Samstag, 4. März 2023

Samstagsplausch KW 9/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLV

Auch diesen Blick werde ich nach
Umzug vermissen: Abendstimmung
auf der Pferdeweide vor unserer
Wohnung.
"Du bist der organisierteste Mensch, den ich kenne! Du bist absolut überorganisiert!", rief mein Chef am Dienstag aus, als er hörte, warum ich mir keine Auszeit in Form einer Reha nehme. Der Antrag wurde von meiner Neurologin abgelehnt mit der Begründung, ich müsse mich nur besser organisieren, dann würde ich alles schaffen und bräuchte keine Reha. 

Im Mitarbeiterinnen-Vorgesetzten-Gespräch war nämlich nicht meine Arbeit Thema, weil's da nichts zu besprechen gab, nachdem Kollegin Copycat wieder eingefangen wurde, sondern meine persönliche Situation, die Chef Sorgen macht, weil er nicht möchte, dass ich zusammenklappe. Ich bin ja seit Mai 2020 privat extrem belastet, ohne das Entlastung in Sicht ist. Aufgrund meiner Behinderung hätte ich alle vier Jahre Anspruch auf eine vorbeugende Reha, nur nützt das nichts, wenn die Ärztin, die das begründen muss, meint, ich wäre nur schlecht organisiert. Deswegen lehnt der Kostenträger ab. Natürlich könnte ich Widerspruch einlegen oder mir eine neue Neurologin suchen, aber dazu fehlt mir die Kraft. Und natürlich könnte ich schlichtweg zusammenklappen, würde für Monate krankgeschrieben und bekäme dann eine Reha, aber damit ist niemandem geholfen, gilt es doch, genau das zu verhindern. Chef will jetzt mal gucken, welche Möglichkeiten es von seiner Seite aus gibt, wenngleich die Chance, dass er von Arbeitgeberseite etwas veranlassen kann, gering ist, da ich nicht verbeamtet bin. Dennoch: Ich finde das sehr nett. 

"Jetzt soll nicht mehr gestorben werden. Jetzt soll sofort ein Physiotherapeut kommen", sagte ich am Freitag der Pflegedienstleitung in Mudderns Pflegeheim. Mudderns äußerte im Laufe der Woche immer wieder den Wunsch, sie wolle sterben, ließ mich seitens des Heims anrufen, damit ich sofort zu ihr komme, weil sie sterben wolle, sagte, sie wolle nichts mehr essen, keine Medikamente mehr haben. Ich kenne solche Phasen von klein auf und kann damit umgehen, aber diese Woche war's wirklich extrem anstrengend. Die Woche war voller Termine, u.a. ein Krankenhaustermin des Gatten mit ungewissem Ausgang, da ist es klar, dass sich Mudderns in den Vordergrund spielen muss. Freitag hinterlegte ich im Pflegeheim Mudderns Patientenverfügung, um die Krankenhauseinweisung mit Zwangsernährung zu verhindern, falls sie sich für "Sterbefasten" entscheidet, und besprach mit meiner Mutter den Sterbeprozess und die Details ihrer Beerdigung. Und plötzlich wollte sie nicht mehr sterben, sondern Physio, Reha und einen Rollstuhl. Ja, nee, is klaa. Mal gucken, was das noch wird. Ich fürchte, es bleibt anstrengend, denn ich habe immer weniger Kraft und Verständnis. 

Hier gilt seit mittlerweile 155 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Anfang Januar hatte er einen Schlaganfall, von dem er sich gerade erholt.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen. "Ihr hattet noch immer kein Corona?", frug diese Woche eine Kollegin, die ich fragte, wie es ihrem Mann nach der mittlerweile zweiten Infektion ging. Die überstand er zum Glück gut.   

"Du hast alles getan, was du tun konntest. Mehr kannst du nicht tun. Deine Mutter will einfach nicht. Wenn deine Mutter nicht will, will sie nicht.", beruhigte mich eine Nachbarin, die meine Mutter seit 62 Jahren kennt und sich immer nach ihr erkundigt, wenn wir uns sehen. Sie ist auch die einzige aus der Siedlung, die meine Mutter regelmäßig im Pflegeheim anrief - bis meine Mutter jedes Mal auflegte, wenn die Nachbarin anrief. Die Nachbarin, ein paar Jahre älter als meine Mutter, hat selbst so eine OP hinter sich wie meine Mutter, nahm aber alle Möglichkeiten wahr, wieder auf die Beine zu kommen, und läuft heute wieder sehr sicher, nimmt nur zum Einkaufen einen Rollator, um die Einkäufe nicht tragen zu müssen. Sie bat mich, Mudderns zu grüßen und ihr auszurichten, sie solle sich anstrengen, wieder auf die Beine zu kommen. Vielleicht hilft's. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Schwiegermutter schaffte es tatsächlich, Tante zu überreden, zur Feier ihres 90. Geburtstages in den Norden zu kommen, obwohl Tante lieber in Bayern gefeiert hätte - schließlich kommt zu solchen Gelegenheiten der Bürgermeister! Jetzt wird an der Nordsee gefeiert - in Travemünde. Der Gatte versuchte vergeblich, seine Mutter zu überzeugen, dass Travemünde an der Ostsee liegt, und wir sind gespannt, wie das Reisebüro das Problem löst. 

Diese Woche bekam der Gatte endlich den GPS-Hausnotruf, mit dem er angeblich weltweit zu orten sein soll. Laut Beschreibung geht das aber nur 400 m von der Basisstation entfernt, und ein Ladekabel für das Mobilteil fehlt auch. So nützt uns das Gerät nichts. Der Gatte will das kommende Woche klären. 

Der Gatte musste zur kardiologischen Untersuchung ins Krankenhaus. Eigentlich war er seit August schon aus der Überwachung raus, aber nach dem Schlaganfall wollte man ihn dann doch wieder sehen. Gott sei Dank ist alles im Rahmen der Möglichkeiten okay. 

Seit Mittwoch ist ja die Testpflicht in Krankenhäusern und Pflegeheimen aufgehoben. Als ich anrief, um zu fragen, ob das auch im Bezirkskrankenhaus gilt - per Hausrecht kann die Testpflicht ja fortgeführt werden - wurde ich darauf hingewiesen, dass für die Besucher die FFP2-Maskenpflicht weiterhin gilt. Vor Ort allerdings trug so gut wie niemand mehr Maske, weder Besucher noch Personal, für das ja ohnehin keine Maskenpflicht mehr gilt. In der Kardiologie waren denn auch der Gatte, eine andere Begleiterin und ich die einzigen mit Maske, und ich war froh, wenn wenigstens noch die Pfleger, die die Betten mit frisch Operierten aus dem OP an uns vorbei schoben, FFP2-Masken trugen. 

Bei mir stand wieder ein Termin bei der gynäkologischen Endokrinologin an, und ich bin heilfroh, dass ich nach drei Jahren endlich die Ärztin wechseln konnte. Die jetzige hat eindeutig einen Plan. Nach der Absetzung der Hormone vor vier Wochen nahm sie jetzt wieder Blut ab, um zu gucken, ob ich wirklich in den Wechseljahren bin und keine Hormone mehr brauche. Montag bekomme ich das Ergebnis, und wenn alles gut ist, komme ich vierteljährlich zur Untersuchung. Sollten doch wieder Blutungen auftreten, reichen vermutlich wesentlich niedriger dosierte Hormone als bisher. Die Ärztin nimmt auch meine Sorge wegen einer neuerlichen Gewichtszunahme nach Absetzen der Hormone ernst und ist damit die erste Ärztin seit fast 35 Jahren, die das tut. Bislang wurde meine Gewichtszunahme durch die Hormonstörung nur mit "Essen Sie halt weniger" abgetan. Ein Vierteljahr nehme ich noch off label ein Diabetesmedikament, dann wird's abgesetzt, wird's richtig spannend. Schon jetzt zucke ich bei jeder Gewichtsschwankung panisch zusammen.

Im alt-neuen Haus wurde der Maler fertig. Er hinterließ neben der Rechnung eine Flasche Wein, eine nette Geste. Laminat und Kork wurden auch geliefert, denn kommende Woche wird der neue Boden verlegt. Gestern bauten wir das Gästebett zusammen, das der Gatte bis zum Umzug nutzt. Wir dachten ja, die Pumpe seines Luxus-Luftbetts* hätte es mit einem Knall zerrissen, aber als ich das Bett zusammenpackte, um es zurückzusenden, stellte sich heraus, dass das Ventil aufging. Nachdem es geschlossen war, ließ sich das Bett wieder aufpumpen, und ich schlafe jetzt darauf. Aktuell stehen die Betten im zukünftigen Eisenbahnzimmer, meinem ehemaligen Kinderzimmer, der einzige Raum, in dem kommende Woche kein Laminat verlegt wird, weil der Gatte es selbst machen möchte. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, nach 39 Jahren wieder dort zu schlafen. Aus irgendwelchen Gründen schlief ich dort nie, wenn ich bei meinen Eltern übernachtete, sondern in einem anderen Zimmer. Beim Zusammenbauen des neuen Gästebetts stellten wir fest, dass die Schlafnische nur 190 cm lang ist - sie kam mir zwar immer kurz vor, aber ich kam nicht auf die Idee, nachzumessen. Jetzt muss das Gästebett gekürzt werden. Ich hoffe sehr, wir haben uns im zukünftigen Schlafzimmer nicht vermessen, denn sonst haben wir ein größeres Problem. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. / *Affiliate link

1 Kommentar:

  1. Du Liebe,
    Dankeschön für deinen Einblick in die Woche. Da war ja ganz schön was los bei dir. Viel Spaß beim Werkeln, bestimmt wird das Gästebett passen. Dafür drücke ich dir die Daumen. :)
    Liebe Grüße
    Annette

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