Samstag, 3. Juli 2021

Samstagsplausch KW 26/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXVI

"Mir geht's von Tag zu Tag besser", meinte der Gatte vor zwei Tagen. Er ist wirklich belastbarer, kein Vergleich zu den Zeiten nach den Krankenhausaufenthalten im Januar oder Mai, aber dennoch: Der Schein trügt. Die monatlichen Laborergebnisse zeigten, dass er nicht weit von einem Krankenhausaufenthalt entfernt ist. Aber wir sind weiterhin vorsichtig optimistisch, und die Medikamente scheinen jetzt richtig eingestellt zu sein. 

Der Rentenantrag wurde Montag gestellt, die Sachbearbeiterin macht einen gut strukturierten Eindruck. Das scheint also zu laufen. Ein paar Unterlagen müssen wir nachliefern, bislang nichts dramatisches, weil die Kontenklärung schon lange erfolgte, aber da der Gatte sein eigenes Ordnungssystem hat, wird ständig was gesucht. Ich habe bislang vergeblich versucht, Ordnung in die Unterlagen zu bringen, und bin mit meinem eigenen Chaos mehr als ausgelastet, nur nützt ja nix. 

Beim Antrag auf Schwerbehinderung sind wir jetzt auch einen Schritt weiter, müssen eine Unterlage nachliefern, und dann heißt es warten, warten, warten, weil beide Stellen, Rentenversicherung und Versorgungsamt, erst Auskünfte bei Ärzten und Krankenhäusern einholen müssen und dann entscheiden. Das kann Monate dauern. 

Dritte Baustelle ist die Krankenkasse, die jetzt das Vergnügen hat, herauszufinden, seit wann der Gatte eigentlich Krankengeld bekommen müsste, denn durch das ganze Hin und Her zwischen Krankenhaus, Krankschreibung und Arbeiten seit Mitte Dezember haben alle irgendwie den Überblick verloren. Die Krankenkasse möchte außerdem die Arbeitsfähigkeit des Gatten mittels einer Reha wiederherstellen, während seine Ärzte meinen, er sei nicht rehafähig, weil das Herz viel zu schwach ist. Mal schauen, wie sich das entwickelt.

Hier gilt seit mittlerweile 68 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte ist seit über einem Jahr in Kurzarbeit, seit Dezember allerdings öfter im Krankenstand als im Büro. 

Im Gegensatz zum Arbeitsplatz des Gatten ist meiner sicher, was eine große Erleichterung ist. Ich bin normalerweise einen Tag im Büro bzw. im Laden, arbeite ansonsten zu Hause, wie die meisten Kollegen. Zwar ist die Home-Office-Pflicht offiziell aufgehoben, aber vorerst bleibt alles beim alten, zumindest bis zum Herbst. In den kommenden drei Wochen werde ich dennoch fast täglich im echten Büro sein und dann auch noch auf jede Menge Menschen treffen. 

Heißt auch, dass mir jeden Tag 4 bis 5 Stunden fehlen: Eine Stunde muss ich eher aufstehen, bis zu 4 Stunden fahre ich. Theoretisch brauche ich hin und zurück 94 Minuten von Tür zu Tür, aber auf der Busstrecke sind jede Menge Baustellen, auf der Bahnstrecke SEV, außerdem fallen Bus und Bahn regelmäßig aus. Rechnete ich früher mit 2 Stunden Fahrzeit, bin ich inzwischen mit 4 Stunden gut dran. Mit dem Auto bräuchte ich insgesamt 1 Stunde, zahle aber 30 € für's Parken. Tscha nun. Mal schauen, wann ich wieder auf's Auto umsteige.

Diese Woche hatte ich tatsächlich mal Zeit, in Ruhe Fernsehen zu gucken, und sah ein Feature über Herzerkrankungen. Das war recht aufschlussreich, denn ich fühle mich mit der Erkrankung des Gatten ziemlich alleine gelassen, und ihn überfordert das alles total. Dusseligerweise machte mir das Feature auch klar, dass ich wegen eines Proteins ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall habe. Daran kann ich wenig ändern, da genetisch, und Medikamente gibt's auch nicht. Nun ja. Noch ist ja auch nicht geklärt, wo der ominöse Tumor ist, auf den ein Laborbefund hinweist. Vielleicht bin ich nach dem Nephrologenbesuch diesen Monat schlauer. Vermutlich entdeckt der aber nur eine weitere Krankheit. Das war definitiv einfacher, als alle Wehwehchen mit "Essen Sie einfach weniger!" abgetan wurden.  

Angesichts der aktuellen Corona-Entwicklung (Delta-Variante) mache ich drei Kreuze, dass die ganze Familie durchgeimpft ist, der Gatte und ich sogar kreuzgeimpft sind. Was für ein Glück hatten wir bislang! So sehr ich mich über die Lockerungen freue, so sehr ich Lust auf Kino, Theater und Museen habe, so sehr bin ich doch auch skeptisch, ob die Lockerungen wirklich schon angebracht sind, und versuche, Ansteckungsrisiken zu vermeiden. Mehr als Sport ist nicht drin, zumal ja jetzt auch noch die HVV-Nutzung dazu kommt, wir öfter im Einkaufszentrum sind ... Das sind mir zu viele Kontakte.

Den Müttern geht's gut, Tante hoffentlich auch (wir haben länger nichts voneinander gehört, aber Schwiegermutter telefoniert regelmäßig mit ihr). Mudderns wäre fast wieder gestürzt, diesmal die Treppe herunter, will aber nach wie vor nichts von Sturzprophylaxe, Physio oder ähnlichem wissen, was die Beine kräftigen könnte und sie gerader gehen ließe. Sie habe doch schon mal Physio gemacht und gehe auch nicht krumm. Das sähe nur so aus wegen ihrer Weste. Ja, nee, is klaa. Immerhin hat sie sich für die Treppe einen zusätzlichen Griff bestellt, um mehr Halt zu haben. 

In Schwiegermutters Seniorenwohnanlage wurden die Besuchsregeln gelockert: Statt einmal am Wochenende für eine Stunde darf Besuch jetzt wieder jederzeit und unbegrenzt kommen, muss allerdings angemeldet werden. Da der Gatte inzwischen durchgeimpft ist, muss er auch nicht mehr vorher zum Coronatest (ob das so gut ist, sei dahingestellt). Außerdem darf der Restaurantbereich wieder mit mehr Bewohnern besetzt werden, was es für das Personal einfacher macht. Für Schwiegermutter heißt das allerdings, wieder eine andere Essenszeit, ein anderer Tisch, eine andere Tischgesellschaft. So richtig angekommen ist sie auch nach einem Jahr nicht - Corona ist halt Moppelkotze.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

1 Kommentar:

  1. Oh man! Ihr habt echt eine Menge an der Backe. Ich hoffe es renkt sich bald wieder einigermaßen ein. Die Angst vor dem Krankenhaus, spielt hier auch immer eine Rolle.
    Kopf hoch
    Andrea

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