Lesen in Gesellschaft. |
Gerne hätte ich "Küstenhaie*" von Gaby Kaden zu Ende gelesen, nachdem ich sehr schwer in die Handlung fand. Das Buch brachte aber den Tolino mehrfach zum Absturz, so dass ich aufgab und nicht weiß, wie die Geschichte um beiden ostfriesischen Bauern Hinni und Karl, die sich einem Immobilien-Hai widersetzen, ausgeht.
"Insellicht*" von Anja Eichbaum ließ mich ein wenig ratlos zurück. Vordergründig geht es um eine junge Germanistin, die auf Norderney Heinrich Heines literarischen Spuren nachgeht. Dabei gerät sie unbeabsichtigt in die Ermittlungen eines rätselhaften Mordfalls, der Inselpolizist Martin Ziegler verzweifeln lässt: Ein Unbekannter erlag am Kap, dem Seezeichen von Norderney, den Folgen eines Giftanschlags. Doch alle Hinweise führen ins Leere. Bald schon ziehen »Sondengänger« Zieglers Aufmerksamkeit auf sich. Die Schatzsucher scheinen ein Geheimnis zu hüten. Und dann ist da noch die Polizeipsychologin Ruth Keiser, die derweil eine ganz persönliche Katastrophe erlebt, als ihr Lebensgefährte Oskar Schirmeier schwer verletzt zusammenbricht.
Gleichzeitig schiebt sich der Umstand in den Vordergrund, dass Keiser und Schirmeier keine jüdischen Freunde haben, nichts vom jüdischen Leben in Deutschland wissen. Warum das plötzlich wichtig ist, erschloss sich mir überhaupt nicht. Plötzlich sieht Keiser in jedem, der ihr begegnet, einen möglichen Juden und macht den Fehler, der oft gemacht wird: Sie verwechselt Gedenkorte der Shoah mit Orten jüdischen Lebens. Das trübte die eigentlich spannende Handlung, die sich zudem leider zunehmend verzettelte. Immerhin: Ich lud mir Heines "Reisebilder*" auf den Kindle (nicht, dass sie nicht als Print im Regal stehen hätte, aber so ist es einfach bequemer).
Richtig gut gefiel mir "Das versunkene Dorf*" von Olivier Norek*. Im Mittelpunkt steht die Pariser Kommissarin Noémie Chastain. Bei der Festnahme eines Drogendealers erleidet sie eine schwere Schussverletzung: Fortan ist eine Hälfte ihres Gesichts entstellt. Weil man ihr nicht mehr zutraut, ein Team zu führen, wird sie gegen ihren Willen aus Paris in die Provinz verbannt: Nach beschaulichen Wochen taucht auf dem See eine Tonne mit einem längst verwesten Leichnam auf, wodurch Noémie auf die Vorgeschichte Avalones stößt: Vor 25 Jahren wurde das Dorf evakuiert, überflutet, die Bewohner mussten dem neu geschaffenen Stausee weichen und wenige Kilometer entfernt im neuen Avalone leben. Doch drei Kinder kamen damals nicht mit. Die Handlung ist ausgesprochen spannend, die Charaktere tragen eine Fortsetzung.
"Gurkendeal*" von Franziska Steinhauer* ist zwar der 13. Band um Hauptkommissar Peter Nachtigall, lässt sich aber auch lesen, wenn man die zwölf Bände davor nicht kennt. Einzig der Cliffhanger ist fies und verleitet dazu, schnell "Spreewaldkohle*" zu lesen. Das Buch muss aber erstmal warten. Als ein Kahnfährmann die Plane von seinem Kahn zieht, findet er zwischen den Resten eines Picknicks einen Mann. Doch der schläft nicht etwa seinen Rausch aus. Er ist tot. Schnell machen sich Vermutungen, Vorurteile und Verdächtigungen breit - schon bald gibt es das nächste Opfer. Peter Nachtigall und seine neue Kollegin haben alle Hände voll zu tun, um den Fall um Spreewald-Gurken, Rauschgift und Waffenhandel aufzuklären.
"Aller-Wolf*" heißt der Roman-Erstling von Bettina Reimann, der von einer umfangreichen Website begleitet wird. Im Mittelpunkt steht die junge Bloggerin Flora Kamphusen, die in der niedersächsischen Provinz ihre Familie besucht. „Wo bin ich hier gelandet? Malerische Dörfer und dazwischen nur Friede, Freude, Spargelbauern.“ Aber sie hat das Aller-Leine-Tal unterschätzt: Kaum hat sie diesen Satz ausgesprochen, wird sie mit einem Geheimnis konfrontiert, das eng mit ihrer Familie zusammenhängt. Drei Frauen sind verschwunden. Etwa, weil Geschehnisse aus ihrer Schulzeit bei einem Klassentreffen ans Licht kamen? Mit ihrem Großvater Carsten, Kriminalhauptkommissar im Ruhestand, und ihrer Mutter Anna sucht Flora die Wahrheit und gerät in Gefahr, denn der „Aller-Wolf“ hat seine Schande nie vergessen. - Ich hoffe auf eine Fortsetzung.
"Blutküste*", der erste Band einer Reihe um die Kommissare Sophie Jensen und Ben Reinders von Simon Gereadts*, spielt auf Borkum. In einem Waldstück wird die Leiche der elfjährigen Fenja Kleinstätt gefunden. Mit weißen Federn "geschmückt", hing das Mädchen nackt am Ast eines Baums. Hauptkommissarin Sophie Jensen wird auf den Fall angesetzt. Eine überraschende Entscheidung, nachdem sie erst vor Kurzem wegen eines Verstoßes gegen die Dienstvorschriften suspendiert worden war. Für ihren neuen Partner, Hauptkommissar Ben Reinders, ist die Sache klar: Sophie ist auf Borkum aufgewachsen und kennt die Insel wie ihre Westentasche. Vor allem aber ist der Kriminaldirektor ein alter Freund ihres Vaters. Im Zuge der Ermittlungen erkennt Sophie jedoch allmählich den wahren Grund: Die Spuren des Täters führen in ihre eigene Vergangenheit und wecken die schauderhafte Erinnerung an eine maskierte Gestalt. Die Kommissarin ahnt, dass Fenja das erste Opfer in einer grauenvollen Mordserie ist. Und dass sie den Täter nur aufhalten kann, wenn sie sich den schlimmsten Ängsten ihrer Kindheit stellt.
Das Buch hat einige Längen. Das Tempo zieht zum Ende an, und der Schluss gereicht einem Splatterfilm zur Ehre. War nicht so meins.
Geradezu verschlungen habe ich die bislang dreibändige Reihe um den Deutsch-Amerikaner Philipp Gerber, die im Deutschland der Adenauerzeit spielt und von Ralf Langroth* geschrieben ist. Im ersten Band, "Die Akte Adenauer*", wird die Entstehung des BKA beschrieben. Gerbers jüdische Familie floh aus NS-Deutschland in die USA. Er selbst wird Soldat, kämpft gegen NS-Deutschland und holt Anfang Mai 1945 Adenauer aus seinem Weinkeller, wo dieser die Kämpfe um den Vormarsch der US-Army gen Köln abwartet. Adenauer wird als Oberbürgermeister von Köln eingesetzt, macht dann aber schnell Karriere in der Bundespolitik. Gerber wechselt zum Spionagedienst CIC und nimmt nach dem Tod eines Kollegen dessen Platz beim BKA als Kriminalhauptkommissar ein. Er nimmt wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an und geht eine Beziehung mit der Journalistin Eva Herden ein. Gemeinsam klären sie den Mord an Gerbers Vorgänger auf und heben eine Gruppe Werwölfe, Nazis, die gegen die Bundesrepublik kämpfen, aus.
Im zweiten Band, "Ein Präsident verschwindet*", setzt sich der Verfassungsschutzpräsident Otto John nach Ost-Berlin ab. Wurde er, wie er später behauptet, tatsächlich entführt? Auf Wunsch von Konrad Adenauer übernimmt Philipp Gerber von der Sicherungsgruppe Bonn die Ermittlungen. Gerber hat dem Bundeskanzler schon einmal geholfen, doch diesmal hat er auch ein persönliches Interesse: Seine Geliebte, die Journalistin Eva Herden, ist verschwunden, ein Foto zeigt sie an der Seite von Otto John. Als ein Barbesitzer aus dem Rotlichtmilieu ermordet wird, der viele Geheimnisse der Polit-Elite kannte, steht Eva unter doppeltem Verdacht: als Mörderin und kommunistische Agentin, die den Mann im Auftrag der Sowjets ausgeschaltet haben soll. Auf der Suche nach Eva und den Beweisen ihrer Unschuld gerät Gerber zwischen die Fronten der Geheimdienste.
Mit dem dritten Band "Das Mädchen und der General*" gehe ich in den April.
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