Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!
Die Nacht ist unruhig. Eigentlich sollte es mir langsam besser gehen, aber die Schlafstörungen sind hartnäckig. So werde ich weit vorm Radiowecker wach, döse und höre Radio. Kurz denke ich, die Müllabfuhr zu hören, aber das wird sich als Irrtum herausstellen. Aufstehen und vor lauter Verspannungen kaum in den aufrechten Gang kommen.
Um halb acht wecke ich den Gatten und setze Kaffee auf. Beim Kaffeetrinken sinnieren wir darüber, was wir mit dem Garten machen. Der Gärtner ist nicht mehr erreichbar. Gestern haben wir ihm eine Frist gesetzt, die angefangenen Arbeiten zu beenden, aber darauf reagiert er nicht. Zum Arbeiten kam er seit zwei Tagen nicht mehr, und auch heute, den dritten Tag, wird er nicht kommen. Der Garten ist eine Müllhalde. Die Müllhaufen hätten schon seit gut acht Wochen weg sein sollen. Mittlerweile sind sie mit Gras überwuchert. Das Gartenhaus ist halb fertig, aber wir haben keinen Überblick, ob der Gärtner überhaupt alle Teile lieferte. Sein Werkzeug steht und liegt herum, ebenso sein Müll (Kippen, Pfandflaschen, Brottüten), bunt gemischt mit unserem Werkzeug, das er einfach nutzte (und zum Teil zerbrach). Der Blick in den Garten macht depressiv und wütend. Wir überlegen, ob wir jetzt schon einen neuen Gärtner suchen, um wenigstens das Gartenhaus winterfest zu bekommen, aber der Gatte schlägt vor, noch eine Woche zuzuwarten. Bis dahin haben wir mit Glück in dem Chaos den Bauplan gefunden (oder einen vom Hersteller bekommen) und einen Überblick, ob alle Teile für den Bau des Gartenhauses da sind, wir es selbst fertigstellen können. Und dann müssen wir uns um die Rückzahlung der Anzahlung kümmern, denn es sind ja nicht alle vorausbezahlten Materialien geliefert worden bzw. Dienstleistungen erfolgt. Das wird ein Spaß!
Der Gatte trabt zum Brötchenholen. Bei der Rückkehr stellt er fest: "Früher hätte ich auf dem Weg mindestens zwei Zigaretten geraucht!" Er ist jetzt in der fünften Woche zigarettenfrei und zurecht stolz darauf. Aber es fällt ihm noch oft schwer. Er ist überzeugt, dass er es diesmal schafft. Ich wünsche es ihm.
Während des Frühstücks meldet sich das Büro des Dachdeckers, bei dem ich gestern anfragte. Man ist nicht grundsätzlich abgeneigt, einen kleinen Auftrag zu übernehmen. Das ist erfreulich, denn wie bei allen Gewerken gilt auch hier: Am liebsten nur Neubau / Großaufträge. Wir brauchen aber nur gereinigte Dachrinnen, ein neues Fallrohr und Trittstufen für den Kaminkehrer. Ich soll Fotos mailen, weil: "Dann können die Jungs sich das schon vorher angucken und vielleicht schnell erledigen, wenn sie vor Ort sind." Sicherheitshalber setzt die Telefondame hinzu, ich müsse nicht aufs Dach klettern: "Es reicht, wenn Sie den Schornstein von unten fotografieren." Soll sein.
Nach dem Frühstück wasche ich ab, zum ersten Mal heute. Als ich das Handtuch weghänge, zucke ich kurz zusammen: Es riecht nach meiner Mutter.
Der Gatte geht in den ersten Stock, um sich um die Badezimmerschränke zu kümmern, während ich in den Keller gehe, um alles für die Verlegung der PVC-Fliesen vorzubereiten. Nachdem der Boden so gut wie möglich gesäubert und die Grundierung aufgetragen ist, geht's in den Garten. Morgen werden Grünabfälle abgeholt, und da will ich schauen, dass ich das Apfelbaumbeet und den Vorgarten Gierschfrei bekomme. Außerdem gingen ja leider Schneeball und Magnolie ein, und da will ich so viel wie möglich zurückschneiden. Eigentlich sollte sie der Gärtner ausgraben, das wird ja aber nun nichts, und bis ein neuer Gärtner gefunden ist, soll's einigermaßen ordentlich aussehen. Im Oktober will ich außerdem Hasenglöckchen setzen, und auch dafür muss die Fläche frei sein. Ich komme gut voran und bin entgeistert, wie trocken die Erde ist. Das war unter dem ganzen Giersch und Gestrüpp nicht zu sehen. Ich freue mich, als ich zwischen Giersch und Gestrüpp ein Herbst-Veilchen entdecke. Das muss meine Mutter noch gesetzt haben, vor Jahren, als sie Zimmerpflanzen noch in den Garten setzte, nicht einfach nur die Töpfe in die Beete warf.
Ein Herbst-Veilchen, das meine Mutter pflanzte. |
Pause mit dem Gatten, der auch gut vorankommt, aber flucht, weil jeder Unterschrank angepasst werden muss. Die Waschbecken scheinen keine EU-Norm zu haben ...
Wir gucken in den Garten und denken daran, dass es im letzten Jahre ein permanentes "Plopp" als Hintergrundgeräusch gab: Der Apfelbaum trug so stark und warf quasi im Minutentakt Äpfel ab. In diesem Jahr trägt er nach kräftigem Rückschnitt nicht so viel, dafür können wir jetzt die ersten großen Früchte ernten - könnten, denn dafür müssten wir über die Müllberge klettern.
Wir reden wieder über den Gärtner, beschließen eine Anzeige, wenn er sich nicht meldet und die Arbeiten nicht beendet. Ich schicke ihm eine weitere Nachricht, und diesmal reagiert er, schreibt, wann er die Arbeiten beenden will. Wir sind gespannt. Das wäre ja nicht der erste Zeitplan, den er nicht einhält. Ich morse den Bekannten an, der den Gärtner empfahl, ein ehemaliger Mitarbeiter ist. Er ist entsetzt über meine Schilderung. Vor zwei Jahren hatte der Gärtner noch vier Mitarbeiter, jetzt arbeitet er alleine. Inzwischen weiß ich: Alle Angaben auf seiner Homepage stimmen nicht mehr, und die letzten Referenzbilder stammen aus 2021. Dann muss er irgendwie falsch abgebogen sein. Wir beschließen, eine Firma für den Winterdienst zu beauftragen. Das wollten wir letzten Winter schon machen, vergaßen es aber. Morgen kümmere ich mich darum. Zum Glück weiß ich schon, welche Firma es werden wird - sofern die Firma will.
Wieder zurück zum Heimwerken: Ich gucke, ob die Grundierung trocken ist. Ist sie, also verlege ich den ersten Quadratmeter. Mit Blick auf die Uhr beschließe ich, im Vorgarten weiterzumachen, damit bis zum Abend alle Grünabfälle an der Straße stehen. Eine Nachbarin brachte die geleerte Biotonne mit, die ekelhaft stinkt und gesäubert werden muss. Normalerweise würde ich das im Garten mit dem Schlauch machen, aber der ist unter dem Müll verborgen. An die Nachteile der Biotonne wie Gestank und Maden muss ich mich erst gewöhnen.
Der Gatte erinnert daran, dass wir noch einkaufen müssen. Also kurz umziehen und zum Auto, denn angesichts der Temperaturen und der Aktivitäten, die der Gatte heute schon leistete, möchte ich ihm den Fußweg ersparen, um ihn nicht zu überanstrengen. Der Gatte besteht auf den Besuch im Eiscafé, also gibt es Banana Split statt Tee und Kuchen. Im Eiscafé sprechen wir wieder über den plötzlichen Tod unseres Zahnarztes, von dem ich am Freitag erfuhr. Wir sind beide noch immer fassungslos.
Wieder zu Hause, arbeite ich weiter im Vorgarten, unterbrochen vom Anruf des Kammerjägers, der ein Wespennest entfernen soll. Laut Versicherung soll das binnen 24 Stunden geschehen. Der Kammerjäger kommt nächsten Dienstag. Bis dahin muss ich mich mit den Wespen im Schlafzimmer arrangieren, aber da ich nachts eh nicht schlafe, kann ich auch Wespen erlegen.
Kurz vor 18 Uhr beschließen wir, dass es für heute reicht und lassen den Abend auf der Terrasse ausklingen. Zwischendrin bestelle ich noch das Essen für Donnerstag und Freitag beim Schlachter und schicke die gewünschten Fotos samt Aufgabebeschreibung an den Dachdecker.
Zum Abendessen grillt der Gatte Rumpsteaks. Ich steure Ofen-Kartoffeln bei. Bis nach Einbruch der Dunkelheit auf der Terrasse sitzen, Ruhe, Abendhimmel und Sternenhimmel genießen, dann früh ins Bett. Vorm Einschlafen lese* ich noch etwas. Bewegung und fehlender Tagesschlaf sollten mir zu Nachtschlaf verhelfen, aber das wird vermutlich wieder nichts. Der Gatte überlegte heute, wann ich das letzte Mal nicht müde oder erschöpft aussah. Er kam auf den letzten Dänemark-Urlaub. Der war vor zwei Jahren.
Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 5. September 2020 urlaubten wir in Dänemark, waren auf der Suche nach Kreuzkümmel, war der Gatte noch gesund. Am 5. September 2021 waren der inzwischen kranke Gatte und ich zum ersten Mal seit seiner Erkrankung im Urlaub und ruhten uns am ersten Urlaubstag nach einer anstrengenden Anreise aus. Am 5. September 2022 bereiteten wir uns auf die juristische Übernahme des alt-neuen Hauses vor. / *Affiliate link
Da Sie ja ohnehin gerade mit der Gartenplanung befasst sind: Vielleicht ist irgendwo Platz für einen kleinen Kompost (die Steckkomposter aus Holz, die es im Baumarkt gibt, nehmen nur 1 x 1 m Fläche in Anspruch). Dann hat man immer einen Ort für den Grünschnitt und es entschärft auch das Biotonnenproblem, da der meiste Biomüll ja auf den Kompost kann und dort nicht stinkt oder fault. Und man hat im Jahr drauf tolle Komposterde für den Garten.
AntwortenLöschenIch habe zwei Stück -- einen, der in Gebrauch ist, und einen der ruht. Auf den jeweils ruhenden säe ich im Frühjahr Kürbis und Kapuzinerkresse, das sieht dann schön aus und man hat auch gleich sehr dicke Kürbisse davon.
Der Kompost ist fest eingeplant 😃 Der Gatte will schließlich Kürbis anbauen. Er kennt Kompost aus seinem Elternhaus, und wir wussten die Erde für unsere Hochbeete sehr zu schätzen, bis Schwiegermutter das Haus verkaufte. Der Tipp mit zwei Kompostern ist super, danke. Platz genug sollte da sein.
AntwortenLöschenDann wünsche ich gutes Vorankommen! Persönlich verschafft es mir immer eine gewisse Befriedigung, die Küchenabfälle auf dem Kompost zu entsorgen -- und in manchen Jahren gibt es sogar Gratiskartoffeln, die aus den Augen auf den Kartoffelschalen gewachsen sind.
AntwortenLöschen