Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln! Heute ist zudem der Geburtstag von Segev Kalfon. Der junge Mann ist seit dem 7. Oktober Geisel der Hamas. Bring them home now gilt weiterhin.
Die Nacht ist unruhig. Nach einer Reihe von durchgeschlafenen Nächten habe ich vergessen, wie es ist, im Zwei-Stunden-Rhythmus aufzuwachen. Am Gatten liegt mein unruhiger Schlaf nicht. Der hat endlich mal eine ruhige Nacht. Gegen sechs Uhr schlafe ich noch mal fest ein und wache anderthalb Stunden später wieder auf - rechtzeitig zum Beginn der Heimarbeit, zu spät, um schnell noch mal durchzuwischen, bevor die Putzfrau kommt, um sich alles anzugucken und zu entscheiden, ob sie zukünftig für uns arbeitet.
Während der Kaffee durch die Maschine läuft, erledige ich den täglichen Abwasch - sonst fällt mehr Geschirr an, als ich auf der kleinen Abtropffläche unterbringen kann - und räume das Wohnzimmer auf. Erfreulicherweise war der Winterdienst schon da, denn über Nacht fiel Schnee. Dann fange ich an zu arbeiten. In einer Bildschirmpause schaffe ich es, zumindest im Badezimmer ein bisschen durchzuputzen.
Die ehemalige Putzfrau meiner Mutter kommt überpünktlich und ist sichtlich bewegt, wieder hier zu sein. Sie sagte zwar vorher schon, dass sie für uns arbeiten möchte, aber ich wollte ihr trotzdem alles zeigen, denn bei uns ist ja mehr zu tun als bei meiner Mutter, das Haus sieht jetzt anders aus, und weil wir noch immer nicht wirklich eingezogen sind, ist es sehr rumpelig. Wir hatten Angst, dass sie gleich wieder rückwärts aus der Tür geht, was sie zum Glück nicht tat. Sie ließ sich auch nicht durch die Sonderbedarfe des Gatten abschrecken, sondern kennt es, für Menschen mit Pflege- bzw. Betreuungsbedarf zu arbeiten. Ich freue mich sehr über die Unterstützung, weiß aber, dass es sehr ungewohnt sein wird, dass da jemand ist, der für mich arbeitet. Die Putzfrau erinnert sich an meine Mutter als eine warmherzige, immer fröhliche und lustige Frau. Wie unterschiedlich ihre Gesichter doch waren!
Während ich der Putzfrau alles zeige, macht sich der Gatte auf den Weg zum Diabetologen. Er hat einen Termin bei der Ernährungsberaterin. Eine Stunde später kommt er völlig durchgefroren, aber zufrieden zurück, wird mit heißem Tee und Wärmflasche versorgt. Der Gatte ist von der Ernährungsberaterung sehr angetan. Die Beraterin las sein Messgerät aus und stellte fest, dass sich sein Zucker verbesserte. Nachts unterzuckert er noch oft, aber bei weitem nicht mehr so schlimm wie früher. Dennoch wird die Insulinmenge angepasst, und in drei Wochen gibt es eine Kontrolle. Was für ein Unterschied ist diese Sorgfalt zu der Praxis, in der der Gatte 20 Jahre lang behandelt wurde!
Nachdem sich der Gatte aufwärmte, wollten wir eigentlich einkaufen, schaffen aber nur den ersten Laden. Kaum sind wir draußen, geht es dem Gatten schlagartig schlecht. Seit einiger Zeit steht der Verdacht auf diabetische Gastroparese im Raum, konnte aber noch nicht abgeklärt werden, da die bisherigen Ärzte des Gatten das Problem nicht ernst nehmen, ihn nicht zur Abklärung zum Gastroenterologen überweisen. Das wird jetzt nach dem Umzug abgeklärt. Der Gatte geht nur noch ungern aus dem Haus, weil er nicht weiß, wann das schwallartige Erbrechen, das nur eines der Symptome ist, einsetzt. Leider schaffen wir es nicht rechtzeitig nach Hause, und so braucht das Karlchen demnächst eine professionelle Innenreinigung inkl. Ozonbehandlung ... Ich habe keine Lust, alleine einzukaufen, reinige das Karlchen so gut wie möglich provisorisch und arbeite dann noch etwas, während sich der Gatte ausruht.
Nach Feierabend lege ich mich auch etwas hin, bis mich der Gatte weckt, weil er unterzuckerte, kein Wunder, es ist ja nichts mehr im Magen, und die zuckerhaltigen Getränke nicht findet. Etwas im Haus zu finden, ist aktuell schwer. Kaum etwas hat einen festen Platz.
Spätnachmittag und Abend sind ruhig. Wir kuscheln uns auf dem Sofa ein, trinken Tee, essend ie Weihnachtskekse von Tante und Stollen, reden über vergangene Urlaube, überlegen zukünftige Urlaube, reden über die vermeintlichen Bauernproteste, hinter denen Rechte, Reichsbürger und Quer"denker" stecken, und die uns auch betreffen, weil wir jetzt nicht nur in einem sehr rechten Umfeld wohnen, sondern auch ländlich, und über die Situation in Israel. Ich werfe einen Blick auf die Wäsche, die im Keller trocknet. Ich war skeptisch, ob sie tatsächlich im Keller trocken wird, denn seitdem der alte Kohleofen aus dem Heizungskreislauf genommen wurde, ist der Keller kühler, und weil alles voller Kartons steht, kann ich den Heizkörper in dem Raum, in dem die Wäscheständer stehen, nicht anstellen. Aber es klappt. Im Keller findet ich auch noch ein Päckchen gehackte Tomaten für das heutige Abendessen. Der Vorratskeller ist noch nicht eingeräumt, weil noch ein Zählerschrank eingebaut werden muss. Das passiert kommende Woche, und dann weiß ich endlich, wie viel Regalplatz ich für Vorräte habe, kann der Gatte planen, welche Regale er wohin baut.
Ich telefoniere mit Schwiegermutter, weil der Gatte keine Lust hat, mit seiner Mutter zu sprechen, ich aber weiß, dass sie auf eine Rückmeldung wegen des Termins bei der Ernährungsberatung wartet. Sie freut sich über den gesundheitlichen Fortschritt und über die Neuigkeiten zur Putzfrau. Abendessen, dann unsere Freitagsroutine: Wir sind "Hubert und bzw. ohne Staller"-Fans. Danach schaffen wir es sogar noch, bis zur zweiten Folge "Welke und Pastewka" wach zu bleiben. Dementsprechend kommen wir für unsere Verhältnisse zu spät ins Bett. Vor dem Einschlafen lese ich noch etwas*.
Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 5. Januar 2020 hatten wir zum letzten Mal ein Neujahrsessen mit Tante, bevor Corona unsere Leben durcheinander wirbelte. Ich nahm die ersten Hormone in der leider vergeblichen Hoffnung, sie linderten meine Wechseljahrsbeschwerden. Am 5. Januar 2021 versuchte der Gatte, gesund zu werden, ahnten wir nicht, dass er nicht mehr gesund werden würde, war ich erkältet und kämpfte mit meiner Mutter. Am 5. Januar 2022 kämpfte ich mit einem zickigen CPAP-Gerät, für das ich coronabedingt lange auf Ersatzteile warten musste. Am 5. Januar 2023 ahnten wir nicht, dass unser Leben vier Tage später durch den Schlaganfall des Gatten wieder mal auf den Kopf gestellt würde. Ironischerweise unterhielten wir uns über das hiesige Krankenhaus, in das der Gatte beim Schlaganfall aber nicht kam, weil die Notaufnahme abgemeldet wurde. Stattdessen kam der RTW aus der nächsten Kreisstadt und fuhr nach Hamburg - knapp 70 km mit einem Schlaganfall-Patienten an Bord ... Gott sei Dank ging alles gut.
Das Rezept zum Tag gibt's in der Kombüse. / *Affiliate link
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