Sonntag, 13. Dezember 2020

Samstagsplausch KW 50/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXXVII

Ich bin immer noch in der "Ich kann nicht mehr"-Phase. Jeden Tag gibt es irgendein ein neues Drama. Den heutigen Sonntag verbrachte ich mit dem Warten auf den Notdienst, denn im Heimbüro ist die Heizung durchgerostet, was ich erst merkte, als ich zufällig barfuß war. Da kam das Wasser schon durch's Laminat. 

Jetzt haben wir bis auf weiteres keine Heizung, und da neben uns drei weitere Wohnungen in zwei Zimmern heizungslos sind, hoffe ich, der Heizkörper wird schnell ausgetauscht. Nur habe ich keine Ahnung, wie ich den Heizungsaustausch in eine minutengenau getaktete Woche quetschen soll, denn ich muss ja auch noch ins "echte" Büro, mich um die Lebensmittel für Weihnachten, um das Tantenpaket und hunderte Kleinigkeiten kümmern. Der Gatte fällt als Unterstützung aus, da krank, und sonst ist niemand da, der mich entlasten kann. 

Ich bin schlichtweg am Ende meiner Kraft, hangle mich von Weinkrampf zu Weinkrampf. Ich bin schließlich auch chronisch krank und habe noch mit akuten gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, bräuchte eigentlich Ruhe. 

Ich habe die Woche über immer wieder versucht, das eine oder andere schleifen zu lassen, vergeblich. Was ich jetzt schleifen lasse, fällt mir spätestens Heiligabend, wenn Schwiegermutter kommt, auf die Füße. 

Zu allem kommt auch noch der Umstand, dass ich mich auf ärztliche Anordnung nach bestimmten Regeln ernähren muss. Das bringt mich tagtäglich zur Verzweiflung. Ich scheitere daran, dass ich zu wenig Kalorien und zu viele Kohlenhydrate esse. Und dann soll ich auch noch zu bestimmten Zeiten essen, darf maximal drei große Mahlzeiten am Tag statt wie bisher fünf kleine - das packe ich einfach nicht mehr. Das kostet mich unendlich viel Kraft, und jeden Abend sehe ich, dass ich scheitere, wenn ich alles in die Kalorienzählapp eingebe. 

Also funktionieren, irgendwie. Mal schauen, welche Katastrophe morgen auf mich wartet. Und übermorgen. Und überübermorgen. 

Positiv denken kann ich gerade nicht mehr. 

Hier gilt seit mittlerweile 39 Wochen: Der Gatte und ich sind seit März weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist im neunten Monat Kurzarbeit, was ihm immer mehr zu schaffen macht, fehlen doch Alltag und Struktur. Immer öfter fragt er, welchen Wochentag wir haben. Er vergräbt sich in seinem Zimmer, kümmert sich allenfalls um seine Hobbies und überlässt mir so ziemlich alles andere. Wobei: Die meiste Zeit über schläft er. Ein neues Medikament knockt ihn geradezu aus. Früher hatte ich gelegentlich Entlastung im Haushalt, aber das fällt inzwischen auch weg.

Mein Job ist sicher, wenngleich meine drei Projekte mehr oder weniger auf Eis liegen. Es ist also ziemlich ruhig gemessen an normalen Zeiten. Ich war bislang einen Tag im Laden, einen Tag im "echten" Büro und drei Tage im Heimbüro. Morgen werde ich wohl für längere Zeit zum letzten Mal im Laden sein. 

Da sich der Lockdown ja schon abzeichnete, setzte ich Freitag spontan eine Idee um, der Umsetzung eigentlich erst zum Frühjahr geplant war, und bekam nur positive Rückmeldungen. Das brachte ein wenig Rückenwind, da es privat ja gerade nicht so gut läuft, bedeutet aber auch Mehrarbeit. Aber es lenkt halt auch von den täglichen Katastrophen ab. 

Ich bin sehr dankbar, dass Mütter, Tante und der Gatte bislang coronafrei durch die letzten neun Monate kamen, denn alle vier gehören zu den Risikogruppen. Ich auch, aber das verdränge ich. Ich muss schließlich funktionieren.

Einmal mehr gilt, was seit März gilt: Nützt ja nichts! Irgendwie müssen wir da durch, und ich hoffe, wir schaffen es gesund. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea, deren Mann gerade im Krankenhaus kämpft. Viel Kraft euch beiden! Ich wünsche euch sehr, dass ihr euch bald wieder in die Arme nehmen könnt! Die Woche berichte ich nicht in der Kombüse über's Einkaufen und Kochen - ich hab's nicht geschafft. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

1 Kommentar:

  1. Oh oh, Du klingst, als würdest Du selbst mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigen.
    Pass bitte gut auf Dich auf!
    Dein Mann kann auch helfen - er muss sich nicht in seine Hobbies verkriechen.
    Zumal auf den Heizungsmenschen zu achten, ja nicht die große Tat ist, oder?
    Alles Gute Dir
    Loku

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.