Schwiegermutter, die letzten Sonnabend operiert wurde, ist wieder in ihrer Wohnung - Gott sei Dank! Von dem Sturz vor dreizehn Wochen, aber auch von verschiedenen nachfolgenden Stürzen hatte sie subdurale Hämatome, die entfernt wurden - reine Routine, das kommt bei alten Menschen öfter vor, erklärte eine gelassene Ärztin dem entsetzten Gatten. Dazu kamen dann im Krankenhaus auch noch zwei Schlaganfälle.
Es ist schon erstaunlich, was minimalinvasive Chirurgie kann: Seitdem die Hämatome entfernt sind, ist Schwiegermutter weniger verwirrt und wieder halbwegs ansprechbar. Die Erinnerungen kommen langsam wieder, gelegentlich sind auch wieder zusammenhängende Gespräche möglich. Eine Reha braucht sie angeblich nicht, soll nur drei Wochen Bettruhe halten, aber selbst das lehnt Schwiegermutter ab. Und ihre Tabletten sollte sie endlich wieder nehmen, aber die entsorgte sie in ihrer Verwirrtheit, und da der Hausarzt ohne Vertretung noch zwei Wochen im Urlaub ist, gibt's vorerst keine neuen. Das wird spannend.
Viele Unterlagen verschwanden in den Wochen ihrer Verwirrtheit, was die anstehende Hausübergabe spannend macht. Immerhin haben wir inzwischen den Namen des Maklers, dem Schwiegermutter das Haus verkaufte, in Erfahrung gebracht. Wir sind alle froh, wenn dieses Kapitel Ende der kommenden Woche hoffentlich abgeschlossen ist, und hoffen, wir können dann endlich alle etwas zur Ruhe kommen. Aber bis dahin ordnet sich alles Schwiegermutters Haushaltsauflösung und der Einrichtung ihrer Wohnung in einer Seniorenwohnanlage unter.
In den letzten Wochen konnte Schwiegermutter Wichtiges nicht mehr von Unwichtigem unterscheiden. Es war reiner Zufall, dass ich das, was sie für den Sperrmüll bestimmte, noch mal durchsah und dadurch u.a. den Fahrzeugbrief des Gatten rettete. Der verlor nämlich in dem ganzen Chaos auch noch sein Portemonnaie mit sämtlichen Papieren, entsorgte es vermutlich in einem der unzähligen Müllsäcke, die wir auch letztes Wochenende noch packten. Zwar haben wir die genauso durchsucht wie drei Mülltonnen und den vermeintlichen Sperrmüll, für den wir einen extra Lagerraum anmieteten, aber vergeblich.
Also ist der Gatte zusätzlich zum ganzen Mutterstress auch noch damit beschäftigt, neue Papiere zu beantragen. Abwarten, ob jemand das Portemonnaie findet, konnte er nicht, denn ohne Personalausweis kommt er nicht zu seiner Mutter. Coronabedingt muss er ihn im Krankenhaus und in der Wohnanlage vorlegen, um Zutritt zu bekommen. Ich kann nicht einspringen, denn Schwiegermutter hat mir keine Vollmacht erteilt. Als sie das einen Tag vor dem Schlaganfall machen wollte, wusste ich, es stimmt etwas nicht mit ihr, denn sie hält mich nicht für vertrauenswürdig, wäre bei klarem Verstand nie auf so eine Idee gekommen, und lehnte ab. Aber ich sorgte dafür, dass sich der Gatte im Krankenhaus von seiner Mutter eine Vorsorgevollmacht unterschreiben ließ (und dabei fiel mir ein, dass wir die für uns auch mal ausstellen sollten ...).
Der Gatte ist seit vier Monaten in Kurzarbeit, muss nur zwei Tage ins Büro, ist ansonsten auf Abruf und hat daher Zeit, sich um seine Mutter zu kümmern. Ich bin ebenfalls zwei Tage pro Woche im "echten" Büro und arbeite ansonsten im Heimbüro, wenn nichts anderes erforderlich ist. In dieser Woche war ich sogar nur einen Tag im "echten" Büro, wollte am zweiten Bürotag dem Gatten beistehen und arbeitete von Zuhause aus.
Als wir auf der Suche nach dem Portemonnaie die 5 Kubikmeter "Sperrmüll" im Lager ausräumten, machte ich auch gleich eine Liste, was darin lagert. Die ging der Gatte inzwischen mit seiner Mutter durch, und es bestätigte sich, was wir uns schon dachten: Das, was Schwiegermutter entsorgen wollte, ist mitnichten Sperrmüll. Das sind alles Dinge, die sie in den drei Wochen zwischen Umzug und Hausübergabe selbst in die Wohnung transportieren wollte - 5 Kubikmeter Gedöns, transportiert im Gucci-Handtäschchen im HVV-Bus. Ja, nee, is klaa.
In dem ganzen Chaos feierten wir Mudderns Geburtstag, und das war wirklich ein schöner, für unsere Verhältnisse entspannter Tag! Und dass wir zusammen Geburtstag feiern können, war ja auch nicht immer absehbar. Mudderns Gesellschafterin kam überraschend zum Gratulieren vorbei und hatte ihre Dackeline mit - endlich wieder Hundeknuddeln! Ich vermisse das kleine braune Hundevieh, das letzten Oktober starb, so sehr.
In den kommenden Tagen müssen letzte Sachen im Haus erledigt werden, und ich muss aufpassen, dass mir der Gatte beim Kümmern um seine Mutter nicht komplett zusammenklappt. Außerdem hoffe ich, dass ich endlich mal wieder etwas Selbstfürsorge schaffe: Ich muss endlich mal zu meinem Hausarzt, um eine zweite Meinung bezüglich meiner Wechseljahrsbeschwerden zu bekommen, möglichst auch eine Überweisung zum Endokrinologen, damit endlich mal eine ordentliche Hormonuntersuchung gemacht wird, denn mit meiner Gyn komme ich da ja nicht weiter. Vielleicht sollte ich auch mal die Gyn wechseln ... Ich halte mich seit Monaten mit Schmerztabletten aufrecht, aber das ist keine Dauerlösung, und bis zum Ende der Wechseljahre sind noch 12,13 Jahre (wenn ich nach meiner Mutter komme, sogar knapp 20 - Gott bewahre).
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea - vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.
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Ihr habt diese anstrengende Zeiten hoffentlich bald hinter euch und könnt ruhigerer genießen! Es ist schon sehr emotional belastend, wenn die Eltern älter werden, das kenne ich auch nur zu gut!
AntwortenLöschenKopf hoch und alles Gute
wünscht Augusta
Danke, liebe Augusta!
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