Versteckt in der Kræmmerpassage unweit des Rathauses in Varde steht eine Plastik einer Frau mit einer Kuh. Früher stand sie vor der Passage, aber inzwischen läuft man schnell daran vorbei (genauso wie an der Passage, in der viel Leerstand herrscht). Die Plastik heißt "Hedenbondens kone", "Hedebos Frau".
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"Hedenbondens Kone", ein Denkmal in Varde. |
Mich berührte dieses Bildnis einer anscheinend alten, auf jeden Fall aber abgearbeiteten Frau mit einem verhärmten Gesicht, die eine magere Kuh an einem Strick führt, und ich begann nach dem Hintergrund der Plastik zu forschen. Sie war die erste Arbeit des dänischen Künstlers Bent Hagedorn-Olsen, der überwiegend naturalistisch arbeitet.
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"Hedenbondens Kone", Detail. |
Der Erbauer der Kræmmerpassage, Niels Christian Pedersen, arbeitete ab seinem siebten Lebensjahr als Hirtenjunge. Er war einer von denen, die im Frühjahr die Kühe aufs Klit trieben, wo das Vieh auf der Heide weidete. Pedersen gelang der Sprung vom Hirten zum erfolgreichen Bauunternehmer. Er baute neben der Kræmmerpassage unter anderem das Hotel in Varde und beauftragte Hagedorn-Olsen.
Zur Erinnerung an seine einfache Herkunft und als Denkmal für die schwer arbeitenden Bauersfrauen stiftete Pedersen das Kunstwerk und enthüllte es bei der Einweihung der Einkaufspassage 1961. Die Tafel neben dem Denkmal trägt den Text eines Gedichts mit dem Titel "Hedebos Frau", geschrieben vom ehemaligen Vize-Schulinspektor Malling.
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"Hedenbondens Kone", Gedicht. |
Es ist ein Hohelied auf eine sparsame, hart arbeitende Frau, die sich still und ohne zu klagen von morgens bis abends um Kinder und Kühe kümmert, um Wohnung, Stall und Garten, und dabei abends noch singend am Spinnrad sitzt, wenn alle anderen schon schliefen. Für Malling (und sicher auch für Pedersen) soll das Denkmal diesen hart arbeitenden Frauen Ehre erweisen und die Nachwelt animieren, diesen Frauen zu folgen.
Gleichzeitig symbolisiert "Hedebos Frau" die Arbeit derjenigen, die die Landschaft urbar machten, sie besiedelten, ihr Nahrung abrangen, und den Zusammenhalt von Land und Stadt, denn das eine kann ohne das andere nicht existieren.
Im Volksmund heißt die Statue "Ane og koen", "Ane mit Kuh", nach einer in Dänemark sehr bekannten Erzählung von Johannes V. Jensen, erschienen 1904 im Buch "Nye Himmerlands historier". Die Bäuerin Ane macht sich gemeinsam mit ihrer einzigen Kuh auf den weiten Weg zum Markt in die nächste Stadt - nicht etwa, um sie dort zu verkaufen, sondern um ihr einzig und allein die Möglichkeit zu geben, andere Kühe zu treffen.
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