Die Baustelle am Kapstadtweg 1 war das erste Gebäude, das wir am diesjährigen
Tag der offenen Tür in der City Nord besuchten. Zuerst waren wir unsicher, ob wir überhaupt richtig sind, denn es gab keine Hausnummer, und im Bauzaun war auch nur ein winziger Spalt.
|
Rohre. |
Zum Glück druckte ich mir noch den
Flyer für einen eigenständigen Rundgang durch die City Nord aus, mit dessen Hilfe wir dann das Haus zumindest identifizieren konnten. Den Eingang fanden wir immer noch nicht.
|
Kapstadtweg 1. |
Also einmal ums Gebäude laufen. Ergebnis: Noch immer kein Eingang. Sollten wir uns wirklich durch den Bauzaun quetschen? Immerhin steht da ein Schild, dass man sich beim Pförtner melden solle. Nur: Da ist kein Pförtner.
|
Kapstadtweg 1. Schlecht zu sehen: Die schwarzen Scheiben im unteren Fensterdrittel, die neben dem Stahlskelett mit zur Denkmalschutzwürdigkeit des Baus beitragen. |
Egal, rauf auf's Grundstück. Wird sich schon jemand melden, wenn wir hier nicht sein dürfen. Gilt die Haftung von Eltern für ihre Kinder beim Betreten einer Baustelle eigentlich auch, wenn die Kinder schon jenseits der 50 sind?
|
Der ehemalige Archivraum des Land- bzw. Sozialgerichts, die über 20 Jahre das Gebäude nutzten. |
Das Grundstück war menschenleer, aber im Galskasten im Erdgeschoss, der früheren Kantine, wie wir später erfahren sollten, entdecken wir Menschen. Nur: Wo geht's rein? Jemand aus der Gruppe sieht uns herumirren und deutet nach unten.
|
Ehemalige Zelle des Landgerichts. |
Also wieder die Treppe runter auf die Autoebene, und diesmal sehen wir tatsächlich eine Tür einen Spalt aufstehen. Ein Flur ist mit Baustrahlern ausgeleuchtet, es riecht nach Schimmel, Moder und Verfall. Und wohin nun?
|
Wandverkleidung aus Rio-Palisander im Eingangsbereich. Das Tropenholz würde heute kaum noch verarbeitet werden. |
Wir probieren die zahlreichen Türen, landen im Archivkeller und in den Arrestzellen, bis wir das Treppenhaus finden und zur Gruppe aufschließen können. Die mangelnde Beschilderung zog sich durch den ganzen Tag der offenen Tür nach dem Motto: "Ja, unsere Türen sind offen, aber wir sagen euch nicht, wo sie sind." Dass wir die Türen nicht fanden, wurde schnell ein Running Gag.
|
Rechts Rio-Palisander, gerade aus eine nachträglich gezogene Wand, die mit d-c-fix in passendem Farbton verkleidet wurde. |
Uns führte einer der am Umbau beteiligten Architekten. Ursprünglich wurde das Gebäude, 1966 als erstes in der City Nord fertiggestellt, für die Angestellten eines Unternehmens, das sich auf Verfahrenstechnik für die Zement-, Kohle, Aluminium-, Gips- und Schüttgutindustrie spezialisiert hatte, erbaut. Nach elf Jahren wurde allerdings die erste Abteilung an einen anderen Standort verlegt, wiederum elf Jahre später auch alle anderen.
|
Fahrstuhl. |
Schließlich zog erst das Landgericht ein, dann das Sozialgericht. Die Fassade blieb zwar erhalten, aber innen wurde vieles für die neue Nutzung umgebaut. So mussten im Keller beispielsweise Zellen eingerichtet werden, in denen die Beschuldigten bis zur Verhandlung verwahrt wurden.
Nach drei Jahren Leerstand wird das Gebäude nun zu einem Boarding House umgebaut. Der Architekt wünscht sich auch dauerhaftes Wohnen auf dem Areal und in der City Nord, aber das sei momentan noch nicht durchsetzbar.
Wir machten nach den Impressionen vom Umbau erstmal eine Pause, bevor's weiter zu DEA ging.
Ich wollte auch hin, hab's aber nicht geschafft. Deshalb: Danke für die Fotos! Patrick P.
AntwortenLöschen