Samstag, 26. Dezember 2020

Samstagsplausch KW 52/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXXIX

Weihnachtshase statt
Weihnachtsbaum.
Vielen Dank für eure lieben Wünsche, die mich auf unterschiedlichen Wegen erreichten! Der Gatte ist seit Dienstag wieder zu Hause, sozusagen mein schönstes Weihnachtsgeschenk, auch wenn er von gesund noch ein paar Wochen entfernt ist. Wie ernst es um ihn stand, wurde erst aus dem Arztbrief klar.

Der Gatte wird ab Januar noch einige Zeit ambulant im Krankenhaus weiterbehandelt. In den nächsten Wochen ist vor allem Ausruhen und Schonen angesagt. Dass es dem Gatten noch immer nicht wirklich gut geht, merke ich daran, dass er mich Auto fahren lässt, dass er keine Lust auf Einkaufsbummel hat, noch nicht mal in die Werkstatt gehen mag, tatsächlich am liebsten in der Wohnung ist.

Zu der Sorge um den Gatten kam eine durchdrehende Schwiegermutter. Sonntag, nachdem ich den Gatten vorm Krankenhaus traf, fuhr ich zum Adventstee zu ihr. Es ist immer merkwürdig, ohne den Gatten bei ihr zu sein, aber diesmal durfte ich die vierte Adventskerze anzünden, das Privileg des Gatten, redete sie oft davon, was sie machte, als sie gerade Witwe geworden war. Ähm, okay ...

Dann sprachen wir über Heiligabend, wo sie eigentlich zu uns kommen sollte, der Gatte kochen wollte, was aber nun ausfällt, auch, weil ungewiss war, ob der Gatte Weihnachten schon wieder zu Hause ist. Ich sagte ihr, ich schaffe es nicht, die Wohnung besuchsfein herzurichten, weil in den letzten Wochen einfach zu viel liegenblieb, weil sich der Gatte entschied, das Esszimmer zum Modelbahnzimmer umzubauen, ich das nicht zurückbauen kann etc. Und wenn der Gatte wieder zu Hause ist, ist er sicher noch nicht fit genug, um sie wie geplant zu bekochen. Wir kamen überein, dass ich ein paar Crèmes und Köstlichkeiten besorgen und mit oder ohne Gatten Heiligabend zu ihr komme, damit auch ich etwas zur Ruhe kommen kann. 

Nun sieht aber die aktuelle Corona-Verordnung vor, dass auch in Seniorenwohnanlagen nur noch Besuche mit negativem Corona-Test möglich sind, womit der Besuch bei Schwiegermutter ausfiel. Anstatt nun zu sagen, der Gatte und ich sollten Weihnachten mal Zweisamkeit genießen, verlangte sie allen Ernstes, dass sich der Gatte, der sich kaum auf den Beinen halten kann, stundenlang vor einem Testzentrum anstellt, um einen Test zu bekommen! 

Ergebnis: Sie kam Heiligabend zu uns, und ich stand mal wieder um sechs Uhr auf, damit die Wohnung schwiegermutterfein ist. Der Gatte half, wo er kann, aber er darf halt nicht viel machen. 

Als Schwiegermutter dann auch noch Heiligabend anrief, um mitzuteilen, dass es in ihrer Seniorenwohnanlage nun Tests gäbe, der Gatte also am Zweiten Feiertag zu ihr kommen und das geplante Heiligabend-Menü für sie kochen könne, sprang ich aus der Hose und redete Tacheles. Es wird noch lange dauern, bis der Gatte wieder so fit ist, dass er stundenlang in der Küche stehen kann. Ich weiß ja, dass die Männer in Schwiegermutters Familie nicht das Rentenalter erreichen, aber ich möchte es mit dem Gatten doch zumindest mal versuchen!

Nach meiner Ansprache war der Heiligabend mit Schwiegermutter dann erstaunlich entspannt ... Es war, wie bei den meisten, ein anderes Weihnachtsfest als sonst, auch, weil es keinen Weihnachtsbaum gab. Alleine wollte ich keinen aussuchen und schmücken, zumal der Weihnachtsbaumschmuck im Lager steht, ihn zu holen, Anstrengung für den Gatten bedeutet hätte. Aber wir hatten alles, was wichtig ist, wenngleich Tante und Dackel fehlten, weil beide in Bayern blieben, und eine Weggefährtin von Schwiegermutter, die (ihr vermutlich letztes) Weihnachten im Hospiz feiert. Zumindest musste keiner alleine feiern, telefonierten wir viel miteinander.

Gestern waren wir bei Mudderns, was coronabedingt auch anders war als sonst, aber sehr nett. Nur strengten beide Tage den Gatten sehr an - und der halbstündige Spaziergang, den wir heute machten. Es ist eben noch ein langer Weg. Mudderns Kirche hatte den Weihnachtsgottesdienst durch einen "Gottesdienst to go" ersetzt, mit Andacht, Kerze, Bethlehem-Licht - die Gemeinde ist wirklich großartig, wenngleich Mudderns weiterhin der "echte" Gottesdienst fehlt.

Hier gilt seit mittlerweile 41 Wochen: Der Gatte und ich sind seit März weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist im neunten Monat Kurzarbeit. Mal schauen, wann er wieder zur Arbeit kommen kann. Mein Job ist sicher, wenngleich meine drei Projekte mehr oder weniger auf Eis liegen. Es ist also ziemlich ruhig gemessen an normalen Zeiten. Ich bin zwei Tage im echten Büro und drei Tage im Heimbüro, weil der Laden geschlossen ist, habe aktuell aber Urlaub. 

Wir sind, gemessen an anderen, privilegiert, und sehr dankbar dafür. Dankbar bin ich auch, dass der Gatte angesichts der aktuellen Situation im Krankenhaus behandelt werden konnte, adäquat versorgt wurde, auch, wenn nicht alles so ablief wie zu normalen Zeiten, weil Menschen und System am Limit sind (und darüber hinaus). Und ich bin dankbar, dass Mütter, Tante und Gatte bislang so gut durch diese Zeit kamen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea, deren Mann weiterhin mit einer Covid-19-Erkrankung kämpft. Weiterhin viel Kraft euch beiden und baldige Genesung! Und vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf. 

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