Fast wie in den Bergen: Blick aus dem Dachfenster letzten Sonnabend. |
"Du musst da auch nicht mehr weg!", versprach der Gatte seinem Apfelbaum, als er gestern im alt-neuen Haus auf der Terrasse in der Sonne saß und erfreut feststellte, dass sein Apfelbaum knospst. Das Bäumchen wurde ja nach nur zweieinhalb Jahren in unserem Hamburger Garten umgesetzt, stand davor bummelig zehn Jahre in Schwiegermutter Garten bis zu ihrem Umzug in die Seniorenwohnanlage. Dass der Apfelbaum so schnell wieder umziehen würde, hätten wir nicht gedacht. Aber er scheint es gut verkraftet zu haben, ebenso wie Magnolie und Hortensie, die auch umzogen. Beim Schneeball bin ich mir noch nicht so sicher. Der sieht ein bisschen zerrupft aus. Aber Schneebälle sind ja robust.
Vorgestern gelang es uns auch endlich, Fliesen in der Farbe Greige zu finden. Der Gatte wollte Beige, ich wollte Grau, jetzt haben wir einen Kompromiss. Die Fliesen werden sogar schon Montag geliefert, und Montag Nachmittag kommt ein Fliesenleger für den Kostenvoranschlag. Wenn's passt, sind wir wieder einen Schritt weiter, fehlt "nur noch" der Elektriker, damit wir einziehen können. Dass wir jetzt Fliesen haben, heißt, die eigentlich am Wochenende geplanten Arbeiten wieder mal umstellen, denn jetzt gilt es erstmal, die Einbau-Garderobe aus dem Flur herauszunehmen, einen Kellerraum umzuräumen, Sperrmüll ins Auto zu laden und alles aus der Küche ins Wohnzimmer zu räumen, damit der Fliesenleger möglichst schnell loslegen kann. Wenn die Fliesen verlegt sind, wird es hoffentlich ruhiger, wenn man davon absieht, dass wir gegen die Baubrigade, über die wir im Sommer so froh, wirklich rechtliche Schritte einleiten müssen, damit die Arbeiten abgeschlossen oder die uns jetzt zusätzlich entstehenden Kosten übernommen werden. Der Balkon sollte ja Anfang September fertig sein, ist es Mitte März noch immer nicht, und einiges anderes ist auch noch nicht ganz abgeschlossen.
Noch nicht ganz abgeschlossen sind auch die Arbeiten des Bodenlegers. Hier waren insgesamt drei am Werk, weil sich die Firma mit den Arbeitszeiten verkalkulierte. Für die letzten Arbeiten wurde jemand aus der 180 km entfernten Filiale geordert. Der hängte die herausgenommenen Türen nicht wieder ein, die jetzt auch nicht mehr passen, nahm das zu viel gelieferte Kork zwecks Verrechnung nicht mit und befestigte ein gelöstes Kabel nicht. Da muss nachgebessert werden.
Spaß hatte ich diese Woche auch mit dem mobilen Hausnotruf des Gatten. Wir haben uns für eine teure Lösung mit GPS-Tracker entschieden, damit der Gatte auch auf der Baustelle einen Notruf auslösen kann oder wenn er später mit dem geplanten Hund im Wald unterwegs ist. Auf die Idee kamen wir durch die Stadtwerke in der neuen Heimat, die das in Zusammenarbeit dem mit dem dortigen DRK bewirbt. Das DRK war schon mit der Anfrage überfordert, weil die GPS-Abdeckung angeblich nicht ausreichend wäre und überhaupt wären doch immer und überall Menschen, die einen Notruf wählen könnten. Ich wurde dann an das Hamburger DRK verwiesen, wo die erste Ansprechpartnerin verstand, was wir wollten, die Herren, die das Gerät installieren sollten, es aber ignorierten, weil so ein Gerät niemand will, und ein stationäres Gerät mitbrachten. Sie kamen also zwei Mal, nur ist irgendwas falsch programmiert, denn wenn der Gatte das Mobilteil mitnimmt, wird ein technischer Fehler angezeigt. Das führte gestern dazu, dass ich drei Mal das DRK auf dem Taschentelefon und die Hausnotrufzentrale auf dem Mobilteil hatte, irgendwann beide Geräte aufeinanderlegte, damit die Herren nicht über mich kommunizieren müssen. Der Kollegin der Herren fand schließlich den Fehler, und Montag setzen sich die Herren zusammen, um hoffentlich eine Lösung finden, damit die Ortung funktioniert. Aktuell führe der RTW nämlich zu unserer Hamburger Adresse, egal, wo der Notruf ausgelöst wird, weil das Mobilteil nicht angezeigt wird. So nervig das gerade ist, so froh bin ich, dass der Fehler jetzt auffällt und nicht in einer Notsituation.
Hier gilt seit mittlerweile 157 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet.
Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.
Mudderns geht's schlecht. Sie weigert sich beharrlich, das Bett zu verlassen, trotz des Rollstuhls. Es gelang zwar gestern, sie dazu zu bekommen, sich in den Rollstuhl zu setzen und auf einen Spaziergang zu gehen, aber nach 100 Metern setzte sie vehement durch, dass sie zurück ins Heim möchte. Ich bin immer noch unsicher, ob Mudderns ihre verwirrten Momenten nicht nur spielt. Ihrer Gesellschafterin gegenüber ist sie ganz klar, bei mir kann sie sich oft nicht mehr artikulieren - bis ich nicht so will, wie sie. Dann wird sie sehr klar und aggressiv. Das lässt mich dann an ihrer Verwirrtheit zweifeln - Demenz ist ja ohnehin öfter ausgeschlossen worden. Sie hat außerdem verinnerlicht, an welchen Tagen wir im alt-neuen Haus sind, ruft dort oft an, und wenn sie mich dort nicht erreicht, ruft sie mich über's Mobile an. Wie gut, dass sich beide Telefone stumm schalten lassen. Mudderns realisierte außerdem, dass ihr Mann diese Woche 102. Geburtstag gehabt hätte. Auch so was lässt mich vermuten, dass sie klar ist und manipulieren will.
Schwiegermutter und Tante geht's Gott sei Dank gut.
Für den Gatten ging diese Woche ein Lebensabschnitt zu Ende: Zum letzten Mal war er im Büro. Nach fast drei Jahren Abwesenheit holte er seine privaten Sachen ab und gab seine Schlüssel zurück. Das war erst jetzt möglich, weil er aufgrund seiner Erkrankungen erst jetzt "richtig" in Rente ist. Davor war die Verrentung befristet. Ich fuhr ihn, damit es nicht zu anstrengend wird. Auch, wenn der Gatte es nicht zugeben mag, bewegte ihn der Abschied schon. Ein bisschen vermisst er die Arbeit auch, war über 15 Jahre im Betrieb. Seine Kollegen freuten sich, ihn wiederzusehen, und erzählten mir, wie viele Sorgen sie sich machten. Es war komisch, die gewohnten Wege zum letzten Mal zu fahren.
Diese Woche jährte sich die Umsetzung der Corona-Maßnahmen zum dritten Mal. Bei mir hieß es letzte Woche schon oft: "Heute vor drei Wochen machten wir dies und jenes zum letzten Mal." oder "Wissen Sie noch, wie wir vor drei Jahren dies und das zum ersten Mal machten?!" Ehrlich gesagt, fielen mir die Corona-Maßnahmen, die bei uns ja ohnehin weniger strikt waren als in anderen Ländern leichter als die aktuelle Normalitätssimulation. Angesichts von weiterhin über 100 Toten pro Tag wäre eine No-Covid-Politik auch immer noch angemessen.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.
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