Donnerstag, 6. Januar 2022

#WMDEDGT 1/22: Erstickend

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Mein Tag beginnt gegen 4 Uhr mit Erstickungsanfällen. Ich habe Schlafapnoe, und das Beatmungsgerät will seit einigen Wochen nicht so, wie es soll. Ersatz ist unterwegs, nur coronabedingt ist ungewiss, wann er eintrifft. Es gibt halt momentan viele Menschen, die Beatmungstechnik wesentlich dringender brauchen. Dass es immer mehr werden, zeigt sich auch daran, dass im letzten Jahr Ersatz noch binnen 24 Stunden ankam, ich in diesem Jahr schon mal vier Wochen auf einen neuen Schlauch wartete. 

Ich lese* etwas und versuche dann, mit überstrecktem Kopf noch etwas zu schlafen - keine schöne Position, und anders als sonst leider keine, die die Schlafapnoe unterbricht. Kurz vor acht Uhr stehe ich gerädert auf, koche Kaffee, werfe die Spülmaschine an, wecke den Gatten und werfe den Dienstrechner an. Eigentlich bin ich nicht arbeitsfähig, weil Kopfschmerzen, Schwindel, Asthma, keine Konzentration, Sekundenschlaf, Krämpfe, aber da ich zu Hause arbeite, wird's schon irgendwie gehen. Ich fiel diese Woche schon einmal aus, ich will nicht schon wieder ausfallen. Ich werde wichtige Telefonate oder Mails auf den kommenden Tag verschieben, in der Hoffnung, dass es dann wieder geht. Frühstück mit Pastrami-Brot - der Gatte war gestern beim Schlachter und brachte mir meinen Lieblingsaufschnitt mit. Kurz bin ich versucht, die Hackfleisch-Käse-Lauch-Suppe vom Vorabend zu frühstücken, stelle den Topf dann aber brav auf den Balkon.

Mittwochs ist Teamsitzung. Zum Glück ist der Gatte nicht in Hörweite. Nachdem er sich schon mal beömmelte, dass man über 30 Minuten über belegte Brötchen diskutieren kann, würde ihn die heutige Diskussion über die Weitergabe des Diensthandys erst recht aus der Fassung bringen. Für das Taschentelefon mit der Zentralnummer ist täglich wechselnd immer der verantwortlich, der gerade im echten Büro ist. Das war ein pragmatischer Vorschlag von mir, der zum Glück angenommen wurde, bevor jemand auf die Idee kam, auszurechnen, ob das nicht irgendwie die Vollzeitbeschäftigten benachteilige, weil die ja acht Stunden für das Telefon verantwortlich sind, während die Teilzeitler nur sechs Stunden Telefondienst haben. Bei der Weitergabe des Taschentelefons hört der Pragmatismus aber auf. Es samt Ladekabel abends auf den Schreibtisch des Kollegen zu legen, der am kommenden Tag Telefondienst hat, ist zu einfach. Das Telefon bekommt einen Kasten, der Kasten bekommt einen festen Platz, und wenn ich das erste Mal Telefondienst habe, ist da bestimmt auch noch 'ne Kontrollliste zum Abhaken ... 

Nach der Teamsitzung muss ich erstmal was Praktisches machen: Die Spülmaschine ausräumen. Dann wieder arbeiten und zwischendrin mit Mudderns telefonieren. Irgendwann setzt der schlafmangelbedingte Heißhunger auf Süßes ein, und ich bin froh, noch von dem Matcha-Cranberry-Konfekt zu haben. Neben dem Zucker putscht auch der Matcha auf.

Feierabend. Ich brauche Mittagsschlaf, aber erstmal etwas lesen zur Entspannung. Ich freue mich, dass ich endlich "Talberg 1935*" von Max Korn anfangen kann. Nach der Inspektor-Takeda-Reihe*, die im heutigen Hamburg bzw. Japan spielt, ist es eine ziemliche Umstellung, sich plötzlich in der Provinz des doch ziemlich finsteren Niederbayerns der 1930er Jahre wiederzufinden, aber ich komme schnell in die Handlung rein.

Das Telefon klingelt mich wach, auch wenn der Gatte erfreulicherweise schneller ist und abhebt: Der Sportverein des Gatten ruft jedes Mitglied der Herzsportgruppe an, um es über die ab Montag geltenden 2Gplus-Regeln zu informieren und den Impfstatus abzufragen. Digitalisierung ist schon schön (mein Sportverein mailt), aber das ist entzückend. Der Gatte ist dreifach geimpft und von 2Gplus ausgenommen, was eine große Erleichterung ist, denn die Testmöglichkeiten hier bei uns auf dem Acker sind rar.

Teezeit. Unser fast tägliches Corona-Ritual geht ins dritte Jahr. Wir tauschen uns über den Tag aus, dann guckt der Gatte Fernsehen, und ich schaffe es endlich, die Dezember-Ausgabe von Hinz und Kunzt zu lesen. 

Hausarbeit. Zwischendrin Abzüge der Weihnachtsfotos bestellen, dann Vorabendkrimi gucken und stricken. Der Gatte braucht Hilfe in der Küche: Die Hände wollen keine Kartoffeln schälen. Während ich mich um das extra cremige Kartoffelpüree, das auch als Saucenersatz funktioniert, kümmere, bereitet der Gatte Rostbratwürstchen und Sauerkraut zu.

Abendessen, dann verschwindet der Gatte in seine Werkstatt, während ich stricke und "Miss Fisher und die Gruft der Tränen*" gucke. Das aktuelle Strickprojekt ist ein Ärmelschal, und wie schon vermutet, zeigt sich, dass ich zu wenig Wolle habe. Die Wolle kaufte ich vor zwei Jahren in Bjerregård, damals, im ersten Corona-Jahr, und da wir aktuell nicht nach Bjerregård kommen, ist Nachschub schwierig. Ich nahm zwar sicherheitshalber schon ein Knäul mehr mit und zwischenzeitig 30 Kilo ab, aber trotzdem ist mir der Ärmelschal zu kurz. Nach langem Suchen finde ich die gesuchte Farbe im Internetz in UK, aber die Versandkosten sind drei Mal höher als der Kaufpreis. Öhm, nö. Mal schauen, was ich mache.

Ziemlich früh ins Bett in der Hoffnung auf eine Nacht ohne Sauerstoffprobleme. Ich lese* eine Stunde, schlafe dann ein und wache keine halbe Stunde später mit einem ersten Erstickungsanfall wieder auf. Das wird 'ne tolle Nacht ...

*Affiliate links

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.