer sich angesichts der immer höheren Infektionszahlen unwohl fühlt, arbeitet selbstverständlich zu Hause. Für die, die im Büro sind, wurde eine verschärfte Maskenpflicht beschlossen, und die Chefs versuchen auch, eine Ladenschließung durchzusetzen. Solange es noch keine Selbsttests gibt, gehen Kollegen auf dem Weg ins Büro beim Testzentrum vorbei, um niemanden zu gefährden. Entgegen der Anordnung führen wir den dienstlichen Selbsttest zu Hause durch, bevor wir ins Büro fahren, nicht erst im Büro, wenn wir schon Kontakte hatten. Ins Testzentrum sollte ich auch, wenn ich übernächste Woche wieder meinen Präsenztag habe. 

Ansonsten ist es das zweite Jahr, in dem die Osterfeuer ausfallen. Genau wie die Fußballspiele ohne Fans oder Silvester ohne Böller stört mich das nicht weiter. Wir wohnen in Elbnähe, wo die Osterfeuer Touristenattraktion sind, und verrammelten jedes Jahr Türen und Fenster, um den Qualm draußen zu halten. Einmal vergaß ich die Wäsche auf dem Balkon - sie roch am nächsten Tag wie frisch aus der Räucherkammer.

Irgendwie hatte ich gehofft, dass wir inzwischen mit Corona durch wären, aber ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Im Büro merke ich, dass viele Kooperationspartner diese Saison bzw. Spielzeit schon lange komplett abgeschrieben haben, und natürlich merke ich auch, wie viele ums Überleben kämpfen. Ein wirklicher Lockdown im Januar hätte helfen können. So wird dieses Gewurstel noch monatelang weitergehen. Immerhin gibt es in Hamburg seit gestern wenigstens eine nächtliche Ausgangssperre, um die Mobilität als wesentlichen Pandemietreiber ein wenig einzudämmen. Mal schauen, ob es etwas bringt.

Ich bin heilfroh, dass der Gatte seine erste Impfung bekam, denn ab kommenden Monat muss er wieder regelmäßig in die Augenklinik, und auch so hat er jede Menge unvermeidbare Kontakte. Ein Auge ist wieder okay, aber das andere braucht noch weitere Behandlungen. Wenn möglich, werde ich meine Arbeitszeit wieder so legen, dass ich ihn fahren kann, in der Behandlungszeit Einkäufe erledige und ihn wieder einsammle. Langsam wird das Termin-Tetris aber schwierig, denn meine eigenen Arzt- bzw. Kliniktermine muss ich ja auch unterbringen - und arbeiten. Wird sich schon irgendwie einspielen. 

Ansonsten kämpfe ich gerade mit dem 20. Kilo und erwäge langsam, mir doch mal neue Kladage zuzulegen - oder Jogginghosen mit Hosenträgern zu einem neuen Trend zu machen. Rutschende Hosen nerven mich extrem, und ich habe immer noch keinen Gürtel ... Auf dem Weg zur Physio komme ich an einer Änderungsschneiderei vorbei und muss endlich mal so planen, dass ich da halten kann und Zeit zum Maßnehmen habe. Vielleicht kann ich auch einiges selbst mit der Hand ändern.

Immerhin habe ich eine passende Jeans: Beim Entsorgen zu kleiner Klamotten habe ich eine übersehen, die zwei Konfektionsgrößen zu klein war und jetzt plötzlich passt. Ich traue dem Frieden noch nicht so ganz - nicht, dass ich plötzlich wieder 20 Kilo mehr wiege. Außerdem haben sich die Zuschnitte der Konfektionsgrößen geändert, so dass neue Kladage die gleiche Größe hätte wie die alte, wenn nicht gar größer. Da improvisiere ich lieber, bis ich das Erfolgserlebnis habe, kleinere Konfektionsgrößen kaufen zu können - falls ich weiterhin abnehme. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. Frohe Ostern euch da draußen!

2 Kommentare:

  1. Wahnsinn, deine Gewichtsabnahme von 20 kg! Toll und weiter so! Haben das vor allem die Hormone bewirkt oder auch mehr Bewegung, Ernährungsumstellung? Bin auch in den Wechseljahren, Gewicht steigt, Blutungen unberechenbar und heftig etc.! Pflanzliche Sachen habe ich schon durchprobiert, helfen leider nicht!

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    1. Die Gewichtsabnahme kommt tatsächlich durch die Hormone. Die waren auch Grund für die Zunahme, denn die Hormonstörung wurde 30 Jahre lang nicht behandelt, jetzt eher zufällig bei Behandlung der Wechseljahrsprobleme bestätigt. Ich habe zwar eine Zeitlang auf Kohlenhydrate verzichtet, um die Tabletten zu unterstützen, aber damit kam ich nicht zurecht. Bewegung hatte ich schon immer reichlich, ernährte mich auch kalorienbewusst, nahm trotzdem immer weiter zu. Die Bewegung fehlt mir aktuell, da der Sportverein geschlossen ist.

      Dir viel Erfolg bei der Behandlung deiner Beschwerden!

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