Samstag, 1. Januar 2022

Samstagsplausch KW 51/21 und 52/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XCIII-XCIV

Ein glückliches neues Jahr voller Freude, Gesundheit und Zuversicht!

In den letzten beiden Wochen waren wir acht Tage in Bayern, feierten Weihnachten bei Tante, wo zudem Schwiegermutter Weihnachten und Silvester verbringt. Ob wir fahren, war lange unklar, selbst am Abfahrtstag, denn wäre es wider Erwarten zu einer Hotelsperre für Privatreisen als MPK-Beschluss gekommen, hätten wir nach einer Nacht sofort wieder umkehren können. 

Vor der Abfahrt war's noch ein wenig hektisch. Es galt, gestrickte Spültücher, Weihnachtskarten und Konfekt auf den letzten Metern fertig zu stellen, aber es klappte. Dann traf ich mich noch mit Mudderns, die den geschenkten Blumenstrauß bekam, der gerade schön aufgeblüht war. Ihn eine Woche in der leeren Wohnung zu lassen, wäre schade gewesen. Mudderns machte er noch bis vorgestern Freude. Das Treffen mit Mudderns war sehr anstrengend, aber die Kellnerin im Lokal entzückend. Eigentlich wollten wir uns Silvester treffen, aber das Lokal ist coronabedingt geschlossen.

Dieser kleine Geselle tat's dem Gatten an, wenn er auf Tantes Balkon eine Rauchpause machte. Wir brauchten lange, bis wir begriffen, dass es kein Hamster, Hase, Meerschweinchen, Hund oder Erdmännchen ist, sondern ein Igel ... 

Nach dem Treffen mit Mudderns stand Kofferpacken an. Reichen 15 Corona-Tests für acht Tage? Und was, wenn einer tatsächlich positiv ist? Wir müssten dann 800 km in einem Rutsch fahren, dürften theoretisch noch nicht mal am Rastplatz aussteigen oder tanken. Aber wie gesagt, alles ging gut.

In Bayern ist FFP2-Maskenpflicht. Beim Packen überlege ich, ob ich alle Weihnachtsmasken mitnehmen soll, entscheide mich dagegen, weil "Die gehen ja nächstes Jahr auch noch." und erschrecke ob des Gedankens. Corona nimmt kein Ende, wird uns auch kommendes Weihnachten begleiten. Übrigens wurde überall 2G akribisch kontrolliert, außer im Dachauer Hotel, wo der Gatte nur für uns beide unterschreiben musste, dass wir geimpft sind, aber niemand einen Nachweis sehen wollte. Allerdings wurden nirgendwo mehr die Kontakte erfasst. Das war befremdlich. Wo's ging, checkte ich per Corona-Warn-App ein.

Frei nach Brechts "Fragen eines lesenden Arbeiters": In Dachau bauten Stadtrat und Oberbürgermeister eigenhändig ein Parkhaus ...

Vor der Abfahrt stand auch der letzte Ladendienst an, denn zum Jahresende gaben wir ja unsere Ladenhälfte auf. Es war anstrengend, viele Kunden, eine chaotische Kollegin. Ich bin froh, dass das Kapitel "Laden" abgehakt ist, auch wenn's merkwürdig war, diese Woche durch den leeren Laden zu gehen. 

Momentan gibt's viele Gerüchte, was mit unserer Abteilung geschehen wird. Wir werden wohl einem anderen Institut untergeordnet, müssen wohl umziehen. Mein Projekt ist das einzige, mit dem wir aktuell nach außen auftreten, und das weckt Begehrlichkeiten, zumal es sehr gut läuft. Ich versuche, gelassen zu bleiben, zum einen, weil ich weiß, was ich kann, zum anderen, weil ich trotz des Herzblutes, dass ich in das Projekt steckte, nicht an der jetzigen Stelle hänge, mir notfalls etwas anderes suche. Und dann gibt's noch die Möglichkeit einer unbezahlten Auszeit oder der Frühverrentung (wobei uns das beides finanziell hart treffen würde). Es wird sich alles regeln.    

Die achttägige Auszeit tat sehr gut, war erholsam. Ich schlief endlich mal wieder tief und fest - einmal so sehr, dass wir den Wecker überhörten und erst durch das Klopfen des Zimmermädchens wach wurden. Leider beschloss das Hotel in Dachau als kurzfristige Corona-Maßnahme, Bar und Fitnessraum zu schließen und die Rezeption nur morgens zu besetzen. So war es etwas abenteuerlich, bei Ankunft nachmittags an die Schlüsselkarte zu kommen. Im Vergleich zum Urlaub an der Ostsee im letzten Monat war das recht befremdlich, tobte dort doch mit Bezug auf 2G das maskenlose Leben, vor allem abends an der Bar. In den bayerischen Hotels wurde hingegen trotz 2G auf das Tragen von FFP2-Masken geachtet und dass nicht mehr als zwei Personen gleichzeitig am Frühstücksbüfett waren. Außerdem lernten wir die bayerischen Büfett-Handschuhe kennen: Man durfte Teller, Besteck und Speisen nur mit Einweg-Handschuhen anfassen. 

Nehm' ich alles drei.

Teilweise die einzigen Gäste in einem Hotel mit knapp 400 Zimmern zu sein, war ein Erlebnis. Der Fitnessraum fehlte mir sehr, denn ich freute mich darauf, endlich wieder trainieren zu können. Für die Bar sorgten wir kurzerhand selbst, machten es uns abends in der Lobby bequem und genossen die Ruhe, denn Schwiegermutter war im Dauer-Keif-Modus und mehr als anstrengend. 

Das Hotel war übrigens im ersten Corona-Jahr eines der Hilfskrankenhäuser für die Landkreise Dachau, Fürstenfeldbruck, Starnberg und Landsberg, aber auch für München. Innerhalb von sieben Tagen wurden Plätze für 99 Menschen geschaffen, die sauerstoffversorgte Betten benötigen. Die Sauerstofftanks standen vor dem Hotel. Alle waren darauf eingestellt, ab Ostern 2020 insgesamt 180 Menschen medizinisch zu versorgen, aber dank Ausgangsbeschränkungen und anderer Maßnahmen nahm die Zahl der Infizierten ab, konnte man das Hilfskrankenhaus wieder zum Hotel zurückbauen. Die Arbeiten wurden im Wesentlichen von den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehren, des DRK und des THW aus dem Landkreis durchgeführt. Es ist beeindruckend, was die Ehrenamtlichen leisteten (und leisten)!

Vom unmöglichen Benehmen der Schwiegermutter abgesehen, war Weihnachten sehr schön. Ich habe es sehr genossen, Zeit mit Tante zu verbringen. Sie ist so mitfühlend und warmherzig, gab sich solche Mühe,  es uns allen schön zu machen. Nur für Schwiegermutter war alles nicht fein genug, zu primitiv. Wie gesagt, sie benahm sich unmöglich, und Tante tat uns leid.

Der Gatte verkraftete die Reise einigermaßen gut, klappte allerdings einmal zusammen. So einen Zwei-Meter-Kerl ohne Vorwarnung zu Boden gehen zu sehen, ist sehr erschreckend, vor allem für Schwiegermutter, die bislang dachte, der Gatte übertreibt oder simuliert, einen Zusammenbruch zum ersten Mal mitbekam. Sie ist generell der Meinung, mit der Verrentung des Gatten sei alles wieder in Ordnung. Dass der Gatte nicht wieder gesund wird, versteht sie nicht. Was diese Zusammenbrüche, die zum Glück selten sind, auslöst, ist unbekannt. Mal schauen, ob der neue Hausarzt des Gatten eine Ursache findet (der alte ging zum Jahresende in Rente). 

Schwiegermutter scheint aber zumindest für den Moment begriffen zu haben, dass der Gatte ernsthaft krank ist, denn er muss sie Montag nicht vom Bahnhof abholen, weil sie befand, der Koffer sei zu schwer für ihn. Bislang ignorierte sie das, befand, er solle sich nicht so anstellen, selbst, als er mal samt Koffer zu Boden ging. 

Hier gilt seit mittlerweile 94 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Nachdem wir alle geimpft waren, fuhren wir die sozialen Kontakte kurzzeitig wieder hoch. Angesichts der aktuellen Zahlen fuhren wir sie aber wieder runter.

Während der Zwischenübernachtung in Hammelburg bekamen wir den Montagsmarsch der Seuchenvögel mit. Die Coronazis mobilisierten allerdings so wenig Menschen, dass sie auf dem Fußweg entlang einer Ausfallstraße ohne große Kulisse laufen mussten, wir sie ohne die Polizeibegleitung gar nicht als Demonstration wahrgenommen hätten. Um die Seuchenvögel-Aufmärsche in München und Dachau kamen wir glücklicherweise herum.

Ich muss mich daran gewöhnen, dass der Gatte je nach Tagesform wirklich komplette Barrierefreiheit braucht, ich das vorher mit den Hotels absprechen muss. In Hammelburg hatten wir Glück, war die Besitzerin des Hotels so nett, uns das Familienzimmer im Erdgeschoss zu geben, da der Gatte die Treppe in den zweiten Stock nicht geschafft hätte. In Dachau gab's zum Glück einen Lift. 

Die unterschiedliche Tagesform des Gatten zeigte sich auch an den Spaziergängen: Am München-Tag ging's ihm so gut, dass er fünf Stunden mit nur zwei kurzen Pausen laufen konnte, aber zwei Versuche eines Altstadtspaziergangs durch Dachau scheiterten, weil 20 Höhenmeter zu viel sind, und die Treppe in der Flugwerft Schleißheim war kaum zu schaffen (dort gibt es keinen Lift). Herzsport ist erst wieder in zwei Wochen. Bis dahin muss ich möglichst oft mit dem Gatten spazieren gehen und hoffe auf Plätze in der Wassergymnastik unseres Vereins. Seine Beine brauchen einfach Bewegung. Immerhin: Seitdem er regelmäßig zum Herzsport geht, geht er gerader, kann er sich wieder besser auf den Beinen halten (außer beim Herzsport, weswegen er den Platz an den Matten bekommt, damit er weich fällt ...). 

Tagsüber bis zum frühen Nachmittag hatten wir familienfrei - eigentlich ideal, um Museen zu besuchen, aber außer in der KZ-Gedenkstätte Dachau und im der Flugwerft Schleißheim galt 2Gplus, ansonsten 2G, und das Test-Gedöns war uns zu nervig. Dabei nervt weniger der Test als der Umstand, das gefühlt jeder Anbieter ein anderes Buchungssystem hat, ich keine Lust habe, mir dafür x Apps herunterzuladen. Bei der Flugwerft hatten wir Glück: 15 Tage nach der Drittimpfung braucht es dort keinen zusätzlichen Test, und den Tag erwischten wir genau. 

Mudderns verkraftete es ganz gut, dass wir Weihnachten nicht da waren. Jetzt beginnt die Zeit ihrer Winterdepression. Mal schauen, wie heftig es diesmal wird. Sie machte zumindest schon mal meine Hoffnung zunichte, es könne ruhiger werden, denn sie beschloss, Blutdrucktabletten nur noch dann zu nehmen, wenn der Blutdruck zu hoch ist. Auf zum nächsten Schlaganfall. 

Zufällig erfuhr ich, dass es eine Alternative zur Total-OP gibt, die meine Wechseljahrsbeschwerden beenden könnte. Frau Mutti beschreibt sie hier. Darauf werde ich die neue Frauenärztin mal ansprechen, genau so wie auf die Möglichkeit, Myome durch Ultraschall zu entfernen. Wäre toll, wenn beides möglich wäre. Falls die Ärztin sich damit nicht auskennt, gehe ich das privat an. Die Kosten für die beiden schonenden und minimalinvasiven Eingriffen muss ich eh selbst tragen, während die für die wesentlich riskanteren und teureren Eingriffe inkl. Reha von der Krankenkasse übernommen werden. Es ist absurd. Die Ultraschallbehandlung würde in Dachau erfolgen. Der Gatte würde mich dann nach Dachau begleiten, könnte bei Tante wohnen. Der andere Eingriff könnte wohl in Hamburg erfolgen. Wenn beide Eingriffe gut verliefen, fiele ich nicht lange aus. Das wäre so schön! Schon die Hoffnung auf ein unbeschwertes Leben muntert mich auf.

Übrigens, falls mir jemand auf einer der beiden Facebook-Seiten zu meinen Blogs (hier bzw. hier) oder auf Instagram folgt: Ich bin auf beiden Portalen gesperrt, kann weder Links teilen noch Fotos. Auf Insta kann ich gar nicht mehr interagieren. Meine Aktivitäten wurden als missbräuchlich eingestuft, und Facebook bzw. Insta verweigern eine Prüfung, weil sie durch Covid zu wenig Personal haben. Nun, dann eben nicht.  

Silvester verbrachten wir sehr ruhig zu zweit, schliefen sogar vor Mitternacht, wurden dann allerdings durch Geböllere geweckt. Davor war's wie im letzten Jahr einigermaßen ruhig, konnten wir vormittags sogar spazierengehen. Normalerweise fängt hier das Böllern mit Verkaufsstart an, diesmal erst Silvester gegen 18 Uhr. Laut Gatten kam sogar ein Maschinengewehr zum Einsatz. Auf's Böllern könnten wir gut verzichten, aber das Feuerwerk fehlt uns. Und der Gatte denkt natürlich an seine ehemaligen Kollegen, die von Pyrotechnik leben, nun zum zweiten Mal nichts verdienen, ihre Ware vernichten müssen. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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