Das Rudel liest. |
Als Altaras Eltern Jakob Altaras und Thea Altaras sterben und sie eine Wohnung erbt, die seit 40 Jahren nicht mehr ausgemistet wurde, kämpft sie sich durch kuriose Hinterlassenschaften, bewegende Briefe und uralte Fotos. Dabei kommen nicht nur turbulente Familiengeheimnisse ans Tageslicht. Auch die Toten reden von nun an mit und erzählen ihre eigenen Geschichten. In eindringlichen Episoden erzählt sie von ungleichen Schwestern, von einem Vater, der immer ein Held sein wollte, und von einer Mutter voller Energie und Einsamkeit.
Angesichts meiner eigenen Familie dachte ich beim Lesen öfter "Endlich normale Leute!" Gleiches galt für "Doitscha: Eine jüdische Mutter packt aus*", ebenfalls von Adriana Altaras*. Leidenschaftlich, mitreißend und witzig erzählt sie mitten aus dem jüdischen Leben heute in Deutschland. Vom jüngsten Sohn, der lieber "Germany`s next Topmodel" sähe, als zuzuschauen, wie sich seine Mutter in Talkshows über die Beschneidung und die "schönen Schmocks" ihrer Söhne auslässt, von tragikomischen Identitäts- und Religionskonflikten, die sich an einer rissigen Salatschüssel entzünden, von unkonventionellen Gedenkreden, vom Erben und Vererben. Die ganze Familie kommt zu Wort, das ganze Tohuwabohu. Ein kluges, faszinierendes und vielstimmiges Porträt jüdisch-deutscher Gegenwart und ein unvergessliches Buch über Familie in all ihren tröstlichen und irrsinnigen Facetten. Wie gesagt: Endlich normale Leute!
In den April ging ich mit dem dritten Band einer Krimi-Reihe um die Kripobeamte Mandy Hanke und Thomas Huber*, die in Pfarrkirchen in Niederbayern spielt, von Hans Weber und Armin Ruhland geschrieben wurde. In "Ausgewildert*" kümmern sich die beiden um Wilderer und klären einen Mord auf.
Die Reihe um "Dorfkommissarin Mary*" von Marion Stadler* fand ich ganz nett, und so freute ich mich auf den achten Band, in dem Mary erstmals ermittelt, obwohl sie inzwischen aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist. In "Mordsbräute*" findet sich ausgerechnet in der Burgruine, in der ihr ältester Sohn eigentlich gerade heiraten wollte, eine Leiche. Der unbekannte Tote gibt Rätsel auf, genauso wie das Verschwinden der Verwaltungsangestellten Swetlana Nemkova, die sich als Täterin herausstellt. Die hübsche Blondine war erst seit Kurzem in Essing heimisch, alles andere als ein Mauerblümchen, und hatte mit einigen Männern ein Techtelmechtel. Nun gilt es herauszufinden, wer der flüchtigen Mörderin Unterschlupf gewährt. Dabei nützt ihr der neue Job beim Lindenwirt, denn die Gerüchteküche am Stammtisch brodelt.
Im März stieß ich zufällig auf die Reihe "Wahre Verbrechen" aus dem Gmeiner-Verlag. In "Die Schwarze Witwe von Wien*" von Monika Buttler* geht es um Elfriede Blauensteiner. In ärmlichen Verhältnissen geboren und unter ständiger Gewalt aufgewachsen, rächt sie sich auf ihre Weise. Nachdem sie ihren Gatten zu Tode gepflegt und seine Rente im Spielsalon verspielt hat, lockt sie mit Inseraten heiratslustige und reiche Rentner an. Sie will ihren Status festigen. Und was bei einem Mann funktionierte, lässt sich auch auf andere übertragen. Mord wird fortan zu ihrem Überlebensprogramm.
"Die Giftmörderin Grete Beier*" lebte Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts im sächsischen Freiberg. Am 23. Juli 1908 stirbt die 22-jährige Bürgermeistertochter unter dem Fallbeil. Das letzte Todesurteil im Königreich Sachsen ist vollzogen und ein kurzes, dramatisches Leben ausgelöscht. Wer war Grete Beier? Was verleitete sie, ihren vermögenden Bräutigam zu vergiften und ihm kaltblütig in den Kopf zu schießen? War es aus Abscheu gegen eine von den Eltern erzwungene Ehe? War es aus verzweifelter Liebe zu dem anderen Mann in ihrem Leben? Oder ging es um pure Habgier? Kathrin Hanke* spürt diesen Fragen minutiös nach und erzählt die Lebensgeschichte dieser eigenwilligen Frau mit ihren dramatischen Wendepunkten.
Die Reihe um die verwitwete Hauptkommissarin Enna Andersen* und ihr Team von Anna Johannsen* lese ich ausgesprochen gerne. Im sechsten Band, "Enna Andersen und das weite Land*" ermittelt das Team in Butjadingen. Hier werden durch Zufall die sterblichen Überreste von zwei Menschen gefunden. Die DNA-Analyse führt die Polizei zu einem alten Kriminalfall: Vor zwanzig Jahren haben die Ermittler einer SoKo vergeblich versucht, den Großbauer Tjark Feddersen und seine Frau Eefke zu finden.
Enna Andersen will den Fall gemeinsam mit ihrem Team neu aufrollen. Schnell gerät der Bruder des Opfers erneut unter Verdacht. Der Streit um das Hoferbe stellte seinerzeit das stärkste Motiv für eine mögliche Gewalttat dar. Eine andere Spur führt zu Feddersens politischem Engagement und Korruptionsvorwürfen. Als der verdächtigte Bruder mit Erstickungsanzeichen tot aufgefunden wird, sehen sich die Ermittler plötzlich nicht nur mit dem Cold Case, sondern auch mit einem Mörder in der Gegenwart konfrontiert.
Leichte Kost versprach "Komm zu nix – Nix erledigt und trotzdem fertig: Gute-Laune-Storys*" von Tommy Jaud*, den ich eigentlich ganz gerne lese. In ein paar Geschichten erkannte ich mich auch wieder.
Die Krimis der Zorn-Reihe* von Stephan Ludwig* sehe ich gerne im Fernsehen, aber die Bücher mochte ich gar nicht. Dementsprechend gespannt war ich, wie mir "Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller*" gefallen würde. Das Buch hat mich wirklich verzückt! Norbert Heinlein, Delikatessenhändler in dritter Generation, legt größten Wert auf Qualität und Tradition. Seine Kundschaft geht ihm über alles, er bedient sie mit ausgesuchter Höflichkeit. So auch seinen neuen Stammkunden Adam Morlok, einen charismatischen Geschäftsmann. Bis Morlok eines Tages durch ein Versehen Heinleins tot zusammenbricht. In seiner Panik lagert Heinlein Morloks Leiche kurzerhand im alten Kühlhaus im Keller zwischen.
Doch statt einen Weg aus der Sache zu finden, gerät Heinlein immer tiefer hinein. Und es wird nicht bei einer Leiche im Keller bleiben – Morlok bekommt bald Gesellschaft im Kühlhaus …
Der Salzkammergut-Krimi "Tod Aussee*" von Katja Reiland* soll wohl der Auftakt-Band zur Reihe um die Wiener Illustratorin Marie Haslinger sein. Die will in der Reha-Klinik nur ihr Bein auskurieren. Aber als plötzlich eine Leiche im Schwimmbecken treibt, ist es vorbei mit der Ruhe. Und dann ist da auch noch dieser charmante Bezirksinspektor, der Marie mehr den Kopf verdreht, als ihr lieb ist. Mit Hilfe ihrer kartenlegenden Nachbarin macht sich Marie auf die Suche nach dem Mörder und bringt sich dabei selbst in höchste Gefahr. Mich sprach der Titel an, weil ich selbst gerade in der Reha war. Fazit: Ganz nett, aber nicht so nett, dass ich einer Fortsetzung entgegen fiebere.
Ganz anders war's mit dem fünften Band der Frau Helbing-Reihe* von Eberhard Michaely*. Da freue ich mich jetzt schon auf Band sechs*. Aber erstmal war "Frau Helbing und der Casanova aus Winterhude*" an der Reihe. Mit ihrem Weihnachtsgeschenk, einem WassergymnastikSchnupperkurs, hat Frau Helbings Freundin Heide ins Schwarze getroffen. "Aqua Gym" macht nicht nur Spaß, schon nach wenigen Wochen fühlt sich Frau Helbing auch beweglicher und hat sogar neue Freundinnen gefunden. Wenn nur Wolfgang Hoyer nicht wäre! Ein aufgeblasener Gockel, der nichts anderes im Sinn hat, als alleinstehenden älteren Damen nachzustellen. Seine Liaison mit der ehemaligen Schauspielerin Olga Suditzky scheint gerade erst beendet, da bändelt er schon mit Frau Helbings neuer Freundin Ingeborg Kappel an. Ob sie ein bisschen neidisch auf Ingeborgs zweiten Frühling ist?, fragt sich Frau Helbing. Da erhält sie einen Anruf von Olga Suditzky, die sie bittet, eine Tasche von Herrn Hoyer bei ihr abzuholen. Kurz darauf wird Suditzky tot in ihrer Wohnung gefunden – seit vierzehn Tagen liegt sie dort! Hat Wolfgang Hoyer seine Verflossene aus dem Weg geräumt? Wer hat Frau Helbing dann angerufen? Ihr rätselhafter fünfter Fall führt die pensionierte Fleischereifachverkäuferin in den Alsterpavillon und ins Thalia Theater.
In den April gehe ich mit "Mehr als die Ehre*", dem dritten Band der Gut-Mohlenberg-Reihe* von Melanie Metzenthin*, ich ich ja im Großen und Ganzen ganz gerne lese. Diesmal spielt die Handlung auf Gut Mohlenberg im Jahre 1941: Seit der Machtübernahme durch die Nazis ist die psychiatrische Klinik geschlossen und wird von Friederike von Aalen offiziell als Gestüt geführt. Trotzdem beschäftigt sie weiter Menschen mit geistiger Einschränkung, die von Euthanasie bedroht sind. Ein gefährlicher Balanceakt für die Psychiaterin, denn ihre edlen Pferde sind auch bei den Reitern der SS sehr begehrt. Als in den benachbarten Brenner-Hof ein melancholischer, aber tatkräftiger Witwer einzieht, hat Friederike zum ersten Mal seit dem Tod ihres Mannes Bernhard wieder Gefühle für jemanden. Sie wünscht sich nichts mehr, als ihr Leben und ihre Überzeugungen mit einem Mann zu teilen. Doch in diesen Zeiten könnte zu viel Vertrauen lebensbedrohlich sein.
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