In der Kirche enden am 24. Dezember die beiden Lebendigen Adventskalender der Kleinstadt mit einem Gottesdienst. |
Entsprechend gerädert startete ich in den Sonnabend. Immerhin schaffte ich es, die Kisten mit meiner Kladage auszupacken und sie irgendwie in meinen rudimentären Kleiderschrank zu stopfen. Ich habe aktuell weniger Kleiderschrank als vor dem Umzug, weil ich es noch nicht schaffte, neue Elemente dazu zu kaufen. Das wird sich wohl auch erst frühestens im März, nach meiner Reha, ändern.
Ich überschlug die Anzahl der Kisten, die in der ersten Fuhre mitkamen, und kam auf maximal 50. Aktuell ist es mir ein Rätsel, wie wir die veranschlagten 500 Kisten füllen sollen. Die Umzugsleute meinten zudem, ich solle mich nicht stressen und die leeren Kisten immer wieder mitbringen. Sie nähmen sie einfach bei der nächsten Toure wieder mit, es gäbe ja genug. Wir zahlen ohnehin nur die Kisten, die auch tatsächlich gebraucht werden. Ich bin gespannt, wie viele es am Schluss sein werden.
Sonnabend kam der Gärtner, um die letzten Arbeiten zu beenden. Somit kann dahinter ein Haken gesetzt werden. Im März transportiert er unsere Hochbeete von Hamburg nach Buchholz. Das würden zwar auch die Umzugsleute machen, aber dafür hätte ich die Hochbeete leeren müssen, und das schaffte ich nicht rechtzeitig.
In der Nacht zu Sonntag schlief ich tatsächlich sechs Stunden durch! Kurz vor elf Uhr kamen meine beiden Schulfreundinnen, die zufälligerweise fast nebeneinander wohnen, drei Kilometer durch den Regen getrabt ("Bei dir findet man ja eh keinen Parkplatz, und so ein Spaziergang tut uns gut."), waren voller Tatendrang und hatten bis kurz vor ein Uhr unser Chaos sortiert - inklusive des Arbeitszimmer des Gatten! Das ganze Geraffel im Wohnzimmer war weg, das Werkzeug war in Kisten sortiert, damit es nicht rum liegt, Getränkekisten, Vorräte, Gefrierbox und ein weiteres Regal standen in der Vorratskammer, der Eisenbahnkram des Gatten war komplett auf dem Dachboden, drölfzich Boxen mit Klamotten wanderten aus dem Esszimmer in mein Arbeitszimmer, die provisorischen Regale mit Mikrowelle und Geschirr wanderten aus dem Esszimmer in die Küche, die auch noch eine neue Fußleiste bekam, das Gartengeraffel wanderte ins frisch fertiggestellte Gartenhäuschen, das Pfand kam ins Auto des Gatten, das Arbeitszimmer des Gatten wurde neu sortiert, so dass am Dienstag Möbel aufgebaut werden konnten, und durchgeputzt wurde auch noch. "Ach, das war doch eine Kleinigkeit! Danke für Tee und Kekse, und melde dich, wenn mal wieder was zu tun ist!"
Ich war sprachlos.
Spätnachmittags fuhr ich in die Wohnung. Es war merkwürdig, durch hallende, leere Räume zu gehen. Wirklich tun konnte ich nichts, denn in den Räumen, in denen ich durchputzen wollte, war kein Licht. Es fehlen noch die Baufassungen.
Der Montag war ziemlich chaotisch. Ich hatte mit dem Gatten abgesprochen, dass ich ihn um acht Uhr wecke, damit er pünktlich zu seinem Arzttermin kommt, aber er war partout nicht zu erreichen. Als die Möbelpacker kamen, fuhr ich nach Buchholz, um zu gucken, ob mit dem Gatten alles okay ist. Ich war gerade durch den Elbtunnel, als der Gatte sich von sich aus meldete. Es stellte sich heraus, dass das Telefon im Dachgeschoss, wo er gerade schläft, nicht richtig eingesteckt war und keinen Strom mehr hatte ...
Als ich wieder in der Wohnung war, wurde schon fleißig gepackt. Ich verpeilte, den Jungs zu sagen, dass sie im Arbeitszimmer getrennt nach rechter und linker Seite packen sollen, so dass meine Sachen auch mit denen des Gatten in Kartons landeten, es ein ziemliches Durcheinander gab, was den ohnehin überforderten Gatten noch mehr überfordern sollte. Letztlich landeten meine Regale beim Gatten und umgekehrt, zeigte es sich, dass es fatal war, dass er sich monatelang keine Gedanken machte, welche Regale er wo hin haben möchte, weil die Info einfach nicht bei ihm ankam. So kam ein Regal mit, für das er keinen Platz hatte, das jetzt zum Sperrmüll geht.
Montag wurde auch schon begonnen, im Wohnzimmer zu packen, und ich hoffe inständig, das wurde ordentlich gemacht, denn die Schellacks des Gatten sind sehr empfindlich. Eigentlich sollte das Wohnzimmer erst Freitag gepackt werden, wollte ich am Montag noch aussortieren, aber nun ja. So nutzte ich die Zeit, im Keller auszumisten, so weit ich ohne den Gatten kam. Es ging einiges in den Müll, für's Sozialkaufhaus blieben nur zwei Ikea-Taschen.
In den letzten sechs Jahren, seitdem die Party-Prügel-Proleten in der Wohnung über uns einzogen, vermuteten wir, dass sie uns mit ihren Bolz- und Brüll-Blagen terrorisieren, weil sie unsere Wohnung haben wollen. Montag zeigte sich, dass unsere Vermutung richtig war. Die Nachbarn klingelten und fragten, ob sie unsere Wohnung haben könnten. Sie hatten sogar schon am ersten Umzugstag beim Vermieter angerufen und ihr Interesse bekundet, nur weiß der Vermieter ja noch gar nicht, dass wir ausziehen. Wir sollen sie jetzt unbedingt als Nachmieter vorschlagen. Ja, nee, is klaa. Viel mehr würde ich die Wohnung der jungen Frau gönnen, der Mutter gerade starb. Sie traf ich Montag auch, als sie sich mit Einkäufen die Treppe aus der Tiefgarage hoch kämpfte. Ich fragte, ob ich ihr die Einkäufe in den ersten Stock tragen darf. "Ja, bitte. Ich habe mich nicht getraut, Sie zu fragen. Seitdem ich Corona hatte, will mein Herz nicht mehr."
Mittags rief der Gatte an, um begeistert von seinem Diabetologe-Termin zu berichten. Bei der Voruntersuchung wurde anscheinend schon mehr gemacht als in den zwanzig Jahren bei seinem bisherigen Diabetologen. Zum ersten Mal überhaupt wurden die Füße untersucht! Als es Unklarheiten gab, wurde gleich der Doktor dazu gerufen, der entschied, dass der Gatte zukünftig medizinische Fußpflege auf Rezept bekommen soll. Wow! Freitag hat er dann den Besprechungstermin.
Dienstag tobte das komplette Chaos. Möbelpacker und Tischler standen gleichzeitig vor der Tür, und die Schilder für die Parkverbotszone fehlten, obwohl beantragt (und nach meinem Hinweis nochmal nachgehakt wurde). Generell wurden einige Parkverbotszonen doppelt beantragt, in Hamburg und in Buchholz, was ich schon anmerkte, als ich den Auftrag bestätigte, und nun fehlte eine. Ich werde versuchen, das Geld für die doppelten erstattet zu bekommen, wenn sie berechnet werden, denn so ein Lkw kann ja nur an einem Ort stehen, und ich werde darauf achten, dass die von Dienstag nicht berechnet wird, denn die gab's ja nicht.
Für den Gatten war das Chaos total überfordernd. Er kam schlecht damit zurecht, dass er alles abgeben musste, nicht selbst Hand anlegen konnte. Ich hätte es ja auch schöner gefunden, hätten wir den Umzug selbst machen können, aber uns beiden fehlt dazu einfach die Kraft. Nachmittags standen alle Regale irgendwie. Ich vermute, das eine oder andere wird noch ausgetauscht werden, denn wir sind beide nicht glücklich damit, die Regale des anderen zu haben. Der Gatte beispielsweise hat seine modifiziert, während meine beklebt sind.
Chaotisch war der Dienstag auch, weil das Umzugsteam sämtliche Bodenträger vergaß. Also, im Prinzip waren sie da, nur nahm ein Kollege, der am Dienstag nicht bei uns eingeteilt war, sie am Montag mit nach Hause. Wir kauften also Mittwoch erstmal neue. Gleichzeitig gab es einiges an Bruch, werde ich tatsächlich die Schadensmeldung nutzen müssen. Ich hoffe inständig, die Schellacks des Gatten sind wirklich gut verpackt. Schließlich ging dem Team auf, dass es wirklich bescheuert war, nicht auf uns zu hören und im Schlafzimmer erst das Bett aufzubauen und nicht den Ventilator. Das Zimmer ist nämlich so klein, dass das Bett nicht verschoben werden kann. Um es hochkant zu stellen, wie das Team von Freitag es Dienstag machen wollte, ist auch kein Platz (und Dienstag war ein anderes Team im Einsatz als Freitag). Nun wird überlegt, wie Montag der Ventilator an die Decke kommt. Ich bin gespannt.
Während ich Dienstag die Parkplätze für Möbelwagen und Tischler sortierte, kam die ehemalige Putzfrau meiner Mutter gerade zu einer Nachbarin. Ich fragte sie, ob sie Lust hätte, ab Januar bei uns zu putzen, und freute mich, dass sie sich an mich erinnerte. Sie würde gerne bei uns arbeiten, war aber gerade vier Wochen krank und weiß noch nicht, ob sie bis Januar wieder richtig fit ist. Hoffe wir es, für sie und für uns.
Mittwoch war dann nur der Tischler da - alleine, weil Geselle krank. Der Tischler entpuppte sich als echtes Goldstück. "Ich hoble Ihnen morgen noch schnell die WC-Tür ab. Die ist zu lang. Ich dachte mir gestern, das kann ich mir nicht weiter anhören, wie die über den Rollsplitt schrammt." Kurze Zeit später kam die Frage, ob die Wohnzimmertür schon immer knarzt. "Ja. Wir haben gerade eine Fettpresse geholt." - "Das bekommen Sie mit Fett nicht weg. Die Tür reibt sich am Rahmen. Ich schleife es morgen kurz ab."
Als ich nachmittags vom Essenholen zurück kam, waren WC-Tür und Wohnzimmertür schon gehobelt und geschliffen, war die Küchentür aufgeladen. Sie kam Donnerstag gekürzt zurück.
Mittwoch ging's dem Gatten schlecht, aber nachmittags war er soweit stabil, dass er daran ging, seine Umzugskisten auszuräumen. Er kam zügig voran, was mich freute und erleichterte. Leider mussten wir feststellen, dass es diesmal reichlich Bruch gab, weil nachlässig gepackt wurde. Das ist ärgerlich, denn es betrifft Sammlerstücke, die nicht nachzukaufen sind. Es wird also eine längere Schadensmeldung geben, und der Gatte fürchtet um seine Schellackplatten, die schon eingepackt sind.
Mittwoch realisierte ich, dass Google Maps jetzt die neue Adresse als "Zuhause" abspeicherte. Schon schön.
*puh* Gut zu lesen, dass ihr ein Großteil aller anstehenden Arbeiten im Zusammenhang mit dem Umzug hinter euch gebracht habt und es offenbar auch halbwegs annehmbar überstanden. Beim Lesen in den letzten Wochen hatte ich so meine Zweifel - es klang furchtbar chaotisch, angestrengt, gesundheitsschädlich auf vielen Ebenen. Ich wünsche ein rasches und angenehmes Einleben im alt-neuen Heim!
AntwortenLöschenDieser alte Diabetologe - das IST krass! Das weiß man doch als medizinischer Laie schon, dass "Füße" bei so ner Diagnose oft ne Rolle spielen. Sehr seltsam. Auch an dieser Stelle: Alles Gute!
LG
Mary
Danke, liebe Mary. Ja, der Diabetologe war wirklich krass. Ich hatte schon von anderen Beschwerden gehört, aber in Hamburg gab's irgendwie keine Alternative. Die Ernährungsberatung war auch krass, unterschied sich total von dem, was ich zum Thema Insulinresistenz lernte, und das ist ja nicht so weit weg von Diabetes.
Löschen500 Kisten? Ohje, da hat sich sicher einiges angesammelt über die Jahre.
AntwortenLöschenPasst weiter auf euch beide so gut es geht auf. Bitte keine Unfälle, Stürze oder sonstige Verletzungen. Das ist das letzte was ihr aktuell braucht.
Putzen kann man auch dann noch, wenn das Zeug am neuen Ort steht.
Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg beim weiteren Umzug.
Martha
Angesichts der 60 Kartons, die Schwiegermutter hatte, erschienen mir 500 Kartons nicht zu viel. Die Zahl wurde allerdings auch vor diversen Ausmist-Aktionen geschätzt. Ich bin wirklich gespannt, wie viele es am Schluss sind. Morgen kommen erstmal 36 für Wohn- und Esszimmer, und ich bin gespannt, wie die Platz finden. Aktueller Vorschlag der Möbelpacker: Ich zuerst rein und mich auspackenderweise zur Tür vorarbeiten ....
LöschenDanke für die guten Wünsche!
Wow, was für tolle Freundinnen!
AntwortenLöschenEs wird ja langsam, auch wenn noch kein Ende in Sicht ist.
Sehr gut, dass der Gatte jetzt einen Diabetologen hat, der sich richtig um ihn kümmert.
Liebe Grüße
Andrea