"Früher hätte ich Girlanden aufgehängt, stünden Kerzen, Blumen und Kuchen auf dem Tisch. Heute bekomme ich das nicht mehr auf die Reihe. Ich hab' noch nicht mal Geschenke für dich", meinte der Gatte niedergeschlagen am Geburtstagsmorgen beim Frühstück. An meinem Geburtstag merke ich besonders den Unterschied zu damals, als der Gatte noch gesund oder zumindest etwas fitter war, denn er zelebrierte jeden meiner Geburtstage. Das kannte ich von zu Hause nicht, und daran musste ich mich erst gewöhnen.
Dass der Gatte keine Geschenke hat, trifft ihn mehr als mich, denn normalerweise sind wir beide nicht der Typ, der Geschenke an Daten festmacht. Aber früher bummelte er gerne durch die Geschäfte, fand immer etwas, womit er mir eine Freude machen konnte, und eine Woche vor Geburtstag oder Weihnachten waren Keller und sein Zimmer Sperrgebiet für mich. Bummeln kann er nicht mehr. Der Verlust der Freiheit, dahin zu gehen oder zu fahren, wohin er möchte, macht ihm sehr zu schaffen. Für jeden Weg muss er mich bitten oder ein Taxi nehmen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie schlimm das für ihn ist.
Wie immer gilt: Alles ist gut so, wie es ist.
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Der Blumenstrauß vom Ferienhausvermieter, der mit Genesungswünschen für den Gatten kam. Zur Vase schrieb ich hier mal was. |
Bis auf meinen einen Tag im Echtbüro hatte der Gatte jeden Tag einen Arzttermin, zu dem er Begleitung brauchte. Ich habe wie bei der Pflegeberatung vorgeschlagen den Fahrdienst kontaktiert, damit der Gatte auch mal alleine zu einem Termin kann, denn er braucht ja nur Begleitung zu Arztgesprächen, aber nicht zu Laborterminen. Es ist aber nach wie vor so, dass es einen Fahrdienst erst ab Pflegegrad 4 gibt. Keine Ahnung, warum uns die Pflegeberatung zur Nutzung des Fahrdienstes riet, denn eigentlich sollte sie so etwas wissen.
Hier gilt seit mittlerweile 273 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen.
Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.
Das OP-Datum des Gatten ist noch immer nicht sicher. Donnerstag sollte sie um eine Woche vorgezogen werden. Wir müssen abwarten. Erfreulicherweise gelang es, meine RVfit-Maßnahme zu verschieben. Der neue Termin kam binnen weniger Stunden. Meine Chefin organisierte ratzfatz eine Vertretung als Unterstützung für die Kollegin, die mich normalerweise vertritt, denn der neue Zeitraum ist nicht so glücklich. "Ich will unbedingt, dass du die Maßnahme machst", so die Chefin. Sie möchte außerdem, dass ich mich krankschreiben lasse, da ich total überlastet wäre. Momentan fehlt mir allerdings die Kraft, zum Arzt zu gehen. Für die Krankenhauszeit des Gatten habe ich Urlaub genommen, habe eh noch meinen ganzen Jahresurlaub. Ansonsten sehe ich ja selbst, dass ich überlastet bin, Symptome eines Burn Out zeige. Nur: Nützt ja nichts.
Ansonsten meldete sich mal wieder eine Kollegin mit Corona krank. Ich bin sehr froh, dass die Kolleginnen sind testen und zu Hause bleiben. Ich überlege, mich impfen zu lassen, das halbe Jahr seit der letzten Impfung ist vorbei. Ich wüsste allerdings nicht, wie ich den Termin unterbringen sollte.
Schwiegermutter geht es gut, Tante hoffentlich auch. Der Geburtstagsanruf von Schwiegermutter bestand größtenteils aus einem Monolog, wie schlimm es ist, dass wir sie an meinem Geburtstag nicht besuchen und wie doof ihr Geburtstagsgeschenk ist, das sie vom Gatten zum 90. Geburtstag bekam. Dass der Gatte ins Krankenhaus muss, hatte sie schon wieder vergessen. Narzissmus ist schon praktisch. Von der Ostsee-Tante kam ein herzerwärmender Brief.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.
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