Sonntag, 15. Mai 2022

Samstagsplausch KW 19/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXIII

Im Büro haben wir seit diesem Monat die elektronische Zeiterfassung, die es im Haupthaus schon länger gibt. Ich nutzte sie wegen des Urlaubs diese Woche zum ersten Mal, und seitdem fühle ich mich wie ein Hamster im Laufrad: Ich kann arbeiten, so viel ich will, es gibt nur Minusstunden. 

Eigentlich arbeite ich Teilzeit, habe einen entsprechenden Vertrag, werde entsprechend entlohnt, aber das System lässt bei mir nur Vollzeit zu, was jede Woche alleine schon 11 Minusstunden sind. In dieser Woche machte ich sogar über 38 Minusstunden! Keine Ahnung, wie ich das schaffte, denn letzte Woche hatte ich Urlaub, also arbeitsfrei, und als ich feststellte, dass mir Arbeitszeit abgezogen statt angerechnet wird, arbeitete ich diese Woche Vollzeit, um das aufzufangen. Momentan ist ohnehin mehr als genug zu tun. 

Als ich darauf hinwies, dass das System bei mir Vollzeit statt Teilzeit rechnet, außerdem nur Minusstunden gebucht werden, hieß es, da könne man nichts machen. Ähm, ja, nee, is klaa. Bei den Teilzeit-Kolleginnen funktioniert das System, nur bei mir nicht, und das kann nicht geändert werden?! 

Aber selbst, wenn meine Arbeitszeit irgendwann mal korrekt erfasst werden sollte, besteht das System darauf, dass auch Teilzeitkräfte eine Mittagspause machen. Heißt: Ich sitze entweder mit der Stoppuhr am Schreibtisch, um mich nach exakt 5:59 Stunden auszuloggen, oder ich muss mindestens eine halbe Stunde länger arbeiten, um die nicht gemachte, aber gebuchte Mittagspause einzufangen. Bislang machte ich bei Bedarf einfach ein paar Minuten länger, denn oft geht's erst kurz vor Feierabend rund, aber jetzt bleibt das, was spät kommt, einfach liegen.

Dass die Arbeitszeit erst zählt, wenn der PC hochfuhr, ist auch doof, denn bei Updates / Computerproblemen kann das dauern. Da geht dann schon mal 'ne Stunde oder mehr drauf, in der halt analog gearbeitet wird. Nur analoge Arbeit wird nicht erfasst. Da sind die Kolleginnen im Haupthaus besser dran, denn sie haben am Eingang ein Terminal, an dem sie sich mittels Transponder ein- bzw. ausstempeln, und dann gilt die Arbeitszeit ab / bis Betreten / Verlassen des Gebäudes. Terminals und Transponder sind an den Außenstellen aber nicht vorgesehen. 

Neben der originellen Arbeitszeiterfassung nervt der HVV. Wäre ich nicht so geizig, stiege ich wieder auf's Auto um, denn da beträgt die Fahrzeit zuverlässig 60 Minuten, trotz Staus und Baustellen. Mit dem HVV bin ich für die gleiche Kilometerzahl aktuell mal wieder bis zu drei Stunden unterwegs (normalerweise 90 Minuten). Ich muss kommende Woche mal schauen, dass ich früher los komme, denn wenn ich vor 8 Uhr unterwegs bin, nach 19 Uhr zurückfahre, umgehe ich die Baustellenstaus, bekomme einen Sitzplatz und kann an zwei Tagen die Füße hochlegen, weil dann in drei Tagen mein Stundenkontingent abgearbeitet wäre, zumindest, wenn das Zeiterfassungssystem richtig funktioniert. Eigentlich ging ich in Teilzeit, weil ich keine 12-Stunden-Tage mehr wollte. Theoretisch könnte ich auch mit der S-Bahn ins Büro fahren - wenn sie denn mal fährt, was nur bedingt der Fall ist. Straße ist planbarer als Schiene, ist es zu fassen?!  

Hier gilt seit mittlerweile 113 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Mal schauen, wie lange noch. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Ich trage weiterhin FFP2-Maske, wann immer ich unter Menschen bin - okay, beim Schwimmen nicht (gäbe es Schwimm-Masken, trüge ich auch die). Der Gatte nutzt die Maske zunehmend als Kinnwärmer.

Der Gatte wurde durch den Unfall in der letzten Woche um Monate zurückgeworfen. Mir machen die damit einhergehenden Wesensveränderungen sehr zu schaffen. Die hatte er in den letzten Monaten ganz gut im Griff. Aktuell gibt es also wieder mal viel Streit. Er redete aber Tacheles mit seiner Mutter, so dass sie nicht an meinen Bürotagen hierher kam, um ihn zu überwachen. Der Gatte kam auch alleine ganz gut zurecht, beruhigenderweise. Er testet jetzt wieder seine Grenzen aus, guck, was er sich zutraut, wie weit die Kraft reicht. Er kämpft sich langsam wieder zurück, und ich freue mich über Kleinigkeiten wie eine ausgeräumte Spülmaschine, weiß ich doch, dass ihm die Koordination dieser Bewegungen sehr schwer fällt.

Tante feierte diese Woche Geburtstag, und es ist auch im dritten Corona-Jahr noch ungewohnt, dass sie an diesem Tag nicht bei uns ist. Sie freute sich aber sehr über unser Päckchen samt handgeschriebener Karte des Gatten, und wurde von ihrer Sportgruppe mit einer Feier überrascht. Das hört sich nach einem schönen Tag an! 

Mudderns tut es gut, dass ihre Gesellschafterin jetzt zwei Mal in der Woche kommt. Sonst war sie immer sehr wehleidig, wenn ich sonnabends zu ihr fuhr, bestand auf die Autofahrt in die Stadt, anstatt zu Fuß zu gehen. Gestern wollte sie partout laufen! Dusseligerweise war ich wie sonst auf Autofahren eingestellt, wollte Getränke, Brot und Kuchen  einkaufen ... Wir gingen also zu Fuß in die Stadt, und später fuhr ich dann nochmal mit dem Auto zum Supermarkt samt Bäcker. Mit Mudderns durch die Stadt zu gehen war eine schöne Abwechslung. Sie schenkte mir sogar einen Blumenstrauß!  

Diese Woche hatte auch viele schöne Momente: Donnerstag, als ich auf dem Balkon frühstückte, leistete mir ein Gimpel Gesellschaft! Er sang sogar! Es regnete nach vier Wochen endlich mal wieder ein bisschen. Die Pflanzen rund ums Haus dankten es. Die Kräuter wuchern üppig, besonders der Liebstöckel. Bei Zitronenmelisse und Waldmeister muss ich unbedingt ausdünnen - die Pflanzen gehen dann zum Fairteiler. Im Landtag in Schleswig-Holstein sind nur noch demokratische Parteien (leider setze sich das heute in NRW nicht fort, aber nun ja). Ich sah endlich mal wieder einen Maikäfer. Mein Gewicht sinkt nach Monaten des Stillstands wieder - ich will ja noch weitere 30 Kilo abnehmen, müsste noch 70 Kilo abnehmen, um auf einen BMI von 18 zu kommen, der laut Klinik der einzig akzeptable, gesunde ist.  

Sonntag konnte ich zum Schwimmen, während der Gatte bei seiner Mutter war. Richtig lange konnte ich zwar nicht schwimmen, weil ich den Gatten fuhr und wieder abholen musste, aber das Bad war total leer - eine Wohltat! Seitdem steht die Schwimmtasche hier gepackt, für den Fall, dass ich mich an den Heimbürotagen vor der Arbeit aufraffe, aber da genoss ich es, einfach eine Stunde länger schlafen zu können. Und heute war im verein Tag der offenen Tür, heißt viele Menschen. Da blieb ich leider zu Hause und puzzelte im Garten. 

Letztes Wochenende merkte ich, wie sehr es mir fehlt, zwei Tage ausschlafen zu können. Durch den Rehasport des Gatten geht das nicht, aber letzte Woche konnte er wegen seines Unfalls nicht teilnehmen (gestern auch nicht, aber da war ich mit Mudderns verabredet, konnte das nicht verschieben, musste also früh aufstehen).

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.