Diese Woche war ziemlich rumpelig. Letzten Montag bekam der Gatte ja eine schlechte Diagnose vom Augenarzt inkl. Überweisung in ein auf Augenheilkunde spezialisiertes Krankenhaus. Das bietet nur eine offene Sprechstunde an drei Tagen für je vier Stunden in der Woche an, vergibt keine Termine. Man muss morgens vor Tau und Tag da sein, sich einreihen und hoffen, dass man binnen vier Stunden dran kommt. Das Krankenhaus ist am anderen Ende der Stadt, mit dem ÖPNV braucht der Gatte insgesamt vier Stunden hin und zurück. Also fuhr ich ihn - zwei Mal, denn am ersten Tag konnte ich ihn wegen Streiks gleich wieder einsammeln.
Beim zweiten Mal aber blieb der Gatte viereinhalb Stunden da und wurde untersucht. Die Diagnose des Augenarztes wurde bestätigt. Das nächste Vierteljahr darf der Gatte regelmäßig für drei Stunden zur Behandlung ins Krankenhaus, und damit er nicht vier Stunden mit dem ÖPNV fahren muss, werde ich ihn hinfahren, drei Stunden im Auto warten und ihn wieder mit zurücknehmen. Ein Taxi scheidet aus - wir müssen uns zwar trotz Kurzarbeit des Gatten wenig einschränken, aber die Taxikosten wären so teuer wie eine Woche Dänemark-Urlaub.
Mal schauen, was ich in den drei Stunden mache. Bei gutem Wetter kann ich im nahegelegenen Wald spazierengehen oder ich erledige die Wocheneinkäufe, ansonsten Wolldecke, Thermoskanne, Strickzeug, Buch und im Auto warten. Im Krankenhaus gibt's zwar ein Café, aber ich bezweifle angesichts der steigenden Infektionszahlen, dass ich da hinein darf (oder will). Wir werden sehen. Hauptsache ist, dass dem Gatten geholfen wird, und das auch noch sehr schnell. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er in diesem Jahr noch Termine bekommt.
Es gilt weiterhin: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause, inzwischen seit 32 Wochen. Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt. Der Gatte ist im siebten Monat Kurzarbeit, was ihm inzwischen ganz schön zu schaffen macht. Es gibt ja keine Perspektive. Ich bin drei Tage im echten Büro und zwei Tage im Heimbüro. Ich warte darauf, dass die Präsenzpflicht wieder aufgehoben wird und ich ganz ins Heimbüro kann. Ich kann gut zu Hause sein.
Mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten. Das ist eine große Erleichterung, und wir wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht privilegiert sind. Da wir die Situation nicht ändern können, hilft nur Gelassenheit.
Die fehlende Perspektive macht mir in vielerlei Hinsicht zu schaffen. Wenn wenigstens ein Ende absehbar wäre! Letztens im Bus meinte eine Mutter zu ihrer sechsjährigen Tochter: "Nächstes Jahr musst du auch eine Maske tragen!" In Hamburg gilt die Maskenpflicht im ÖPNV ab sieben Jahre. Ich dachte nur: "Menno, nächstes Jahr auch noch diesen Schiet!" Mir fehlt die Unbeschwertheit, mal einen schnell irgendwo hin zu gehen. Es heißt, ans Brillenband denken, damit die Maske nicht rutscht, an die Maske zu denken, je nach Tagesablauf auch an mehrere, plus Beutel für die sichere Aufbewahrung getragener, und wehe, die Maske wurde vergessen! Zumindest an das ständige Händedesinfizieren habe ich mich inzwischen gewöhnt. Aber es ist alles sehr anstrengend.
Ich habe mich immer sehr auf unsere Urlaube gefreut, aber es ist absehbar, dass wir im Februar nicht nach Dänemark fahren können. Und dass wir Weihnachten zur Tante nach Bayern fahren können, ist auch sehr unwahrscheinlich (dass sie zu uns kommt, ebenfalls). An Urlaub auf Mallorca im September ist nicht zu denken. Sport fehlt mir, Schwimmen und Krafttraining. Beides kann ich zu Hause nicht. Ich würde gerne mal wieder ins Theater, aber auch, wenn das Ansteckungsrisiko dort vergleichsweise gering ist, finde ich es doch immer noch sehr vernünftig, möglichst zu Hause zu bleiben und Kontakte zu vermeiden. Und wie gesagt: Ich kann gut zu Hause sein. Aber manches fehlt mir halt doch.
Ich habe angefangen, ein Kontakttagebuch zu führen, denn inzwischen geht's ja nicht mehr darum, ob wir uns mit Corona infizieren, sondern nur noch, wann. Und da die Kollegen in den Gesundheitsämtern zunehmend mehr belastet werden, setze ich lieber auf Eigenverantwortung. Mir macht zu schaffen, dass weder die Mütter noch Tante, der Gatte oder ich im Falle einer Überlastung der Krankenhäuser, im Falle einer Triage, eine Chance haben, da alt, chronisch krank und schon in normalen Zeiten eine Belastung für das Gesundheitssystem. Ich bin dankbar für jeden Tag ohne Infektion. Ich hoffe, das hält noch möglichst lange an.
#drostenultras-Masken von Carbolution. |
Diese Woche trafen neue Masken ein, und der Diabetologe des Gatten reagierte schon begeistert darauf. Meine ist ein stiller Protest gegen die Maskenverweigerer unter den Flurnachbarn und im Laden. Meine direkten Kollegen sind zum Glück sehr disziplinierte Maskenträger, aber unser Chef gehört auch zum Corona-Krisenstab, und viele Kollegen gehören zur Risikogruppe. Auf die Idee mit den "Drosten Ultras"-Masken kam die Firma Carbolution, als die Bild-"Zeitung" eine ihrer Kampagne gegen Drosten fuhr. Die Masken werden verschenkt - vielen Dank dafü! Mehr Infos gibt's in diesem Video:
Einen Masken-Lacher gab's diese Woche: Unterwegs zum Krankenhaus, hielt ich an einer Tankstelle. Im Laden war's 'n büschen wühlig, viele Männer, wenig Abstand, Masken auf Halbmast. Als ich den Laden mit meinem üblichen fröhlichen "Mooiihooiiiin!" betrat, drehten die sich zu mir um, zuckten zusammen, richteten die Masken und bildeten eine Schlange mit Abstand. Ich war irritiert. Wieder im Auto, nahm ich meine Maske ab, und da ging mir auf, dass ich gerade eine der Dienstmasken getragen hatte, die als Notfallmaske im Auto liegt. Meine privaten waren in der Handtasche im Kofferraum, diese lag griffbereit in der Mittelkonsole. Die gleichen Dienstmasken wie ich tragen u.a. auch die Kollegen vom Ordnungsamt bei ihren Kontrollgängen ... Ich sollte die Dienstmasken öfter außerhalb des Büros tragen, wenn die solche Wirkung haben. Oder lag's am Snoopy-Shirt und an den Snoopy-Ohrringen?
Den Müttern geht's gut, Gott sei Dank. Bei Tante stehen OPs an, sind aber noch nicht terminiert. Ihr Krankenhaus meldet erste coronabedingte Überlastungen. Schwiegermutters neue Wohnung in der Seniorenwohnanlage ist inzwischen vollständig eingerichtet. Ich würde gerne mal wieder mit zu ihr, war seit dem 28. August nicht mehr da, aber coronabedingt sind Besuche nur eingeschränkt möglich, und da hat der Gatte den Vorrang. Ich hätte mich gefreut, Schwiegermutter in zwei Wochen bei einer Veranstaltung zu Astrid Lindgren in der Wohnanlage zu sehen - Glögg und Nyckelharpa wären eine perfekte Einstimmung auf die Adventszeit gewesen, aber coronabedingt ist die Veranstaltung exklusiv für die Bewohner, verständlicherweise.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.
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AntwortenLöschenWo habe ich irgendetwas davon geschrieben, dass ich infiziert bin?! Hätte ich auch nur den Verdacht, infiziert zu sein, ließe ich mich selbstverständlich testen, aber dazu gibt es Gott sei Dank keinen Grund. Und: Ja, noch sind wir von einer Triage entfernt. Aber wenn's so weiter geht, nicht mehr lange.
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AntwortenLöschenDein armer Kerl. Ich drücke die Daumen, dass es ihm bald besser geht. Strickzeug und Decke sind doch eine prima Idee.
AntwortenLöschenMasken sind schon wichtig, auch wenn es immer wieder welche gibt, die sich quer stellen. Interessant mit deiner Dienstmaske. Ich merke schon gar nicht mehr, wenn ich mit Maske unterwegs bin und vergesse sie sogar mal aus dem Gesicht zu ziehen, wenn ich alleine auf dem Klo sitze.
Kopf hoch, vielleicht ist es nächstes Jahr ja schon nicht mehr so schlimm...
Liebe Grüße
Andrea
Danke! Ja, den Kerl erwischt es zurzeit richtig. Aber Gott sei Dank ist eine Behandlung möglich, keine Heilung, aber eine Verbesserung. Noch vor zehn Jahren hätte die Diagnose unweigerlich Erblindung bedeutet. Medizinischer Fortschritt ist schon toll.
LöschenOb ich die Maske merke, hängt sehr von der Tagesform ab. Es gibt Tage, da geht's gar nicht. Übrigens gilt im Büro auch auf der Toilette Maskenpflicht ... Und da aus irgendwelchen Gründen die Fenster seit dem Sommer nicht mehr geöffnet werden können, ist das wohl auch ganz gut.
Liebe Grüße von Sabine
Okay, Kommentare von Corona-Leugnern, Quer"denkern", Wahnwichteln und allen, die meinen, es sei ja nur 'ne Grippe, werden ab sofort gelöscht.
AntwortenLöschenEgal, was man schreibt, wird schon die nächste Eskalationsstufe gezündet... Ich bin es so leid.
AntwortenLöschenDu bist eine der Wenigen, die sich offensichtlich noch trauen zu posten, wie ihr Alltag nun so aussieht. Ich lese das sehr gerne, vermeide es bei mir aber, nachdem mir Unbekannte immer wieder "einfach mal so hereingeschneit" kommen, ihre Thesen loslassen und wenn Widerspruch kommt, egal ob von mir oder anderen Leserinnen, wird ordentlich ausgeteilt.
Das Problem mit den Kosten für die Taxenfahrerei habe ich jetzt auch schon von anderen Bloggerinnen erfahren, die sonst nicht in die für sie notwendigen therapeutischen Einrichtungen kommen.Manchmal übernimmt so was ja dann doch die Krankenversicherung, erkundige dich vielleicht mal. Ein Mensch mit Augenproblemen kann ja nun mal schlecht Autofahren.
Alles, alles Gute für euch Beide!
Astrid
Meine Devise ist ja "Mein Blog, meine Party", und das möchte ich mir nicht vermiesen lassen von einer lauten Minderheit egoistischer, trotzphasiger Dreijähriger in Erwachsenengestalt. Deswegen schreibe ich weiterhin, was ich möchte, und moderiere / lösche notfalls.
LöschenDanke für den Tipp mit der Krankenkasse! Da rufe ich dann mal an. Für mich heißen die Krankenhaustage ja auch, meinen Arbeitstag irgendwie drum herum zu organisieren und fünf bis sechs Stunden aus dem Büro zu sein. Das muss ja nicht sein, wenn's anders geht.
Alles Gute für Dich und Deine Familie wünscht Sabine
In Krankenhauswarteräumen möchte heute keiner so gerne sitzen. Ich hoffe, dem Gatten kann rasch geholfen werden. Ja, so eine Dienstmaske ist gewiss manchmal ganz praktisch, wenn mal wieder der Maskenschlendrian herrscht. Ich denke dann immer an unseren kleinsten Enkel in den Staaten, der dort auch mit 2 Jahren eine Maske tragen muss.
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus dem tiefen Süden in den hohen Norden
Andrea
Ich bewundere, wie diszipliniert Kinder die Maske tragen, selbst schon die kleinsten, die es eigentlich gar nicht müssten. Und dann gibt es Erwachsene, die machen so einen Zirkus darum ...
LöschenAlles Liebe und Gute in den Süden
Sabine
Ja, das Leben in Coronazeiten ist auf Wesentliches beschränkt und wir hoffen alles, dass wir so durch diese schwierig zeit kommen. Dich und deine Familie hat es noch besonders getroffen...lasst euch nicht unterkriegen!!! Alles Gute für deinen Mann! ich muss demnächst auch 6 Wochen lang zur bestrahlung ins Krankenhaus und mache mir schon Gedanken, wie das werden wird...aber ich denke dort sind die Sicherheitsvorkehrungen doch besonders und darauf will einfach vertrauen...mir bleibt ja keine Wahl..
AntwortenLöschenLiebe Grüsse
Augusta
Liebe Augusta,
Löschenalles Gute für die Bestrahlung! Ich denke auch, dass die Krankenhäuser sehr gute Vorkehrungen getroffen haben und dass man dort gut aufgehoben ist.
Pass' auf dich auf! Liebe Grüße von Sabine
So eine Augenkrankheit ist bestimmt schon in "normalen" Zeiten nicht sonderlich angenehm und in Coronazeiten noch viel weniger! Alles Gute für deinen Mann und lass dir die Zeit im Auto nicht so lang werden.
AntwortenLöschenCorona kommt immer näher. Eine Kollegin ist jetzt positiv getestet worden. Glücklicherweise habe ich zur Zeit Urlaub und somit keinen Kontakt zu ihr. Aber einige meiner Kolleg*innen müssen jetzt in Quarantäne, sind beim Gesundheitsamt gemeldet, haben aber noch keine Aufforderung zum Test. Ich denke, die armen Miratbeiter dort sind hoffnungslos überlastet!
Alles Gute für euch!
Marion