Samstag, 1. Juni 2024

Samstagsplausch KW 22/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXX

Danke für eure vielen aufmunternden Kommentare und Nachrichten. Ich versuche am Wochenende, allen zu antworten. 

Sonntag genossen wir das Frühstück auf der kleinen Terrasse, umschwirrt von Hummeln und Amseln, die im Flieder nisten und fleißig ihre Jungen füttern. Kurz danach war dann Weltuntergang mit Gewitter, Sturzregen und Hagel. Teile der Innenstadt, des Bahnhofs, der Nachbardörfer und des Krankenhauses wurden überflutet. Wir hatten Glück. In unmittelbarer Nachbarschaft schlug der Blitz ein, und ich war froh, dass das alt-neue Haus seit letzter Woche geerdet ist. Das scheint es nämlich 62 Jahre lang nicht gewesen zu sein.

Der Gatte verschlief den größten Teil des Tages, wie so oft, half mir aber dabei, Garderobe und Schuhbank im Flur sowie ein Regal im Keller abzubauen, damit der 300 Kilo schwere Kohleofen am Dienstag abgeholt werden kann. Natürlich wäre es klug gewesen, ihn vor Beginn der Renovierungsarbeiten vor zwei Jahren oder vor dem Einzug im Dezember zu entfernen, aber damals fanden wir niemanden, der das machte. Auch jetzt war es sehr schwer. Wir verstehen noch immer nicht, warum niemand zuerst die Schamottesteine entfernte und dann das Metall im Keller zerflexte. So hätte es der Gatte gemacht, hätte er noch die Kraft dazu. Stattdessen mussten wir den Keller ausräumen, so gut es ging (es steht halt alles voll), Garderobe und Schuhbank im Flur abbauen (beides steht jetzt mit der Küche im Esszimmer, in das wir kaum noch herein kommen).

Abends dann die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Thüringen. Das Land ist wie erwartet für die Demokratie verloren. Ich hätte mich gerne geirrt. Ein Drittel Rechte reicht aus, um demokratisch gewählt die Demokratie abzuschaffen. Wir sind auf dem Weg dahin. 

Ich mag es sehr, in den Abendhimmel vorm Schlafzimmer zu blicken. In der Wohnung sahen wir ja immer nur ein kleines Stückchen Himmel.

Montag bis Mittwoch hatte ich Zwölf-Stunden-Tage. Die schlauchen mich immer sehr, und ich bin heilfroh, dass ich nicht jeden Tag nach Hamburg pendeln muss. Aber so doof das Pendeln ist, ich finde es weniger anstrengend als das Pendeln in Hamburg. Da waren einfach zu viele Unbekannt, denn ich musste mit dem Ausfall von S-Bahn und Bussen rechnen. Jetzt muss ich nur mit dem Ausfall eines Zuges rechnen - wenn der allerdings ausfällt, ist das mehr als doof, denn eine richtige Alternative gibt es nicht. Inzwischen habe ich mir angewöhnt, in solchen Fällen über Harburg zu fahren und dort zu warten. Dort gibt es breite Bahnsteige und Bänke. Das ist wesentlich angenehmer als auf dem Hauptbahnhof. 

Ich war zur Kontrolle beim Lungenarzt, denn nach der Pleite mit der Praxis in der lindgrünen Hölle entschied ich mich ja, in der bisherigen Praxis zu bleiben. Da ich nach wie vor Probleme mit dem CPAP-Gerät habe, bekomme ich eine neue Maske (es müsste das vierte Modell sein). Die muss angepasst werden - mal gucken, wann ich das schaffe. Im Juli wird dann geprüft, wie starke meine Schlafapnoe noch ist, und davon hängt ab, ob ich eine Protrusionsschiene anstelle des CPAP-Geräts bekommen kann. Die könnte unser neuer Zahnarzt anpassen - seit dieser Woche haben wir nämlich einen Zahnarzt in der lindgrünen Hölle. Arzt und Praxis machen einen sehr guten Eindruck. Natürlich kommt niemand an unseren verstorbenen Zahnarzt heran, aber diese Praxis hat einen Praxis-Hund. Das macht manches wett. Jedenfalls hat der neue Zahnarzt selbst Schlafapnoe, kam mit dem CPAP-Gerät nicht zurecht und trägt Protrusionsschiene - er weiß also, wovon die Rede ist. Mal schauen, wie sich das entwickelt. 

Dienstag musste der Gatte alleine die Stellung halten, als der Kohleofen abgeholt wurde. Im Kostenvoranschlag las sich das sehr aufwändig. Nicht nur, dass wir wie oben beschrieben alles ausräumen musste, nein, es sollte auch noch Flure und Kellertreppenhaus mit Matten und Planen ausgelegt bzw. verhängt werden, um Schäden zu vermeiden, man wisse nicht, wie lange die Arbeiten überhaupt dauern usw.. Letztlich kamen eine Stunde vor Termin drei Männer mit Sackkarre und Spanngurten, und nach 15 Minuten war der Ofen weg! Jetzt bin ich auf die Rechnung gespannt, denn es war mindestens ein halber Tag Arbeit kalkuliert, keine 15 Minuten. Jedenfalls sind wir heilfroh, dass der Ofen endlich weg ist! 

Der Gatte baute die Garderobe auch gleich alleine wieder auf und fing an, im Keller Ordnung zu schaffen - zwei Tage lang, dann wurde es ihm zu viel. Aber immerhin! Er braucht halt viele Pausen, das Herz ist schwach. Ich kann in meinem Werkstattkeller schon wieder meine Werkbank sehen und komme an den Strickbüddel mit dem Schal, an dem ich im Herbst zuletzt strickte. Außerdem sehe ich schon die Curver mit den Tupperdosen! Bald kann ich mir wieder Lunchpots* für die Mittagspause machen und die ReBowl-Schüsseln, die ich bislang mangels Alternative nutze, zum Schlachter zurückbringen! 

Hier gilt seit mittlerweile 220 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Im Gartenhäuschen sammeln sich wieder ganz langsam die leeren Umzugskartons, und ich freue mich schon darauf, wenn sie abgeholt werden. Entgegen der Aussage des Entsorgers im Mai gibt es vor den Sommerferien doch noch zwei Sperrmülltermine vor den Sommerferien. Ich hoffe, dass ich nach dem Kücheneinbau noch einen der beiden Termine bekomme, um neben Spüle und Küchenmöbeln auch etwas von dem Geraffel, das wir weder über Kleinanzeigen noch über die Möbelscheune oder das Sozialkaufhaus loswurden, zu entsorgen. 

Wir vermissen hier tatsächlich die Hamburger Stadtreinigung und ihre Recyclinghöfe. Es gibt zwar einen Müllumschlagplatz, der aber bei Weitem nicht alles nimmt. Generell ist man gehalten, alles zu zerkleinern und in der Hausmülltonne zu entsorgen oder, wenn die nicht reicht, Beistellsäcke zu kaufen. So habe ich keinen Schimmer, ob Spüle, Holzreste, kaputter Sonnenschirm oder Küchenarbeitsplatten vom Sperrmüll mitgenommen werden oder nicht. Ich kann mich nur überraschen lassen. Es wundert mich nicht, dass es so viele wilde Müllhalden gibt. Ich habe tatsächlich schon überlegt, mich mit Schwiegermutter zu treffen, damit wir in Hamburg zum Recyclinghof können, denn wir haben keine Hamburger Meldeadresse mehr und können den deswegen nicht mehr nutzen. Bei der Gelegenheit könnte ich auch Gelbe Säcke holen, denn die sind hier weiterhin Mangelware.

Bislang kam es in der Woche keinem ungeplanten Handwerkereinsatz. Mal gucken, ob es das Wochenende über so bleibt. Die Heizung fiel lange nicht mehr aus. Wenn nichts Ungeplantes passiert, möchte ich im Garten arbeiten, möchte der Gatte im Keller weitermachen. Wir rechnen aber nicht damit, dass es ein Wochenende ohne Katastrophen wird. 

Im Büro wird es zunehmend anstrengender, desto näher unsere Jubiläumsfeier und die Sommerferien rücken. Meine Kollegin und ich machten uns Sorgen, woher die Teilnehmenden für die Jubiläumsfeier kommen sollen, aber dann entpuppte sich der Aufruf zur Anmeldung, den ich in einem Nebensatz spontan in einer Mail schrieb, als Selbstläufer. Wir können uns gerade vor Interesse nicht retten! Dass wir ein leeres Haus haben werden, scheint also sehr unwahrscheinlich. In zwei Wochen ist Anmeldeschluss. Dann wissen wir, ob aus den Interessenten auch Teilnehmende werden. Im Heimbüro kann ich jetzt bequemer arbeiten, denn der Gatte hatte einen Laptop-Tisch übrig, den er in mein Arbeitszimmer schleppte. So muss ich nicht jedes Mal den Schreibtisch umbauen, der kleiner ist als vor dem Umzug, und ich kann das Laptop aufgeklappt lassen. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Der Gatte hat sich endlich erbarmt, seine Mutter anzurufen. Sie weigert sich ja, uns auf dem Festnetz anzurufen (angeblich hat sie unsere Nummer nicht - ich gebe sie ihr jedes Mal, wenn wir sie anrufen ...), und der Gatte hat sein Taschentelefon grundsätzlich nicht an. Jetzt wollen sie regelmäßig sonntags nachmittags telefonieren. Ich bin gespannt, wie. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

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2 Kommentare:

  1. "in Hamburg zum Recyclinghof können, denn wir haben keine Hamburger Meldeadresse mehr und können den deswegen nicht mehr nutzen"

    Was es alles gibt! Hier in Berlin kann jeder die Recyclinghöfe nutzen, der lustig ist, man muss sich da nicht ausweisen. Wie sind die denn in Hamburg drauf? Sinn ist doch, dass das Zeug sachgerecht entsorgt wird, das hört doch nicht an der Landesgrenze auf? Am Status als Stadtstaat kann es ja nicht liegen, das ist Berlin schließlich auch, und ich bin mir sicher, dass hier auch viele Brandenburger entsorgen, zumal mindestens einer der Recyclinghöfe auch direkt an der Landesgrenze liegt.

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    1. Wenn du keine Hamburger Meldeadresse hast, muss du nachweisen, dass der Müll aus Hamburg stammt. Ich habe schon überlegt, ob der alte Mietvertrag reicht, denn dem sieht man es ja nicht an, dass er gekündigt ist. Es wird aber tatsächlich bei der Einfahrt zum Recyclinghof der Personalausweis kontrolliert (und abgefragt, was man abgeben will - manchmal muss man auch auspacken).

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