Samstag, 16. März 2024

Samstagsplausch KW 11/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCIX

"Die Wohnung wurde ja noch gar nicht saniert!", quiekte die Mitarbeiterin unseres Vermieters bei der Vorübergabe der Wohnung entsetzt. Ja, die Wohnung ist bei Küche, Bad, Elektrik und Heizung auf dem Stand von 1974, weswegen wir uns schon dachten, dass sie vor einer Neuvermietung kernsaniert werden sollte, was die Mitarbeiterin aber ablehnte, als ich es vorschlug. Alle anderen Wohnungen, in denen langjährige Mieter wohnten, wurden vor Neuvermietung kernsaniert, die Soldatenwohnungen werden sogar jährlich grundrenoviert, daher waren wir erstaunt, dass gerade unsere Wohnung eine Ausnahme sein sollte. Alle Modernisierungen wie neue Fußböden und energiesparende Durchlauferhitzer haben wir auf unsere Kosten vorgenommen. Insofern ging die Vorübergabe einigermaßen glimpflich ab. Wir sind dennoch angespannt, wie es mit der endgültigen Übergabe sein wird. Wir haben uns darauf eingestellt, dass wir keine Kaution zurückbekommen, weil so viel zu tun ist. Kurz kam die Forderung, wir sollen die Wände vor Auszug streichen, was wir ablehnten, denn wir übernahmen die Wohnung ja unrenoviert und haben das auch im Mietvertrag stehen. Zwei Wochenenden haben wir noch, um die Wohnung und den Keller leerzuräumen ... 

Zur Vorübergabe kam auch gleich noch eine sympathische junge Familie, die nach der Sanierung einziehen wird. Die Party-Prügel-Proleten, die über uns wohnen und seit 2016 versuchen, uns aus der Wohnung zu ekeln, bekommen die Wohnung nicht. Ich gab zwar wunschgemäß ihren Wunsch an den Vermieter weiter und der Typ meldete sich auch bei ihm, aber das ging unter, und so hat er Pech. Natürlich könnte uns egal sein, wer nach uns in die Wohnung einzieht, aber wir waren dort ja 20 Jahre glücklich und möchten, dass die Wohnung nette neue Bewohner bekommt. Und der Familienvater, der einziehen wird, zieht so aus, als könne er den Party-Prügel-Proleten in der Pfeife rauchen. Das könnte spannend werden - vielleicht sollten wir Kameras verstecken.  

Es ist ein sehr komisches Gefühl, dass dieser Abschnitt unseres Lebens nun zu Ende geht. Ich erinnere mich noch an unsere erste Nacht auf dem Fußboden in der leeren Wohnung (damals waren wir noch so jung, dass wir auf dem Boden schlafen konnten), daran, wie der Gatte die Wohnung Stück für Stück sanierte, an die tollen Einbauten, die er tischlerte, an die Kinder, die dort hätten aufwachsen sollen, aber sich entschieden, nicht geboren zu werden ... Damals waren wir jung und voller Hoffnungen. Nun sind wir alt, und ich wünschte, ich könnte sagen, dass wir noch immer voller Hoffnungen sind. 

Die Woche war anstrengend und arbeitsintensiv. Irgendwie fehlt mir immer Zeit, habe ich keinen Tag, an dem ich alles schaffte, was anlag. Am Ende des Tages ist immer noch massig Arbeit übrig. Mir fehlt auch der zweite Tag im Echtbüro, vor allem, weil ich dort in Ruhe telefonieren kann. Aber diese Woche kam ich nur einen Tag ins Echtbüro, denn am zweiten brauchte der Gatte Begleitung zu einem Arzttermin, und an den anderen Arbeitstagen passte die Fahrt ins Büro auch nicht. Normalerweise arbeite ich sehr gerne zu Hause, aber momentan ist es anstrengend, weil der Gatte viel Betreuungsbedarf hat. 

Sonnabend und Sonntag waren wir in der Wohnung und schafften richtig viel. Dieses und nächstes Wochenende muss ich mich um die Entrümpelung des Kellers kümmern. Das wird nochmal heftig. Erstaunlicherweise wollte die Mitarbeiterin des Vermieters den Keller gar nicht sehen, murmelte was von man müsse mal sehen, ob man den überhaupt in einen vermietbaren Zustand bekäme. Ich hinterfragte nicht, was sie damit sagen wollte. Die Einbauten, die der Gatte im Keller machte, werden an den kommenden beiden Wochenenden entfernt bzw. sind schon entfernt, und durch die verstärkten Holzwände samt individuellem Schloss ist unser Keller der einzige im Block, der nie aufgebrochen wurde. 

Hier gilt seit mittlerweile 209 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Diese Woche wären wir fast Opfer einer ziemlich heftigen Abzockmasche geworden. Vor drei Wochen rief eine Tankreinigungsfirma an, hatte den Gatten am Telefon und gab vor, von unserem Heizungsbauer beauftragt worden zu sein, unseren Tank zu reinigen. Da wir mit dem Heizungsbauer tatsächlich im letzten Sommer über eine Tankreinigung sprachen, machte der Gatte einen Termin. Mich machten einige Infos stutzig, aber ich sah keinen Grund, bei unserem Heizungsbauer nachzufragen. Kurz vor der abgesprochenen Uhrzeit rief ein Mitarbeiter der Tankreinigungsfirma an: Man fände unser Haus nicht. Nun, der Heizungsbauer war schon so oft bei uns, der findet das Haus vermutlich im Schlaf ... Der Mitarbeiter der Tankreinigungsfirma war in der falschen Stadt, und es stellte sich heraus, dass die Firma nichts mit unserem Heizungsbauer zu tun hat (was der uns auf Nachfrage auch nochmal bestätigte). Wir stornierten den Auftrag. Kaltakquise bei Privatpersonen - juristisch ganz haarig.

Mit der Therapiegruppe läuft es weiterhin gut an. Der Austausch tut mir gut, und ich bekomme viele Anregungen.

Heute ist der Geburtstag meines Vaters. Irgendwann diese Woche realisierte ich, dass ich normalerweise jetzt langsam aus dem Alarm-Modus kommen würde, in den ich Anfang Januar mit seinem Todestag bzw. dem Jahrestag des Schlaganfalls meiner Mutter ging. Das war das Vierteljahr, in dem meine Mutter seit meiner Heirat gerne mal komplett durchdrehte, ich permanent auf Abruf war. In den letzten sechs Jahren war es oft so schlimm, dass sie tagelang nicht das Bett verließ, weder aß noch trank, wenn ich nicht regelmäßig zu ihr kam. Ich merke an meiner Erschöpfung, wie viel Kraft mich die letzten Jahre kosteten. Ich bin gespannt, wann ich wieder aus der Erschöpfung herauskomme (und ob überhaupt). 

Schwiegermutter geht's gut, Tante hoffentlich auch. Der Gatte telefoniert äußerst ungern mit seiner Mutter, so dass ich den aktuellen Stand nicht kenne. Aber Schwiegermutter sehen wir Ostern.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

1 Kommentar:

  1. Oh, wie kommen solche Firmen dazu, einfach bei den Leuten anzurufen und einen Termin zu machen?
    Die werden eure Wohnung auch erst einmal sanieren, bevor die jungen Leute einziehen. Da bin ich mir sicher. Unser Vermieter ließ die Ausziehenden auch immer renovieren und riss dann immer alles wieder ab und macht noch einmal alles selber. Blöd, war aber so.
    Ich wünsche dir noch eine schöne Restwoche
    Andrea

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.