Der Gatte ist wieder im Krankenhaus. Diesmal ging er nicht auf seinen eigenen zwei Beinen in die Notaufnahme, sondern wurde geliefert - mit Musik und Leuchtreklame, wie er Tage später lakonisch meinte.
Freitag war er schon ziemlich schlapp, Sonnabend und Sonntag ging's wieder besser, Montag ging's dann recht schnell bergab, und Dienstag war klar, so geht's nicht weiter. Nach Rücksprache mit dem Hausarzt des Gatten rief ich einen RTW. Der traf quasi noch während des Telefonats ein - ein Vorteil, wenn man dicht an der Feuerwache wohnt. Nach kurzem Check-up durfte der Gatte nicht mal mehr in den RTW gehen. Sein angstvoller Blick war herzzerreißend!
Nervennahrung pur: Krisentee mit der Schwiegermutter. Das Zupfbrot mit Bananen und Schokolade war noch im Tiefkühler, und meine Sahnevorräte sind quasi unerschöpflich. |
Zwei Tage blieb er auf der Intensivstation, weil's weder eine klare Diagnose noch eine Prognose gab, wurden sämtliche Vitalfunktionen überwacht. Immerhin hatte er das Taschentelefon dabei, konnten wir telefonieren. Seitdem er auf der Normalstation ist, darf ich ihn aufgrund der entspannten Coronalage sogar besuchen, sofern ich einen negativen Coronatest habe. Er ist sehr schwach und angeschlagen, klar, aber inzwischen gibt's eine Diagnose und eine vorsichtige Prognose. Und er drängt auch nicht mehr darauf, unbedingt aus dem Krankenhaus entlassen zu werden. Am meisten wurmt ihn, dass er seine Zweitimpfung verpasste. Er hat Angst, das dadurch unser Dänemark-Urlaub im September gefährdet sein könnte. Dafür wird sich eine Lösung finden, wenn's so weit ist. Ich denke momentan nur von einem Tag zum anderen.
Hier gilt seit mittlerweile 64 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte ist seit über einem Jahr in Kurzarbeit, seit Dezember allerdings öfter im Krankenstand als im Büro.
Im Gegensatz zum Arbeitsplatz des Gatten ist meiner sicher, was eine große Erleichterung ist. Ich bin normalerweise einen Tag im Büro bzw. im Laden, arbeite ansonsten zu Hause, wie die meisten Kollegen. Diese Woche war ich zwei Tage im Büro. Noch ist nicht absehbar, wann die Home Office-Pflicht aufgehoben wird. Ich vermute, frühestens, wenn alle geimpft sind. Unsere Betriebsärzte beginnen Montag damit, nachdem die Priorisierung aufgehoben wurde.
Ich bin inzwischen zweifach geimpft, brauche aber für das Krankenhaus noch Coronatests bis zum vollem Impfschutz in zwei Wochen. Eigentlich wollte ich mir dieses Test-Gedöns ja sparen, aber wenn ich den Test schon mal habe, kann ich auch zum Sport und, was am Besten ist, ins Schwimmbad. Die Hallenbäder dürfen seit gestern nämlich wieder öffnen, und unser Verein setzte das gleich um.
Ansonsten bin ich einfach fürchterlich erschöpft. Ich versuche gerade mit Händen und Füßen, die Mütter davon abzuhalten, mich an meinem Geburtstag zu besuchen, aber vor allem Schwiegermutter begreift nicht, dass mir das einfach zu viel wird. Im Job ist bis zu den Sommerferien Stress hoch zehn angesagt, ich kann mir nicht frei nehmen, und Entlastung habe ich frühestens ab Freitag. Nach sechs Stunden Auf-den-Bildschirm-starren sehe ich nur noch schwarze Punkte (und oft arbeite ich länger, weil so viel zu tun ist). Da möchte ich nur noch die Augen schließen. Stattdessen fahre ich zum Gatten ins Krankenhaus. Wenn ich dann drei Stunden später zu Hause bin, möchte ich nur noch meine Ruhe haben und nicht noch meine Schwiegermutter bewirten.
Schwiegermutter meint es sicher gut, aber ich habe die Kraft einfach nicht. Sie allerdings nimmt das persönlich und ist beleidigt, und da wir zur Genesung des Gatten zusammenarbeiten müssen, muss ich ihren Besuch irgendwie ertragen. Ich muss unbedingt neue Migränetabletten besorgen, denn seit vorgestern habe ich eine hartnäckige Migräne und fast alle Tabletten gegessen. Wenigstens macht der Gatte keine Anstalten, sich wegen meines Geburtstags selbst entlassen zu wollen!
Diese Woche brachte auch den ersten Café-Besuch seit x Monaten. Mir geht's mit den Öffnungen noch immer zu schnell, aber eine Besprechung mal eben in bzw. vor einer Bäckerei zu machen, ist schon schön.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.
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