Samstag, 19. September 2020

Samstagsplausch KW 38/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXV

Masken begleiteten uns
auch in den Urlaub.
Der Gatte und ich hatte drei Wochen Urlaub und waren zwei Wochen in Dänemark, in Vestervig / Kærgården auf Thy. 

Zwei Wochen lang genossen wir Ruhe, Abgeschiedenheit und Natur! In der ersten Woche war's sehr sonnig, so dass wir hauptsächlich im Ferienhaus blieben, der Sonne hinterher wanderten und zwischendurch schwimmen gingen, denn ich bestand auf ein Poolhaus. In der zweiten Woche war das Wetter wechselhafter, aber als Hamburger kennt man da ja nichts, so dass wir dennoch meistens auf der Terrasse waren (und zum Aufwärmen gab's Pool und Whirlpool). 

Das Ferienhaus hatte ein riesiges Grundstück, das so bewachsen war, dass wir von den Nachbarn quasi nichts mitbekamen. Das war sehr angenehm, denn in dem Haus, das wir vor drei Jahren mieteten, waren wir kaum ungestört, da u.a. Spazierwege an der Terrasse vorbei führten. Vor neugierigen Blicken waren wir aber auch in diesem Haus nicht gefeit: Uns besuchten eine Ricke mit zwei Kitzen und eine Igelmutter mit drei Jungen. Letztere tobten ab Mittag ohne Scheu durch den Garten.

Während unseres Aufenthaltes gab's einige Volksfeste, die wir normalerweise besucht hätten: Thisted ist die diesjährige Weihnachtsstadt und feierte das mit einem Besuch der Weihnachtsmanngilde. In Vorupør gingen die Weihnachtsmänner dann in der Nordsee baden, und in Hurup wurde ein Troll von Thomas Dambo eingeweiht. Zu viele Menschen, zu wenig Abstand, fehlende Masken, also verzichteten wir darauf genauso wie auf den Besuch eines Kirchenkonzertes in Vestervig und auf die Einkehr in der entzückenden Kaffeestube am Lodbjerg Fyr. Schade, aber better safe than sorry. Es gab auch so genug, was wir unternehmen konnten, ohne zu vielen Menschen zu begegnen.

Nach dem permanenten Krisenmodus der letzten Wochen und Monate taten Ruhe und Zweisamkeit gut. Dem Gatten ging's so gut, dass wir viele Spaziergänge und kurze Wanderungen machen konnten. Meine gesundheitlichen Einschränkungen nahm ich mit in den Urlaub, aber es war aushaltbar. Ich hätte gut noch eine dritte Woche in Dänemark verbringen können, wenngleich ich angesichts der steigenden Infektionszahlen froh bin, dass wir schon wieder eine Woche zu Hause sind (wo die Infektionszahlen leider ebenfalls ungebremst steigen).   

Generell gilt noch immer: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause, inzwischen seit 27 Wochen. Der Gatte ist im sechsten Monat Kurzarbeit. Er ist einen Tag im Büro, ansonsten ist auf Abruf. In der Zeit kümmerte er sich bislang um die Haushaltsauflösung und den Umzug seiner Mutter. Mal gucken, was er zukünftig mit seiner Zeit anfängt, denn die Kurzarbeit wird noch länger andauern. Es gibt allerdings genug zu tun, sowohl bei uns als auch bei Schwiegermutter. 

Ich war 22 Wochen zwei Tage pro Woche im "echten" Büro und arbeitete ansonsten im Heimbüro. Seit Ende der Sommerfreien gilt bei mir allerdings Präsenzplicht, so dass ich jeden Tag ins Büro fahre. Das kostet mich jeden Tag vier bis fünf Stunden durch früheres Aufstehen und einen langen Fahrtweg (theoretisch habe ich maximal 90 Minuten Fahrtweg; praktisch bin ich froh, wenn der HVV die Strecke in drei Stunden schafft). Die drei Projekte, für die ich verantwortlich bin, sind alle auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen, aber mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten. Da wir die Situation nicht ändern können, hilft nur Gelassenheit.

Das Durchatmen im Urlaub war dringend notwendig, denn nur drei Tage nach der Rückkehr hatte uns der normale Krisenmodus wieder. Der Gatte bekam bei einem Routine-Untersuchung einen schlechten Befund. In drei Wochen wird sich zeigen, ob noch eine OP möglich ist. Nach außen hin ist er gelassen, aber ich vermute, er macht sich auch so seine Gedanken. Hilft aber nichts, da müssen wir durch. Hoffen wir das beste!

Corona war in dieser Woche wieder ganz nah: In Schwiegermutters Seniorenwohnanlage gab's einen Verdachtsfall unter ihrer Tischgruppe. Alle wurden sofort unter Quarantäne gestellt und getestet. Alle Testergebnisse waren Gott sei Dank negativ, so dass die Quarantäne nach zwei Tagen aufgehoben wurde. Eine ihrer Tischnachbarinnen, die von Anfang an beschloss, Schwiegermutter nicht zu mögen, jedes Gespräch auch nur im Ansatz verweigert und sie beflissentlich ignoriert, klebte allerdings einen "Warnhinweis" an Schwiegermutters Wohnungstür, dass sie coronainfiziert wäre. Daraufhin war Stimmung! 

Ansonsten lebt sich Schwiegermutter immer mehr in ihrer Wohnung ein und erkennt / bedauert langsam, was sie alles als vermeintlichen "Sperrmüll" entsorgt haben wollte. Das eine oder andere wird nachgekauft, und alles an materiellem Wert rettete der Gatte. Also nicht tragisch, aber es wäre unnötig gewesen. Aktuell scheint es zudem so, als könne eine weitere OP vermieden werden. Schwiegermutter wirkt zunehmend wieder so wie vor Stürzen, Schlaganfällen und Schädel-Hirn-Trauma. Das ist schön!

In meiner letzten Urlaubswoche hatte ich noch einiges vor, aber Sonntag haute es mich buchstäblich um: Ich konnte plötzlich nicht mehr gerade stehen oder gehen! Kein Hexenschuss, kein Bandscheibenvorfall, sondern Verspannungen. Die kenne ich zwar, seitdem ich in den Wechseljahren bin, aber diesmal halfen weder Ibus noch Wärme, Ruhe, Stufenlage oder Dehnübungen. Mittwoch fuhr mich der Gatte zum Arzt. Da er anschließend selbst zum Arzt musste, konnte er nicht warten, nahm ich ein Taxi zurück. Wer mich kennt, weiß, wenn ich freiwillig Taxi fahre, geht es mir wirklich schlecht. 

Seitdem nehme ich täglich 4.000 mg Novalgin, und seit gestern bin ich wieder einigermaßen beweglich. Ich hoffe sehr auf Hilfe durch die Endokrinologin in der kommenden Woche, denn dass ich seit zwei Jahren quasi durchgehend Schmerzmittel nehme, ist auf Dauer ja kein Zustand. Und diese Dosis toppt alles. Schmerzfrei bin ich dennoch nicht, aber einigermaßen beweglich. Immerhin. 

Zu den vielen schönen Momenten in dieser Woche gehört, dass wir das schöne Herbstwetter nutzten, um im Garten zu arbeiten. Der Gatte beschnitt Hecke und Bäume, während ich im Sitzen alles häckselte. Und gestern, als ich wieder beweglicher war, machte ich die Hochbeete schön. Jetzt warten wir auf Regen, denn eine Forsythie muss ausgegraben und durch den Apfelbaum aus Schwiegermutters Garten ersetzt werden. Die Balkonkästen müssen auch noch herbstfein gemacht werden. Mal schauen, was mir dazu einfällt. In der Schanze ist ein Pflanzenmarkt, da werde ich demnächst mal auf dem Heimweg vorbei schauen.

Zu den schönen Momenten gehörte auch, dass der Gatte die Mitteilung bekam, einem Schwerbehinderten gleichgestellt zu sein. Das ist in Bezug auf die mögliche Suche nach einem neuen Arbeitsplatz wichtig und eine große Erleichterung. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen im Urlaub berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

1 Kommentar:

  1. hej,
    das ist ja nicht so schön das Ihr gesundheitlich solche probleme habt :0( da können zwei wochen ruhe dann mal richtig gut tun. Bei uns haben wir auch immer viele Rehe, Füchse und Igel. Richtig Angst haben die nicht :0) wenn man ein ferienhaus hat, das ein bisschen weiter abliegt, ist das toll und die grossen versammlungen vermeiden wir auch seit beginn der Pandemie. Also ehlrich- mobbing im Altenheim!!! man glaubt es ja nicht, aber solche leute gibt es wohl überall.Mensch da wart ihr gar nicht so weit weg von uns :0) ich drücke die daumen für deinen mann, dases mit der OP klappt ...gute besserung euch beiden! ganz LG aus Dänemark, ulrike :0)

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